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Löwe

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Literatur

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Löwe

«Das thrakische Bergland diesseits des Flusses Nestos, der durch das Gebiet von Abdera fliesst, hat unter anderen Tieren auch Löwen, die auch einst das Heer des Xerxes anfielen und die provianttragenden Kamele rissen.»

Pausanias, «Beschreibung Griechenlands» 6, 5, 4 (2. Jh. n. Chr.)

«Achilleus denkt wie der Löwe nur Wildes, der, gereizt von gewaltiger Kraft und trotziger Kühnheit, in die Herden der Sterblichen eindringt, um sich ein Mahl zu erbeuten.»

Homer, «Ilias» 24, 41–43 (spätes 8. Jh. v. Chr.)

Im Altertum war der Löwe in Nordafrika, Äthiopien, Kleinasien, im Nahen Osten, Arabien und Persien verbreitet. In Griechenland kam er bis in die Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. noch in den nördlichen Gegenden vor.

In der antiken Bildwelt verkörperte wohl kein anderes Tier die unberechenbare Bedrohlichkeit der Wildnis stärker als der Löwe. Kulturübergreifend standen Löwen als Sinnbild für die unbändige Kraft und die Gefährlichkeit der Natur (Abb. 14, 15, 16). Dies mag ganz vordergründig auf der Tatsache beruhen, dass sie aufgrund ihrer Raubtiernatur allen anderen Tieren überlegen waren und auch für den Menschen eine reale Gefahr darstellen konnten. Konnte das Raubtier allerdings von herausragenden Persönlichkeiten wie Helden oder Königen besiegt werden, so diente der Löwe als Metapher für deren aussergewöhnliche Fähigkeiten.

Sowohl in Ägypten als auch in Mesopotamien wurde die Macht des Löwen daher in erster Linie mit der Stärke des Herrschers verbunden, der als Einziger den Löwen bändigen konnte. Auch in Griechenland, Etrurien und Rom war der Löwe eine Metapher für Gefahr, aber auch für Kraft, Tapferkeit und Mut. Aufgrund dieser aussergewöhnlichen Fähigkeiten wurde seinem Bild oft eine übelabwehrende Funktion beigemessen.

Abb. 14 ▷

Die Schale entspringt dem Rachen eines Löwen.

Schale aus Steatit, 8. Jh. v. Chr., Syrien Leihgabe Bloch, Bern © Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig / Foto: Andreas F. Voegelin

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