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Ödipus und die Thebanische Sphinx
Ödipus und die Thebanische Sphinx
«Weiter vor liegt der Berg, aus welchem nach der Sage die Sphinx hervorbrach und ein Rätsel sang, allen zum Verderben, welche in ihre Gewalt kamen.»
Pausanias, «Beschreibung Griechenlands» 9, 26, 2 (2. Jh. n. Chr.)
«Es lautete aber das Rätsel [der Sphinx]: Es ist am Morgen vierfüssig, am Mittag zweifüssig, am Abend dreifüssig. Von allen Geschöpfen wechselt es allein mit der Zahl seiner Füsse; aber eben wenn es die meisten Füsse bewegt, sind Kraft und Schnelligkeit seiner Glieder ihm am geringsten.»
G. Schwab nach Apollodor, «Bibliothek» 3, 53 (2. Jh. v. Chr.)
Im 7. und 6. Jahrhundert v. Chr. erhielten die in der Mythologie erwähnten Mischwesen allmählich eine konkrete visuelle Identität. Während die Sphinx zunächst als anonymes Wesen die Tierfriese der korinthischen Keramik schmückte, wurde das Bild der «Löwenfrau» spätestens im 6. Jahrhundert v. Chr. mit der Sphinx aus dem thebanischen Sagenkreis in Verbindung gebracht. Dieses Ungeheuer belagerte die Stadt Theben und bedrohte die Reisenden (Abb. 67). Wer das von ihr gestellte berühmte Rätsel nicht lösen konnte, wurde erwürgt. Dem Königssohn Ödipus gelang es als Erstem, das Rätsel zu lösen. Die lediglich durch Ödipus’ Intellekt besiegte Sphinx stürzte sich daraufhin von ihrem Felsen in den Abgrund.
△ Abb. 67
Versammlung von Männern um eine auf einem Pfeiler kauernde Sphinx. Möglicherweise ist die Sphinx gemeint, die den Thebanern die berühmte Rätselfrage stellt.
Wassergefäss (Kalpis) aus gebranntem Ton, frühes 5. Jh. v. Chr., Athen | Inv. BS 411 © Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig / Foto: Andreas F. Voegelin