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Herakles im Kampf gegen weitere Ungeheuer

Herakles im Kampf gegen weitere Ungeheuer

«Als zweite Aufgabe aber trug Eurystheus ihm auf, die Lernäische Hydra zu töten. Diese war im Sumpf von Lerne aufgewachsen, kam in die Ebene heraus und machte sowohl das Weidevieh als auch das Land zuschanden.»

Apollodor, «Bibliothek» 2, 77 (2. Jh. v. Chr.)

«Als zwölfte Aufgabe wurde Herakles aufgetragen, den Kerberos aus dem Hades herbeizubringen. Es hatte dieser aber drei Köpfe von Hunden, den Schwanz eines Drachen, den Rücken herab hatte er Köpfe mannigfaltiger Schlangen.»

Apollodor, «Bibliothek» 2, 122 (2. Jh. v. Chr.)

Herakles gilt als der zivilisatorische Held schlechthin. Zahlreiche seiner Taten sind Metaphern für die von der Natur ausgehende Bedrohung menschlicher Errungenschaften. So zerstörten der Löwe von Nemea, der Erymanthische Eber (Abb. 59), die wilde Hirschkuh von Keryneia (Abb. 54) und der Stier von Kreta die Feldarbeit sowie die Herden der Bauern und beraubten sie so ihrer Nahrungsgrundlage. Die Stymphalischen Vögel waren eine direkte Bedrohung für die Menschen, und die vielköpfige Hydra gefährdete überdies die Verkehrswege und die Handelsverbindungen auf der Argolis (Abb. 60). In all diesen Episoden übernahm der Held folglich die Rolle des Kulturretters, indem er die vitalen Errungenschaften menschlicher Gemeinschaften, wie Ackerbau, Viehzucht, Verkehr und Handel, gegen die Bedrohung der wilden Natur verteidigte (Abb. 61). Dass gerade in der Zeit der frühen Polis-Kultur, also zwischen dem 8. und dem 7. Jahrhundert v. Chr., die Heraklestaten ein besonders beliebtes Motiv darstellten, mag kein Zufall gewesen sein. Es galt, die gemeinsame Lebensform und den gesellschaftlichen Rahmen der Polis durch Mythenbilder zu festigen.

△ Abb. 59

Herakles bringt seinem Auftraggeber Eurystheus, der aus Angst in einem Gefäss Zuflucht gefunden hat, den besiegten Eber vom Berg Erymanthos.

Trinkgefäss (Kylix) aus gebranntem Ton, spätes 6. Jh. v. Chr., Athen | Inv. BS 457 © Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig / Foto: Andreas F. Voegelin

Abb. 60 nächste Doppelseite links ▷

Herakles im Kampf gegen die Hydra von Lerna, eine vielköpfige Schlange

Salbölgefäss (Aryballos) aus gebranntem Ton, frühes 6. Jh. v. Chr., Korinth | Inv. BS 425 © Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig / Foto: Andreas F. Voegelin Abb. 61 nächste Doppelseite rechts ▷

Herakles führt im Beisein von Athena und Hermes den zweiköpfigen Höllenhund Kerberos weg.

Weingefäss (Amphora) aus gebranntem Ton, spätes 6. Jh. v. Chr., Athen | Inv. Kuhn 57 © Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig / Foto: Andreas F. Voegelin

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