2 minute read

Gorgo Medusa

Next Article
Literatur

Literatur

Gorgo Medusa

«Die Gorgonen aber hatten Köpfe, die mit Drachenschuppen umwunden waren, und grosse Zähne wie von Schweinen und eherne Hände und goldene Flügel, vermittels derer sie fliegen konnten. Diejenigen aber, die sie ansahen, machten sie zu Steinen.»

Apollodor, «Bibliothek» 2, 40–41 (2. Jh. v. Chr.)

«Jene (= Medusa) schändete, sagt man, der Herrscher des Meers in Minervas Tempel. Jupiters Tochter, die Ägis haltend vors keusche Antlitz, wandte sich ab, und damit das nicht unbestraft bleibe, hat sie die Haare der Gorgo in hässliche Schlangen verwandelt.»

Ovid, «Verwandlungen» 4, 798–801 (spätes 1. Jh. v. Chr.)

Die drei Gorgonen-Schwestern Medusa, Stheno und Euryale lebten auf einer Insel jenseits des Okeanos, am Rande der bekannten Welt. Als Töchter der Titanen Phorkys und Keto und als Enkelinnen der Gaia wurden die Gorgonen bereits von frühgriechischen Dichtern als Ungeheuer beschrieben. Eine zweite Version des Mythos berichtet jedoch, dass Medusa ursprünglich von betörender Schönheit gewesen sein soll. Sie wurde von der Göttin Athena in ein geflügeltes Ungeheuer verwandelt, nachdem Poseidon sich an ihr vergangen hatte. Seither erschien sie mit Schlangenhaaren, Eberzähnen, einer gebleckten Zunge, einer furchteinflössenden Fratze und einem grässlichen Blick (Abb. 40). Alle diejenigen, die sie ansahen, erstarrten zu Stein. Gerade dieser Aspekt fand in der Darstellung der Medusa seinen besonderen Niederschlag. In der griechischen Kunst fand nämlich vor allem das Haupt der Gorgo («Gorgoneion») mit ihrem furchteinflössenden Blick als übelabwehrendes Symbol auf Dächern, an Türen und Waffen Verwendung (Abb. 41). Während die frühesten Medusa-

Bilder des 7. Jahrhunderts v. Chr. den Schwerpunkt auf die gefährlichen, der Tierwelt entnommenen, schrecklichen Züge legten, durchlief ihre Ikonografie im Verlaufe des späten 6. und vor allem des 5. Jahrhunderts v. Chr. eine Art Vermenschlichung (Abb. 42). Späte Darstellungen der Gorgo Medusa zeigen sie als klassische Schönheit, deren ungeheuerliches Wesen lediglich durch Schlangenhaare evoziert wird.

Abb. 41 nächste Doppelseite links ▷▷

Die Gorgo Medusa mit Schlangenhaaren, Eberzähnen und hervortretenden Augen

Stirnziegel (Antefix) aus gebranntem Ton, frühes 5. Jh. v. Chr., Tarent | Inv. Lu 161 © Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig / Foto: Andreas F. Voegelin Abb. 40 ▷

Die geflügelte Gorgo Medusa mit Schlangenhaaren und Eberzähnen

Applike aus Bronze, spätes 6. Jh. v. Chr., Griechenland Leihgabe Dr. Barbara L. Begelsbacher © Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig / Foto: Andreas F. Voegelin

Abb. 42 nächste Doppelseite rechts ▷▷

Die Gorgo Medusa mit Schlangenhaaren

Medaillon mit Gorgoneion aus gebranntem Ton, 3.–2. Jh. v. Chr., Tarent | Inv. BS 328 © Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig / Foto: Ruedi Habegger

This article is from: