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Fleet Europe Summit 2022 im Zeichen des 25-Jahr-Jubiläums
from aFLEET 01/2023
Europas grösster Flottenevent feiert 25-Jahr-Jubiläum
25 Jahre nach der ersten Konferenz für internationales Flottenmanagement zog der Fleet Europe Summit am 16. und 17. November in der irischen Hauptstadt Dublin erneut mehr als 1000 Verantwortliche für Mobilität und Flotte an.
Text/Bilder: Thilo von Ulmenstein
Vor einem Vierteljahrhundert startete Nexus Communication in Belgien eine Konferenzreihe, die seitdem als führende Leitmesse die internationale FleetCommunity zum Austausch lockt, im Wechsel in unterschiedlichen Städten Europas. Die Jubiläumsveranstaltung fand in Dublin statt. Die zweitägige Veranstaltung verband wieder Information, Bildung, Networking und Wissensaustausch.
Während des Fleet Europe Summit hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, Best Practices mit ihren Kollegen auszutauschen, sich über die neuen Trends, die Bedürfnisse und die Anforderungen der Branche zu informieren und sich im Fleet-Europe-Dorf zu vernetzen. «Es ist immer wieder gut zu sehen, dass wir alle mit den gleichen Problemen kämpfen», erklärt eine Teilnehmerin.
Drei Themenkomplexe im Fokus
Im Fokus des zweiten Tages (Tag 1 war dem Remarketing gewidmet) standen drei Themenkomplexe: die Lieferprobleme bei Neufahrzeugen und das Marktverhalten der Fahrzeughersteller, Massnahmen zur Entwicklung einer nachhaltigen Fahrzeugflotte sowie Riskmanagement und Fahrersicherheit.
Die Turbulenzen im Kontext des Marktverhaltens der Fahrzeughersteller sind das am intensivsten diskutierte Problem. Die fünf CEOs von ALD, Arval, LeasePlan, Alphabet und Athlon hatten dieses Thema entsprechend oben auf ihrer Agenda. «Frustration» war das Schlüsselwort bei dieser Panel-Diskussion. Frustration aufseiten der Leasinggesellschaften, aber vor allem aufseiten der Flottenmanager.
Lange Lieferzeiten sorgen für Frust
Für Frust bei den Flottenverantwortlichen sorgen die langen Lieferzeiten der europäischen Fahrzeughersteller sowie deren Fokussierung auf die Privatkunden. Dieses
Gastbeitrag von Thilo von Ulmenstein, Managing Partner fleetcompetence europe GmbH.
Marktverhalten führt dazu, dass Betroffene begonnen haben, das Portfolio der Fahrzeugmarken über die heimischen Anbieter hinaus zu öffnen. Diese Entwicklung öffnet aktuell den Markt für Flotten für neue Anbieter ausserhalb Europas. Es wird interessant sein, zu beobachten, ob sie sich dadurch dauerhaft ihren Platz in den Carpolicies der europäischen Unternehmen erkämpfen.
Der Auftragsüberhang bei den Leasinggesellschaften führt – zur Freude dieser Unternehmen – zu hohen Gebrauchtwagenpreisen und damit zu erfreulichen Bilanzberichten. Die Teilnehmer der Diskussion erwarteten keine starke Veränderung für Verbrennerfahrzeuge durch das starke Wachstum der E-Fahrzeuge. Gebrauchte Verbrenner werden weiter ihre Abnehmer finden – nur in anderen Märkten als bisher.
Chance für Einführung von E-Fahrzeugen
Die Elektrifizierung der Flotten stand auch beim nächsten Schwerpunktthema im Mittelpunkt: der Nachhaltigkeit. Die kürzeren Lieferzeiten der Elektrofahrzeuge (diese werden von den Herstellern aktuell priorisiert, um die EU-Flottengrenzwerte für CO2 zu erfüllen) böten dabei eine gute Möglichkeit, den Anteil dieser emissionsfreien Fahrzeuge in den Flotten signifikant zu erhöhen.
Leider wird dies durch die Hersteller behindert. Diese führen Preiserhöhungen in immer kürzeren Frequenzen durch, sodass die Einbettung der Fahrzeuge in die Carpolicy morgen schon obsolet sein kann, da das Modell nicht mehr in das Budget passt.
Hohe Versicherungsprämien fördern Einsatz von Telematik
Der dritte Themenschwerpunkt war «Versicherung und Fahrersicherheit». Dazu präsentierten sich diverse Anbieter von Telematiklösungen, mit deren Systemen unter anderem Fahrsituationen mit einer Kamera aufgezeichnet werden und dann zum Coaching in Bezug auf erhöhte Fahrsicherheit genutzt werden.
Das Thema gewinnt an Bedeutung, da die Versicherungsprämien für Flotten nach oben deuten und daher das Vermeiden von Unfällen – neben der Verantwortung für die eigenen Fahrer – auch einen positiven Kosteneffekt hat. Dies betonten auch die Vertreter von AXA und Zurich, die mit Vorträgen und Diskussionen in Dublin präsent waren.
Zwei Awards für die Schweiz
Am Abend folgte traditionell die Verleihung der Fleet Europe Awards 2022 an die internationalen Flotten- und Mobilitätsmanager. Mit Schindler (Guillaume de Subercasaux wurde «Global Fleet Manager of the Year») und Selecta (Eddy Scheerlinck wurde «European Connected Fleets Manager of the Year») standen gleich zwei Unternehmen aus der Schweiz auf der Gewinnerliste.
Zum Schluss gab es viel Applaus für Caroline Thonnon und Thierry Degives, die vor 25 Jahren die Idee dieses einzigartigen Events für die Fleet & Mobility Community als Netzwerkplattform und Ideenschmiede entworfen und seitdem konsequent weiterentwickelt haben.
So denken die deutschen Flottenverantwortlichen
Die Studie «Game Changer» von Ford Pro Deutschland ging bei unseren nördlichen Nachbarn der Frage nach, was die Flottenverantwortlichen zu den Themen Elektromobilität und Telematik denken und wie weit ihre Flotten diesbezüglich sind. Text: Rafael Künzle
Die Online-Umfrage unter rund 250 Entscheidern in Unternehmen, die einen eigenen Fuhrpark besitzen, zeigt: Die Mehrheit der Unternehmen will in den nächsten Jahren E-Fahrzeuge anschaffen, gut ein Drittel sogar innerhalb der kommenden 24 Monate. Auch das Thema Telematikdienste findet zunehmend das Interesse der Fuhrparkentscheider. 40 % der Befragten gaben an, dass die positiven Umwelt- und Nachhaltigkeitseigenschaften für sie zu den zwei wesentlichsten Argumenten für einen E-Firmenwagen zählen. Knapp ein Viertel (24 %) nannten geringere Betriebs- und Unterhaltskosten. Stand August 2022 hatten 14 % der Firmenwagen einen alternativen Antrieb, bei 6 % war er bereits vollelektrisch. In jedem vierten Fuhrpark fuhren mehr als 10 % der Autos lokal emissionsfrei.
Worauf die Skepsis basiert
Noch immer sprechen sich 27 % der Befragten gegen elektrifizierte Firmenwagen aus. Worauf basiert diese skeptische Grundeinstellung, die auch vom hohen Preisniveau und der noch eingeschränkten Modellauswahl sowie langen Bestell- und Lieferfristen genährt wird? Mehr als jeder zweite Befragte (53 %) führt die geringe Reichweite von Elektrofahrzeugen als Hindernis an, 22 % beklagen eine nach wie vor fehlende oder lückenhafte öffentliche Ladeinfrastruktur. Andere (12 %) begründen ihre Zurückhaltung mit fehlenden Langzeiterfahrungen mit EAutos. 40 % zweifeln an der Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit der lokal abgasfreien Antriebstechnologie.
Wo die E-Fahrzeuge geladen werden
Unternehmen, für die Elektromobilität bereits zur Realität gehört, zeigen sich bei der Bereitstellung einer eigenen Ladeinfrastruktur fortschrittlich: Rund 61 % der E-Auto-Fahrer können auf dem Betriebsgelände ihres Arbeitgebers laden. 30 % der Nutzer schliessen das Fahrzeug aber auch an die heimische Wallbox an. Weitere 29 % «tanken» an einem frei zugänglichen Ladepunkt. Dabei vertritt mehr als die Hälfte der befragten Fuhrparkverantwortlichen (56 %) die Meinung: Der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur kommt nur schleppend voran.
Dort, wo Firmenwagennutzer ihr Elektromobil an der eigene Wallbox laden, stellt sich aber auch die Frage nach den Installationskosten. Die Antwort: 44 % der grösseren Unternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten zeigen sich bereit, Dienstwagenfahrer bei der Einrichtung einer privaten Lademöglichkeit zu Hause (Wallbox) zu unterstützen. Bei kleinen Firmen mit bis zu fünf Mitarbeitern erreicht dieser Wert lediglich 28 %.
Weniger als ein Drittel setzt Telematik ein
Aktuell nutzen 27 % der Befragten TelematikDienstleistungen für ihre Flottenfahrzeuge. Zugleich gaben aber auch 29 % an, dass sich diese Services bei der Anzahl der eigenen Firmenwagen nicht lohnen. 19 % fürchten anfallende Kosten und 17 % die Vorbehalte der Belegschaft beziehungsweise des Betriebsrats hinsichtlich des Datenschutzes. Jeweils 15 % sehen keine Vorteile oder schrecken vor der vermeintlichen Komplexität der Technologie zurück.
Werkseitig eingebaute Systeme kommen an
Nahezu drei von vier Fuhrparks (73 %) finden werkseitig eingebaute Telematiklösungen jedoch interessant. Viele ziehen auch eine Kombination mit Aftermarket-Angeboten in Betracht. Diese Gruppe legt auf die Echtzeitverfolgung der Fahrzeuge besonderen Wert. Dies gaben 38 % der Befragten an, während gut ein Viertel die Einhaltung von Vorschriften und Auflagen im Blick hat. 15 % erhoffen sich eine verbesserte Ausnutzung und eine höhere Effizienz der Firmenwagen.
Flottenmanager treibt jedoch die Sorge um: Ist die Nutzung der Telematik-Daten rechtskonform? In vielen Unternehmen sperren sich zudem Betriebsräte gegen die Aufzeichnung und die Speicherung von Standort- und Fahrdaten gerade von Dienstwagen, da diese oft auch privat genutzt werden.