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GTI darf jetzt von gestern sein

Und tschüss!

Die neue Sportlichkeit trägt bei VW nun ein X anstelle eines I. Mit 299 Pferden ist so oder so für genügend Nachdruck gesorgt.

Text: Roland Scharf, Fotos: Robert May

Einerseits ist der Begriff GTX bei VW alles andere als eine Neuheit. Vor gut 30 Jahren trugen die besonders heißen Jettas und Sciroccos schon diesen Beinamen, was aber längst in Vergessenheit geraten ist. Nun aber ist dieses Kürzel den Stromern vorbehalten. Und da es sich wie im Fall des ID.4 um einen Allradler (ein Motor vorn, einer hinten) handelt, passt das X im Namen ja durchaus gut. Und tschüss, GTI, also?

leiser Knaller Klare Antwort: Jein. Wir reden hier ja nicht von einem pubertierenden Kompaktwagen mit viel zu viel Leistung. Womit wir es zu tun haben, ist eher das krasse Gegenteil dessen: Der riesige Elektrobaukasten des Konzerns zeigt sich hier in großer Ausbaustufe mit zwei Motoren (Grundmodelle haben den Antrieb nur im Heck) und großem Akku mit 77 kWh. Die Karosserie ist die Kompakt-SUV-Version, wobei sich hier natürlich die Frage aufdrängt, ob ein ID.3 GTX nicht mehr ein Knaller gewesen wäre, ganz im Sinne der alten Zeiten wegen. Ja, schon. Aufgrund der größeren Beliebtheit des ID.4 ergibt das gewählte

Vorgehen aber durchaus einen Sinn. Praktikabilität trifft auf Leistung, Vernunft auf Dynamik, ein durchaus bewährtes Konzept – und der Ur-Idee des GTI-Gedankens auch nicht ganz abwegig. Und in diesem Punkt kann man dem ID.4 nichts vorwerfen. Alles, worauf es ankommt, bringt man unter. Die erste Reihe bietet viel Bewegungsfreiheit und hervorragende Sitze, hinten kann man ebenso feudal reisen, auch wenn man sich zu den Großgewachsenen zählt.

Und beim Kofferraum mag es andere geben, die in dieser Klasse mehr Raum bieten. Aber zu sagen, man würde nicht all das unterbringen, was man so tagtäglich durch die Gegend karrt, wäre schlicht eine Übertreibung. Der ID.4 bietet von nichts zu viel. Aber auch von nichts zu wenig. Natürlich fällt einem da unweigerlich das Bedienungssystem mit seinen Touch-Flächen und dem weitgehend knopflosen Interieur ein. Man muss jedoch hinzufügen,

Das X im Namen steht beim iD.4 gtX folgerichtig für Allradantrieb

dass das ganze mittlerweile wesentlich stabiler und schneller arbeitet also noch bei den ersten ID.3 vor mehr als einem Jahr. Hier hat VW also spürbar nachgebessert.

gereifte leistung Zudem darf man sich hier keinen jungen Wilden erwarten, der vor lauter Kraft nicht geradeaus fahren kann. Alles läuft sehr gesittet ab. Der ID.4 bleibt seinem frommen Charakter treu, wirkt nie aufdringlich oder aggressiv. Man muss es also schon wissen wollen, um zu erkennen, welch Potenzial in ihm schlummert. Mit dem entsprechenden Fahrprogramm geht’s dann natürlich hurtig vorwärts, wobei auch da in typischer VW-Manier nie übertrieben wird. Die Leistung wirkt stets vertret- und gut einsetzbar, von übertriebener Power nicht die Spur. Keine Scheu also, weiterhin GTX beschränkt sich alle fünf Sitzplätze auf jene Aspekte, die in zu benützen! der heutigen Zeit noch Auch die Federung zeigt sich sportlich sein dürfen.“ kompromissbereit und nachgiebig. GTX beschränkt sich also wirklich auf jene Aspekte, die in der heutigen Zeit noch ein wenig sportlich sein dürfen. Bleibt die Frage, ob es der normale ID.4 nicht auch tun würde. Ja, natürlich. Aber das gewisse Extra ist einfach zu reizvoll, zumal es gerade bei einem so braven Modell Spaß macht, einmal etwas über die Stränge zu schlagen. Was es einem etwas leichter macht: Nur 7.000 Euro verrechnet VW zusätzlich zum heckgetriebenen ID.4 Pro Performance mit 204 PS Leistung. •

VW ID.4 GTX – im Test

Leistung | Drehmoment 299 PS (220 kW) | 460 Nm 0–100 km/h | Vmax 6,2 s. | 180 km/h Getriebe | Antrieb 1-Gang aut. | Allrad Reichweite (max.) | Batterie 479 km (WLTP) | 77 kWh Ø-Verbrauch 18,3 kWh/100 km (WLTP) Ladedauer AC | DC ca. 7,5 h1 | ca. 38 min (80 %)2 Kofferraum | Zuladung 543–1.575 l | 526 kg Garantie Fahrzeug | Batterie 2 Jahre/160.000 Kilometer

Basispreis | NoVA 55.690 (inkl.) | 0 %

Das gefällt uns: die sanfte Performance Das vermissen wir: etwas weniger Unterkühltheit Die Alternativen: Kia EV6 Das Blau am Armaturenbrett ist geschmacksache, die tollen Sitze hingegen sensationell; infotainment läuft viel stabiler; platz ist ausreichend vorhanden

1 11 kW 3-phasig; 2 125 kW von 10 auf 80 % Werksangaben

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