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Benchmarks: Interview Dagmar Zinner (Honda
Honda hat sich heuer in zahlreichen Benchmarks an die Spitze aller Hersteller gesetzt – etwa auch bei der Liefertreue. Wie gelingt das bei einer Produktion, die so weit entfernt stattfindet, in Zeiten, in denen die Globalisierung schon fast totgesagt wird? Dagmar Zinner: Tatsächlich werden derzeit alle in Österreich verkauften Honda-Fahrzeuge in Japan gefertigt und wie Sie sagen, ist das ein aktuell sehr schwieriges Thema. Auch bei uns ist die Lage angespannt, und ich glaube, dass uns diese Anspannung noch weiter begleiten wird. Aber wir versuchen, Termine, die wir mit Händlern und Kunden vereinbaren, so exakt wie möglich zu definieren, sodass wir sie dann auch einhalten können. Was es bei uns nicht gibt, ist, dass wir unrealistische Liefertermine ankündigen, nur um ein Geschäft abzuschließen. Wir stellen die Fristen eher konservativ dar, dafür können wir sie weitestgehend einhalten.
Was ebenfalls auffällt, ist die hohe Bewertung bei der Profitabilität des GW-Geschäfts – gleichzeitig wird das Fehlen einer eigenen GW-Börse bemängelt. Zinner: Wir sind dabei, eine solche Gebrauchtwagenbörse zu implementieren, das wissen die Händler auch bereits. Das Gebrauchtwagengeschäft wird sicherlich von der hohen Qualität der Fahrzeuge mit positiv beeinflusst, das ist ein wichtiger Faktor.
Im Basiskriterium „Qualität der Fahrzeuge“ ist Honda heuer wie im Vorjahr die Nummer eins – diesmal gemeinsam mit Mitsubishi. Zinner: Diesen Punkt können wir uns als Importeur natürlich nicht auf die Fahnen heften und auch lokal nicht beeinflussen. Wir nutzen die Qualität für eine lokal gesetzte Aktion, nämlich das Honda Premium Quality Paket, bei dem wir – ohne externen Garantie-Partner wohlgemerkt – einen für Kunden kostenlosen 5-Jahre-Treuebonus an die Garantie dranhängen. Das hilft natürlich auch den Händlern beim Verkauf. Zinner: Ganz generell sind Ziele, die wir Händlern setzen, ein Motivationsinstrument. Damit sie als solche funktionieren, müssen sie realistisch und erreichbar sein. In der jüngeren Vergangenheit haben sich natürlich oft die Gegebenheiten so stark verändert, dass die Erreichbarkeit plötzlich nicht mehr gegeben war, da haben wir dann auch nachgebessert – das gilt für den Aftermarket wie für den Neuwagenverkauf. Bei der Garantie- und Gewährleistungsabwicklung versuchen wir im Rahmen der Möglichkeit, möglichst einfach und benutzerfreundlich zu kommunizieren. Hier ist rasches Feedback an das Autohaus besonders wichtig.
Was innovative Antriebe anbetrifft, schneiden Sie bei den kleinen Marken am besten ab, auch bei den Ausstattungen sind die Händler zufrieden. Wie entwickelt sich die Modellpalette diesbezüglich? Zinner: In puncto Assistenzsysteme bieten wir schon in der Basis vieles, die Fahrzeuge sind zum Teil beinahe überkomplett ausgestattet. Bei den Antrieben sind wir so weit, dass alle Volumenmodelle elektrifiziert sind, wobei bei uns im Vordergrund die Vollhybrid-Technologie steht. In diesem Punkt sind wir einigen Anbietern voraus, und wir blicken zuversichtlich auf ein sehr starkes Modelljahr 2023: Mit dem ZR-V kommt ein interessantes SUV im C-Segment, ein neues vollelektrisches SUV im B-Segment ist ebenfalls bereits angekündigt. Die nächste Generation des CR-V kommt ebenfalls 2023 und erhält erstmals eine Plug-inHybrid-Variante.
Wie sehr freut es Sie, dass Honda auch beim Beziehungskriterium „Partnerschaftliche Zusammenarbeit“ die Benchmark stellt? Zinner: Kooperation auf Augenhöhe ist für uns sehr wichtig. Kundenzufriedenheit steht bei uns an vorderster Stelle, und der Händler ist für uns der erste Kunde. So agieren wir als Team insgesamt und
Dagmar Zinner mit Mag. Bernhard Katzinger und Stefan Binder (AUTO & Wirtschaft)
Audits sind bei Händlern mancher Marken ein recht unbeliebtes Thema. Hier macht Honda anscheinend vieles richtig – was denn genau? Zinner: Wir halten es einfach und unkompliziert: Wir arbeiten mit einem Online-Tool, das für den Händler geringen Zeitaufwand bedeutet. Direkte Audits finden eher selten statt und werden über einen externen Anbieter abgewickelt – was dann auch mit keinen Kosten für den Händler verbunden ist.
„Auch für uns ist die Liefersituation angespannt. Aber wir kalkulieren Liefertermine sehr realistisch, sodass wir sie auch einhalten können.“
Dagmar Zinner, Country Head Honda Austria
Im After-Sales-Bereich beurteilen Honda-Händler ihren Importeur vor allem bei den Margen und Boni für Teile als auch bei der Abwicklung von Garantie und Gewährleistung sehr positiv – warum? auch im Management. Der Außendienst ist erster Ansprechpartner für den Händler und hat auch die Kompetenz, vor Ort gemeinsam Entscheidungen zu treffen. Ich freue mich, dass das die Händler auch schätzen. •