
3 minute read
INSTA, TIKTOK & CO: WO SICH ONLINE LOHNT
Lohnt sich die Investition in Online-Aktivitäten?
Das Einkaufserlebnis und der persönliche Kontakt sind nach wie vor wichtige Kriterien, die unsere Branche von m Handel und Diskontern klar abheben. Diese Sympathie gilt es auch im Social Web zu transportieren, weiß Dr. Alfred Fiedler von der afp werbeagentur.
Advertisement
BackSzene (BS): Nach wie vor herrscht bei vielen Betrieben noch Unsicherheit im Hinblick auf den Schritt in die „Onlinewelt“. Wie schätzen Sie, als langjähriger Branchenexperte, die Chancen und Risiken ein?
Alfred Fiedler (AF): Seit über 20 Jahren beschäftige ich mit dem Thema. Eine oft gestellte Frage war: „Glauben Sie wirklich, dass sich das Internet als Kommunikationskanal für Unternehmen durchsetzen wird?“ Oder Aussagen wie: „Maßhemden kann man nicht über das Internet verkaufen!“ Doch, es geht, wir haben für www.hemdenmacher. at bereits 2004 den Staatspreis dafür erhalten. Nun zu Ihrer Frage: Wer heute die Online-Kanäle noch nicht nützt, lässt viele Chancen liegen, Bekanntheit, Sympathie und Kompetenz für sein Unternehmen
INSTA, TIKTOK & CO

aufzubauen. Unternehmen, die im Netz präsent sind, haben eindeutig Wettbewerbsvorteile, denn die „Informationsansaugquelle“ Nummer Eins ist das Internet! Man sucht ein Hotel, eine Reiseverbindung, ein Geburtstagsgeschenk, einen Caterer, eine Hochzeitstorte, egal was, man googelt es. Laut Statista.com wird Facebook in Österreich von 3,9 Millionen Menschen (44 %) aktiv genutzt. In Österreich hat Instagram mit 2,4 Millionen Usern im Jahr 2019 seine Reichweite innerhalb von nur zwei Jahren mehr als verdoppelt und sich als führendes soziales Netzwerk hinter YouTube und Facebook etabliert. Wer nicht im Netz präsent ist, überlässt das Spielfeld den Mitbewerbern, im Regelfall sind das die großen Ketten und Marken, allen voran die internationalen Online-Anbieter, die zu „Feindbildern“ stigmatisiert werden. Keiner stellt sich selbstkritisch die Frage: „Haben wir da etwas verschlafen?“ Ich erinnere mich noch gut an die Aussagen: „Wer kauft schon ein Buch im Internet oder wer schaut sich schon ein Video im Internet an? Ja, wer?“ Es sind Konsumenten wie du und ich, die im Netz flanieren und nur auf jene Unternehmen und Produkte aufmerksam werden können, die auch im Internet vertreten sind. Daher: Je professioneller, je stärker ein Unternehmen im Internet Flagge zeigt, umso besser! Ein konsequent betriebener Online-Auftritt beflügelt das stationäre Geschäft.
BS: Online-Shops werden in unserer Branche immer mehr zum Thema. Wie stehen Sie dazu?
AF: Die Königsdisziplin ist natürlich der eigene Online-Shop – diese Geschäftsmodelle haben gerade in Coronazeiten einen wahren Höhen-
Dr.Alfred Fiedler Geschäftsführer afp werbeagentur

flug erlebt. Mit einem Online-Shop sprengt man die regionalen Grenzen des stationären Handels und gewinnt eine weitere Einnahmequelle dazu. Dieser setzt aber versandfähige Produkte voraus und erfordert eine zusätzliche Logistikleistung. Bestellung, Bezahlung, Verpackung, Versand sowie Retourenbehandlung müssen stimmig abgewickelt werden. Das Online-Geschäft ist auf jeden Fall ein Thema, dem sich auch kleinere Handwerksunternehmen nicht verschließen dürfen.
BS: TikTok, Snapchat, Instagram, Facebook – viele von uns verlieren im Dschungel an Online-Möglichkeiten den Durchblick. Welche Kanäle empfehlen Sie unserer Branche?
AF: Es geht weniger um die Kanäle, die bespielt werden sollen, sondern um die Inhalte! Für was steht das Unternehmen? Was macht den Betrieb so einzigartig? Wodurch hebt es sich vom Mitbewerb ab? Ist es die Produktqualität, der Geschmack, die Kreation, das Design oder das Service, die gute Erreichbarkeit oder die besonders freundlichen Mitarbeiter? Aufbauend auf dieser (ehrlichen) Selbstreflexion müssen Kommunikationsstrategien entwickelt und Inhalte kreiert werden, die für die Konsumenten relevant, aktuell und auch interessant sind. Ja, und noch etwas, es ist besser, weniger Kanäle gut aufbereitet zu bespielen, als gar nicht präsent zu sein.
BS: Zusammengefasst, für Sie überwiegen bei der Online-Nutzung die Chancen gegenüber den Risiken.
AF: Selbstverständlich. Denn worin liegt denn das Risiko? Möglicherweise in einer negativen Reaktion auf einen Artikel, in einer lautstarken geäußerten Unzufriedenheit über das
Unternehmen, oder? Diese Äußemrungen finden jedoch mit oder ohne eigenen Internetauftritt statt. Sofern diese Äußerungen nicht aus der Luft gegriffen und vollkommen überzogen, beziehungsweise bösartig sind, sollte man diese auch als kostenlose Marktforschung dankend als Geschenk entgegennehmen. Gerade die Verbindung zwischen den in der Region verankerten Unternehmen und der digitalen Welt macht den besonderen Charme aus. Der Konsument weiß, wer sich hinter dem Online-Auftritt verbirgt, sozusagen ein „Unternehmer zum Angreifen“ – ein riesengroßer Vorteil gegenüber den internationalen Online-Giganten. Die virtuelle Kommunikation wird wichtiger, keine Frage, wird aber das persönliche Gespräch, das Erlebnis im stationären Geschäft nie ersetzen können! Ich möchte Erich Kästners Zitat „es gibt nichts Gutes außer man tut es“ ergänzen. Es ist nie zu spät, das Internet mit einem professionellen Homepage-Auftritt und einer durchdachten Social-Media Strategie zu erobern!