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Nachtleben | BuCK – Bar und Club Kommission

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Wintermix

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Die Bar und Club Kommission Bern Für eine Bundesstadt, die Stadt sein will

Die Bar und Club Kommission Bern ist der Zusammenschluss der Nachtlebenlokale im Kanton Bern – einer Branche, die im Verlauf der Krise extrem im Fokus der Öffentlichkeit steht. Zu Recht? Eine Spurensuche.

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Text Max Reichen, Präsident BuCK, Fotos Bern.com

Die Hiobsbotschaft kam am 28. Oktober 2020. Bundesrat Alain Berset trat vor die Medien und verkündete: Veranstaltungen ab 1000 Personen sind ab sofort verboten. Die Verwirrung war gross, sollte doch am selben Abend die Berner Fasnacht stattfinden. Aber auch bei den Veranstaltenden waren viele Fragen offen – und niemand hatte eine Antwort, weder die Stadt, der Regierungsstatthalter noch der Kanton.

Betreffend Fasnacht war Mitte Nachmittag klar: Es gibt keine Fasnacht – auf Wiedersehen im nächsten Jahr. Bei den Bars und Clubs verging seither keine Woche ohne Unklarheiten, ohne Unsicherheit und ohne existenzielle Ängste.

Die Zeit über den Sommer war geprägt von tiefen Zahlen und viel Freiheiten – vor allem im Aussenraum. Die Italianità kam nach Bern, und Bern lernte, dass Italien auch in Bern geht. Rom machte ein Gastspiel in der Rathausgasse, und der Münstergasse fehlten nur die Navigli von Mailand. Der Winter ist da, die Situation ist nach wie vor angespannt. Vor vielen Betrieben stehen Zelte, und die Decke gehört zum Alltag in der Beiz dazu. Bars und Clubs gibts bis auf Weiteres keine mehr – die Situation ist ernst.

Bei allem Ernst der Situation, die Coronakrise wird irgendwann einmal vorbei sein, das Leben wird wieder in die gewohnten Bahnen gelenkt. Wir werden wieder gemeinsam durch die Bars der Rathausgasse ziehen können, gemeinsam tanzen können, gemeinsam erleben können.

Doch wie sieht das aus? Wie sollte das aussehen? Wir als BuCK stehen für eine Bundesstadt, die Stadt sein will. Eine Bundesstadt, die ein angemessenes Nachtleben hat – Bern wird aber nie Berlin sein. Wir stehen für ein urbanes, innovatives und unangepasstes Bern. Ein Bern, an dem man sich reiben kann. Ein Bern, das Lust auf mehr macht. Ein Bern, das selbstbewusst sagt: Lieber in Bärn!

Für eine lebendige Stadt gibt es kein Patentrezept, es ist und bleibt ein Prozess. Wenn wir für die nächste Generation eine lebendige Stadt erhalten und erbauen wollen, haben wir viel Arbeit vor uns. Es braucht einen neuen Umgang mit Urbanität, es braucht innovative und mutige Planer, Architektinnen und Betreiberinnen. Es braucht Toleranz und Rücksicht von den Betrieben, aber auch von den Anwohnenden. Es braucht neue Rezepte, sonst ist das Un- ternehmen zum Scheitern verurteilt.

«Wir werden wieder gemeinsam durch die Bars ziehen, tanzen können, gemeinsam erleben können.»

Ein schöner Nebeneffekt der Coronakrise war, dass plötzlich viel Neues möglich war. Neue Rezepte konnten ausprobiert werden, im öffentlichen Raum konnte man Dinge tun, die bis anhin undenkbar gewesen waren. Man konnte mehr Fläche beanspruchen, man konnte plötzlich bei Regen in den Lauben sitzen, Bern gleich Mailand oder Rom.

Diese Bereicherung muss unbedingt auch nach Corona beibehalten werden. Bern war kaum zu wiederzuerkennen! Dabei haben die Gastronomen genau das geschafft, woran viele davor gescheitert waren: Die Leute strömten wieder in Scharen in die Innenstadt.

Wie geht die Geschichte aus? Ein Blick in die Zukunft zeigt dunkle Wolken am Horizont – Bern steht vor einer Herausforderung sondergleichen. Nach der Coronakrise gilt es, die Nachtlebengastronomie zu stützen, den Gästen das Vertrauen in die Nachtlebenkultur zurückzugeben.

Auch nach der Krise müssen unsere Betriebe endlich ernst genommen werden. Die Stadt nach acht ist ein komplexes Ökosystem, jeder Betrieb, jede Bar und jeder Club trägt zum grossen Ganzen bei. Kleine Betriebe und grosse Betriebe bedingen einander, egal ob Restaurants, Bars, Clubs oder Konzertlokale.

www.buck-bern.ch

Die BucK-Mitglieder

3 Eidgenossen / 3×5 Martini Time / 5etage / Abflug bar / Adrianos / Bar Venezia / bee-flat im PROGR Benteli’s / Bierhübeli / Brasserie Lorraine Burgunder Bar / Café Kairo / Café Parterre / City Pub / Club Düdü / Dachstock / Das Lehrerzimmer Delinat-Weinbar Bern / Die Taube / Downtown Club & Bar / Einspruch / Einstein Kaffee / Elch Club Switzerland / Foyer International, Dampfzentrale Bern / Gaskessel Bern / GOAL Graffitti / Grosse Halle / Heitere Fahne / IL DELFINO ISC Club / Kapitel / kreissaal / Les Amis / Löscher Lötschberg / Mahogany Hall / McCarthy’s / musigbistrot / o bolles / Old City Irish Pub / ONO Das Kulurlokal / Ontap / Piazza Bar Bern / Platzhirsch Propeller Bar & Club / Pyri / Restaurant Sous Le Pont / Sattler / Serini / Taxibar / Turnhalle / Volver ZOOBAR / Zum Kuckuck

Covtr.app – die Berner Erfassungslösung

Die Coronakrise war bis jetzt geprägt von Kurzfristigkeit – der Kanton informierte am ersten Tag weniger als drei Stunden vor den ersten Türöffnungen, dass neu eine Gästeerfassungspflicht gilt. Die Veranstalter und Veranstalterinnen reagierten schnell und organisierten die Erfassung, aber es war schnell klar, dass das auf Dauer nicht gutgehen konnte. Eine digitale Lösung musste her. Am ersten März war es so weit, die erste Version war online – immerhin für drei Tage. Danach war das Contact-Tracing des Kantons überfordert, und die Gästelisten verschwanden wieder. So war die Berner Lösung wohl schweizweit die erste (aber definitiv nicht die letzte) Erfassungslösung – die Zukunft wird zeigen, in welche Richtung es noch geht.

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