STADTSICHT 4/2020

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AUSSICHTEN

NASTY QUESTIONS

Infrastruktur negiert und warum werden Wirtschaftsinforma­ tionen aus erster Hand aus China nicht in die Diskussion aufgenommen?

Wer sich auf die Zukunft vorbereiten will, stellt sich jenen heiklen Fragen, denen man in der Regel lieber ausweichen möchte, als sie zu beantworten. Unsere nicht abgeschlossene Liste der Nasty Questions: Falls mal wieder von Heimlieferdiensten per Post und grossen Zunahmen gesprochen wird: Ist es allen Beteiligten inklusive Konsumenten klar, dass die Schweizerische Post auf Transporte von 300 000 bis 400 000 Paketen pro Tag in der Schweiz ausgelegt ist, jetzt aber Nachfrage für gut und gerne 800 000 Pakete besteht? Was heisst das für eine Stadtregion wie Luzern? Ist mit akuter Verstopfungsgefahr durch Kurierdienste zu rechnen? Kann es sein, dass die Mobilitätszahlen zwar im Lockdown dank abnehmendem Individualverkehr gesunken sind, aber der gewerbliche Verkehr wegen der Heimlieferungen gerade explodiert? Ist es also möglich, dass wir mitten in der Feier zur Abnahme des Individualverkehrs von der frechen Botschaft ereilt werden, dass der Gesamtverkehr auf der Seebrücke doch wieder zunimmt?

Ist es möglich, dass wir mit viel schwierigeren Fragen konfrontiert sind, nämlich damit: Wie lassen sich schon nächstes Jahr Mittelklassewagen und kleine Vans, die nur schwer vom normalen Verkehr zu separieren sind, kanalisieren? Wie organisieren wir die in die Stadt reinkurvende Flotte von Mini-Vans, mit denen künftig Touristengruppen aus Asien und Amerika Luzern anfahren werden? Wie um Himmels Willen kann eine Mehrheit von städtischen Politikerinnen und Politikern mitten in einer Zeit, in der die Stadt darniederliegt, ein mehr als willkommenes Geschäftsangebot zum Neustart – das WEF vom 18. bis 21. Mai – diskreditieren und mit altbackenen Behauptungen ablehnen? Warum hat man sich trotzdem an diese rituellen Spiele und Positionsbezüge in der Politik gewöhnt – so dass sie nur noch langweilen? Warum fällt es den Realisten in dieser Stadtregion und den überparteilichen Versöhnerinnen schwer, sich eine Stimme zu verschaffen? Warum sind ihre Voten nicht nur zu leise, sondern ihre Art der Realitätsdeutung zu wenig attraktiv? Kann es sein, dass die Moral die derzeit besten Storys bietet und in einer Stadtregion am meisten Anhängerinnen und Anhänger findet?

Warum werden diese Phänomene heute nicht gemessen? Warum tappen wir alle – inklusive die Spezialisten – im Dunkeln?

Lassen Sie uns über die Sätze streiten! STADTSICHT geht den Fragen nach und sucht nach Antworten. In den kommenden Ausgaben beleuchten wir unter anderem die angesprochenen Themen. Diskutieren können Sie ab sofort mit uns. Auf Facebook (stadtsicht.ch) oder per E-Mail direkt an uns: affentranger@bamedia.ch

Wie soll man auf Basis von fehlenden Grundlagen gute Entscheide für die Zukunft treffen können?

Sie finden das ganze Magazin und einzelne Texte auch online, ideal für den mobilen Konsum zubereitet: auf stadtsicht.ch

Wäre es an der Zeit, dass Stadt und Kanton die neuen Mobilitätsphänomene gemeinsam ausmessen und dafür Geld reservieren, statt sich in blossen Glaubenskämpfen zu ergehen? Weshalb wird in einem partizipativen Prozess in der Stadt Luzern noch immer über den richtigen Cartourismus debattiert – wo sich doch die Vorzeichen komplett geändert haben? Kann es sein, dass noch nicht erkannt ist, dass Cars in und nach der Corona-Zeit out und passé sind, weil kaum mehr jemand seine Gesundheit in eng zusammengepferchten Gruppen aufs Spiel setzen will – zumindest nicht in den ersten Monaten nach der Rückkehr zur gesellschaftlichen Normalität? Warum wird das nicht als leicht ablesbare Wahrheit akzeptiert: Warum wird der Ausstieg eines wichtigen Players aus dem Cargeschäft (Galliker) und damit der Wegfall einer ganzen

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