Baustelle des Monats //
BAUKADER 12 | 2020 21
Interview: Anita Bucher
Auf der höchsten
B AUSTELLE der Schweiz
Seit Ende November 2020 sind die Rohbauarbeiten am Roche Tower 2 beendet und der Turm hat seine endgültige Höhe erreicht. Mit dabei seit dem Baubeginn im 2018 ist Stefan Däppen, Polier und Baukadermitglied. Ein Interview über die Heraus forderungen beim Hochhausbau. Stefan, wieviele Personen seid ihr auf dieser Baustelle?
Am Anfang waren wir 48 Leute von Marti vor Ort. Davon vier Poliere und sechs Vorarbeiter. Ich war mit einer Gruppe von 10 bis 12 Mann für die Decken und für den Windschild verantwortlich. Ein anderer Polier war für die ganze Kernschalung zuständig und der dritte war mit seinem Team als Springer unterwegs und hat immer dort geholfen, wo es nötig war. Gegen Schluss, als die Stockwerke immer kleiner wurden wegen der Verjüngung des Turms gegen oben, waren wir noch 25. Der Rohbau hat seine endgültige Grösse erreicht. Wie fühlst Du Dich? Erleichtert, oder stolz?
Ja, man ist schon stolz, wenn man an einem solchen Bauwerk mitarbeiten konnte. Es ist ein Riesenprojekt und eine super spannende Baustelle. Du hast bereits beim Roche Bau 1 mitgearbeitet. Damals noch als Vorarbeiter. Was brachte Dir diese Erfahrung für den Bau des zweiten Turms?
Viel. Das gilt aber nicht nur für mich, sondern für alle, die bereits Erfahrungen aus dem Bau 1 mitgebracht haben. Wir sind ein eingespieltes Team, die Leute kennen die Arbeitsabläufe, insbesondere die Besonderheiten mit der Kletterschalung. Gerade bei der Montage und Demontage ist es ein Vorteil, wenn die Leute den Aufbau kennen, da kommt man viel schneller vorwärts und das erleichtert vieles. Höhenangst ist kein Thema für Dich?
Für mich nicht, nein. Wir hatten aber im Vorfeld schon einige Bauarbeiter, die Beden-
ken hatten in so grosser Höhe zu arbeiten. Schlussendlich war es aber überhaupt kein Problem, da wir ja stets eingehüllt waren vom Windshield und somit gar nie an einer Kante standen, an welcher man direkt hätte hinunter sehen können. Die Sicht in die Weite ist aber schon genial, von so weit oben. Wie kam der Beton auf die Baustelle?
Wir haben eine eigene Ortsbetonanlage am Platz. Diese befindet sich am Boden. Mit einem Betonrundverteilmast und einer BetonPumpe haben wir den Beton im Innern des Gebäudes vom EG bis zuoberst transportiert und die Leitung laufend verlängert. Gegen Schluss kam die Pumpe aber langsam an ihre Leistungsgrenze und natürlich mussten wir nach jedem Betoniervorgang die Leitung reinigen und den letzten Betonkübel mit dem Lastenzug und Kran hochbringen. Wie ist das bei so vielen Besonderheiten mit dem Zeitplan? Habt ihr diesen einhalten können?
Ja, wir sind gut auf Kurs. Am Anfang hatten wir einen 14-Tages-Rhythmus für ein Stockwerk, später als die Stockwerke kleiner wurden, waren wir schneller. Dass wir so gut im Zeitplan sind, lag aber sicher auch am Wetterglück. Es gab ja letztes Jahr einen sehr milden Winter praktisch ohne Schnee und Frost. Das kam uns zu Gute. Stichwort Logistik: Ihr baut mitten in der Stadt, habt sozusagen keine Stellflächen, wie kriegt ihr das hin?
Die Logistik ist zudem eine absolute Meisterleistung ja. Dafür ist hauptsächlich unser Chefpolier Adamo Bono zuständig. Alles muss just-in-Time angeliefert und direkt
Stefan Däppen, Polier und Baukadermitglied im Gespräch mit Adamo Bono.
vom Lastwagen auf den Lastenaufzug gelegt werden. Dazu muss sich jeder anliefernde Lastwagen zwei Tage vor Anlieferung mittels Online-Avisierungs-System anmelden und bekommt einen Slot zugewiesen. Auch die Liftfahrten werden im Voraus reserviert. Ein Vorteil ist sicher, dass wir hier sehr eng mit der Bauleitung zusammen arbeiten. Wir haben ja unsere Büros alle grad unmittelbar neben dem Turm in einem derzeit nicht gebrauchten Gebäude der Roche und stehen in einem sehr engen Austausch. Wie sieht es mit Corona aus? Hattet ihr einen Infiszierten oder Ausfälle durch Leute, die in Quarantäne mussten?
Nein, da haben wir wirklich Glück gehabt. Niemand war krank. Einzig im Lockdown im März wurde es mühsam. Da durften nur noch vier Leute gleichzeitig den Bauaufzug benutzten. Da jede Fahrt fast vier Minuten dauerte, ging es dann eine Weile bis die ganze Crew oben auf der Baustelle war. Was ist mit Hygiene und sanitären Anlagen?
Toi Tois und sanitäre Anlagen hatten wir stets bei uns. Diese haben wir mit dem Kran von Stockwerk zu Stockwerk nach oben mitgenommen. Seit Ende Oktober arbeiten wir zudem auf der ganzen Baustelle nur noch mit Maske. Danke vielmals Stefan. Bleib gesund!