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Chemieindustrie: Chemiegeschäft unter Druck

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Digitalbranche

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Die reale Baustoff-Steine-Erden-Produktion ist nach einem freundlichen Start ins Jahr (erstes Quartal: real plus 6,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum) im zweiten Quartal um 3,7 Prozent zurückgegangen. Im dritten Quartal war ein weiterer Rückgang um 6,5 Prozent zu verzeichnen (Januar bis September: minus 1,9 Prozent). Da sich die Produktion trotz der Rückgänge immer noch auf relativ hohem Niveau befindet (Kapazitätsauslastung 10/2022: 85,6 Prozent), wird die aktuelle Geschäftslage mit einem Saldo von plus 20 Punkten trotz eines seit Sommer 2021 bestehenden Abwärtstrends immer noch recht positiv eingeschätzt. Angesichts der absehbar deutlich verschlechterten Nachfrage aus dem Bau und aus anderen Branchen sowie der erheblichen Unsicherheit bezüglich der künftigen Rahmenbedingungen sind die Geschäftserwartungen jedoch abgestürzt und befinden sich mit minus 60 Punkten auf einem historischen Tief.

Alles in allem erwartet der Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden, dass die Produktion des Sektors 2022 in der Größenordnung von minus zwei Prozent zurückgeht. 2023 dürfte sich die Abwärtsdynamik deutlich erhöhen, wobei erhebliche Prognoseunsicherheiten bestehen. Bezogen auf die einzelnen Subsektoren dürften insbesondere rohbaunahe Bereiche mit stärkeren Rückgängen konfrontiert sein, während sich der Bereich der Gebäudesanierung etwas stabiler entwickeln könnte. Die absehbar greifende teilweise Deckelung der Gas- und Strompreise dürfte immerhin dazu beitragen, dass sich die Preisentwicklung bei energieintensiven Erzeugnissen beruhigt und dies perspektivisch auch stabilisierende Wirkung auf nachgelagerte Bereiche wie die Bauwirtschaft hat.

Kontakt: Christian Engelke; Tel.: +49 30 7261 999 29; E-Mail: c.engelke@bvbaustoffe.de

Chemieindustrie: Chemiegeschäft unter Druck

Die Energiekrise hält die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie weiterhin in Atem. Die Lage hat sich in den Sommermonaten noch einmal verschlechtert. Extrem hohe Energiepreise zwingen die Branche, energieintensive Prozesse zu drosseln. Einzelne Anlagen stehen still. Vom Produktionsrückgang sind aber nicht nur die energieintensiven Sparten, sondern alle Sparten betroffen. Von Januar bis September lag die Produktion der Branche insgesamt um gut 4,5 Prozent unter Vorjahr. In der Chemieindustrie (ohne Pharma) betrug das Minus bereits über acht Prozent. Alle Sparten verfehlten ihr Vorjahresniveau. Die Kapazitätsauslastung der Branche sank zuletzt deutlich unter Normalniveau. Gleichzeitig fällt es den Unternehmen immer schwerer, die kräftig gestiegenen Energiekosten in der Wertschöpfungskette weiterzugeben. Die Umsätze der Branche sanken im dritten Quartal 2022 erstmals seit zwei Jahren wieder. Insbesondere der Inlandsumsatz gab kräftig nach. Eine sich abschwächende Weltwirtschaft und die schwache Industriekonjunktur in Deutschland führten zu einem Nachfragerückgang nach chemischen Erzeugnissen. Die Auftragseingänge gingen merklich zurück und auch der Auftragsbestand nahm ab. Im bisherigen Jahresverlauf erreichte die Branche zwar noch ein Umsatzplus von 21 Prozent. Dieses war aber allein preisgetrieben und kompensierte den Kostenanstieg nicht. Die Ertragslage in den Unternehmen hat sich dramatisch verschlechtert. Entsprechend pessimistisch fällt die aktuelle Lagebeurteilung der Unternehmen aus.

Ausblick: Schwierige Monate stehen bevor

Die Geschäftserwartungen der Unternehmen sind schon seit Monaten im Keller. Viele rechnen für die kommenden Monate mit einer weiteren Verschlechterung der Lage. Zwar sanken an den europäischen

Börsen zuletzt die Gas- und Strompreise deutlich. Doch die sinkenden Energiepreise kommen noch nicht bei den Unternehmen an. Zudem kann sich die Situation bei einem Kälteeinbruch und dann sinkenden Gasspeicherständen schlagartig wieder ändern.

In den kommenden Monaten muss mit einer weiteren Abschwächung der Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen gerechnet werden. Deutschland und Europa rutschen in die Rezession. Auch die Industrieproduktion dürfte hierzulande zum Jahresende sinken. Dann wird es für Chemieunternehmen noch schwerer, die hohen Energie- und Rohstoffkosten an die Kunden weiterzugeben. Das Inlandsgeschäft dürfte daher zum Jahresende seine Talfahrt fortsetzen.

Auf den Exportmärkten sieht es zwar insgesamt etwas besser aus. In einigen europäischen Ländern, in Nordamerika und in Asien ist die Industrieproduktion trotz der weltwirtschaftlichen Flaute auf moderatem Wachstumskurs. Von der Auslandsnachfrage nach Chemikalien kann die deutsche Chemie aber wegen der hohen Energiepreise und der damit verbundenen Wettbewerbsnachteile nur eingeschränkt profitieren. Es steht zu befürchten, dass auch das Exportgeschäft zum Jahresende ins Minus rutscht.

Für das Gesamtjahr 2022 bedeutet dies ein deutliches Minus der Produktion in Höhe von 5,5 Prozent. Rechnet man das Pharmageschäft heraus, sinkt die Chemieproduktion sogar um 8,5 Prozent. Der Branchenumsatz kann angesichts einer Preissteigerung in Höhe von 21,5 Prozent zwar immer noch zweistellig wachsen (plus 16 Prozent). Ein Grund zur Freude ist dies aber nicht. Steigende Kosten führen zu einer Anhebung der Preise und damit zum Umsatzplus. Die Preiserhöhungen decken aber bei weitem nicht die Kostenanstiege ab.

Kontakt: Christiane Kellermann; Tel.: +49 69 2556 1585; E-Mail: kellermann@vci.de

Deutsche Elektro- und Digitalindustrie: Branche zeigt sich trotz konjunktureller Abkühlung robust

Die deutsche Elektro- und Digitalindustrie trotzt bisher dem sich verschlechternden makroökonomischen Umfeld. Nachdem die Rückgänge aus dem ersten 2020er Pandemie-Jahr bei Umsatz und Produktion im vergangenen Jahr bereits mehr als aufgeholt wurden, hat sich die positive Wachstumsentwicklung auch in den ersten drei Quartalen 2022 fortgesetzt. Dabei war das Wachstum auch preisgetrieben: Nominale Kennzahlen (Umsatz, Exporte) verzeichneten eine wesentlich höhere Dynamik als reale (Produktion).

Die nominalen Umsätze der deutschen Elektro- und Digitalindustrie beliefen sich in den ersten neun Monaten auf 164,1 Milliarden Euro, womit sie 11,7 Prozent über dem Vorjahresniveau lagen. Im gesamten Jahr 2021 hatte der Umsatz mit 200,4 Milliarden Euro erstmals die 200-Milliarden-Euro-Marke übertroffen. Gleichzeitig erhöhten sich die Erzeugerpreise im Zeitraum von Januar bis einschließlich September dieses Jahres um 7,1 Prozent. Zuvor waren die Preise für Güter der Elektroindustrie von 2015 bis Ende 2021 jährlich im Durchschnitt um 0,7 Prozent gestiegen – die Preisentwicklung spielte entsprechend für die Branchenkonjunktur also nahezu keine Rolle. Bei der realen Produktion steht nach den ersten drei Quartalen des Jahres ein Plus von 3,5 Prozent zu Buche, womit sich die deutsche Elektro- und Digitalindustrie im bisherigen Jahresverlauf wesentlich besser schlägt als das Verarbei-

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