1 minute read
Pharmazeutische Industrie
Konjunkturprogramme verhindern kurzfristig eine größeres Produktionsminus und sorgen mittelfristig wieder für eine Rückkehr auf den Wachstumspfad.
Kontakt: Olaf Wortmann; Tel.: +49 69 6603 1373; E-Mail: olaf.wortmann@vdma.org
Pharmazeutische Industrie
In der Pharmaindustrie spiegelt sich die gesamtwirtschaftliche Talfahrt in einer Abkühlung wider. Nach dem fulminanten Jahresauftakt führt dies im Jahr 2022 aber nicht zu einem Rückgang der Pharmaproduktion: Dem kräftigen Anstieg im Vorjahr dürfte ein Weiterer folgen, der mit knapp einem Prozent aber verhaltener ausfällt.
Maßgeblich für das hohe Ausbringungsniveau um den Jahreswechsel 2021/22 war die massive Ausweitung der Impfstoffproduktion, die allerdings seit Frühsommer deutlich zurückgefahren wurde. Diese Normalisierung führt dann auch im jahresdurchschnittlichen Vergleich im kommenden Jahr zu einer niedrigeren Aktivität. Die zum bevorstehenden Winter womöglich wieder zunehmende Nachfrage nach Impfstoffen könnte indes für ein neuerliches Zwischenhoch sorgen – zumindest haben Produktion und auch die heimischen Bestellungen pharmazeutischer Güter jüngst wieder kräftig angezogen. Bislang zeichnet sich jedoch noch nicht ab, dass dies – ähnlich wie im vergangenen Winter – zu länger anhaltenden Produktionsschüben führt und stellt somit lediglich ein Aufwärtsrisiko für die Prognose dar.
Während die Absätze auf ausländischen Märkten im kommenden Jahr wohl wieder ihren Vorkrisentrend aufnehmen und weiter zulegen werden, treten die heimischen Umsätze voraussichtlich auf der Stelle – in etwa auf dem Niveau, das sie in den Jahren vor der Pandemie verzeichnet hatten. Alles in allem dürfte die Produktion im Jahr 2023 rund drei Prozent geringer ausfallen als in diesem Jahr.
Von Nachfragespitzen aufgrund von Corona-Impfungen abgesehen hat sich der Ausblick zuletzt eingetrübt: Die erheblichen Preissteigerungen belasten die Pharmaindustrie überdurchschnittlich, auch wenn die direkten Energiekosten nicht so stark ins Gewicht fallen wie etwa in der chemischen Industrie. Da diese – wie die meisten anderen Branchen – die gestiegenen Energiepreise jedoch zu einem beträchtlichen Teil weiterreicht, sind die Pharmaunternehmen als Vorleistungsbezieher eine der von den Preissteigerungen am stärksten betroffenen Branchen. Dies gilt umso mehr, als dass – anders als in den meisten anderen Industriezweigen – diese Kostenschübe nicht über höhere Absatzpreise aufgefangen werden können. Erschwerend kommt das jetzt beschlossene GKV-Finanzstabilisierungsgesetz hinzu, das den ohnehin massiven Kostendruck weiter verschärft. Weitaus gravierender sind allerdings die darin enthaltenen Änderungen bei den Erstattungsmodalitäten. Die nun beschlossenen Neuregelungen setzen eine Abwärtsspirale bei innovativen Arzneimitteln in Gang, die Innovationen und Investitionen erheblich belastet.
Kontakt: Dr. Claus Michelsen; Tel.: +49 30 2060 4120; E-Mail: c.michelsen@vfa.de