8 minute read
Die Energie Steiermark - Vorreiter und Partner auf dem Weg zur Klimaneutralität
from WINGbusiness Heft 02 2021
by WING
Foto: © Energie Steiermark
Christian Purrer, Martin Graf
Advertisement
Die Bewältigung der drängenden energie- und klimapolitischen Herausforderungen erfordert ein breites gesellschaftliches Engagement und vorausschauendes politisches und wirtschaftliches Handeln. Als traditionsreicher Leitbetrieb und steirisches Energieunternehmen setzt die Energie Steiermark auf den Ausbau Erneuerbarer Energie und zukunftsgerichtete Energielösungen für eine lebenswertere und grünere Steiermark.
Ob Fridays For Future oder #MeToo – die Vereinbarkeit von Wirtschaft, Klimaschutz, Menschenwürde und sozialem Zusammenhalt stellt trotz der unmittelbaren und allgegenwärtigen Corona-Ausnahmesituation die bestimmende Herausforderung unserer Zeit und zukünftiger Generationen dar.
Während auf globaler Ebene mit der Verabschiedung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen und der Festlegung von 17 umfassenden und ineinandergreifenden Entwicklungszielen – den Sustainable Development Goals (SDGs) - eine Blaupause für eine nachhaltige und bessere Zukunft entworfen wurde, setzte sich die Europäische Kommission (EK) zum Ziel Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent bis 2050 zu transformieren. Mit Hilfe des europäischen Emissionshandelssystems (2005), dem verabschiedeten Europäischen Green Deal (2019) und einem forcierten Energie- und Klimazielplan (Fit-for-55 Legislativpaket; 2020) sollen so die europäischen Treibhausgasemissionen (THG) in einem ersten Schritt, bis zum Jahr 2030, im Staatenkollektiv um netto mindestens 55 % unter das Niveau von 1990 gesenkt werden. Hierzu soll vor allem die Dekarbonisierung der drei Sektoren und aktuellen Hauptemittenten von CO2, Energie, Verkehr und Wohnbau mit forciertem Tempo vorangetrieben werden. Zudem gilt es den effizienteren Umgang mit Energie zu erhöhen und einen nachhaltigen Verhaltens- und Bewusstseinswandel sowie einen ressourcenschonenderen Lebensstil beim Umgang mit dem uns anvertrauten Lebensraum, der Natur und dem Klima einzuleiten und als gesellschaftlichen Konsens zu etablieren.
100 % Strom aus erneuerbarer Energie bis 2030
Vor dem Hintergrund dieser globalen energie- und klimapolitischen Herausforderung hat sich Österreich auf Bundesebene das ambitionierte Ziel einer umfassende Transformation hin zu einer klimaneutralen Gesellschaft bis zum Jahr 2040 gesetzt. Für einen der drei zuvor genannten Sektoren – der heimischen Energiewirtschaft – wird mit dem in aller Voraussicht im Jahr 2021 in Kraft tretenden Erneuerbaren Ausbau Gesetz (EAG) der gesetzliche und regulatorische Rahmen sowie der Fördermechanismus für eine, bis zum Jahr 2030, bilanziell zu 100 %, Deckung des Gesamtstromverbrauchs durch erneuerbare Energiequellen gelegt. Konkret bedeutet dies einen zusätzlichen bundesweiten Ausbau von rd. 27 Terrawattstunden (TWh) durch Revitalisierungen, Erweiterungen und Neubauten von erneuerbaren Energieerzeugungsanlagen in einem Zeitraum von 10 Jahren. Im Verhältnis zum jährlichen Gesamtstromverbrauch von rd. 72 TWh (2019) in Österreich bzw. rd. 10 TWh (2018) in der Steiermark zeigt sich das hohe Ambitionsniveau und der sohin nur in guter Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und der breiten
Zivilgesellschaft gemeinsam zu bewältigende Kraftakt.
Für die Steiermark wird auf Basis von Potentialstudien ein möglicher Ausbau der erneuerbaren Erzeugungsmenge in Höhe von insgesamt rd. 3 TWh angenommen. Hiervon entfallen rd. 0,5 TWh auf Wasserkraft, 0,7 TWh auf Windkraft, 1,7 TWh auf Photovoltaik sowie 0,1 TWh auf biogene Brennstoffe inklusive Abfällen.
Die Rolle der Energie Steiermark als Wegbereiter einer nachhaltigen Energiezukunft
Als weiß-grüner Leitbetrieb und mehrheitlich im Landeseigentum stehendes Unternehmen ist sich die Energie Steiermark ihrer großen Bedeutung und Vorbildfunktion für die Region, die Menschen und den Lebensraum sowie die Natur bewusst. Eine nachhaltige, vornehmlich CO2freie Energieerzeugung aus Wind, Wasser und Photovoltaik, eine kosteneffiziente und versorgungssichere Belieferung mit leistbarer Energie und Wärme sowie ein schonender Umgang mit den anvertrauten Ressourcen zählen sohin zum Selbstverständnis des Unternehmens.
Dem Unternehmensleitbild entsprechend umfasst dieses Verständnis auch die als gleichwertig empfundenen Aspekte soziales Engagement und verantwortungsvolle und umsichtige Unternehmensführung. Die in diesem Sinn oftmals dem Corporate Social Responsibility (CSR) Gedanken entspringende und unter dem ESG (Environmental, Social, Governance) Begriff aggregierte Betrachtungsweise einer ökologischen, sozialen und ethisch korrekten Unternehmensführung kommt innerhalb der Energie Steiermark ein hoher Stellenwert zu.
Der Weg zu einem der nachhaltigsten Energiedienstleistungsunternehmen in Europa
Als Ergebnis der bereits frühzeitigen und konzernweiten Befassung mit Nachhaltigkeitsfragen und -aspekten existieren eine Vielzahl an langjährigen Initiativen, strategischen Zielsetzungen und operativen Umsetzungsmaßnahmen. Die Fortschritte bei der Weiterentwicklung der Energie Steiermark zu einem der nachhaltigsten Energiedienstleistungsunternehmen in Österreich und der benachbarten Region werden kontinuierlich, seit dem Jahr 2016, erhoben und zumindest alle zwei Jahre in einem umfassenden, extern geprüften und den neusten Global Reporting Initiative (GRI) Standards entsprechenden Nachhaltigkeitsbericht, in einer mehrsprachigen Fassung, veröffentlicht.
Ebenso werden die Aktivitäten und strategischen Zielsetzungen rollierend aktualisiert, auf ihr Ambitionsniveau hin überprüft und gemeinsam mit ausgewiesenen externen Experten und Wissensträgern in einem hierfür eingerichteten Nachhaltigkeitsbeirat abgeglichen und evaluiert. Mit Hilfe einer gemeinsam erarbeiteten Wesentlichkeitsmatrix werden die vielfältigen Nachhaltigkeitsfragen und Themengebiete priorisiert und in weiterer Folge fokussiert durch die hierfür zuständigen Konzerngesellschaften bearbeitet.
Ergänzend zu diesen nationalen Aktivitäten erfolgt seit dem Jahr 2019 die jährliche Teilnahme am Global Real Estate Sustainability Benchmark Rating (GRESB), einem internationalen, weltweit rd. 500 Unternehmen umfassenden, Benchmark- und Nachhaltigkeitsrating. Bei der letztjährigen Teilnahme konnte die Energie Steiermark als Ergebnis der bereits umgesetzten Nachhaltigkeitsaktivitäten eine Top-Platzierung unter den am besten gereihten 20 % der teilnehmenden Unternehmen erzielen.
Ebenso konnte die Energie Steiermark auf Basis der bereits gesetzten Nachhaltigkeitstätigkeiten und zur diesbezüglichen investitionsseitigen Weiterentwicklung, im Jahr 2019, als zweites Unternehmen in der europäischen Energiewirtschaft und erstes österreichisches Energieunternehmen einen Green Loan der Europäischen Investitionsbank (EIB) in Höhe von 90 Millionen Euro für die Finanzierung von grünen Investitionsprojekten im Bereich der Erneuerbaren Erzeugung, zum Netzausbau und zur Umsetzung von Energieeffizienzprojekten lukrieren.
Im 1. Halbjahr 2021 wird zudem erstmals eine dezidierte Nachhaltigkeitsstrategie mit ambitionierten, strategisch-operativen und messbaren Zielsetzungen und Handlungsmaßnahmen für den Zeitraum bis 2030 verabschiedet. Als Basis dient eine, in Kooperation mit einem führenden steirischen Softwareunternehmen und mit fachlicher Unterstützung des österreichischen Umweltbundesamt eigens hierfür implementierte Nachhaltigkeitsdatenbank, mit welcher eine hochqualitative Datenbasis und Datenzeitreihe sicher gestellt werden.
Wesentliche Nachhaltigkeitsinitiativen in der Energie Steiermark
Im Kerngeschäft der Energie Steiermark – der Erzeugung von Strom und Wärme - befindet sich das Unternehmen bereits auf einem nachhaltigen Entwicklungspfad. So stammen im Bereich der Stromerzeugung beinahe rd. 100 % aus erneuerbaren Energiequellen. Bis 2030 ist ein weiterer Ausbau des erneuerbaren Erzeugungsportfolios um rd. 600 Megawatt (MW) in der Steiermark vorgesehen.
Im Wärmebereich wird die Dekarbonisierung und Ökologisierung durch die forcierte Nutzung von industrieller Abwärme, dem Ausbau von Biomasse und der Nutzung hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) im Großraum Graz und in den versorgten steirischen Regionen forciert vorangetrieben. Im Grazer Umland ist mit dem Solarthermie Projekt Bio Solar Graz zudem ein weiterer maßgeblicher Schritt in Richtung Dekarbonisierung der Fernwärmeaufbringung vorgesehen.
Analog zu Investitionsmaßnahmen im Erzeugungsbereich sind signifikante Investitionen im Hoch-, Mittel- und Niederspannungsbereich vorgesehen, um die netzseitige Anbindung dieser dezentralen Erzeugungseinheiten zu gewährleisten und die entsprechenden Netzkapazitäten hierfür zur Verfügung zu stellen. Bis zum Jahr 2025 werden sohin rd. 1,2 Milliarden Euro in den Ausbau der Erneuerbaren Energie in der Steiermark und die steirischen Energienetze investiert. Hohes Augenmerk wird hier beschaffungsseitig auf die Berücksichtigung von regionalen Wertschöpfungs- und Arbeitsmarkteffekten und die Einhaltung von sozialen und ökologischen Standards gelegt.
Im Vertriebs-, Dienstleistungs- und Servicebereich werden mit einer Reihe von innovativen, „smarten“ und zukunftsweisenden Energielösungen und -produkten KundInnen beim Umstieg auf eine nachhaltigere und ressourcenschonendere Lebensweise unkompliziert und fachmännisch unterstützt. Das Lösungsspektrum reicht hier von Photovoltaik- und Speicherangeboten, Wärmepumpen- und Smart Home Lösungen bis hin zu smarten, ausschließlich grünen, Stromtarifangeboten und umfassenden E-Mobilitätslösungen. In Kooperation mit hochqualitativen Partnern und innovativen Start-Ups werden fortlaufend neue Produktlösungen und hilfreiche Serviceangebote und Dienstleistungen für Privat-, Gemeinde-, Landwirtschaft-, Gewerbe- und Großkunden entwickelt.
Mit dem next incubator, dem konzerneigenen Innovations-Hub und Think-Tank für Nachhaltigkeit verfügt die Energie Steiermark zudem über ein ausgewiesenes Expertenteam an Innovations- und Nachhaltigkeitsexperten mit Zugängen und Kontakten zu führenden nationalen und internationalen Innovations- und Nachhaltigkeitsnetzwerken.
Auch innerhalb der Energie Steiermark werden fortlaufend umfassende Maßnahmen im Bereich der Nachhaltigkeit, der Chancengleichheit, der Inklusion, der Gesundheitsvorsorge für MitarbeiterInnen und der umsichtigen und verantwortungsvollen Unternehmensführung gesetzt. So werden beispielsweise im Laufe der nächsten fünf Jahre eine Vielzahl der Betriebsstandorte anhand eines hierfür eigens entwickelten, nachhaltigen Energiekonzeptes „klimafit“ gemacht. Dieses Konzept, dass von thermischen Sanierungsmaßnahmen über nachhaltige Energieversorgungskonzepte (Wärme & Kälte) bis zur Ausstattung von PV- und Speicheranlagen zur Eigenstromdeckung reicht, soll dazu dienen den ökologischen Fußabdruck der Energie Steiermark weiter zu verbessern.
Im Bereich der MitarbeiterInnenMobilität sind bereits seit mehreren Jahren eine Reihe von Maßnahmen, die von vergünstigten Jobtickets, über Betriebsfahrräder bis hin zu einem konzerneigenen, zunehmend elektrischen und CO2-freien Fuhrpark reichen, umgesetzt und werden stetig weiter ausgebaut.
Um auch in einer nachhaltigeren, zunehmend digitalisierten, dezentraleren und partizipativeren Energiewelt erfolgreich reüssieren zu können wird konsequent in die Ausbildung und Weiterqualifizierung von Lehrlingen und MitarbeiterInnen investiert. Gemäß der Sichtweise, dass nur mit gut qualifizierten Fachkräften die Energietransformation gelingen kann, wurde Österreichs modernstes Ausbildungszentrum für „Green Energy“ im Jahr 2020 in Graz eröffnet. Im sogenannten „E-Campus“ werden seither um 40 % mehr Lehrlinge ausgebildet und MitarbeiterInnen auf Basis eines rd. 700 Kurse, Seminare und Qualifizierungsmaßnahmen umfassenden Programmes zu „Green Energy Profis“ aus- und weitergebildet.
Die Energie Steiermark ist sich als traditionsreiches Unternehmen und steirischer Leitbetrieb seiner Rolle als Taktgeber und Wegbereiter bei der Transformation zu einem nachhaltigeren und klimafreundlicheren Gesellschafts-, Wirtschafts- und Energiesystem bewusst. Gemeinsam mit der TU Graz und anderen engagierten Partnern, Gemeinden und Unternehmen freuen wir uns die Steiermark noch grüner und lebenswerter zu machen.
Autoren:
Dipl.-Ing. Christian Purrer
Vorstandssprecher Energie Steiermark AG Christian Purrer studierte Bauingenieurwesen an der TU Graz und war nach seinem Abschluss am Institut für konstruktiven Wasserbau als Universitätsassistent tätig. Im Jahr 1989 wechselte er in die damalige STEWEAG. Seit April 2012 ist Purrer als Sprecher des Vorstandes der Energie Steiermark AG tätig.
Dipl.-Ing. (FH) Mag. (FH) Martin Graf, MBA
Vorstandsdirektor Energie Steiermark AG Martin Graf war nach seinem Studium der Betriebswirtschaft und des Wirtschaftsingenieurwesen bei der Donaukraft, der Verbundplan und der Mobilkom Austria tätig. Im Jahr 2002 wechselte er zur Energie-Control Austria, an deren Spitze er als Vorstand von 2011 bis 2016 stand. Seit 2016 ist Graf Vorstandsdirektor der Energie Steiermark AG.