WINGbusiness Heft 04 2021

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TOP-THEMA

Foto: Senzoro

Markus Loinig

Als Tech-Startup clever die ersten Hürden meistern Gründer-Empfehlungen aus erster Hand Was dagegen sprechen könnte, ein Tech-Unternehmen zu gründen? Ist die Idee gut und ist man überzeugt davon, dann eigentlich nichts oder zumindest nicht viel. Hürden gibt es trotzdem genügend: Angefangen beim Thema Geld, der Organisation des eigenen jungen Unternehmens, bis hin zu wenig risikofreudigen Kunden ist einiges dabei, was es zu bedenken gilt. Worüber man sich Gedanken machen sollte - Erfahrungen, Ideen und Tipps für den Start von Markus Loinig, Gründer und Geschäftsführer von Senzoro, einem StartUp im Technologiebereich.

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as am Anfang wirklich fehlt? Geld und Ressourcen. Diese beiden Themen stellen tatsächlich echte Hürden dar, wenn man sich selbständig machen möchte – vor allem im Technologiebereich. Warum gerade in diesem Bereich? TechProdukte sind eine Besonderheit. Es ist keineswegs so, dass man zum Beispiel zwei Jahre ein Produkt entwickelt, es „fertigstellt“ und dann damit „auf den Markt“ geht, um es zu verkaufen, wie ein Bäcker seine neuen Brötchenkreationen. Im Technologiebereich ist alles ungleich komplizierter: Die Grundidee reicht nicht. Für eine gute Produktentwicklung ist es notwendig, im Detail zu verstehen, was genau die Kunden brauchen, was ihnen fehlt, ihnen hilft. Aus diesem Grund wird häufig mit den Kunden gemeinsam das Produkt entwickelt bzw. weiterentwickelt. Das bedeutet im Umkehrschluss: Man muss das eigene Unternehmen mit einem Produkt gründen, das erst zu 50 Prozent

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fertig ist. Die restlichen 50 Prozent müssen mit den Kunden auf Basis von regelmäßigem Feedback gemeinsam zunächst fertig entwickelt und später weiterentwickelt werden. Diese „50-Prozent-Phase“ der Gründung, diesen Unternehmensstart gilt es, irgendwie zu überleben. Eine Phase, in der im Grunde noch nicht wirklich etwas verkauft werden kann, weil noch nichts fertig ist, dauert bei Technologieprodukten länger als bei anderen Unternehmen, die klassisch Dinge herstellen, die man anfassen kann. Wie wäre es mit einem Investor? Es gibt tatsächlich mehrere Möglichkeiten, wie man die „50-Prozent-Phase“ überbrücken kann. Eine davon ist das Finden eines Investors, der risikofreudig genug ist, über genügend Kapital verfügt, die Idee hinter dem Tech-Produkt verstanden hat und darum weiß, das derzeit noch kein fertiges Produkt „auf dem Tisch“ liegt,

das effektiv verkauft werden könnte. Ein Investor, für den es kein Problem darstellt, dass vielleicht erst in ein, zwei Jahren mit den ersten Umsätzen zu rechnen ist und der an das Team glaubt. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Wo es diese Investoren, dieses Risikokapital gibt? Diese sind zwar in der DACH-Region, wenn nicht gar in ganz Europa, generell schwieriger zu finden als beispielsweise in Amerika, aber es gibt gute Nachrichten: Das EY Start-up-Barometer Europa 2020 (1) stellt fest, dass es letztes Jahr in Europa knapp 6.700 Finanzierungsrunden gab – 58 Prozent mehr als im Vorjahr. In Österreich stiegen die Finanzierungsrunden um 65 Prozent auf immerhin 145, das Investmentvolumen nahm um 16 Prozent auf 212 Millionen Euro zu. Wirklich große Runden sind in Österreich allerdings nach wie vor die Ausnahme – typisch sind eher viele kleinere Finanzierungen, was für eine geringe Risikofreudigkeit spricht. Dabei hat die Corona-

WINGbusiness 4/2021


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