Beiträge aus gesellschaftspolitischer Sicht
Sicherheit durch Nachhaltigkeit – Vernetzt arbeiten für eine krisenfestere Welt Tanja Gönner, Vorstandssprecherin der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Staaten nicht in der Lage oder willens, ihre Bevölkerung zu schützen oder zu versorgen.
Das Konzept der vernetzten Sicherheit
Tanja Gönner
Foto: GIZ/Photothek
Deutschland soll auch in Krisen und Konflikten mehr Verantwortung übernehmen. Diese klare Erwartung hat das Ausland. Das belegt die „Außenblick-Studie“, welche die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH gemeinsam mit dem Goethe Institut und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst durchgeführt hat.
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ie lässt sich dieser Ruf nach einem aktiven Deutschland, das sich auf allen Ebenen der internationalen Politik und Zusammenarbeit stärker einbringt, beantworten? Ein Weg führt über die internationale Zusammenarbeit. Denn Konflikte lassen sich sowohl besser lösen als auch vorbeugen, wenn wir die spezifischen Ursachen erkennen und an diesen arbeiten. Das Bundesunternehmen GIZ setzt sich im Auftrag der Bundesregierung, der Europäischen Union (EU) und weiterer Auftraggeber gemeinsam mit Partnern weltweit für nachhaltige Entwicklung ein. Dazu gehören die Stärkung von Demokratie und Menschenrechten und unser Einsatz für Rechtsstaatlichkeit und Teilhabe – und für friedliche Konfliktlösungen. Durch Erfahrungen und eine exzellente Vernetzung in unseren mehr als 120 Einsatzländern verfügen wir über wirkungsvolle Mittel und Ansätze, die wir seit vielen Jahren erfolgreich in fragilen Kontexten nutzen – und die in Zeiten des Klimawandels wichtiger denn je sind. Zwei Drittel unserer Einsatzländer sind in irgendeiner Form von Konflikten, Fluchtbewegungen, Vertreibungen oder Gewaltausbrüchen betroffen. Und die Zahl der fragilen Staaten wächst. Das heißt: Immer häufiger sind
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Es gibt keine Sicherheit ohne Entwicklung, doch genauso wenig gibt es Entwicklung ohne Sicherheit. Wenn wir von Sicherheit sprechen, dann geht es darum: Menschen sollen ohne Mangel und Furcht leben und ihre Potenziale ausschöpfen können. Daher ist es so wichtig, dass Entwicklungszusammenarbeit insbesondere auch dort erfolgreich ist, wo die Bedingungen schwierig und das Umfeld mitunter unsicher sind. Gelingen kann das mit dem Konzept der vernetzten Sicherheit, also der engen Verzahnung des diplomatischen, militärischen und zivilen Engagements in einem Land. Es setzt die vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Akteure ebenso voraus wie ein gemeinsames Verständnis ihrer außen-, sicherheits- und entwicklungspolitischen Ziele. Dies kann nicht allein vor Ort erfolgen, sondern braucht einen strategischen Überbau bereits bei der Planung. In Mali ist die GIZ Teil eines solchen verschränkten Ansatzes. Deutschland engagiert sich unter anderem in Missionen der Europäischen Union sowie der Vereinten Nationen. Es geht auch darum, Mali bei der Umsetzung des 2015 geschlossenen Friedensvertrags zu begleiten. In der Region Gao arbeitet die GIZ auf ziviler Ebene in Abstimmung mit dem Bundeswehrkontingent. Gerade in den „Brennpunkten“ Nordmalis zielt unsere Arbeit darauf ab, einen signifikanten Beitrag zur unmittelbaren menschlichen Sicherheit zu leisten. Mit Kleinprojekten trägt die GIZ dazu bei, die Lebensbedingungen der Menschen im Norden zu verbessern. Das schafft Vertrauen, stabilisiert die Kommunen und beugt letztlich neuerlichen Konflikten vor. Wir helfen beispielsweise die Wasserversorgung zu verbessern, Jugendzentren aufzubauen, Geschäftsideen und Jobs zu fördern. In Gao etwa haben wir für einen Jugendverband Motor-Dreiräder beschafft. Infolgedessen gründeten die jungen Menschen ein Taxiunternehmen und haben nun ein Einkommen. Welche Maßnahmen umgesetzt werden, entscheiden die Gemeinden gemeinsam mit uns in Bürgerdialogen. In den Regionen Gao, Menaka, Kidal und Taoudéni konnten wir auf diese Weise bereits die Lebensbedingungen von rund 500.000 Menschen verbessern. Klar ist: Unsere Arbeit in fragilen Ländern braucht ein Mindestmaß an Sicherheit. Als Unternehmen unterstützen wir unsere Kolleg*innen dabei mit einem etablierten Sicherheitsrisikomanagement. Damit beobachten wir die Sicherheitslage
Frieden, Sicherheit, Nachhaltigkeit – Beiträge zu einer gesellschaftspolitischen Debatte