Beiträge aus industrieller Sicht
Frieden, Sicherheit und Nachhaltigkeit als gemeinsame Prämissen unternehmerischen Handelns Susanne Wiegand, Vorsitzende des Ausschusses für Sicherheit beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und Vorsitzende der Geschäftsführung der RENK Group lung alternativer Antriebstechnologien? Wie schaffen wir es, dass wir uns als Unternehmen selbst nachhaltig weiterentwickeln und wachsen?
Veränderte Sicherheitslage in Europa
Susanne Wiegand
Foto: Renk GmbH
„There can be no sustainable development without peace and no peace without sustainable development“ – Dieser Schlüsselsatz aus der Präambel der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen bildet den Ausgangspunkt für unsere Beiträge zu einer gesellschaftspolitischen Debatte über die Relation von Frieden, Sicherheit und Nachhaltigkeit.
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uch meine Sicht auf dieses Verhältnis spiegelt das Zitat der Vereinten Nationen wider. Frieden, Sicherheit und Nachhaltigkeit bedingen sich gegenseitig – dies sollte unser Grundverständnis für eine gesellschaftspolitische Debatte, aber auch immer für unser unternehmerisches Handeln sein.
Drei entscheidende Fragen Als CEO der RENK Group, eines Anbieters innovativer, komplexer Antriebslösungen und Zulieferers in der Sicherheitsund Verteidigungsindustrie, begleiten mich hier strenggenommen immer wieder drei Fragen: Welchen industriellen Beitrag können wir als Unternehmen leisten, um die Bundeswehr und die Streitkräfte unserer NATO- und EU-Partner so auszurüsten, dass sie die Sicherheit ihrer Bürgerinnen und Bürger gewährleisten können? Welchen industriellen Beitrag können wir als Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit leisten – insbesondere mit Blick auf Forschung und die Entwick-
Der Angriff Putins auf die Ukraine am 24. Februar 2022 stellt für uns alle – in Deutschland und in ganz Europa – eine Zeitenwende dar. Unsere Sicherheitslage hat sich über Nacht grundlegend verändert. Der Anspruch der Bürgerinnen und Bürger an den Staat, seine Schutzfunktion zu erfüllen und ihre Sicherheit zu gewährleisten, ist immens gestiegen. Uns selbst von außen so unmittelbar bedroht zu fühlen, dieser Zustand ist in Deutschland bis zu diesem Tag überwiegend in Vergessenheit geraten. Die Bundeswehr, ihre Ausrüstung und ihre Fähigkeiten stehen von einem Moment auf den anderen wieder im Fokus der Öffentlichkeit. Mit der Regierungserklärung von Bundeskanzler Olaf Scholz am 27. Februar 2022 scheint das Ziel, die Bundeswehr wieder voll auszustatten und zur Landes- und Bündnisverteidigung zu befähigen, nun breiter Konsens zu sein. Wir sind uns alle darüber im Klaren: Das Erreichen dieses Ziels wird uns vor große politische, militärische und industrielle Herausforderungen stellen. Um es mit den Worten von Olaf Scholz zu sagen: „Hierfür wird eine große nationale Kraftanstrengung notwendig sein.“ Vor diesem Hintergrund ist es enorm wichtig, dass Politik, Bundeswehr und Industrie nun abgestimmt handeln und an einem Strang ziehen. Ich bin davon überzeugt, dass wir uns alle unserer großen Verantwortung bewusst sind, die aus dieser Politik der Zeitenwende resultiert. Mit Blick auf die aktuelle Situation in der Ukraine müssen wir sofort handeln. Das Bundesministerium der Verteidigung hat der Industrie konkrete Handlungslinien zur Unterstützung der Ukraine und zur gleichzeitigen Erhöhung der Einsatzbereitschaft der Bundeswehr aufgegeben. Wir als RENK können und werden hier unseren Beitrag für die Fahrzeuge des Heeres und die Schiffe der Marine leisten, die sich auf Produkte aus unserem Hause verlassen. Wir haben unmittelbar nach dem 24. Februar begonnen, unsere Auftrags- und Personalplanung den neuen Herausforderungen anzupassen. Jetzt sind Politik und Bundeswehr am Zug, die notwendige Priorisierung vorzunehmen und die Umsetzung in die Wege zu leiten. International haben wir in den vergangenen Jahren nicht im luftleeren Raum agiert. Wir haben langjährige Kundenbezie-
Frieden, Sicherheit, Nachhaltigkeit – Beiträge zu einer gesellschaftspolitischen Debatte
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