4 BIM & Architektur
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BIM ist für die Baubranche nicht nur politisch gewollt, die Methode ist für Architekten, Bauherren und Investoren wegen ihrer Ganzheitlichkeit unverzichtbar.
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ür Auftraggeber und Bauunternehmer ist der Nutzen der BIM-Werkzeuge von hohem praktischen und wirtschaftlichem Wert. Lange haben einige Architekten den hohen Arbeitsaufwand im Umgang mit den BIM-Methoden gescheut, weil sie vielleicht um ihre Planungsfreiheit und künstlerische Unabhängigkeit fürchteten. Es hat aber ein Umdenken stattgefunden und die meisten Architekturbüros sind sich bewusst, in welchem Umbruch sich der Bau mit BIM befindet. Natürlich sind noch viele Fragen offen. Vor allem solche, die etwa den Datenaustausch betreffen. Viele Planungsteams greifen mittlerweile auf den IFC-Standard (In-
Foto: Shutterstock | gw ycech
Es führt kein Weg mehr an BIM vorbei dustry Foundation Classes) zurück, der von buildingSMART entwickelt wurde. Dieser ist umso wichtiger, als damit auch die langfristige Datenhaltung gesichert wird. Berücksichtigt wird damit auch, dass sich die Software bestimmter Hersteller über die Jahre hinweg ändern kann und dass digitale Gebäudemodelle nach etlichen Jahren nicht mehr kompatibel sind und bei späteren Umbauten Probleme bereiten. Architekten wissen außerdem um das zentrale Thema des nachhaltigen Bauens und die Vorteile, die BIM in diesem Zusammenhang bietet. Es ist ja nun einmal so, dass sich nachweisbar nahezu alle Bauherren
nachhaltige Projekte wünschen und dass BIM schon frühzeitig Hinweise für Optimierungen dafür bietet. Das spart Geld und erfordert bei kluger Anwendung der BIM-Werkzeuge unter Umständen auch den Einsatz von Spezialisten. Das Deutsche Architektenblatt schreibt in einer Ausgabe vom 21. Juni
„BIM-Anwendungen sind immer projektspezifisch.“ Vladimir Jovanović, Architekt
2021: „BIM-Anwendungen sind immer projektspezifisch. Dabei können sie mehrere sogenannte ‚Dimensionen’ haben: Neben den bereits bekannten 3-D für die dreidimensionale Geometrie, 4-D für die Zeit und 5-D für die Kosten etablieren sich in der Fachwelt zunehmend die Dimensionen 6-D für die Nachhaltigkeit und 7-D für das Facility-Management.“ Die Nutzung solcher Werkzeuge in Bezug auf Nachhaltigkeit klingt komplizierter, als sie am Ende ist. So lässt sich lange vor dem Baubeginn eine örtliche Analyse erstellen, um die Sonneneinstrahlung und die Schattenzeiten zu skizzieren, die Windeinfälle zu simulieren und auch einen Blick auf den Verkehrsfluss vor und um ein jeweiliges Gebäude zu kennen. Rasch lassen sich Klimadaten und die lokale Topografie, Gebäudekubatur, Bebauungseckdaten und Georeferenzierung erfassen und nutzen. Am Ende geht es ja auch um die Vorhersage energetischer Bedingungen in Innenräumen, ihre Bemessung und Nachweisführung. Für die aus BIM gewonnenen Daten aus örtlichen Gegebenheiten, Ausrichtungen der Gebäude und Bauteileeigenschaften gibt es spezielle Bilanzierungsprogramme, in die diese exportiert werden. All das ist wichtig für die Investoren und für die Zertifizierungen, denn letztendlich soll ja ein Gesamtpaket geschnürt werden, mit dem alle arbeiten können und zufrieden sind. Bei alldem sollte auch niemand vergessen, dass zum Beispiel der Bund seit 2020 für alle seine Infrastrukturprojekte BIM verpflichtend vorschreibt und für öffentliche Hochbauten einen „Masterplan BIM“ erstellt hat.
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BIM setzt auf Durchgängigkeit der Daten Bernhard Bergjan ist geschäftsführender Gesellschafter der agn-Gruppe. Die agnGruppe versteht sich als Generalplaner und liefert sämtliche Fachplanungen aus einer Hand.
Foto: Uwe Sülflohn
Dipl.-Ing. Bernhard Bergjan
Auf welche Art versucht die agn-Gruppe, als Generalplaner das Zusammenspiel der BIMTechnologie mit Qualitätssicherung und der Kreativität der Architekten zu verbessern? Wir sind traditionell auf Generalplanung gepolt. agn wird 70 Jahre alt und war nahezu von Anfang an mit eigenen Architekten und Ingenieuren dabei. Die Methode BIM gibt uns die Möglichkeit, definierte Abläufe im mittlerweile großen Unternehmen (> 600 Mitarbeiter) zu etablieren. Nur so können die Fachdisziplinen besser koordiniert und die Qualität langfristig gehalten werden. Die Prozesse müssen alltagsgerecht und der Aufgabe entsprechend funktionieren, dann leidet auch die Kreativität nicht. Bei der Konzeptfindung entwickeln unsere Architekten und Ingenieure ihre Gedanken, wie sie möchten – komplett digital oder traditionell –, denn Bleistift und Taschenrechner werden wir nie verbieten.
Die Nachhaltigkeit ist die nächste große Baustelle in diesem Bereich. Was muss sich hier mit Blick auf das BIM-Verfahren in naher Zukunft verbessern?
Unser Tochterunternehmen energum – der Name steht für Energie und Umwelt – plant, betreut und zertifiziert die Nachhaltigkeit mit viel Herzblut bis auf die Baustelle. Genau wie beim Bauen ist es der harte Bruch zwischen Planung und Realisierung, der uns auf der Baustelle aktuell noch bremst. BIM setzt auf die Durchgängigkeit der Daten. Einmal angelegt, sollen diese möglichst noch in der Dokumentation des gebauten Projektes nutzbar sein. Die Daten des Planers müssen verwendbar in den Plänen der Ausführenden ankommen. Der ungebrochene Glaube, dass mit openBIM ja alles geht, trifft auch hier leider noch nicht zu. Aber die Dinge entwickeln sich, wir sind da ganz optimistisch.
» info www.agn.de