Stift Wilten Aktuell - Ostern 2021

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CARITAS

Wolfram Köberl und das Stift Wilten Am 17. November 2020 starb in Innsbruck der akademische Maler Professor Wolfram Köberl kurz nach seinem 93. Geburtstag. Über sechs Jahrzehnte lang hat er mit seinen Fresken und Tafelbildern bedeutende Akzente in der Tiroler Kulturlandschaft der Nachkriegszeit gesetzt.

Wolfram Köberl im Norbertisaal

Maria überreicht nach der Legende dem Hl. Norbert das weiße Ordenskleid. Norbertisaal, Wolfram Köberl, 1957

Seite 27: Jesus als Kinderfreund, Judenstein, Wolfram Köberl 26

Stift Wilten Aktuell

Wolfram Köberl wurde am 3. November 1927 als Sohn des Malers und Kunsterziehers Franz Köberl und dessen Frau Hedwig, geb. Spielberger, in Innsbruck geboren. Nach der Volksschule besuchte er das humanistische Gymnasium in der Angerzellgasse, das ihn ebenso prägte wie das anschließende Studium der Kunstgeschichte an der Universität Innsbruck. Es folgten der Besuch der Zeichenschule von Professor Toni Kirchmayr und das Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Zeit seines Lebens war Köberl von der Barockkunst, vor allem der Kunst des Rokoko, begeistert. Er beschäftigte sich mit den großen Barockdenkmälern des 17. und 18. Jahrhunderts, erlernte die diffizilen Techniken der Fresko- und Tafelmalerei, besuchte unzählige Kirchen, Klöster und Museen und eignete sich ein Fachwissen an, das ihn zu einem der besten Kenner der Barockkunst werden ließ. Als freischaffender Künstler hat er ein umfangreiches Oeuvre hinterlassen, über 50 Kirchen und Kapellen hat er mit Fresken ausgestattet, zahlreiche Häuser mit Fassadenfresken versehen. Bis ins hohe Alter war Köberl aktiv als Künstler und beratend als Kunstexperte tätig, das Barock hat seine Kunst und seinen Alltag bestimmt. Seine Vor-

bilder waren die zahlreichen Barockmaler des süddeutsch-österreichischen Raumes, im besonderen der Allgäuer Franz Josef Spiegler und die Tiroler Paul Troger, Franz Anton und Johann Jakob Zeiller, Josef Haller und Christoph Anton Mayr. Auch im Stift Wilten hat Wolfram Köberl seine künstlerischen Spuren hinterlassen. Im Zuge der Instandsetzung des im Krieg schwer beschädigten Norbertisaales hat er 1957 zwei vollständig zerstörte Deckenfresken erneuert: die Verleihung des Ordenskleides an den hl. Norbert und die Vorsprache Norberts beim deutschen Kaiser Lothar. In beiden Gemälden hat er zwar im Kolorit auf die Fresken Kaspar Waldmanns Rücksicht genommen, seinen unverkennbaren Malstil aber beibehalten. Auch die Außenarchitektur der großen Stiftskirche trägt seine Handschrift. Die rundbogigen Kirchenfenster hat er mit einer Architekturmalerei gerahmt und sich dabei an die in Spuren erhaltene, daher rekonstruierbare Originalfassung gehalten. In der Mitte der zum Kreuzgang gerichteten Südfassade platzierte er eine Sonnenuhr, die er signiert und datiert hat (1961). In der Kirche war er ebenfalls tätig. Im Aufsatz des Hochaltars hat er die Rückseite des salomonischen Throns mit einer


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