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Unsere kleinen und groSSen Farmen

Text Irina Zelewitz

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on welchen Tieren die nächste große Zoonose ausgehen wird, ist noch nicht fix. Davon, wie groß die Risiken sind, die von Tierkrankheiten für den Menschen ausgehen, haben wir inzwischen eine konkretere Vorstellung. Von den Gegenmaßnahmen weniger. Was tun, wenn es – irgendwie – um Wildtiere und auch Nutztiere geht, wenn ganz offensichtlich ein System krankt und man trotzdem irgendwo anfangen muss und möchte?

Der Bilderbuchbauernhof Die dominierende Idealvorstellung der Produktion tierischer Lebensmittel ist eine, wo unterschiedlichste Nutztiere, und von jeder Art möglichst wenige, zusammenleben, wenige Meter getrennt vom Lebensraum der LandwirtInnenfamilie. Ab und zu schaut der Fuchs auf einen Sprung über den Zaun vorbei. Der Fuchs kann eine Krankheit mitbringen oder auch nicht, meistens bleibt er nicht lang. Die Stalltiere sind manchmal auch krank, die möglichen Ursachen dafür so vielfältig wie die Konsequenzen. Gleichzeitig werden weltweit 100.009.773 Tonnen Schweinefleisch produziert. (Die Zahl

stammt aus dem Jahr 2019.) Von keinem Tier wird mehr Fleisch gegessen. Wir EuropäerInnen sind mit unserem Pro-Kopf-Konsum vorne dabei, aber mit unserer Produktion von 150 Millionen Schweinen liegen wir sogar in absoluten Zahlen international an zweiter Stelle hinter China. Abschreckende Bilder der für diese Mengen zwangsläufig auch notwendigen Massentierhaltung begleiten uns schon lange, doch wir sehen sie in der Pandemie womöglich mit etwas anderen Augen. Der Zusammenhang zwischen der Massentierhaltung und der Zoonosegefahr ist allerdings ein indirekter und einer, der noch zu erheblichem Teil im Dunkeln liegt. Adi Steinrigl, Veterinärmediziner mit Spezialisierung auf Tierseuchendiagnostik, ist ob der Datenlage vorsichtig mit Erklärungen, warum Zoonosen häufiger werden. »Im Moment schaut es so aus, als hätte das damit zu tun, dass sich die Lebensbereiche von Wildtieren und Menschen zu sehr überschneiden. Und dass Menschen international so mobil sind.« Langsam kennen wir die Geschichte: Die Rückzugsräume von Wildtieren wurden in den vergangenen Jahrzehnten immer kleiner: durch

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Was hat Bio mit Biosicherheit zu tun?


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