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FETTE NÜSSE
In der Sahelzone wächst eine Nuss, die in wenigen Jahren zum Fairtrade-Symbol geworden ist. Zu Recht? TEXT Anita Dick
Die in Großbritannien angesiedelte NGO Bees for Development betreibt Projektarbeit in Uganda, Sansibar, Äthiopien und Kirgisistan – unter anderem in Shea-Anbaugebieten. beesfordevelopment.org
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ine weite Reise legt sie zurück, die Sheanuss, die den globalen Lebensmittel- und Kosmetikmarkt erobert hat. Denn der nusstragende Sheabaum, Villetaria paradoxa, wächst ausschließlich in der afrikanischen Sahelzone, im sogenannten Shea Belt, der sich auf einer Fläche von etwa 16 Millionen Quadratkilometern von Westafrika bis nach Ostafrika erstreckt. Mit einem Fettgehalt von rund 55 Prozent liefert die Nuss ein essbares Fett namens Sheabutter, das regional seit Jahrhunderten von Frauen hergestellt und als Nahrung sowie zur Körperpflege verwendet wird. Seit jeher trägt die Butter auch den Namen »Gold der Frauen«, nicht nur wegen ihrer zart- bis tiefgoldenen Farbe, sondern auch, weil sie für Millionen von Frauen in Afrika eine der wenigen Einkommensquellen darstellt.
VOM SAMEN ZUR BUTTER Der Sheabaum ist ein halbdomestizierter Baum, der einer natürlichen zyklischen Auslese unterworfen ist und von den Bauern auf ihren Feldern gepflegt wird. Während die Wälder Westafrikas allmählich gerodet werden, um Platz für die Landwirtschaft zu schaffen, ist Shea einer der wenigen Bäume, die als Schutz für andere Nutzpflanzen noch stehen bleiben dürfen. Er ist eine wichtige Ernährungsquelle für die ländliche Bevölkerung und dient vielen Tieren wie Vögeln und Fledermäusen als Habitat und Nahrungsquelle. Die Kultivierungsversuche von Sheabäumen brachten bisher nur begrenzten Erfolg. Bis der langlebige Baum, er wird 200 bis 300 Jahre alt, die ersten Früchte trägt, dauert es 15–20 Jahre. Er blüht im November und wird