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Im Interview
Interview
Yassin Jebrini
Der Sportwissenschaftler und ehemalige Leistungssportler bildet Trainer und Therapeuten im Bereich der Neuroathletik aus und trainiert Profi- und Alltagsathleten. Im Interview verrät er, wie er zur Neuroathletik gekommen ist. Den vollständigen Talk gibt es online.
Geburtstdatum
23. März 1986
Geburtsort
Bonn
Wohnort Köln
Wie hat deine sportliche Laufbahn begonnen?
Ich habe im Kleinkindalter begonnen, Fußball im Verein zu spielen, und war jahrelang nicht ohne Ball anzutreffen. Als Teenager habe ich dann mehrere Jahre Rudern als Leistungssport betrieben. Dabei habe ich gelernt, was es heißt, zielgerichtet und konsequent zu trainieren. Im Sportstudium kamen Wellenreiten und Kampfsport hinzu. Seit zwei Jahren zählt nun auch das Wakeboarden zu meinen sportlichen Leidenschaften.
Warum hast du dich entschieden, Trainer zu werden?
Neben dem Sportstudium war ich immer auch schon als Trainer tätig. Ich habe mich zwischenzeitlich mal in einige Bürojobs verirrt und schnell festgestellt, dass ich das nicht möchte. Irgendwann im Studium war ein Punkt erreicht, an dem ich stressfrei, sinnvoll und mit Spaß mit 1-zu-1-Training mehr Geld als im Büro verdient habe. Das war der Zeitpunkt, an dem klar war, was ich hauptberuflich machen möchte.
Was konntest du aus deinem Studium mitnehmen?
Diese Frage ist interessant. Ich würde das Sportstudium an der SpoHo genau so noch mal machen, da es eine sehr schöne Zeit war, in der ich viel erlebt und viele interessante Menschen getroffen habe. Inhaltlich war jedoch für meinen Beruf kaum etwas Brauchbares dabei.
Wie bist du zur Neuroathletik gekommen?
Neben dem Studium habe ich mir immer viele verschiedene Konzepte angeschaut, weil ich immer wieder festgestellt habe, dass ich mit vielen meiner Kunden an Grenzen gestoßen bin, die mit den klassischen Trainingsansätzen nicht zu lösen waren. Die sportwissenschaftliche Ausbildung sowie klassische Trainer- und Therapiefortbildungen waren und sind immer noch fast ausschließlich biomechanisch geprägt. Viele wirtschaftlich erfolgreiche Trainingskonzepte, die ich mir vertieft angeschaut habe, scheiterten bei einem Teil meiner Kunden trotz konsequenter Umsetzung relativ häufig. Vermeintliche Trainergurus verkaufen ihre Fortbildungen i. d. R. als heiligen Gral für den Trainingserfolg, erzählen allerdings nicht, bei wie vielen Trainierenden die Ansätze nicht funktioniert haben. Mich hat immer interessiert, warum manche Leute auf gewisse Trainingsformen gut reagieren und andere nicht. Bei der Suche nach weiteren Lösungsansätzen
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bin ich 2016 auf Z-Health gestoßen, die das zentrale Nervensystem als alles steuernde Instanz in den Mittelpunkt eines jeden Trainings stellt. Es war für mich auf Anhieb logisch, dass Bewegung das Ergebnis neuronaler Funktionen ist und entsprechend dort die Ursachen zur Lösung von Bewegungs- und Leistungsoptimierung sowie Schmerzproblematiken liegen. Seitdem habe ich mich nur noch mit der Integration der funktionellen Neurologie ins Training beschäftigt. Die Werkzeuge, mit denen sich klassische Trainingskonzepte befassen – Kettlebells, Hanteln, Faszienrollen etc. –, nutzen wir im Neuroathletiktraining z. T. zur gezielten Optimierung neuronaler Funktionen – ergo zur Optimierung von Bewegung und Training. Ob ein Werkzeug für eine Person hilfreich ist und zum Einsatz kommt oder nicht, hängt vom neuronalen Profil und der Zielsetzung des Trainierenden ab. Nur wenn Werkzeuge zur gezielten Problemlösung beitragen, werden sie eingesetzt. Statt anhand verschiedener Trainingstools und -konzepte auf Erfolge zu hoffen, stimmen wir das Training anhand des Einbezugs des zentralen Nervensystems als alles steuernde Instanz des Körpers auf die individuellen Bedürfnisse des Trainierenden ab und können so Erfolge garantieren. Wie bist du Ausbilder im Neuroathletikbereich geworden?
Ich habe einige Jahre neben meiner Trainerarbeit als Referent für die Deutsche Trainer Akademie gearbeitet und Fitness- und PT-Fortbildungen geleitet. In dieser Zeit habe ich gemerkt, dass mir das Unterrichten sehr viel Freude bereitet. 2016 benötigte die DTA im Rahmen einer Trainerausbildung einen Mobility-Kurs, den ich konzipiert und nach den Prinzipien der Neuroathletik aufgebaut habe. Nach den Kursen haben mich Teilnehmer immer wieder gefragt, ob ich ihnen vermitteln könne, wie ich Neuroathletik in meiner täglichen Arbeit genau nutze und anwende. Da klar war, dass dieses Thema in voller Tiefe nicht in drei Tagen vermittelbar ist, habe ich 2019 das Neuroathletik-Mentorship ins Leben gerufen, das Trainer und Therapeuten über sechs Monate hinweg alle theoretischen Grundlagen, gezielte Assessmentstrategien sowie die praktische Anwendung vermittelt.
Warum bietest du Mentorships anstelle von Fortbildungen an?
Ein Kernproblem, das ich über die Jahre bei vielen Fortbildungsanbietern immer wieder gesehen habe, ist, dass die Teilnehmer auch nach sehr guten mehrtägigen Fortbildungen wieder alleine in ihrem Arbeitsalltag stecken und nicht wissen, wie sie die vermittelten Inhalte in ihre Arbeit integriert bekommen. Deshalb habe ich das Mentorship so aufgebaut, wie ich es mir selbst als optimale Fortbildungsmöglichkeit gewünscht hätte. Da Zeit bei vielen Leuten ein limitierender Faktor ist, ist es ein großer Mehrwert, wenn das Lernen zeit- und ortsunabhängig stattfindet. Wir vermitteln im Mentorship die Theorie in Online-Modulen à 60–90 Minuten, die aufgezeichnet werden und jederzeit abrufbar sind. Wer Zeit hat, nimmt live teil, wer zeitlich verhindert ist, schaut sich die Aufzeichnung an. Da viele Aspekte des Neuroathletiktrainings nicht rein online zielführend unterrichtet werden können, treffen wir uns zudem einmal monatlich, um die digital vermittelten Inhalte effizient in die Praxis zu übertragen. Diese Verzahnung von zeit- und ortsunabhängiger Theorie mit regelmäßigen Praxisphasen hat sich seit mehreren Jahren nun extrem bewährt und wir sind sehr stolz auf die Anwendung und die Ergebnisse, die unsere Teilnehmer regelmäßig zeigen. Seit diesem Jahr ist es zudem möglich, sich nach Abschluss des Mentorships auf Basis einer Theorie- und Praxisprüfung von uns als Neuroathletiktrainer zertifizieren zu lassen. W