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Welchen Schutz brauchen Trainer?

Versicherungsdeutsch kann manchmal ganz schön umständlich und kompliziert sein. Benjamin Papo erklärt, worauf es bei Versicherungen für Trainer wirklich ankommt und warum eine passende Haftplichtversicherung ein absolutes „Muss" ist.

BENJAMIN PAPO

Der Versicherungsexperte ist Geschäftsführer bei der Finanzchef24 GmbH in München. Zuvor war er als Vorstand für das Privatkundengeschäft der Interhyp AG verantwortlich. www.finanzchef24.de

Welche Versicherungen brauche ich als selbstständiger Trainer?

An erster Stelle steht die Trainerhaftpflicht. Auch wenn sie gesetzlich nicht verpflichtend ist, ist sie in der täglichen Studiopraxis unverzichtbar. Denn im Gegensatz zu Schreibtischtätern ist die Verletzungsgefahr bei sportlichen Aktivitäten bekanntlich höher. Ob als Kursleiter bei Aerobic-, Pilates- oder Yogagruppen oder als Personal Trainer, das Gefahrenpotenzial ist vielfältig. Verletzt sich ein Teilnehmer unter deiner Aufsicht, kann das Arztbesuche, Verdienstausfälle und sogar Schmerzensgeld zur Folge haben. In solchen Fällen springt die Trainerhaftpflicht ein. Übersetzt ins Versicherungsdeutsch heißt das: Betriebshaftpflicht zur Absicherung von Personen- und Sachschäden und daraus resultierenden Vermögensfolgeschäden.

Worauf kommt es bei der Wahl des Produktes an?

Wichtig ist, dass dein tatsächliches Einsatzgebiet von dem Versicherer vollständig erfasst und ausreichend abgesichert ist. Typischerweise sind Trainer ja in Fitnessstudios und Sportvereinen tätig. Doch auch im Gesundheitswesen sind Kursleiter mit medizinischem Know-how tätig. Nicht zu vergessen im Sporttourismus: Ob als Clubanimateur auf Kreuzfahrtschiffen oder innerhalb eines Wellnesshotels im Ausland – das Berufsbild ist vielfältig und das Gefahrenpotenzial ziemlich unterschiedlich. Umso wichtiger ist es, dass die gewerbliche Versicherung wirklich alle Tätigkeiten erfasst, typische Risiken erkennt und in konkreten Schadensfällen einspringt. Das gilt auch für berufliche Veränderungen, die dem Versicherer häufig gar nicht oder zu spät gemeldet werden, sodass im Zweifel dann kein umfassender gewerblicher Versicherungsschutz mehr vorliegt.

Welche Mindestsumme sollte eine Haftpflichtversicherung abdecken?

Die Frage nach der Deckungssumme hängt natürlich wieder maßgeblich vom individuellen Berufsrisiko jedes Trainers ab. In der Regel sollten jedoch für Personen- und Sachschäden mindestens 3 Millionen Euro von der Berufshaftpflichtversicherung abgedeckt sein, andernfalls gilt man als unterversichert. Viel eher ist hier darauf zu achten, dass man nicht über eine „alte Vertragslogik“ fällt: Einige Versicherer bieten noch Verträge mit unterschiedlichen Versicherungssummen von 250.000 Euro bis 500.000 Euro für Personen-, Sach- und Vermögensfolgeschäden an.

Welchen Betrag muss ich monatlich für eine Haftpflichtversicherung einplanen? Wie viel deine Trainerhaftpflicht am Ende kostet, bestimmt in erster Linie dein geschätzter Jahresumsatz, deine Mitarbeiterzahl und die Höhe deiner Selbstbeteiligung. Weitere Stellschrauben für Versicherungsrabatte sind die Vertragslaufzeiten und die Zahlweise. Manche Ge-

werbeversicherer bieten auch Existenzgründerrabatte in den ersten drei Jahren. Hierzu folgendes Rechenbeispiel: Ein Fitnesstrainer, der sich im Jahr 2021 selbstständig macht, allein tätig ist und einen Jahresumsatz von 50.000 Euro angibt, zahlt monatlich zwischen 5 und 21 Euro für seine berufliche Haftpflichtversicherung ohne Selbstbeteiligung.

Kann ich meine Versicherungen aussetzen, wenn mir – z. B. durch einen Lockdown – größere Einnahmen wegbrechen?

Während der Coronakrise haben viele Versicherer eine zinslose Stundung der Beiträge für mehrere Monate angeboten. Wichtig ist nur, dass der Versicherungsschutz dabei vollständig gegeben ist. Wer weiterhin als Trainer selbstständig aktiv ist und nur weniger Einnahmen hat, sollte seine neuen Umsatzzahlen dem Versicherer zeitnah melden, um gegebenenfalls seine Versicherungsbeiträge zu reduzieren. Zu prüfen wäre auch, ob sich eine Jahreszahlung eventuell auf eine Monatszahlung ohne Ratenzuschlag umstellen lässt, um Zahlungsengpässe zu verhindern. Solltest du deine Selbstständigkeit als Fitnesstrainer dennoch aufgeben müssen, kannst du von deinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen. Sobald deine Gewerbeabmeldung dem Versicherer vorliegt, gilt dein Vertrag als beendet.

Gibt es eine Versicherung, die mich als Trainer oder Studiobetreiber gegen Studioschließungen abzusichert?

Es gibt tatsächlich Versicherungen, die im Rahmen einer Inhaltsversicherung auch eine sogenannte Betriebsunterbrechung als Zusatzbaustein absichern. Allerdings lohnt sich das erst, wenn gewerbliche Räume vorhanden sind – also zum Beispiel ein Yogastudio, das von einem Hagelsturm über Nacht geflutet wird, oder wenn Einbrecher Equipment entwenden oder unbrauchbar machen, sprich, wenn die gewohnte betriebliche Nutzung nicht länger möglich ist bzw. der eigentliche Betrieb vorübergehend unterbrochen ist. Erst dann greift die Betriebsunterbrechungsversicherung und übernimmt die laufenden Kosten für Miete, Leasing und gegebenenfalls auch Umsatzausfälle. Versichert sind in der Regel Feuer, Leitungswasser, Sturm und Hagel, Einbruch oder Diebstahl.

Zahlt eine solche Versicherung auch bei coronabedingten Ausfällen?

Verletzt sich ein Kunde unter deiner Aufsicht, kann dies schwerwiegende finanzielle Folgen haben.

Die Frage nach Coronaausfällen ist berechtigt, allerdings für Versicherer noch nicht abschätzbar, daher sind Pandemiefälle vorerst ausgenommen. Nur so viel: Neben einer klassischen Betriebsunterbrechungsversicherung existiert auch eine sogenannte Betriebsschließungsversicherung für den konkreten Fall einer Schließung. Für Kleinunternehmer ist das allerdings sehr kostspielig und lohnt sich kaum.

Wo finde ich neutrale Informationen bzw. kann mich beraten lassen?

Wer eine neutrale Beratung wünscht, kann unabhängige Honorarberater aufsuchen, die unterschiedliche Versicherer im Portfolio haben. Einen guten und schnellen Überblick verschaffen Online-Vergleichsportale, die gleich mehrere Tarifrechner im Hintergrund haben, um die Konditionen für unterschiedliche Berufsgruppen transparent zu machen. Dabei kommt es nicht allein auf die Prämienhöhe an, sondern auf individuelle Bedarfsanalysen und fundierte Empfehlungen.

Was sind die typischen Fehler von Trainern bei Versicherungen? Und woran erkenne ich, ob ich über- oder unterversichert bin? Freiberufliche Trainer sollten bei jeder beruflichen Veränderung einen gründlichen Bedarfscheck durchführen sollten. Hat sich mein Einsatzgebiet geändert? Wie schaut die aktuelle Auftragslage aus? Brauche ich Mitarbeiter zur Unterstützung? Will ich künftig eigene Trainingsräume anmieten? Im Ausland tätig sein? Oder mein Equipment aufbessern? Erst dann kann eine Über- oder Unterversicherung hinreichend überprüft werden. Einige Gewerbeversicherungen decken inzwischen sogar den privaten Bereich wie die Privathaftpflichtversicherung mit ab. Auch im Falle einer Firmenrechtsschutzversicherung sind Eheleute häufig mitversichert. Es lohnt sich also, seine Versicherungsunterlagen regelmäßig zu sichten. W

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