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Frühkindliche Reflexe
ten Aspekte negativ beeinflussen. Ein Reflex ist eine unwillkürliche, stereotype Bewegung. Das heißt, diese Bewegungen können wir nicht bewusst steuern und sie können auch immer wieder auftreten. Wenn nun frühkindliche Reflexmuster noch im Erwachsenenalter aktiv sind, führt dies unweigerlich zu Kompensationsbewegungen und muskulären Fehlspannungen, die nicht einfach mit einem Foam Roller beseitigt werden können. Der Körper wird nämlich immer wieder in die „falsche“ Position gezogen, weshalb man manche Bewegungen koordinativ einfach nicht auf die Reihe bekommt. Und das gilt nicht nur für den Hip Hinge.
Nötig ist dann eine neuronale Umprogrammierung, damit wir diese störenden Bewegungsmuster und die damit verbundenen muskulären Fehlspannungen mit den tatsächlichen Ursachen auflösen und unser Körper so wieder seine volle Funktionalität erlangt.
FRÜHKINDLICHE REFLEXE
Lange Zeit herrschte die Meinung vor, dass frühkindliche Reflexmuster nur in der frühen Kindheit aktiv seien und ab dem Zeitpunkt, wo wir laufen können, beziehungsweise spätestens mit dem dritten Lebensjahr „verschwunden“ seien. Dies ist nicht der Fall: Frühkindliche Reflexe können auch über das dritte Lebensjahr hinaus noch aktiv sein und auch im Erwachsenenalter Probleme verursachen wie zum Beispiel die folgenden: • Wirbelsäulenfehlstatiken (Buckel, Skoliose etc.) • Bandscheibenvorfälle • Kopfschmerzen und Migräne • Muskuläre Verspannungen und körperliche
Fehlbelastungen • Gleichgewichts- und Koordinationsprobleme • Falsche Bewegungsmuster • Verschiedene Ernährungs-, Verdauungs- und
Organprobleme • Nahrungsmittelunverträglichkeiten • Verminderte Leistungsfähigkeit • Angststörungen und Erschöpfung • Zähneknirschen und Zahnfehlstellungen
EINGRIFFE
In der frühkindlichen Entwicklung des Menschen gibt es drei sensible Phasen: die Schwangerschaft, den Geburtsvorgang und das erste Lebensjahr des neugeborenen Kindes.
Greifen wir bewusst oder unbewusst in eine oder mehrere dieser Phasen des Heranwachsenden ein, beeinflussen wir zwangsläufig den von der Natur vorgegebenen Entwicklungsprozess, was zu langfristigen Auswirkungen und Problemen (siehe oben) führen kann. Diese Eingriffe können folgende sein: • Kaiserschnittgeburt, Saugglocke o. Ä. • Unzureichende Stimulierung des Fötus über die Bewegungen der Mutter (wenn diese zum
Beispiel während der Schwangerschaft viel liegen muss) • Starke elektromagnetische Strahlen (via Handy etc.), Alkoholkonsum und ungesunde Ernährung bei der werdenden Mutter • Eingreifen/„Mithelfen“ bei den ersten Entwicklungsschritten unseres Babys (wenn ich z. B. mein Baby immer wieder beim Krabbeln und Rollen unterstütze) • Lauflernwagen oder der dauerhafte Gebrauch von Babyschalen
INTEGRATION DES PEREZ-REFLEX
Die Integration frühkindlicher Reflexe schafft emotionale Ruhe und körperliche Ausgeglichenheit.
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TESTUNG DES MORO-REFLEX
Testung des Reflexes:
Der Kunde liegt entspannt in Rückenlage mit geöffneten Augen, der Trainer setzt einen plötzlichen Reiz (z. B. lautes Klatschen, an den Füßen ziehen etc.).
Mögliche reflexbedingte Reaktionen:
Der Patient zuckt mit den Armen (Schutzmechanismus/ -spannung) oder reagiert sehr sensibel auf den Reiz.
Durch all diese Möglichkeiten des Eingreifens können wichtige Schritte im Entwicklungsprozess übersprungen, ausgelassen oder verzögert werden, was dazu führt, dass frühkindliche Reflexe selbst nach dem dritten Lebensjahr hinaus noch aktiv bleiben.
ÜBUNGSABFOLGE ZUR INTEGRATION
Der Patient führt im Liegen dreimal folgendes Reflexmuster
aus: Während der Einatmung komplett öffnen (Arme über Kopf strecken, Beine seitlich abspreizen und Blick nach hinten, siehe Bild 1) und anschließend während der Ausatmung komplett verschließen (Arme und Beine überkreuzen, Kinn zur Brust, Fäuste machen und Augen schließen, siehe Bild 2). Im Anschluss legt sich der Patient entspannt ab, die Beine sind gestreckt und eine Hand legt er auf seinen Solarplexus. Der Trainer legt eine Hand auf den M. tensor fasciae latae; die zweite Hand auf die Stirn (Bild 3). Nun atmet der Kunde ruhig für vier bis acht Atemzüge ein und aus. Der Trainer integriert den Reflex, indem er bei jedem Ausatmen des Kunden auf seinem Scheitel parasagittal vor- und zurückklopft. DER MORO-REFLEX
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Am Beispiel des Moro-Reflexes erklären wir nun die Bedeutung und Aufgabe von frühkindlichen Reflexen und typische mögliche Symptome bei persistierenden (noch aktiven) Reflexen. Des Weiteren zeigen wir, wie du feststellen kannst, ob bei dir oder deinen Patienten der Moro-Reflex noch aktiv ist, und welche Übungen du machen kannst, um diesen Reflex zu integrieren („aufzulösen“).
Der Moro-Reflex trainiert zum einen die Atemmuskulatur des Babys. So wirkt er unmittelbar nach der Geburt durch den ersten Schrei mit, die Atmung anzukurbeln. Zum anderen geht es bei diesem Reflex um das Thema „Fallen“, bei dem wir uns zunächst vollständig öffnen, um noch nach etwas greifen zu können, und uns anschließend so klein wie möglich machen, um uns zu schützen. Folgende Probleme können durch einen noch aktiven Moro-Reflex entstehen: • Überempfindlichkeit des vestibulären Systems (Gleichgewichtsprobleme) • Überempfindlichkeit auf sensorische Reize (Licht, Berührung, Geräusche etc.) • Kompensationsspannung und dadurch dauerhafte muskuläre Verhärtungen • Eingeschränkte Mobilität und Beweglichkeit • Schwierigkeiten mit der Atmung (Kurzatmigkeit) • Hohes Stresslevel, Angst und Anspannung • Eingeschränktes peripheres Sichtfeld • Häufig wiederkehrende Kraft- und Energielosigkeit
FAZIT
Um Bewegungsabläufe besser zu verstehen, ist es wichtig, dass du als Trainer zukünftig die frühkindliche Entwicklung deiner Kunden berücksichtigst. Diese Phase ist nämlich maßgeblich für die motorische, neuronale, sensorische und sozio-emotionale Reifung des menschlichen Gehirns zuständig. Die frühkindlichen Reflexbewegungen bilden die Grundlage für unsere spätere Haltung, Bewegung und Gangart. Durch die Integration frühkindlicher Reflexe lässt sich die Ursache spezieller motorischer Probleme angehen und ein neues Fundament schaffen für dauerhaft gesunde Bewegungsabläufe.
Das Ziel sollte immer sein, die wirklichen Ursachen körperlicher Blockaden und Beschwerden bei Klienten zu beseitigen und nicht nur die Symptome. Nur dies garantiert dauerhafte, nachhaltige Therapieerfolge. W
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