Natur+Umwelt 2-2022

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NATUR UMWELT +

FAKTEN, PORTRÄTS, AKTIONEN UND TIPPS FÜR UMWELTBEWUSSTE

MOORE SCHÜTZEN

AKTUELLES Sonderthema Krieg 10H gelockert

02 22


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KENNENLERNEN: ökologisch / divers / solidarisch

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INHALT

INHALT 3

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LIEBE LESERINNEN UND LESER, Foto: Steffen Scharrer

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Foto: BUND-Fachbereich Grünes Band

Foto: Irmela Fischer

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AKTUELLES 4–7 Aktuelle Meldungen 8/9 Aktuelle Meldungen aus Bayern 10 Klimaschutz: Fit für die Zukunft 11 Kommentar 12–15 Sonderthema Krieg

ZUR ZEIT 34 Tierwohl; Bits & Bäume

TITELTHEMA 16/17 Moore schützen 18/19 Was uns Moore bedeuten 20/21 Bunte Lebenswelt 22 Was wir fordern 23 Franziska Tanneberger

URLAUB & FREIZEIT 38 Reise: Sardiniens Ostküste 39 Wanderung in der Mainaue

im Interview 24/25 BUND landesweit aktiv 26/27 Hilfe für Bayerns Moore

NATUR IM PORTRÄT 28 Pflanzenporträt: Waldsauerklee 29 Gerettete Landschaft 30/31 Feuchtwiesen 32/33 Gefährdet: Ortolan

Die Natur+Umwelt ist das Mitgliedermagazin des BUND Naturschutz und die bayerische Ausgabe des BUNDmagazins.

INTERNATIONALES 36 Neuer IPCC-Bericht 37 »Friends of the Earth« Ukraine

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AUS DEM VERBAND Jahresschwerpunkte Editorial des Vorstands 25 Jahre BN Service GmbH Mitmachaktionen Meldungen Umweltbildung BN vor Ort aktiv Regionalseiten Porträt: Elias Pfeiffer Junge Seite

SERVICE 60 Leserbriefe 61 Ratgeber: E-Auto kaufen 62/63 Buchtipps und Reisen 66 Ansprechpartner/Impressum

wie jedes Frühjahr zeigt sich die Natur von ihrer schönsten Seite. Alles grünt und summt und zwitschert, dass es eine Freude ist. Oder wäre? Angesichts der blühenden Natur schwingt ja ­ schon länger die Sorge mit: Wie lange noch bleibt diese Pracht, wenn die ­Vielfalt weiter schwindet und das Klima kippt? Seit dem Angriff auf die Ukraine liegt nun ein neuer dunkler Schatten über der Gegenwart, Frühling hin oder her. An drei Stellen in dieser Natur+Umwelt gehen wir auf den russischen Überfall ausführlicher ein: im Kommentar ­ auf Seite elf, im anschließenden ­Sonderteil zu politischen Konsequenzen des Krieges, und im Bericht ­ über unseren ukrainischen Partner »Ecoaction« unter Internationales. Der Krieg macht die ökologische Krise nicht weniger akut, im Gegenteil. Natur und Klima brauchen mehr Schutz denn je. Intakte Moore sind hierbei von größter Bedeutung. Unser Schwerpunkt ab Seite 16 ist deshalb dem ­Lebensraum Moor gewidmet. Bleiben Sie zuversichtlich!

Luise Frank

Severin Zillich

Redaktion Natur+Umwelt

Redaktion BUNDmagazin


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› AKTUELLES

AKTUELLES

ORT DER BEGEGNUNG Eine junge Frau schiebt einen Kinderwagen über das Kopfsteinpflaster. Ein paar Meter weiter ziehen einige aufgeregte Jugendliche vorbei. Hier, in einer Seitenstraße zwischen Karl-Marx- und Herrmannstraße – den Lebensadern des Berliner Bezirks Neukölln –, will der BUND seine neue Bundesgeschäftsstelle errichten. Viele Jahre lang hatten wir nach einem bestehenden Gebäude gesucht, das unseren Ansprüchen als Naturschutz- und

ALLEEN FÜR DAS KLIMA Erneut kürt der BUND eine »Allee des Jahres« – aus den schönsten Bildern, die Sie uns zuschicken. Wir freuen uns über Ihre Fotos, ob vor der Haustür oder im Urlaub entstanden. Mit dem Wettbewerb weist der BUND diesmal auf die Bedeutung der Alleen für den Klimaschutz hin.

Umweltverband gerecht wird. Es sollte energieeffizient, gut mit den Öffentlichen erreichbar und nicht zuletzt bezahlbar sein. Doch Berlin ist längst zur Spielwiese der Immobilienspekulation geworden. Davon will sich der BUND nun lösen. »Wir wollen mit gutem Beispiel vorangehen. Statt immer mehr Miete für ein ineffizientes Bürogebäude zu zahlen, machen wir uns unabhängig«, so Bundesgeschäftsführerin Eva Nolte.

Bitte senden Sie uns bis 16. September maximal vier Bilder, digital oder als ­Papierfoto. Notieren Sie dazu den Ort, die Länge der Allee und die prägende Baum­ art. Auch wüssten wir gerne, was Sie mit dieser Allee verbindet. Im Herbst wird eine Jury die deutsche »Allee des Jahres 2022« küren und öffentlich präsentieren. Für den ersten Platz gibt es eine Übernachtung auf Burg Lenzen für zwei Personen. Auch den Zweitund Drittplatzierten winken schöne Preise.

Nach reiflicher Überlegung stand fest: Der BUND wird zum Eigentümer einer versiegelten Gewerbefläche. Und wir werden neu bauen, nachhaltig und ökologisch. Die Geschäftsstelle in der Rollbergstraße wird mit nachhaltigen Materialien in einer Holz-Hybrid-Bauweise errichtet. Eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach sorgt für Strom, geheizt wird mit Wärmepumpe. Hinzu kommen viel Grün im Hof und auf dem Dach sowie Fensterscheiben, die Vogelschlag verhindern sollen. Der Neubau wird Gemeinschafts- und Tagungsräume haben, die allen BUNDMitgliedern zur Verfügung stehen: ob Ortsgruppe, Arbeitskreis oder Projektinitiative. »Wir schaffen einen Ort der Begegnung«, so Eva Nolte. Geplant ist der Einzug für 2025. Wir halten Sie auf dem Laufenden!

Ahorn-Eschen-Allee im brandenburgischen Kremmen.

Foto: Jutta Schatton

Foto: SMAQ

So etwa wird die neue Bundesgeschäftsstelle des BUND im Berliner Rollberg-Kiez einmal aussehen.

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Mehr zum Thema Ihre Fotos senden Sie bitte an katharina.dujesiefken@bund.net oder den BUND Mecklenburg-Vorpommern, Wismarsche Str. 152, 19053 Schwerin. Für Nachfragen: Tel. 03 85/52 13 39-0. www.allee-des-jahres.de


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AKTUELLES 5

SIRENENGESANG UND UNTERWASSERLÄRM Das Meer ist nach Berlin gekommen, als Klangwelt und virtuelle Realität. Die 500 Quadratmeter umfassende Installation »Sea­phony« verbindet Kunst und Meeresschutz – eine Entdeckungsreise durch die Weltmeere. Mit allen Sinnen tauchen wir in den größten und klangreichsten Lebensraum unseres Planeten ein, entlang der Meeres­ strömungen, von Pol zu Pol. Wir hören Krustentiere knistern und Wale singen. Möglich machen das Künstler*innen wie Chris Watson, Tony Myatt, Theresa Baumgartner, Michelle-Marie Letelier und wittmann/zeitblom.

Doch Kulturschaffende wissen so gut wie Umweltbewegte: Wo wir die Schönheit und Fragilität der marinen Ökosysteme ansprechen, müssen wir uns auch über ihren Schutz unterhalten. Denn unsere Meere leiden unter Verschmutzung, Überfischung, den Folgen der Klimakrise und menschengemachtem Unterwasserlärm. Diese zunehmende Belastung wird auf der »Seaphony« erfahrbar sein. BUND und BUNDjugend begleiten die Ausstellung, die bis 8. Juni in der Berliner Alten Münze stattfindet, mit Fachveranstaltungen und Schulführungen.

Foto: Martin Grimm/BIA

www.seaphony.org

NEUES VOM ROTMILAN Sein tief gegabelter Schwanz macht ihn unverkennbar. Deutschland hat eine besondere Verantwortung für den Rotmilan, beherbergen wir doch über 40 Prozent seines Weltbestands. Was bedroht den auffälligen Greifvogel? Im Rahmen eines EU-Projekts haben Wissenschaftler*innen mehr als 1300 Rotmilane mit einem Sender versehen, Tausende von Flugstunden beobachtet und in ganz Europa Totfunde untersucht. Erste Zwischenergebnisse ­ zeichnen ein differenziertes Bild seiner Gefährdung.

Vergiftungen, illegale Abschüsse oder der Tod an Stromleitungen treten bei uns deutlich seltener auf als anderswo. Die meisten Verluste waren hier­zulande der intensiven Landwirtschaft anzulasten, auch der Straßenverkehr forderte viele Opfer. Dagegen zeigten Windkraftanlagen wenig Einfluss, nur an zwei Stellen kamen Rotmilane regelmäßig zu Tode. Anders als in den Medien berichtet, ist es für Schlussfolgerungen zum Schutz der Art in Deutschland noch zu früh. Als zentrales Ziel sieht der BUND aber die von

der Bundesregierung geplante naturverträgliche Landwirtschaft auf möglichst großer Fläche. Wo der Rotmilan besonders dicht verbreitet ist, müssen seine Lebensräume und die Bedingungen für seine Fortpflanzung gezielt verbessert werden. Dies gilt speziell für die EU-Vogelschutzgebiete: Hier sind klare Ge- und Verbote nötig sowie eine angepasste Landwirtschaft, damit der Rotmilan ausreichend Kleinsäuger und Vögel als Nahrung findet. Zudem müssen Hochburgen wie die Magdeburger Börde vor weiteren Eingriffen gesichert werden.

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Mehr zum Thema Eine kurze Recherche dazu finden Sie unter: www.bund.net/rotmilan


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› AKTUELLES

KURZ & GUT Internationales Plastik-Abkommen: Die Umweltversammlung der Vereinten Nationen hat den Weg zu Verhandlungen für ein rechtlich bindendes Abkommen geebnet, das den gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen in den Blick nimmt. Es soll helfen, Plastik und Plastikmüll zu vermeiden, und der allgegenwärtigen Verschmutzung durch (Mikro-)Plastik begegnen. Bisher fehlt ein solches Regelwerk. Regionale und nationale Vorschriften sind, sofern vorhanden, nur begrenzt wirksam. Der BUND mit seinem Bündnis »Wege aus der Plastikkrise« begrüßt das Bekenntnis, der Plastikverschmutzung in ihrem ganzen Ausmaß entgegenzutreten.

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»Only bad news is good news« heißt es, vor allem schlechte Nachrichten erregen also unsere Aufmerksamkeit. Doch positive Neuigkeiten aus dem Natur- und Umweltschutz tun einfach gut. Einige aus jüngster Zeit haben wir wie immer für Sie ausgewählt.

Die Meere speichern weiterhin viel CO2: Schwächt die Erwärmung der Weltmeere ihre Fähigkeit, CO2 zu binden? Wissenschaftler*innen hatten dies befürchtet, weil die Erwärmung den Austausch von Nährstoffen zwischen der Oberfläche und den Tiefen der Ozeane bremst. Eine Studie aus den USA gab nun vorsichtig Entwarnung: Zwar fand man tatsächlich weniger Plankton in dem atlantischen Untersuchungsgebiet. Doch scheint es durch Bakterien ersetzt worden zu sein, die auch sehr gut Kohlenstoff binden können. Zudem zerfalle das Plankton im warmen Wasser wohl rascher und sei damit eher wieder als Nahrung verfügbar.

50000 50 000 Spinnenarten bekannt: In Südamerika beschrieb ein Team um die brasilianische Wissenschaftlerin Kimberly Marta jüngst die Springspinne Guriurius minuano. Sie ist die 50 000. Art im (online zugänglichen) »World Spider Catalog«. Die Fachwelt schätzt, dass bisher erst die Hälfte aller Spinnen entdeckt wurde. Spinnen bilden die wichtigste Gruppe »räuberisch« lebender Landtiere. Sie fressen pro Jahr geschätzte 400 bis 800 Millionen Tonnen Insekten und sind damit von größter Bedeutung für die irdischen Ökosysteme.


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AKTUELLES 7

Foto: Michael Gaida/Pixabay

Es muss ja nicht gleich eine Schwebebahn sein. Guter ­öffentlicher Nahverkehr gehört zur Daseinsvorsorge.

ÖFFENTLICHER VERKEHR

IM BÜNDNIS FÜR BUS UND BAHN Wir müssen weg vom Auto. Ein Schlüssel für die Mobilitätswende ist das Angebot öffentlicher Verkehrsmittel.

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JENS HILGENBERG

WERNER REH

leitet die Verkehrspolitik des BUND-Bundesverbands.

ist Sprecher des BUNDArbeitskreises Verkehr.

och immer steigt die Zahl der Autos hierzulande, noch immer werden sie größer und schwerer. Trotz hoher Spritpreise und Klimakrise scheint der Wendepunkt zu einem vernünftigeren und umweltverträglicheren Verkehr noch nicht erreicht. Die Engpässe infolge des Kriegs in der Ukraine zwingen nun dazu, grundsätzlich umzudenken. Um nachhaltiger mobil sein zu können, ist ein attraktives öffentliches Angebot unverzichtbar. Deshalb engagiert sich der BUND gleich in mehreren Bündnissen für den öffentlichen Nahverkehr. Gemeinsam mit Gewerkschaften, Umwelt- und Sozialverbänden sowie den Kirchen arbeiten wir daran,

sein Angebot deutlich auszubauen und als Daseinsvorsorge anzuerkennen. Nur so lässt sich der überbordende städtische Autoverkehr einschränken, der dem Klima, unserer Gesundheit und Lebensqualität schadet. Und nur so lassen sich auf dem Land bezahlbare und für alle zugängliche Alternativen mit Bus und Bahn schaffen.

BESSER ZUGÄNGLICH Der öffentliche Personennah- und Fernverkehr muss überall im Land verfügbar werden: mit einer besseren Infrastruktur, regelmäßig getaktet und mit Angeboten, die am Bedarf orientiert sind. Neue Mobilitätsangebote wie Fahrgemeinschaften,

geteilte Fahrzeuge oder solche, die auf markierten Spuren automatisiert fahren, müssen in den umweltfreundlichen Verkehr eingebunden werden. Den Menschen auf dem Land muss es leichter gemacht werden, ohne eigenes Auto mobil zu sein. Damit wirklich alle den öffentlichen Verkehr nutzen können, müssen die Anbieter gesetzlich zur Barrierefreiheit verpflichtet und die Umsetzung staatlich überprüft werden. Bus und Bahn müssen auch preislich allen offenstehen. Dafür braucht es erschwingliche Angebote wie das 365Euro-Jahresticket für den Nah- sowie günstige Jahreskarten für den Fernverkehr. Hier kann das österreichische Klima­ticket als Vorbild dienen.

BESSER FINANZIERT Autofrei mobil sind wir, wenn dank guter Nahversorgung die nächste Bus- und Bahnstation leicht erreichbar ist. Wenn Arbeiten und Freizeit ohne weite Wege verzahnt sind. Und wenn sich öffentliche Verkehrsmittel und das Fahrrad einfach kombinieren lassen. Dafür muss der öffentliche Verkehr deutlich besser finanziert werden. Barriereund emissionsfreie Fahrzeuge sind ebenso kostspielig wie neue oder dichter getaktete Angebote. Das notwendige Geld könnte u.a. aus dem Topf der milliardenschweren klimafeindlichen Sub­ventionen kommen (womit Dienst- und Dieselwagen noch immer gefördert werden). Zusätzlich müssen Steuern umgestaltet und die Einnahmen in klimaschonende und kosten­ effiziente Bus- und Bahnprojekte fließen. All dies ist nötig, um ein gutes öffentliches Angebot mit fair bezahlten Mitarbeiter*innen zu schaffen. Unsere Bündnisse haben ausgearbeitet, was zu tun ist. Jetzt müssen Verkehrsminister Wissing und die gesamte Regierung anpacken.

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Mehr zum Thema ... in einem Papier (55 Seiten) des Bündnisses Sozialverträgliche Mobilitätswende: www.bund.net/mobilitaetswende


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AKTUELLES

Meldungen aus Bayern

erischen Jagdverbandes (BJV), forderte im Februar die Staatsregierung auf, ihren Luchs-Managementplan zu ändern, der Wiederansiedlungen bisher nicht zulässt. Leider herrscht darüber im BJV Uneinigkeit, denn der im April wiedergewählte BJV-­Präsident Ernst Weidenbusch sprach sich explizit gegen diese Maßnahme aus. Der BN wird sich weiter für eine aktive ­Ansiedlung des »kleinen bayerischen Löwen« stark machen.

Foto: AdobeStock/Markus Mainka

Der Luchs soll endlich wieder in Bayern heimisch werden! Dafür fordert der BUND Naturschutz schon lange eine aktive Wiederansiedlung, denn bisher ist der winzige Bestand durch Verkehrsunfälle und Wilderei nach wie vor von der Ausrottung bedroht. Unerwartete Unterstützung gab es dafür nun von der Jägerschaft, allerdings nur von einem Teil davon. Eberhard von Gemmingen-Hornberg, Vizepräsident des Bay-

DRITTE STARTBAHN HAT KEINE ZUKUNFT Die Planungen für eine dritte Startbahn am Münchner Flughafen müssen endlich vollständig und dauerhaft aufgegeben werden! Diese Forderung erneuerte der BUND Naturschutz gemeinsam mit der Bürgerinitiative »Keine 3. Startbahn« und dem Aktionsbündnis aufgeMUCkt angesichts der Debatte um das Bayerische Landesentwicklungsprogramm (LEP). Der Bau einer dritten Start- und Landebahn ist im neuen LEP nach wie vor enthalten. Dabei passen weitere Investitionen in den Flugverkehr und der enorme

Die unsinnige 10H-Regel hat den Ausbau der Windkraft in Bayern praktisch zum Erliegen gebracht. Unter großem politischem Druck hat sich im April die CSU-­ Fraktion im Bayerischen Landtag darauf verständigt, einige Lockerungen einzuführen. Der BUND Naturschutz kritisiert die Beschlüsse als unzureichend und schlecht für den Naturschutz. Die geplanten Lockerungen sehen vor, den vorgeschriebenen Mindestabstand zwischen Windrädern und der nächsten

Foto: Cornelia Schlosser

LUCHSE NACH BAYERN HOLEN

Foto: Christoph Bosch

10H: LOCKERUNG REICHT NICHT!

Flächenverbrauch des Vorhabens nicht mehr in eine Zeit, in der politisches Handeln dringender als jemals zuvor am Klimaschutz ausgerichtet sein muss. Für die Menschen in der Region wäre ein Ausbau des Flughafens zudem mit weiterer Lärm-, Verkehrs- und Schadstoffbelastung verbunden. Die Bündnispartner kritisierten in diesem Zusammenhang auch den »völlig ambitionslosen Lärmaktionsplan« der Regierung von Oberbayern für den Flughafen.

Wohnbebauung in bestimmten Gebieten auf 1000 Meter zu verringern. Dazu sollen Staats- und Privatwälder, Truppenübungsplätze sowie Flächen entlang von Autobahnen und Bahnstrecken zählen. Ministerpräsident Markus Söder nannte eine Zahl von 800 Anlagen, die dadurch ermög­ licht würden, ohne sich auf einen Zeitraum festzulegen (Stand bei Redak­tions­ schluss). Der BN sieht in den Plänen erste gute Ansätze, hält sie aber für unzureichend. Der pauschale Mindestabstand »behindert die Standortsuche«, betonte der BN-­ Vorsitzende Richard Mergner, »und führt zu ökologisch schlechteren Windkraft­ stand­orten«. Statt 10H fordert der BN eine intelligente Regionalplanung, die zwei Prozent der Landesfläche für den naturverträglichen Ausbau von Windkraft vorsieht.


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AKTUELLES

Meldungen aus Bayern 9

Deutliche Kritik am geplanten Bayerischen Landesentwicklungsprogramm (LEP) übten der BUND Naturschutz und andere Verbände in Stellungnahmen zur aktuellen Fortschreibung des LEP. Konkret fordert der BN, Windenergie und ÖPNV auszubauen, einen Stopp von Straßenneubauten, die Reduzierung des anhaltend hohen Flächenverbrauchs, die Sicherung des Biotopverbundes sowie den Schutz der bayerischen Moore. Das LEP wird derzeit im Rahmen einer so genannten Teilfortschreibung überarbeitet. Die vorgeschriebene Verbändeanhörung endete am 31. März. »Das LEP ist ein zentrales Instrument, um ganz konkret und vor Ort in Bayern auf die Klimakatastrophe und den bedrohlichen Schwund der Artenvielfalt zu reagieren«, betonte der BN-Vorsitzende Richard Mergner. »Es ist ein echtes Problem, dass die Staatsregierung diesen wichtigen Hebel nicht richtig ansetzt. Die von uns vorgeschlagenen konkreten Änderungen sind nötig, um die Klimakatastrophe zumindest abzumildern. Wir hoffen sehr, dass die Staatsregierung unsere vielen, fachlich begründeten Vorschläge ernsthaft prüft und umsetzt.«

Foto: Franziska Nimz

KEIN »WEITER SO« !

WELTWEITER KLIMASTREIK Unter dem Motto »Reicht halt nicht« gingen am 25. März auf der ganzen Welt wieder Menschen auf die Straße. Sie forderten eine Politik, die dem Ziel gerecht wird, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Allein in Deutschland gehen die Veranstal­ ter*innen von Fridays for Future von rund 220 000 Menschen aus, die an den Demos und Aktionen in rund 250 Städten und Gemeinden teilnahmen. Auch in Bay-

ern fanden vielerorts Veranstaltungen statt, oft unterstützt vom BUND Naturschutz und mit Beteiligung vieler BN-Aktiver. Die größte bayerische Veranstaltung war eine Demo auf dem Münchner Königsplatz (unser Bild). Eine der zentralen Forderungen war ein deutlicher Ausbau Erneuerbarer Energien, gerade angesichts der aktuellen Situation in der Ukraine und der Abhängigkeit Deutschlands von russischen Gas- und Öllieferungen.

DREI JAHRE VOLKSBEGEHREN Der BUND Naturschutz zog am 13. Februar, dem dritten Jahrestag des erfolgreichen Volksbegehrens Artenschutz, ein gemischtes Fazit bezüglich der Umsetzung. Der BN hatte angekündigt, der Politik bei der konkreten Realisierung des Gesetzeswerkes genau auf die Finger zu schauen und dafür ein Ampel-System entwickelt, das den Fortschritt veranschaulicht. Traurig, aber wahr: Drei Jahre später steht die Ampel in keinem der Bereiche auf Grün. Die größten Probleme gibt es beim Biotopverbund. Hier wurde noch kein einziger Verbund (zum Beispiel aus Hecken und Feldrainen zur Durchgliederung ausgeräumter Landschaften) neu geschaffen, der direkt im Zusammenhang mit dem Volksbegehren steht. In allen anderen Bereichen wie Gewässerrandstreifen, Wiesen- und Moorschutz, Naturwald,

Ökolandbau und Lichtverschmutzung steht die Ampel auf Gelb. Ebenso bei den Streuobstwiesen. Als positiv ist hier allerdings die Unterzeichnung des Streuobstpaktes hervorzuheben. »Ich bin froh, dass wir mit diesem Pakt einen wichtigen Schritt zum Erhalt der Streuobstwiesen in Bayern machen konnten. Entscheidend wird aber sein, dass durch den Landtag auch wirklich genug Gelder für die Fördermaßnahmen und vor allem für das nötige feste Personal – und nicht nur für befristete Projektstellen – bereitgestellt werden«, erklärte BN-Vorsitzender Ri­ chard Mergner.


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AKTUELLES

STUDIE »ZUKUNFTSFÄHIGES BAYERN«

FIT FÜR DIE ZUKUNFT Das Klima schützen und gleichzeitig Arbeitsplätze schaffen? Das geht! BN und Greenpeace zeigen in einer neuen Studie mögliche Wege dafür auf.

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Der BUND Naturschutz fordert: Die knapper werdenden finanziellen Spielräume des Staates müssen jetzt für die sozial-­ ökologische Transformation eingesetzt werden.

TRANSFORMATION BEWÄLTIGEN Dafür hat der BN zusammen mit Green­ peace in einer neuen Studie »Zukunftsfähiges Bayern« Beispiele aufgezeigt, wie mit staatlichen Geldern sowohl Klimaund Naturschutz vorangebracht als auch Arbeitsplätze geschaffen werden können. In Bayern stehen große Transformationen an, gerade für die Automobilindustrie und deren große Zulieferindustrie. Die Studie analysiert aber nicht nur den Verkehrsbereich, sondern auch den Energie-, den Land- und Forstwirtschaftssek-

tor, Tourismus und Naturschutz. Neben den Einzelwirkungen haben die Autor*innenen Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft und Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung auch die gegenseitigen positiven Synergien und nötige geänderte Rahmenbedingungen aufgezeigt. Investitionen in ein zukunftsfähiges Bayern sind auch für eine krisenfestere Wirtschaft positiv, ob es Coronahilfen oder der normale Landeshaushalt sind. Das sind starke Argumente für die politischen Forderungen von BN und Green­ peace, ganz besonders vor der kommenden Landtagswahl. Wer Bayern zukunftsfähig machen will, muss gerade bei den Finanzen die Weichen in Richtung Transformation stellen.

Energiewende: Die Abschaffung der 10H-­Regel und der damit verbundene Zubau von 1 Gigawatt Windstrom jährlich würde private Investitionen von 14,4 Milliarden Euro bis 2030 entfesseln, 57 600 Arbeitsplätze schaffen und jährlich 1,2 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Der Vorteil hier ist neben den konkreten CO2-Einsparmöglichkeiten auch die Auswahl ökologisch besser geeigneter Standorte für die Windräder.

eStock/con Foto: Adob

Foto: Thomas Stephan

Foto: AdobeStock /Vonka

nel design

eit dem Beginn der Coronapandemie wuchsen die Ängste vor den wirtschaftlichen Folgen, und parallel wuchs in dieser Zeit der Druck, mit riesigen Summen Industriezweige und damit auch konkrete Unternehmen staatlich zu unterstützen. Viele dieser Industriezweige heizen jedoch die Klimakrise weiter an und tragen zum Verlust von Arten bei. Doch die zwei aktuellen politischen Krisen haben nichts an der Dringlichkeit der beiden ökologischen Krisen geändert. Die Debatte um einseitige staatliche Unterstützung spitzte sich bei der Abwrackprämie zu. In einem breiten zivilgesellschaftlichen Bündnis ist es gelungen, diese staatliche Finanzspritze für den Kauf von Autos mit reinen Verbrennermotoren zu stoppen.

Naturschutz: Die Renaturierung von Auen, Mooren und Flüssen würde bei staat­lichen Investitionen von 7,73 Milliarden Euro bis zu 1,42 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einsparen. Neben den konkret messbaren CO2-Einsparungen ist der Gewinn für die ­Natur mit der Förderung vielfach bedrohter Arten, der R ­ esilienz und der Anpassung an die Folgen der Klimakrise verbunden.

Mobilität: Mit einem Investitionsprogramm in ÖPNV, elektrifizierte Busse, Radverkehrsinfrastruktur und Lastenräder – auch im länd­ lichen Raum – mit Investi­tionen von knapp 11 Milliarden Euro ­können fast 50 000 Arbeitsplätze und hohe Synergien mit dem ­Ressourcenschutz entstehen.


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AKTUELLES

Kommentar 11

OLAF BANDT ist der Vorsitzende des BUND.

KOMMENTAR

ENERGISCH GEGEN DEN KRIEG Energiepolitik ist Sicherheitspolitik. Um unabhängig von Russland zu werden, muss die lange versäumte Energiewende nun rasch vollzogen werden.

Dieser Krieg ist Ausdruck einer nach wie vor bestehenden Machtkultur, die auf Dominanz, Spaltung und nationalem Egoismus beruht. Er manifestiert das Gegenteil einer freiheitlichen Demokratie und zukunftsgewandten Gesellschaft. Und er führt uns vor Augen, wie die Abhängigkeit von fossilen Energien und wie laufende Atomkraftwerke als Waffe gegen uns gerichtet werden können. Energiepolitik ist zur Sicherheitspolitik geworden. Die Klimakrise, der dramatische Verlust der biologischen Vielfalt und selbst die gegenwärtige Pandemie treten vor dieser Tragödie in den Hintergrund. Das ist gefährlich. Denn Erderwärmung, Artenschwund und Covid schreiten weiter voran. Eigentlich bräuchten wir unsere ganze Energie, um diese Krisen zu bewältigen. Umso wichtiger ist, dass alle Staaten ihr nationales und internationales Handeln auf Nachhaltigkeit überprüfen. Da ist es nicht damit getan, für Öl, Gas und Kohle weltweit auf Shoppingtour zu gehen. Das Gebot der Stunde ist – neben harten Sank­tionen gegen den Aggressor und humanitärer Hilfe für die Kriegsopfer – eine europäische Energiesouveränität. Die hartnäckige Weigerung der FDP, ein Tempolimit einzuführen, ist vor diesem Hintergrund nicht nachvollziehbar. Auch das vergünstigte Nahverkehrsticket kann über die Senkung der Mineralösteuer nicht hinwegtrösten.

ist die Bundesgeschäftsführerin für Politik und Kommunikation.

Nicht der Verbrauch muss staatlich gefördert werden, sondern das Energiesparen. Hier müssen sich Grüne und SPD endlich gegen den kleinsten Koalitionspartner durchsetzen. Die gute Nachricht lautet: Wir können mit kurzfristig wirksamen Maßnahmen nachsteuern. Die ersten Schritte dorthin haben wir getan, wenn auf all unseren Straßen ein Tempolimit gilt und in öffentlichen Gebäuden 19 Grad Regeltemperatur. Wenn keine Kurzstrecken mehr geflogen und keine neue Gas- und Ölheizung mehr eingebaut wird. All das schont auch den Geldbeutel. Indem wir Energie sparen und auf erneuerbare Energien setzen, senken wir langfristig und dauerhaft die Kosten. Wie das gehen kann, lesen Sie auf den folgenden Sonderseiten. Zögern Sie aber bitte nicht, selbst loszulegen. Wie Sie weniger En­ ergie verbrauchen, erfahren Sie zum Beispiel unter www.bund.net/ oekotipps. Falls Sie mehr machen wollen: Setzen Sie sich für Radwege in ihrer Gemeinde ein, für Solaranlagen auf Rathaus, Schule und Kindergarten, oder für Tempo 30 im Ortszentrum … Am Schlimms­ten wäre es nun aufzugeben. Wir können diese Welt verändern. Lassen Sie es uns zusammen tun! Der BUND hat im März zwei große Friedensdemos in Berlin mitorganisiert.

Foto: Jörg Farys

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eit dem 24. Februar wütet ein zutiefst zerstörerischer Krieg in der Ukraine. Er erzeugt unermessliches Leid für Mensch und Natur, vernichtet Leben und macht Regionen unbewohnbar. Er wird im Wortsinn verbrannte Erde hinterlassen, verseuchte Gewässer und im schlimmsten Falle unkontrollierbare atomare Strahlung.

ANTJE VON BROOCK


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SONDERTHEMA

ENERGIEVERSORGUNG

SCHNELL HANDELN

ARNE FELLERMANN leitet die Abteilung ­Klimaschutz des BUND.

OLIVER POWALLA ist Referent für Energie und ­Klima.

W

er hätte gedacht, dass nun ausgerechnet ein grüner Klimaminister den Golfstaat Katar wieder salonfähig macht? So geschehen Ende März, als Robert Habeck nach Katar reiste, um über den Verkauf von Flüssiggas an Deutschland zu verhandeln. Wortreich erläuterte der Minister, weshalb ihn unsere Abhängigkeit von fossiler Energie zu diesem Schritt gezwungen habe. Um uns jedoch aus dieser Abhängigkeit zu lösen,

Foto: Pixabay

Deutschland muss sein Energiesystem gründlich verändern. Um rasch von russischen Importen unabhängig zu werden, hilft vor allem eins: weniger Energie verbrauchen.

Fatale Abhängigkeit: Kohlemine in Sibirien

dürfen wir nicht weiter fossile durch fossile Energie ersetzen. Mehr denn je gilt, was der BUND schon seit Jahren fordert: entschieden auf erneuerbare Energien umzustellen. Dies wird umso schneller gelingen, je weniger Energie wir künftig verbrauchen.

FOSSILES ERBE Richtig ist: Die alte Bundesregierung hat der neuen ein schweres fossiles Erbe hinterlassen. Besonders mit Blick auf die Energieimporte aus Russland: Vor dem Angriffskrieg auf die Ukraine führte Deutschland 55 Prozent seines Erdgases, 35 Prozent seines Mineralöls und 50 Prozent seiner Steinkohle aus Russland ein. Um davon wegzukommen, hat Deutschland unter den fossilen Energieträgern nur schlechte (statt Erdgas: Öl oder Kohle) oder sogar sehr schlechte Alternativen (Frackinggas, Flüssiggas aus anderen autoritär geführten Ländern). Zwar ist es möglich, das Erdgas von anderswo zu beziehen. Doch gerade Gas, das über Pipelines geliefert

wird, ist kurzfristig nicht gänzlich zu ersetzen. Wir müssen damit rechnen, dass Teile der deutschen Industrie gedrosselt werden müssen, falls es zu Engpässen bei der Versorgung oder einem Embargo kommt. Die geplanten neuen Terminals für Flüssiggas bieten keine Lösung und werden uns nicht davor schützen, kommenden Winter im Kalten zu sitzen. Der Bau der Hafenanlagen dauert zu lange, sie sind nicht zukunftsträchtig und gefährden die Energiewende. Über die akute Krise hinaus setzt sich der BUND dafür ein, dass Deutschland und Europa die Weichen für eine nachhaltige Nutzung des Wasserstoffs stellen. Dazu gehört eine Infrastruktur, mit der wir grünen Wasserstoff beziehen und verteilen können. Und wir brauchen für seine Herkunft anspruchsvolle Kriterien, was den Schutz der Menschenrechte oder gute Regierungsführung betrifft.

WENIGER VERBRAUCHEN Insgesamt muss unsere Abhängigkeit von Energieimporten aber rasch sinken: indem wir mit viel Tempo die Wind- und Solarkraft ausbauen und gleichzeitig den


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SONDERTHEMA 13

Foto: Jürgen Rübig/Pixabay

Energieverschwendung: Der BUND fordert Kurzstreckenflüge zu verbieten.

Energieverschwendung: Der BUND fordert Kurzstreckenflüge zu verbieten.

Natur- und Artenschutz stärken. Eine solche Energiewende ist nur machbar, wenn es gelingt, unseren Hunger auf Energie zu mäßigen. Dafür sind Sofortmaßnahmen nötig, aber auch weitreichende strukturelle Anpassungen. Um den nächsten Winter nicht fürchten zu müssen, sollten wir kurzfristig in allen Bereichen vor allem eins: Energie sparen. Benötigen wir dadurch nur ein Zehntel weniger Endenergie, könnten wir auf etwa die Hälfte des bisher importierten russischen Erdgases verzichten. Gerade im Verkehr wäre es so einfach, eine andere Mobilität zu fördern, ohne gleich unseren Lebensstil ganz infrage zu stellen: mit einem Tempolimit, mit einem Verbot von Kurzstreckenflügen, mit autofreien Sonntagen und günstigeren Tickets für Bus und Bahn (siehe Seite 7). Mit Blick auf den Wärmeverbrauch muss die Bundesregierung eine bundesweite Kampagne fürs Energiesparen starten, kombiniert mit Beratungen. Und sie muss rasch wirksame technische Maßnahmen

umsetzen, zum Beispiel die Optimierung der bestehenden Heizungsanlagen durch einen hydraulischen Abgleich. Den Energieverbrauch von Gebäuden zu senken ist ein langfristigeres Unterfangen. Grundlage dafür sind ehrgeizig weiterentwickelte Energiestandards. Sie würden eine längst überfällige Modernisierungswelle auslösen. Eine Möglichkeit, sie sozial abzufedern, zeigt der BUND unter www. bund.net/sozialer-klimaschutz.

VERANTWORTUNG ZEIGEN Mit mehr als 28 Prozent hat die Industrie den größten Anteil am deutschen Verbrauch von Endenergie. Dieser Verantwortung muss sie sich stellen. Die Bundesregierung muss sie rasch dazu verpflichten, in allen Bereichen Energie möglichst sparsam zu verwenden. Wichtig ist, dass die Maßnahmen bereits vor dem kommenden Winter ihre Wirkung entfalten. Falls Engpässe bei der Energieversorgung drohen, müsste zuerst die Herstellung

solcher Produkte gedrosselt werden, die viel Energie (und Ressourcen) verschlingen und besonders umweltschädlich sind, wie Plastik oder Düngemittel. Effizienz zuerst: Das war schon vor dem Krieg in der Ukraine der Leitsatz aller Szenarien einer klimaneutralen Zukunft. Doch in der politischen Praxis scheint oft noch zu gelten: Effizienz zuletzt. Um das Weltklima zu schützen und Russland nicht weiter zu finanzieren, ist nun ein politischer Paradigmenwechsel nötig. Ohne rechtlich vorgeschriebene Sparund Effizienzmaßnahmen werden wir nicht schnell genug vorankommen. Diesen Wechsel zu vollziehen ist die Aufgabe der ganzen Bundesregierung, betrifft sie doch fast alle Ressorts. Speziell die grünen Minister*innen müssen sich an ihrem Wahlauftrag messen lassen, einen Kurs zu definieren, der den ökologischen und sozialen Herausforderungen der Energiewende gleichermaßen gerecht wird.

ATOMKRAFT: DIE SCHEINDEBATTE Mit Krieg hat die Atomindustrie ­offenbar nicht gerechnet. Kein einziges Atomkraftwerk weltweit ist ­sicherheitstechnisch auf den Kriegsfall ausgelegt. Umso besorgter blicken Fachleute jetzt auf die Atomanlagen in der Ukraine. Verirrte Geschosse oder längere Stromausfälle und das Versagen der Kühlsysteme könnten eine nukleare Katastrophe für ganz Europa

auslösen. Angesichts dessen ist es grotesk, dass Unionspolitiker wie Markus Söder laut nach längeren Laufzeiten für deutsche AKWs r­ ufen. Zumal die letzten drei Meiler nur etwa sechs Prozent des Strombedarfs decken. Das steht in keinem Verhältnis zu den Sicherheitsrisiken, den Folgen und Kosten, die ein Weiterbetrieb der AKWs nach 2022 bedeuten würde. Von Unabhängigkeit kann bei der

Atomkraft sowieso keine Rede sein: Der Brennstoff, mit dem Deutschland noch bis zum Jahresende Atomstrom produziert, stammt hauptsächlich aus Russland und aus Kasachstan. Beide Länder decken zusammen etwa 40 Prozent des Uranbedarfs der EU. Angela Wolff


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SONDERTHEMA

SINNVOLL ENTLASTEN Seit dem Kriegsbeginn sind die Energiepreise kräftig g ­ estiegen. Die Bundesregierung muss den sozialen Ausgleich mit dem ökologisch Nötigen verknüpfen. IRMELA COLAÇO ist die BUND-Expertin für Bauen und Wohnen.

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aut dem statistischen Bundesamt zahlten Haushalte im Februar durchschnittlich rund ein Fünftel mehr für Heiz­ energie, Strom und Kraftstoffe als ein Jahr zuvor. Der Gaspreis hat sich gar mehr als verdoppelt. Infolge des Krieges in der Ukraine schnellten die Energiepreise weiter in die Höhe. Hier offenbart sich ein klimapolitisches Versagen – und wie eng der Klimaschutz und das Soziale verbunden sind. Denn unter solchen Preisschocks leiden besonders jene, die mangels gesetzlicher Vorgaben in ungedämmten Häusern sitzen und (teilweise noch staatlich gefördert) mit Gas und Öl heizen. Oder all jene, die

Foto: blickwinkel/McPhoto/Insadco

STEIGENDE PREISE

Besser dämmen: Unsanierte Gebäude benötigen bis zu zehnmal mehr Energie als Bauten der besten Effizienzklasse.

wegen der Vernachlässigung des öffentlichen Nahverkehrs heute vom Auto abhängig sind. Für Menschen, die mit wenig Einkommen und ohne Ersparnisse auskommen müssen, ist das eine existenzielle Belastung.

GEZIELT HELFEN Was die Regierung bisher zur Entlastung der Menschen beschloss, kommt vielfach nicht dort an, wo die Hilfe am dringendsten wäre. Und sorgt auch nicht dafür, dass unsere Gesellschaft dauerhaft weniger abhängig von der umweltschädlichen und teuren fossilen Energie wird. Pauschale Entlastungen wie eine Steuerreduzierung auf Kraftstoffe sind sozial ungerecht und ökologisch nicht zielführend. Denn sie entlasten auch jene, die große Autos mit hohem Verbrauch angeschafft haben (ohne ihre Bedürftigkeit zu prüfen). Wer zehn Liter Benzin benötigt, bekommt 3,50 € Euro 100 Kilometer. Wer ein FünfLiter-Auto fährt, erhält nur halb so viel. Der BUND fordert stattdessen die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung zurückzugeben und Sozialleistungen gezielt zu erhöhen, damit Miete und Strom bezahlt werden können. Gleichzeitig fordern wir flächendeckende »Stromspar-Checks«, um Haushalten mit wenig Einkommen beim Energiesparen zu helfen.

ÖKOLOGISCHE ZEITENWENDE Die Bundesregierung muss außerdem dafür sorgen, dass der Energieverbrauch allgemein sinkt und der Wechsel zu erneuerbaren Energien schnell gelingt. Nur so werden Menschen dauerhaft entlastet und wird Deutschland unabhängiger vom Import fossiler Energie. Längst überfällig sind zum Beispiel Gesetze, die dafür sorgen, dass Gebäude modernisiert werden. Angefangen bei den energetisch schlechtesten Gebäuden wirken sie sozial und ökologisch besonders nachhaltig. Denn hier ist der Energieverbrauch rund zehnmal so hoch wie in Gebäuden der besten Effizienzklasse. Und hier wohnt häufig, wer wenig verdient. Auch muss die Regierung die Hürden für eine Energieversorgung in Bürgerhand endlich zur Seite räumen: damit nicht vorrangig die Energiekonzerne, sondern die Menschen vor Ort von der Energiewende profitieren. Schließlich erwartet der BUND vom Verkehrsminister ein klares Konzept, wie Menschen künftig ohne eigenes Auto auch auf dem Land mobil sein können.

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Mehr zum Thema Wollen auch Sie nachhaltig Energiekosten sparen? Dann gehen Sie auf: www.bund.net/energiespartipps


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SONDERTHEMA 15

AGRARWENDE

LUXUS ODER FRIEDENS­P ROJEKT ? Der Krieg im Agrarland Ukraine droht den Welthunger zu verschärfen. Die Verfechter einer intensiven Landwirtschaft wittern nun die Chance, die geplante ökologische Agrar­wende zu verzögern.

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ruchtbare Schwarzerde-Böden mach­ ten die Ukraine zur Kornkammer. Sie exportierte bisher große Mengen an Ölsaaten oder Weizen in alle Welt, gut ein Siebtel des gehandelten Weizens stammt von hier. Russlands Invasion bedroht die ukrainische Landwirtschaft nun mit kaum absehbaren Folgen für Abnehmer wie Libyen, Tunesien oder Ägypten. Die Weltmarktpreise kennen gerade nur eine Richtung – nach oben. Schon schlägt das UN-Welternährungsprogramm Alarm.

RETTER AGRARINDUSTRIE?

Foto: blickwinkel/McPhoto/Insadco

Aus jahrelanger Erfahrung in internationalen Netzwerken weiß ich: Menschen hungern nicht, weil global zu wenig Lebensmittel verfügbar wären. Sondern weil es ihnen an Einkommen fehlt und Lebensmittel nicht richtig verteilt werden.

Weite Teile der Ukraine werden intensiver bewirtschaftet als die Umgebung dieses Karpatendorfs.

Dennoch wirbt die Agrarlobby seit Jahrzehnten dafür, mit Europas ertragreichen Böden die Welt zu ernähren. Der Preis dafür wäre eine noch intensivere Landwirtschaft, die jede verfügbare Fläche nutzt und jede mögliche Technologie. Der weniger ertragreiche Ökolandbau sei dagegen ein Luxus und moralisch verwerflich. Menschen hungern anderswo auf der Welt, also helfen wir. Was oberflächlich nicht verkehrt klingen mag, wirft nicht nur im politischen Brüssel und Berlin die Frage auf: In welche Richtung soll sich unsere Landwirtschaft entwickeln?

AGRARWENDE RÜCKWÄRTS Ins Blickfeld gerieten schnell jene Flächen, die man EU-weit aus der Nutzung genommen hatte, um Raum für die biologische Vielfalt zu schaffen: Sie sollen nun wieder

MATTHIAS MEISSNER leitet die Abteilung ­Biodiversität des BUND.

unter den Pflug kommen. Außerdem lehnt eine Mehrheit im EU-Agrarrat jetzt die »Farm-to-Fork«-Strategie der EU-Kommission ab. Diese sollte den Weg weisen zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft, die nur noch halb so viele Pestizide einsetzt, weniger Nutztiere hält und mindestens 30 Prozent der Fläche ökologisch bearbeitet. Das sei zu unproduktiv, so der Agrarrat. Die Kommission hatte ferner vorgeschlagen, beeinträchtigte Flüsse, Moore und Meeresflächen zu renaturieren und die Zulassung von Pestiziden strenger zu regeln. All dies wird wegen der Invasion nun fatalerweise verschoben.

VERSCHWENDUNG STOPPEN Dabei hilft in dieser Krise vor allem eine Landnutzung, die die Grenzen unseres Planeten wahrt und nicht auf Dünger und Gas aus Russland angewiesen ist. Die dem Krieg geschuldete Krise kommt zur Klimakrise und dem Schwund der biologischen Vielfalt ja noch hinzu. Auf all dies müssen wir nun gleichzeitig Antworten finden. Wie bekommen wir unser Ernährungssystem schleunigst krisenfest? Indem wir erst einmal die großen Verluste beheben. So verfüttern wir 60 Prozent des in Deutschland produzierten Getreides an Tiere. Rund ein Drittel unsrer Lebensmittel wird letztlich verschwendet, landet also nicht auf dem Teller, sondern im Müll oder im Trog. Es liegt in unseren Händen, eine Landwirtschaft, die uns allen Nahrung liefert, auf ihrem Weg zur Ökologisierung und Krisenfestigkeit zu unterstützen. Und das gilt nicht allein für Deutschland und Europa, sondern auch für den globalen Süden. Eine Landwirtschaft mit gesunden Böden, und intakten Gewässern, mit ausreichend Bestäubern und mit Nährstoffen, die im Kreislauf genutzt werden, ist kein Projekt nur für Friedenszeiten, sondern selbst ein Friedens­projekt.


Moore schützen Knabenkräuter im Cheiner Torfmoor bei Salzwedel. So wie hier am Grünen Band blüht es gerade auf vielen Moorwiesen, vom Alpenvorland bis nach Schleswig-­Holstein. Auf vielen? Nun ja, im kleinen Rest unserer einst ausgedehnten Moore eben, der erhalten blieb und der Zerstörung entging. Ein Trost: Selbst längst entwässerte Moorböden sind oft noch nicht ganz verloren, zumindest nicht für den Klimaschutz. Die Entwässerungsgräben zu schließen und einstige Moore wieder zu vernässen, zählt zu den wichtigsten Forderungen von Moor- und Klimafachleuten. Auch die natürliche Vielfalt würde profitieren. Mehr dazu auf den nächsten Seiten.


Foto: Ute Machel


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TITELTHEMA

MOORSCHUTZ

Moore brauchen Wasser Foto: BUND DHM

Seit mehr als 30 Jahren zeigt der BUND Niedersachsen in der Diepholzer Moorniederung, was man großräumig für den Schutz und für die Entwicklung von Mooren schaffen kann.

MATTHIAS MEISSNER leitet die Abteilung ­Biodiversität des BUND.

Damit Deutschland seine Klimaziele erreicht, müssen wir die Entwässerung unserer Moorlandschaften stoppen. Eine große Aufgabe, die auch der Natur zugutekommen wird.

CHRISTINE MARGRAF

M

oore sind Lebensräume voller Vielfalt. Enorm wichtig sind sie außerdem für den Wasserhaushalt. Und sie bergen riesige Mengen an organischem Material und damit Kohlenstoff. Obwohl sie nur drei Prozent der weltweiten Landfläche bedecken, liegt in ihnen ungefähr doppelt so viel Kohlenstoff wie in allen Wäldern unseres Planeten. Eines haben alle Moore gemeinsam: Was in diesen Ökosystemen wächst, stirbt einmal ab und sinkt dann unter die Wasseroberfläche. Dort sind die Reste der Pflanzen (oft Moose) luftdicht abgeschlossen. Der Kohlenstoff, den sie im Laufe ihres Wachstums gespeichert haben, bleibt somit gebunden. Wenn in einem Moor ein Bohrstock mit mächtigen Schlägen in den Untergrund gerammt wird, schwankt der Boden unter

den Füßen. So vermittelt sich ganz direkt, was es heißt, auf einem riesigen wassergesättigten Körper aus Pflanzenteilen zu stehen. Pflanzen, die sich dort über viele Jahrtausende abgelagert haben.

FOLGEN DER ENTWÄSSERUNG Moore werden passenderweise oft mit einem Schwamm verglichen. Entziehen wir ihnen das Wasser, bleibt einzig das orga-

nische Material übrig und Luftsauerstoff füllt die Zwischenräume. Das Material zersetzt sich und wird zu Kohlendioxid. Schon seit Jahrhunderten werden die Moore entwässert. Zum einen, um Torf als Brennstoff und für den Gartenbau zu gewinnen. Vor allem aber wurden und werden Moore in Deutschland bis heute für die Landwirtschaft trockengelegt. Gut sieben Prozent unserer Agrarfläche sind

Foto: Klaus Leidorf

ist im BN haupt- und ehren­amtlich für den Schutz von Mooren aktiv.

Die Mertinger Höll bei Donauwörth bildet das Zentrum eines ausgedehnten Niedermoors. Mehrfach musste das heutige ­ aturschutzgebiet gegen große Bauvorhaben verteidigt werden. N


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Foto: Helge Be

ndl

Der Rundblättrige Sonnentau fängt kleine Insekten und überlebt so auf nährstoffarmen Moorböden.

Foto: W. Willn

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Seit Jahren renaturiert die bayerische B ­ UNDjugend im Oberallgäu ein alpines Hochmoor. Auch in diesem Herbst steht wieder ein ­mehrtägiger Arbeitseinsatz für »Much & Moor« an.

ehemalige Moore. Drainagerohre und Entwässerungsgräben sorgen dafür, dass die Moorböden trockengelegt werden. Dann erst können auch sie als Äcker und Intensivwiesen genutzt werden.

HOHER PREIS So entstand gerade im Norden Deutschlands viel neues nutzbares Land. Der Preis dafür war hoch: Einzigartige Lebensräume verschwanden bis auf kleine Reste. Zugleich schuf man eine gewaltige Quelle für das klimaschädliche Kohlendioxid. Entwässerte Moorböden sind für gut ein Drittel aller von der Landwirtschaft verschuldeten Treibhausgase verantwortlich. Anders gerechnet: Fünf Prozent der deutschen Treibhausgase entweichen auf nur drei Promille der Landesfläche. Dieses Problem ist schon seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten bekannt. Passiert ist jedoch wenig. Mit dem »Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz« hat die neue Bundesregierung Ende März erstmals eine ehrgeizige Agenda vorgelegt. Bis Ende der Legislaturperiode plant sie rund vier Milliarden Euro in den Naturschutz zu investieren. Sie sollen helfen die biologische Vielfalt zu bewahren und gleichzeitig zum Klimaschutz beitragen. Wohin genau das Geld fließen soll, wird

bis Jahresende entschieden. Sicher ist, dass die Wiedervernässung der Moore eine zentrale Rolle spielen wird.

ANGEPASST WIRTSCHAFTEN Dabei soll es nicht nur darum gehen, Entwässerungskanäle und die Drainage einfach stillzulegen und alles zu renaturieren. Schließlich werden v.a. die Niedermoore ja derzeit genutzt, von Menschen, die damit ihre Lebensgrundlage erwirtschaften. Entscheidend wird darum sein, auch die bald wieder nasseren Flächen natur- und klimaverträglich zu nutzen. Zum Beispiel mit nasser Beweidung, Gründlandnutzung oder dem Pflanzenanbau auf wassergesättigtem Boden in »Paludikulturen«. Verglichen mit dem Ertrag eines Maisackers oder intensiv genutzten Grünlands ist die nasse Nutzung noch nicht konkurrenzfähig. Bei reiner Marktorientierung wird sie es wahrscheinlich auch nie. Daher müssen politische Instrumente helfen, eine Wertschöpfungskette für derartige Kulturen zu schaffen. Wer auf Moorböden wirtschaftet, benötigt einen Markt für die Verarbeitung und den Absatz von Weideprodukten und Grasschnitt, Rohrkolben, Seggen und anderem mehr. Geforscht wird dazu schon länger. So untersucht das »Greifswald Moor Cent-

rum« seit Jahren, wie solche Pflanzen weiterverarbeitet werden können. Klar scheint: Betriebe, die auf nassen Böden wirtschaften, müssen dauerhaft mischfinanziert werden: mit dem Erlös ihrer Kulturen und staatlich gefördert mit EUAgrar- und Naturschutzgeldern. Wichtig wird es dabei immer sein, dass die nasse Nutzung so erfolgt, dass auch die einst artenreichen Moorlebensräume wiederhergestellt werden.

GROSSER WANDEL Noch nie war die politische Bereitschaft so hoch, zum Schutz der Moore nach Lösungen zu suchen und Geld bereitzustellen. Wir als BUND wollen das nutzen und einen bestmöglichen Schutz der biologischen Vielfalt erreichen, mit einem Optimum an Klimaschutz. Die gebotene großflächige Wiedervernässung darf nicht auf eine Maximierung der Nutzung zielen, sie muss Raum für die Renaturierung lassen. Wie groß der Handlungsdruck ist, hat die Uni Greifswald berechnet. Für das 1,5-Grad-Ziel muss Deutschland bis 2050 ab sofort in jedem Jahr 50 000 Hektar trockengelegte Moore wiedervernässen, zusätzlich zum notwendigen Klimaschutz in Industrie, Verkehr, Bau etc. Auch unserer Landwirtschaft steht damit ein großer Wandel bevor. Als BUND wollen wir ihn sozialverträglich und fair gestalten und zugleich mit Gewinn für die biologische Vielfalt.


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TITELTHEMA

Buntes Leben

Intakte Moore zählen nicht zu den artenreichsten Lebensräumen. Doch viele ihrer Bewohner sind nur hier zu finden. Und darum heute selten geworden.

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inst dehnten sich die deutschen Moore über eineinhalb Millionen Hektar aus. Auf etwa fünf Prozent der Landesfläche – in Norddeutschland teilweise über 15 Prozent – regierten Torfmoose und andere Moorbildner. Doch ab dem 18. Jahrhundert entzog der Mensch 99 Prozent dieser Moore planvoll das Wasser. Schon eine leichte Absenkung des Wasserspiegels genügt, um die Mannigfaltigkeit unberührter Hochmoore zu vernichten. Entsprechend gefährdet und rar sind viele ihrer Bewohner heute.

HOCH- UND NIEDERMOOR

Vielerorts verschwunden ist der Hochmoor-Perlmuttfalter. ­Seine Raupen fressen an der Moosbeere.

Ein typischer Moorbewohner ist auch der Trommelwolf, die Spinne des Jahres 2022.

Wo Niederschläge und das Grundwasser zu einem ständigen Überschuss an Wasser führen, entstehen Moore. Abgestorbene Pflanzenreste können im Wasser nicht zersetzt werden und lagern sich als Torf ab. Dabei lassen sich grundsätzlich zwei Moortypen unterscheiden. Hochmoore werden ausschließlich von Regenwasser gespeist. Sie entstehen, indem Torfmoose in großen Polstern über das Grundwasser emporwachsen. Als größte baumfreie Inseln im weithin bewaldeten Mitteleuropa bildeten die Hochmoore einst eine Welt für sich. Vergleichsweise wenige Arten konnten diesen Lebensraum erobern. Charakteristisch ist

Foto: Christine Jung/bia

Die Rosmarinheide wächst auf nassen und sauren Moorböden und mag es kalt.

Foto: Arno Grabolle

LEBENSRAUM MOOR

Der Goldregenpfeifer lebte einst verbreitet in Mooren und Heiden des norddeutschen Tieflands. Als Brutvogel ist er heute akut vom Aussterben bedroht.

ihr kleinräumiges Mosaik von Bulten und Schlenken, von nassen und trockeneren Bereichen. Hochmoore sind sehr sauer, extrem nährstoffarm und wachsen etwa einen Millimeter pro Jahr in die Höhe. Niedermoore finden wir, wo Seen verlandet oder Senken versumpft sind, wo Auen periodisch überflutet werden oder Quellen auftreten. Sie sind häufig nähr-


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Fotos: W. Willner (4)

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Der Sumpfenzian oder Blaue Tarant kommt außerhalb der Alpen nur noch ganz ausnahmsweise vor.

VIELE SPEZIALISTEN Über hundert wirbellose Tiere sind in ihrem Vorkommen rein auf die Hochmoore beschränkt. Dazu zählen Käfer wie der Hochmoor-Laufkäfer, Schmetterlinge wie Hochmoorgelbling und -bläuling, Libellen wie die Hochmoor-Mosaikjungfer oder spezialisierte Wolfsspinnen. Zu den typischen Brutvögeln gehör(t)en das heute stark gefährdete Birkhuhn sowie die Sumpf­ohreule, der Brachvogel und der Goldregenpfeifer. Alle drei sind bei uns vom Aussterben bedroht.

Niedermoore stellen weniger extreme Lebensräume dar. Anders als Hochmoore wölben sie sich nicht über ihre Umgebung empor und werden deshalb auch Flachmoore genannt. Meist nährstoffreich und immer von Grundwasser genährt, prägen Schilfröhrichte, Seggenriede oder Bruchwälder ihr dichtes Pflanzenkleid. Niedermoore beheimaten mehr Arten als Hochmoore, und ihre Tiere und Pflanzen sind weniger spezialisiert. Doch ob Hoch- oder Niedermoor: Wo sich Untergrund und Klima kleinräumig verändern, können große Moorkomplexe voller Leben sein. Dieses Leben aber ist heute fast überall verschwunden. Es wird sich nur dann neu entfalten können, wenn wir unsere ehemaligen Moore auf weiter Fläche wiedervernässen. sz

Foto: Marcus Bosch

stoffreich, so dass sich Röhrichte und teilweise auch Bruchwald bilden. Von Niederzu Hochmooren gibt es vielfältige Übergänge; diese »Zwischenmoore« werden oft von Kleinseggen besiedelt.

Die Männchen des Moorfroschs sind zur Paarungszeit oft hellblau.


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TITELTHEMA

MOORSCHUTZ

NICOLA UHDE ist die BUND-Referentin für Moorschutzpolitik.

DANIELA ­WANNEMACHER leitet das Team Landnutzung des BUND.

W

er über den Schutz von Mooren spricht, tut gut daran klarzustellen, was gemeint ist: der Schutz der Moornatur oder des Moorbodens? Beides geht nicht immer Hand in Hand. Der Moornaturschutz dient in erster Linie dazu, Moore als wertvollen Lebensraum seltener Tiere und Pflanzen zu erhalten oder wiederherzustellen. Das hilft auch dem Klima, da lebendige Moore kleinflächig enorme Mengen Treibhausgase binden. Will man primär den Moorboden schützen, wird man ihn vor allem möglichst rasch dauerhaft unter Wasser setzen. Denn nur so ist die weitere Zersetzung des Bodens und damit der Ausstoß von Treibhausgasen zu stoppen. Im Idealfall lassen sich der Schutz der natürlichen Vielfalt und des Klimas verbinden. Doch je nachdem, wem eine Fläche gehört, ob sie streng geschützt oder landwirtschaftlich genutzt werden soll, steht eher die Natur oder der Boden im Mittelpunkt. Das ist wichtig zu bedenken. Ansonsten reden die Beteiligten in der Politik und vor Ort aneinander vorbei.

Foto: Tobias Da

Um Moore und Moorböden besser zu schützen und wiederherzustellen, hat der BUND zentrale Forderungen für einen Politikwandel formuliert.

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Der BUND fordert ZUM SCHUTZ DER MOORE ­FORDERT DER BUND:

Ernte von Schilf für Dachreet

• Ein Programm zur Wiedervernässung, das die Bundesregierung mit den Ländern auflegt, auf Basis einer ehrgeizigen nationalen Moorschutzstrategie und eines guten Aktionsprogramms zum natürlichen Klimaschutz. So sollen geschädigte Moore wiederbelebt werden und Kohlenstoff binden. Die laufende Erneuerung der Entwässerungssysteme in der Landwirtschaft ist bis 2025 zu stoppen. • Moore als Lebensräume schützen: Die Bundesregierung soll die Länder bei ihren Moorschutzprogrammen unterstützen, die Erhaltung der moortypischen Vielfalt ist ins Zentrum zu rücken. Ihre Schutzstrategie muss sie mit einem ehrgeizigen Aktionsplan umsetzen und dafür die planungs- und förderrechtlichen Rahmenbedingungen im Sinne des Naturschutzes anpassen. Alle Hochmoore und Moorwälder sind bis 2030 wiederzuvernässen und ihrer natürlichen Entwicklung zu überlassen, ebenso wie mindestens ein Viertel der heute noch extensiv genutzten Niedermoore. • Landschaftswandel als Chance fördern: In revitalisierten Moorgebieten soll die Regionalentwicklung besonders unterstützt werden, um den Wechsel zu einer nassen (Kultur-)Landschaft positiv für alle Beteiligten zu gestalten. Dafür ist die Wertschöpfung durch regionale Verwertungsketten und

Produkte ebenso zu stärken wie der Tourismus. Wer privat ein Niedermoor besitzt, muss über die Agrarpolitik attraktive ökonomische Anreize bekommen, um es nass und extensiv zu nutzen: durch den Anbau von Schilf, Rohrkolben oder Torfmoosen oder die Beweidung mit Heidschnucken oder Wasserbüffeln. • Aus der Torfverwendung aussteigen: Die Bundesregierung soll dafür sorgen, dass im Hobbygartenbau bis 2025 gänzlich auf Torf verzichtet wird. Im Erwerbsgartenbau darf Torf nur noch bis 2030 erlaubt sein. Ein Aktionsplan soll helfen, den Torfeinsatz schritt­ weise zu senken. Bis 2025 muss der Abbau von Torf in Deutschland vollständig enden. • Moorwissen stärken: Die Bundesregierung soll die Forschung zum Schutz der Moore fördern und sich um die Weiterbildung all jener in Politik, Verwaltung und Landwirtschaft kümmern, die den großflächigen Moorschutz erst ermöglichen. Sie soll zudem das Wissen über die Bedeutung der Moore für Natur und Klima fördern, bei Kindern wie Erwachsenen.

www.bund.net/moorschutzpolitik


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TITELTHEMA 23

INTERVIEW

u fa eP rlen Ma Foto:

Das A und O ist der Wasserhaushalt

Trockengelegte Moore wiedervernässen: Das würde auf einem Zwanzigstel der deutschen Landesfläche bis zu sieben Prozent unserer Treibhausgase sparen. Dieses Potenzial will genutzt sein, meint Franziska Tanneberger, Leiterin des »Greifswald Moor Centrum«.

Frau Tanneberger, warum sollten wir die Moore wiedervernässen? Früher haben wir Moorkundler*innen zuerst darauf hingewiesen, dass intakte Moore Schatztruhen der Biodiversität sind und eine ganz wichtige Funktion in der Landschaft erfüllen: Wie eine Niere filtern und binden sie Stoffe und prägen den Wasser- und Nährstoffkreislauf. Seit über zehn Jahren drängt der Klimaaspekt stark in den Vordergrund. Moore sind auch als Kohlenstoffspeicher enorm bedeutsam. Leider entweicht aus den entwässerten Mooren ständig CO2. Darum ist die Wiedervernässung so wichtig. Bringt eine Vernässung das Leben zurück ins Moor? Ja, auf den gut 70 000 Hektar, die schon wiedervernässt sind, beobachten wir das. Wir bekommen aber nicht zurück, was wir verloren haben. Die Entwässerung hat den Torfkörper gravierend beschädigt. Dennoch leisten wiedervernässte Moore vieles, was wir an diesem Ökosystem schätzen. Unsere zentrale Aufgabe ist es, die bis heute – auch in Schutzgebieten – gängige Entwässerung zu stoppen. Einen Teil der dann wieder nassen Moorfläche sollten wir dem Naturschutz widmen, da kann neue Wildnis entstehen. Ein anderer Teil bleibt land- und forstwirt-

schaftlich genutzt. Davon profitiert in den wiedervernässten Mooren auch die biologische Vielfalt. Welche Arten siedeln sich wieder an, welche nicht? In den Niedermooren haben wir viele kleinwüchsige Seggen und Blütenpflanzen verloren. Und die artenreiche Gruppe der Braunmoose, die – wie die Torfmoose im Hochmoor – tolle Torfbildner sind. All diese Pflanzen kommen nicht einfach wieder. Vernässen wir ein degradiertes Niedermoor, erhalten wir sehr wüchsige Röhrichte mit Großseggen und Schilf und vielleicht Weiden. Das sind erst mal eher artenarme Lebensräume. Das A und O für ein Moor ist der Wasserhaushalt. Es kann dauern, bis der wiederhergestellt ist. Für viele Arten ist auch entscheidend, dass wir Nährstoffe entziehen, unsere Landschaft ist ja heute viel nährstoffreicher als früher. Durch Mahd oder Beweidung werden diese Flächen offener, lichter und vielfältiger. Wie lassen sich Moore im Sinne des Natur- und Klimaschutzes nutzen? Die Richtung ist klar: Damit wir unsere Klimaziele erreichen, müssen nahezu alle Moorflächen wiedervernässt werden. Wo die Land- und Forstwirtschaft weiter eine

Franziska Tanneberger

Rolle spielen, sind noch etliche Fragen zu beantworten: Welche Kulturen eignen sich für welche nassen Böden? Wer sind die Abnehmer der Biomasse? Ein vielversprechendes Beispiel: Am Kummerower See verwertet ein Nahwärme-Heizwerk Biomasse aus wiedervernässten Mooren. Damit werden etliche Hundert Haushalte versorgt – ohne russisches Öl und Gas. Kohlenstoff lässt sich in nassen Mooren auch in langlebigen Produkten binden, wie Baumaterial aus Rohrkolben und Erle. Wie kann die Politik die nötige Wiedervernässung fördern? Sie sollte es als staatliche Aufgabe annehmen, Flächeneigentümerinnen und Bewirtschafter hierbei zu unterstützen. Denn entwässert wurde meist im Rahmen großer staatlicher Programme, nicht durch Privatleute. In Anlehnung an die Kohlekommission hoffe ich auf eine Moorkommission, die sich dieser Herausforderung stellt. In den moorreichen Bundesländern fehlt es bisher an Strukturen und Zuständigkeiten. Unser Zentrum vermittelt gerne Know-how und bereitet den derzeitigen Wissensstand praxisnah auf – ob es um Methan geht, um Mücken oder Moor-Fotovoltaik.


TITELTHEMA

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Weiträumig wiedervernässt: das Himmelmoor nördlich von Hamburg.

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Leben ins Moor AKTIV

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SCHLESWIG-HOLSTEIN

Der BUND setzt sich vielseitig dafür ein, die letzten gesunden Moore zu bewahren und geschädigte Moore, wo immer möglich, wiederherzustellen. Ein Dutzend Projekte zeigt beispielhaft die Bandbreite unserer Aktivitäten in den Landesverbänden.

Nach dem Torfabbau Im Himmelmoor in Quickborn wurde bis 2018 intensiv Torf abgebaut. Ein Überstau großer Flächen leitete die Renaturierung ein. Im Randbereich ist das Moor bereits FFH-Gebiet. Jetzt soll es als Ganzes unter Naturschutz gestellt werden. Die BUND-Kreisgruppe setzt sich – auch in einem Förderverein – für eine naturverträgliche Naherholung und eine wirkungsvolle NSG-Verordnung ein, zugunsten gefährdeter Arten wie Bekassine, Krickente, Kranich und Co. www.foerderverein-himmelmoor.de Diepholzer Moor

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Moorschnucken bei der Arbeit

r : I. Wemheue

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NIEDERSACHSEN Wollige Moorschützer Hochmoore brauchen Pflege, solange sie unzureichend vernässt sind. Im Rahmen des größten BUND-Moorprojekts hat der BUND Niedersachsen in der Diepholzer Moorniederung 2017 eine Schäferei mit Moorschnucken übernommen. Über tausend wollige Naturschützer helfen seitdem rund 600 Hektar wertvoller Moor- und Sandheiden offenzuhalten. Als kleine und leichte Schafrasse sind die Schnucken perfekt an die nährstoffarme Hochmoorlandschaft und die Feuchtwiesen angepasst.

Eisernes Pferd im Einsatz Mit einer Natura 2000-Station trägt der BUND Thüringen über seine Wildtierland Hainich gGmbH dazu bei, dass der Hanfsee im Unstrut-Hainich-Kreis ein Moor bleiben kann. Das durch einen Erdfall im Karst entstandene Übergangs- und Schwing­­ rasenmoor beherbergt u. a. den seltenen Kammfarn, der landesweit nur hier vorkommt. Entwässerungsgräben senkten den Wasserspiegel, Birken wuchsen auf. Die Entwässerung wurde gestoppt, auch die meisten Birken lässt die Station entfernen. Das »Eiserne Pferd« erlaubt es besonders bodenschonend zu arbeiten.

Moorland Moorschutz ist Klimaschutz. Warum beides eng zusammenhängt und wie sich Bürger*innen und Unternehmen direkt an der Rettung von Mooren beteiligen können, zeigt der BUND Niedersachsen mit »Moorland«. In dem vierjährigen Förderprojekt werden Moorflächen mit Hilfe von Klimaspenden wiedervernässt, um dauerhaft CO2 zu speichern. www.moor-land.de

www.bund-nrw.de/moore-renaturieren

Heckrinder des BUND beweiden ein Niedermoor am Bodensee.

HepacherLeimbacher Ried

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Heideland wiedervernässen Im Naturraum Bergische Heideterrasse zwischen Duisburg und Siegburg hat der BUND rund tausend Hektar einstiges Moorland identifiziert, das sich für eine Wiedervernässung eignet (in einem vom Bundesamt für Naturschutz geförderten Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben). Ein Nachfolgeprojekt soll nun für die Umsetzung sorgen. Neben positiven Effekten für Klima- und Hochwasserschutz sollen auch gefährdete Lebensräume geschützt und ein Biotopverbund von nationaler Bedeutung gestärkt werden.

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NORDRHEIN-WESTFALEN

Bergische Heideterrasse

THÜRINGEN

www.bund-niedersachsen.de/bund-schaeferei

Zwei BUND-Aktive prüfen, wo die Heideterrasse wiedervernässt werden kann.

Das Eiserne Pferd beim Einsatz in der Moorpflege

BADEN-WÜRTTEMBERG Heckrinder, Büffel und Biber Seit Langem engagiert sich der BUND Markdorf am Bodensee in der Moorpflege. Im FFH-Gebiet Hepacher-Leimbacher Ried vernässte er mit dem Landratsamt auf mehr als hundert Hektar Niedermoore. Der Biber half dabei großzügig. Statt regelmäßiger Mahd werden die Feuchtwiesen mit eigenen Heckrindern beweidet. Die Herde wurde jüngst um drei trächtige Wasserbüffel ergänzt, finanziert aus einem Vermächtnis. Es gelangen bereits Erstnachweise und Wiederfunde bedrohter Insekten. Vom BUND geführte Wanderungen, Erlebnispfade und Infotafeln vermitteln die Projektziele und geben Beobachtungstipps. www.markdorf.bund.net


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le : Juliane Thie

Moorschutz gleich Artenschutz Seit Jahren setzt sich die BUND-Ortsgruppe »Ostufer Kummerower See« für den Schutz von Mooren und Feuchtwiesen ein. So engagiert sie sich gegen das Ausbringen von Gülle in einem Landschaftsschutzgebiet. Außerdem untersucht sie laufend, wie sich die Art der Bewirtschaftung und der Wasserstand auf eine extensiv genutzte Feuchtwiese im Naturpark »Flusslandschaft Peenetal« auswirken. Dafür dokumentiert sie die Entwicklung gefährdeter Arten wie Fleischfarbenes Knabenkraut oder Sumpf-Läusekraut.

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MECKLENBURG-VORPOMMERN

BRANDENBURG

­Exkursion im Rahmen des Bildungsprojekts »Sumpf & Sand«.

Sumpf & Sand 2020 startete das ELER-geförderte Bildungsprojekt »Sumpf & Sand – Brandenburgs zwei Gesichter«. In Seminaren und Workshops lernen Gartenprofis und Laien Feuchtbiotope anzulegen und zu pflegen. Neben den beliebten Gartenrundfahrten per Rad oder Bus gibt es Angebote für Kinder und Familien, auch im BUND-eigenen Umweltbildungszentrum Schlaubetal. www.bund-brandenburg.de/sumpf-sand

Quickborn

Messen für mehr Wasser Das 55 Hektar große Luchseemoor im Spreewald leidet unter Wassermangel. Mit 680 Tonnen CO2 pro Jahr emittiert es 5,5-mal mehr als in naturnahem Zustand. Es wurden bereits Kiefern entnommen und Gräben verschlossen, ohne nachhaltige Wirkung. Um den Ursachen des Wassermangels auf den Grund zu gehen, richtete der BUND Brandenburg 2021 hydrologische Messstellen ein (gefördert durch Landes- und ELER-Mittel) und wird die nächsten fünf Jahre Daten erheben.

Kummerower See

Cheiner Torfmoor

www.bund-brandenburg.de/moorrenaturierung Luchseemoor

Fot o: Ute Mac

Hanfsee

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Mertinger Ried

Torfwiesenscheckenfalter und Grünwidderchen im Cheiner Torfmoor.

SACHSEN-ANHALT Moorschutz an Grünen Band Durch die Lage an der innerdeutschen Grenze wurde das Cheiner Torfmoor erst sehr spät entwässert. Heute zählt es zu den landesweit wertvollsten Niedermooren. Für viele Pflanzen und Tagfalter besitzt es eine überregionale Bedeutung. Der BUND Sachsen-Anhalt engagiert sich hier dafür, mehr Moorflächen anzukaufen und wiederzubewässern. Eine Teilfläche von 40 Hektar ist bereits auf dem Weg dorthin. Allein hier entweichen künftig jedes Jahr etwa 175 Tonnen CO2 weniger. www.bund-sachsen-anhalt.com/­cheiner-torfmoor

Natur statt Flugplatz und AKW Auf 25 Quadratkilometern erstreckt sich das Niedermoor Mertinger Ried zwischen Donauwörth und Dillingen. Das Kerngebiet, die 142 Hektar große »Mertinger Höll«, ist heute ein Naturschutzgebiet. Dabei gab es viele Pläne, die unbebaute Ebene zu nutzen: als Flugplatz, Atomkraftwerk oder Teststrecke für eine Magnetschwebebahn. Zum Glück scheiterten sie an dem Widerstand engagierter Naturschützer*innen. In den 1970er Jahren kaufte der BUND Naturschutz die ersten Flächen als Sperrgrundstücke gegen den geplanten Atommeiler. Dies war der Grundstein für den größten Flächenkauf in der Geschichte des BUND in Bayern. www.bund-naturschutz.de/mertinger-hoell

Foto :b li

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Murnauer Moos

Murnauer Moos mit blühenden Sibirischen Schwertlilien.

BAYERN Die Retterin des Murnauer Mooses Das Murnauer Moos am Alpenrand zählt mit rund 4200 Hektar zu den bedeutendsten Moorkomplexen Deutschlands. Dass es eine naturnahe Kulturlandschaft blieb, ist vor allem der Botanikerin Ingeborg ­Haeckel vom BUND in Bayern zu verdanken. Jahrzehntelang kämpfte sie für die Moorlandschaft. Von Politikern als »Mooshex« beschimpft, gelang es ihr, eine weitere Trockenlegung des Murnauer Mooses abzuwenden und den Abbau von Torf und Sandstein zu stoppen. Auf Haeckels Initiative gehen auch Flächenkäufe und die Ausweisung als Naturschutzgebiet zurück. www.bund-naturschutz.de/murnauer-moos


26 Natur +Umwelt 2 | 22

TITELTHEMA

LEBENSRAUM MOOR

Nasse Füße? Ja bitte! Wenn Moorflächen in Bayern wieder einen Beitrag zum Klimaschutz leisten sollen, brauchen sie vor allem eines: Wasser. Nach jahrhundertelanger Entwässerung ist die Renaturierung von Mooren eine riesige Aufgabe. Viele BN-Aktive packen in Wiedervernässungsprojekten mit an.

GRENZENLOSER SCHUTZ

Foto: BN-Kreisgruppe Weilheim-Schongau

»Life for Mires«, Leben für Moore, heißt ein Projekt, das 2018 begonnen wurde und von dem Moorgebiete im Bayerischen Wald und im Böhmerwald profitieren – grenzübergreifend, weil die natürliche Dynamik von Ökosystemen nicht an Landesgrenzen Halt macht. Starke Partner des BUND Naturschutz sind hier die Natio­ nalparke Šumava und Bayerischer Wald sowie die tschechische Universität Budweis. In diesem sechsjährigen Vorhaben arbeitet der BUND Naturschutz für Erhalt und Entwicklung wertvoller Moor- und Feuchtlebensräume am Grünen Band Bayern-Tschechien, dem Lebensraumverbund entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs. Fokus der BN-Aktivitäten im Projekt Life for Mires liegt auf den Natura 2000-Gebieten »Bischofsreuter Waldhufen« und »Moore bei Finsterau und Philippsreut« in den Gemeinden Haidmühle und Philippsreut, die in das Projekt miteinbezogen sind. Hier soll der natürliche Wasserhaushalt der Moorgebiete soweit möglich wiederhergestellt werden. Die WaldhufenlandIm Landkreis Weilheim-Schongau engagierten sich die BN-­ schaft in den Gemeinden Haidmühle und Philippsreut gehört zusammen mit den beiden Nationalparken zu einem der ökologisch Ortsgruppen Hohenpeißenberg und Peiting mit vollem Einsatz herausragenden Gebiete entlang des Grünen Bandes Europa. für ­die Renaturierung des Naturschutzgebietes Schwarzlaichmoor. Mehr als 35 Hektar konnte der BN im Schwarzlaichmoor schon ankaufen und damit einen sicheren Kernbereich für Maßnahmen schaffen. Besonderes Augenmerk legten die Naturschützer*innen darauf, hier die Bestände der Zwergbirke zu sichern. Das Eiszeitrelikt steht in Bayern auf der Roten Liste und hat hier mutmaßlich den auch zahlenmäßig größten Standort in Mitteleuropa. Das Schwarzlaichmoor wurde lange zur Torfgewinnung genutzt, weshalb hier großflächige Torfstiche zu finden sind. Diese galt es, wieder zu vernässen. Die großen Staubauwerke dafür wurden im Jahr 2006 mit Baggern erstellt, die kleineren in mühsamer Handarbeit mit der Hilfe zahlreicher Aktiver, die mit angepackt haben. Weit über 100 Staubauwerke wurden errichtet und so eine Vernässungsfläche von rund 20 Hektar geschaffen. Foto: BUND Fachbereich Grünes Band

HEIMAT FÜR DIE ZWERGBIRKE

weilheim-schongau.bund-naturschutz.de/projekte/ schwarzlaichmoor

www.bund-naturschutz.de/natur-und-landschaft/­ gruenes-band/life-for-mires


Natur +Umwelt 2 | 22

TITELTHEMA 27

HOCHMOOR RETTEN Es ist eine schweißtreibende Arbeit: Von Hand und mit dem Bagger werden Querbauwerke in Entwässerungsgräben gesetzt, um diese zu schließen. So wurde das Hagspielmoor in Scheidegg-­ Scheffau (Landkreis Lindau) wieder vernässt. Dieses Moor umfasst mit den vorgelagerten Streuwiesen etwa 43 Hektar Fläche, der Hochmoorkernbereich hat eine Größe von 22 Hektar. Dieser ist durchzogen von Entwässerungsgräben. Dadurch wurde das Hochmoor stetig entwässert, was zur weiteren Degeneration führte. Nur durch gezielte Maßnahmen wie die insgesamt 100 Querbauwerke ist dieser Prozess langfristig zu stoppen. Die BN-­ Kreisgruppe Lindau hat sich bereiterklärt, dafür die Trägerschaft zu übernehmen. In mehreren Schritten über vier Jahre hinweg haben vornehmlich Ehrenamtliche, aber auch Forstunternehmer und Baggerfahrer umfangreiche Entbuschungen und Grabenschließungen durchgeführt. So kann das Moorgebiet sich allmählich wieder regenerieren. Der Erfolg ist bereits gut zu sehen. Die Naturschutzbehörden im Allgäu haben hier mit der Gründung der Allgäuer Moorallianz einen Schwerpunkt gesetzt. Auch in der Regionalentwicklung werden Projekte zum Moorschutz vorangetrieben. So können hier noch vorkommende Arten wie der Hochmoor-Perlmuttfalter oder die Hochmoor-Mosaikjungfer auch in Zukunft eine Heimat finden.

lindau.bund-naturschutz.de/projekte/hagspielmoor

Das Ödmoos im Landkreis Traunstein hatte durch systematische Entwässerung und teilweise Aufforstung seinen Charakter als Hochmoor fast völlig verloren, dichte Bestände an Fichten und Waldkiefern sorgten zusätzlich für die Austrocknung des Hochmoortorfs. Trotzdem konnte das Ödmoos einiges von seiner ursprünglichen Vegetation bewahren. 1985 begann die BN-­ Kreisgruppe gemeinsam mit den Bayerischen Staatsforsten mit der Renaturierung. In unzähligen Stunden ehrenamtlicher Arbeit wurden Fichten wurden gefällt und von Hand oder mit der Seilwinde herausgezogen. Rund 80 Dammbauten aus natürlichen Materialien wie Holz, Torf, Humus errichteten die Aktiven von Hand, um den ursprünglichen Grundwasserhaushalt wiederherzustellen. Der lange Atem hat sich gelohnt: Seitdem konnte sich wieder ein typisches Latschenhochmoor entwickeln. Auf der ehemals dichtbestandenen Waldfläche sind jetzt wieder dicke Torfmoospolster mit Moosbeeren und Rosmarinheide sowie das Schei­ dige Wollgras zu finden. Auf den höhergelegenen Flächen wachsen Latschenkiefern, Heidekraut, Sonnentau und Preiselbeere. Doch die ­Arbeit ist nicht zu Ende: Nach wie vor müssen aufkommende Bäume und Büsche entfernt werden.

Foto: BN-Kreisgruppe Traunstein

Foto: Isolde Miller

LANGER ATEM

traunstein.bund-naturschutz.de/naturschoenheiten-imlandkreis/oedmoos


NATUR IM PORTRÄT

Pflanzenporträt

Foto: Irmela Fischer

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PFLANZENPORTRÄT

WALDSAUERKLEE Klein, zart, unscheinbar – und doch voller Überraschungen: Der Waldsauerklee ist ein Meister der Anpassung.

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Verdunstung, kann sogar noch bei zehn Prozent des Tageslichts Fotosynthese betreiben und aktiv Wasser ausscheiden. Und dieser kleine Anpassungskünstler kann »wandern«: In den Samenkapseln entsteht Druck bis zu 17 atü, wodurch die Sa­men mehrere Meter weit geschleudert werden. Der Waldsauerklee bildet Zugwurzeln, durch die er die Verankerungstiefe im Boden regulieren kann und verbreitet sich stark durch Ausläufer. Die Blätter sind unterwegs herrlich gesunde Durstlöscher mit viel ­ Vitamin C. Der zitronig-säuerliche Geschmack sorgt dafür, dass sie nur in winzigen Mengen konsumiert werden. Und das ist gut so, denn sie enthalten Oxalsäure, die in größeren Mengen Nierenprobleme und Steinbildung fördert sowie die Aufnahme von Kalzium hemmt. Als Heilkraut wirkt Oxalis vor allem kühlend bei ­allen »hitzigen« Erkrankungen und wird frisch, als Tee oder Kompressen bei Fieber, Verdauungsund Hautproblemen verwendet.

Foto: AdobeStock/HimmelreichPhoto

ehrjährig und wintergrün überzieht Oxalis acetosella schon ab März humusreiche, säuerliche Waldböden mit unzähligen Kissen voll hellgrüner, dreigeteilter Blättchen, Kleeblättern täuschend ähnlich. Zarte, weiße fünfzählige Blütenkelche trotzen der Lichtarmut unter dem sich schließenden Blätterdach. Mit auffälligen lila Adern und gelben Saftmalen locken die Blüten Insekten an, die mit süßem Nektar und Pollen belohnt werden. Kleine, geschlossene Blüten sorgen im Sommer selbst dann für genügend Samen, wenn Schatten oder widrige Bedingungen die Insektenbestäubung nicht mehr ermöglichen. Damit ist der Waldsauerklee die schattenverträglichste Blütenpflanze Mitteleuropas. Er kann seine Blätter regenschirmartig zusammenfalten und die Stengel krümmen. So übersteht die Pflanze Erschütterungen, starke Sonneneinstrahlung, Nässe, Kälte und Dunkelheit. Sie reguliert ihre

Lila Adern und gelbe Saftmale weisen Hummeln und Bienen den Weg zu süßem Nektar.

Die »Kuckucksblume« beginnt zu blühen, wenn der Kuckuck ruft. Die ersten drei Blättchen sollen das ganze Jahr vor Fieber schützen. Sie gehört in die »Gründonnerstagssuppe«, ersetzt Essig im Salat, war sogar Mittel zum Polieren, Beizen und Flecken entfernen, galt in Irland als heilige Pflanze und wurde in England früher gezüchtet, bis ihr der ergiebigere Sauerampfer den Rang abgelaufen hat. Als Reliktpflanze ist sie immer noch da – eben eine Überlebenskünstlerin. IRMELA FISCHER Die Autorin arbeitet selbstständig als Naturbegleiterin und Umweltpädagogin. Sie bietet auch für den BUND Naturschutz und das NEZ Allgäu Exkursionen und Kräuterwanderungen an.

SAUERKLEEGEWÄCHSE Sie sind nicht verwandt mit den ­Kleearten der Hülsenfrüchtler – Waldsauerklee (Oxalis acetosella), weiß blühend mit lila Adern, HornSauer­klee (Oxalis corniculata), gelb b ­ lühend, gilt als Gartenunkraut »Notmelder«: welkt sofort, wenn ­ der ­Boden zu trocken ist; Glücksklee (Oxalis tetraphylla), vierblättrig, Zierpflanze aus Mexiko. Alle in geringen Mengen gleich verwendbar, aber ­Vorsicht: Zierpflanzen werden ex­ trem gedüngt und gespritzt! Nicht für Menschen, die zur Steinbildung ­neigen, oder Nierenkranke.


GERETTETE LANDSCHAFT

Foto: Aranka Schön Photography

Wilhelmsfeld ist eine kleine Gemeinde im Odenwald, ­unweit von Heidelberg. Im vergangenen Herbst gewann hier eine Bürgerinitiative unter Führung der örtlichen BUND-Gruppe den Bürgerentscheid gegen ein geplantes Gewerbegebiet. Mehr als sechs Hektar Wiesen- und Ackerflächen wären ihm zum Opfer gefallen. Damit bleibt die abwechslungsreiche Landschaft am Eingang des Luft­kurorts erhalten. Und mit ihr der Lebensraum von Wiesen­knopf, Ameisenbläuling und anderen Tieren und Pflanzen. > www.bi-schriesheimerhof.de


30 Natur +Umwelt 2 | 22

NATUR IM PORTRÄT

Naturschutz

SCHUTZ FÜR GEFÄHRDETE ARTEN

Arten, die Feuchtlebensräume bewohnen, finden heute kaum noch ein Zuhause. Wie gut, dass BN-Aktive schon vor Jahren den Anstoß zu einem großflächigen Schutzprojekt gaben. Heute ist die Regentalaue das größte Naturschutzgebiet der Oberpfalz.

F

euchtwiesen wurden in den vergangenen Jahrzehnten im großen Stil entwässert. Dabei binden sie nicht nur CO2, sondern bieten auch wertvollen Lebensraum für spezialisierte Pflanzenund Tierarten, die es andernorts schwer haben und deshalb reihenweise auf der Roten Liste gelandet sind. Eine Hauptursache für diese Entwicklung speziell in Bayern war die Flurbereinigung. »Da wurden gewaltige Fehler gemacht! Der Naturschutz ist da hinten runtergefallen«, sagt Peter Zach, BN-Aktiver aus der Kreisgruppe Cham, von seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern respektvoll »Vater der Regentalaue« genannt. Dass die Regentalaue eine ökologische Schatztruhe von größter Bedeutung ist, wurde Peter Zach schon in den frühen 70er Jahren klar. Hier gab es noch Feuchtlebensräume, die andernorts der Flurbereinigung und immer intensiveren Landwirtschaft weichen mussten. Gemeinsam mit einigen Aktiven begann Zach mit umfangreichen Artenkartierungen – alles ehrenamtlich, einen großen Teil des Jahresurlaubs verbrachte er in der Regentalaue. Sie fanden unzählige seltene Arten wie Moorfrosch, Knäkente, Schwarzhals­ taucher, Silberreiher, Bekassine, Kiebitz,

Foto: Franziska Zach

NASS, ABER WICHTIG Ökologische Schatztruhe: das Regental im Landkreis Cham mit den ­Rötelseeweihern. Oben: Peter Zach, der »Vater der Regentalaue«.

Sumpf­ schrecke, Schachbrettfalter und Wasserschlauch. Die Mühe lohnte sich: Diese Daten waren die Grundlage eines Antrags, um in den späten 80er Jahren in ein Förderprogramm des Bundesumweltministeriums aufgenommen zu werden. Vor allem die Rötelseeweiher, eine abwechslungsreiche Landschaft mit Teichen, Feuchtwiesen, Flachmooren und Verlandungszonen wollten die Chamer Aktiven für kommende Generationen bewahren. Auf einer Fläche von fast 15 Quadratkilometern zählt man über 1000 Tierarten. Rund 280 davon werden in Bayern auf der Roten Liste geführt und viele haben hier ihr letztes Rückzugsgebiet. Sowohl der BN als auch der LBV kauften Flächen in diesem Gebiet an, und über das geförderte Projekt konnten in der Trägerschaft des Landkreises Cham weitere Areale gesichert werden. Heute befinden sich rund 500 Hektar im Eigentum des Landkreises und der Naturschutzverbände und bilden zusammen mit weiteren rund 900 Hektar Privatflächen das größte Naturschutzgebiet der Oberpfalz. Der Weg dorthin war allerdings steinig, denn wie so oft mussten die Schätze der Natur gegen großen Druck von Industrie, Politik und Landwirtschaft verteidigt werden. »Wir wurden da auch persönlich sehr angefeindet«, erinnert sich Peter Zach. Das

hat sich zum Glück gelegt, und der bisher letzte und wichtigste Meilenstein konnte 2010 gefeiert werden: Seither ist die gesamte Regentalaue zwischen Cham und Pösing als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Das Ziel, die Erhaltung einer natur­ nahen Landschaft und die langfristige Sicherung der biologischen Vielfalt, ist ­ damit ein großes Stück näher gerückt. Luise Frank

LEBENSRAUM FEUCHTWIESE Feuchtwiesen sind vom Grundwasser beeinflusste oder zeitweise überschwemmte Biotope, meist an Flüssen oder Seen. In Mitteleuropa zählen sie zu den artenreichsten Biotoptypen. Sie müssen bewirtschaftet werden, um nicht zu verbuschen. ­ Für Pflanzenarten, die auf feuchte ­Böden spezialisiert sind wie Knabenkraut, Sumpfherzblatt, Fieber­klee und Wasserschlauch, sind sie ein wichtiges Refugium. Wiesenbrütenden Vögeln wie Kiebitz, Bekassine oder Brachvogel bieten sie Brut­ plätze und Nahrung. Feuchtwiesen können wie Moore CO2 binden.


Natur +Umwelt 2 | 22

NATUR IM PORTRÄT

Naturschutz 31

Moorfrosch

Schachbrettfalter

Wasserschlauch

Bekassine

Breitblättriges Knabenkraut Teufelsabbiss

Fotos: Peter Zach

Dunkler WiesenknopfAmeisenbläuling

Arnika


Bedroht Südlich der Sahara hat der Ortolan den Winter verbracht. Seit Mitte April ist er wieder hier, um zu brüten – bevorzugt in trockenwarmen Getreideäckern oder Weingärten, an die Bäume und Hecken angrenzen. Großflächig verbreitet ist der Insektenfresser noch vom Wendland bis in die Lausitz.

Foto: Oscar Diez/BIA

Früher war der wehmütige Gesang dieser ­Ammer deutlich häufiger zu hören. Zwar ­wurde sie in den vergangenen Jahren nicht noch seltener, gilt aber als stark bedroht. Bei uns leidet der Ortolan unter der Agrarindustrie. Zudem wird er auf seinem langen Zug ­schon in Frankreich intensiv bejagt. Auch s ­ einetwegen setzt sich der BUND für eine ­artenreiche Kulturlandschaft ein.



34 Natur +Umwelt 2 | 22

ZUR ZEIT

NEULAND ist ein Gütesiegel für artgerechte Tierhaltung.

Irgendwann muss man loslassen. Die Kinder gehen als junge Erwachsene aus dem Haus und ihrer eigenen Wege. So ist es auch beim NEULAND-Programm für artgerechte Tierhaltung. Mehr als 30 Jahre haben die drei Trägerverbände – der Deutsche Tierschutzbund, die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und der BUND – die Bäuer*innen von NEULAND durch dick und dünn begleitet. Seit Anfang April nun steht der Verein mit seinen rund hundert Bauernhöfen und 50 Fleischer­ fachgeschäften auf eigenen Füßen.

ÜBER BITS UND BÄUME Wie kann die digitale Gesellschaft gerecht und nachhaltig werden? Das fragen wir uns auf der zweiten großen »Bits & Bäume«-­ Konferenz vom 30. September bis 2. Oktober. In der TU Berlin organisiert der BUND drei Tage mit Podien, Workshops und ­Kulturveranstaltungen. Und dies gemeinsam mit der digitalen Zivilgesellschaft, mit entwicklungspolitischen und ökologischen Gruppen sowie den Gewerkschaften. Wie können wir den Megatrend Digitalisierung für Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit nutzen? Und negative Folgen für die Natur und Gesellschaft verhindern? Digitalisierung ist heute überall: Videokonferenzen haben uns durch die Pandemie begleitet, unsere Smartphones sind Hosentaschenbüros sowie Entertainmentsta­tionen. Digitale Technik kann auch den ökologischen Wandel fördern, ob in der Energiewende, bei der Planung des öffentlichen Verkehrs oder der Elektromobilität. Doch das Internet verbraucht bereits mehr Energie als manche Staaten, und die Hardware verschlingt große Mengen Rohstoffe. Dazu kommt der Flächenverbrauch durch Rechenzentren und Fabriken. Digitale Technik ist ein Werkzeug, das wir vielfältig für die Herausforderungen der Zukunft nutzen können. Und: Im digitalen Raum können wir uns weltweit vernetzen und Bewegungen bilden. Über diese Möglichkeiten wollen wir im September diskutieren.

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Mehr zum Thema Wie können Sie mitmachen und Beiträge einreichen? > www.bits-und-baeume.org/konferenz Oder melden Sie sich unter: bitsundbaeume@bund.net

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SELBSTSTÄNDIG

Der BUND blickt mit Stolz auf die gemeinsame Zeit zurück. Dazu der Vorsitzende Olaf Bandt: »Die NEULAND-Höfe haben über Jahrzehnte wichtige Pionierarbeit für mehr Tierwohl und artgerechte Tierhaltung geleistet. Sie sind Vorbilder für den Umbau der Nutztierhaltung, der uns jetzt bevorsteht. Im Namen des BUND danke ich allen, die sich schon so lange für eine bessere Tierhaltung im Einklang mit der Natur stark machen.« Nun sei es Zeit, auf dieser Basis die Haltung der Nutztiere großflächig zu verändern: »Für unsere Umwelt- und Klimaziele muss Landwirtschaftsminister Cem Özdemir den Umbau rasch einleiten: Wir wollen keine Tiere in riesigen Mastanlagen, sondern im Freiland, mit genügend Auslauf und artgerechten Ställen.« Bis zum Ende dieses Jahres hat die Bundesregierung mehrere Gesetzesvorhaben für eine bessere Nutztierhaltung angekündigt. Der BUND wird sie kritisch begleiten.

Platz 5–6 SachbuchBestenliste von DLF Kultur, ZDF und ZEIT, April 2022

»Macht eindringlich klar, dass der Verlust der Biodiversität ein ebenso drängendes Problem ist wie die Erderwärmung.« PETRA AHNE, F. A. Z.


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INTERNATIONALES

KLIMAKRISE

PACKT ES AN ! Der neueste Bericht des Weltklimarates ist ­unmissverständlich. Es bleibt nicht mehr viel Zeit, um die Klimakrise auf ein verträgliches Maß zu begrenzen.

Es fehlt nicht an guten Ideen und an innovativer Technologie. Was aber fehlt, ist der politische Wille, das Nötige für den Klimaschutz auch zu tun. Stattdessen steckt man den Kopf in den Sand. Dass wir nicht länger Energie und Ressourcen verschwenden dürfen, ist klar. Und das gilt für unsere Wirtschaftsweise schlechthin, nicht nur im Haushalt auf individueller Ebene. Ein wichtiger Baustein für den nötigen Wandel ist bekanntlich die Energiewende. Eine dezentral organisierte Energieversorgung mit Wind- und Solarkraft in der Hand der Bürger*innen fördert die Demokratie und ist weniger anfällig für globale Krisen.

Foto: Yvonne Lemmen

MODELLHAFT

E

xtreme Wettererscheinungen prägten auch die ersten Monate dieses Jahres: Die Antarktis war für einige Tage 40 Grad wärmer als sonst, ein wichtiger Teil ihres Eisschildes schmilzt und zerfällt. Australien litt unter starken Überflutungen, die Philip­pinen unter Taifunen. Und unser März war trocken wie nie. Erst jüngst mahnte der Weltklimarat, wie rasch die globale Klimakrise voranschreitet: schneller und mit gravierenderen Folgen als erwartet. Noch bleibt Zeit zu handeln. Doch unser Spielraum verkleinert sich von Tag zu Tag. Wir nähern uns gefährlichen Kipppunkten. Und sind die erst ein-

Nicht nur in Deutschland gibt es viele tolle Initiativen. Friends of the Earth Europe hat ein praktisches Handbuch mit herausgegeben (www.communitypowercoalition.eu /practical-handbook). Mit Beispielen aus ganz Europa schildert es, wie eine solche Energiewende gestaltet werden kann. Wirklich Vorbildliches hat etwa Dirk Vansintjan in Belgien geleistet. Im flämischen Landesteil gründete er eine Energiegenossenschaft, die mittlerweile mehr als 50 000 Haushalte mit erneuerbarer Energie versorgt: ein ökonomisches Modell, das der Gesellschaft dient, indem es ökologischen und sozialen Aspekten Vorrang vor dem Profit einräumt. Wiedersehen: Aktive von 20 europäischen BUND-Partnern beim Netzwerktreffen in Belgien.

mal überschritten, drohen sich unsere ­Lebensbedingungen wirklich drastisch zu verschlechtern.

DAS NÖTIGE TUN Noch könne verhindert werden, so der Weltklimarat, dass sich die steigenden Temperaturen allzu dramatisch auswirken. Doch dafür müsse die Menschheit nun unverzüglich beginnen, den Ausstoß von Klima­gasen stark zu verringern. Veröffentlichungen von Umweltverbänden und viele wissenschaftliche Studien zeigen seit Jahren, was dafür notwendig wäre, die Lösungen liegen auf dem Tisch.

NEUE HOFFNUNG Im April trafen sich BUND-Fachleute erstmals seit Langem wieder mit Verbündeten aus dem Netzwerk »Friends of the Earth« nahe bei Brüssel. Im Mittelpunkt standen die gemeinsame strategische Planung und der Austausch über unser derzeit so krisengeschütteltes Europa. Wechselseitige Unterstützung ist ganz wesentlich. Zusammen können wir viel bewirken und die Klimabewegung stärken. Unser Treffen hat Mut gemacht und gibt uns neue Hoffnung. Susann Scherbarth … betreut die internationale Klimapolitik des BUND.


Natur +Umwelt 2 | 22

INTERNATIONALES 37

Foto: Ecoaction

SORGE UND ZUVERSICHT

Aktive von »Ecoaction« nach einer Klimademo am 26. September vor dem Parlament in Kiew.

UKRAINE

WIR WERDEN ES ÜBERLEBEN Seit vier Jahren arbeitet der BUND eng mit Umweltschützer*innen in der Ukraine zusammen. Wie wirkt sich der Krieg auf ihr Leben und Arbeiten aus?

G

emeinsam mit den Verbündeten der Umweltorganisation Ecoaction stärkt der BUND die ukrainische Zivilgesellschaft im Einsatz für eine ehrgeizigere Klimapolitik. Dank der Überzeugungskraft und Kreativität vieler Beteiligter konnte unser Projekt Wirkung erzielen. So gelang es den nationalen Klimaplan der Ukraine zu ändern. Demnach sollte der Ausstoß von Treibhausgasen in den kommenden Jahrzehnten deutlich verringert werden. Auch auf lokaler Ebene trug das Engagement von Ecoaction und ihren Partnern vor Ort Früchte. So entwickelten sie kommunale Klimapläne, regten einen Dialog an und lenkten die Klimapolitik vielfach einvernehmlich in Richtung Zukunft. Dann machte der russische Angriffskrieg die Arbeit zunichte. Die 32 Kolleg*innen von Ecoaction bangen seitdem um ihr Leben. Die meisten haben die Hauptstadt Kiew verlassen, um in kleineren Städten und Dörfern im Westen der Ukraine Zuflucht zu finden. Glücklicherweise sind sie bisher unverletzt geblieben.

NEUE PRIORITÄTEN Nach dem ersten Schock begann Ecoaction wieder zu arbeiten – jede und jeder, soweit es ihr und ihm möglich war. Doch die Prioritäten haben sich verschoben. Neue Themen stehen auf der Agenda. Unter der ständigen Bedrohung von Luftangriffen bemühen sie sich um Aufklärung: Welche Verbrechen haben die russischen Angreifer an der Umwelt und an den natürlichen Ressourcen verübt? Dabei gehen sie investigativ vor: Berichte in lokalen TelegramChats und Medien erlauben es einen Überblick zu bekommen. Persönliche Kontakte helfen, die Zerstörung mit Fotos zu belegen. Gestartet hat diese Initiative das ukrainische Umweltministerium. Im Schulterschluss mit der Zivilgesellschaft will man das gesammelte Material dem Internationalen Strafgerichtshof vorlegen. Dokumentiert sind bereits Fälle von Brandstiftung, die Verseuchung von Boden und Grundwasser durch Schwermetalle sowie die Freisetzung radioaktiven Materials infolge kriegerischer Handlungen.

Nach dem Krieg werden der Umwelt- und Klimaschutz ganz unten auf der Agenda stehen, befürchtet Yevheniia Zasiadko, Leiterin der Klimaabteilung von Ecoaction. Mit dem Krieg und seinen Folgen wird die Ukraine lange zu kämpfen haben. Nicht nur müssen die direkten Verwüstungen beseitigt werden. Auch der Wiederaufbau wird Unmengen von Ressourcen und Energie verschlingen – und damit die Umwelt belasten. Natalia Gozak, Direktorin von Ecoaction, versucht trotzdem zuversichtlich zu bleiben: »Wir werden es überleben. Am Ende wird alles gut.« Severin Ettl … setzte sich in den vergangenen Jahren mit u ­ nserem ukrainischen Partner für den K ­ limaschutz ein.

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URLAUB & FREIZEIT

Reise

Foto: Sardaigne en Liberté

38 Natur +Umwelt 2 | 22

Der freie Tag bietet viele Optionen: Da ist die langgezogene Badebucht von Tancau, die vom Hotel aus zu Fuß zu erreichen ist. Ein Strandspaziergang bis Arbatax lockt, um dort im Fisch-Restaurant regionale Köstlichkeiten zu probieren. Der Linienbus fährt hinauf ins sardische Berg­ dorf Baunei, wo man durch enge Gasse schlendern kann. Alle gemeinsam wandern wir am kommenden Tag zum Monte Oro. Von dem Kalkstein-Gipfel bietet sich ein gigantischer Ausblick über Küstenlinie und Meer auf der einen Seite, und die fruchtbare Flussebene auf der anderen Seite, die von Bergen umgeben ist wie von einem Amphitheater.

Schroffe Felsen und versteckte Buchten: S ­ ardiniens Ostküste ist eine Entdeckungsreise wert.

UMWELTFREUNDLICH REISEN

WILDE SCHÖNHEIT Alte Köhlerwege und smaragdfarbenes Meer bietet eine Wanderreise an Sardiniens Ostküste.

I

m Morgengrauen zeichnet sie sich ab, die ersehnte Insel: Sardinien. Der Himmel changiert in allen Rottönen, Möwen fliegen über das Schiff. Emsiges Treiben empfängt uns im Naturhafen von Olbia. Wir wollen aber in einsamere Gefilde, unser Ziel ist die Ogliastra im Osten der Insel. Von S. Maria Navarrese aus machen wir uns auf zu einer Küstenwanderung. Wir möchten die imposante weiße Felsnadel »Pedra Longa« sehen. Der Küstenpfad dahin führt durch Macchia, es riecht nach Süden. Jetzt im Herbst sind die Früchte des Erdbeerbaums »Corbezzolo« reif, wir naschen einige Früchte. Frei laufende Ziegen mit Glöckchen tauchen auf oder sind im Unterholz zu hören. Wir bekommen ein erstes Gefühl für die Region. Tags darauf erkunden wir von einem Boot aus die Küste. Leichter Wind weht

uns um die Nase. Holz knarzt. Wellen klatschen gegen den Bug. Was für ein Anblick: Über Kilometer hinweg gehört die imposante Steilküste nur dem Meer und den Vögeln, die dort nisten. Ab und zu öffnen sich die Felsen zu kleinen Buchten. Wir ankern für einen Badestopp. Das smaragdfarbene Wasser ist noch warm.

AUF HIRTENPFADEN Der nächste Tag bringt uns auf ehemalige Hirtenpfade und Köhlerwege. Einst dienten sie dazu, Ware von der Hochebene und den waldreichen Berghängen zu den kleinen Naturhäfen am Meer zu bringen. Stella und Pistacchio begleiten uns. Die trittsicheren Esel sind freundliche Begleiter. Willig erklimmen sie auch hohe Felsstufen. Zwar halten wir sie am Zügel, doch wer führt hier eigentlich wen?

OBSTBÄUME PFLANZEN Ein Ausflug führt uns in den »Foodforest« von Stefania und Salvatore. Auf einer ehemaligen Brache bei Tortolì ziehen die beiden mit viel Liebe verschiedene Bäume, vor allem Obstbäume. Diese schützen den Boden vor Erosion, speichern Kohlenstoff und bieten vielen Arten Lebensraum. Unter ihrer Anleitung setzen wir selbst ein paar Bäumchen. Abends besuchen wir Vivian, die hier in der Ogliastra eine »bottega«, ein uraltes Dorfhaus restauriert hat. Gemeinsam mit ihr stellen wir Culurgionis her, Teigtaschen mit Kartoffel-Käse-Füllung. Im Innenhof ihres Hauses beschließen wir mit einem festlichen Essen unsere Reise. Der Abschied fällt nicht leicht, doch eine Stadtführung durch Livorno mildert das Inselweh. Erholt und voller Eindrücke kehren wir nach Hause zurück. Lucia Vogel

REISETERMIN 5. bis 16. Oktober 2022 Infos zu Reisepreis und Anmeldung BUND-Reisen ReiseCenter am Stresemannplatz Stresemannplatz 10, 90489 Nürnberg Tel. 09 11/ 5 88 88-20 www.bund-reisen.de


GERETTETE LANDSCHAFTEN ENTDECKEN

KLEINE FLÄCHEN, GROSSE WIRKUNG Ein Flickenteppich von Biotopen konnte entlang des Main bewahrt werden. Trotz der verteilten Flächen findet sich hier großer Artenreichtum.

J

eder Fluss hat eine Aue. Eigentlich. Bei vielen ist aber nicht mehr viel davon übrig, so auch beim Main. Begradigung, Industrie und Intensivlandwirtschaft geben ihm über weite Strecken ein fast kanalartiges Erscheinungsbild. Umso wichtiger war es, wenigstens die verbliebenen Reste zu sichern. Zumal sie einem erstaunlich großen Spektrum seltener Arten Lebensraum bieten. Südöstlich der Kreisstadt Haßfurt, in Richtung Knetzgau ist so ein Gebiet: die Mainaue bei Augsfeld. Schon in den 80er Jahren machte sich der damals neugewählte Kreisvorsitzende und promovierte Biologe Klaus Mandery mit seinem Team an eine Bestandsaufnahme, deren Befunde letzten Endes auch die Behörden überzeugten: Seit 2001 steht die Augsfelder Mainaue unter Naturschutz. Wer das Naturschutzgebiet auf einer Karte sucht, ist erst einmal verwirrt: Es ist nicht ein bestimmter Ort, sondern nimmt in dem Dreieck zwischen Haßfurt, Knetz­ gau und Zeil am Main etwa die Hälfte der Flächen ein. Dazwischen liegen um den zentralen Ort Augsfeld herum große, kon-

Wasser, Wind, Naturerlebnis: ­ die Mainaue bei Augsfeld

ventionell genutzte landwirtschaftliche Flächen und sogar ein Flugplatz. Kein Wunder, dass wir uns bei unserem Treffen erst einmal verfehlt haben. Der Grund dafür ist, dass nicht nur ein etwa sieben Kilometer langer Uferstreifen direkt am Main mit zahlreichen Altwässern und Baggerseen gesichert wurde, sondern auch Biotop-Flächen, die bis zu zwei Kilometer vom heutigen Flussverlauf entfernt liegen. Die direkte Nachbarschaft zur Landwirtschaft ist für Mandery kein Problem: »Wir leben in friedlicher Koexistenz und kommen uns nicht in die Quere.« Der beste Platz, um sich einen Eindruck von der Mainaue zu verschaffen, ist der renaturierte Baggersee »Großer Wörth«, der, von Haßfurt aus gesehen, südlich hinter dem Flugplatz liegt und von einem ­Altwasser, dem Sichelsee, umrahmt wird. Nahe dem Wanderparkplatz steht ein Aussichtsturm, der zu einer ersten In­ spektion des Gebiets einlädt. Danach kann man den See zu Fuß umrunden, teilweise auf Fahrwegen, teils auf den Trampelpfaden der Angler.

URLAUB & FREIZEIT

Wanderung 39

INFOS ZUR WANDERUNG • Ausgangspunkt: Wanderparkplatz »Großer Wörth« zwischen Haßfurt und Augsfeld (südlich vom Flugplatz) • Länge: ca. 1,5 km, eben • Wegcharakter: Fahrweg, unbe­ festigter Pfad, Trampelpfad • Einkehr: Haßfurt, Zeil am Main Ein Fernglas ist nützlich, vielleicht auch ein Bestimmungsbuch. Bei genauerem Hinsehen stellt sich heraus, dass das auf den ersten Blick topfebene Gebiet ein Kleinrelief aus Bodenwellen und Mulden aufweist, das auf kleinem Raum ganz unterschiedliche feuchte und trockene Lebensräume schafft. Dort finden bedrohte Pflanzen und Tierarten einen Rückzugsraum, die auf den selten gewordenen Sandmagerrasen angewiesen sind. Herausragende Art: die Sandbiene Andrena sericata. Sie nutzt spätblühende Weiden als Pollenquelle und nistet tief im Sandboden. Winfried Berner, Ulrike Rohm-Berner

Mehr entdecken Winfried Berner, Ulrike Rohm-Berner: Gerettete Landschaften Wanderführer, Verlag Rother, 14,90 Euro Bestellung: service.bund-naturschutz.de

Foto: Winfried Berner

Foto: Roland Günter

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BN AKTIV + NAH

Meldungen

BN AKTIV + NAH

Foto: Toni Mader

IM FOKUS: ENERGIE UND LANDWIRTSCHAFT

Die Energiewende ist schon seit vielen Jahren eine zentrale Forderung des BN.

MARTIN GEILHUFE BN-Landesbeauftragter

Energie und Fläche sparen, Erneuerbare ausbauen und naturverträgliche Landwirtschaft voranbringen – das sind die Schwerpunktziele des BUND Naturschutz für 2022. Zwischen der Bundestagswahl im vergangenen Jahr und der Landtagswahl im kommenden Jahr – in diesem politischen Spannungsfeld bewegt sich die Arbeit des BN in 2022. Zu Jahresbeginn hat der Landesvorstand die Schwerpunkte unter diesem Vorzeichen besprochen. Die medialen Debatten vor der Bundestagswahl haben gezeigt, dass die Themen des Natur- und Klimaschutzes präsent sind und sich ohne glaubwürdige Ziele für diese Bereiche keine Wahlen mehr gewinnen lassen. Die neue Bundesregierung hat die Arbeit aufgenommen

und die Staatsregierung ist schon im Vorwahlkampf und damit auf der Zielgeraden der Umsetzung ihres Koalitionsvertrages. Jetzt gilt es die Defizite bei der Umsetzung des Koalitionsvertrags aufzuzeigen und Druck zu machen, dass die Ziele im Natur- und Umweltschutz aus dem Koalitionsvertrag noch umgesetzt werden.

AKZEPTANZ SCHAFFEN Zwischen diesen beiden Wahlen benötigt es einen Wettstreit der besten Ideen. Daher ist ein Schwerpunkt die Umsetzung der Energiewende. Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag das Ziel 80 Prozent Erneuerbare Energien bis 2030 gesetzt. Der BUND Naturschutz wird sich für die Umsetzung dieses ehrgeizigen, aber für die Bewältigung der Klimakrise notwendigen Ziels einsetzen. Hierfür benötigt es die politischen Rahmenbedingungen und eine Bürgerbeteiligung, um eine hohe Akzeptanz für den naturver-

träglichen Ausbau zu gewährleisten. Der andere zentrale Bereich, dem sich auch der Landesverband mit einem Schwerpunkt widmet, ist die Agrar- und Ernährungswende. In den vergangenen zehn Jahren ist eine neue zivilgesellschaftliche Bewegung hierfür entstanden. Mittlerweile gibt es politische Absichtserklärungen und Vereinbarungen im Koalitionsvertrag, zentrale Ziele dieser Bewegung umzusetzen, unter anderem mit der Zukunftskommission Landwirtschaft, in der auch der BUND vertreten ist. Das eröffnet bisher nie dagewesene Möglichkeiten, die der BN mit einem eigenen Schwerpunkt nutzen möchte. Die Eingrenzung des weiterhin galoppierenden Flächenverbrauchs von knapp 12 Hektar am Tag auf täglich maximal 5 Hektar ist der dritte Schwerpunkt des Landesverbandes. Mittlerweile ist Krieg in Europa und der bringt neben dem furchtbaren menschlichen Leid und der Zerstörung auch viele Debatten um die Energieversorgung auf die Tagesordnung. Dieser Krieg bedeutet eine Zeitenwende. Einige politisch Verantwortliche präferieren jetzt fossile oder atomare Lösungen, doch diese sind die Wurzel vieler weltweiter Konflikte. Die Lösung liegt im Energiesparen und im kräftigen Ausbau der Erneuerbaren Energien, denn die Biodiversitäts- und Klimakrise geht ungebremst weiter. Diese Krisen dürfen nicht gegen die aktuelle Kriegssitua­ tion ausgespielt werden. Jetzt ist die Zeit für das Sparen von Energie und eine saubere und sichere Energieversorgung mit 100 Prozent Erneuerbaren Energien.


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Foto: BN

Auch der BUND Naturschutz möchte einen Beitrag leisten, um Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflohen sind, beizustehen. Das BN-Jugend- und Bildungszentrum in Wartaweil (im Bild) hat angeboten, ukrainische Flüchtlinge für einen begrenzten Zeitraum aufzunehmen. Außerdem möch­ te das Team in Wartaweil kleine Aktionstage für Geflüchtete gestalten. Dar­ über hinaus wird dieses Thema auch beim »Lust auf Zukunft«-Nachhaltigkeitsfest am Sonntag, 24. Juli, Raum bekommen.

AKTIV AUF INSTAGRAM

Foto: Jürgen Fische

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Wie geht es den Tieren und Pflanzen in Bayern?

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Mach dir ein Bild auf Insta­gram! www.instagram.com/ bundnaturschutz

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Meldungen 41

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LIEBE MITGLIEDER, als die Themen für dieses Heft bereits geplant waren, geschah das ­Unvorstellbare. Es gibt wieder einen Krieg in Europa. Auch wenn leider in vielen Teilen der Welt kriegerische Auseinandersetzungen geführt werden, auch und gerade um Ressourcen, macht uns der Angriffskrieg in der Ukraine, dieser Rückfall in überwunden geglaubte Barbarei, sprachlos und traurig. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl gelten den betroffenen Menschen. Ein »weiter wie bisher« kann es angesichts der schreck­lichen Neuigkeiten, die uns täglich erreichen, nicht geben, auch nicht für einen Naturschutzverband. Die Auswirkungen dieses Krieges betreffen auch Kernthemen des BN. So ist zum Beispiel eine unsägliche und unsachliche Diskussion um ­ die Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken entbrannt. Die massive Abhängigkeit der bayerischen Energieversorgung von Gas, Öl, Kohle und Uran ist das Ergebnis falscher politischer Entscheidungen in der Vergangenheit. Viele unserer Mitglieder erinnern sich noch an die Nachrichten von vor 36 Jahren: Der GAU in Tschernobyl brachte damals Tod, Krankheit und verstrahlte Erde. Dieser Reaktor, ­ der auch heute ohne permanente Kühlung nicht sicher ist, wurde vom russischen Militär besetzt. Und auch die laufenden vier Atomkraftwerke ­ in der Ukraine sind von Kriegshandlungen bedroht.

Ausgerechnet in dieser Situation fordert der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, die Atomkraftwerke in Deutschland »drei, vier oder fünf Jahre länger« laufen zu lassen. Er behauptet allen Ernstes, Atom­energie sei »billig, sicher und absolut klimafreundlich«. Wir sind erschüttert, wie populistisch, geschichtsvergessen und umweltpolitisch desaströs hier Stimmung gemacht wird. Die Blockade von effizienten Energiesparmaßnahmen und dem schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahren hat die Bayerische Staatsregierung und die CSU auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene zu verantworten.

Foto: Toni Mader

ANGEBOTE FÜR FLÜCHTLINGE AUS DER UKRAINE

Doch wir sind nicht machtlos, jede und jeder Einzelne kann Energie einsparen und sich am naturschutzfachlich sinnvollen Ausbau der Erneuer­ baren beteiligen. Gleichzeitig ist es unsere Aufgabe als BUND Naturschutz, von der Orts- über die Kreisbis zur Landes- und Bundesebene die sozial-ökologische Energiewende ­politisch voranzubringen.

Doris Tropper

Richard Mergner

Beate Rutkowski

stv. Vorsitzende

Landesvorsitzender

stv. Vorsitzende


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Meldungen

Herstellern, die den strengen Nachhaltigkeitsanforderungen genügen. Sie passen das bestehende Sortiment aber auch der Nachfrage an. So gibt es das regionale Saatgut jetzt nicht mehr nur in 2-Gramm-­ Tütchen, sondern auch in frei wählbaren Mengen.

Foto: Luise Frank

WERBUNG MIT HERZ

Das BNS-Team vor dem Bahnhof in Lauf: (vo.li.) Meral Cankurt, Warja Dold, Nicole Wirl, Heide Frobel, Bernd Koslitz und Stefanie Groll

25 JAHRE BN SERVICE GMBH

GRÜNER EINKAUFEN? HIER! Warum braucht ein Verein eine GmbH? Einfach erklärt: Weil er nichts verkaufen darf. Die ­ BN Service GmbH bietet deshalb ein P ­ roduktund Serviceangebot für Umwelt­interessierte.

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enn in Lauf links der Pegnitz die S-Bahn in den Bahnhof einfährt, fällt der Blick auf das schmucke Bahnhofshaus mit den roten Fensterrahmen. Doch hier gibt es weder Tickets noch Fahrpläne. Das Gebäude ist seit 2004 Sitz der BN Service GmbH (BNS), die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiern kann. Dass die BNS in einem Bahnhof zu Hause ist, verdankt sie dem früheren Geschäftsführer Benedikt Bisping, der als großer Bahn-Fan erreichen konnte, dass die Bahn das Haus 2003 an die BNS verkaufte. Seit Bispings Wahl zum Laufer Bürgermeister 2008 führt der BN-Landesgeschäftsführer Peter Rottner die BN Service GmbH. Hier im Bahnhof ist der Hauptsitz des enagagierten BNS-Teams. Zudem lagern in Lauf all die umweltfreundlichen Produkte, die es im BN-Onlineshop gibt: Artikel rund ums draußen unterwegs Sein, kostenlose BN-Infomaterialien, Schönes für Haus und Garten, Nützliches für Schu-

le und Büro, Bücher zu Naturthemen, Umweltbildungsmaterialien und vieles mehr. Bei der Produkt- und Lieferantenauswahl achtet die BNS auf möglichst kurze Liefer­ wege, ökologische Materialien und nachhaltige Rahmenbedingungen. Das Sortiment ist auch ein unentbehrlicher Service für die Kreisgruppen des BUND Naturschutz, denn hier bekommen sie alles, was sie für ihre Aktivitäten brauchen: Flyer und Broschüren, Jacken mit BN-Logo, nachhaltige Give-­Aways, Schürzen für Biertische oder Infostände. Auch nachhaltige Werbeartikel gehören zum Sortiment. Bei der jährlichen Haus- und Straßensammlung unterstützt die BN Service GmbH die Kreisgruppen bei Materialausstattung, Abrechnung und Prämien. »Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie die BNS den Verband entlastet«, sagt Prokuristin Nicole Wirl. Wenn ein Produkt gewünscht wird, aber noch nicht im Sortiment ist, machen sich die Mitarbeiterinnen auf die Suche nach

Zudem ist die BNS ein Verlag: Sie ist der Herausgeber der BN-Mitgliederzeitschrift Natur+Umwelt. Darüber hinaus bringt sie Publikationen wie die BN-Aktionsleitfäden oder die Buchreihe »BUND Naturschutz Forschung« heraus. Vieles, was bei BN-Mitgliedern in den Briefkasten flattert, hat die BNS erstellt und versendet, zum Beispiel die Einladungen zu Jahreshauptversammlungen. Für den Gesamtverband versorgt sie Kreisgruppen mit Unterschriftenlisten oder Aktionsmaterialien für Demos. Wenn demnächst bei Ihnen der BUND Naturschutz anruft, könnten das die freundlichen Kolleginnen und Kollegen von der BNS-Telefonie sein. Sie begrüßen neue Mitglieder oder laden zu Veranstaltungen ein. Hier meldet sich kein anonymes Callcenter, sondern Angestellte der BNS, die den Verband hervorragend kennen. Und wer noch kein Mitglied des BN ist, kann das bei einer Begegnung mit den Werber*innen der BN Marketing GmbH, einer Tochter der BNS, ändern: Diese sind in ganz Bayern unterwegs und werben mit viel Herz und Engagement neue Mitglieder für den Verband. Luise Frank

www.service.bund-naturschutz.de


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EICHHÖRNCHEN BN-MITMACHPROJEKTE

Was wächst zwischen Pflastersteinen und in Mauerritzen? Finden Sie es heraus – und machen Sie andere darauf aufmerksam.

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m mehr Bewusstsein zu schaffen für unsere Wildpflanzen, die zwischen den versiegelten Flächen in der Stadt und im Siedlungsbereich wachsen, hatte der französische Botaniker Boris Presseq den Einfall, solche Pflanzen zu bestimmen und ihre Namen mit Kreide auf Straßen zu schreiben. Über Social Media und den Hashtag #Morethanweeds wurde die Idee europaweit verbreitet und ist nun als #Krautschau in Deutschland angekommen. Die Senckenberg Gesellschaft hat 2021 erstmals zu einem Stadtbotanik-Aktionstag aufgerufen, dem allerdings nur Wenige gefolgt sind. Der BN findet: Das muss sich ändern! Die #Krautschau ist eine hervorragende Möglichkeit unseren Wildpflanzen im urbanen Raum mehr Bekanntheit zu verleihen, und das nicht nur an einem ­Aktionstag, sondern das ganze Jahr über. In unseren Städten werden nämlich alle Pflanzen gebraucht, um die Folgen des Klimawandels abzumildern und städtische Ökosysteme zu stärken. Grüne Fugen sind nicht nur schön, sie nehmen auch Oberflächenwasser auf

Foto: Cornelia Schlosser

WILDPFLANZEN IN DER STADT

Eine Stockrose wächst ­zwischen Pflaster und Mauer.

und binden Staub. Jede Pflanze trägt zur Artenvielfalt bei und ihre Blüten liefern Nektar und Pollen für Insekten. Zwischen Pflastersteinen schaffen die Wurzeln der Pflanzen winzige Mikrohabitate, in denen Asseln, Würmer, Weberknechte, Spinnen, Käfer und Schnecken leben, die wiederrum Nahrung für Vögel und Igel sind. Mitmachen kann jeder – so funktioniert’s: Entdecken Sie die Pflanzenvielfalt wahrer Überlebenskünstler in der Stadt oder im Siedlungsbereich – gerne überall dort, wo Flächen versiegelt sind. Wenn Sie eine Pflanze entdeckt haben und nicht wissen, wie diese heißt, nutzen Sie die App FloraIncognita. Auch Nicht­ botaniker können mit Hilfe dieser kostenlosen App schnell den Namen der Pflasterfugenpflanze herausfinden. Anschließend machen Sie mit Straßengraffiti aus Kreide andere Menschen auf die wilde Schönheit aufmerksam. Übrigens: 2022 findet der bundesweite Krautschau-Aktionstag am 22. Mai statt, dem internationalen Tag der biologischen Vielfalt. Martina Gehret

Seit zwei Jahren sammelt der BN Daten über Eichhörnchen. Jetzt g ­ ibt es die ersten Ergebnisse. Über 28 000 Eichhörnchen wurden in ­Bayern gesichtet – überwiegend in den Grün- und Parkanlagen von Städten und Siedlungen. Damit ist bewiesen, wie wichtig ­naturnahe Räume in der Stadt sind. Nun braucht es mehr Daten aus ­größeren, zusammenhängenden Waldgebieten, um einen bayern­ weiten Vergleich zwischen dem Vorkommen der Tiere im Wald und der Stadt ziehen zu können. Spannende Einblicke bieten die ­unterschiedlichen Fellfarben der ­Tiere. Es zeichnet sich ab, dass im gesamten Süden und Osten Bayerns bis zum Nordosten die Eichhörnchen vermehrt dunkelbraun oder schwarz waren, im restlichen Bayern überwiegend rot. In den Übergangsgebieten oberpfälzisch-­ obermainisches Hügelland, unterbayerisches Hügelland und den Isar-Inn-Schotterplatten wurden jeweils gleich viele dunkle und rote Eichhörnchen gesichtet. Dies zeigt, dass die verschiedenen Fell­ farben der Eichhörnchen nicht nur ­genetisch vorgegeben sind, sondern auch Anpassungen an die jeweilige Umgebung sein können.

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Ausführliche Ergebnisse unter: www.bund-naturschutz.de/ eichhoernchen-ergebnisse


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Meldungen

Foto: Frank Weber

ZERTIFIKAT ­FELDBOTANIK

GIPSABBAU GEFÄHRDET GRUNDWASSER Im März stellte das Umweltnetzwerk GRÜNE LIGA im nordbayerischen Bad Windsheim die Ergebnisse eines zweijährigen Projektes zum Naturgipsabbau in Deutschland vor. Gemeinsam mit Vertreter*innen des BUND Naturschutz besuchte der Bundesvorsitzende der GRÜNEN LIGA die Quelle der Aisch, die infolge benachbarten Gips­ abbaus zeitweise versiegte. Beide Verbände betonen, dass eine Ausweitung des Naturgipsabbaus verhindert werden muss. Dazu müssen Recycling, Alternativbaustoffe und eine ressourcenschonende Bauwende vorangetrieben werden.

»Wir haben in den letzten Jahren feststellen müssen, dass die Gipsindustrie in Nordbayern riesige Flächen als Vorrangund Vorbehaltsgebiete in den Regionalplänen festsetzen ließ. Der BN sieht hier den Versuch, den Raubbau an Rohstoffen auf viele weitere Jahrzehnte festzuschreiben«, so Tom Konopka, Regionalreferent des BN für Mittel- und Oberfranken. »Richtig wäre auch in Bayern das Recycling von Gips, zum Beispiel aus Gipskartonplatten. Nur unter fünf Prozent werden wieder­ genutzt, das meiste landet auf Bauschutt­ deponien. Das ist ein klarer Verstoß gegen das Kreislaufwirtschaftsgesetz.«

TRAUER UM JOCHEN STAY Jochen Stay initiierte, 120 Kilo­meter lange Menschenkette vom AKW Bruns­büttel bis zum AKW Krümmel im April 2010 mit 120 000 Menschen.

Foto: Bente Stachowske

Viele BN-Aktive kennen seinen Namen aus der Anti-Atomkraft-Bewegung. Im Januar starb der Aktivist Jochen Stay mit nur 56 Jahren. Stay war Sprecher der Anti-­ Atom-Orga­ nisation ».ausgestrahlt«. Über die Auseinandersetzung um die Wiederauf­ arbei­ tungsanlage Wackersdorf stieß er Mitte der 80er-Jahre zur Anti-Atomkraft-­Be­we­ gung. Ab Mitte der 90er Jahre organisierte er mit der Kampagne »X-tausendmal quer« öffentlich angekündigte, ge­ walt­­ freie Sitzblockaden gegen Castor-­Trans­ porte, an denen sich Tausende beteiligten. 2008 gründete er .ausgestrahlt. Einer der Höhepunkte des Protests war die von

An der Hochschule Weihenstephan Tries­ dorf in Freising und dem Ökologisch-­ Botanischen Garten der Universität Bayreuth werden dieses Jahr zum ersten Mal in Bayern Prüfungen zum Erlangen des BANU-Zertifikates Feldbotanik Bronze angeboten. Für das Bronze-Niveau werden Kenntnisse über 200 Arten mit Familienzugehörigkeit geprüft. In den kommenden Jahren werden auch Prüfungen für das Silberund Gold-Niveau angeboten. Wer Interesse hat, an der Prüfung teilzunehmen, kann sich unter den folgenden Links für einen der beiden Termine anmelden:

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Mehr Infos unter Prüfung Feldbotanik Zertifikat ­Nordbayern in Bayreuth, am 23. Juli: tinyurl.com/FeldbotanikNordbayern Prüfung Feldbotanik Zertifikat ­ Südbayern in Freising, am 30. Juli: tinyurl.com/FeldbotanikSuedbayern

NEUES BN INFORMIERT Das Fahrrad ist eines der umweltfreundlichsten Verkehrsmittel. Daher muss der Radverkehr attraktiver und sicherer gemacht werden. Ein Mittel dafür sind mehr Radwege. In Einzelfällen kann der Neubau von Radwegen mit anderen Schutzgütern in Konkurrenz stehen. Daher hat der BUND Naturschutz Abwägungsleitlinien für den Radwegebau formuliert.

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Hier nachlesen und ­herunterladen: www.bund-naturschutz.de/ mobilitaet/radverkehr


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Meldungen 45

Foto: Thomas Stephan

ndreaWillh Foto: AdobeStock/A

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GARTEN- & BALKONTIPP

EIN TAG FÜR DEN NATIONALPARK Die Schönheit des Steigerwalds erleben: Am Sonntag, 26. Juni, ist n Bamberg am Maxplatz wieder Nationalpark-Tag. Geboten wird von 11 bis 17 Uhr ein buntes Programm mit Spaß, Musik, Kinderprogramm, Podiumsdiskussion und einem Vortrag des BN-Ehrenvorsitzenden Hubert Weiger. An zahlreichen Ständen kann man sich informieren, auch Nationalparkregio­ nen sind vertreten. Vormittags bietet der

BN ein Exkursionsprogramm im Steigerwald an. Eine Tour beginnt direkt im Steigerwald, eine andere Tour per Shuttlebus direkt ab dem Bahnhof; Anmeldung dafür beim BUND Naturschutz unter Telefon: 09 11/8 18 78-21

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Mehr Infos unter www.pro-nationalpark-steigerwald.de

GEORG MEISTER VERSTORBEN Der BN trauert um Dr. Georg Meister, der im März im Alter von 92 Jahren verstarb. Der Forstwissenschaftler und Sachbuchautor war bis zu seiner Pensionierung 1994 Leiter des Forstamtes Bad Reichenhall. Zudem hat er entscheidend zur Entstehung des Nationalparks Berchtesgaden beigetragen. Meister war Mitgründer und Ehrenmitglied des Ökologischen Jagdvereins Bayern. Er erkannte früh die

Bedeutung der Wildbestände für Verjüngungsfähigkeit des Waldes. Zeitlebens setzte er sich für die Bewahrung der Natur vor allem in Berggebieten ein. Georg Meister war Mitglied des BN-­ Beirats und 1992 bis 2009 Sprecher des Arbeitskreises Alpen. Für seine Verdienste um eine naturnahe Waldwirtschaft hatte der BUND Naturschutz Georg Meister mit der Naturschutzmedaille, dem Naturschutzpreis und der Karl-Gayer-Medaille ausgezeichnet.

BN-NEWSLETTER Sie möchten in Sachen Umwelt- und Naturschutz immer a ­ uf dem Laufenden sein? Dann ist unser Newsletter genau das Richtige für Sie. Wir informieren über aktuelle Themen, Aktionen und Termine. www.bund-naturschutz.de/newsletter

Weg mit der Giftspritze In Deutschland gibt es rund 17 Millionen Privat- und Kleingärten mit einer Gesamtfläche von 930 000 Hektar. Dort werden rund 4600 Tonnen Pestizidzubereitungen eingesetzt. Dabei gibt es viel bessere Methoden. Eine bewährte Möglichkeit: resistente Sorten und den richtigen Standort auswählen. So gibt es Rosen, die weniger für Mehltau empfindlich sind oder ­Tomaten, deren Widerstandskraft gegen Kraut und Knollenfäule größer ist. Gartenpflanzen sind so auszuwählen, dass Bodenart, Wasserbedarf und ­Sonneneinstrahlung optimal sind. Eine weitere Möglichkeit: Lebensraum für Nützlinge schaffen. Marien­ käfer und ihre Larven, auch Florfliegenlarven ernähren sich gerne von Blattläusen und Spinnmilben. Sie über­ wintern in Mauerritzen, unter Mulch oder Laubhaufen. Ein »unordentlicher« ­Garten bietet ihnen Lebensraum. Wenn die ersten Läuse auftauchen, darauf vertrauen, dass die Fressfeinde, die sich ein wenig zeitversetzt entwickeln, rechtzeitig kommen.

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Mehr zum Thema www.bund-naturschutz.de/­ oekologisch-leben/naturgarten


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BN AKTIV + NAH

Meldungen

TRAUER UM KARSTEN SCHULTZ-NINOW Foto: Sonja Herpich/Bayern-SPD

FRIEDEN FÜR DIE UKRAINE!

Auch der BUND Naturschutz unterstützt die Friedensbewegungen für die Ukraine. Der Landesvorsitzende Richard Mergner (im Bild ganz links) sprach im März auf der großen Friedensdemo in München. Er unterstrich dabei besonders, dass Deutschland unabhängiger von Energie­ importen aus Russland sein könnte, wenn die Energiewende nicht verhindert und verschleppt worden wäre. In diesem Zusammenhang dürfe die Diskussion über

die Atomkraft nicht wieder aufflammen. »Atomkraft ist hochgefährlich, mit unkalkulierbaren Risiken für die nachfolgenden Generationen. Auch die AKWs in der Ukraine bedeuten in dieser kriegerischen Auseinandersetzung ein hohes Sicherheitsrisiko. Die jetzt ins Spiel gebrachten Laufzeitverlängerungen für die drei verbliebenen deutschen AKWs lehnen wir entschieden ab. Atomstrom ist kein Ersatz für Gasheizungen.«

LANGER FUSSMARSCH GEGEN ATOMKRAFT

AKTIV AUF FACEBOOK Lust auf Dialog? Der BUND Naturschutz tauscht sich auf Facebook täglich mit seiner Community über Natur und Umwelt in Bayern aus. Schließen Sie sich an!

Professor zusammen und hat schon 2012 ein gemeinsames Memorandum für eine Welt ohne Atomkraft unterschrieben.

Foto: BN

Der südkoreanische Professor Dr. WonYoung Lee kam auf seiner 11 000 Kilometer langen Pilgerreise gegen die Atomkraft von Südkorea bis nach Rom durch Bayern. 2017 hat er sich zu diesem langen Fußmarsch entschlossen, um so für eine atom­ kraftfreie Welt zu werben. Der BN unterstützt dieses wichtige Zeichen gerade im Hinblick auf die neue EU-Taxo­ nomie und dem geplanten Neubau von Atom­kraftwerken in Europa. Deshalb traf sich BN-Vorsitzender Richard Mergner im Februar mit Professor Lee. Der BUND Naturschutz arbeitet seit langem mit dem

Der langjährige Vorsitzende der BN-­ Kreis­gruppe Günzburg, Karsten SchultzNinow, ist im Alter von 79 Jahren verstorben. Er war von 1977 bis 1998 und 2007 bis 2021 Kreisgruppenvorsitzender sowie 29 Jahre lang Vorsitzender des BN-Schiedsgerichts. Seine Expertise als Anwalt brachte er viele Jahre als Mitglied des BN-­­ Landesarbeitskreises Recht ein. In seiner Kreisgruppe engagierte er sich vor allem gegen die Gefahren der Atomkraft und für den Schutz und die Erhaltung des Donau­mooses. Für seine Ver­ dienste ert va pri Foto: hielt Karsten SchultzNinow die Bayerische Naturschutzmedaille und die goldene Ehrennadel des BUND Naturschutz.

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BILDUNG ­­­

URLAUB & FREIZEIT

Bildung 47

TERMINE INSEKTENVIELFALT

AB INS GRÜNE

Foto: Heide Frobel

Und auch die Sommer-Freizeiten und das schon traditionelle Naturerlebnis-­ Zeltlager für Kinder des NEZ Allgäu können dank der Projektförderung aus dem Programm AUFleben! kostenlos angeboten werden.

Mut machen nach zwei Jahren der Einschränkung möchte das Bildungswerk des BUND Naturschutz mit einer Vielzahl von Angeboten. Sie richten sich vor allem, aber nicht nur an Kinder und Jugend­ liche. Zu einem Zirkuscamp mit Übernachtung lädt die Ökostation Niederbayern ein. Zusammen mit einer Zirkus- und Wildnis­ pädagogin können Kinder jonglieren, die Natur beobachten der Natur und ihre sozialen Kompetenzen im Umgang mit anderen schulen. Übernachtet wird im Zirkus­ camp. Dank einer Förderung aus Mitteln des Programms »Kultur macht stark« ist die Teilnahme am Camp kostenlos und natürlich gibt es eine Aufführung für Freunde und Eltern zum Abschluss. Mit einer Reihe unterschiedlicher Angebote wartet das Naturschutz- und Jugend­ zentrum Wartaweil auf, unter anderem begleitete Projektwochen »Gemeinsam draußen sein« und Ferienfreizeiten an Pfingsten: Bei »Im Einklang mit der ­Natur« stehen Naturerfahrungen, soziales Lernen und die persönliche Weiterentwicklung der Teilnehmenden im Focus.

Zirkuscamp 13. – 18. Juni 2022: Ort: Hof Hübner, Untergriesbach Anmeldung: Kreisgruppe Passau, ­passau@bund-naturschutz.de

Ferienfreizeiten im Allgäu 1. – 5. August 2022: Zeltlager für Kinder von 8 – 13 Jahren, Schwalten­ weiher/Ostallgäu 22. – 26. August 2022: Wildniscamp ­ für Jugendliche von 12 – 16 Jahren, ­Salmaßer Höhe bei Missen/Oberallgäu 2. – 6. August 2022: Einfach-Leben-Tour für Jugendliche und junge Erwachsene von 15 – 25 Jahren, Oberallgäu Anmeldung: BN-Naturerlebniszentrum Allgäu, info@NEZ-Allgaeu.de

Ferienwochen in Wartaweil 13. – 17. Juni und 1. – 5. August 2022: »Im Einklang mit der Natur« Anmeldung: Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil, birgit.geurden@ bund-naturschutz.de 24. – 26. Juni 2022: TeenAge, ­ Wildnis- und Survival-Training der JBN, Jugend­liche von 12 – 15 Jahren, ­ 40 Euro (30 Euro für BN-Mitglieder) Anmeldung: JBN-Landesstelle, www.jbn.de/termine

Das AH!-Theater bietet ab Mai das Stück »Mein Leben als Ameise« an Schulen an. Im Mittelpunkt steht eine Verwandlungsgeschichte, in der nicht nur Ameisen, sondern auch Hummeln, Bienen oder Wasserläufer eine Rolle spielen. Dieser Ausflug in die Welt der Insekten kann durch ein Bildungsangebot ­ergänzt werden. Dank einer Förderung der Postcode-­ Lotterie stehen dafür auch Materialien und Online-Bildungsbausteine zur ­Verfügung. Erfahrene Umweltpädagoginnen führen in das Thema ein und stellen geeignete Spiele und Vermittlungsmethoden vor. Wer Interesse hat, das Thema Insektenvielfalt als Schulmultiplikator*in ­voranzubringen, meldet sich bei: Ulli Sacher-Ley; Sonja Kreil, ­bildungswerk@bund-naturschutz.de Martina Gehret, martina.gehret@ bund-naturschutz.de

ARTENKENNER Wer seine Artenkenntnisse vertiefen will, ist willkommen bei den Arten­ kennerworkshops des NEZ Allgäu, den Bestimmungskursen der Kreisgruppe Miltenberg oder Nürnberg-Land oder bei einer der vielen Exkursionen. Seit kurzem bietet die Akademie für Naturschutz- und Landschaftspflege eine Zertifizierung zum Artenkenner Botanik an. Wer sich mit Gleichgesinnten an das Bronzeabzeichen wagen will, findet bei der Kreisgruppe Nürnberger Land Unterstützung.

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Mehr zum Thema www.naturtalent-gesucht.de/kurse/ www.nez-allgaeu.de www.nuernberger-land.bund-­ naturschutz.de www.bund-naturschutz.de/termine


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BN vor Ort aktiv

Fotos: Steffen Scharrer

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Matthias Staab erklärt, wie ein guter Erziehungsschnitt funktioniert.

EHRENAMT IM BUND NATURSCHUTZ

EIN GUTER ANFANG Streuobstwiesen gehören zu unseren artenreichsten Lebensräumen. ­ Weil immer weniger Menschen wissen, wie sie richtig gepflegt werden, bietet die BN-Kreisgruppe Miltenberg Kurse für Obstbaumschnitt an.

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ier im Kreis Miltenberg prägen alte Streuobstwiesen das Bild: Weit ausladende, vom jahrzehntelangen Fruchten gebeugte Apfelbaumveteranen, in die Höhe strebende Birnen, wirre, wie unfrisiert wirkende Zwetschgen und Kirschen. Und immer wieder Misteln, ganze Nester davon. Oft scheint es, als wüchsen auf den noch winterbraunen Wiesen Mistel- und nicht Obstbäume. Nach dem zweiten Weltkrieg haben die Gemeinden hier allen Bürgern einen schmalen Streifen Land zugestanden, auf dem je

zehn Obstbäume Platz hatten: – nachhaltige Hilfe in einer Zeit, in der die Menschen um jede Bereicherung ihres Speiseplans froh waren. Heute erkennt man nicht nur am massenhaften Auftreten der Mistel, dass viele Familien ihre Streuobstwiesen nicht mehr pflegen. Mit der Not hat offenbar auch das Wissen um die richtige Pflege der Obstbäume abgenommen. Eine ernste Bedrohung für dieses wertvolle Erbe, denn anders als in den Wäldern brauchen die Bäume auf Streuobstwiesen von Anfang an Pflege, um ihr großes ökologisches Potenzial auszuschöpfen. Ohne fach-


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BN vor Ort aktiv 49

kundigen Schnitt entwickelt ein junger Obstbaum kein starkes Ast­gerüst, er vergreist und stirbt frühzeitig. Gut gepflegt kann er hingegen über 100 Jahre alt werden, lange Obst tragen und zahlreiche Tierarten beherbergen. Ein Grund für Steffen Scharrer und Matthias Staab, erster und zweiter Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Miltenberg, das Wissen um die richtige Obstbaumpflege wieder unter die Leute zu bringen.

NACHFOLGER MACHEN SICH FIT Es ist ein Samstagnachmittag im zeitigen Frühjahr und obwohl die Sonne scheint, vergraben die etwa 30 Teilnehmer*innen des BN-Obstbaumschneidekurses ihre Hände fröstelnd in den Jackentaschen. Dass so viele gekommen sind, freut die Veranstalter. Eine junge Frau ist mit ihrem Vater hier. Sie möchte einmal seine Nachfolge bei der Pflege der familieneigenen Streuobstwiese antreten. Etwa 20 Obstbäume hat der Großvater dort vor 60 bis 80 Jahren gepflanzt. Die Bioinformatik-Studentin ist schon immer gerne auf der Obstwiese gewesen. Jetzt will sie lernen, wie das mit dem Schnitt richtig geht. Einen Lieblingsbaum hat sie bereits: einen alten Apfelbaum, der besonders gute Früchte trägt – Sorte leider unbekannt. Auch der Pomologe, den sie schon zu Rate gezogen hat, konnte ihr nicht weiterhelfen. Jetzt sucht sie in der Gemeinde nach jemandem, der noch pfropfen kann, um die Sorte zu erhalten.

NEUES VOKABULAR Matthias Staab steht inzwischen vor einem gut geschnittenen Apfelbaum. Er führt ein kleines Unternehmen für naturnahen Garten- und Landschaftsbau und kennt sich mit Obstbaumschnitt bestens aus. Und er ist ein großer Streuobstwiesen-Fan: Hier in Kleinwallstadt hat er das Aktionsbündnis Streuobst ins Leben gerufen und den dreistündigen Kurs heute leitet er ehrenamtlich. »Weil es ohne Menschen, die sie richtig pflegen, keine Streuobstwiesen gibt«, sagt er. Saftdruck, Haupttrieb, Rotation des Fruchtholzes – für jene, die noch nie etwas mit Baumschnitt zu tun hatten, führt Staab ein ganz neues Vokabular ein. Viele der älteren Teilnehmer hingegen nicken wissend. Und schon beim nächsten Baum, ein Exemplar, das mit seinem letzten Baumschneider weniger Glück hatte, setzen die ersten Diskussionen ein. »Die Wasserschosse müsse raus!«, meint einer ganz entschieden. Widerspruch aus den hinteren Reihen: »A wo, der muss sisch erst beruische!« Was die Teilnehmer diskutieren: Durch einen zu starken und nicht fachgerechten Rückschnitt hat sich die Krone des Obstbaumes vor uns zu einer Art Bürste entwickelt. Dutzende von Wassertrieben stehen senkrecht nach oben, behindern sich gegenseitig und konkurrieren mit den älteren, fruchtenden Ästen um Saft und Licht. Viele Obstbaumbesitzer schneiden Wassertriebe deshalb im Frühjahr radikal ab, was jedoch meist dazu führt, dass der Baum im nächsten Jahr förmlich »explodiert« und noch mehr »Wasserschossen« treibt. »Rückschnitt – vor allem im Frühling – bedingt Wachstum«, erklärt Matthias Staab

Teilnehmer haben ein erstes Anzeichen von Mistelbefall entdeckt.

deswegen. Er weiß, dass zum versierten Obstbaumschneiden viel Erfahrung und Übung nötig ist. Und immer wieder Geduld: Erst im Laufe des Folgejahres sieht man, was beim Schnitt gut und was weniger gut gelaufen ist. Hiervon kann eine andere Kursteilnehmerin ein Liedchen singen. Sie hat ein großes Grundstück mit Obstbäumen von ihrem Vater übernommen und war am Anfang wohl übereifrig. »Wenn man schneidet, muss man früh genug aufhören«, weiß sie jetzt. Ihre zweite Erfahrung: Schau genau, wem Du deine Streuobstwiese anvertraust! Der Nachbar habe ihr angeboten, die Wiese mit seinen Schafen zu beweiden. Wie sich später herausstellte, waren die Schafe Ziegen und etliche Obstbäume haben den ­Besuch der robusten »Allesfresser« nicht überlebt. Jetzt will die frisch­gebackene Streuobstwiesen-Besitzerin neue Bäume pflanzen und möglichst von Anfang an alles richtig machen. »Und die Tiere vom Nachbarn kommen mir nicht mehr auf das Grundstück«, stellt sie klar.

GRUNDSTEIN FÜR LANGES LEBEN Wir wandern weiter auf dem Streuobsterlebnisweg Kleinwallstadt. Da und dort stehen Autos und alte Traktoren zwischen den Bäumen, Leitern lehnen in den Kronen, Kinder rennen zwischen den Stämmen herum. Es ist Hauptschnittzeit und offenbar gibt es doch einige, die sich noch für die ererbten Streuobstbäume interessieren. Zurück am Treffpunkt erklärt Matthias Staab, welches Werkzeug für den Obstbaumschnitt nötig ist und wie der Pflanzschnitt bei einem jungen Baum funktioniert. Keiner traut sich, den ersten Schnitt am Vorführobjekt zu machen. Kein Wunder: Mit dem Pflanzschnitt legt man den Grundstein für ein jahrzehntelanges Obstbaumleben. Matthias Staab lacht und führt vor wie’s geht: Schnipp, schnipp, schnapp. Innerhalb von zwei Minuten ist er fertig. »Glernt is glernt«, kann man da nur sagen. Dass der Kurs auf dem Weg dahin nur ein Anfang war, ist klar – aber ein guter! Heidi Tiefenthaler


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BN AKTIV + NAH

Mittelfranken

NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN

Foto: Wolfgang Dötsch

KLIMAKLAGE: Die vom BUND Natur-

Oft fehlen in den Hafenbecken jegliche Schiffe. Hier könnte das ICE-Werk entstehen.

KREISGRUPPEN NÜRNBERG-STADT, NÜRNBERGER LAND, ROTH

HEIMATHAFEN FÜR ICE-WERK Der BN kämpft weiter gegen die geplanten ICE-Werksstandorte im Reichswald sowie im europäischen Vogelschutzgebiet bei Feucht und bei Roth-Harrlach. Der Nürnberger Hafen ist eine mögliche Alternative.

D

er Main-Donau-Kanal wird für den Güterverkehr kaum noch genutzt, die Nähe zum Hauptbahnhof wäre für die Bahn ideal. Nötig wären nur zehn Prozent der Hafenfläche, die vor allem durch das Zuschütten eines der zwei Hafenbecken und Umnutzung mindergenutzter Grundstücke zu erreichen wären. »Die Region braucht einen klimaverträglichen, flächensparenden, Wald- und Landwirtschaftsflächen schonenden Standort. Die von der Deutschen Bahn bislang favo­ risierten Standorte erfüllen diese Kriterien nicht«, betont der BN-Vorsitzende Richard Mergner. »Deshalb haben wir der DB zahlreiche Standorte vorgeschlagen, die bereits industriell genutzt wurden oder sogar Bahngelände sind. Als bester Standort hat sich der Hafen Nürnberg herausgeschält.« Die Kreisgruppe Nürnberg-Stadt hat deshalb bereits das Gespräch mit den

Verantwortlichen gesucht. Dabei wurde die grundsätzliche Machbarkeit dieser Standortalternative unter der Prämisse bestätigt, dass das große Hafenbecken zur Verfügung steht. Letztlich wird sich die Frage stellen, ob der Bund, die Bahn, der Freistaat und das Unternehmen Bayernhafen die Schonung des klimatisch für die ganze Region so wichtigen Bannwalds höher bewerten als die Aufwendungen, die beim Standort Hafen erbracht werden müssten. Ende Februar übergaben Bürgerinitia­ tiven 51 000 Unterschriften an die Regierung von Mittelfranken gegen einen ICE-­ Werksstandort im Reichswald. Nur wenige Einzelprojekte erreichten in den letzten Jahren in Bayern solch eine hohe Unterstützung. Die DB hat im selben Monat einen Antrag auf Raumordnungsverfahren für die drei Reichswaldstandorte gestellt. Tom Konopka (lf)

schutz eingelegte Klimaschutzklage gegen die geplante Ortsumfahrung von Dinkelsbühl (siehe N+U 3/2019) wirkt sich bereits aus. Das Staatliche Bauamt Ansbach legte nun eine bundesweit erste Klimaschutzbetrachtung im Rahmen einer Umweltverträglichkeitsprüfung vor. Und zwar nicht für Dinkelsbühl, sondern für die geplante und ebenfalls vom BN abgelehnte Umfahrung von Merkendorf an der B 13. Das Bauamt kommt zum Ergebnis, dass der Bau der Umfahrung dem Klimaschutz nützen würde, wandte dabei aber Kriterien an, die vom BUND als falsch eingestuft werden. Sie berücksichtigen Faktoren wie den Wegfall des CO2-­Speichers Boden, die graue Energie in Betonbauwerken und anderes nicht. Der BN hat eine entsprechende Stellungnahme im Planfeststellungsverfahren abgegeben.

KEINE »NEONICS«: Die BN-Kreisgruppen Ansbach und Neustadt/ Aisch-Bad Windsheim wirken im Bündnis für Neonikotinoidfreie Landwirtschaft mit. Im November 2021 konnte sich das Bündnis über die Entscheidung des Bundesamtes für Verbraucherschutz freuen, dass für das Jahr 2022 keine Notfallzulassung der gefährlichen und bienenschädlichen »Neo­nics« im Zuckerrüben­ anbau genehmigt wurde. Das Bündnis konnte 2021 nachweisen, dass die mit Neonikotinoiden gebeizten und gesäten Zuckerrüben die Artenvielfalt, den Boden und die Gewässer belasten. Weitere Infos auf: ansbach.bund-naturschutz.de IHR ANSPRECHPARTNER Mittelfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/ 8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 2 | 22

BN AKTIV + NAH

Niederbayern 51

NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN

Hessens erstes »Sternendorf« vor und nach der Umrüstung: Silges im Landkreis Fulda stellte 2018 alle Straßenlaternen auf insektenfreundliche LEDs um.

KREISGRUPPE LANDSHUT

ES WERDE NACHT ! Gärten, Gebäude und Straßen, die nachts hell erleuchtet werden, sind eine große Gefahr für Insekten und andere nachtaktive Tierarten.

U

m Lichtverschmutzung und mögliche Gegenmaßnahmen ging es beim Online-Seminar, das die Kreisgruppe Landshut des BUND Naturschutz Ende Februar veranstaltete. Nachtschutzexpertin Sabine Frank vom »Sternenpark« im Biosphärenreservat Rhön klärte die Teilnehmenden über die Bedeutung der Dunkelheit für den Artenschutz und die gravierenden Folgen der Nachtbeleuchtung auf: Vor allem für nacht­aktive Falter und Käfer werden Straßenlaternen und Gartenleuchten zur töd­ lichen Falle, die die Tiere bis zur Erschöpfung umkreisen, weil sie sich daran statt am Mond orientieren. Aber auch tag­aktive Insekten wie Bienen werden durch das nächtliche Dauerleuchten beeinträchtigt. In der Folge werden weniger Blüten bestäubt, Wildpflanzen verschwinden und Kulturpflanzen bringen geringeren Ertrag.

Die Referentin erklärte, wie Privatleute Haus und Garten umweltverträglicher beleuchten können. Ein großer Teil ihres Vortrags richtete sich jedoch an Verantwortliche in den Gemeinden und zeigte, wie sich Straßenbeleuchtung verantwortungsvoll gestalten lässt, welche Vorschriften dabei zu beachten sind und welche Beispiele für gute Umsetzung es bereits in anderen Gemeinden gibt. Das positive Fazit: Insektenschutz, Ener­giesparen und Bürgerinteressen lassen sich mit der richtigen Umsetzung und Kommunikation sinnvoll auf einen Nenner bringen. Rita Rott (as)

i

Weitere Infos Das Webinar sowie weiterführende ­Informationen und Links sind auf der Website der Kreisgruppe abrufbar: bit.ly/BN-LA-Lichtverschmutzung

Dr. Hans Bibelriether für 54 Jahre Treue zum BN mit der Ehrennadel in Gold ausgezeichnet. Eine Delegation der Vorstandschaft besuchte den fast 90-Jährigen in Thyrnau, um ihn für seine langjährige Mitgliedschaft und als einen Gründervater des Nationalparks Bayerischer Wald zu würdigen. Bibelriether leitete von 1969 bis 1978 das Nationalparkamt und von 1978 bis 1998 die Nationalparkverwaltung, und prägte die damals revolutionäre Devise, Natur einfach Natur sein zu lassen. Unter seiner Leitung entwickelte und erweiterte sich der erste deutsche Nationalpark zum heutigen Großschutzgebiet.

Foto: Karl Haberzettl

Foto: Alexander Mengel/Sternenpark Rhön

EHRUNG: Die Kreisgruppe Passau hat

KLIMABEGEHREN: Die Kreisgruppe Deggendorf hat sich mit weiteren Initiativen zu einem Aktionsbündnis zusammengeschlossen, das konkrete Klimaschutzmaßnahmen vom Landkreis und den Kommunen einfordert. Die Kommunen sollen Aktionspläne erstellen, wie sie bis zum Jahr 2035 klimaneutral werden können. Dazu laufen derzeit Bürgerbegehren für die Stadt und den Landkreis Deggendorf; baldmöglich sollen Begehren für weitere Städte und Gemeinden im Landkreis folgen. Ein erster Erfolg: Im Dezember 2021 beschloss die Stadt Deggendorf nicht nur ein Rahmenkonzept für den Klimaschutz, sondern auch Klimaneutralität bis 2035. Weitere Informationen: www.klimaentscheid-deggendorf.de IHRE ANSPRECHPARTNERIN Niederbayern: Rita Rott Tel. 0 89 /54 83 01 12 rita.rott@bund-naturschutz.de


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BN AKTIV + NAH

Oberpfalz

NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ

Foto: Heide Frobel

PROTEST: Nach intensiven Recherchen

Auch in der Gemeinde Parkstein wird es bald Windkraftanlagen geben.

KREISGRUPPE NEUSTADT A. D. WALDNAAB

BÜRGERVOTUM FÜR WINDENERGIE

hat die BN-Kreisgruppe Regensburg in den vergangenen Monaten herausgefunden, dass die Umsiedlungen großer Zaun­ eidechsen-Vorkommen aufgrund von Bau­maßnahmen im Stadtgebiet nahezu vollständig fehlgeschlagen sind. Dabei gilt für die Zauneidechse ein Schädigungs- und Tötungsverbot. Ausnahmen sind nur unter strengen Voraussetzungen zulässig. Die Kreisgruppe hat daher der Stadt Regensburg im Januar den Schaden angezeigt und die Stadt zur Wiedergutmachung aufgefordert.

D

ie BN-Kreisgruppe Neustadt an der Waldnaab-Weiden begrüßte das Votum. Kreisvorsitzender Hans Babl dankte allen, die sich in Parkstein für eine naturverträgliche Energiewende eingesetzt haben. »Wir sind der Auffassung, dass natur- und anwohnerverträgliche Windenergieanlagen möglich sind, wenn sie wie in Parkstein an den richtigen Standorten und mit entsprechenden Schutzvorkehrungen geplant werden«, betonte der Kreis­grup­pen­ vorsitzende. Damit sind alle vier Bürgerentscheide, die in Bayern im Jahr 2021 zum Thema Windenergie stattfanden, nach ausgiebigen öffentlichen Diskussionen zugunsten dieser Erneuerbaren Energiegewinnung ausgefallen. Für Windkraftanlagen ausgesprochen haben sich die Wahlberechtigten außer in Parkstein auch in den Land-

kreisen Ebersberg, Regensburg und Forch­ ­heim. Obwohl der Landkreis Neustadt an der Waldnaab über eine Vielzahl möglicher Standorte verfügt, ist der Anteil der Wind­ energie bislang sehr gering. Von den 132 Windkraftanlagen mit mehr als 50 Metern Höhe in der Oberpfalz stehen nur drei in diesem Landkreis. Hier betrug der Anteil der produzierten Windenergie am Gesamtstromverbrauch im Jahr 2019 nur 1,9 Prozent, während er im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz bei 52,4 Prozent lag. Der BUND Naturschutz fordert daher in der nördlichen Oberpfalz dringend die Fortführung der Regionalplanung für Wind­­energie-Vorrang- und Vorbehaltsflächen, um die Ausbau-Blockade an geeigneten und naturverträglichen Standorten zu beenden. Reinhard Scheuerlein (lf)

Foto: Johannes Selmannsberger

Mit der Mehrheit von 55 Prozente haben sich die Bürgerinnen und Bürger des Marktes Park­­ stein in einem Bürgerentscheid Mitte D ­ ezember für den Bau von bis zu drei Wind­rädern ­ausgesprochen. Die Wahlbeteiligung war mit ­ 76 Prozent überdurchschnittlich hoch.

ERFOLG: Ein Einkaufsmarkt gehört nicht auf die grüne Wiese und noch viel weniger in den Überschwemmungsbereich der Vils. Diese Auffassung vertrat die BN-­Kreisgruppe Amberg-Sulzbach gegenüber einer entsprechenden Planung der Marktgemeinde Schmidmühlen. Zusammen mit den ablehnenden Stellungnahmen von Fachbehörden führte dies Anfang März zum Umdenken im Rathaus. Jetzt soll dafür eine bestehende Gewerbe­ brache mit Altbaubestand herangezogen werden. Warum nicht gleich so? IHR ANSPRECHPARTNER Oberpfalz: Reinhard Scheuerlein Tel. 09 11/ 8 18 78-13 reinhard.scheuerlein@ bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 2 | 22

BN AKTIV + NAH

Oberbayern 53

NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN

Mitglieder der BN-Kreisgruppe, der Schutzgemeinschaft Weilheimer Moos und des Agenda Arbeitskreises Natur um den BN-Vorsitzenden Helmut Hermann (Mitte) im ­Dezember 2021 an einer der umstrittenen Torfabbauflächen im Weilheimer Moos.

KREISGRUPPE WEILHEIM-SCHONGAU

SCHLUSS MIT DEM TORFABBAU! Das Weilheimer Moos muss dringend renaturiert und der gewerbliche Torfabbau umgehend eingestellt werden. Dies fordert die Kreisgruppe Weilheim-Schongau des BUND Naturschutz.

D

er Bayerische Landtag hat bereits 1988 beschlossen, den gewerblichen Torfabbau einzustellen. Trotzdem wird über 30 Jahre später in Weilheim noch immer gebaggert. Zwar verwenden etliche Betriebe ihre Flächen im Moos nur noch als Umschlagplatz für anderswo zugekauften Torf, doch zwei Firmen dürfen unbefristet weiter abbauen. Eine davon erhielt Ende 2021 sogar die Genehmigung für ein neues Betriebsgebäude. Das Problem: Zwar wurde das nördliche Abbaugebiet »Schwattachfilz« schon 1990 stillgelegt und renaturiert, doch im südlichen Teil des Mooses, dem »Abbaugebiet A«, sind seit den 1980er Jahren nur Fläche und Tiefe für den Torfabbau begrenzt. Wenn die Firmen dieses Limit erreicht haben, müssen sie den Betrieb auf-

geben und rückbauen. Doch durch den Zukauf von Torf aus Norddeutschland oder Osteuropa und die Beimischung von Kompost lässt sich dieser Zeitpunkt praktisch beliebig hinauszögern. Geschätzt emittiert das degenerierte Weilheimer Moos heute so viele schädliche Klimagase wie 2000 bis 3000 Menschen. Für den BN ist unverständlich, weshalb die Uhren in Weilheim so langsam ticken und der Torfabbau nicht, wie im nahen Rosenheim, schon längst Geschichte ist. Zusammen mit der Schutzgemeinschaft Weilheimer Moos und der Agenda 2030 Arbeitskreis Natur fordert die Kreisgruppe daher dringend, den Torf­ abbau einzustellen und die Abbauflächen zu renaturieren. Maria Hermann (as)

marktung des historischen Forsthauses Valepp im Landkreis Miesbach. Anfang März reichte der Verband zusammen mit dem Verein zum Schutz der Bergwelt und dem Bayerischen Landesverein für Heimatpflege eine Petition im Landtag ein. Das gut 180 Jahre alte Anwesen steht seit 2014 leer und muss saniert werden. Daher wollen es die Bayerischen Staatsforsten im Erbbaurecht an einen Investor vergeben. Der BN bezweifelt die Naturverträglichkeit bei diesem Verfahren und favorisiert eine für den Alpenraum verträgliche Nutzung ohne Übernachtungsmöglichkeit sowie eine Sperrung der Straße von der Monialm zum Forsthaus für den motorisierten Individualverkehr.

Foto: Annemarie Räder

Foto: Maria Hermann

PETITION: Der BN ist gegen die Ver-

NACHRUF: Die Ortsgruppe Otterfing im Landkreis Miesbach trauert um Helmut Drösler, der im Februar nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 85 Jahren starb. Drösler war Gründungsmitglied der seit 1985 bestehenden Ortsgruppe. Sein Engagement galt besonders Biotopen im Gemeindegebiet, der Kartierung alter Bäume und einem Linden-Pflanzprogramm, bei dem als Höhepunkt 2003 zur 1000-Jahr-Feier des Orts 150 Bäume gesetzt wurden. Neben der Dorfökologie lag Drösler auch die Jugendarbeit am Herzen. Für seine Verdienste erhielt er 1992 die Goldene Ehrennadel des BN. IHRE ANSPRECHPARTNERIN Oberbayern: Annemarie Räder Tel. 0 89/54 83 01 14 annemarie.raeder@bund-naturschutz.de


BN AKTIV + NAH

Oberfranken

Foto: Bernd Leuthäusser

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Protestaktion gegen die geplante Rastanlage an der A 73 bei Drossenhausen

KREISGRUPPE COBURG

NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN KLAGE: In der Auseinandersetzung um den Schutz des FFH- und des Vogelschutz­ gebietes an der Wiesent (wir berichteten) hat der BN im Juni 2021 erneut eine Klage eingereicht. Das Landratsamt Forchheim hatte wieder eine Schifffahrtsgenehmigung erteilt und damit den drei Kanuverleihbetrieben erlaubt, weiter sehr viele Boote auf die Wiesent schicken zu können. Nun hofft der BN, dass am Verwaltungsgericht Bayreuth noch vor der neuen Kanusaison geklärt wird, ob die Masse der Boote für Eisvogel, Neunauge und Co. verträglich ist. Der BN fordert eine Begrenzung.

An der A 73 bei Drossenhausen soll eine neue Rastanlage entstehen. Der BN lehnt den Bau am Rand der Langen Berge, einem bedeutenden Muschelkalkzug, entschieden ab.

V

orgesehen sind 181 Pkw- und 64 Lkw-Stellflächen. Gigantische Erdbewegungen von rund 150 000 Kubik­ meter wären nötig. Für die geplante Rastanlage würden 10,2 ha beansprucht. Die Planung lief bereits seit 2002. Zwischenzeitlich wurde die Errichtung der Anlage per Schwarzbau begonnen. Der BUND Naturschutz hatte das damals angezeigt. Dann lag die Planung lange in der Schublade, erwacht aber gerade zu neuem Leben. Dabei könnte durch Flächenumwidmung in nur wenigen Kilometern Entfernung ein Autohof am alten Grenzübergang Rottenbach genutzt werden. Auch Landschaftsschutz, Artenschutz, Schutz vor Lichtverschmutzung und Klimaschutz sind gewichtige Gründe gegen das Vorhaben. Die geplante Rastanlage läge unmittelbar neben wertvollen Flä-

chen zum Schutz von Flora und Fauna. Im direkten Umfeld brüten als besondere ­Vogelarten Neuntöter, Rebhuhn, Klappergras­mücke und Feldlerche. Der Rotmilan ist hier Nahrungsgast. Durch die geplante Versiegelung dürfte sich zudem die Hochwassersituation weiter verschärfen. Die Gemeinde Lautertal hat bereits jetzt mit Hochwasser zu kämpfen. 2021 stand der Ort schon einmal halb unter Wasser. Nach dem schrecklichen Hochwasser im Ahrtal muss dieses Thema stärker berücksichtigt werden. Zum Glück hat sich eine Bürgerinitiative, die IG Drossenhausen, gegründet, die mit großem Elan gegen das Vorhaben Front macht. Die Kreisgruppe Coburg des BUND Naturschutz beteiligt sich an den Protesten. Tom Konopka (lf)

Foto: BN-Kreisgruppe

PROTEST GEGEN RASTANLAGE

GIGANTISMUS: Nachdem die Kreisgruppe Kulmbach auf die gewaltigen Eingriffe in die Natur bei den Umfahrungen von Untersteinach und Stadtsteinach hingewiesen hatte, muss sie einen weiteren Baubeginn hinnehmen: Im Februar haben Abholzungsmaßnahmen für den Kauern­ dorfer Tunnel an der B 289 zwischen Untersteinach und Kulmbach begonnen. 90 Millionen Euro sollen dafür ausgegeben werden. Eine unglaubliche Steuergeldverschwendung. »Sieht man sich die Visualisierung der Zufahrt in den Tunnel von Untersteinach kommend an, könnte man meinen, man fährt am Mittleren Ring von München in den Petueltunnel ein«, so Alwin Geyer, stellvertretender Vorsitzender der Kreisgruppe. »Das Staatliche Bauamt kann nur noch Gigantismus.« IHR ANSPRECHPARTNER Oberfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/ 8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de


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BN AKTIV + NAH

Schwaben 55

NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN

Foto: Thomas Frey

STRASSENWAHN: Ein fünf Meter

Bei der Messung der Moortiefe (von links): Richard Engelschall von der AG Landschaftsökologie, Christine Kamm, Ernst Haile, Johannes Enzler und Eberhard Pfeuffer

schmales Gemeindesträßchen im Donauried soll zu einer zwölf bis 20 Meter breiten Straße mit Radweg und begleitenden Feldwegen ausgebaut werden. Seit 2006 kämpfen die BN-Kreisgruppen Dillingen und Donau-Ries dagegen. Doch im Januar 2022 ging der von der Ortsgruppe Buttenwiesen initiierte Bürgerentscheid verloren; dem BN gelang es nur, die Planung geringfügig zu reduzieren. Es bleibt unverständlich, dass man trotz Klimawandel und Artensterben solche Verkehrsschneisen in ökologisch hochwertiges Gebiet schlägt und diese Naturzerstörung auch noch mit Steuergeldern bezuschusst wird.

Das Lechhausener Moos östlich von Augsburg ist seit Jahren in seiner Substanz bedroht. D ­ er BN will wertvolle Reste des einstigen Nieder­ moors mit einem neuen Projekt bewahren.

S

eit langem ist die ehemals weitläufige Moorlandschaft zwischen Lech und Lechleite im Niedergang begriffen. Durch Straßenbau und Siedlungstätigkeit trocknen Quellbäche wie der Höhgraben aus, Feuchtwiesen verschwinden. Durch teils intensive landwirtschaftliche Nutzung stößt der Moorboden zudem massenhaft Klimagase aus. Andererseits sind einige Moorflächen als Refugien erhalten geblieben. Dort brüten noch vereinzelt Kiebitz und Feldlerche, auch Wachtel und Rebhuhn sind noch unterwegs. An den Quellbächen finden sich die Helm­ azurjungfer und andere seltene Libellenarten und sogar der Laubfrosch kommt noch vor.

Das im Januar 2022 gestartete Projekt der Kreisgruppen Aichach-Friedberg und Augsburg, das aus Mitteln der Glücksspirale finanziert wird, will diese verbliebenen Restinseln des Mooses bewahren. Dazu sollen zunächst die momentane Grundwassersituation und der Zustand der Oberflächengewässer im Projektgebiet erfasst und das Potenzial der Flächen für den Artenschutz sowie für die Speicherung von Kohlendioxid, durch angepasste Landnutzung, Humusaufbau, Grundwasseranhebung und Moorschutz, identifiziert werden. Ein daraus abgeleiteter Maßnahmenkatalog soll Leitlinien für die künftige Entwicklung des Moors formulieren. Thomas Frey (as)

Foto: Henning Näveke

NEUES LEBEN IM MOOR

Foto: Michael Ziegelmeier

KREISGRUPPEN AICHACH-FRIEDBERG UND AUGSBURG

NACHRUFE: Der BUND Naturschutz trauert um Inge Näveke, Vorsitzende der Ortsgruppe Burgau im Kreis Günzburg, und um Vera Mayer, Gründerin und Vorsitzende der Ortsgruppe Harburg im Donau-Ries. Näveke, die ihr Amt seit 2012 ausgeübt hatte, starb Anfang Februar im Alter von 63 Jahren. Die Atomkatastrophe von Fukushima war ihr Anlass zur Gründung der Gruppe, in der sie sich vor allem für Amphibienschutz, Landschaftspflege und umweltpolitische Aktionen engagierte. Im Gedenken an Vera Mayer, die bereits im Juni 2021 mit nur 55 Jahren verstarb, pflanzten Aktive der Kreisgruppe Donau-Ries im vergangenen Herbst auf einer Harburger BN-Fläche zwei Apfelbäume mit alten Sorten. IHR ANSPRECHPARTNER Schwaben: Thomas Frey Tel. 0 89 / 54 82 98-64 thomas.frey@bund-naturschutz.de


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BN AKTIV + NAH

Unterfranken

NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN

Foto: Edo Günther

NACHRUF: Der BN trauert um Norbert

Schweres Gerät hinterlässt tiefe Spuren im Biotop.

KREISGRUPPE SCHWEINFURT

Hörning, der am 21. Januar 2022 verstarb. Er gründete 1979 die erste Ortsgruppe im Landkreis Main-Spessart und war bis zuletzt deren Vorsitzender. Besonders engagierte er sich im Amphibienschutz, betreute eine Uferschwalbenkolonie und zahlreiche Vogel- und Fledermauskästen, er initiierte Pflegeeinsätze auf wertvollen Trockenstandorten, war in der Kinder- und Jugendgruppenarbeit aktiv und vieles mehr. In Anerkennung seiner Verdienste wurde er mit dem Grünen Engel des Umweltministeriums, den BN-­ Vereinsnadeln in Silber und Gold sowie der Verdienstmedaille in Silber des Landkreises Main-Spessart ausgezeichnet.

Für Schäden durch Forstarbeiten im Naturschutzgebiet »Hörnauer Wald« sollte eine A ­ usgleichsfläche geschaffen werden. Doch auch dieses Trittsteinbiotop wurde nun m ­ assiv in Mitleidenschaft gezogen.

I

m Januar 2021 hatten Nutzungsberechtigte, die ihr Holz selbst machen, unter Missachtung von Gemeindevorgaben bei völlig aufgeweichtem Boden eine Rückegasse befahren und Spuren von über 40 Zentimeter Tiefe hinterlassen. Damit nicht genug, wurde auch noch Bauschutt und Kunststofffolie eingebracht. Gegenüber der Naturschutzbehörde übernahm die Gemeinde Frankenwinheim die Verantwortung und akzeptierte, dass als Ausgleich eine rund zwei Hektar große Waldfläche ab 2022 für 25 Jahre aus der Nutzung genommen werden sollte. »Doch Mitte Dezember 2021 ließ die Gemeinde noch schnell ein paar Bäume einschlagen«, beschreibt Edo Günther, Vorsitzender der Kreisgruppe Schwein-

furt, den erneuten Eingriff in wertvolle Biotope. Wieder wurde schweres Gerät eingesetzt, das trotz des Aufziehens von sogenannten Moorbändern noch tiefere Spuren als beim ersten Mal hinterlassen hat. Dies führte zu langfristigen Schäden an Boden und geschützter Flora, wie beispielsweise Beständen des Märzenbechers. Der BUND Naturschutz forderte die sofortige Nutzungseinstellung. Die Kunststofffolie wurde inzwischen beseitigt, der Bauschutt soll nun nach Absprache auch mit dem BN jedoch im Boden belassen werden, da eine Entfernung zu noch größeren Schäden an den Märzenbecherbeständen führen würde. Steffen Jodl (lf)

Foto: Wolfgang Piepers

ZERSTÖRUNG STATT AUSGLEICH

BIOSPHÄRENRESERVAT: Die Landkreise Aschaffenburg, Main-Spessart und Miltenberg sowie die Stadt Aschaffenburg haben eine Machbarkeitsstudie für ein Biosphärenreservat im Spessart in Auftrag gegeben. Der BUND Naturschutz freut sich über diesen Schritt, denn ein Bio­sphärenreservat kann einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Biodiversität leisten, aber auch zu mehr Klimaschutz beitragen und die Klimaresilienz stärken. IHR ANSPRECHPARTNER Unterfranken: Steffen Jodl Tel. 01 60/5 61 13 41 steffen.jodl@bund-naturschutz.de


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BN AKTIV + NAH

Porträt 57

IM PORTRÄT

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»RAUM GERECHT VERTEILEN« Elias Pfeiffer studiert Raumplanung und unterstützt beim Thema Mobilität den Landesarbeitskreis des BUND Naturschutz.

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latz so zu gestalten, dass Mensch und Natur nicht in Opposition stehen, das ist, wofür sich der 21-jährige Elias Pfeiffer begeistert und weswegen er nun in Wien Raumplanung studiert. 2020 hat er seinen Bundesfreiwilligendienst (BFD) in der Landesfachgeschäfts­ stelle des BN in München gemacht. Seither ist er für den BUND Naturschutz aktiv, zum Beispiel, indem er Veranstaltungen zum Thema Verkehr mitorganisiert. Zudem ist er im bayerischen Landesarbeitskreis und im BUND-Bundesarbeitskreis Verkehr tätig. Beim Online-Gespräch sitzt ein junger Mann mit dunklen Haaren und freundlichem Lächeln vor dem Bildschirm. Im Hintergrund ist das Modell eines Stadtviertels zu erkennen.

GRÜNE ERHOLUNSGRÄUME IN STÄDTEN SCHAFFEN Dass junge Leute sich nicht gern in die Politik einbrächten, stimme nicht, sagt Pfeiffer. »Nur haben wir andere Vorstellungen von Partizipation«, erklärt er. »Wir interessieren uns eher für konkrete Projekte.« Während seiner BN-Zeit in München ist Elias Pfeiffer gern mit in den Wirtschaftsausschuss des Landtags gegangen. »Da ging es nicht um Parteilinie, da

wurden Anträge inhaltlich diskutiert.« Daher sind die »Young Planners« genau richtig für ihn. Das ist ein Projekt des bayerischen Wirtschaftsministeriums, bei dem junge Planer, die in NGOs aktiv sind, ihre Vorschläge in das Landesentwicklungsprogramm einbringen können.

»In der Stadt Natur zu erfahren – das hat mich geprägt.« Aufgewachsen ist der Student in Augsburg. »Für mich war als Kind der Sieben­ tischwald mein Spielplatz«, sagt er. »In der Stadt Natur zu erfahren – das hat mich geprägt.« Die Pandemie habe ihm vor Augen geführt, wie wichtig grüne Erholungsräume in der Stadt sind. »Bei Raum geht es immer auch um Gerechtigkeit«, sagt er. »Warum nicht in Straßen eine Reihe Parkplätze entsiegeln und dafür eine Baumreihe pflanzen?« Dazu müsse man das Fahrrad fördern. »Auf einem Radweg von zwei Metern Breite, auf dem ich auch mal überholen kann, da fahr’ ich doch gerne«, sagt Pfeiffer. »Das würde auch Fairness schaffen für Kinder, ältere

Menschen und Leute, die sich gar kein Auto leisten können.« Auch auf dem Land müsse Raum anders gedacht werden. »Da hat uns die Politik in einen Mobilitätszwang zum Auto manövriert, das ist schlecht fürs Klima und gefährdet Wildtiere.«

MITTENDRIN AUCH BEI PROTESTAKTIONEN Wie er spricht und argumentiert, wird klar: Hier steht einer für eine Generation, die Utopien in den Raum des Möglichen lässt. Mit seiner Lust auf Wandel bleibt er nicht hinter seinem Schreibtisch. In seiner Münchner Zeit hat sich Elias Pfeiffer an vielen BN-Aktionen auf der Straße beteiligt, zum Beispiel vor dem BMW-Firmengebäude gegen große Spritfresser-Modelle oder bei der Siemens-Aktionärshauptversammlung gegen die Beteiligung an der Adani-Kohlemine. Außerdem protestierte er vor der Staatskanzlei gegen eine dritte Startbahn am Münchner Flughafen und gegen die 10H-Regel, die den Wind­ kraft­­aus­bau in Bayern blockiert. An die kreativen Basteleien vor den Protesten erinnert er sich gerne. »Wir BFDler haben damals für alle Aktionen die Banner entworfen.« Margarete Moulin


BN AKTIV + NAH

Junge Seite

Fotos: BuJu BaWü/Marlene Kirschbaum (5)

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Die Natur vor der Haustür erforschen, dann drüber schreiben: D ­ arum geht es beim Naturtagebuch-Wettbewerb der BUNDjugend. Jedes Jahr machen viele Hundert Kinder mit – und alle verdienen einen Preis.

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arissa beobachtet ein Jahr lang den Kirschbaum in ihrem Garten. Jacob hat keine Angst vor Krabbeltieren und taucht in die Welt der Ameisen ein. Lilith macht einen Naturführer über die Vögel im Wald. Sie führen darüber Tagebuch. Und wissen nun mehr über die Natur als viele Erwachsene. Ihr entgeht wirklich nichts. Lilith Wemßen ist eine, die immer genau hinhört und hinschaut, wenn sie unterwegs ist – ob auf dem Weg zur Schule, beim Ausflug mit der Familie oder wenn sie nur Freunde trifft. Die Neunjährige scheint nicht nur Augen wie ein Adler, sondern auch Ohren wie ein Elefant zu haben. Im Wald erkennt Lilith den Ruf des Schwarzspechts, der einen alten Baumstamm nach Raupen abklopft. An einem See findet sie winzige Eier – und wird später im Bestimmungs-

JUNGE SEITE

MIT ALLEN SINNEN buch nachschauen, welcher Vogel die wohl abgelegt hat. Sogar ein Grünes Heupferd hat sie schon aufgespürt. Lilith, kann man darauf reiten? »Quatsch«, antwortet sie auf die blöde Frage. »Das ist eine Riesenheuschrecke!«

RICHTIG NAH RAN Lilith kommt aus Maulbronn, einer Kleinstadt in Baden-Württemberg. »Auch bei uns zu Hause kann man viel entdecken, da muss man gar nicht verreisen«, meint die Viertklässlerin. Letztes Jahr hat sie sich mit den Blumen der Umgebung beschäftigt. »Die haben oft coole Namen wie Stinkender Storchschnabel oder Großer Klappertopf.« Ein richtiger Naturführer ist dabei entstanden. Nun hält Lilith den zweiten Band in den Händen: Ihr neues Naturtagebuch dreht sich um Bäume und um Vögel. Den Einband hat Lilith selbst gefilzt und sogar Rinde und Zapfen eingenäht. Im Innenteil finden sich ihre Beobachtungen. »Man muss einfach nur leise sein – dann kommt man richtig nah ran an viele Tiere«, erzählt sie. Was Lilith erlebt, zeichnet sie

auch – wie den Buchfinken, der gegen die Fensterscheibe geknallt ist, dann aber doch wegfliegen kann. Der Vogel sieht auf ihrer Zeichnung richtig echt aus: Die Farben stimmen, auch die Proportionen.

MISTKÄFER ALS MASKOTTCHEN Kinder erkunden die Natur und erzählen davon mit Texten, Bildern, Collagen und Fotos: so die Idee beim Naturtagebuch. Seit bald 30 Jahren organisiert die BUNDjugend diesen Wettbewerb. Teilnehmen können Kinder im Alter von acht bis zwölf derzeit in sieben Bundesländern – in BaWü, Bayern, Bremen, Hessen, NRW, Sachsen und Schleswig-Holstein. Am aktivsten für das Naturtagebuch trommelt die BUNDjugend im Südwesten. Hier hält Ladi Oblak die Fäden in der Hand. »Ich bin quasi die menschliche Assistentin von Manfred Mistkäfer«, lacht sie. Der Käfer ist das Maskottchen des Projekts. »Als Naturforscher ist er immer unterwegs. Tag für Tag entdeckt er etwas Neues«, erzählt Ladi Oblak. Vierteljährlich erscheint dazu ein Mitmach-


NEIN ZU KRIEG UND ­AUFRÜSTUNG

Magazin mit Basteltipps, Spielen, Rätseln und vielen Anregungen für die Natur vor der Haustür. Jedes Jahr steht das Naturtagebuch unter einem bestimmten Thema. Doch bleibt es den Kindern überlassen, ob sie Wald oder Wiese, Insekten oder Vögel erforschen. Der Wettbewerb läuft immer von Frühling bis Herbst. »Eine Urkunde gibt es für alle, die teilnehmen«, sagt Ladi, in deren Büro sich gerade viele hundert Tagebücher stapeln (die später natürlich zurückgeschickt werden). »Wer sich besonders viel Mühe gibt, kann zudem auf tolle Preise hoffen.«

DIE KIRSCHBAUMEXPERTIN So wie Marissa Abrudan aus Crailsheim. Sie beschrieb, wie sich der Kirschbaum vorm Haus im Laufe der Jahreszeiten veränderte. »Meine Biologielehrerin hat mir den Wettbewerb empfohlen«, erzählt die Elfjährige. »Im Winter und im Frühling habe ich die Knospen untersucht. Nur wer ganz genau hin-

Aktiv werden Lust, die Natur vor der Haustür zu e ­ rforschen? Wer bei diesem Wettbewerb mitmachen kann, steht auf www.naturtagebuch.de. Viele Tipps für junge Forscher*Innen gibt es auch im »Manfred Mist­käfer Mitmach-Magazin«. ­ Vier Ausgaben kosten 16 Euro: www.bundjugend-bw.de/abo

schaut, merkt, dass täglich was passiert.« Marissa hat sich zur Expertin entwickelt: Ihr fiel auf, dass ihr Baum unter der Gummifluss-Krankheit leidet. »Die Erwachsenen haben sich für den Baum nur interessiert, als sie Kirschen ernten konnten«, lacht sie. »Für mich war auch spannend zu sehen, welche Tiere im Baum leben.« Um Blattläuse zu melken, laufen zum Beispiel Ameisen bis hinauf ins Blätterdach.

Ja zu Frieden und sozial-ökologischen Maßnahmen! Die BUNDjugend erklärt sich solidarisch mit den Menschen, die vom Krieg in der Ukraine betroffen sind. Unsere Gedanken sind besonders bei den Kindern und Jugendlichen. Wir fordern den russischen Angriffskrieg sofort zu beenden! Außerdem fordern wir alle politischen Akteur*innen auf, weitsichtig im Sinne des sozial-ökologischen Wandels zu handeln. Wir verurteilen die rassistische Praxis der EU-Asyl- und Migrationspolitik. Wer flüchten muss und Schutz sucht, dem gilt unsere Solidarität und Hilfsbereitschaft. Frieden und Demokratie lassen sich weltweit, in Europa und Deutschland nur gemeinsam sichern: bundjugend.de/nein-zu-kriegund-­aufruestung

DER AMEISENKENNER Wer mehr über Ameisen lernen will, muss nur Jacob Huber aus Gottenheim fragen. Der Achtjährige hat für sein Naturtagebuch verschiedene Arten erkundet. Manche tragen ein Vielfaches ihres Körpergewichts: »Wäre ich so stark, könnte ich einen Löwen stemmen!« Jacob hat ein riesiges Ameisenmodell und sogar eine Facettenaugen-Brille gebastelt. Er hat Ameisen unter dem Mikroskop beobachtet, ihren Hochzeitsflug dokumentiert und sie bis zu ihren Bauten verfolgt. »Manche errichten Hügel, andere leben unter der Erde«, weiß er. Und er hat Zucker ausgelegt und geschaut, wie schnell die Ameisen ihn abtransportieren: »Am nächsten Morgen war alles weg!« Apropos: Was ist mit dem »Ameisenkuchen«, dessen Rezept er in seinem Tagebuch verrät? Sind da etwa …? Nein, auch Vegetarier dürfen zubeißen. Was aussieht wie Ameisen, sind nur Schokostreusel. Helge Bendl

CITY OF DREAMS So könnte sie aussehen, die Stadt, von der wir träumen. Eine Stadt, in der jede*r bezahlbaren Wohnraum findet, schnell und barrierearm mobil ist und keine Angst mehr vor Diskriminierung haben muss. Mit der wunderbaren Illus­tra­tor*in Jasmina El Bouamraoui haben wir ein Plakat, eine Postkarte und zwei S ­ ticker entworfen, die diese Stadt zeigen. Auf der Rückseite des Plakats finden sich ausführliche Infos zu Wohnen, Mobilität und gerechter Stadt. In unserem Shop sind alle drei Produkte gratis zu haben: blog.bundjugend.de/shop

instagram.com/bundjugend twitter.com/BUNDjugend facebook.com/BUNDjugend.Bundesverband


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SERVICE

Leserbriefe nov netnemelE tim NEROTKEJORP.EID/hcsuR enneirdA :egalloC tcejorpnuoN ;yverysoN ,MEGROF ,tigid-a ,gneuNi – kcotSi

Illustrationen: Grafikcollage Adrienne Rusch/dieprojektoren.de (mit iStock-Grafiken: iNueng, Kuzma, oktaydegirmenci, FORGEM)

LESERBRIEFE WAS BRINGT DER KOALITIONSVERTRAG FÜR DIE UMWELT? Zu den Sonderseiten über die neue Regierung in N+U 1/2022 Der BUND hält es nach eigener Aussage (Heft 1/22, Seite 11, Punkt 7) für positiv, eine Wohngemeinnützigkeit einzuführen, Vermieter*innen am CO2Preis zu beteiligen und sorgt sich um den finanziellen Druck auf Millionen Mieter*innen. Vielleicht sollte der BUND sich nicht zu Themen äußern, die nicht zu seinem Aufgabengebiet gehören. Ich führe seit 2002 das ererbte Mehrfamilienhaus, Baujahr 1956, mit 16 Wohneinheiten wie ein Kleinunternehmen. 2004 kam die Renovierung der Heizung. 100 000 Euro Kredit! 2010 war die Dachsanierung fällig – weitere 100 000 Euro. Dazwischen lag eine Strecke mit Wasserschäden, Badrenovierungen, Wohnungssanierungen, etc. Nach 10 Jahren hatte ich zwar die Kredite abbezahlt und mein reingeschossenes Privatgeld wieder zurück, selber aber keinen Euro mit meiner Arbeit verdient. Es muss endlich unterschieden werden zwischen privaten Klein- und den großen Mietgesellschaften! Wir Kleinen leiden unter der Gesetzgebung und der Stimmungsmache, die darauf aus ist, die Großen in ihre Schranken zu weisen – was ja wirklich berechtigt ist. Über die Bestandsmieten der Kleinvermieter gibt es genügend Statistiken, um erkennen zu können, dass wir nicht an der Misere schuld sind! Michaela Röder, Simmelsdorf

100 PROZENT ERBNEUERBARE ENERGIEN Zum Titelthema »Energiewende« in N+U 4/2021 Führende Vertreter des BUND Naturschutz und des LBV setzen sich mehr oder weniger vorbehaltlos für Windkraftanlagen ein. Man muss sich schon fragen: Wer, wenn nicht der organisierte Naturschutz, ist dazu berufen, sich schützend vor die Tiere zu stellen? Es wird die übliche Praxis des zivilisatorisch-technischen Fortschritts fortgeführt. Man braucht nur eine technische Neuerung und das Problem wird gelöst. Konkret: statt Kohlekraftwerke nun Windkraftwerke. Und: Die Menschen brauchen nur vom Benziner aufs Elektroauto umzusteigen. Neue Moral und neues Verhalten scheinen überflüssig. Man kann bedenkenlos so weiterleben wie bisher. Technisch-zivilisatorischer Fortschritt nimmt, wie die Geschichte lehrt, nur wenig Rücksicht auf Natur. Fortschritt braucht Opfer. Nicht Opfer, die Menschen bringen, sondern die der Mensch der Natur abverlangt. Dr. Hans Göpfert, Donaustauf

ICE-WERK – WO UND WIE? Zu unserer Berichterstattung über das geplante ICE-Werk im Nürnberger Reichswald Ob der BN tatsächlich für ein ICE-­ Instandhaltungswerk ist, darf nach der herabwürdigenden Aussage des Landesvorsitzenden Herr Mergner, dass es sich dabei um ein »Putzwerk« handelt, mehr als angezweifelt werden. Es zeigt vor allem, wie Herr Mergner über die Arbeit von Elektronikern, Mechatronikern, Ingenieuren, ausgebildeten Reinigungskräften oder anderen Berufsgruppen in einem ICE-Instandhaltungswerk denkt. Das lässt mich immer mehr zweifeln, ob der BN tatsächlich eine Verkehrswende hin zu mehr Schiene will, wenn permanent die notwendige Infrastruktur wie ein Instandhaltungswerk abgelehnt wird. Und wer ein ICE-Instandhaltungswerk zu einem »Putzwerk« herabwürdigt, wie Herr Mergner, hat scheinbar noch nie in einem Betrieb gearbeitet und offensichtlich auch kein Interesse an einer sozialen Transformation unserer Industriegesellschaft, auch wenn er immer etwas anderes behauptet. Jürgen Wechsler, ehemaliger Bezirksleiter der IG Metall Bayern, Schwanstetten

Stellungnahme des BN-Landesvorsitzenden Richard Mergner: »Der BN ist klar für ein notwendiges ICE-Werk, wir lehnen aber die geplanten Standorte im Nürnberger Reichswald ab, denn jeder Quadratmeter Reichswald ist als Frischluftlieferant und grüne Lunge für alle Bewohner*innen in der Region Nürnberg wichtig. Wir haben uns deshalb intensiv und konstruktiv um einen Alternativstandort ohne neuen Flächenverbrauch gekümmert und ihn im Nürnberger Hafen auch gefunden. Die Bahn AG hat ihn als technisch möglich bewertet, die Verantwortlichen der Stadt Nürnberg und der Staatsregierung sollten nicht länger blockieren, sondern die Planung schnell umsetzen. Darüber hinaus verstehe ich nicht, was an ›putzen‹ herabwürdigend sein soll. Denn Reinigung und kleinere Reparaturen, wie sie in dem Werk durchgeführt werden sollen, sind wichtige Tätigkeiten, um die Bahn für uns alle attraktiv zu erhalten.«

SCHREIBEN SIE UNS! Wir freuen uns auf Ihre Meinung BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg oder an nu@bund-naturschutz.de Leserbriefe können gekürzt werden. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.


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SERVICE 61

E-AUTOS UND E-RÄDER

Ob beim Kauf eines E-Autos oder E-Rades: Um mit Elektroantrieb möglichst umweltschonend mobil zu sein, sollten Sie vor allem auf Leistung und Gewicht achten.

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eit jeher favorisiert der BUND leichte und damit sparsame Autos. Dies gilt ganz besonders für E-Autos. Denn grüner Strom aus erneuerbarer Energie ist zu kostbar, um damit hochmotorisierte Limousinen anzutreiben. Ein wichtiges Argument für Ihre Kaufentscheidung sollte darum die Energieeffizienz sein. Sie sinkt, je häufiger der Strom in andere Energie­träger umgewandelt wird. Am sparsamsten ist ein batterie-­elektrisches Fahrzeug (Wirkungsgrad etwa 77 Prozent). Deutlich schlechter schneiden mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge (33 Prozent) und solche ab, die E-Fuels verbrennen (13 Prozent).

KEINE ÖKOMOBILE Bevor im Zusammenhang mit E-Autos von Nachhaltigkeit die Rede ist, sollte klar sein: Am meisten schont die Umwelt ein Auto, das nie hergestellt und gefahren wurde. Wer wirklich ein

VON WEGEN SAUBER Plug-in-Hybride verfügen über einen Elektround einen Verbrennermotor. Damit sind sie oft schwerer als ­reine Elektro- oder Verbrenner-Autos gleicher Größe und verbrauchen zusätzlich Energie. Wer damit lange Strecken im Verbrennermodus fährt, benötigt viel mehr Kraftstoff. Und stößt so deutlich mehr klimaschädliches CO2 aus, als vom H ­ ersteller angegeben – mehr noch als vergleichbare Verbrenner.

Illustration: Ann-Kathrin Hahn/Das Illustrat

EFFIZIENZ VOR REICHWEITE Auto benötigt, sollte ein kleines, leichtes und sparsames erwerben. Über den Strom- und Ressourcenverbrauch eines E-Autos entscheiden vor allem Leistung und Gewicht. Und damit die Größe der Batterie, die für die Reichweite ausschlaggebend ist. Beim Kauf eines E-Autos sollten Sie darauf achten, dass es für Ihren Alltag und die täglichen Kurzstrecken ausgelegt ist. Und nicht primär für die zwei, drei Urlaubsfahrten im Jahr.

BATTERIEN LÄNGER NUTZEN Fast alle Hersteller garantieren, dass eine E-Autobatterie mindestens acht Betriebsjahre oder 160 000 Kilometer genutzt werden kann. Der Akku eines Elektrofahrzeugs aber kann nach 15 Jahren noch immer 70 bis 80 Prozent seiner ursprünglichen Kapazität liefern. Recycling oder gar Entsorgung sind also über lange Jahre weder wirtschaftlich noch umweltfreundlich. Verlängern ließe sich der Lebenszyklus der Batterien, wenn sie anschließend als stationäre Stromspeicher verwendet werden. Indem sie überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energien speichern und wieder abgeben, können sie helfen das Stromnetz zu stabilisieren.

BESSER EIN E-RAD Umweltfreundlicher sind Sie auf alle Fälle mit einem elektrischen Rad unterwegs. Bezüglich Reichweite und Effizienz gilt hier das Gleiche. Auch bei der Auswahl eines E-Rades sollte nicht dessen maximale Reichweite im Vordergrund stehen, sondern Ihr durchschnittlicher täglicher Bedarf. Weitere Informationen und Tipps unter: www.bund-naturschutz.de/elektrofahrraeder Ronja Schoenau ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des BUND-Verkehrsteams.


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SERVICE

Medien und Reisen

MEDIEN

DER WILDE WALD Lisa Eder DVD, Bluray und digital

MEINE VERFASSUNG. Ein Freundschaftsbuch zum 75-jährigen Jubiläum der Bayerischen Verfassung (1946–2021) Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit (Hrsg.) Zu beziehen über: www.blz.bayern.de

Natur Natur sein lassen Totholz, aus dem neue Pflanzen sprießen und Tiere, die wieder neuen Lebensraum finden. Der Nationalpark Bayrischer Wald stellt sich nach gut 50 Jahren als Vorzeigeprojekt heraus. Im Kinofilm »Der Wilde Wald« werden Fakten, Erkenntnisse und neue Denkweisen mit atemberaubenden Bildern des Waldes und ­seiner Bewohner vereint. Menschen mit unterschiedlichen ­Beweggründen versuchen in ­diesem Film von dem ehemaligen Wirtschaftswald zu lernen. Er zeigt, wie eine neue Denkweise, die Natur Natur sein zu lassen, ein einzigartiges Ökosystem schafft und der Wald sich selbst verjüngt. Für alle, die den sehenswerten Dokumentarfilm im Kino verpasst haben: Seit März gibt es ihn als DVD, Bluray und zum Streamen.

In guter Verfassung 2021 jährte sich die Geburts­ stunde der bayerischen Verfassung zum 75. Mal. Die Bayerische Landeszentrale für politische ­Bildungsarbeit hat aus diesem Anlass ein »Freundschaftsbuch« für das Gesetzeswerk heraus­ gebracht. Menschen aus ver­ schiedenen Bereichen der Gesellschaft – Politik, Kultur, Religion, Wirtschaft, Verbände – haben sich jeweils einen Paragrafen ausgesucht und erklären, was ­gerade dieser Teil der Verfassung für sie pesönlich bedeutet. Auch Richard Mergner, Landesvorsitzender des BUND Natruschutz, kommt zu Wort. Er schreibt über den Paragrafen 141, der grundlegend ist für die Arbeit des BUND Naturschutz. Wer diesen noch nicht kennt: unbedingt nachlesen.

VERQUERES DENKEN Gefährliche Weltbilder in alternativen Milieus Andreas Speit 2021, 240 Seiten, 18 Euro, Ch. Links

WO DIE WILDEN PFLANZEN WOHNEN Ewald Weber 2022, 256 Seiten, 22 Euro, oekom

Wenn aus Sorge Wahn wird Wie kommt es, dass Ökos und Hippies mit Verschwörungsideologen und Rechtsextremen auf die Straße gehen? Wer sich das mit Blick auf manche Corona-Demos fragt, sollte »Verqueres Denken« von Andreas Speit l­esen. Er gibt darin Einblicke in die Gedankenwelt von Teilen des alternativen Milieus. Und er erklärt, wie berechtigte Sorgen im Wahn münden können. Dazu zeigt er die histo­ rischen Verbindungslinien des ­Phänomens »Corona-Demo«: ­alternativ, vegan, spirituell und rechts. ­Lebensreformbewegungen von der Anthroposophie bis zur völkischen Anastasia eint das ­Unbehagen an der Moderne. Angst und Unsicherheit angesichts aktueller Krisen lassen ­diese lange verdrängten Verbindungen wieder hervortreten. Ein ­wichtiges Buch, das Anlass zur Selbstreflexion gibt und schult, wirklich kritisches Denken von Querdenken zu unterscheiden.

Wilde Pflanzen Oft ist im Naturschutz von seltenen und gefährdeten Pflanzen die Rede. Klar, um die häufigen brauchen wir uns weniger Sorgen zu machen. Arten wie das Acker-­ Stiefmütterchen, die Brennnessel oder der Natternkopf begegnen uns auf vielen Spaziergängen. Ihre Biologie ist meist nicht weniger spannend als die der botanischen Raritäten. Mit seinen Geschichten über weit verbreitete Kräuter, Sträucher und Bäume will der Pflanzenökologe Ewald Weber ­Begeisterung für alle Wildpflanzen wecken. Ob Klatschmohn, Pfaffenhütchen oder Bergahorn: Anschaulich beschreibt er ihre Merkmale, nennt Lebensraum und Herkunft. Und er erwähnt etliche der Tiere, die mit und von ihnen leben. Wer nicht schon fortgeschritten pflanzenkundig ist, wird mit diesem schön illustrierten Lesebuch über die »Schatzkammer der ­Natur« Freude haben.


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Download unter www.bund.net/uranatlas; Bezug gedruckter Exemplare (auch Klassensätze) über die Rosa-Luxemburg-Stiftung: www.rosalux.de

DIE ALPEN IM FIEBER Andreas Jäger Benevento Publishing, 32 Euro

Paradies in Gefahr Wer ein wirklich gut aufbereitetes Buch zur Klimakrise sucht, das sich spannend liest und sogar ­optisch ein Genuss ist, sollte zu diesem Titel greifen. Es geht ­darin auch, aber längst nicht nur, um die Alpen als ein Beispiel dafür, wie dramatisch sich die aktuellen Veränderungen auf uns alle auswirken können. Gleichzeitig bietet »Die Alpen im Fieber« einen interessanten Blick in die Erdgeschichte. Fast jede Doppelseite ist mit Zeichnungen und Grafiken ergänzt. So werden wissenschaftliche Erklärungen, zum Beispiel für Kipppunkte der Klimaveränderungen, viel verständlicher.

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NATURERLEBNIS DONAUDELTA 15. – 25. Juni und 30. August – 9. September 2022, Rumänien

Foto: Dietmar Gross

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BUND-REISEN

IM BÖHMISCHEN KARST 19. – 26. Juni 2022, Tschechien Ganz nahe bei Prag liegt eine faszinierende Karstlandschaft. Eine großartige Region fürs Wandern und

Beeindruckende Landschaften und eine unglaublich ­reiche Flora und Fauna bietet das rumänische Donaudelta. Die Reisenden be­ sichtigen Schlammvulkane, sehen Pelikane, wandern durch Steppen und arten­ reiche Wälder. Neben den ­qualifizierten R ­ eiseleitern wird die Gruppe auch von örtlichen Ornithologen und Fachpersonal ­begleitet. Kulturerlebnisse. Die böhmischen Fürsten und Könige haben hier mächtige Burgstätten gebaut, wo sie mit ihrem Hofstaat residierten. Eremiten haben in den ­Höhlen der tiefen Täler die Einsamkeit für ihre Me­di­ta­ tionen gefunden.

Foto: K. Haslböck

URANATLAS Daten und Fakten über den ­Rohstoff des Atomzeitalters 2022

Neuer Uranatlas Rund 40 Prozent des in der EU verwendeten Urans stammt aus Russland und Kasachstan. Auch Europas Atomkraft ist eng an ­Importe geknüpft, oft aus auto­ ritären Staaten. Der Uranbergbau verseucht großflächig Böden und Gewässer und setzt Arbeiter*innen gesundheitlichen Gefahren aus. Die Profite bleiben zum Großteil bei zehn globalen Konzernen. Uran wird – auch hierzulande, trotz Atomausstieg – zu Brenn­ elementen verarbeitet. Zudem steckt es in Atombomben und Geschossen, die Panzer durchdringen. Egal ob aus ziviler oder militärischer Nutzung: Am Ende bleibt der Müll: 380 000 Tonnen hochradioaktiver Abfall warten weltweit auf ein Endlager. Der aktualisierte Uranatlas ­erklärt auf mehr als 50 Seiten mit eindrucksvollen Grafiken den ­ Weg des Urans. Neue Kapiteln zu Frankreich, Tschechien, Kanada und den USA beleuchtet die Gefahren des Uranbergbaus. Mit dem Atlas zeigen der BUND und vier Mitherausgeber, warum Uran im Boden bleiben muss.

HOHE TAUERN 1. – 7. Juli und 19. – 25. August 2022, Österreich Das Hochgebirge der Alpen bietet für Wanderer eines der letzten echten Abenteuer. Zugleich ist dieser fragile

Lebensraum überdurchschnittlich stark von der ­Klimaerwärmung betroffen. Zu dieser Reise gehören spektakuläre Eindrücke in die Gebirgswelt auf über 2000 Meter Höhe und Informationen zum Klimawandel im »Ewigen Eis« der Alpen.

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IMPRESSUM Herausgeber: BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landes­geschäfts­führer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.de Leitende Redakteurin (verantw.): Luise Frank (lf), Tel. 09 41/2 97 20 -22, Fax -31, natur+umwelt@­bund-naturschutz.de Redaktion: Heidi Tiefenthaler (ht), Andrea Siebert (as) Mitglieder-Service: Tel. 09 41/2 97 20-65 Gestaltung: Janda + Roscher, die WerbeBotschafter, www.janda-roscher.de (Layout: Waltraud Hofbauer) Titelbild: Fotograf: Marcus Bosch Redaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Kaiserin-Augusta-Allee 5, 10553 Berlin, Tel. 0 30/27 58 64-57, Fax -40

Druck und Versand: Fr. Ant Niedermayr GmbH & Co. KG, Regensburg Anzeigenverwaltung: Ruth Hansmann, Runze & Casper Werbeagentur GmbH, Tel. 0 30/2 80 18-145, Fax -400, hansmann@runze-casper.de. Es gelten die Mediadaten Nr. 30. Verlag: BN Service GmbH, Eckertstr. 2, Bahnhof Lauf (links), 91207 Lauf an der Pegnitz, Tel. 0 91 23/9 99 57-20, Fax -99, info@service.bund-naturschutz.de Druckauflage 1-2022: 153 000 Bezugspreis: Für Mitglieder des BN im B ­ eitrag e ­ nt­­halten, für Nichtmitglieder V ­ ersandgebühr, ISSN 0721-6807 BN-Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft München, IBAN DE27 7002 0500 0008 8440 00, BIC: BFSWDE33MUE

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