CARITAS Nr. 2 / März 2021
Magazin
Syrien: 10 Jahre Krieg Am Puls
Schweiz
Bergeinsatz
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Berufsausbildung in Haiti
Corona: kein Ende in Sicht
45 Prozent mehr Freiwillige
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Offener Brief
Liebe Spenderinnen, liebe Spender Wenn man fragt, was wir eigentlich aus der Corona-Krise gelernt haben, dann ist eine mögliche Antwort: Wir haben den Wert der Solidarität wiederentdeckt. Eindrücklich waren die Aktionen von Freiwilligen, die besonders gefährdeten Personen ihre Hilfe angeboten haben – und sei es nur beim Einkaufen –, die Bereitschaft, sein eigenes Verhalten anzupassen aus Rücksicht auf die Gesundheit anderer. Auch die riesige Spendenbereitschaft der Bevölkerung hat uns bewegt. Sie hat es Caritas erlaubt, die grösste Hilfsaktion ihrer Geschichte für über 100 000 Menschen durchzuführen. Eine andere mögliche Antwort ist aber auch: Corona, respektive die Bewältigung der wirtschaftlichen und gesundheitlichen Folgen der Pandemie, zeigen, wie ungleich die finanziellen Mittel verteilt sind, wenn es darum geht, Betroffenen zu helfen. Während wir hierzulande sukzessive die Möglichkeit erhalten, uns gegen eine Ansteckung des Corona-Virus zu impfen, sieht die Situation in den Ländern des Südens anders aus. Noch lange wird es gehen, bis auch Staaten mit fragilen Strukturen den Menschen eine Imp-
«Wir haben den Wert der Solidarität wiederentdeckt.»
fung anbieten können. Man mag einwenden, dass die Frage nach der Corona-Impfung nicht das grösste Problem von Ländern wie Venezuela, Haiti oder Syrien ist. Die Thematik wirft aber eine grundsätzliche Frage auf: Wie steht es mit der internationalen Solidarität? Wie gehen wir damit um, dass die Ressourcen höchst ungleich verteilt sind? Und das nicht nur im internationalen Kontext. Corona hat Armut auch in der Schweiz sichtbar gemacht. Und auch hier tun wir uns schwer, den Armutsbetroffenen durch diese Krise zu helfen. Es liegt an uns, ob die Corona-Krise mit einer verstärkten Solidarität oder mit intensivierten Verteilkämpfen in Erinnerung bleiben wird. Ich wünsche mir, dass wir unser Handeln – im Alltag, aber auch in der Politik – künftig mehr auf Werte wie Solidarität ausrichten. Bei dieser Gelegenheit bedanke ich mich herzlich für Ihre Solidarität, die Sie immer wieder mit Spenden an Caritas an den Tag legen und unsere Arbeit erst ermöglichen.
Peter Marbet, Direktor Caritas Schweiz
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Bild: Nique Nager
Inhalt
Eine Zukunft dank der Schule Der tägliche Kampf um Essen, Kleider und eine Unterkunft, die Schutz bietet, ist eine grosse Herausforderung in Syrien. Aber auch die Wiederaufnahme des Schulunterrichts ist problematisch. Mehr als zwei Millionen Kinder gehen nicht zur Schule und 1,3 Million werden wahrscheinlich nie ein Abschlussdiplom in den Händen halten. Viele mussten die Schule wegen des Krieges abbrechen oder haben lange Unterbrüche. Caritas setzt sich für die Bildung von jungen Menschen ein, damit sie eine bessere Zukunft haben. Seite 6
5 Am Puls: Berufsausbildung in Haiti
Caritas ermöglicht in Haiti eine duale Berufsausbildung für junge Menschen ohne Schulabschluss.
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Schweiz: Corona-Krise dauert an
Caritas Schweiz erhält weiterhin viele Hilferufe von Menschen, die durch die Krise in Not geraten sind.
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ergeinsatz: Grosse B Solidarität im letzten Jahr
1200 Freiwillige standen im Corona-Jahr den Bergbauern bei – 45 Prozent mehr als im Vorjahr.
IMPRESSUM Das Magazin der Caritas Schweiz erscheint sechsmal im Jahr. Herausgeberin ist Caritas Schweiz, Kommunikation und Marketing, Adligenswilerstr. 15, Postfach, CH-6002 Luzern, E-Mail: info@caritas.ch, www.caritas.ch, Tel. +41 41 419 22 22 Redaktion: Lisa Fry (lf); Fabrice Boulé (fbo); Stefan Gribi (sg); Anna Haselbach (ah); Vérène Morisod Simonazzi (vm) Das Abonnement kostet fünf Franken pro Jahr und wird einmalig von Ihrer Spende abgezogen. Grafik: Urban Fischer Titelbild: Hasan Belal Druckerei: Kyburz, Dielsdorf Papier: 100 % Recycling Spendenkonto: PC 60-7000-4
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Echo
Sunrise setzt sich für digitale Partizipation ein
Etwa ein Viertel der Schweizer Bevölkerung verfügt nur über geringe oder gar keine digitalen Grundkenntnisse. Sunrise spendet deshalb Caritas Schweiz
250 000 Franken für ein gemeinsames Projekt, das Armutsbetroffene in der Schweiz für die digitale Welt fit machen soll. Als Partnerin von Caritas will Sunrise diesen Menschen den Zugang zu digitalen Geräten ermöglichen und ihnen die nötigen Kompetenzen vermitteln, um sich in der digitalen Welt zurechtzufinden. So können sie sich wichtige Informationen beschaffen, Online-Formulare ausfüllen, sich bei Ämtern anmelden oder sich bewerben. Dies lässt sie am wirtschaftlichen und kulturellen Leben teilhaben. Nicht zuletzt soll es ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern. «Caritas schien uns der ideale Partner für das gemeinsame Projekt zur Förderung der digitalen Partizipation von Armutsbetroffenen», erklärt André Krause, CEO von Sunrise. (lf)
Starten Sie Ihre persönliche Spendenaktion Möchten Sie von Ihrem Glück etwas weitergeben und eine Spendenaktion starten? Bei Caritas geht das ganz einfach: Starten Sie Ihre eigene Online-Spendenaktion auf unserer Plattform und motivieren Sie Familie, Freunde und Bekannte zum Mitmachen. Es gibt viele Anlässe, die sich eignen, um eine Spendenaktion zu lancieren und gemeinsam Grosses zu bewirken. Wählen Sie Ihren Anlass sowie den Spendenzweck auf der Webseite myaction.caritas.ch und verbreiten Sie die Aktion in Ihren sozialen Netzwerken. Gelegenheiten gibt es genug: Geburtstage, Hochzeiten, Sportanlässe oder die Corona-Krise. Loggen Sie sich ein und lassen Sie sich inspirieren. (lf)
Medienecho SRF4 | Die Corona-Pandemie hat die soziale Ungleichheit in der Welt weiter verschärft | 25.1.2021 Auch in der Schweiz sprechen Hilfsorganisationen von einer starken Zunahme der Armut und Ungleichheit. (…) Peter Marbet, Direktor Caritas: «Caritas hatte das grösste Hilfsprogramm der ganzen Geschichte. (…) Einerseits ist ein Überbrückungskredit von 1000 Franken schon ein Tropfen auf den heissen Stein, andererseits ist es eine grosse Entlastung, wenn eine Rechnung wie die Krankenkassenprämie oder die Wohnungsmiete bezahlt ist. (…). Aber es wäre wichtig, dass der Staat hier die Leute grundsätzlich unterstützt.» SonntagsZeitung | Caritas verzeichnet Rekord an Hilfsgesuchen | 24.1.2021 (…). Der aus dem Kosovo stammende 63-Jährige weiss seit Ausbruch der Pandemie nicht mehr ein und aus. Zwar steht er regelmässig als Übersetzer im Einsatz, manchmal gibt er Privatunterricht. Doch (…), hat er kein geregeltes Einkommen. (…) «Sie geraten oft zum ersten Mal in eine finanzielle Notlage und können Rechnungen für Miete, Krankenkasse und Steuern nicht mehr bezahlen. Manchen fehlt es am Geld für Lebensmittel», weiss Gribi. Keystone SDA | «Wir lernen weiter» gewinnt den youngCaritas-Award 2020 | 7.12.2020 (…). youngcaritas.ch (…) zeichnet gemeinnützige Projekte junger Engagierter aus, die sich mit Herzblut für eine solidarische, gerechte und nachhaltige Welt einsetzen. Der diesjährige Hauptgewinn geht an Tobias Schär, Dalia Bohn, Anand Weber und Benjamin Brändli von «Wir lernen weiter». Sie erhalten die Auszeichnung aufgrund ihres überzeugenden Projekts, mit dem sie faire digitale Chancen für alle schaffen möchten.
myaction.caritas.ch
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Bilder: Thomas Plain, Shutterstock
Am Puls
Das Caritas-Programm ermöglicht neue Berufsperspektiven und unterstützt höhere Qualitätsstandards im Bausektor.
Eine gute Berufsausbildung ist ausschlaggebend Haiti hat eine junge Bevölkerung und eine hohe Arbeitslosigkeit. Viele Jugendliche machen ihre Ausbildung in nicht reglementierten Ausbildungsberufen. Ein neues Caritasprojekt fördert Berufsausbildungen in der Baubranche. Das Programm ermöglicht bessere Berufsperspektiven und erhöht die Qualitätsstandards beim Bauen. «Das Leben ist nicht einfach, schon gar nicht auf Haiti, aber ich werde weiterkämpfen», so die entschlossene Aussage von Philipe Joseph*, der gerade eine Berufsausbildung im Bausektor absolviert. Philipe ist in Jacmel geboren und aufgewachsen. Seine Familie hält sich mit
«Dank der Caritas-Ausbildung kann ich neue Bautechniken erlernen.» einem kleinen Laden über Wasser. Philipe hat die Grund- und Sekundarschule besucht, besitzt aber keinen Schulabschluss. Jugendliche wie Philipe sind genau die Zielgruppe des Caritasprojekts. Während seiner Ausbildung schliesst der 22-Jährige seine Wissenslücken. «Diese Ausbil-
Bild: Rafaelle Castera
dung gibt mir Selbstvertrauen. Ich weiss jetzt, dass ich noch weitergehen kann.» Der 32-jährige Charles Clairveau* wuchs in einer sehr armen Bauernfamilie auf. «Bevor ich im Bausektor tätig wurde, arbeitete ich in der Landwirtschaft», erzählte er. «Durch die Ausbildung bei Caritas lerne ich neue Bautechniken und verbessere mein Fachwissen.» Frauen besser integrieren Die Theoriestunden absolvieren Philipe und Charles im Klassenraum, die praktische Ausbildung findet zum Grossteil auf der Baustelle statt. Dieses duale Ausbildungssystem besitzt auf Haiti eine hohe Anerkennung. Denn in diesem armen Land machen viele Jugendlichen Ausbildungen in nicht reglementierten Ausbildungsberufen. Das von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza)
finanzierte Caritasprojekt bietet eine staatlich akkreditierte Ausbildung und gibt jungen Frauen und Männern ohne Schulabschluss eine Berufsperspektive. Zusätzlich leistet das Projekt einen Beitrag zu höheren Qualitätsstandards im Gebäudebau, ein wichtiger Sicherheitsfaktor angesichts der hohen Erdbebenund Hurrikangefahr. Die Projektverantwortlichen möchten auch die Zahl der Frauen, die einen technischen Beruf ergreifen, steigern und ihre Aktzeptanz im Baubereich verbessern. Deshalb arbeitet das Projektteam gezielt mit Baustellenleiterinnen zusammen. «Nach Abschluss meiner Ausbildung möchte ich mein Studium fortsetzen, um Ingenieur zu werden», erzählt Philipe. Wie auch immer sich die Zukunft von Philipe und Charles entwickeln mag, in jedem Fall können sie durch ihre neuen Berufsperspektiven auch die wirtschaftliche Situation ihrer Familien verbessern. (vm) *Namen wurden geändert
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Reportage
Salim glaubt an seinen Traum Text: Fabrice Boulé Recherche: Zeina Shahla Bilder: Hasan Belal
Salim hat viele Freunde in seinem Quartier. Der Junge war Opfer einer Mine. Am selben Tag hat er seine beiden Brüder verloren.
Reportage
Das Leben von Salim ist hart. Trotzdem ist er voller Energie und versprüht eine unglaubliche Lebensfreude.
Die Schule hat für Salim extra das Klassenzimmer ins Erdgeschoss verlegt.
Salim und Zahra* sind Kinder des Krieges. In ihren zerstörten Quartieren wird nicht mehr gekämpft, aber alles muss neu aufgebaut werden. Der 9-jährige Salim und die 13-jährige Zahra kämpfen jeden Tag ums Überleben. Zusammen mit ihren Familien versuchen sie, ihre Zukunft Schritt für Schritt ein wenig zu verbessern. Caritas bietet psychologische und soziale Betreuung, hat zwei Schulen wieder aufgebaut und steht den Lehrpersonen mit pädagogischem Rat zur Seite. Seit 2012 hilft Caritas den Not leidenden Menschen in Syrien und in den Nachbarländern. Jarba. Ein Ort in Ost-Ghouta, einer gros sen Region in der Nähe von Damaskus, die früher als Kornkammer und Obstgarten der syrischen Hauptstadt galt. Wie andere Orte in Ost-Ghouta stand Jarba monatelang unter Dauerbeschuss, als
«Ich möchte Ingenieur werden. Das ist zwar schwierig, aber ich spüre, dass ich die Kraft dazu habe.» die syrische Armee versuchte, die Wider standskämpfer zu vertreiben. Spitäler und Schulen wurden bombardiert. Der Kampf um ein paar wenige Gebäude dauerte manchmal Wochen. Es gab Tausende von zivilen Opfern. Jarba liegt heute in Ruinen. Salim und Zahra sowie ihre Familien versuchen, ihr Leben auf den Trüm-
mern – und zwischen den Minen – wiederaufzubauen. Vor gut zwei Jahren riss eine solche Mine Salim beide Beine ab und tötete seine zwei Brüder. «Ich höre jetzt noch, wie die Kinder mich verzweifelt herbeigerufen haben», erinnert sich Leila, die Mutter von Salim. «Ich werde den Tag nie vergessen.» Als hätte sie nicht schon genug Leid erlitten, verschwand zu jener Zeit auch ihr Mann, von dem sie nie wieder etwas hörte. Leider verschwanden im Krieg immer wieder Menschen. All dies geschah, als die Familie nach den Kämpfen wieder nach Jarba zurückkehrte, nachdem sie sieben Jahre lang an verschiedenen Orten rund um Damaskus gelebt hatte. Von einem Tag auf den andern allein mit Salim und der älteren Tochter, unternahm Leila alles, um ihren Sohn in Syrien und im Ausland behandeln zu lassen. «Er ist noch zu jung für Prothesen. Im Moment hat er lieber seinen Rollstuhl. Er hat
eine unglaubliche Energie und verbreitet überall Freude», erzählt Leila lächelnd. Freunde und Unterstützung Salim hat viele Freunde, die ihn beschützen. Frühmorgens verlässt er mit seiner Mutter und seiner Schwester das Haus. Sofort eilen seine Freunde herbei und schieben seinen Rollstuhl durch die Strassen bis zur Schule. «Sie haben sogar das Klassenzimmer ins Erdgeschoss verlegt für mich», freut sich der Junge. «Aber es gibt trotzdem ein paar Stufen bis zu meinem Pult. Jetzt im Winter friere ich sehr», fügt er in gutem Englisch, seinem Lieblingsfach, hinzu. Kein Wunder – in einer Schule ohne Türen und Fenster, mit von Schüssen durchlöcherten Mauern. Unter diesen Bedingungen zu lernen ist nicht einfach. Es mangelt auch an Lehrern und die Klassen sind riesig. Salim zeichnet gerne Bäume und die Natur – er ist sehr geschickt und bastelt oft Objekte aus Holz oder Metall. «Ich möchte Ingenieur werden. Das ist zwar schwierig, aber ich spüre, dass ich die Kraft dazu habe. Ich möchte meine Träume verwirklichen, auch wenn ich im Rollstuhl sitze», sagt Salim voller Enthusiasmus. Seine Augen strahlen und schon ist er weg, um mit seinen Freunden im Schulhof zu spielen.
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Reportage
Als kleines Mädchen musste Zahra mit ihren Eltern ihr Haus verlassen und hat es Jahre später zerstört vorgefunden. Ihr schulischer Werdegang war schwierig, jetzt fasst sie wieder Vertrauen.
Traumatisierte Kindheit Eines Abends, Ende August 2011, sass die Familie der dreizehnjährigen Zahra vor ihrem Haus in Jarba. Plötzlich stürmten Dutzende von Angreifern das Quartier. Es war eine schreckliche Nacht. Die
Zahras Selbstvertrauen kommt langsam zurück. Familie blieb glücklicherweise unverletzt. Am nächsten Morgen ergriff sie die Flucht und zog in den folgenden Monaten von einem Ort zum andern. Bis sie sich in der Bekaa-Ebene im benachbarten Libanon niederliessen. Der Vater von Zahra konnte nicht in seinem angestammten Beruf als Lehrer arbeiten. Stattdessen nahm er
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Gelegenheitsjobs in der Landwirtschaft an. Auch die Kinder konnten kaum zur Schule gehen. Zahra besuchte die Schule ein ganzes Jahr lang nicht. Ende 2018 kehrte die Familie nach Jarba zurück. Ihre Hoffnung, wieder in ihrem Haus leben zu können, wurde enttäuscht. Ein Teil des Hauses war niedergebrannt und Hab und Gut geplündert. Mit der Hilfe ihrer Brüder konnte Zahras Vater das Haus wieder einigermassen instand setzen. Zahra ist ein scheues Mädchen. Ihr Vater erzählt, dass sie völlig traumatisiert ist von den Gewalttaten in jenem Sommer 2011, den Erlebnissen auf der Flucht sowie der ständigen Angst und Unsicherheit. Es fehlt ihr ein sicherer Rahmen, den sie nicht zuletzt durch einen regelmässigen Schulbesuch erhalten würde. «Ihre Hoffnung, ihr Zimmer und ihre Spielsa-
chen nach unserer Rückkehr aus dem Libanon wiedervorzufinden, wurde vernichtet», erklärt der Vater. «Ich mache mir wirklich grosse Sorgen um Zahra. Aber es hilft ihr sehr, dass sie in der Schule zwei Mal pro Woche Zeit von Caritas-Mitarbeitenden betreut wird. Ihr Selbstvertrauen kommt langsam zurück und sie kann ihren Rückstand beim Lesen und Schreiben aufholen.» Zahra und ihre Familie besuchen auch regelmässig das kürzlich in Jarba eröffnete psycho-soziale Zentrum von Caritas. Um zu verhindern, dass Salim und Zahra wegen dem Krieg zu einer verlorenen Generation gehören, will Caritas vor allem für junge Menschen Hoffnung und Zukunftsaussichten schaffen. Sie sollen sich sicher fühlen und lernen können.
Reportage Millionen von Kindern ohne Schul bildung und ohne Abschlussdiplom In Syrien gehen mehr als zwei Millionen Kinder nicht in die Schule und 1,3 Millionen müssen sie möglicherweise ohne Abschluss verlassen. Viele mussten die Schule wegen dem Krieg abbrechen oder eine Zeit lang unterbrechen. Gemäss den Vereinten Nationen sind sechs Millionen junge Menschen für die Schulbildung in ihrem Land auf Unterstützung angewiesen. Allein in Ost-Ghouta sind es eine Million Kinder. Zudem fehlt es in Syrien heute an rund 140 000 Lehrpersonen. In Jarba hat Caritas zwei Schulen (drei Gebäude) wieder aufgebaut. Bald können hier 800 Kinder die Schule unter guten Bedingungen besuchen. Caritas steht den Lehrpersonen in der Schule mit pädagogischer Unterstützung bei und stellt Schulmaterial zur Verfügung. Sozialarbeiter leiten an zwei Tagen in der Woche Kindergruppen in diesen zwei Schulen.
aritas ermöglicht es den Kindern, in eiC nem sicheren und geeigneten Rahmen zu lernen. Überdies bildet sie Lehrkräfte und Mitarbeitende für die Betreuung von traumatisierten Kindern aus. * Namen von der Redaktion geändert
Weitere Informationen: caritas.ch/syrien
Die Journalistin Zeina Shahla und der Fotograf Hasan Belal aus Damaskus haben im Januar 2021 im Auftrag von Caritas Schweiz Ost-Ghouta besucht und diese Reportage recherchiert.
Zahra geht es jeden Tag etwas besser, seit sie in der Schule so gut betreut wird.
Syrienkrise: Caritas seit fast 10 Jahren im Einsatz Seit fast zehn Jahren ist Caritas Schweiz für die Opfer der Syrienkrise im Einsatz. Unsere Präsenz vor Ort und die Zusammenarbeit mit unseren lokalen Partnern ermöglichten über all die Jahre eine umfassende, schnelle und auf die dringendsten Bedürfnisse ausgerichtete humanitäre Hilfe. Zudem konnte Caritas Schweiz ein engmaschiges Netzwerk aufbauen, über das sie die Betroffenen direkt erreicht. Unterstützung mit Bargeld Ein wichtiges Element unseres Programms ist die direkte Unterstützung von Not leidenden Haushalten mit Bargeld (cash assistance). Bereits im zweiten Jahr hat Caritas Schweiz zusammen mit dem World Food Programme den Co-Vorsitz in der Cash Working Group Syrien übernommen.
Zugang zu öffentlicher Bildung Zusammen mit den Behörden des Libanon entwickelt Caritas Schweiz ein Modell zur Lehrerfortbildung, um Lehrpersonen landesweit für den Unterricht von syrischen Flüchtlingen vorzubereiten. Diese systemische Hilfeleistung sichert jungen Syrern und Libanesen den Zugang zum öffentlichen Schulwesen. Pädagogische Unterstützung Die Mitarbeiter in den Sozialzentren in Syrien betreuen die Kinder aufmerksam und liebevoll. Die Kinder können spielen und sich ausruhen. In Jarba in Ost-Ghouta hat Caritas zwei Schulen wiederaufgebaut. Dort steht sie den Lehrpersonen mit pädagogischem Rat zur Seite. Zwei Mal in der Woche sind Caritas-Teams in der Schule und organisieren Aktivitäten mit den Kindern.
Zugespitzte Lage nach Explosion in Beirut Die Explosion im Hafen von Beirut im August 2020 hat die bereits prekäre Lage in der Krisenregion weiter zugespitzt. Durch die verschärfte Armut im Libanon entsteht bei der Verteilung von humanitären Leistungen eine Konkurrenzsituation: Die Einheimischen müssen die Hilfsgüter mit den syrischen Flüchtlingen, die sie in ihrem Land aufgenommen haben, teilen. In den letzten zwei Jahren konnte Caritas Schweiz die Hilfsleistungen und Partnerschaften in Syrien und den zwei Gastländern Libanon und Jordanien ausweiten. Dabei fokussierte sie auf Nothilfe, Bildung in Krisensituationen sowie existenzsichernde Massnahmen. Caritas verbindet dabei kurzfristige Hilfsmassnahmen mit langfristiger Entwicklungszusammenarbeit für eine nachhaltige Verbesserung.
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Brennpunkt Menschen
Als Freiwillige für Caritas Libanon
Theresia, (23), Beirut
Sarah Omrane arbeitet seit über zwei Jahren für Caritas Schweiz im Libanon.
Im Einsatz für die eigene Stadt Sarah Omrane (34) koordiniert seit 2018 von Beirut aus einen Teil der humanitären Caritas-Projekte im Libanon. Mit der Explosion vom 4. August 2020 war sie plötzlich selbst von einer Katastrophe betroffen – und entwickelte das Hilfsprogramm von Caritas Schweiz für ihre Stadt mit. «Als ich am dritten Tag nach der Explosion bei einem der Caritas-Hilfszelte ankam, standen dort Freiwillige aus dem ganzen Land. Alle wollten helfen. Diese Solidarität hat mich berührt und motiviert, mein Bestes zu geben, um wirklich etwas zu bewirken für die Betroffenen in meiner Stadt. Meine eigene Familie hatte unglaubliches Glück: Obwohl unser Haus schwer beschädigt wurde, blieben wir unverletzt. Bargeldhilfe und psychologische Unterstützung Wie sollen sich gerade arme und verletzbare Menschen in einer Finanzkrise und rasant steigender Arbeitslosigkeit von den Folgen der Explosion erholen? In meinem Viertel sind jetzt, mitten im Winter, immer noch viele Reparaturen offen. Den Familien fehlen die Mittel, um ihre Wohnungen instand zu stellen. Psychische Probleme haben stark zugenommen. Mit wem ich auch spreche: So
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viele hatten bereits ihr Erspartes oder den Job verloren. Der zusätzliche Verlust von Gesundheit oder Obdach durch die Explosion ist da kaum mehr zu verkraften. Deshalb sind Bargeldhilfe und psychologische Unterstützung wichtige Pfeiler des Caritas-Programms. Als humanitäre Fachpersonen sind wir dafür ausgebildet, den Hilfsbedarf abzuklären, Projekte zu entwerfen und mit Personen zu arbeiten, die von einer Katastrophe betroffen sind. Für die eigene Gemeinschaft tätig zu sein – das war für mich eine neue, schwierige, aber auch sehr schöne Aufgabe. Wir Libanesinnen und Libanesen müssen jetzt vorwärtsschauen und uns weiter einsetzen für ein Land, in dem wir alle in Würde leben können. Es bleibt uns nichts anderes übrig.» (ah) Mehr Informationen zur Caritas-Hilfe in Beirut: caritas.ch/beirut
«Seit 6 Jahren arbeite ich als Freiwillige bei Caritas Libanon. Die Not der Menschen hier ist unglaublich gross. Sie sind dringend auf die Unterstützung von ausländischen Spendern angewiesen. Wir sind sehr dankbar für jede Hilfe aus dem Ausland. Denn trotz der enormen Not, die hier seit der Explosion im letzten Sommer herrscht, bleibt die hiesige Regierung untätig.»
Lauren, (23), Beirut
«Als Freiwillige bei Caritas Libanon habe ich das Leiden der Opfer hautnah miterlebt. Wir haben auf der Strasse geschlafen, um sicher zu sein, allen Menschen in ihrer akuten Not beistehen zu können. Wenn man das Leid der Menschen nicht teilt, wird man niemals ihren Schmerz verstehen können. Ich wünsche mir sehr, dass allen geholfen wird.»
Bilder: Caritas Schweiz
Migration
Yexibel kann ihren Mann Miguel nie lange allein zu Hause lassen. Er braucht viel Betreuung.
Yexibel kämpft in Kolumbien für ihre Familie Yexibel und ihr Mann Miguel sind vor der Versorgungskrise in Venezuela nach Kolumbien geflüchtet. Miguel musste dringend operiert werden und braucht seither Betreuung. Yexibel und ihre Familie erhalten Unterstützung von Sepas, einer Caritas-Partnerorganisation. Yexibel (23) ist eine von Millionen venezolanischen Flüchtlingen, die den chaotischen Zuständen und der Not in ihrer Heimat den Rücken gekehrt haben. Der Hauptgrund aber, weshalb sie und ihr Mann Miguel
«Es tut so gut, jemandem sein Herz ausschütten zu können und Unterstützung zu erhalten». (35) vor sechs Jahres nach Kolumbien migrierten, war Miguels Gesundheitszustand. Er litt an Herz-Lungenproblemen und musste dringend operiert werden. In Venezuela war dies nicht möglich, denn im Gesundheitswesen fehlt es dort an allem. Trotz Yexibels Schwangerschaft reisten sie nach Kolumbien und wohnen heute noch in der Grenzregion. Kurze Zeit nach ihrer Ankunft wurde ihr Sohn Santiago* geboren. Dann wurde Miguel insgesamt drei-
Bild: Caritas Schweiz
mal operiert. Noch heute ist er abhängig von einem Sauerstoffgerät, sowie von verschiedenen teuren Medikamenten. Arbeiten kann er nicht mehr. Yexibel kann ihren Mann nie lange allein zu Hause lassen. Trotzdem muss sie die Familie über die Runden bringen. Sie verkauft Kosmetikprodukte über Zeitschrifteninserate, das kann sie von zu Hause aus machen. Zudem nimmt sie kleinere Gelegenheitsjobs an, die es zulassen, dass sie möglichst viel zu Hause ist. Neben der Betreuung und der Arbeit schafft sie es nicht, sich genügend Zeit für ihren 6-jährigen Sohn zu nehmen. «Deshalb wohnt Santiago bei meiner Mutter auf der anderen Seite der Grenze in Venezuela. Er kommt regelmässig zu Besuch», sagt sie mit Wehmut. «Während des Lockdowns konnten wir ihn fast ein Jahr lang nicht sehen. Das war eine schlimme Zeit», erinnert sie sich.
Viele Hindernisse zu überwinden Im letzten Jahr setzten die verschiedenen Corona-Schutzmassnahmen Yexibel arg zu. Ware, die sie exportieren wollte, wurde an der Grenze blockiert, die Auszahlung verzögerte sich. Oft wusste sie nicht, wie sie ihre Familie ernähren sollte. Dazu die ständige Sorge um ihren Mann. Yexibel hofft, dass ihr Mann eines Tages wieder gesund wird. Die Familie wünscht sich nichts sehnlicher als ein eigenes Zuhause, wo sie sich sicher fühlen können. «Auch wenn es nur ein Zimmer wäre, aber es soll unseres sein», sagt sie unter Tränen. Sie ist froh um die Unterstützung, die sie von Sepas, der Partnerorganisation von Caritas, erhält. Die medizinischen Pflegesets, aber auch die Betreuung sind von unschätzbarem Wert. «Es tut so gut, jemandem sein Herz ausschütten zu können und Unterstützung zu erhalten», meint Yexibel. «Danach fühle ich mich erleichtert und glaube wieder an die Zukunft.» (lf) * Name geändert
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Schweiz
Seit dem Frühjahr hat der Caritas-Markt die Preise bei den Grundnahrungsmitteln sowie bei Früchten und Gemüse deutlich gesenkt.
Corona-Krise: noch keine Besserung in Sicht In der Schweiz herrscht Corona-Müdigkeit. Auch über die Armut infolge der Krise wird nicht mehr so ausführlich in den Medien berichtet wie zu Beginn. Dennoch geraten weiterhin Menschen in Not. Bei den Sozialberatungen und im Caritas-Markt ist die Nachfrage weiterhin gross. Von der Krise stark betroffen sind Menschen, die vorher gerade so über die Runden gekommen sind und dann von einem Tag auf den anderen ihr Einkommen ganz oder teilweise verloren haben: ihre Teilzeitstelle, ihren Stundenlohn oder die Arbeit auf Abruf. Auch Selbstständige mit einem kleinen Gewerbe oder Ge-
«Diese Menschen, die niemals zuvor Hilfe in Anspruch genommen hatten, sind die neuen Armen unserer Gesellschaft.» schäft trifft es hart. Viele von ihnen haben sich mit finanziellen Reserven über den Sommer durchschlagen können. Doch seit Beginn der zweiten Welle fallen wieder Einkünfte aus, unbezahlte Rechnungen häufen sich an. «Diese Menschen, die niemals zuvor Hilfe in Anspruch ge-
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nommen hatten, sind die neuen Armen unserer Gesellschaft. Ihnen begegnet man jetzt in den Caritas-Märkten oder auf unserer Sozialberatung», sagt Peter Marbet, Direktor der Caritas Schweiz. Grösste Hilfsaktion ihrer Geschichte Als Antwort auf die verstärkte Armut engagiert sich die Caritas nun seit einem Jahr mit der grössten Hilfsaktion in ihrer Geschichte für die Schweizer Bevölkerung. Dies ist möglich Dank der umfangreichen Unterstützung durch die Glückskette, aber auch durch weiterhin anhaltende Solidarität von Privatpersonen, Institutionen und kirchlichen Stellen. Zahlreiche Unternehmen aus der Privatwirtschaft starteten Aktionen und unterstützten die Hilfe der Caritas mit namhaften Beiträgen. 2020 nahmen weit über 10 000 Hilfe suchende die Sozialberatungen der 16 Regionalen Caritas-Organisationen in
Anspruch, rund doppelt so viele wie in normalen Jahren. Über die Beratung hinaus leistet die Caritas auch finanzielle Unterstützung. Über 17 000 Personen erhielten bis anhin Soforthilfe in der Höhe von bis zu 1000 Franken pro Person oder 3000 Franken für Familien. Zudem bietet Caritas Dutzende von schweizweiten und regionalen Projekten an, die auf die spezifischen Bedürfnisse eingehen. Von all diesen Angeboten profitieren rund 78 000 Personen. Der Caritas-Markt senkt die Preise Die 21 Caritas-Märkte in der Schweiz nehmen eine wichtige Funktion in der Versorgung der armutsbetroffenen und -gefährdeten Bevölkerung ein. Um die Kundinnen und Kunden bestmöglich finanziell zu entlasten, hat der Caritas-Markt die Preise bei den Grundnahrungsmitteln sowie bei Früchten und Gemüse seit dem Frühjahr deutlich gesenkt. Die Nachfrage nach diesen Produkten ist um 25 Prozent angestiegen. (sg)
Bild: Conradin Frei
Bergeinsatz
Für Cyrill war der Einsatz bei der Bergbauernfamilie im Glarnerland bereichernd.
Rund 1200 Freiwillige griffen letztes Jahr den Bergbauern unter die Arme und lernten eine neue Welt kennen.
Helfen auf dem Bergbauernhof Eigentlich wollte Cyril auf eine grosse Reise aufbrechen, aber die Corona-Krise hat ihm letzten Sommer einen Strich durch die Rechnung gemacht. Stattdessen entschied er sich, einer Bergbauernfamilie zu helfen. Als Cyril Dönni (37) auf dem Bergbauernhof der Familie Figi im Glarnerland ankommt, ist er gespannt. Was für Arbeiten wohl auf ihn zukommen werden und ob er sich bei der Familie wohlfühlen wird? Er hat nicht viel Zeit zum Überlegen. Bei
«Man wird zum eingeschworenen Team, wenn jeder mithelfen muss.» einem kurzen Znüni lernt er sie kennen: Ruth und Walter sowie die fünf Kinder von sechs Monaten bis zehn Jahren. Und bevor er sich’s versieht, steht Cyril schon auf dem Dach des Neubaus nebenan, wo er beim Dachdecken hilft. Cyril steht täglich kurz vor 6.00 Uhr auf und hilft beim Mähen. Der Bauer fährt mit dem Balkenmäher über das steile Gelände. An besonders exponierten Stellen muss das Gefährt zusätzlich mit einem Seil gesichert werden. Cyril schneidet
Bilder: Christoph Keiser, zVg
danach mit einem Trimmer das Gras um grosse Steine herum sowie entlang des Waldrands. «Ich war erstaunt, wie sorgfältig gearbeitet wird. Jedes Häufchen Gras wird eingesammelt. Die 30 Kühe des Hofs brauchen Futter.» Dann gibt es einen deftigen Zmorgä. Später hilft Cyril wieder beim Dachdecken. Nach dem Mittagessen holen sie das Heu auf einer anderen Wiese ein. Der Bauer fährt mit dem Ladewagen und sammelt die zusammengerechten «Mädli» ein. Die grösseren Kinder rechen die Reste zusammen. Cyril hebt das Heu vom Lader mit einer Gabel ins Heugebläse, wo es gelockert und auf den Heuboden befördert wird. Eine strenge Arbeit. «Am nächsten Tag hat mir alles weh getan», meint er. Trotzdem jasst er am Abend gerne noch mit der Familie. Intensives Leben, grosse Zufriedenheit Das Familienleben ist sehr intensiv, neun Personen sind auf engem Raum von 6.00 bis 21.00 Uhr zusammen. Schnell fühlt
sich Cyril integriert. «Man wird zum eingeschworenen Team, wenn jeder mithelfen muss», erklärt er. «Jeden Franken, den der Bauer nicht ausgibt, hat er sozusagen verdient», weiss Cyril. Er nimmt trotzdem eine grosse Zufriedenheit bei der Bauernfamilie wahr. Seinen Einsatz resümiert er mit den Worten: «Eine sehr interessante, bereichernde Erfahrung.» 45 % mehr Freiwillige im Coronajahr Rund 1200 Freiwillige griffen letztes Jahr den Schweizer Bergbauern unter die Arme, 45 % mehr als im Vorjahr. Corona hat viele Kräfte mobilisiert, die Solidarität war gross. Auch dieses Jahr brauchen unsere Bergbauern wieder Unterstützung. Die Arbeiten auf den Höfen sind sehr unterschiedlich, von Tierbetreuung über Mähen und Zäune flicken bis hin zu Haushaltarbeiten und Kinderbetreuung. Auch Frauen sind willkommene Hilfskräfte, 2020 waren sie mit 53 % sogar in der Mehrheit. (lf)
Suchen Sie sich online einen Hof aus: bergeinsatz.ch
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Ausland
Flüchtlinge in Bosnien-Herzegowina durch den Winter helfen Über 10 000 Flüchtlinge und Migranten sitzen auf dem Weg nach Westeuropa in Bosnien-Herzegowina fest. Der Winter und die Corona-Pandemie haben ihre sowieso schon katastrophale Situation weiter verschlimmert. Viele Camps und Zentren sind überfüllt und bieten nicht genug Schutz vor Kälte. Auch die Hygienesituation ist schlecht. Caritas Schweiz unterstützt die bosnische Caritas, die sich insbesondere um 1000 besonders verletzliche Personen kümmert. Sie kümmert sich um ihre Grundbedürfnisse und den Schutz vor Covid-19. Mit Wäschereidiensten sowie Handwaschstationen verbessert die Caritas die Gesundheits- und Hygienesituation dieser Menschen. Zudem verteilt sie Lebensmittelpakete. Menschen, die keinen Platz in den Aufnahmezentren gefunden haben, erhalten Kleidung, Hygieneartikel und Schlafsäcke. (lf)
Alltagsfragen
Philipe Joseph*, 22 Jahre, Haiti
«Was ich erreiche hängt davon ab, wie sehr ich mich anstrenge» Sie machen gerade eine Ausbildung in der Baubranche. Inwiefern hilft Ihnen diese Ausbildung? Ich möchte meine Fachkenntnisse erweitern. Die Ausbildung gibt mir Selbstvertrauen. Meine Familie und meine Lehrer ermutigen mich, in meinem Quartier werde ich jetzt besser respektiert.
Heuschreckenplage in Äthiopien Zusätzlich zur Corona-Krise leidet Ost afrika seit über einem Jahr unter der grössten Heuschreckenplage seit Jahrzehnten. Die riesigen Schwärme zerstörten in gewissen Regionen bis zur Hälfte der Ernte. Ab Juni unterstützte Caritas – im Auftrag der Welternährungsorganisation der UNO (FAO) – die am härtesten getroffenen Familien im Südosten des Landes mit einem Nothilfeprogramm. Sie erhielten Bargeldbeträge, damit sie kurzfristig Nahrungsmittel sowie Schutzmaterial für ihre Tiere besorgen konnten. Zudem gab die C aritas 240 Tonnen Weizensaatgut ab, damit die Bevölkerung rasch wieder ansäen und bald wieder ernten konnte. (lf)
Das Leben auf Haiti ist nicht einfach. Was gibt Ihnen die Kraft, immer weiter zu kämpfen? Man sagt «Wer kämpft, der lebt». Was ich erreiche, hängt in erster Linie davon ab, wie sehr ich mich engagiere. Deshalb muss ich kämpfen. Die Zukunft meines Sohnes ist dabei meine grösste Motivation. Haben Sie ein Vorbild im Leben? Mein grösstes Vorbild ist meine Grossmutter. Sie war eine sehr mutige Frau. Sie hat alleine zehn Kinder grossgezogen. Auch meine Eltern und mein Onkel inspirieren mich. Welche Projekte und welche Träume haben Sie? Ich habe ganz viele Träume. Nach meiner Ausbildung möchte ich mein Studium fortsetzen und Tiefbau studieren, um Ingenieur zu werden. Ich würde gerne in allen Bereichen der Baubranche arbeiten. (vm)
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*Name geändert
Bilder: Caritas Schweiz, Giulia Paravicini
Gemeinsam
Agenda 16. Juni 2021 um 17.30 Uhr Prix Caritas Im KKL, Luzern 26. Mai 2021 um 17.00 Uhr Informationsanlass für unsere Spenderinnen und Spender In Zug oder Online 28. Mai 2021 um 13.30 Uhr Informationsanlass für unsere Spenderinnen und Spender In Zürich oder online weiter» des Vereins «W ir lernen Bohn feiern im Namen ia Dal und är Sch ias Tob aritas-Awards 2020. den Gewinn des youngC
Faire digitale Chancen für alle
Leider mussten viele Anlässe wegen der Pandemie abgesagt oder verschoben werden.
2020 stand die Welt still – junges Engagement nicht! Dreizehn Projekte wurden für den youngCaritas-Award nominiert. Die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben während der Pandemie dort angepackt, wo sie gebraucht wurden. Gewonnen hat ein Projekt, das die Digitalisierung der Gesellschaft betrifft. Die Vielfalt der Award-Projekte zeigte eindrücklich auf, was junge Menschen 2020 beschäftigte. Es dokumentierte, wie sie Probleme in der Gesellschaft erkennen, aufgreifen und eigene praktikable Lösungen präsentieren. So stellte « Creatives x Beirut» nach der Explosion im Hafen von Beirut in kürzester Zeit eine Spendenaktion auf die Beine, «Zeta Movement» setzt sich für die Thematisierung von psychischer Gesundheit ein und «Essen für Alle» versorgt während der Corona-Krise Personen in prekären Lebenssituationen. Den Hauptpreis gewann die Organisation «Wir lernen weiter». Der Verein setzt alte Computer neu auf und gibt sie armutsbetroffenen Menschen in der Schweiz ab. So möchte er faire digitale Chancen für alle schaffen. Event auch per Live-Stream Wegen der Corona-Krise fand der Event im kleinen Rahmen vor Ort statt. Zahlreiche Interessierte konnten die Vergabe des
Bild: Fabienne Wheeler
youngCaritas-Award jedoch zu Hause per Live-Stream verfolgen. Die Gewinnerrede vom Gründer Tobias Schär brachte die Award-Erfahrung auf den Punkt: «Es geht nicht um einen Preis, sondern darum, Sichtbarkeit zu erzielen für ein wichtiges gesellschaftliches Thema». www.youngcaritas.ch/award Nora Engler
Sommerlager Vom 8.–14. August 2021 verbringen Schweizer Jugendliche und junge Menschen mit Fluchthintergrund in Zweisimmen eine Woche voller Spass und spannenden Begegnungen. Die Leitenden erweitern ihre interkulturellen Kompetenzen und bringen ihre organisatorischen Fähigkeiten ein. Jetzt als Leiterin oder Teilnehmer anmelden: . www.youngcaritas.ch/sommerlager
Versenden Sie Grüsse mit Caritas Spenden Sie Trost oder teilen Sie Freude mit den Trauer- und Grusskarten aus dem Caritas-Verlag. Wir bieten Karten mit ernsten oder fröhlichen Sujets. Mit dem Kauf unterstützen Sie zusätzlich die Projekte von Caritas zur Bekämpfung von Armut in der Schweiz und im Ausland. Die hochwertigen Karten sind von jungen Künstlern gestaltet und mit Einlageblättern und passenden Couverts ausgestattet. Wählen Sie aus 32 kreativen Sujets aus: shop.caritas.ch
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Sidra (10), Syrien, ist so alt wie der Krieg in ihrem Land. Sie will Ärztin werden, um das Leid anderer zu lindern.
Das Richtige tun
Wenn Armut ihr Gesicht zeigt Erfahren Sie mehr über Sidra und ihre Familie: caritas.ch/sidra