chilli – das Freiburger Stadtmagazin

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KONTOVERS ANWOHNERPARKEN

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KONTROVERS

islang kostet ein Anwohnerparkausweis in Freiburg 30 Euro im Jahr. Doch bald sollen die Gebühren um das Zwölffache steigen, auf etwa 30 Euro pro Monat. Am 27. April entscheidet darüber der Gemeinderat. Schon vorab gibt es heftige Diskussionen über Sinn und Zweck der drastischen Erhöhung. In der neuen chilli-Rubrik KONTROvers argumentieren jeweils Protagonisten für und wider.

»PARKEN WAR KOSTENLOS«

WARUM INGRID MARIENTHAL VOM FUSS- UND RADENTSCHEID FÜR EINE DRASTISCHE ERHÖHUNG DER ANWOHNERPARKGEBÜHREN IST

Foto: © Fuß-und Radentscheid

Wir brauchen die Verkehrswende, um unsere Stadt sicher und attraktiv für alle Menschen zu machen und um die Klimaziele zu erreichen. Platz- und emmissionssparende Fortbewegungsarten müssen ausgebaut werden. Dafür müssen die öffentlichen Verkehrsflächen umverteilt werden, denn in vielen Straßen Freiburgs ist nicht genügend Platz für sicheren und komfortablen Fuß- und Radverkehr, vor allem wegen der zahlreichen geparkten Autos. In diesem Jahr schafft der Gesetzgeber die Möglichkeit, dass endlich das An-

Ingrid Marienthal: Die Grundschullehrerin engagiert sich bei der Initiative Fuß- und Radentscheid Freiburg.

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wohnerparken bepreist wird. Die bisher jährlich fälligen 30 Euro waren nur eine Verwaltungsgebühr für das Ausstellen des Parkausweises, das Parken an sich war bisher kostenlos! Viele Gehwege in der Stadt sind ursprünglich mit ausreichender Breite angelegt worden. Allerdings hat es sich eingebürgert, dass diese von stehenden Kfz als Abstellfläche missbraucht werden. Teilweise findet diese Zweckentfremdung illegal statt und teilweise wurden auf den Gehwegen Parkplätze markiert. Grund für diese Umverteilung des öffentlichen Raums auf Kosten des Fußverkehrs: „Parkdruck“. Dieser „Parkdruck“ ist kein Naturgesetz, sondern das Ergebnis einer autozentrierten (Verkehrs-)Politik. Vor 30 Jahren gab es in Freiburg zirka 80.000 Autos. Seitdem sind in der Stadt und den Umlandgemeinden noch einmal mehr als 80.000 hinzugekommen. Der öffentliche Straßenraum ist aber, zumindest in der Kernstadt, nicht weiter gewachsen und wird auch nicht wachsen können. Die allermeisten Wohnungen in Freiburg haben aufgrund der bereits 1939

erlassenen Reichsgaragenordnung eigentlich einen privaten Stellplatz zur Verfügung. Allerdings werden diese Stellplätze oftmals zweckentfremdet und das eigene Auto wird auf der Straße abgestellt. Gleichzeitig müssen viele Freiburger·innen ohne eigenes Auto einen Stellplatz bezahlen, obwohl sie kein Auto besitzen und ihre täglichen Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf voll geparkten Gehwegen oder zu schmalen Radstreifen zurücklegen. Untervermieten können sie ihren teuren Stellplatz häufig leider auch nicht, weil viele ihren Pkw lieber gratis auf die Straße stellen. Überall in der Stadt stehen Parkplätze dem Ausbau sicherer Fuß- und Radverkehrsinfrastruktur im Wege. Kreuz und quer parkende Pkw blockieren die Rettungswege und verhindern eine Sichtbeziehung zwischen den Verkehrteilnehmer·innen. Die Carsharing-Anbieter zahlen in Freiburg abhängig vom Stadtgebiet 30 bis 35 Euro pro Monat. Der private Stellplatz darf nicht weniger kosten als das ökologisch sinnvollere Carsharing! Ingrid Marienthal


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