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Die Furche Die österreichische Wochenzeitung Wien, am 25.03.2021, Nr: 12, 51x/Jahr, Seite: 2-3 Druckauflage: 14 425, Größe: 63,34%, easyAPQ: _ Auftr.: 8420, Clip: 13466118, SB: Ischgl

Bayern ist noch nicht Deutschland und nicht mehr Österreich. Diese These hat schon Bruno Kreisky vertreten. Den jeweiligen Bewohner(innen) Gleichheit zu unterstellen, wäre trotzdem kühn. Aktuell wie historisch, wie u. a. die Auftakt-Analyse aufzeigt. Im Fokus zu Wort kommen auch Christian Ude und „Stofferl“ Well, der mit dem Dudelsack gegen die Krise anbläst.

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Von Wolfgang Machreich und Oliver Tanzer

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Redaktion: Brigitte Quint, Oliver Tanzer und Wolfgang Machreich

Aus dem gleichen Holz geschnitzt Tirol werde „bewusst an den Pranger ge­ stellt“, warf Platter der bayerischen Regie­ rung nach Verlängerung des strengen Grenzregimes vor und verlangte Unter­ stützung von der Europäischen Kommis­ sion und der österreichischen Bundes­ regierung, damit beide „ein Ende dieser ungerechtfertigten Schikane gegen Tirol erwirken und Deutschland diese Kontrol­ len umgehend beendet“. Vorbei die Zeiten, als Platter der Süddeutschen Zeitung trotz dem einen oder anderen Verkehrspolitik­ Scharmützel erklärte: „Ich verstehe mich

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o grenzüberschreitend sich Coro­ na ausweitet, so grenzschließend sind seine Auswirkungen zwi­ schen Österreich und Deutsch­ land. Beispiel Autobahngrenz­ übergang Salzburg­Walserberg: Der Rektor der Fachhochschule Salzburg und Berufs­ pendler Gerhard Blechinger schert mit sei­ nem Pkw aus der auf die Covid­Grenzabfer­ tigung wartenden Autoschlange aus und reiht sich, in der Hoffnung, dass es schnel­ ler geht, in der Zollspur ein. Doch anstatt nach Corona­Test und Grund des Grenz­ übertritts fragt ihn der Beamte, ob er etwas zu verzollen habe. „Das habe ich seit 20 Jah­ ren nicht mehr gehört“, sagt Blechinger im Telefonat mit der FURCHE und schimpft. Aber nicht gegen die Grenzpolizei. „Das ist keine Schikane, das sind ehrliche Leute. Die Politik hat sich da in ein Narrativ hineinmanövriert, aus dem sie nicht mehr herauskommt. Seit einem Jahr pendle ich zwischen roten Zonen hin und her. Ich bin wahnsinnig genervt.“ Mit seiner Klage über das Virus­Grenz­ management zwischen Deutschland und Österreich ist Blechinger nicht allein. An­ fang der Woche brachte eine Tiroler Fri­ seurin Klage beim Verwaltungsgericht in München ein. Trotz eines negativen Tester­ gebnisses sowie einer Online­Registrie­ rung an der Grenze wurde ihr der Grenz­ übertritt verweigert, konnte sie nicht von Kufstein zur Arbeit ins bayerische Kiefers­ felden pendeln. Seit 14. Februar, nachdem Deutschland Tirol zum Virusvariantenge­ biet erklärte, gibt es an den Grenzen statio­ näre Kontrollen, die erst kürzlich wieder bis Ende März verlängert wurden. Deutlich län­ ger wäre dadurch auch für den Tiroler Lan­ deshauptmann Günther Platter die Fahr­ zeit nach Wien geworden. Seine Reise in die Bundeshauptstadt zu einem Bund­Län­ der­Gipfel über das weitere Vorgehen in der Corona­Pandemie wurde von der baye­ rischen Staatskanzlei unter „keine der de­ finierten Ausnahmen“ gereiht. Anstatt der Abkürzung über das „Große Deutsche Eck“ blieb dem Landeshauptmann lediglich eine Video­Schaltung nach Wien und großer Är­ ger über den großen Nachbarn.

Sie sollen Brüder und Schwestern sein, sie sprechen halbwegs die gleiche Sprache, aber in der gemeinsamen Geschichte flogen zwischen Bayern und Österreich auch gerne einmal die Fetzen, Flüche und Kanonenkugeln. Horizonterweiterung zum Streit um Bayerns aktuelle Grenzsperren in der Pandemie.

Grenzfälle in Blau­Weiß­Rot mit den bayerischen Freunden gut, wir „die österreichischen Forderungen stellen sche. Unterhalb der bayerischen Baben­ sind aus dem gleichen Holz geschnitzt.“ allmählich eine Zumutung dar“. berger teilten andere Bayern das Land. Denn es ist ja keineswegs so, dass erst In diesem Sinn hat sich in der gemein­ Die Wels­Lambacher, die Spanheimer, die Bayerns Adel Corona den politischen Streit zwischen den samen Geschichte kaum etwas geändert. Sighardinger, die Ebersberger, dazu die herrschte Jahrhun- „verfreundeten Nachbarn“ Tirol und Bayern „Zumutungen“ prägen heute, gestern und Eppensteiner, die Traungauer. Mit ihnen derte in Österreich. angezündet hätte. Transitbeschränkungen vor hunderten Jahren das Verhältnis zwi­ hielten auch der Klerikaladel Einzug. Die Die Habsburger und Nachtfahrverbote oder der Ärger über schen Bayern und Österreich. Auch Witze Grundbücher sind über die Jahrhunderte brachen die Macht Mautgebühren lösen in regelmäßigen fallen darunter. Manche davon setzen auch prall gefüllt mit den Bischofsgütern und und gründeten ihr Abständen Reibereien zwischen München gleich am Beginn dieser gemeinsamen Ge­ Stiftsbesitzungen von Passau, Regensburg, Reich auf Bayerns und Innsbruck aus. Zur letzten schweren schichte an, von wegen „aus dem gleichen Freising oder Eichstätt. Kosten. Doch MiKrise kam es 1986, als Österreich nach dem Holz geschnitzt“: „Im Anfang schnitzte Gott schungen sind unReaktorunfall in Tschernobyl gegen die ge­ Bayern. Die Späne warf er hinter sich. Das Von der Kolonie zum Rivalen übersehbar. Das also war das frühe Österreich: ei­ plante Errichtung der Atom­Wiederauf war Österreich.“ Was für ein Beginn. Wenn man etwa 1400 Jahre zurückrechnet, lan­ ne Kolonie von Bayerns Gnaden. 1156 ver­ det man ungefähr dort. Damals nahmen dankt dieses Land seine Unabhängigkeit bayerische Adelige und Klöster die „Späne­ auch nicht einem heldenhaften Freiheits­ Region“ mit Begeisterung in Besitz. Ober­ kampf überzeugter Rot­Weiß­Roter, son­ und Niederösterreich, Kärnten, die Steier­ dern einem Throngeschiebe. Heinrich der mark und Tirol waren vom 7. bis ins Löwe bootet den Babenberger Heinrich Ja­ 13. Jahrhundert ein von bayerischem Adel somirgott als Herzog von Bayern aus. Jaso­ beherrschter Landstrich. Diese Länder mirgott wird vom Kaiser mit der Erhebung müssen für die Mächtigen westlich des der Ostmark Bayerns zum Herzogtum ab­ Inn so etwas wie Amerika für die Europäer gefunden. In den entsprechenden Briefen gewesen sein. Statt go west hieß es im Mittel­ findet sich oft der Verweis auf den eigent­ lichen Kern der Angelegenheit: „... damit alter go east. In diesem Wilden Osten Mitteleuropas, seine (Jasomirgotts, Anm.) Ehre nicht ge­ bereitungsanlage in Wackersdorf mobi­ einem Land der unbegrenzten Möglich­ mindert würde ...“. Man könnte also jen­ lisierte. Bayern­Patriarch Franz Joseph keiten: Es gab endlose Gebiete zu erobern, seits des Getöns von der stolzen „Erhebung Strauß schickte daraufhin einen gehar­ Indigene zu vertreiben oder untertan zu Österreichs“ feststellen, dass es sich im nischten Brief an Bundespräsident Kurt machen. Es galt Faustrecht durchsetzen, Kern um die Linderung einer bayerischen Waldheim, der in dem Vorwurf gipfelte, damit hernach das Recht der Sieger herr­ Ehrabschneidung handelt.

Mixtur mit Geschichte

„ Transitbeschränkungen,

Nachtfahrverbote oder Mautgebühren lösen regelmäßig Ärger zwischen München und Wien aus.

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