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Bezirksblätter Landeck Die Lokalausgabe der Bezirksblätter Tirol Innsbruck, am 05.05.2021, Nr: 18, 52x/Jahr, Seite: 26 Druckauflage: 16 656, Größe: 93,27%, easyAPQ: _ Auftr.: 8420, Clip: 13549183, SB: Paznaun
39 Tage Isolation endete Quarantäne-Ende: Am 23. April 2020 öffneten sich im Paznaun und St. Anton am Arlberg die Kontrollbalken. othmar kolp ISCHGL, PAZNAUN, ST. ANTON. In der ersten Märzhälfte des Jahres 2020 veränderte Corona schlagartig unser bisher gewohntes Leben. Der erste Corona-Fall wurde im Bezirk Landeck am 5. März in Pettneu am Arlberg verzeichnet. Danach ging es Schlag auf Schlag. Nachdem knapp zwei Drittel der positiven Coronavirus-Testergebnisse in Tirol in Zusammenhang mit dem Paznaun sowie St. Anton am Arlberg standen, wurde am 13. März 2020 in Abstimmung zwischen Bund und Land Tirol entschieden, diese Orte ab sofort
REPORTAGE für 14 Tage zu isolieren. Dies verkündeten Bundeskanzler Sebastian Kurz und Innenminister Karl Nehammer im Rahmen einer Pressekonferenz. Davon betroffen waren die Gemeinden Ischgl, See, Kappl, Galtür und St. Anton am Arlberg mit gesamt rund 9.500 Einwohnern. Dazu kamen noch zahlreiche Mitarbeiter in den Tourismusbetrieben sowie inländische Gäste. Einheimische, MitarbeiterInnen und österreichische Gäste wurden laut damaliger Ankündigung für 14 Tage im Paznaun bzw. in St. Anton am Arlberg isoliert. Eine Ein- und Ausreise war mit einigen Ausnahmen nicht möglich. Am Coronavirus erkrankte Personen wurden vor Ort abgesondert. Ausländische Gäste wurden aufgefordert, in ihre Heimat zurückzukehren. Die Bekanntgabe via Pressekonferenz führte zu teils chaotischen Szenen. Quarantäne zweimal verlängert Zur Bekämpfung der Corona-Pandemie wurden tirolweit generelle
Verkehrsbeschränkungen verordnet. Für das gesamte Paznaun und St. Anton am Arlberg galten hingegen Quarantäne-Sonderregelungen. In den ersten Wochen der Quarantäne wurde dann auch die Ausreise der in den Orten verbliebenen inländischen Gäste und des Saisonpersonals organisiert. Gleichzeitig fanden dann in der ersten April-Woche umfangreiche Massen-Testungen statt. Die Quarantäne für die fünf Gemeinden wurde hingegen zweimal um zwei weitere Wochen bis 26. April 2020 verlängert. In der zweiten Aprilhälfte ging dann die Zahl der Neuinfektionen in Tirol massiv zurück. Auch bei den Zahlen der Corona-Erkrankten gab es deutliche Rückgänge. Am 22. April, 9:30 Uhr waren laut den Zahlen des Dashboards des Landes Tirol in Ischgl 25 Personen „aktiv positiv, in St. Anton am Arlberg 23, in Galtür fünf, in Kappl vier und in See drei. In der Gemeinde See im Paznaun machte sich indes Unmut breit, da es nur mehr eine Handvoll Corona-Fälle gab. Eine vorzeitige Aufhebung bzw. eine Verlagerung des Kontrollpunktes Richtung Kappler Gemeindegrenze bei Holdernach wurde gefordert. Fünf Orte 39 Tage isoliert Am 21. April gab es dann eine überraschende Pressekonferenz des Landes. „Aufgrund der erfreulichen Entwicklungen hat es eine Entscheidung gegeben. Im Einvernehmen mit dem Gesundheitsministerium werden die Quarantänegebiete im Paznaun und St. Anton am Arlberg in das Bundesregime übergeführt. Das bedeutet, dass wir ab 23. April, 00:00 Uhr, alle Gemeinden Österreichs in der Bundesregelung haben. Ich möchte der Bevölkerung für ihr Verständnis und für ihre Disziplin recht herzlich danken. Ohne Sie wäre eine derart positive Entwicklung bei den Neuinfizierungen nicht möglich gewesen. Sie waren in den Quarantänegebieten über fünf Wochen eingesperrt. Es war aber medizinisch notwendig“, so LH Günther Platter.
Nach 39 Tagen endete Quarantäne im Paznaun und St. Anton. Fotos: Kolp
Am Taleingang standen Verkehrszeichen bis 23. April, 00 Uhr auf Rot.
Aufgrund des Verständnisses haben sich die Leute selbst geschützt und auch die TirolerInnen. „Die betroffenen Regionen Paznaun und St. Anton am Arlberg waren seit 13. März, also seit 39 Tagen isoliert. Keine andere Gemeinde oder Region war so lange in Quarantäne. Auch deshalb sind wir wirklich sehr erleichtert, dass nun nach Rücksprache mit den medizinischen ExpertInnen die spezielle Isolation beendet werden kann“, so LH Platter und LHStvin Ingrid Felipe unisono.
berg gefordert. Rund 50 Newsletter wurden an die Bewohner verschickt sowie 2.500 E-Mails hinausgelassen. „Die Kommunikation hat super funktioniert und wurde hochgelobt. Wir haben immer die Informationen weiter gegeben, die wir hatten.“
„Gehören nun wieder zu Tirol“ Hörbar erleichtert über die Aufhebung der Quarantäne zeigte sich neben der Bevölkerung auch der Bürgermeister der Gemeinde St. Anton am Arlberg. „Es war doch überraschend, dass es nun früher gegangen ist. Die Leute sind sicher erfreut und haben nun wieder mehr Bewegungsfreiheit. Gut, dass wir nun wieder zu Tirol gehören. Die Grenzen nach Tirol und Vorarlberg sind nun wieder offen“, betonte Helmut Mall. Beschwerden habe es aber fast keine gegeben. „Es war ruhig im Dorf. Die Leute haben sich Gedanken gemacht und an die Verordnungen gehalten. Nach den großen Testungen hat es aber keinen anderen Weg gegeben“, lobte der Dorfchef die Bevölkerung. Ein Vorteil sei auch gewesen, dass es fast sechs Wochen schönes Wetter gegeben hat. Das sei gut für die Stimmung gewesen. Auch in Sachen Kommunikation war der Krisenstab aus Gemeinde und TVB in St. Anton am Arl-
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Leute sind über Aufhebung froh Ähnlich sah es auch der Ischgler Bgm. Werner Kurz, der auch als Sprecher der Paznauner Gemeinden fungierte: „Alle Bürgermeister im Tal sind sehr froh und damit vergrößert sich auch wieder der Radius des Bewegens. Die Zahlen sind deutlich besser geworden und ich hoffe, dass wir nun auf dem richtigen Weg sind. Natürlich müssen aber weiterhin die gültigen Regelungen des Bundes eingehalten werden.“ In der Bevölkerung habe es keine Ungeduld gegeben und man habe eher mit einer Verlängerung gerechnet. „Es ist alles ruhig und die Leute sind nun über die Aufhebung richtig froh.“ Medienansturm in Ischgl Die Öffnung der Straßenverbindung und den ersten Tag der Aufhebung der Quarantäne nutzen auch in- und ausländische Medienvertreter für einen Lokalaugenschein bzw. eine neuerliche Berichterstattung. Zahlreiche Kamerateams, Fotografen und Journalisten waren in den sonst menschenleeren Straßen von Ischgl zu sehen. Bgm. Werner Kurz und sein Krisenstab hatten mit den Journalisten- bzw. Interviewanfragen alle Hände voll zu tun.
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