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Salzburger Nachrichten Salzburg, am 21.07.2020, 312x/Jahr, Seite: 1,18 Druckauflage: 65 963, Größe: 69,99%, easyAPQ: _ Auftr.: 8420, Clip: 13015959, SB: Ischgl
Ischgl bietet Touristen einen Gratistest auf Corona an ISCHGL. Im Tiroler Paznauntal läuft
der Sommertourismus nach dem Coronaschock besser als vielfach erwartet. Andreas Steibl, Geschäftsführer des Tourismusverbands Paznaun-Ischgl, rechnet mit einem Ergebnis auf Vorjahresniveau, also rund 200.000 Nächtigungen. Seit Kurzem können sich
Ischgl-Urlauber jeden Donnerstag gratis auf Corona testen lassen. Die Verantwortlichen sehen den Sommer mit den geltenden Regeln wie Maskenpflicht in Gondeln als Probelauf für den Winter. Bis Herbst sollen die Regeln fixiert sein, Après-Ski soll eingeschränkt werden. Seite 18
Nach dem Coronaschock wird in Ischgl wieder investiert, die Sommersaison im Wintersportort ist gut angelaufen.
BILD: SN/VRD - STOCK.ADOBE.COM
Ischgl: Gratistest für Gäste Nach der Coronaschockstarre schauen die Menschen im Tourismuszentrum des Paznauntals nach vorn. Der Sommer ist die Probe für die nächste Wintersaison, die strenge Regeln bringt. GERALD STOIBER
Wie genau die Maßnahmen für die kommende Wintersaison in Ischgl wegen der Coronapandemie aussehen werden, steht noch nicht fest. Für Andreas Steibl, Geschäftsführer des Tourismusverbands Paznaun-Ischgl, ist aber eines fix: „Wir haben daraus gelernt. So etwas darf und wird nicht wieder passieren. Wenn man wie wir zwei Jahrzehnte Erfolg hat, ist man das nicht gewöhnt. Wir hatten keine Erfahrung mit Negativem“, sagt der Tourismusmanager aus Wien, der seit fast 20 Jahren das Paznauntal vermarktet. Ischgl hat sich entschieden, im Umgang mit Corona auf Transparenz zu setzen. „Nur auf die Eigenverantwortung zu bauen, da bleibt man über“, sagt Steibl. Daher wolle man Regeln vorgeben, denn erfahrungsgemäß fühlten sich die Gäste dann sicherer und wohler. Seit zwei Wochen bietet der Tourismusverband in Ischgl Urlaubern einen Gratisservice: Jeden Donnerstag können sie sich kostenlos auf Covid testen lassen. Bei der Premiere seien es knapp zehn Tests gewesen, vergangene Woche schon fast 40. „Die Leute kommen teilweise in Wandermontur, spätestens am nächsten Tag gibt es das Ergebnis.“ Positive Tests habe es noch nicht
ISCHGL, SALZBURG.
gegeben. Bei den regelmäßigen Tests der Mitarbeiter im Tourismus übernehme der Bund die Kosten, sagte Bürgermeister Werner Kurz. Der Sommer laufe gut, Steibl rechnet „sicher mit dem Vorjahresniveau“. Der Sommer bringt Ischgl rund 200.000 Nächtigungen, im Winter sind es 1,6 Millionen. Der Sommer – etwa mit Maskenpflicht in Gondeln – sei ein Probelauf für
den nächsten Winter. Anfragen und Buchungen liefen ganz gut. Das Konzept für den Winter soll im Herbst präsentiert werden. Große Livekonzerte gibt es vorerst jedenfalls nicht mehr. Bei der Saisoneröffnung Ende November werde das Skigebiet der Star sein, so Steibl. Investiert wird weiter gewaltig, das habe wieder neuen Aufschwung gebracht, so Bürgermeis-
ter Kurz: In Bau ist die Therme unterhalb des Parkhauses, die 2022/23 in Betrieb gehen und eine Alternative zum Berg bei Schlechtwetter bieten soll. Das Projekt ist mit 65 Millionen Euro veranschlagt, Bauherr sind die Silvretta-Seilbahnen. Die Liftgesellschaft errichtet derzeit auch ein Mitarbeiterhaus („Teamresort“) für rund 180 Personen.
Virus kam vermutlich aus Frankreich nach Ischgl AGES: Der Barkeeper aus dem Kitzloch war ein Sündenbock Die erste wissenschaftliche Publikation über den Corona-Hotspot Ischgl wurde nun in der medizinischen Fachzeitschrift „Wiener klinische Wochenschrift“ veröffentlicht. Dafür gingen Peter Kreidl (MedUni Innsbruck) sowie Franz Allerberger und weitere Wissenschafter der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) der Frage nach, wie Corona nach Österreich kam. Fazit: Es war nicht ein einzelnes Event, sondern es gab mehr oder weniger zeitgleich ab Ende Februar mehrere Infektionen. Zurückverfolgen ließ sich das Virus bis 24. Jänner. Da war eine Deutsche (33) zum Skifahren in
Kühtai (Tirol). Sie hatte sich bei einem Seminar ihres Arbeitgebers nahe München infiziert, wo eine Chinesin aus Schanghai vorgetragen hatte, die durch einen Besuch ihrer Eltern aus Wuhan infiziert worden sein dürfte. In Innsbruck bzw. Wien gab es weitere Infektionen, die jeweils auf Italien-Reisen zurückgeführt wurden. Erreger des Ausbruchs in Ischgl ab Anfang März zeigen laut AGES Genomcharakteristika von Viren im französischen Skigebiet Contamines-Montjoie (Haute-Savoie, Hochsavoyen). Dorthin war ein Brite gekommen, der am 24. Jänner nach Frankreich eingereist war. Davor war er bei einer Konferenz in Singapur (20. bis 22. Jänner) gewesen, an der 109 Per-
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sonen inklusive einer Person aus Wuhan teilgenommen hatten. Jener Barkeeper in Ischgl, der im Après-Ski-Lokal Kitzloch arbeitete und sich auf eigene Initiative am 6. März testen ließ, wird in der Studie als „Sündenbock“ bezeichnet. Vor ihm waren bereits drei norwegische Erasmus-Studenten positiv getestet worden, die in Ischgl urlaubten und zuvor in Italien (auch in der Lombardei) waren. Laut den Forschern hätten sich die Infektionen in Ischgl einige Zeit davor unbemerkt verbreitet, bevor es Beweise durch Labortests gab. Was genau dazu geführt habe, ließ sich nicht herausfinden. gs
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