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Naturschutz und Jagd in Stinatz

Wiese mit lückigen Bestand ideal fürs Niederwild. ( Wildapotheke)

Naturschutz und Jagd in Stinatz

Die Verleihung des „Brennessel-Award“ (siehe Jagd im Burgenland 1/20) war der bisherige Höhepunkt in den Bemühungen um Lebensraum verbessernde Maßnahmen in Stinatz. Der eigentliche Lohn ist aber die Rückkehr seltener Tierarten und die Erhöhung der Artenvielfalt wie Obmann Bernhard Pieber berichtet.

Im Jahr 2015 wurde vom Jagdverein „Wir Stinatzer Jäger“ ein landwirtschaftlicher Betrieb gegründet. Das

Hinweisschild Wir Stinatzer Jäger Ziel des Betriebes war der Erhalt unserer letzten Wiesen und die Umwandlung von Ackerflächen in Wiesen. Mit der Gebietsbetreuerin DI Brigitte Gerger vom Verein Berta wurde ein Konzept erstellt und der Einstieg in das ÖPUL Programm Naturschutz WF beschlossen. In diesem Jahr wurden 48 Feldstücke gepachtet, die teilweise im Besitz von Jagdvereinsmitgliedern sind. In Summe wurden 3,7 ha Ackerfläche in Wiesenfläche umgewandelt. Auf diesen Flächen wurden sechs verschiedene Wiesenmischungen ausgebracht. Mit der Pfarre wurde neben dem Sommersbach eine Fläche von 1,5 ha auf die nächsten 25 Jahre in Pacht genommen. Diese Fläche war in den 50er Jahren eine Feuchtwiese und wurde später mit Fichte aufgeforstet, diese hätten wir wieder gerne revitalisiert. Nach etlichen Verhandlungen mit Ämtern und Behörden usw. ist es uns heuer gelungen ein Feuchtbiotop zu errichten. Mit unserer Hubertuspost wurde der Jagdverein und sein Konzept der örtlichen Bevölkerung vorgestellt, worauf sich viele Grundeigentümer meldeten. Im Jahr 2016 waren hatten wir dann schon 71 Feldstücke mit 13,7 Hektar in Pacht, 4,3 ha wurden wieder mit 4 neuen Wiesenmischungen (Leguminosen Mischungen, Wildapotheke) angelegt. Zusätzlich wurde eine Feldholzinsel mit insgesamt 200 Sträuchern angelegt. (Kreuz-, Sand-, Schlehdorn Heckenkirsche, Eberesche, roter und schwarzer Holunder) In den Jahren 2017 bzw. 2018 hatten wir insgesamt 128 Feldstücke mit 23 Hektar in Pacht. Im Herbst 2018 wurde beschlossen, in einem Teil des Revieres © Alle Fotos: Jagdverein Stinatz

02/2020

Blühfläche Veitshöchheimer Mai 2020

(280 ha) ein Niederwildprojekt angelehnt an das Revier Heiligenkreuz (Projekt Küchengarten) zu starten. Es wurden Betonrohrfallen, Kofferfallen, große Kastenfallen usw. angeschafft und auch eingebaut. Im Jahr 2019 wurden auf weiteren 15 Feldstücken Blühflächen mit der Veitshöchheimer Blühmischung aus 50 Wild- und Kulturarten (blühfreudig von April bis November) angelegt. Hier kam es zum „Wow – Effekt“. Imker und auch Personen, die bis dato nichts mit der Jagd zu tun hatten, fragten uns warum wir das machen und ob es möglich wäre, auch auf ihren Feldern eine entsprechende Blühfläche anzulegen. Im Jahr 2020 gibt es keine Möglichkeit mehr, über das ÖPUL Programm Flächen anzulegen, trotzdem haben wir auf Wunsch einiger Grundeigentümer in Summe 1,2 ha Blühflächen angelegt. Zusätzlich wurden auch sechs Feldstücke mit Wildäsungsmischungen angelegt. Gemäht werden unsere Wiesen von Pferdebauern nach unseren Vorgaben: erste Mahd nicht vor den 15.06. Die Blühflächen werden erst ab September gemäht, wobei aber 1/3 der Fläche

02/2020

übers Jahr stehenbleibt. Für 2021 haben wir geplant, wieder einige Flächen anzulegen, vorrangiges Projekt ist die Anlage eines Windschutzstreifen (170 Meter lang und 10 Meter breit) und die Anlage einer „Beetle-bank“ als SelbstVersuch im Revier. Ab 2022 startet das neue ÖPUL Programm. Das ist für uns, aber auch für viele andere eine große Chance unserem Wild nutzbaren und neuen Lebensraum, aber auch unserer Bevölkerung einen gesunden und optisch ansprechenden Naherholungsraum zurückzugeben. Mit Schildern weisen wir auf unsere Arbeit hin, die Flächen dürfen natürlich nicht betreten werden! Es ist aber auch die Landwirtschaft gefordert, WF-Flächen im Offenland oder Blühstreifen zwischen großen Feldschlägen anzulegen, die unser Niederwild bzw. unsere Wiesenvögel benötigen. Jäger sind aus meiner Sicht die besten Naturschützer, denn sie sind vor Ort, verbringen viel Zeit in der Natur, beobachten und wissen wo der Schuh drückt. Über die Bewirtschaftung unseres Nieder- und Raubwildes berichten wir in der nächsten Ausgabe. • Blühfläche August 2019

BEETLE BANK (KÄFERBANK/INSEKTENWALL)

Unter Beetle Banks (zu dt. Käferbänke/Insektenwälle) versteht man zwei bis vier Meter breite, etwa 40 Zentimeter hohe Wälle an Ackerrändern, die mit speziellen Grasmischungen eingesät werden und mehrere, aufeinanderfolgende Wachstumsperioden bestehen sollen. Unter den richtigen Bedingungen tragen diese Strukturen, in denen viele, teils räuberische Insekten- und Spinnenarten überwintern können um im Frühjahr wieder ins Feld einzuwandern, zum Erhalt und der Förderung der Biodiversität bei ohne dabei landwirtschaftliche Praxis zu behindern oder einzuschränken. Zudem wird Bodenbrütern und Niederwild zusätzlicher Lebensraum geschaffen.

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