schauporträt Seit zehn Jahren sind DelaDap in der heimischen wie internationalen Musikszene umtriebig. Als das Balkan-Fever und der Electrosound Ende der 90er das Partyvolk eroberten, positionierte DJ, Produzent und Mastermind Stani Vana seine Formation dazwischen. Mit Erfolg.
Uns interessiert die Energie in der Musik TEXT VON MARIE-THERES STREMNITZER, FOTOS: DELADAP ker scherte, desto erfolgreicher wurde er mit seiner Musik. Unbekümmert mixt er die verschiedensten Genres neu zusammen. Sängerin Tania Saedi, seit 2013 dabei, schreibt die Songtexte dazu. Während des Interviews trommelt Vana immer wieder mit den Fingern auf die Tischplatte. Er scheint unter Strom zu stehen. Unser Gespräch findet wenige Tage vor der Albumpräsentation im Wiener Chaya Fuera statt. Es gibt noch eine Menge zu proben, bevor die neue CD, deren Cover ein Chamäleon ziert, ins Rampenlicht gerückt wird. DelaDap treten in Clubs und auf Festivals in Ungarn, Serbien, Belgien, Großbritannien, Mexiko, Griechenland, Russland auf und das Resultat ist meistens das Gleiche: Heiße Rhythmen, ungewöhnliche Grooves, mitreißende Klänge und eine leidenschaftliche Performance, die dem Publikum die Tanzwut in die Knochen treibt.
Ständig in Bewegung
Ohne Disziplin hast du verloren
Eine Band muss einen Wiedererkennungseffekt haben wie das Parfum einer Frau: Man muss sie mit geschlossenen Augen erkennen können und trotzdem muss sie wandelbar sein wie ein Chamäleon. Nicht anpassungsfähig im Sinne von musikalischem Opportunismus, sondern im Sinne von ständiger Neuausrichtung. „Als Künstler musst du dich immer wieder neu erfinden und dabei trotzdem erkennbar bleiben.“ Je weniger sich Vana dabei um Kriti-
Vanas erster Job nach der Flucht war, auf der Kärntnerstraße und auf dem Naschmarkt Schnee zu schaufeln. Inzwischen kann er von seiner Arbeit als Musiker leben. Auf dem Weg dahin sei Disziplin das Wichtigste gewesen. Das klinge sehr belehrend, meint er, fast zu spießig für solch ein unkonventionelles Geschäft, aber „egal in welcher Liga du spielst, wenn du keine Disziplin hast, hast du verloren.“ Um sechs Uhr morgens in den Flieger zu stei-
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gen, nachdem man bis vier Uhr gespielt, abgebaut und Koffer gepackt habe, sei normal, um Konzertengagements in verschiedenen Städten einhalten zu können. „Aber die Disziplin fängt schon damit an, wie du einen Song machst“, erzählt Vana, „keiner zwingt dich zu etwas, sagt dir, wie und wann du es angehen sollst.“ Das klingt nach großer Freiheit, ist aber oft das Gegenteil, denn man muss sich selbst „einsperren“. Das sei für ihn der große Schmerz, sagt der Musiker, sich hinzusetzen, nachzudenken, zu komponieren, das Timing der Songs, das Arrangement, ein Konzept, eine Performance zu entwickeln. „Das tut mir weh. Timing und Buchhaltung, das ist etwa gleich mühsam. Musik machen, wenn einmal alles da ist, das ist leicht.“ /// info
Tanztauglicher Gypsy-Swing „This is DelaDap“ enthält virtuose Musikalität, die sich dem Mainstream entzieht, aber Dancefloor-tauglich ist. Bei Auftritten der gesamten Band ebenso wie in reduzierter Besetzung mit Stani Vana als DJ und Sängerin Tania Saedi ist Party garantiert. Die nächste Gelegenheit, DelaDap live zu erleben: 17. Mai 2014, Wiener Stadtfest. www.deladap.com
FOTO: DELA DAP
IHRE EINFLÜSSE reichen von Electronic über Swing bis Bhangra, von der Puszta-Ebene bis zur Hackbrettmusik aus den Tiroler Tälern. Besonders inspirierend findet Vana die Musik des Csárdás, dessen Interpreten „Energie haben, mit der keine Rockband mithalten kann. Genau das interessiert mich – die Energie, die in der Musik steckt“, sagt der gebürtige Tscheche, der nach seiner Flucht aus Prag 1984 in Wien hängen blieb und hier „den Balkan kennenlernte“. Das Multikulturelle der Stadt spiegelt sich auch in den Bandmitgliedern und ihrer Herkunft wider. Ob sie im Iran, in Bosnien, Serbien, Tschechien, Österreich geboren sind: Ihr kleinster gemeinsamer Nenner heißt Wien. Und das neue Album „This is DelaDap“ ist die Quintessenz. Ein Rückblick auf zehn Jahre Bandgeschichte, fünf Alben und ein Ausblick auf alles, was noch möglich ist.
april 2014