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TEXT: LEA HERMANN ILLUS: YAEL CURI
EIN SPATZ BRAUCHT VIELE FREUNDE
Früher waren sie überall: Sie pickten vor dem Bäcker Krümel auf, badeten in der Pfütze bei der Bushaltestelle oder zwitscherten in der Hecke. Jetzt sind sie fast aus dem Stadtbild verschwunden – oder wann hast du in letzter Zeit einen Spatz in München gesehen? Dem 30 Gramm leichten, frechen Vogel mit dem braunen Federkleid geht es schlecht. Einst als Kulturfolger dem Menschen vor 10.000 Jahren angepasst, ist es mit den paradiesischen Zuständen in der Großstadt schon lange vorbei. Der Spatz ist zum Gentrifizierungsopfer geworden. Die vielen Sanierungen im sauberen München kosten ihn Nistplätze. „Es gibt kaum noch Ritzen und Hohlräume an Gebäuden, die die Vögel zur Brut nutzen können“, erklärt Sylvia Weber vom Landesbund für Vogelschutz das Problem. Typisch für sein Verschwinden ist auch ein Fall, wie er sich am Goetheplatz ereignet hat: Als dort vor ein paar Jahren Rollädenkästen abgedichtet und die eingewachsene Fassadenbegrünung entfernt wurde, sind die Vögel, die in Gruppen leben, schlichtweg verstummt. „Spatzen haben angestammte Plätze, wo sie sich vor Feinden geschützt versammeln, tschilpen und aus-