der Spatz Nr. 1 / 2021

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BAUEN & WOHNEN Anzeigen

Was ist baubiologisches Bauen? Vor rund 50 Jahren beschäftigte sich eine kleine Gruppe innovativer und gesundheitsbewusster Naturwissenschaftler, Mediziner und Planer mit Fragen rund um das gesunde und nachhaltige Bauen und Wohnen und entwickelte die Grundlagen für die damals neue ganzheitlich ausgerichtete Fachdisziplin „Baubiologie“. Heute gibt es weltweit tausende Fachleute, Institutionen und Firmen, die nach ganzheitlichen baubiologischen Kriterien beraten, messen, planen, gestalten, bauen und sanieren. // Winfried Schneider, Architekt / Leiter des Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN

Ziele der Baubiologie Letztendlich geht es in der Baubiologie um Ziele, die wohl jeder Mensch rund ums Wohnen hat und die heute eigentlich selbstverständlich sein sollten: Entstehen soll ein Wohn- und Arbeitsumfeld, in dem wir gesund bleiben, uns bezüglich Raumklima und -gestaltung wohl fühlen, das bestmöglich ökologische Anforderungen erfüllt, ein gutes Zusammenleben ermöglicht und auch bezahlbar ist. Hört sich erst mal alles

baubiologischer Ausbildung und Erfahrung alles im Blick hat und die Planung und Bauleitung übernimmt. Weiß man, wie’s geht, ist baubiologisches Bauen einfach und so soll es auch sein. Denn kompliziertes Bauen ist meist fehleranfällig und teuer und baubiologisches Bauen soll im nachhaltigen Sinne langlebige und auch bezahlbare Gebäude ermöglichen.

Baubiologie = Gesundheitsvorsorge Viele Menschen beschäftigen sich erst dann mit Baubiologie, wenn „das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist“, sie sich also in ihrem Wohn- und/oder Arbeitsumfeld nicht wohl fühlen, sie Beschwerden wie z.B. ständige Müdigkeit oder Kopfschmerzen haben oder sie bereits krank geworden sind. Damit es so weit erst gar nicht kommt, ist es viel klüger, im Sinne der Vorbeugung gleich alles richtig zu machen. Baubiolog*innen beschäftigen sich u.a. intensiv mit Raumklima und Schadstoffen aller Art sowie deren gesundheitlichen Auswirkungen und können entsprechend beraten, planen und/ oder ausführen. In manchen Fällen empfiehlt es sich auch, dass Baubiolog*innen mit behandelnden Ärzten zusammenarbeiten.

Optimierung im individuell machbaren Rahmen

Gesunder Arbeitsplatz mit viel Holz, Lehmputz, Kalkfarbe und abgeschirmFoto: Mutzhas ten Elektroinstallationen samt Leuchte

logisch und einfach an, ist aber komplex und erfordert eine gute Zusammenarbeit aller am Bau Beteiligten. Kein leichtes Unterfangen in einem Umfeld, wo lineares, spezialisiertes und nach ökonomischen Kriterien ausgerichtetes Denken und Handeln dominiert. Deshalb ist es wichtig, dass jemand mit

Gesunder Schlafplatz mit Holzboden, -decke und -türe, Lehmfarben sowie Foto: Mutzhas abgeschirmter Elektroinstallation

Nicht immer kann ein Haus oder eine Einrichtung hundertprozentig wohngesund und nachhaltig sein. Manchmal scheitert es am Standort, manchmal am Budget, manchmal an Gegebenheiten, auf die man keinen Einfluss hat. In der Baubiologie heißt es hierzu: „Unter realen Bedingungen können nicht immer alle Kriterien erfüllt werden. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht deshalb immer deren Optimierung im individuell machbaren Rahmen“.

Qualität statt Quantität Ein baubiologisches Gebäude sollte alleine schon aus ökologischen Gründen möglichst lange haltbar sein. In der Baubiologie geht es auch um Qualität statt Quantität und Qualität richtig umgesetzt bedeutet mittel- bis langfristig immer auch „preis-wert“, ist also seinen Preis wert. Hierzu zwei Beispiele: Ein Vollholzparkett ist erst mal teurer. Es lässt sich aber damit mittelfristig viel Geld sparen und zudem der Wert der damit ausgestatteten Immobilie steigern, denn ein solches Parkett hält 100 Jahre und länger, während ein preiswerter Laminatboden oft bereits schon nach 10 Jahren unansehnlich und deshalb erneuert wird. Ähnlich verhält es sich z.B. beim Vergleich guter handwerklich hergestellter Möbel mit Möbel vom Möbeldiscounter. Unter guter Qualität versteht man in der Baubiologie auch, dass der langfristige Pflegeaufwand gering und kostengünstig ist. Allerdings entwickeln Naturmaterialien wie z.B. Vollholz, Kalkputz oder Naturtextilien mit der Zeit eine Patina, die aber von vielen als schön und angenehm empfunden wird. Man muss also gar nicht immer alles mit aggressiven und/oder giftigen Mitteln putzen, nachstreichen oder lackieren.

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