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Was man gegen den Schweinehund unternehmen sollte
Macht es sich gern bequem
Der innere Schweinehund ist vielen Menschen ein bekannter Wegbegleiter
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Wer kennt ihn nicht? Den inneren Schweinehund, der fast jeden von uns mehr oder weniger regelmäßig heimsucht. An seiner Seite hat er dann oft noch die bekannte Aufschieberitis. Ein unschlagbares Team – die beiden. Leider.
Meist beeinflussen Schweinehund und Aufschieberitis uns so, dass wir sämtliche Pläne über den Haufen werfen und den Feierabend oder die Wochenenden lieber zu Hause vor dem Fernseher verbringen. Statt an die frische Luft zu gehen oder uns sportlich zu bewegen. Auf lange Sicht sind es oft nicht nur harmlose Begleiterscheinungen, die der Schweinehund mit sich bringt, sondern er begünstigt vielmehr sogar gesundheitliche Probleme - nämlich dann, wenn Bewegung und Sport gänzlich vermieden werden.
Inga S. (35), ehemalige Patientin der Wirbelsäulenchirurgie am Krankenhaus St. Josef und nun Kundin im RTZ Regionales Therapie-Zentrum, hat das vor einigen Monaten selbst leidvoll erfahren müssen. In Vitamin W erzählt sie ihre Geschichte und wie sie es geschafft hat, ihren Schweinehund langfristig loszuwerden.
Ganz so einfach war es nicht für Inga S. und ihren Schweinehund. So musste sie im letzten Jahr erst einen sehr schmerzhaften Bandscheidenvorfall erleiden. „Bereits mein zweiter innerhalb von anderthalb Jahren“, erinnert sich die gelernte Erzieherin. Während der erste Bandscheibenvorfall nur leicht ausgeprägt war und konservativ behandelt werden konnte, führte der zweite Ende letzten Jahres zu so heftigen Schmerzen, dass Inga S. kaum noch laufen konnte. „Ich habe hochdosierte Schmerzmittel genommen und außerdem Cortison gespritzt bekommen, weil ich eine OP am Rücken unbedingt vermeiden wollte.“
Irgendwann hielt sie die Schmerzen jedoch nicht mehr aus. Auch Dr. Marcel Prymka, Chefarzt der Wirbelsäulenchirurgie am Krankenhaus St. Josef, hielt eine OP für unumgänglich. „Von da an ging alles ganz schnell. Ich besorgte mir noch am selben Tag eine Einweisung vom Orthopäden und erhielt aufgrund der Schwere des Vorfalls einen OP-Termin für den nächsten Tag. Zu diesem Zeitpunkt wollte ich nur noch, dass die Schmerzen endlich aufhören.“
Die OP an der Lendenwirbelsäule brachte zum Glück schnell Linderung. Inga S. war jedoch klar, dass das allein nicht ausreichen würde, um einen weiteren Vorfall zu vermeiden. Das bestätigten ihr auch die behandelnden Ärzte
Foto: © Malte Reiter , Cellitinnen
Zwei wöchentliche Besuche im RTZ helfen Inga S., das Sportprogramm durchzuhalten.
und Physiotherapeuten. Doch was tun gegen den inneren Schweinehund? Grundsätzlich macht sie gern Sport, in der Vergangenheit haperte es aber immer wieder am Durchhaltevermögen. „Ich halte mir nun vor Augen, dass ich selbst dafür sorgen muss, in Zukunft nicht noch weitere Probleme zu bekommen“, sagt sie.
Die Lösung: Inga S. versucht es erfolgreich mit Struktur. Woche für Woche plant sie nun vier bis fünf Mal Bewegung ein. Dazu gehören, neben zwei wöchentlichen Besuchen im RTZ, auch Nordic Walking, Spaziergänge und Übungen zu Hause. Der Sport ist in den letzten Monaten zur festen Routine geworden und für die Erzieherin aus ihrem Wochenprogramm nun nicht mehr wegzudenken: „Meinem Rücken und dem ganzen Körper geht es mittlerweile viel besser. Und nicht nur das: Ich merke auch einen positiven Effekt auf die Psyche, schließlich werden durch Bewegung auch Endorphine ausgeschüttet.“
Beim Training im RTZ bekommt sie die richtigen Bewegungen für ihren Rücken gezeigt, die sie auch für das Training zu Hause nutzt. Natürlich kommt der Schweinehund hin und wieder vorbei und versucht, sein Unwesen zu treiben: „Ich merke es mittlerweile jedoch schnell, wenn ich mich ein paar Tage nicht ausreichend bewege. Der Rücken meldet sich dann und erinnert mich wieder an mein Programm.“
Marina Backhausen
Standortleiterin des RTZ am Krankenhaus St. Josef
Frau Backhausen, wie schafft man es – trotz Schweinehund – regelmäßig zu trainieren?
„Vor allem sollte man erst einmal anfangen und sich dann langsam steigern. Wenn man gleich zu viel und zu lang trainiert, überfordert man sich und seinen Körper. Gerade, wenn man vorher nur unregelmäßig oder gar keinen Sport gemacht hat. Das demotiviert dann, man ist frustriert und hängt den Sport eher wieder an den Nagel. Wichtig ist auch, nicht zu streng mit sich selbst zu sein, wenn es nicht direkt klappt wie gewünscht. Der Sport soll Spaß machen, zu viel Zwang hat gern auch mal den gegenteiligen Effekt.
Wie kann ein guter Start in die Sportroutine gelingen?
Eine Idee wäre zum Beispiel jeden Tag vor bzw. nach der Arbeit oder in der Mittagspause 20 bis 30 Minuten spazieren zu gehen und/ oder morgens oder abends mit zehn bis 15 Minuten leichter Gymnastik anzufangen. Das kann man, je nach Belieben, langsam noch steigern. Aber auch, wenn man es so beibehält, ist das schon sehr gut und wird positive Effekte zeigen.
Was raten Sie, wenn man bisher wenig Erfahrung mit Sport hat?
Um zu lernen, wie man sich richtig bewegt und um Muskulatur aufzubauen, wäre es sinnvoll, zusätzlich mindestens einmal pro Woche in einer Einrichtung wie der unseren zu trainieren. Ausgebildete Therapeuten leiten dort an und achten auf den richtigen Bewegungsablauf. Ich rate dabei auch zu Wohnortnähe.