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Fasten macht glücklich
Was Fasten
für die Psyche tut
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Frau Dr. Buchinger-Kähler, vor gut 100 Jahren hat Ihr Urgroßvater begonnen, eine Fastenmethode zu entwickeln, die heute „Buchinger Heilfasten“ genannt wird. Ihre Familie hat also seit Generationen Erfahrungen mit den Wirkungen des Fastens. Macht Fasten glücklich?
Dr. Buchinger-Kähler: Den Effekt von Fastenzeiten für den Körper und die Psyche kennen die Menschen eigentlich seit Jahrtausenden. In allen Religionen gehört das Fasten zur spirituellen Erweiterung, weil es neben der körperlichen eben auch eine mentale Dimension hat. Und es stimmt, Fasten macht glücklich.
Wie geht das?
Dr. Buchinger-Kähler: Viele Gäste kommen zu uns in die Klinik und sagen erst einmal, dass sie Angst haben, Angst vor dem Hunger, Angst, das Fasten nicht durchhalten zu können. Und dann machen sie nach ein paar Tagen eine ganz neue Erfahrung: Sie erleben sich in einer neuen Selbstwirksamkeit, sie bekommen Zugang zu ihrer inneren Stärke, sie leben aus sich heraus, spüren ihre ureigene Kraft. Das macht glücklich.
Wenn jemand Erfahrung mit Heilfasten hat, dann ist es Dr. Verena Buchinger-Kähler. Bereits in vierter Generation leitet sie die Fastenklinik Buchinger. Vitamin sprach mit ihr über das Heilfasten und seine ganzheitliche Wirkung.
Wenn man auf sich fokussiert ist, sich ganz nach innen konzentriert, dann kommt doch nicht nur Positives hoch?
Dr. Buchinger-Kähler: Natürlich, so eine Inventur bringt auch Probleme und Schmerzhaftes zutage. Wir haben viele Bilder in unserer Sprache, die deutlich machen, wie wir im Alltag mit unseren Gefühlen umgehen. Wir schlucken Trauer oder Wut, uns liegt etwas wie ein Stein im Magen. Das löst sich beim Fasten. Man sagt, Tränen entschlacken die Seele. Deshalb bin ich dankbar für unser hervorragendes Team, zu dem neben Ärzten auch Psychologen gehören. Denn diese Dinge müssen natürlich aufgefangen werden.
Zu den Zeiten Ihres Urgroßvaters gab es viele Mediziner, die spezielle Fastenkuren erfanden. Warum ist die Buchinger-Methode bis heute erfolgreich geblieben?
Dr. Buchinger-Kähler: Wahrscheinlich liegt es daran, dass das Buchinger Heilfasten alle Dimensionen anspricht, körperliche wie geistige. Und weil es eine schonende Methode ist, alle Fastenden können sie durchhalten, es gibt kein Scheitern und eigentlich auch keine ungesunden Nebenwirkungen.
Braucht man zum Fasten Ruhe?
Dr. Buchinger-Kähler: Ja, unbedingt. Im Alltag mit den normalen Abläufen hat dieser Prozess der Fokussierung, des Zur-Mitte-kommen, nicht genug Raum. Wir bieten ein umfangreiches Bewegungs-, Wellness- und Meditationsprogramm an. Ein bis zwei Mal die Woche findet ein Arztgespräch statt und es geht immer darum: Wonach fühle ich mich heute, was ist heute wichtig? Dafür braucht man Ruhe drumherum.
Fasten macht glücklich, was passiert noch auf der körperlichen Ebene?
Dr. Buchinger-Kähler: Allerhand und dazu gibt es umfassende Studien. Heilfasten verändert den Hormonstatus, Serotonin und Dopamin (Tryptophan als Vorstufe dieser Hormone) – das sind die sogenannten Glückshormone – werden erhöht. Schmerzen werden reduziert. Fasten verbessert die Durchblutung, es finden Veränderungen im Gehirnstoffwechsel statt. Man hat festgestellt, dass sich Mäuse, die regelmäßig fasteten, nach Hirnschädigungen schneller wieder erholt haben. Erst in den letzten Jahren hat
die Forschung sich intensiver mit dem Zuckerstoffwechsel des Gehirns beschäftigt. Bei Depressiven nimmt das Gehirn nicht genug Glucose auf. Heilfasten und moderate Bewegung können den Gehirnstoffwechsel verbessern. Das hat auch positive Auswirkungen bei leichter Demenz. Wir haben Patienten, die an Multiple Sklerose erkrankt sind, und sie berichten über sinkende Schubfrequenzen durch regelmäßige Fastenzeiten.
Gibt es beim Fasten viele „Wiederkehrer“?
Dr. Buchinger-Kähler: Auf jeden Fall, viele Patienten kommen ein bis zwei Mal im Jahr, weil sie spüren, dass sie diese regelmäßigen Atempausen brauchen.
Fasten Sie selbst auch regelmäßig?
Dr. Buchinger-Kähler: Ja, das tue ich. Weil ich weiß und oft schon erfahren habe, wie gut es tut – dem Körper und der Seele. Zwei Mal im Jahr gönne ich mir eine Fastenzeit.
Wie lange sollte eine Fastenkur dauern?
Dr. Buchinger-Kähler: Zum Einstieg sind 14 Tage gut, bei einer Erkrankung sollten es schon drei Wochen sein. Körper und Psyche brauchen Zeit, zur inneren Kraft und Stärke zu gelangen, das ist kein mechanischer, technischer Prozess, das dauert bei jedem Menschen die Zeit, die er persönlich eben nötig hat.
Es ist sinnvoll, wenn die Fastenden auch einen gesünderen Lebens- und Ernährungsstil erlernen. Gelingt das?
Dr. Buchinger-Kähler: Wir schulen und coachen dazu, bieten Kochkurse an und schulen Wissen und Techniken. Das ist unser Beitrag. Das Gelernte umzusetzen, das muss bei jedem von innen kommen, da haben wir nicht viel Einfluss drauf. Wir tun nur möglichst viel, damit es gelingt.
Gemeinsamkeit macht stark
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Mit Sicherheit verbunden
Das prolongierte Fasten nach Buchinger
• Abschied vom Essen • Darm reinigen • Flüssigkeitskost über 7 bis 28 Tage (Wasser, Tee,
Saft, Gemüsebrühe, 300 bis 400 Kalorien / Tag) • Fastenbrechen • Normale Kost wieder aufbauen – das ist die wichtigste Phase
Otto Buchinger (1878–1966) gilt als Erfinder des Heilfastens. Nachdem er 1917 infolge einer nicht ausgeheilten Mandelentzündung an Rheuma erkrankte, unterzog er sich versuchsweise einer dreiwöchigen Fastenkur. Erfreut über den Heilerfolg, setzte er sich intensiver mit alternativer Naturheilkunde und dem Fasten auseinander. 1920 gründete er seine eigene Heilfastenklinik, das Kurheim Dr. Otto Buchinger, das 1935 nach Bad Pyrmont umzog, wo sich die Klinik heute noch befindet. 1953 gründete er mit seiner Tochter Maria Wilhelmi eine weitere Klinik am Bodensee in Überlingen, die noch besteht. Buchingers Buch zum Heilfasten wird seit 1935 bis heute immer wieder neu aufgelegt.
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