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Lexikon
VIENNALE 20
TEXTE: MICHAEL OMASTA SABINA ZEITHAMMER
OF Originalfassung OmU Originalfassung mit deutschen Untertiteln OmenglU Originalfassung mit englischen Untertiteln englOF englische Originalfassung
Features
3.30 PM (Ö 2020) R: Ludwig Wüst D: Andrew Brown, Markus Schramm, Roswitha Soukup. 74 min. Martin, ein mittelloser Schauspieler, und Anthony sind alte Freunde. Nach 15 Jahren treffen sie sich in Wien wieder, gehen herum und reden. Verbunden mit einem versteckten Objektiv tauchen Schrecken einer Kindheit auf und weichen nicht mehr aus dem Film. Ein Werk über Freundschaft, Kommunikation, Technologie, Geschichte und Erinnerung. Stadtkino im Künstlerhaus: Do 29.10., 20.30 + Belvedere 21: Fr 30.10., 20.30 + Filmmuseum: Sa 31.10., 13.30 (englOF) ADN / DNA (F/DZA 2020) R: Maïwenn D: Maïwenn, Louis Garrel, Marine Vacth, Fanny Ardant, Dylan Robert. 90 min. In den Ensemblefilmen von Regisseurin Maïwenn sind Disharmonien vorprogrammiert; zumal, wenn es um Familien geht. Jeder Angehörige trauert auf eigene Weise, als der Vater bzw. Großvater in „ADN“ stirbt. Sein Selbstverständnis bildete das Rückgrat der Familie: stolz auf seine maghrebinische Herkunft und ebenso stolz, Franzose zu sein. Nun gilt es, sein Erbe anzutreten – und die eigene Identität zu finden. Gartenbau: Fr 23.10., 11.30 + Urania: Di 27.10., 18.30 + Votiv Kino: Do 29.10., 18.00 + Filmcasino: Fr 30.10., 18.00 (OmenglU)
A metamorfose dos pássaros / The Metamor-
phosis of Birds (P 2020) R: Catarina Vasconcelos. 101 min. In ihrem Debütfilm setzt sich Vasconcelos mit dem Leben ihrer vom Meer getrennten Großeltern und ihres nach einer Hyazinthe benannten Vaters auseinander. Die erlesenen Bilder und das persönliche Voice-over sind einem magischen Realismus verschrieben, aber das biografisch-dokumentarische Drama kommentiert gleichermaßen die jüngere, von den Spuren des Kolonialismus durchzogene Geschichte Portugals. Belvedere 21: Fr 23.10., 20.30 + Urania: Fr 30.10., 16.00 + Filmmuseum: Sa 31.10., 13.00 (OmenglU) An dà shealladh / The Two Sights (GB/USA 2020) R: Joshua Bonnetta. 87 min. Der kanadische Künstler Bonnetta erforscht mit seinem Langfilmdebüt auf der Inselkette der Äußeren Hebriden das, was man „das zweite Gesicht“ nennt: die Fähigkeit, mit Sphären jenseits der physischen Welt in Kontakt zu treten, ja sogar in die Zukunft zu sehen. Ein Phänomen, das zu verschwinden droht, weil niemand mehr daran glaubt. Über zwei Jahre lang sammelte Bonnetta analoges Material, Bild und Ton sowie Lieder, Musik und zahlreiche Geschichten – von unheimlich bis humorvoll. Le Studio: Fr 23.10., 20.30 + Belvedere 21: Mi 28.10., 21.00 (OmU) Anne at 13,000 ft (CAN/USA 2019) R: Kazik Radwanski D: Deragh Campbell, Matt Johnson, Lawrene Denkers, Dorothea Paas. 75 min. Anne ist Ende 20, arbeitet in einem Kindergarten und hat eine große Leidenschaft für das Fallschirmspringen. Doch Anne hat auch Probleme: Ihre Stimmung kann von einem Moment auf den anderen kippen, manchmal trinkt sie zu viel oder spielt unangemessene Streiche. Radwanskis Film, der mit viel Handkameraeinsatz eine unruhige Stimmung erzeugt, lässt unausgesprochen, womit seine Protagonistin zu kämpfen hat, während sie ihren Platz in der Welt sucht. Stadtkino im Künstlerhaus: Di 27.10., 20.30 + Le Studio: Mi 28.10., 18.00 + Urania: Do 29.10., 11.00 (OF)
Anunciaron tormenta / A Storm Was Coming
(E 2020) R: Javier Fernández Vázquez D: Justo Bolekia Boleká, Nieves Posa Bohome, Paciencia Tobilleri Bepe. 87 min. Ësáasi Eweera war einer der letzten Könige des Volkes der Bubi auf der äquatorialguineischen Insel Bioko. Er starb 1904 unter mysteriösen Umständen. Der dokumentarische Filmessay rollt das dunkle Kapitel der spanischen Kolonialgeschichte als multiperspektivische Annäherung auf: mit ausgebleichten Bildern, Akten, die von Schauspielern verlesen werden, und gestochen scharfen digitalen Naturaufnahmen. Filmmuseum: Fr 30.10., 16.00 + Belvedere 21: Sa 31.10., 20.30 (OmenglU) Atarrabi et Mikelats (F/B 2020) R: Eugène Green D: Saia Hiriart, Lukas Hiriart, Ainara Leemans, Thierry Biscary. 123 min. Fantastisch angehauchtes Drama rund um den ewigen Kampf von Gut und Böse, verbunden mit der baskischen Mythologie: Regisseur und Schriftsteller Green erzählt von Zwillingsbrüdern, die einen Sterblichen zum Vater, aber die Göttin Mari zur Mutter haben. Diese hat ihre Kinder dem Teufel zur Erziehung anvertraut. Während Mikelats beschließt, bei seinem Meister zu bleiben, flieht Atarrabi in die Menschenwelt. Urania: Sa 24.10., 18.30 + Metro: So 25.10., 16.00 + Votiv Kino: Mo 26.10., 20.30 (OmenglU) Aufzeichnungen aus der Unterwelt (Ö 2020) R: Tizza Covi, Rainer Frimmel. 115 min. Mitten im Geschehen stehen der Wienerlied-Sänger Kurt Girk und sein Haberer Alois Schmutzer. Beide müssen ihre Nähe zum illegalen Kartenspiel „Stoß“ in einem umstrittenen Prozess mit langen Haftstrafen büßen. In ruhigen Schwarzweißbildern erzählen die zwei Charismatiker, ein ehemaliger Kieberer und ein Gefängniswärter über lange vergangene Zeiten. Eine Liebeserklärung an das Wien der 1960er-Jahre, dazu ein Sittenbild österreichischer Nachkriegsgeschichte. Meisterwerk, go for it! Gartenbau: So 25.10., 14.30 + Fr 23.10., 20.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: Sa 24.10., 17.45 + Votiv Kino: Do 29.10., 20.30 + Admiral Kino: So 1.11., 18.00 (OmenglU) Bitte warten / Please Hold the Line (Ö 2020) R: Pavel Cuzuioc. 86 min. Cuzuiocs Doku ist ein Roadmovie durch private Haushalte in Moldawien, Rumänien, Bulgarien und der Ukraine: Sie begleitet Telekommunikationstechniker im Außendienst. Ein Film über Isolation und Kommunikation in von Armut, Nationalismus und Konflikten geprägten Regionen, über Modernisierung und existenzielle Fragen, die sich in der Warteschleife auftun. Stadtkino im Künstlerhaus: Fr 30.10., 20.30 (OmU) + Admiral Kino: Sa 31.10., 20.30 (OmenglU) + Le Studio: So 1.11., 18.00 (OmU) City Hall (USA 2020) R: Frederick Wiseman. 272 min. Nach der National Gallery in London und der Public Library in New York porträtiert Wiseman die Stadtregierung von Boston und nimmt sich wieder ausgiebig Zeit für zugewandtes Beobachten: vom Alltagsgeschäft des Rathaus-Callcenters über die Vorbereitung der Baseballteam-Parade und die Planung sozialer Hilfen bis zu einer lesbischen Hochzeit. Viereinhalb Stunden, die das Porträt einer ganzen Stadt ergeben. Urania: So 25.10., 11.00 + Belvedere 21: Di 27.10., 18.00 (OF) ColOZio (MEX 2020) R: Artemio Narro D: Orlando Moguel, Diego Calva, Manolo Caso, Hector Kotsifakis. 90 min. Zwei junge Männer erfahren im Drogenrausch durch eine Weissagung, dass Luis Donaldo Colosio Murrieta, sozialdemokratischer Politiker und Präsidentschaftskandidat, in drei Tagen in Tijuana ermordet werden soll. Sie machen sich auf einen Roadtrip, um das Attentat zu verhindern. Narro spielt mit wahren Begebenheiten (Colosio wurde 1994 tatsächlich ermordet) und schuf eine eigenwillige politische Komödie. Le Studio: Mo 26.10., 20.30 + Urania: Mi 28.10., 11.00 (OmenglU) Los conductos (F/COL/BRA 2020) R: Camilo Restrepo D: Luiz Felipe Lozano. 70 min. Pinky ist einer Sekte entkommen und hält sich in der kolumbianischen Millionenstadt Medellín mehr schlecht als recht über Wasser. Doch seine Vergangenheit sitzt ihm wie ein lebendiges Schreckgespenst im Nacken. Camilo Restrepos farbenprächtiges, symbolistisch-albtraumhaftes 16-mm-Langfilmdebüt beruht lose auf den Erinnerungen seines Hauptdarstellers und ist ein politischer Appell für ein Kolumbien jenseits von Drogen, Armut, Kriminalität und Gewalt. Stadtkino im Künstlerhaus: Fr 23.10., 15.30 + Admiral Kino: Sa 24.10., 20.30 + Urania: Mo 26.10., 11.00 (OmenglU) Davos (Ö 2020) R: Daniel Hoesl, Julia Niemann. 90 min. Alljährlich findet in der Schweizer Gemeinde Davos das World Economic Forum statt. Die Doku setzt in dem Moment ein, in dem sich der kleine Skiort wieder einmal in die Weltzentrale von Reichtum und politischem Protzgehabe verwandelt. Dem stehen die „common people“ – Bauern, Hotelpersonal, jugendliche Asylwerber, Sozialarbeiter – und die Widerstandsgesten, die sich im Ort entfalten, gegenüber. Ein Film über Gleichgewicht und Gegensätze, über den Kapitalismus in unserer fragmentierten Welt und den Einfluss der Mächtigen auf die Vielen. Stadtkino im Künstlerhaus: Sa 24.10., 20.30 + Le Studio: So 25.10., 18.00 + Metro: Mo 26.10., 16.00 (OmenglU) Desterro (BRA/P/ARG 2020) R: Maria Clara Escobar D: Carla Kinzo, Otto Jr., Rômulo Braga, David Lobo. 123 min. Laura und Israël leben mit ihrem Sohn Lucas in São Paulo. Sie haben ein schönes Zuhause, doch ihre Beziehung ist erkaltet. Eines Tages verschwindet Laura, und nun verlässt dieser ästhetisch wie emotional radikale Film, der Brasiliens politische Krise zum Inhalt hat, das vertraute Terrain: Die Bilder wirken wie entleert, räumliche und akustische Desorientierung greift um sich. Filmcasino: Di 27.10., 20.30 + Urania: Sa 31.10., 21.00 (OmenglU) The Disciple (IND 2020) R: Chaitanya Tamhane D: Aditya Modak, Arun Dravid, Sumitra Bhave. 127 min. „Wenn du diesen Weg gehen willst, lerne, einsam und hungrig zu sein“, wird Sharad geraten. Mit Mitte 20 ist er noch voller Hoffnung, ein Meister im klassischen Gesang der indischen Raga-Tradition zu werden. Doch sein Lebensweg gestaltet sich anders als erträumt. Eine Charakterstudie aus dem Mumbai von heute rund um Hingabe, Leidenschaft und die (vergebliche) Suche nach Vollkommenheit. Gartenbau: So 25.10., 11.30 + Urania: Mo 26.10., 18.30 + Filmcasino: Mi 28.10., 20.30 (OmenglU) Domangchin yeoja / Die Frau, die rannte (KOR 2019) R: Hong Sangsoo D: Kim Min-hee, Kwon Haehyo, Seo Younghwa, Song Seonmi, Kim Saebyuk. 77 min. Während ihr Mann auf einer Geschäftsreise ist, trifft sich Gamhee mit drei alten Freundinnen in Vororten von Seoul. In den 24 Stunden, die dieses leichte, von trockenem Humor geprägte Drama umfasst, wird viel geredet, in Fettnäpfchen getreten und über diese reflektiert: Manchmal verstehen wir unser Leben über das Bild, das wir anderen davon zeigen. Urania: Fr 23.10., 16.00 (OmU) + Gartenbau: Mo 26.10., 23.00 (OmU) + Fr 30.10., 15.00 (OmU) + Votiv Kino: Mi 28.10., 18.00 (OmU) + Le Studio: Do 29.10., 20.30 (OmU) Domovine / Homelands (SRB 2020) R: Jelena Maksimovi D: Jelena Angelovski, Trifonas Siapalinis. 63 min. Eine Frau, deren Großmutter als kommunistische Partisanin im griechischen Bürgerkrieg einst nach Jugoslawien geflohen ist, begibt sich auf Suche nach ihren Wurzeln. Sie wandelt zwischen verlassenen Häusern, in Schneelandschaften und über Sommerfelder, während Kriegsspuren, Archivbilder und Widerstandslieder mit Erinnerungen verschmelzen. Ein sehr persönlicher Film über die Trauer um eine verlorene Heimat. Metro: Fr 23.10., 11.00 + Filmmuseum: Do 29.10., 13.30 (OmenglU) Dorogie Tovarishchi! / Dear Comrades! (RUS 2020) R: Andrei Konchalovsky D: Julia Vysotskaya, Vladislav Komarov, Andrei Gusev, Yulia Burova. 120 min. 1962 wurde ein Arbeiteraufstand in der russischen Industriestadt Nowotscherkassk von der Sowjetarmee blutig beendet. In seinem Schwarzweißfilm erzählt Altmeister Konchalovsky von diesem lang verschwiegenen historischen Ereignis anhand einer Stalinistin, deren Tochter im Zuge der Proteste spurlos verschwindet. Als exzentrisches Drama zwischen Satire, Melodram, politischer Kritik und potenziellem Revisionismus regt „Dear Comrades!“ zu eigenem Denken an. Filmmuseum: Mo 26.10., 18.30 + Admiral Kino: Di 27.10., 18.00 + Gartenbau: Mi 28.10., 11.30 + Filmcasino: So 1.11., 18.00 (OmenglU) Druk / Another Round (DK 2020) R: Thomas Vinterberg D: Mads Mikkelsen, Thomas Bo Larsen, Magnus Millang, Lars Ranthe. 115 min. Winston Churchill, Franklin D. Roosevelt und Ernest Hemingway haben es vorgezeigt: Vielleicht lebt und arbeitet es sich besser mit einem konstant erhöhten Alkoholpegel im Blut? Vier Freunde, Lehrer an derselben Schule, wagen in Vinterbergs bitterkomischem Film ein Gruppenexperiment. Der Alkohol hilft ihnen zunächst über ihre existenzielle Ödnis hinweg, zeigt aber bald auch seine Schattenseiten. Gartenbau: Fr 23.10., 14.30 (OmenglU) + Do 29.10., 6.30 (OmU) + So 25.10., 23.15 (OmU) + Admiral Kino: Fr 30.10., 18.00 (OmenglU) + Votiv Kino: So 1.11., 18.00 (OmU) Effacer l’historique / Die digital Naiven (F/B 2020) R: Benoît Delépine, Gustave Kervern D: Corinne Masiero, Bouli Lanners, Denis Podalydès, Blanche Gardin. 106 min. Hasse dein Handy: Nachdem Marie, Bertrand und Christine aus unterschiedlichen Gründen zu Opfern des digitalen Zeitalters geworden sind – Sextape, Cyber-Mobbing, null Likes –, beschließen sie, den Tech-Giganten den Krieg zu erklären. Böse Satire mit vielen irren Ideen. Urania: So 25.10., 18.45 + Gartenbau: Di 27.10., 14.30 + Votiv Kino: Fr 30.10., 18.00 + Stadtkino im Künstlerhaus: Sa 31.10., 13.00 (OmU)
El año del descubrimiento / The Year of the Dis-
covery (E/CH 2020) R: Luis López Carrasco. 200 min. In einer Bar in Cartagena berichten Männer und Frauen von den Auswirkungen des EU-Beitritts auf die Region, ihre Arbeit und ihr Leben. Das sieht aus wie Oral History, doch das stets zweigeteilte Bild, das unterschiedliche Inhalte zusammenfügt und vom dokumentarischen Gestus in Richtung Fiktionalisierung führt, wirft die Frage auf: Wird hier wirklich von 1992 erzählt oder ist nicht eher von der Gegenwart die Rede? Admiral Kino: Sa 31.10., 16.30 + Filmmuseum: So 1.11., 13.30 (OmenglU) El prófugo / The Intruder (ARG/MEX 2020) R: Natalia Meta D: Guillermo Arengo, Mirta Busnelli, Daniel Hendler, Nahuel Pérez Biscayart. 90 min. Nach einem traumatischen Erlebnis lernt die Synchronsprecherin Inés den Orgelspieler Alberto kennen. Doch ein diffuses Unbehagen liegt über den Dingen, etwas lauert im Schatten: In einem langsamen Zusammenbruch scheint Inés den Bezug zur Realität zu verlieren. Getarnt als Horrorthriller, bewegt sich „El prófugo“ in einer Grauzone zwischen machistischer Übergriffigkeit und feministischer Befreiung. Admiral Kino: Fr 23.10., 18.00 + Urania: Mi 28.10., 21.00 + Gartenbau: Do 29.10., 11.30 (OmenglU)
El tango del viudo y su espejo deformante / The Tango of the Widower and Its Distorting Mir-
ror (CHL 1967/2020) R: Raúl Ruiz, Valeria Sarmiento D: Ruben Sotoconil, Sergio Hernández, Claudia Paz, Chamila Rodríguez, Luis Alarcón. 70 min. „Der Tango des Witwers“ sollte das Langfilmdebüt des chilenisch-französischen Filmemachers Raúl Ruiz (1941–2011) werden, blieb aber unvollendet. Nun legt Ruiz’ Witwe Valeria Sarmiento eine vervollständigte Fassung vor. Erzählt wird die Geschichte des Witwers Señor Iriarte, eines exzentrischen Gelehrten, der von surrealen Visionen seiner verstorbenen (oder ermordeten?) Frau heimgesucht wird. Gartenbau: Fr 23.10., 23.30 + Votiv Kino: So 25.10., 18.00 + Urania: Do 29.10., 16.00 + Stadtkino im Künstlerhaus: Sa 31.10., 23.15 (OmenglU) Epicentro (Ö/F 2020) R: Hubert Sauper. 108 min. Was ist aus den utopischen Träumen geworden? Mit seinem Dokumentarfilm, der mitunter an die kinematografischen Essays Jean-Luc Godards denken lässt, unternimmt Hubert Sauper einen Streifzug durch Geschichte und Gegenwart Kubas. Ein leben-
Alle Termine, Film für Film, vom 22. Oktober bis zum 1. November
diger Gedankenstrom voller Mikrogeschichten, gefasst in Bilder von melancholischer Schönheit und Düsternis. Gartenbau: So 25.10., 17.30 (OmU) +
Stadtkino im Künstlerhaus: Mo 26.10., 15.15 (OmU) + Urania: Di 27.10., 11.00 (OmenglU)
Eté 85 / Summer of ’85 (F 2020) R: François Ozon
D: Benjamin Voisin, Félix Lefebvre, Valeria Bruni
Tedeschi, Philippine Velge. 100 min. 1980er-Retro können nicht nur „Captain Marvel“ und „Wonder
Woman 1984“, sondern auch Ozons neues Drama:
An einem Strand der Normandie entspinnt sich im
Sommer 1985 eine Liebesgeschichte zwischen dem 16-jährigen Alexis und dem etwas älteren David.
Doch das tragische Ende dieser wendungsreichen
Geschichte steht von Anfang an fest. Nach dem
Roman „Dance on My Grave“ von Aidan Chambers.
Votiv Kino: Fr 23.10., 20.30 + Urania: Sa 24.10., 13.45 + Filmcasino: So 25.10., 18.00 + Stadtkino im Künstlerhaus: Mo 26.10., 23.00 + Gartenbau: Di 27.10., 11.30 (OmenglU)
Eyimofe / This Is My Desire (NGA 2019) R: Arie
Esiri, Chuko Esiri D: Jude Akuwudike, Temi Ami-
Williams, Cynthia Ebijie, Tomiwa Edun. 116 min. Zwei
Menschen beschließen aus der Megacity Laos nach
Europa zu fliehen. Das nüchterne Drama der Brüder
Esiri zeigt den Alltag, der zu dieser Entscheidung führt: Mofe, selbstgelernter Elektriker und
Wachmann, und Rosa, Friseurin und Bartenderin, in ihrem ständigen Kampf mit Geldnot und
Familienzwängen, mit Bürokratie und Korruption.
Admiral Kino: So 25.10., 18.00 + Filmcasino: Mo 26.10., 18.00 (OmenglU)
Fauna (MEX/CAN 2020) R: Nicolás Pereda D: Luisa
Pardo Úrias, Francisco Barreiro, Lázaro Gabino Rodríguez. 70 min. Als die Schauspielerin Luisa ihren
Eltern, die in einem mexikanischen Dorf leben, ihren Freund vorstellen möchte, stößt auch ihr
Bruder dazu. Die Familie gerät in allerlei Gespräche und kommunikative Machtspielchen, als die
Handlung plötzlich auf die nächste Erzählebene springt – und die Schauspieler in neuen Rollen erscheinen. Halb Komödie, halb Film noir, ist „Fauna“ eine Huldigung an die Kunst der Schauspielerei sowie ein Werk, das über Selbstdarstellung im
Alltag und über das männliche, von Fernsehserien genährte Rollenverständnis reflektiert. Stadtkino im Künstlerhaus: Sa 24.10., 13.00 (OmenglU) + Le
Studio: Di 27.10., 20.30 (OmU) + Metro: Sa 31.10., 21.00 (OmU)
Février / February (BGR 2020) R: Kamen Kalev D:
Ivan Nalbantov. 125 min. Dieses dunkel-poetische, spirituell angehauchte Drama folgt dem Leben eines Mannes und zeigt ihn in drei Kapiteln im Alter von acht, 18 und 82 Jahren. Alle seine Lebensphasen sind geprägt von Unfreiheit und der Koexistenz von Mensch und Natur. Immer wieder erscheinen
Vögel, die auf einen größeren Zusammenhang hindeuten. Ein Mysterium wandelt sich in den
Glauben an das Dasein als rätselhafte Folge von Inkarnationen. Filmcasino: Sa 24.10., 18.00 + Urania:
So 25.10., 16.00 + Stadtkino im Künstlerhaus: Fr 30.10., 13.00 (OmenglU)
First Cow (USA 2019) R: Kelly Reichardt D: John
Magaro, Orion Lee, Toby Jones. 122 min. Der einzelgängerische Koch Cookie strandet um 1820 in einer behelfsmäßigen Ansiedlung im Oregon
Territory. Hier lernt er den chinesischen Immigranten King-Lu kennen. Als die erste Milchkuh im
Landstrich eintrifft, starten die beiden ein kleines
Schmalzgebäck-Unternehmen – mit nicht ganz legalen Methoden. Ein zärtlicher Western, dessen
Beginn das Ende erklärt – nicht zu spät kommen!
Gartenbau: Mo 26.10., 20.30 + Sa 24.10., 23.00 + Stadtkino im Künstlerhaus: Mi 28.10., 15.30 +
Urania: Fr 30.10., 18.30 + Filmcasino: Sa 31.10., FOTOS: LE PACTE 18.00 (OF) Frem (CZ/SVK 2020) R: Viera Cákanyová D: Martin Kovačík. 73 min. „Requiem for Homo Sapiens“ lautet der Untertitel dieses experimentellen Films zwischen Dokumentation und Science-Fiction. Auf einen elegischen Kommentar zum Schicksal des Planeten Erde folgt ein mäandernder Drohnenflug über das gar nicht mehr ewige Eis der Antarktis. Aufnahmen von Robben, Delfinen, Pinguinen und Menschen sind in elliptischen Sequenzen montiert und lassen an den Blick eines Aliens denken. Urania: Fr 23.10., 18.30 + Le Studio: Sa 24.10., 20.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: Mo 26.10., 12.45 (englOF) Gunda (NOR/USA 2020) R: Victor Kossakovsky. 93 min. Der Alltag auf einem dänischen Bauernhof, mit einer Sau und ihren Ferkeln, einem einbeinigen Huhn und zwei Kühen als Hauptdarsteller. Bald sieht man die Tiere als beseelt, wie menschliche Wesen, doch wischt Kossakovsky in seiner schwarzweißen Doku ohne Dialog schließlich jede Romantik beiseite. „Ein großer, zu Herzen gehender Film über das Mysterium des Lebens“ (Bert Rebhandl). Gartenbau: Fr 30.10., 17.30 + Votiv Kino: Sa 31.10., 20.30 + Urania: So 1.11., 18.30 Her Name Was Europa (D 2020) R: Anja Dornieden, Juan David González Monroy. 76 min. Schwarz-weißer Essayfilm zum Thema Wiederauferstehung – und zwar des 1627 ausgestorbenen Auerochsen, der wilden Urform des Hausrindes. Schon der deutsche Zoologe Lutz Heck, ein Freund Hermann Görings, träumte davon, ebenso wie niederländische Wissenschaftler heute, die an der Rückzüchtung des einst symbolträchtigen Tieres arbeiten. Filmmuseum: Fr 23.10., 21.00 + Metro: So 25.10., 19.00 + Sa 24.10., 19.15 (OmenglU) Her Socialist Smile (USA 2020) R: John Gianvito. 93 min. Cinephile kennen Helen Keller (1880–1968) aus Arthur Penns „The Miracle Worker“, der die Sprachfindung des taubblinden Mädchens erzählt. Gianvitos Doku porträtiert die erwachsene Schriftstellerin: Sie erwarb als eine der ersten Frauen einen Bachelor-Abschluss, trat für das Frauenwahlrecht, Antikriegspolitik und eine sozialistische Wende in den USA ein. Filmmuseum: Mo 26.10., 13.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: Fr 30.10., 18.00 + Metro: So 1.11., 11.00 (OF) Hochwald / Why Not You (Ö/B 2020) R: Evi Romen D: Thomas Prenn, Noah Saavedra, Josef Mohamed, Kida Khodr Ramadan. 108 min. Zu Weihnachten trifft Mario in seinem Südtiroler Heimatdorf seinen Jugendfreund Lenz wieder, für den er Gefühle hegt. Mario möchte Tänzer werden, Lenz ist Schauspieler, gemeinsam gehen sie nach Rom. Nach einem traumatisierenden Ereignis kehrt Mario allein in das Dorf zurück, in dem er, ehemals drogensüchtig und sehr jung Vater geworden, schon immer kritisch beäugt wurde. Mehrfach ausgezeichnetes Regiedebüt. Gartenbau: Mi 28.10., 17.30 + Filmcasino: Do 29.10., 20.30 + Metro: So 1.11., 13.00 (OmenglU) Hopper/Welles (USA 1970/2020) R: Orson Welles. 130 min. Zwei Superstars des amerikanischen Kinos in Schwarz-Weiß: 1970 trafen sich Dennis Hopper, gerade höchst erfolgreich mit „Easy Rider“, und Orson Welles zu einem Gespräch über Filme, Liebe und Revolutionen. Ein Zeitdokument und spannendes Zusammentreffen zweier Generationen, in dem Welles aus dem Off Fragen stellt und Hopper im Bild trotzig antwortet. Gartenbau: Sa 24.10., 14.00 + Stadtkino im Künstlerhaus: So 25.10., 18.00 + Metro: Fr 30.10., 15.45 (OF) Intimate Distances (GB/USA 2020) R: Phillip Warnell D: Martha Wollner. 61 min. Eine Frau mit weißer Kurzhaarfrisur spricht auf der Straße Fremde an und verwickelt sie in Gespräche. Zu sehen ist die Arbeit der Casterin Martha Wollner, die in New York nach dem richtigen Mann für die Rolle eines Kriminellen sucht. Gefilmt ist das im Stil eines Überwachungsthrillers aus großer Distanz, ein rätselhaftes Voiceover erklingt dazu: ein experimentelles Abbild städtischen Lebens. Urania: Sa 24.10., 16.00 + Le Studio: Mo 26.10., 18.00 + Stadtkino im Künstlerhaus: Do 29.10., 13.00 + Filmcasino: Sa 31.10., 20.30 (OF) Isabella (ARG/F 2020) R: Matías Piñeiro D: María Villar, Agustina Muñoz, Pablo Sigal, Gabriela Saidon. 80 min. Piñeiro hat den Frauenfiguren in Shakespeares Dramen bereits vier Filme gewidmet. In der jüngs-
FEATURES
Mit atemloser Geduld gefilmt
Schauspielerregisseurin Maïwenn, oben mit Louis Garrel und Fanny Ardant, erweist sich erneut als Spezialistin für Ensemblefilm
Gebrochene Herkunft und Fragen der Identität: Maïwenns „ADN“
Als er aus Algerien kam, trug er stolz die Djellaba, den traditionellen Überwurfmantel. In Frankreich hingegen zog er, ebenso stolz, einen Dreiteiler an, der seinen Idolen Alain Delon und Yves Montand so gut stand. Jetzt ist der Großvater tot, dessen maghrebinisch-französische Identität das Rückgrat der Familie bildete. Was für Emir Fellah, nach langen inneren und öffentlichen Kämpfen, kein Widerspruch mehr war, könnte seine Angehörigen nun auseinanderreißen. Soll die Trauerfeier für den glühenden Atheisten in einer Kirche oder Moschee abgehalten werden? Sein Sarg, so viel sei verraten, ist mit der algerischen Flagge geschmückt.
Jeder in der Familie trauert anders um ihn. Egoismus und Gemeinschaftssinn kollidieren heftig in „ADN“. Mit atemloser Geduld filmt Maïwenn („Poliezei“, 2011) die unterschiedlichen Temperamente, die vor diesem Scherbenhaufen stehen und ihm einen Sinn geben müssen. Was lange ungesagt blieb, bricht sich brüsk Bahn. Das ist mal schmerzlich, mal grausam, aber auch zukunftsweisend.
Emir hat ihnen Charakterstärke vererbt. Aus dem charismatischen Ensemble (Fanny Ardant, Marine Vacth, Louis Garrel und anderen) sticht die Regisseurin allmählich selbst hervor. Die Enkeltochter Neige, die in Frankreich nicht Ndjema heißen sollte, forscht nach ihren Wurzeln. Ihre Identität wird zu einer Frage von DNS und Staatsangehörigkeit: Die Ansicht des Hafens von Algier ist verlockend. Die Schauspielerregisseurin, deren Mutter kabylischer Abstammung ist, erzählt auch von ihrer eigenen, gebrochenen Herkunft; jedoch nicht exklusiv. GERHARD MIDDING
ten Arbeit seiner Reihe „The Shakespeareads“ bewirbt sich die junge Schauspielerin Mariel in immer neuen Vorsprechterminen für die Rolle der Isabella in „Maß für Maß“. Während das Originalstück eine Doppelgänger/innen-Intrige entwickelt, geraten in Piñeiros Film Zeit und Raum in ungewöhnliche Bewegung. Urania: Fr 23.10., 21.30 + Le Studio: Sa 24.10., 18.00 + Metro: Mo 26.10., 13.45 + Stadtkino im Künstlerhaus: Sa 31.10., 15.30 (OmenglU) Jenayat-e bi deghat / Careless Crime (IRN 2020) R: Shahram Mokri D: Babak Karimi, Razieh Mansouri, Abolfazl Kahani, Mohammad Sareban. 139 min. Am 19.8.1978 verübten vier Männer als Protest gegen das Schah-Regime und die Kultur des Westens einen Brandanschlag auf das Cinema Rex im iranischen Abadan – 422 Menschen starben. Mokris Film folgt vier Männern im Iran der Gegenwart, die eine Wiederholung des Anschlags planen. Aber nicht nur: In sich überlappenden Zeitschlaufen gehen Fiktion und Historie vielfältige Verbindungen ein. Admiral Kino: Fr 23.10., 20.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: Mi 28.10., 18.15 + Filmmuseum: Do 29.10., 21.00 (OmenglU) Kajillionaire (USA 2019) R: Miranda July D: Richard Jenkins, Debra Winger, Evan Rachel Wood, Gina Rodriguez. 104 min. Sundance-Liebling Miranda July entwirft eine bizarre, tragikomische Familie, deren Leben von Armut, Gefühllosigkeit und Härte gekennzeichnet ist: Robert, Theresa und ihre Tochter Old Dolio schlagen sich in Los Angeles als Kleinbetrüger durch. Bei einer ihrer Aktionen lernen sie Melanie kennen, deren empathiefähige Normalität ganz frischen Wind in das Gefüge des Trios bringt. Glänzend besetztes Melodram. Urania: Mo 26.10., 21.15 + So 1.11., 16.00 + Stadtkino im Künstlerhaus: Mi 28.10., 13.00 + Filmcasino: Do 29.10., 18.00 + Gartenbau: Sa 31.10., 23.00 (OmU) Kaze no denwa / Voices in the Wind (J 2020) R: Nobuhiro Suwa D: Motola Serena, Nishijima Hidetoshi, Nishida Toshiyuki, Miura Tomokazu. 139 min. Suwas Protagonistin Haru war neun Jahre alt, als sie ihre Eltern und ihren Bruder im Zuge des TohokuErdbebens und Tsunamis von 2011 verlor. Seitdem lebt sie bei ihrer Tante, doch der Schmerz über den Verlust steht als Leere zwischen den beiden Frauen. Als die Tante überraschend ins Krankenhaus muss, fährt Haru in ihren alten Heimatort. Ein zärtliches Raodmovie über Trauer und Zuversicht. Metro: Sa 24.10., 16.30 + Urania: Do 29.10., 18.30 (OmenglU) Lahi, Hayop / Genus Pan (PHL 2020) R: Lav Diaz D: Nanding Josef, Bart Guingona, DMs Boongaling, Hazel Orencio, Joel Sarach. 157 min. „Gattung Pan“, also Schimpanse, lautet der deutsche Titel von Diaz Drama, das sich um drei hoffnungslos ausgebeutete Männer dreht. Angesiedelt ist es in der von Katholizismus, Gewalt und ökonomischen Abhängigkeiten geprägten Realität der Philippinen. Hier machen sich die drei auf einen beschwerlichen Weg in ihre Heimat, zur Insel Hugaw. Jederzeit haben sie dabei die Wahl: Menschlichkeit oder animalischer Trieb? Filmmuseum: So 25.10., 21.00 + Belvedere 21: Mi 28.10., 18.00 + Metro: Sa 31.10., 11.00 (OmenglU) La Nuit des rois / Night of the Kings (F/CIV/ CAN/SEN 2020) R: Philippe Lacôte D: Denis Lavant, Issaka Sawadogo, Steve Tientcheu. 93 min. Ein fantastisches Drama in Anlehnung an den Mythos der Scheherazade: Der junge Straßenkriminelle Zama kommt in ein Gefängnis mitten im Wald, das von seinen Gefangenen regiert wird. Um diese zu kontrollieren, pflegt man das Ritual des Geschichtenrezitierens. Zama wird ausgewählt, eine ganze Blutmondnacht lang hindurch zu erzählen – sonst ist sein Leben in Gefahr. Urania: Mo 26.10., 13.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: Fr 30.10., 15.30 + Gartenbau: Sa 31.10., 11.30 (OmenglU) Le Sel des larmes / The Salt of Tears (F/CH 2019) R: Philippe Garrel D: Logan Antuofermo, Oulaya Amamra, Souheila Yacoub. 100 min. Ein Beziehungsdrama in Schwarz-Weiß, angesiedelt in der Stadt der Liebe. Der Tischlersohn Luc kommt aus der Provinz nach Paris, um sich an einer Ausbildungsstätte zu bewerben. Bald findet er sich, bisher von der Liebe recht unbeleckt, hin und her gerissen zwischen drei Frauen: der sehr jungen Djemila, einer alten Schulfreundin und Betsy, die ihn in eine Dreiecksgeschichte verwickelt. Votiv Kino: Sa 24.10., 20.30 + Admiral Kino: So 25.10.,
LIEBE ZUM
FILM
VOM WIDERSCHEIN DES KINOS Hans Hurch: Essays, Interviews und Kurz texte zum Thema Film, Filmschaffende und Kino des ehemaligen Viennale-Direktors 248 Seiten, € 22,90
20.30 + Gartenbau: Fr 30.10., 23.00 + Sa 31.10., 17.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: So 1.11., 18.00 (OmenglU) Die letzte Stadt (D 2020) R: Heinz Emigholz D: John Erdman, Jonathan Perel, Young Sun Han, Dorothy Ko. 100 min. Philosophisch-Metaphysisches mit komischen Untertönen bietet dieser Spielfilm, in dem sich zunächst ein Archäologe und ein Waffendesigner in Israel über Liebe und Krieg unterhalten. Sodann setzt ein Reigen mit wechselnden Darstellern in wechselnden Rollen ein, der durch Athen, Berlin, Hongkong und São Paulo führt und Themen wie Inzest, Kriegsschuld und Kosmologie streift. Stadtkino im Künstlerhaus: Fr 23.10., 22.45 + Filmcasino: Sa 24.10., 20.30 + Metro: Mo 26.10., 11.00 (OmU) The Lobby (D/ARG 2020) R: Heinz Emigholz D: John Erdman. 76 min. Eine Art Fortsetzung zu „Die letzte Stadt“ von Emigholz (die auch trefflich allein funktioniert): diesmal mit einer einzelnen Figur namens „Old White Male“ (Performancekünstler Erdman), die in verschiedenen Apartmenthaus-Lobbys in Buenos Aires sitzt und sich in einer Mischung aus Sardonismus und Ekel über den Tod, das Bewusstsein und den Zustand heutiger menschlicher Beziehungen auslässt. Filmmuseum: Sa 24.10., 18.30 + Metro: Di 27.10., 13.30 (englOF) Lúa vermella / Red Moon Tide (E 2020) R: Lois Patiño D: Rubio de Camelle, Ana Marra, Carmen Martínez, Pilar Rodlos. 84 min. Uralte Mythen, die galicische Küstenlandschaft und das Meer sind die Zutaten dieses visuell beeindruckenden Films. Seitdem die Fluten den Fischer Rubio in die Tiefe gezogen haben, liegt ein Fluch über den Menschen eines kleinen Dorfs: Sie stehen erstarrt und können sich nicht bewegen, nur ihre Erzählungen sind im Voice-over zu hören. Doch Hilfe naht, denn drei Hexen sind von einem Berg herabgestiegen. Filmcasino: Fr 23.10., 18.00 + Le Studio: Do 29.10., 18.00 + Metro: Sa 31.10., 14.00 (OmenglU) Mainstream (USA 2020) R: Gia Coppola D: Andrew Garfield, Maya Hawke, Nat Wolff, Jason Schwartzman, Alexa Demie. 94 min. Gia Coppola, Enkelin von Francis Ford Coppola, beleuchtet auf surreale Weise die Social-Media-Besessenheit: Die Barkeeperin Frankie gründet zusammen mit ihrem Kollegen Jake und dem Sonderling Link einen Youtube-Kanal, in dem über die Konsumgesellschaft und den Mainstream gelästert wird. Doch mit zunehmendem Erfolg und dem Versuch, immer mehr Likes zu generieren, geraten die Dinge außer Kontrolle. Urania: Fr 30.10., 11.00 + Di 27.10., 21.00 + Gartenbau: Mi 28.10., 23.00 + So 1.11., 11.30 (OF) Malmkrog (RO/SRB/CH/SWE/BiH/MKD 2020) R: Cristi Puiu D: Frédéric Schulz-Richard, Agathe Bosch, Marina Palii, Diana Sakalauskaité. 201 min. Hochsteckfrisuren, feines Porzellan und Pelzkrägen: In einem winterlichen Herrenhaus treffen im späten 19. Jahrhundert ein Landbesitzer, ein Politiker, eine Gräfin, ein General und dessen Frau zusammen und diskutieren über Tod, Krieg, Glauben und Moral. Das Personal führt indes ein Eigenleben. Basierend auf „Drei Konversationen“ des russischen Philosophen, Theologen und Poeten Wladimir Solowjew. Stadtkino im Künstlerhaus: Mi 28.10., 21.15 (OmU) + Belvedere 21: Do 29.10., 18.00 (OmenglU) + Urania: Sa 31.10., 11.00 (OmU) Ma ma he qi tian de shi jian / Mama (CHN/F 2020) R: Li Dongmei D: Cheng Shuqiong, Wang Xiaoping, Ge Wendan, Xia Guoli, Gong Xinyan. 134 min. Basierend auf ihren Kindheitserinnerungen und besetzt mit Laiendarstellern, erzählt Li Dongmei in ihrem Spielfilmdebüt vom ländlichen China der frühen 1990er-Jahre. In langen, oft unbewegten Einstellungen laufen sieben Tage eines Dorflebens mit Arbeit und Schule, Geburt und Tod ab. Ein Werk voller Schönheit, inspiriert von Robert Bresson und Yasujirō Ozu. Metro: Sa 24.10., 21.30 + Urania: Mi 28.10., 13.30 (OmenglU)
Maɬni – Towards the Ocean, Towards the Shore
(USA 2020) R: Sky Hopinka. 80 min. Majestätische Wälder, breite Flüsse, das Meer. Überlegungen zu Reinkarnation, der spirituellen Welt, dem Wesen des Menschen. Regisseur Sky Hopinka, selbst indigener Abstammung, erlaubt mit seiner Doku einen Blick in die Welt der Nachfahren amerikanischer Ureinwohner an der Nordwestküste des Pazifiks. Die „Canoe People“ haben durch die Wiederaneignung ihres kulturellen Erbes zu einer Art Versöhnung mit der Gegenwart gefunden. Belvedere 21: Fr 23.10., 18.00 + Metro: Mi 28.10., 16.00 (OmenglU) Miss Marx (I/B 2020) R: Susanna Nicchiarelli D: Romola Garai, Patrick Kennedy, Felicity Montagu. 107 min. Das Biopic über Karl Marx’ jüngste Tochter, Eleanor Marx (1855–1898), ist der heurige Eröff nungsfilm. Nach dem Tod ihres Vaters tritt Eleanor ein schweres Erbe an: Einerseits soll sie dessen Werk bewahren, andererseits hat sie eigene Ambitionen. Sie nimmt als Sozialistin an den Kämpfen der Arbeiter teil, engagiert sich gegen Kinderarbeit und ist unter den Ersten, die Kapitalismus und Tyrannei der Männer in Zusammenhang bringen. Doch keine noch so klare feministische Erkenntnis bewahrt sie vor dem Scheitern im Privatleben – im Alter von 43 Jahren begeht sie Suizid. Nicchiarelli blickt in ihrem Film auch in die Zukunft: Führt eine Linie von Eleanor zu den Punk-Rebellinnen? Eine Frage, die der Score von „Miss Marx“ suggeriert, und ein toller, aus der Zeit fallender Tanzauftritt gen Ende. Gartenbau: Do 22.10., 20.00 + Sa 24.10., 11.00 + Admiral Kino: Do 22.10., 20.30 + Belvedere 21: Do 22.10., 20.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: Do 22.10., 20.30 + Metro: Do 22.10., 20.30 + Urania: Do 22.10., 20.30 + Le Studio: Do 22.10., 20.30 + Votiv Kino: Do 22.10., 20.30 + Filmcasino: Do 22.10., 20.30 + Filmmuseum: Do 22.10., 23.00 (OmU) My Mexican Bretzel (E 2019) R: Nuria Giménez Lorang D: Frank A. Lorang, Ilse G. Ringier. 74 min. Bilder eines Luxuslebens in Paris, Barcelona, New York und New Orleans. Dem Ehepaar Vivian und Léon Barrett geht es gut, wie die Gedanken der Frau in ihren Tagebuchaufzeichnungen offenbaren. Aber Achtung, fröhlicher Schwindel: Die Regisseurin hat sich zu den Urlaubsfilmen ihrer Großeltern die Geschichte einer leicht gelangweilten Society-Lady ausgedacht. Found Footage einmal anders. Admiral Kino: Di 27.10., 20.30 + Filmmuseum: Mi 28.10., 18.30 + Metro: Do 29.10., 21.00 (englOF) Nackte Tiere (D 2020) R: Melanie Waelde D: Marie Tragousti, Sammy Scheuritzel, Michelangelo Fortuzzi. 83 min. Katjas große Leidenschaft ist das Jiu-Jitsu. Ansonsten hängt sie, irgendwo in einer anonymen deutschen Stadt, in einer improvisierten WG mit Gleichaltrigen ab. Melanie Waeldes intensives Spielfilmdebüt erzählt von fünf jungen Menschen, die einen letzten Winter zusammen verbringen, bevor die Schule endet: zwischen Jugend und einer ungewissen Zukunft, Aggression und Sexualität, Chaos und Freiheit. Stadtkino im Künstlerhaus: Fr 23.10., 18.00 + Votiv Kino: Sa 24.10., 18.00 + Urania: Do 29.10., 21.30 (OmenglU)
Never Rarely Sometimes Always / Niemals
selten manchmal immer (USA 2020) R: Eliza Hittman D: Sidney Flanigan, Talia Ryder, Ryan Eggold, Sharon Van Etten. 101 min. Autumn ist 17 Jahre alt und ungewollt schwanger. Zusammen mit einer Freundin fährt sie von Pennsylvania nach New York, wo einer Minderjährigen der Schwangerschaftsabbruch auch ohne Zustimmung der Erziehungsberechtigten erlaubt ist. Auf dem Weg liegen allerlei Widrigkeiten und Demütigungen, die das Vorhaben zu einem Kraftakt machen. Ein ruhiger Film, der die Doppelmoral einer sexistischen Gesellschaft herausarbeitet. Gartenbau: Sa 24.10., 20.30 + Di 27.10., 6.30 + Votiv Kino: So 25.10., 20.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: Mo 26.10., 18.00 + Filmcasino: Mi 28.10., 18.00 (OmU) Nomadland (USA 2020) R: Chloé Zhao D: Frances McDormand, David Strathairn, Linda May, Swankie und Bob Wells. 108 min. Fern, eine Frau Anfang 60, wird in einem von Rezession gebeutelten Amerika und nach dem Tod ihres Ehemannes zu einer modernen Nomadin, die in ihrem Van lebt. Zhaos Film vereint die Schönheit der Landschaft des amerikanischen Westens mit dem Thema Einsamkeit, führt in die Welt von Gelegenheitsjobs in den Lagern von Amazon und in Trailerparks mit ihren ganz eigenen Communitys. Besetzt ist der Film neben Frances McDormand mit Laiendarstellern, die tatsächlich „houseless“ sind. Ausgezeichnet mit dem Goldenen Löwen der Filmfestspiele von Venedig. Gartenbau: So 1.11., 14.30 + Fr 30.10., 20.30 + Do 29.10., 18.00 (OmU) Nomery / Numbers (UKR/PL/CZ/F 2020) R: Oleg Sentsov D: Evhen Chernykov, Agatha Larionova, Oleksandr Begma. 104 min. Mittlerweile ist der Filmemacher Oleg Sentsov wieder frei, doch bei dieser Parabel auf ein totalitäres System führte er noch aus einem sibirischen Lager Regie: Zehn nur mit Nummern bezeichnete Menschen sind in einer Art Gefängnis strikten wie sinnlosen Ritualen unterworfen. Ein ungeplantes Kind bringt die Ord-
nung ins Wanken, es kommt zum Aufstand. Doch in dieser Dystopie bringen weder Revolution noch
Tod die Freiheit. Filmmuseum: So 25.10., 13.30 +
Urania: Di 27.10., 13.45 (OmenglU)
Notturno (I/F/D 2020) R: Gianfranco Rosi. 100 min.
Der italienische Dokumentarist Rosi, der 2016 mit dem Festivalhit „Seefeuer“ von sich reden machte, hat im Grenzgebiet der Länder Syrien, Irak,
Kurdistan und Libanon drei Jahre lang Menschen gefilmt, die auf wechselnden Seiten von den
Kriegen in der Region betroffen und traumatisiert sind. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage: Kann sich das Leben aus den Ruinen erheben? Votiv Kino:
Di 27.10., 18.00 + Gartenbau: Do 29.10., 20.30 + Mi 28.10., 14.30 + Urania: Fr 30.10., 21.15 + Stadtkino im Künstlerhaus: Sa 31.10., 20.30 (OmenglU)
Orphea (D 2020) R: Alexander Kluge, Khavn De La
Cruz D: Lilith Stangenberg, Ian Madrigal. 99 min. Der deutsche Schriftsteller, Philosoph und Filmemacher Alexander Kluge hat im philippinischen
Poeten, Sänger und Filmemacher Khavn einen kongenialen Partner gefunden. Im transsexuellen Underground von Manila macht sich eine
Rocksängerin namens Orphea auf die Suche nach ihrem in der Unterwelt gefangenen Eurydiko. Ein
Musik-Essay-Film, irgendwo zwischen Brecht’scher
Operette und Installation. Metro: Fr 23.10., 16.00 +
Belvedere 21: Sa 24.10., 20.30 (OmenglU)
Ping jing / The Calming (CHN 2020) R: Song Fang
D: Qi Xi, Ye Yuzhu, Song Dijin. 93 min. Lin Tong, eine junge Filmemacherin mit gebrochenem Herzen, reist in einer arbeitsfreien Phase durch Japan,
Hongkong und China und sucht neuen Halt im Leben. Ein sanftes, stilles Werk, das den emotionalen und psychischen Raum zwischen nachklingenden
Erinnerungen und einer ungewissen Zukunft ausleuchtet. Natureindrücke und kleine Gesten der
Zuwendung beginnen die Leere zu füllen. Urania:
Fr 23.10., 13.30 + Votiv Kino: Mo 26.10., 18.00 +
Metro: Fr 30.10., 21.00 (OmenglU)
Quo vadis, Aida? (BiH/D/F/NL/NOR/Ö/PL/RO 2020)
R: Jasmila Žbanić D: Jasna Đuričić, Izudin Bajrović,
Boris Ler, Dino Bajrović, Johan Heldenbergh, Teun
Luijkx, Edita Malovčić. 103 min. Die aus Bosnien gebürtige Filmemacherin Jasmila Žbanić und die aus Graz stammende Kamerafrau Christine A.
Maier tauchen 25 Jahre nach dem Massenmord von
Srebrenica tief in die europäische Geschichte ein.
Machtlos muss UN-Übersetzerin Aida zusehen, wie binnen weniger Stunden eine Tragödie unfassbaren
Ausmaßes über die Stadt und ihre Familie hereinbricht. Gartenbau: Sa 24.10., 17.30 (OmU) + Urania:
So 25.10., 21.15 (OmenglU) + Filmcasino: Mo 26.10., 20.30 (OmU) + Metro: So 1.11., 16.00 (OmenglU)
Responsabilidad empresarial / Corporate
Accountability (ARG 2020) R: Jonathan Perel. 68 min. Der argentinische Filmemacher Jonathan Perel hat sich in seinem Werk ganz der Aufarbeitung der argentinischen Militärdiktatur (1976–1983) verschrieben. Diesmal besucht er 25 Industriestandorte im ganzen Land, deren Betreiber mit der
Militärjunta kooperiert haben, und informiert über die Verbrechen, in die diese verstrickt waren. Darunter natürlich auch VW. Stadtkino im Künstlerhaus:
Sa 24.10., 15.30 + Filmmuseum: Do 29.10., 16.00 (OmenglU)
Rizi / Days (TWN 2019) R: Tsai Ming-liang D: Lee
Kang-Sheng, Anong Houngheuangsy. 127 min.
Kang lebt in einem großen Haus, Non in einem kleinen Appartement in der Stadt. Tsai Ming-Liang folgt ihren alltäglichen Verrichtungen, der sie auf geradezu rituelle Weise nachgehen, mit größtmöglicher Geduld und Ruhe. Worte sind überflüssig, stattdessen Auge und Ohr, Anblick und Geräusch.
Am Ende dieses die Sinne schärfenden, dialoglosen
Dramas begegnen sich die beiden Männer. Urania:
Sa 24.10., 11.00 + Gartenbau: So 25.10., 20.30 +
Do 29.10., 14.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: Di 27.10., 17.45 + Belvedere 21: So 1.11., 18.00
Sandlines, the Story of History (MEX/IRQ 2020)
R: Francis Alÿs D: Mohamed, Ali, Fatma, Demoa,
Younis. 61 min. Der Fotograf, Maler, Aktions- und
Videokünstler Alys lässt eine Gruppe aufgeweckter
Kinder aus einem Bergdorf in der Nähe von Mossul, die im eigentlichen Leben Schaf- und Ziegenhirten sind, das letzte Jahrhundert irakischer Geschichte nachspielen. Mit einem Minimum an Requisiten FOTOS: MFA und Kostümen gelingen eindrucksvolle Bilder, die vom Kolonialismus und seinen Folgen erzählen. Le Studio: Fr 23.10., 18.00 + Belvedere 21: Mo 26.10., 20.30 (OmenglU) Seif gheir aadi / An Unusual Summer (PSE/D 2020) R: Kamal Aljafari. 80 min. Poetische Doku mit ungewöhnlicher Ausgangssituation: Nachdem sein Auto beschädigt wurde, installierte der Vater des Filmemachers eine Überwachungskamera. Ihre Aufnahmen werden zum Porträt eines arabischen Viertels im israelischen Ramla. Gemeinhin Unbemerktes rückt in den Fokus: Regen, herumwehende Gegenstände oder geheimnisvolle Frauen, die in den Pixeln der niedrigen Bildauflösung verschwinden. Belvedere 21: Mo 26.10., 18.00 + Metro: Fr 30.10., 13.30 (OmenglU) Seize printemps / Frühling in Paris (F 2020) R: Suzanne Lindon D: Suzanne Lindon, Arnaud Valois, Frédéric Pierrot. 73 min. Suzanne Lindon, die Tochter des Schauspielers Vincent Lindon, erzählt in ihrem Spielfilmdebüt eine melancholisch-leichte Liebesgeschichte: Die 16-Jährige Suzanne (Lindon), die von ihren Altersgenossen gelangweilt ist, verliebt sich in einen älteren Mann. Ein Werk über Neugier, Euphorie, Lebenshunger und Enttäuschung, bestückt mit poetisch-minimalistischen Tanzszenen. Gartenbau: Mi 28.10., 20.30 (OmU) + Stadtkino im Künstlerhaus: Do 29.10., 18.00 (OmenglU) + Admiral Kino: Fr 30.10., 20.30 (OmU) + Votiv Kino: Sa 31.10., 18.00 (OmenglU) Selva trágica / Tragic Jungle (MEX/F/COL 2020) R: Yulene Olaizola D: Indira Andrewin, Gilberto Barraza, Mariano Tun Xool, Lázaro Gabino Rodríguez. 96 min. Eine alte Maya-Legende aus Yucatán, verlegt ins Jahr 1920: Eine Gruppe von mexikanischen Arbeitern erntet seit Monaten im Dschungel Gummi, als plötzlich eine junge Frau auf der Flucht vor einem Sklavenhalter auftaucht und die Arbeiter um den Verstand bringt. Doch das ruchlose Begehren der Männer weckt einen mystischen weiblichen Dämon namens Xtabay auf. Nimmt hier die Natur selbst Rache an den Eindringlingen? Stadtkino im Künstlerhaus: Fr 23.10., 13.00 + Filmcasino: So 25.10., 20.30 + Urania: So 1.11., 11.00 (OmenglU)
Sheytan vojud nadarad / Doch das Böse gibt
es nicht / There Is No Evil (D/CZ/IRN 2020) R: Mohammad Rasoulof D: Mohammad Seddighimehr, Mahtab Servati, Zhila Shahi. 150 min. Bis in die jüngste Vergangenheit wurden im Iran einfache Armeerekruten als Henkershelfer herangezogen. Rasoulof zeigt, welche Folgen diese Tätigkeit für die jungen Männer und ihre Familien hat. Vier einzelne Geschichten, erzählt mit enormer Beherrschtheit und manchem Schockmoment, ergeben zusammen einen nachhaltigen Appell gegen die Todesstrafe. Ausgezeichnet mit dem Goldenen Bären der Berlinale. Urania: Sa 24.10., 21.30 (OmU) + Votiv Kino: Mi 28.10., 20.30 (OmU) + Gartenbau: Fr 30.10., 11.30 (OmenglU) + Belvedere 21: Sa 31.10., 17.30 (OmenglU) Shirley (USA 2019) R: Josephine Decker D: Elisabeth Moss, Michael Stuhlbarg, Odessa Young, Logan Lerman. 106 min. Zwei Ehepaare, das eine älter und etabliert, das andere jung und voller Pläne für die Zukunft. Josephine Decker setzt das, was zwischen den Frauen passiert, zentral. Shirley, die an die Horrorautorin Shirley Jackson angelehnte Schriftstellerin, die aus ihren Neurosen Literatur gebiert, benutzt und manipuliert auch Rose. Doch die ist klug genug, daraus ihrerseits Lehren zu ziehen. (Barbara Schweizerhof) Urania: Fr 23.10., 11.00 + Stadtkino im Künstlerhaus: Di 27.10., 13.00 + Gartenbau: Do 29.10., 23.15 + Votiv Kino: Fr 30.10., 20.30 (OF) Siberia (I/D/MEX 2020) R: Abel Ferrara D: Willem Dafoe, Dounia Sichov, Simon McBurney. 91 min. Fortsetzung der Erforschung der männlichen Lebenskrise, die Abel Ferrara mit „Tommaso“ begann, der 2019 auf der Viennale zu sehen war: Gerade unterhält Protagonist und Ferrara-Alter-Ego Clint noch eine Art Taverne in einem tief verschneiten Tal, schon springt der Film ins Reich der seelenerforschenden Fantasmagorie. Die Suche nach Sinn und Erlösung als wilde metaphorische Reise. Gartenbau: Mo 26.10., 14.30 + Di 27.10., 20.30 + Urania: Sa 31.10., 18.30 (OmU) Si c’était de l’amour / If It Were Love (F 2020) R: Patric Chiha. 82 min. Chiha zeigt Ausschnitte von Gisèle Viennes Tanzstück „Crowd“, das die Rave-Szene der 1990er reflektiert. 15 junge Frauen und Männer bewegen sich darin zu Technomusik in extremer Verlangsamung. In Zweiergesprächen mit den Tänzer/innen ist die zentrale Frage: Was gibst du von dir in den vorgegebenen Part? Eine Trennung zwischen der Bühnen- und der eigenen
FEATURES
Das Filmdebüt eines Multitalents
Eine ganz neue Begeisterung erfüllt den stillen Teenager Suzanne bei der Begegnung mit Raphaël: Suzanne Lindon, unten mit Arnaud Valois
Erste Liebe in Paris: „Seize printemps“ von Suzanne Lindon
Suzanne ist 16, lebt behütet in Paris, trägt gern weiße Hemden in Übergröße und ist schrecklich gelangweilt: von der Schule, den Partys und den gleichaltrigen Burschen. Vor einem Theater sieht sie täglich einen grüblerischen Schauspieler – und ihre Leidenschaft ist geweckt. Sie stellt dem mehr als doppelt so alten Raphaël nach, und so entsteht eine vorsichtige Annäherung zwischen ihr und dem sensiblen Künstler.
Mit „Seize printemps“ erweist sich die 20-jährige Suzanne Lindon, Tochter der Schauspieler Sandrine Kiberlain und Vincent Lindon, als vielversprechendes Multitalent: Sie übernahm Drehbuch, Regie und Hauptrolle und singt auch noch das Schluss-Chanson. Ihr Filmdebüt ist eine Coming-of-Age-Geschichte, die das Abenteuer der ersten Liebe wunderbar herausarbeitet: Ganz neue Begeisterung erfüllt die stille Suzanne, die nun durch die Straßen eines ausgesprochen heimelig dargestellten Paris tanzt.
Auf minimalistischen Tanz greift Lindon öfter zurück, insbesondere dann, wenn Suzanne und Raphaël sich nahekommen. Der große Altersunterschied – immerhin verlieben sich hier ein 35-Jähriger und eine Minderjährige – wird kaum thematisiert. Er erzeugt ein leicht provokatives Unwohlsein unter der Oberfläche, ist vor allem aber Zeichen der freien Sehnsüchte einer Jugendlichen: In einer sanft-utopischen Szenerie, in der ihr niemand etwas Böses will oder sie bedrängt, macht Suzanne aus der Kindheit selbstbestimmte erste Schritte in ein Erwachsenenleben, das erst noch kommt.
SABINA ZEITHAMMER
Gartenbau: Mi, 28.10., 20.30 Uhr (OmU) Stadtkino im Künstlerhaus: Do, 29.10., 18 Uhr (OmenglU), Admiral Kino: Fr, 30.10., 20.30 Uhr (OmU), Votiv: Sa, 31.10.,18 Uhr (OmenglU)
verletzlichen Persönlichkeit ist nicht vorgesehen. Metro: Fr 23.10., 21.00 (OmU) + Belvedere 21: Sa 24.10., 18.00 (OmenglU) + Le Studio: So 25.10., 20.30 (OmU) Slow Machine (USA 2020) R: Paul Felten, Joe DeNardo D: Chloë Sevigny, Stephanie Hayes, Scott Shepherd, Eleanor Friedberger, Ean Sheehy. 72 min. Danielle flüchtet in ein Haus auf dem Land, in dem eine Band gerade ein Album aufnimmt. Doch in einer Rückblende ist dieselbe Frau eine andere: die Schauspielerin Stephanie, die sich auf die Rolle einer Flüchtenden vorbereitet. Auch die narrative Stringenz wurde in diesem No-Budget-Experimentalfilm eingespart, der mit langen Dialogen und vignettenartigen Szenen ein Bild des Unbewussten zeichnet. Filmcasino: Fr 23.10., 20.30 + Urania: Mo 26.10., 16.15 + Stadtkino im Künstlerhaus: Fr 30.10., 23.00 (OF)
Ta fang jian li de yun / The Cloud in Her Room
(CHN/HK 2020) R: Zheng Lu Xinyuan D: Jin Jing, Liu Dan, Chen Zhou. 101 min. Die 22-jährige Wizu fährt zum traditionellen Neujahrsfest in eine chinesische Megacity, ihre Heimatstadt. Sie trifft die längst zerstreute Familie, driftet durch die Tage, ihr Freund kommt zu Besuch. Wie dokumentarisch fängt dieses experimentell angehauchte Drama in SchwarzWeiß einen melancholischen Schwebezustand ein, während die Zuseher sich stets erst zurechtfinden müssen, wie die Figuren zusammengehören. Votiv Kino: Di 27.10., 20.30 + Belvedere 21: Fr 30.10., 18.00 (OmenglU) Tipografic majuscul / Uppercase Print (RO 2020) R: Radu Jude D: Bogdan Zamfir, Serban Lazarovici, Ioana Iacob, Serban Pavlu. 128 min. 1981 wird der Gymnasiast Mugur Călinescu vom rumänischen Geheimdienst beschuldigt, regierungskritische Parolen verbreitet zu haben. 2012 collagiert die Theatermacherin Gianina Cărbunariu aus den dazugehörigen Akten ein dokumentarisches Bühnenstück. Regisseur Radu Jude stellt diese Theaterversion nun in scharfen Kontrast zu zeitgenössischem Found-Footage-Material aus dem nationalen TV-Archiv. Metro: Fr 23.10., 13.15 + Filmmuseum: Sa 31.10., 18.00 + Urania: So 1.11., 13.00 (OmenglU) Todos os mortos / All the Dead Ones (BRA/F 2020) R: Caetano Gotardo, Marco Dutra D: Carolina Bianchi, Mawusi Tulani, Clarissa Kiste. 120 min. São Paulo im Jahr 1899: Vor kurzem wurde die Sklaverei abgeschafft, doch überall ist sie noch präsent, prägt die Gedanken und Gefühle der Menschen. In dieser Umbruchsituation treffen zwei zerrissene und ineinander verstrickte Familien aufeinander – die einen waren die Sklaven der anderen. Ein Film, der in Gestalt eines Historiendramas die brasilianische Gegenwart verhandelt. Metro: Di 27.10., 11.00 + Urania: Sa 31.10., 16.00 (OmenglU) The Truffle Hunters (I/USA/GR 2020) R: Michael Dweck, Gregory Kershaw. 84 min. Dweck und Kershaw tauchen mit ihrer Doku tief in die Welt des begehrten weißen Trüffels ein: Sie zeigen die bescheidene Lebensweise der alten Männer und ihrer Hunde, die in den Wäldern Norditaliens in der Erde wühlen, um den Trüffel zu finden. Ebenso wie die Händler, die Auktionen, den überhitzten Markt, dem Klimawandel und kriminelle Konkurrenz zusetzen. Das melancholische Werk über das Altwerden, das Ökosystem und den Kapitalismus ist der diesjährige Abschlussfilm der Viennale. Gartenbau: So 1.11., 19.00 + Filmcasino: So 1.11., 20.30 + Votiv Kino: So 1.11., 20.30 + Le Studio: So 1.11., 20.30 + Belvedere 21: So 1.11., 20.30 + Admiral Kino: So 1.11., 20.30 + Filmmuseum: So 1.11., 21.00 + Stadtkino im Künstlerhaus: So 1.11., 21.00 + Urania: So 1.11., 21.00 + Metro: So 1.11., 21.00 (OmU)
Was bleibt I Šta ostaje I What Remains / Re-
visited (D/Ö/BIH 2020) R: Clarissa Thieme. 70 min. Vor elf Jahren fuhr die deutsche Filmemacherin Thieme für ihren Kurzfilm „Was bleibt | Šta ostaje | What remains“ durch Bosnien und Herzegowina und filmte Plätze, an denen im Bosnienkrieg Kriegsverbrechen geschehen waren. Für die Langfilmfortsetzung dieses Projekts kehrte sie an die Orte zurück – mit einem plakatwandgroßen Abbild jeder Szene aus dem Kurzfilm. Begegnungen mit Anwohnern zeigen, dass die Wunden der Vergangenheit mancherorts ein wenig vernarbt sind, während sie andernorts unverändert offenliegen. Stadtkino im Künstlerhaus: Fr 23.10., 20.30 + Admiral Kino: Sa 24.10., 18.00 + Metro: So 25.10., 13.45 (OmenglU)
Wohnhaft Erdgeschoß / Resident Ground
Floor (Ö/D 2020) R: Jan Soldat. 48 min. Porträt eines Mannes am Rand der Gesellschaft: Heiko ist 51 Jahre alt, misanthropisch und hat kaum das Nötigste zum Leben. Er erinnert sich an seine geliebten Großeltern, die schwierige Beziehung zur Mutter, den Missbrauch durch den Vater und die DDR, in der er noch Arbeit hatte. Heute wohnt er allein in Berlin, schaut schwule Pornos, ist am liebsten nackt und uriniert überallhin. Filmmuseum: Di 27.10., 16.00 + Stadtkino im Künstlerhaus: Sa 31.10., 18.00 (OmenglU)
The Works and Days (of Tayoko Shiojiri in the
Shiotani Basin) (Teil 1) (USA/SWE/J/GB 2020) R: C.W. Winter, Anders Edström D: Tayoko Shiojiri, Hiroharu Shikata, Ryo Kase, Mai Edström, Kaoru Iwahana, Jun Tsunoda, Masahiro Motoki. 240 min. Jede Viennale braucht ihren Monsterfilm. Das achtstündige Drama entstand in einem Gebirgsdorf in der japanischen Präfektur Kyoto und beleuchtet Arbeit und Mußestunden einer Bäuerin, stellt eine Familie und eine Region vor. Während sich die Jahreszeiten abwechseln, wird das Vergehen der Zeit erlebbar. „Ein Film, in dem Hauptdarstellerin Tayoko Shiojiri das fiktionale Geschehen und die Trauer um einen tatsächlichen Verlust auf herzzerreißende Weise verbindet“ (Berlinale). Belvedere 21: So 25.10., 11.00 + Admiral Kino: Mi 28.10., 18.00 (OmenglU)
The Works and Days (of Tayoko Shiojiri in the
Shiotani Basin) (Teil 2)) (USA/SWE/J/GB 2020) R: C.W. Winter, Anders Edström D: Tayoko Shiojiri, Hiroharu Shikata, Ryo Kase, Mai Edström, Kaoru Iwahana, Jun Tsunoda, Masahiro Motoki. 240 min. Der zweite Teil des achtstündigen Dramas. Belvedere 21: So 25.10., 11.00 + Admiral Kino: Do 29.10., 18.00 (OmenglU) The World to Come (USA 2020) R: Mona Fastvold D: Katherine Waterston, Casey Affleck, Vanessa Kirby, Christopher Abbot. 98 min. Der amerikanische Nordosten um 1850: Die Pioniersfrau Abigail glaubt daran, eine „Neue Welt“ gestalten zu können, auch wenn der Tod ihrer Tochter sie und ihren Ehemann in eine schwere Krise gestürzt hat. Als die elegante Tallie ihre Nachbarin wird, entwickelt die schüchterne Abigail nie gekannte Gefühle. Bedroht von der Härte der sie umgebenden Wildnis und Tallies Ehemann, entsteht eine gemeine Liebe. Gartenbau: Di 27.10., 23.00 + Sa 31.10., 20.30 + Urania: Mi 28.10., 18.30 + Filmcasino: Fr 30.10., 20.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: So 1.11., 13.00 (OF)
Zabij to i wyjedz z tego miasta / Kill It and Leave
This Town (PL 2019) R: Mariusz Wilczyński D: . 88 min. Wilczyńskis autobiografisch gefärbtes Langfilmdebüt ist ein singuläres Zeichentrickwerk: Eine albtraumartige Reise in das Łódź seiner Kindheit, in dem das Verlorene in Gestalt schmerzender Erinnerungen haust. Das Erschrecken über die existenzielle Einsamkeit letztlich jedes Einzelnen ist in transformationsfreudige, alles andere als gefällige Szenen gefasst. Mit den Stimmen von Krystyna Janda, Andrzej Chyra, Maja Ostaszewska, Małgorzata Kożuchowska. Votiv Kino: Fr 23.10., 18.00 + Urania: Di 27.10., 16.00 + Stadtkino im Künstlerhaus: Do 29.10., 15.30 + Le Studio: Sa 31.10., 20.30 (OmenglU) Zaho Zay (Ö/F/MDG 2020) R: Georg Tiller, Maéva Ranaïvojaona D: Nabiha Akkari, Eugène Ranaïvojaona, Eva Ranaïvojaona. 77 min. Als (alb-)traumhafter Hybrid zwischen Dokumentation und Fiktion, Poesie und sozialer Reflexion zeigt sich dieses Werk, das in einer überfüllten Haftanstalt auf Madagaskar angesiedelt ist: Eine Gefängniswärterin wartet auf die Ankunft ihres kriminellen Vaters; in ihrem Voice-over imaginiert sie ihn als Serienmörder. Ist der Mann, der sie als Kind zurückließ, nur ein Geist? Stadtkino im Künstlerhaus: So 25.10., 21.00 + Admiral Kino: Mo 26.10., 20.30 + Metro: Di 27.10., 16.00 (OmenglU)
Zeus Machine. L’invincibile / Zeus Machine.
The Invincible (I 2019) R: David Zamagni, Nadia Ranocchi D: Eleonora Amadori, Sergio Fantoni, Marco Mazzoni. 74 min. Die Zapruder filmmakersgroup, angesiedelt im Feld zwischen bildender, performativer und kinematografischer Kunst, inszeniert in zwölf Vignetten die nie erzählten Geschichten von Herkules. Der mythische Held begegnet den Zuschauern in diesem Werk, das Dokument von Performances und selbst eine Performance ist, als entfernte Übersetzung an alltäglichsten Orten, wie Tankstellen, Supermärkten oder Sporthallen. Metro: Sa 31.10., 18.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: So 1.11., 15.30 (OmenglU)
Shorts/Kurzfilme
Ad una mela (Viennale-Trailer 2020) (I/Ö 2020) R: Alice Rohrwacher. 2 min. Licht und Schatten, ein Mädchen greift sich einen Apfel. Dazu ferne Klaviermusik (J.S. Bach), danach ein Gedicht von Pablo Neruda (er liest selbst): Wenn wir deine runde Unschuld beißen, sind wir wieder für einen Moment auch eben erst geschaffene Kreaturen: sogar wir haben etwas von einem Apfel. Gartenbau: Sa 24.10., 11.00 + Do 22.10., 20.00 + Belvedere 21: Do 22.10., 20.30 + Votiv Kino: Do 22.10., 20.30 + Urania: Do 22.10., 20.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: Do 22.10., 20.30 + Le Studio: Do 22.10., 20.30 + Metro: Do 22.10., 20.30 + Filmcasino: Do 22.10., 20.30 + Admiral Kino: Do 22.10., 20.30 + Filmmuseum: Do 22.10., 23.00 (OF) Explaining the Law to Kwame (IL 2020) R: Roee Rosen D: Hani Furstenberg. 23 min. Provokateur Rosen exzerpiert mit diesem Monolog einen Teil aus seinem Work-in-Progress „Kafka for Kids“, der Sinn und Sinnlichkeit miteinander verschränkt. Filmmuseum: Di 27.10., 16.00 + Stadtkino im Künstlerhaus: Sa 31.10., 18.00 (OmenglU) The Human Voice (E 2020) R: Pedro Almodóvar D: Tilda Swinton. 30 min. Eine freie Adaption des Einakters „Die menschliche Stimme“ (1930) von Jean Cocteau: ein Telefongespräch zwischen einer Frau und ihrem Geliebten, die sich getrennt haben – die Geschichte einer großen Liebe, von Einsamkeit, Schmerz und Abhängigkeit. Urania: Sa 24.10., 16.00 + Le Studio: Mo 26.10., 18.00 + Stadtkino im Künstlerhaus: Do 29.10., 13.00 + Filmcasino: Sa 31.10., 20.30 (OmenglU) Imperial Irrigation (D/Ö/USA 2020) R: Lukas Marxt. 20 min. Mit einer Länge von 72 Kilometern, einer Breite von 32 Kilometern und einer Tiefe von 23 Metern in der Mitte der Senke war der Salton Sea der größte Binnensee Kaliforniens. In den 1930ern wurde der See ein Marinestandort, in den 1940ern Testgelände für Atombomben-Attrappen und dann schlussendlich ein Opfer der landwirtschaftlichen Monokultur der USA. Die Geschichte dieses Sees bildet den Hintergrund für ein beeindruckendes Kurzfilmexperiment. Urania: Fr 23.10., 18.30 + Le Studio: Sa 24.10., 20.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: Mo 26.10., 12.45 (englOF)
Kurzfilmprogramm 1: Somewhere in this
World (Ö/I/USA/CAN/GB 2019/20) R: Diverse. 63 min. Avantgardistisches von Antoinette Zwirchmayr: „Oceano mare“ (Ö/I 2020), Friedl vom Gröller: „Sacrificio per la sirena“ (Ö/I 2020), Mary Helena Clark: „Figur Minus Fact“ (USA 2020), Halima Ouardiri: „Clebs“ (CAN/Marokko 2019), Ben Rivers: „Look Then Below“ (GB 2020). Filmmuseum: Fr 23.10., 16.00 + Metro: Mi 28.10., 14.30 (OmenglU)
Kurzfilmprogramm 2: The Future Will Tell
(Ö/I/F/SRB/LVA 2020) R: Diverse. 76 min. Gezeigt werden „Leonardo“ (Friedl vom Gröller, Ö/I 2020), „Pirmais tilts“ (Laila Pakalnina, Lettland 2020), „Omelia contadina“ (J. R., Alice Rohrwacher, I/F 2020), „L’Avenir le dira“ (Pierre Creton, F 2020), „Mikrokazeta – najmanja kazeta koju sam ikad vidio“ (Igor Bezinović und Ivana Pipal, HRV/SRB 2020), „Spring Will Not Be Televised“ (Michael Heindl, Ö 2020). Filmmuseum: Sa 24.10., 16.00 + Metro: Do 29.10., 13.30 (OmenglU) Kurzfilmprogramm 3: Sent Messages (CAN/ ISL/USA/RUS/E/NZL/IND/ARG 2019/20) R: Diverse. 73 min. Programm mit „Point and Line to Plane“ (Sofia Bohdanowicz, CAN/ISL/USA/RUS 2019), „Autoficción“ (Laida Lertxundi, USA/E/NZL 2020), „The Game of Shifting Mirrors“ (Amit Dutta, IND 2020), „Desaparición incompleta“ (Alan Martín Segal, ARG 2020). Filmmuseum: So 25.10., 16.00 + Metro: Fr 30.10., 11.00 (OmenglU)
Kurzfilmprogramm 4: Shared Spaces, Emotio-
nal Spaces (F/P/BRA/CAN 2020) R: Diverse. 88 min. Gezeigt werden Arbeiten von Mathilde Girard: „Les Episodes – printemps 2018“ (F 2020), Leonardo Mouramateus: „A chuva acalanta a dor“ (P/BRA 2020), Annie MacDonell und Maïder Fortuné: „Communicating Vessels“ (CAN 2020). Filmmuseum: Mo 26.10., 16.00 + Le Studio: Fr 30.10., 20.30 (OmenglU) A Tongue Called Mother (B 2019) R: Eva Giolo D: Alba Giolo, Pascale Gerbaux & Colette Vuylsteke. 18 min. Handlungen und Worte dreier Generationen von Frauen einer Familie – und von Kindern, die das Lesen erlernen: eine Meditation über Worte, die vom Körper gelernt und vergessen wurden. Metro: Fr 23.10., 11.00 + Filmmuseum: Do 29.10., 13.30 (OmenglU)
Monografie: Christoph Schlingensief
100 Jahre Adolf Hitler. Die letzte Stunde im
Führerbunker (BRD 1988/89) R: Christoph Schlingensief D: Volker Spengler, Brigitte Kausch, Margit Carstensen, Dietrich Kuhlbrodt, Alfred Edel, Andreas Kunze, Udo Kier, Marie-Lou Sellem, Asia Verdi. 54 min. Nazideutschland am Ende, taumelnde Bonzen, gellendes Scheinwerferlicht, permanentes Sirenenheulen, kurzum: „Der Untergang“ nicht als tragischer Kitsch (wie bei Eichinger-HirschbiegelGanz), sondern als anarchische Zertrümmerung ewiggestriger Folklore. – Vorfilm: „Für Elise“ (BRD 1982). Metro: Mo 26.10., 21.00 (OmenglU) Die 120 Tage von Bottrop (D 1997) R: Christoph Schlingensief D: Margit Carstensen, Irm Hermann, Volker Spengler, Udo Kier, Helmut Berger, Sophie Rois, Martin Wuttke, Frank Castorf, Leander Haußmann, Kurt Kren. 62 min. Untertitel: „Der letzte neue deutsche Film.“ Eine skurrile Hommage an die Größen des alten und neuen deutschen Kinos, insbesondere Leni R. und Rainer Werner, und mit Martin Wuttke als Schlingensief. „Wenders würde diesen Film eine wehmütige Parodie nennen, Fassbinder hätte ihn nie gedreht“ (Schlingensief). – Vorfilm: „Mensch, Mami, wir dreh’n ’nen Film“ (BRD 1977). Filmcasino: Di 27.10., 18.00 (OmenglU) The African Twintowers (D/Namibia 2005–08) R: Christoph Schlingensief D: Christoph Schlingensief, Dirk Rohde, Irm Hermann, Robert Stadlober, Patti Smith. 70 min. „Schlingensief inszeniert deutsche Geschichte, deutschen Wahnsinn. Und er reicht in diesen Tagen bis zum Koalitionsvertrag, und er führt nach Deutsch-Südwest. So hieß diese Gegend früher. Die Wüste bebt.“ (Der Spiegel) – Vorfilme: „Krise“ (D/Namibia 2005) und „Say Goodbye to the Story (ATT 1/11)“ (D 2011). Metro: Sa 24.10., 11.00 (OmenglU)
Das deutsche Kettensägenmassaker. Die
erste Stunde der Wiedervereinigung (D 1990) R: Christoph Schlingensief D: Karina Fallenstein, Susanne Bredehöft, Artur Albrecht, Brigitte KauschKuhlbrodt, Volker Spengler, Alfred Edel, Udo Kier. 63 min. Blutig-böse Satire zum Fall der Mauer, dazu eine Hommage an das Splatter-Kino. Nur gibt’s zum Dessert diesmal keine Teenager, sondern die vielzitierten Ossis! Schlingensiefs vielleicht „klassischster“, kompaktester, am häufigsten zitierter Film. Metro: Mo 26.10., 21.00 (OmenglU) Egomania – Insel ohne Hoffnung (BRD 1986) R: Christoph Schlingensief D: Udo Kier, Tilda Swinton, Uwe Fellensiek, Anna Fechter, Dietrich Kuhlbrodt. 86 min. Alles geht zu Ende, auch die Liebe: Tilda Swinton geistert, als märchenhafte Schönheit, durch die Landschaft in diesem Film, Udo Kier als Dandy von Aschenbachs tragischem Format, verspeist kleine Kinder in Gesellschaft böser Hexen und dröhnender Punkrock-Zitate. „Rette sich, wer kann, vor gebildeten Exegeten“ (Die Zeit). – Vorfilm: „Bye Bye“ (BRD 1985). Stadtkino im Künstlerhaus: So 25.10., 23.15 + Metro: Do 29.10., 11.00 (OmenglU)
Die Filme nach den Film-Filmen: Theaterfilme
(D/CH/Namibia 2004–10) R: Christoph Schlingensief. 110 min. Das vorliegende Programm ist eine kleine Sensation. Es wurde von Frieder Schlaich (Filmgalerie 451) eigens für die Viennale aus Schlingensiefs Nachlass zusammengestellt und bietet die vorläufig einzigartige Gelegenheit, die in anderen Kontexten – an der Volksbühne Berlin, in Bayreuth, am Zürcher Schauspielhaus oder im Teatro Amazonas – entstandenen filmischen Arbeiten einmal auf der Kinoleinwand zu sehen. Stadtkino im Künstlerhaus: Sa 24.10., 23.00 Menu Total (BRD 1985) R: Christoph Schlingensief D: Helge Schneider, Volker Bertzky, Dietrich Kuhlbrodt, Alfred Edel, Anna Fechter. 81 min. 20 Jahre vor „Mein Führer“ von Dani Levy machte Helge Schneider für Schlingensief den Hitler: Ein ganzes Ensemble von unerwünschten Wiedergängern erwacht in diesem „Horror-Nazi-Psychiatrie-Film“ mit kannibalistischem Einschlag zu neuem Leben. „Genial obszön!“, meinte Die Zeit, wogegen der
Tagesspiegel Berlin wiederum die „größte Sauerei aller Zeiten!“ sah. Das Urteil Schlingensiefs selbst: „Mein bester Film“. – Vorfilm: „My Wife in 5“ (BRD 1985). Metro: Mi 28.10., 11.00 + Sa 24.10., 13.45 (OmenglU) Mutters Maske (BRD 1987/88) R: Christoph Schlingensief D: Brigitte Kausch-Kuhlbrodt, Karl Friedrich Mews, Helge Schneider, Anna Fechter, Udo Kier. 83 min. Frage (Alexander Kluge): „Erzählen Sie doch einmal über ‚Mutters Maske‘. Was ist das für ein Film?“ – Antwort (Christoph Schlingensief): „Das ist mein Remake von ‚Opfergang‘ (1944) von Veit Harlan.“ Empfehlung. Stadtkino im Künstlerhaus: So 25.10., 15.30 + Admiral Kino: Mo 26.10., 18.00 (OmenglU)
Schlingensief – In das Schweigen hinein-
schreien (D 2020) R: Bettina Böhler. 124 min. Mit seinen Aktionen und Interventionen in Theater, Fernsehen, Oper und Kunst hat der deutsche Regisseur Christoph Schlingensief (1960–2010) über zwei Jahrzehnte den kulturellen und politischen Diskurs mitgeprägt. Die kurzweilige, mitunter oberflächlich geratene Doku der Cutterin Böhler zeigt den Weg des Multitalents vom quasi pubertierenden Filmemacher im Kunstblutrausch über den Bühnen-Revoluzzer von Berlin und Bayreuth bis hin zum Bestsellerautor. Gartenbau: Fr 23.10., 17.15 + Stadtkino im Künstlerhaus: So 25.10., 12.30 (OmenglU)
Terror 2000 – Intensivstation Deutschland
(D 1992) R: Christoph Schlingensief D: Margit Carstensen, Peter Kern, Udo Kier, Alfred Edel, Christoph Schlingensief, Oskar Roehler. 75 min. Asylantenschicksale und neonazistische Gewalt in einem (von Autonomen des Rassismus geziehenen) Spielfilm, der haltlos zwischen Politsatire, Detektivstory, Vulgärdokumentarismus, Splattermovie und Klamauk à la „Schloss am Wörthersee“ laviert. Schlingensief zieht alle Register, die die Political Correctness verboten hat, und setzt einen groben Keil auf den groben Klotz deutscher Gegenwart. – Vorfilme: „Die Schulklasse“ (BRD 1969) und „ZAK – Nazis vom Mars“ (Co-Regie: Thomas Menke, D 1991–93). Filmmuseum: Di 27.10., 21.00 (OmenglU) Tunguska – Die Kisten sind da (BRD 1984) R: Christoph Schlingensief D: Irene Fischer, Mathias Colli, Anna Fechter, Alfred Edel, Christopher Krieg (d.i. Schlingensief). 75 min. Drei Filmforscher sind unterwegs Richtung Nordpol, um den Eskimos vor Ort Avantgardefilme vorzuführen. Christoph Schlingensief geht „mit Lust und Liebe, aber mutwillig mit allem um, was der experimentelle Film zäh und fleißig erarbeitet hatte; er geniert sich nicht, gleichzeitig einen Erzählfilm und einen Actionfilm und eine Show anzubieten“ (epd Film). – Vorfilm: „What Happened to Magdalena Jung? Die Macht der Unschuld“ (BRD 1983). Metro: Fr 23.10., 18.45 + Filmcasino: Fr 30.10., 13.30 (OmenglU) United Trash (D 1994/95) R: Christoph Schlingensief D: Thomas Chibwe, Udo Kier, Kitten Nativadas, Dietrich Kuhlbrodt, Joachim Tomaschewska. 76 min. Von schwulen Generälen, vereinsamten Ehefrauen, exkommunizierten Bischöfen und Glasmurmeln in der Nase: Hier in Afrika kann der Deutsche noch zeigen, was er kann. Gedreht auf Video, deutscher Underground (auch gezeigt unter dem Titel „Die Spalte“). – Vorfilm: „Mein 1. Film“ (BRD 1968). Stadtkino im Künstlerhaus: Di 27.10., 12.30 (OmenglU)
Monografie: Isabel Pagliai
Isabella Morra (F 2015) R: Isabel Pagliai. 22 min.
Die Renaissance-Dichterin Morra, die Tochter eines italienischen Adeligen, lebte viele Jahre in frei gewählter Einsamkeit und starb durch die Hand ihrer Brüder. Ihr tragisches Schicksal inspirierte die Filmemacherin zu dieser Meditation über ein
Kinderheim in Boulogne-sur-Mer. Filmmuseum: Fr 30.10., 18.30 + Metro: Sa 31.10., 16.00 (OmenglU)
Orfeo (F 2017) R: Isabel Pagliai. 16 min. An den
Ufern der Arve beschwört Filmemacherin Pagliai FOTOS: PANAMA FILM ihre Kindheit herauf: „Lose inspiriert vom Mythos des Orpheus folgt der Film den sanften Strömungen des Flusses, mäandernd zwischen den Welten.“ (Ohne Dialog) Filmmuseum: Fr 30.10., 18.30 + Metro: Sa 31.10., 16.00 Tendre (F 2020) R: Isabel Pagliai D: Chaïnes Bizot, Hugo Mercier, Mia Desmoulin, Tony Desmoulin. 43 min. Hugo erzählt Mia von seiner Liebe zu einem Mädchen. Der Film folgt seiner Erinnerung, die Zeit beginnt sich aufzulösen. „So wird in diesen sinnlichen Bildern greifbar, was es bedeutet, jung zu sein. Selten kam eine filmische Realität so nah an Peter Pans Nimmerland.“ (Patrick Holzapfel) Filmmuseum: Fr 30.10., 18.30 + Metro: Sa 31.10., 16.00 (OmenglU)
Kinematografie: Želimir Žilnik
Gde je dve godine bio Kenedi / Kenedi, Lost
and Found (SRB/MNE 2005) R: Želimir Žilnik D: Kenedi Hasani, Denis Ajeti. 26 min. Im zwei Jahre nach „Kenedi Goes Back Home“ entstandenen „Kenedi, Lost and Found“ findet Zilnik den jungen Titelhelden seines vorherigen Films ausgerechnet in Wien wieder und folgt dem Rom Kenedi auf seiner Reise zurück nach Serbien. Filmmuseum: Di 27.10., 13.30 (OmenglU) Rani radovi / Frühe Werke / Early Works (YU 1969) R: Želimir Žilnik D: Milja Vujanović, Bogdan Tirnanić, Marko Nikolić, Čedomir Radović, Slobodan Aligrudić. 78 min. Prophetisch erzählte Zilnik bereits 1969 vom Untergang eines ganzes Landes: Die weiblichen Hauptfigur trägt den Namen Jugoslavija, ihr gewaltsamer Tod hat eine fast surreal anmutende Aktualität. Offiziell gefiel die Allegorie über das Scheitern der sozialistischen Revolution ganz und gar nicht – bei der Berlinale hingegen wurde Zilniks Spielfilmdebüt mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Filmmuseum: Sa 24.10., 13.30 (OmenglU)
Stara skola kapitalizma / The Old School of
Capitalism (SRB 2009) R: Želimir Žilnik D: Živojin Popgligorin, Robert Paroci, Zoran Paroski, Lazar Stojanović, Ernest Larsen. 122 min. Serbien in der Zeit der Transformation nach Ende des Kommunismus: Die Überreste des zerschlagenen Proletariats versuchen, ihre Rechte zu erkämpfen. Žilniks Dokudrama mixt dokumentarische Aufnahmen von Streiks mit Spielszenen: ein Unternehmer, der sich weigert, die Arbeiter zu bezahlen, wird von einer Gruppe Anarchisten entführt. Filmmuseum: Mi 28.10., 13.00 + Metro: Do 29.10., 15.45 (OmenglU)
Tako se kalio celik / The Way Steel Was Tem-
pered (YU 1988) R: Želimir Žilnik D: Lazar Ristovski, Tatjana Pujin, Ljiljana Blagojević, Relja Basić, Lidija Stevanović, Dragan Dimitrov. 101 min. Die Abwicklung der Schwerindustrie in den 1980ern ruft einen Kunstsammler aus dem Westen auf den Plan, der die Fabrik mitsamt dem Stahlarbeiter Leo als Kunstobjekt übernehmen will: „Höhepunkt (und Abgesang) des sozialistischen Realismus!“ (Robert Weixlbaumer) Metro: So 25.10., 11.00 (OmenglU)
Tito po drugi put medu Srbima / Tito zum zweiten Mal unter den Serben / Tito Among the
Serbs for the Second Time (YU 1994) R: Želimir Žilnik D: Dragoljub Ljubičić, Milan Pavlović. 43 min. Žilniks 1994 entstandener, teils dokumentarischer, teils fiktiver Film lässt über den Schauspieler Ljubičić (in Marschallsuniform und mit Brille) den verstorbenen Tito wieder aufleben – konfrontiert die Bevölkerung so mit ihrer noch unaufgearbeiteten Vergangenheit und damit auch der Gegenwart des Milošević-Regimes. Filmmuseum: Di 27.10., 13.30 (OmenglU) Tvrdava Evropa / Festung Europa (SLO 2000) R: Želimir Žilnik D: Svetlana Zajceva, Emil Tchouk, Hannah Nortman. 80 min. „Die Grenze gibt es nicht“, behauptet eine Polizistin, die im italienischslowenischen Karst eine unsichtbare Linie in der Natur bewacht. Želimir Žilnik zeigt, wie real diese Grenze ist, zumindest für Flüchtlinge, die auf den Touristenpfaden verzweifelt nach Möglichkeiten zur illegalen Passage suchen. Urania: Mi 28.10., 16.15 (OmenglU)
Austrian Auteurs
Die ersten Tage (Ö 1971) R: Herbert Holba D: Ariane Niehoff, Olga Felber, Heinz Herki, Karl-Heinz Hayek, Gerhard und Wolfgang Stingl. 77 min. Der einzige abendfüllende Spielfilm des Wiener Kinomachers Herbert Holba ist den Pionieren des Stummfilmkinos gewidmet – ein Kinematogramm mit Musik und Geräuschen sowie 67 Zwischenti-
FEATURES
Unbehagen in Bild und Ton
Öha, da stimmt was nicht! Das Androidenmädchen Elli, gespeist mit fremden Erinnerungen, dient als Gefäß für Wünsche und Sehnsüchte
Eine faszinierende Dystopie: Sandra Wollners „Trouble with Being Born“
Unbehaglich wird einem da schon. Wenn man in das wächserne kindliche Gesicht blickt und der mädchenhafte Körper gar nicht mädchenhafte Posen einnimmt. Als dieses Kind, Elli, leblos im Pool treibt und der Mann, den sie „Papa“ nennt, dies nur mit einem „nicht schon wieder“ kommentiert, merkt man schon: Öha, da stimmt was nicht! Elli (Lena Watson, ein Pseudonym, um die minderjährige Darstellerin zu schützen) ist ein Androidenmädchen, gespeist mit fremden Erinnerungen der spurlos verschwundenen Tochter, die Trauer, Einsamkeit und verbotene Triebe tilgen soll.
Elli ist nur das, was ihr Programmierer wollte, das sie ist. Hier unterscheidet sich der kluge Film „The Trouble with Being Born“ von Sandra Wollner von anderen Werken des Genres. Kein Herrschaftsanspruch von Maschinen, keine Sehnsucht, Mensch zu werden. Elli dient ausschließlich als Gefäß für Wünsche und Sehnsüchte ohne Tabus, das am Ende nur an die Leere erinnert, die es eigentlich füllen sollte. Ohne Erinnerung gibt es keine Bedeutung. Die Erwachsenen scheinen sich jedoch in ihren vergangenen Erinnerungen zu verlaufen; und ohne es zu merken, werden sie Geister ihrer eigenen Geschichte, merkt Regisseurin Wollner an.
Der Film erzählt dies elliptisch, mit sprunghaften Bilder, die einer bedrückenden Realität verhaften sind und von einer latent beunruhigenden Tonspur sowie Ellis Voice-over zusammengehalten werden. Eine faszinierende Dystopie, die universale Fragestellungen zu Einsamkeit und Erinnerungen miteinander verschränkt und mehr als eindrücklich nachhallt.
MARTIN NGUYEN
teln, in welchem sich eine Gruppe von Waldläufern durch Solidarität einer nahenden Bedrohung zu erwehren vermag. Metro: Mo 26.10., 18.30 (OmenglU)
Die glücklichen Minuten des Georg Hauser
(Ö 1974) R: Mansur Madavi D: Walter Bannert, Ernst Epler, Lore Heuermann, Lili Glas, Christine Heuer, Dieter Schrage. 75 min. Ein stehender Topos des Ö-Films der 1970er: die Langeweile und Wohlstandsverwahrlosung unter der Herrschaft der Sozialdemokratie. Hier macht ein gewisser Hauser, überzeugend gespielt von Walter Bannert, der später ins Regiefach überwechseln sollte, kaputt, was ihn kaputt macht. Metro: Di 27.10., 18.30 Jesus von Ottakring (Ö 1976) R: Wilhelm Pellert D: Rudolf Prack, Hilde Sochor, Peter Hey, Susanne Altschul, Stephan Paryla. 98 min. Bevor es noch den sogenannten neuen Ö-Film gab, entstand diese moderne Parabel um gesellschaftliche Intoleranz (nach dem Bühnenstück von Pellert und Korherr). Rudolf Prack feierte ein kleines Comeback, etliche (damals noch langmähnige) Falter-Leute versuchten sich als Kleindarsteller. In Deutschland wusste man mit dem Jesus, der nur bis in den 16. Hieb kam, nicht viel anzufangen. Der Film hieß dort „Die Neider nicht gezählt“. Metro: Mi 28.10., 18.30 Schwitzkasten (Ö 1978) R: John Cook D: Hermann Juranek, Christa Schubert, Franz Schuh, Waltraut Misak, Johanna Froidl. 97 min. Die Geschichte eines Arbeiters, wie sie hierzulande nie zuvor – und seither nie wieder – erzählt ward. Hermann verliert seinen Job beim Stadtgartenamt, die Eltern schmeißen ihn aus der Wohnung, er kommt ins Kriminal. Dann, die wunderbar schöne Volte, fällt er wieder auf die Füße, bekommt eine neue Arbeit und eine gute Frau. Das absolute Meisterwerk des Wiener Films, geschrieben von Cook und Helmut Zenker, dem Autor des (nachher erschienenen) Romans „Das Froschfest“. Metro: Do 29.10., 18.30 (OmenglU) Zechmeister (Ö 1981) R: Angela Summereder D: Herbert Adamec, Asher Mendelssohn, Gernot Klotz, Claudia Schneider, Peter Weibel, Fritz Mikesch. 83 min. Zwei Männer durchsuchen ein Haus und verhaften eine Frau, Maria Zechmeister, von der man nicht weiß, wie sie aussieht. Verhaften sie wegen des Mordes an ihrem Gatten. Exzellent, so Christine Gaigg, die damalige Falter-Kritikerin: „Bei der Betrachtung von ‚Zechmeister‘ sitzt man nicht bloß im Kino – man tut etwas, man leistet Kinoarbeit.“ Metro: Fr 30.10., 18.30 (OmenglU)
Kollektion Diagonale ’20 – Die Unvollendete
Gli appunti di Anna Azzori / Uno specchio che viaggia nel tempo / The Notes of Anna Azzori
/ A Mirror That Travels Through Time (Ö/D/F 2020) R: Constanze Ruhm D: Mit Gemma Vannuzzi, Mona Abdel Baky, Kheda Durtaeva, Ljubica Jaksic. 72 min. „Constanze Ruhm begegnet Anna in einem Archiv, in Alberto Grifis und Massimo Sarchiellis vierstündigem Dokumentarfilm ‚Anna‘ aus den 1970ern. Der Frage nachgehend, wer die ominöse Protagonistin war, münden die Reflexionen in einer feministischen Reise durch Kulturgeschichte, Raum und Zeit.“ (Sebastian Höglinger) Metro: Mi 28.10., 21.15 + Le Studio: Fr 30.10., 18.00 (OmenglU) Jetzt oder morgen / Running on Empty (Ö 2020) R: Lisa Weber. 90 min. Über drei Jahre haben Filmerin Lisa Weber und Kamerafrau Caroline Steinbrecher ihre Protagonistin Claudia begleitet, die mit 15 einen Sohn bekam und mit diesem nun bei ihrer Mutter und ihrem Bruder lebt. Die Kamera beobachtet Claudia hautnah beim Aufwachen und Zubettgehen, beim ritualisierten Zähneputzen, beim Rauchend-aufs-Handy-Starren und beim sinnlose Bewerbungen Schreiben, hat sie doch keinen Schulabschluss. Was bleibt, wenn Arbeitslosigkeit und Herkunft alle Hoffnung auf eine andere Zukunft verstellen? Aus dem Off erklingt die Ballade „When You Believe“ von Whitney Houston und Mariah Carey, unerfüllte Wünsche und Sehnsüchte finden in ihr Ausdruck. Eine Studie über das Vergehen der Zeit und über das, was passiert, wenn scheinbar nichts passiert. (Berlinale) Gartenbau: Di 27.10., 17.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: Do 29.10., 23.00 + Urania: Fr 30.10., 13.30 (OmenglU) Ordinary Creatures (Ö 2020) R: Thomas Marschall D: Anna Mendelssohn, Joep van der Geest, Lynne Rey, Anat Stainberg, Alois Frank. 75 min. „Keep your eyes on the road, your hands upon the wheel“ – den Ratschlag von Jim Morrison hätten Martha und Alex beherzigen sollen, doch auf ihrer Fahrt durch eine idyllische Gegend sind sie vor allem mit sich selbst beschäftigt. Erst als das reale Leben in Gestalt eines Hundes und seines ergrimmten Besitzers in ihre kleine, egoistische Welt einbricht, kommen die Dinge in Gang – und das mehr, als ihnen lieb ist. Stadtkino im Künstlerhaus: Mo 26.10., 20.45 + Le Studio: Sa 31.10., 18.00 (englOF) A Proposal to Project (Ö 2019/20) R: Diverse. 75 min. Acht – zum Teil zweifelhafte – Vorschläge aus den Kurzfilmwettbewerben (Spielfilm, Dokumentarfilm, Innovatives Kino) der abgesagten Diagonale ’20. Arbeiten von Viktoria Schmid: „A Proposal to Project in Scope“, Katrina Daschner: „Pomp“, Kurdwin Ayub: „pretty-pretty“ und „Lololol“, Friedl vom Gröller: „Elite“ und „sen.“, Raphaela Schmid: „Fische“, Cana Bilir-Meier: „This Makes Me Want to Predict the Past“. Filmmuseum: Mi 28.10., 16.00 + Metro: So 1.11., 18.30 (OmenglU) Die Revolution frisst ihre Kinder! (Ö/BF 2020) R: Jan-Christoph Gockel D: Raphael Muff, Serge Bambara, Laurenz Leky, Evamaria Salcher, Étienne Minoungou, Julia Gräfner. 73 min. Theaterregisseurin Julia Gräfner (gespielt von Schauspielerin Julia Gräfner) reist mit ihrem Ensemble nach Burkina Faso, um „Dantons Tod“ von Büchner aufzuführen. Als es vor Ort zum Volksaufstand kommt, verfällt sie dem Irrglauben, sie als Theatermacherin hätte die politischen Unruhen losgetreten. Mockumentary. Metro: So 25.10., 21.15 + Le Studio: Di 27.10., 18.00 (OmenglU) The Trouble with Being Born (Ö/D 2020) R: Sandra Wollner D: Lena Watson, Dominik Warta, Jana McKinnon, Ingrid Burkhard, Simon Hatzl. 94 min. Vielschichtiger, unbehaglicher Science-FictionNoir, ausgezeichnet mit dem Großen DiagonalePreis 2020: die Geschichte eines folgsamen Androiden namens Elli und der Geister, die wir alle in uns tragen. Gartenbau: Mo 26.10., 17.30 + Stadtkino im Künstlerhaus: Di 27.10., 22.45 + Urania: Do 29.10., 13.30 (OmenglU) Wood (Ö/RO/D 2020) R: Ebba Sinzinger, Michaela Kirst, Monica Lazurean-Gorgan. 96 min. Ein Umweltkrimi. Die gemeinnützige Organisation Environmental Investigation Agency, kurz EIA, ist den Machenschaften des illegalen internationalen Holzhandels auf der Spur. Allen voran Alexander von Bismarck, ein ehemaliger US-Marine, der verdeckt gegen Profiteure und Großunternehmen ermittelt. Metro: Di 27.10., 21.00 + Le Studio: Mi 28.10., 19.45 (OmU)
Recycled Cinema
30 Jahre sixpackfilm: Hidden Treasures and
Leftovers (Ö 1995–2020) R: Diverse. 105 min. Österreich-Programm zum Jubiläum des Verleihs: „Farbversuchsprogramm“ (Stefanie Weberhofer, 2020), „Sound Suppression“ (Johann Lurf, 2012), „Comparing Local Spectres (Version Originale 1/2)“ (Constanze Ruhm, Emilien Awada, 2015), „dot dot dot“ (Rainer Kohlberger, 2017), „Besucher einer mir vertrauten Vergangenheit“ (Gabriel Tempea, 2020), „Ulyssesschnitzel“ (Dieter Kovacic, 2005), „Food Speculations“ (Ralo Mayer, 2019), „i deal, you deal, we all deal with the Neu new deal. (Kurz)“ (Borjana Ventzislavova, 2020), „Hotel Room Movie“ (Klub Zwei, 1995), „edge of doom“ (Michaela Grill, 2020), „Double Elvis“ (Henry Hills, 2020). – In Anwesenheit der Filmschaffenden. Filmmuseum: Do 26.11., 18.00 (OF) Ascent (NL/J 2016) R: Fiona Tan. 80 min. Kaum ein Naturdenkmal wurde öfter gemalt und fotografiert als Japans heiliger Berg, der Fuji. Fiona Tan hat über 600 Fotografien dieses Vulkans als visuelles Material für ihren Essayfilm ausgesucht und eine fiktionale Erzählung darübergelegt. Filmmuseum: Mo 23.11., 18.30 + Sa 24.10., 21.00 (OmenglU)
Le Cinéma au service de l’histoire + Arbeiter
verlassen die Fabrik (F / D 1935 / 1995) R: Germaine Dulac / Harun Farocki. 87 min. Film im Dienst der Geschichte: Zunächst der erste Tonfilm von Germaine Dulac, „eine unabhängige Produktion und zugleich eine Art Fazit ihrer Wochenschauarbeit bei Gaumont, kompiliert Archivmaterial aus 40 Jahren, von den Anfängen des Films bis in die Gegenwart. Dabei entwickelt sich in ‚Le Cinéma au service de l’histoire‘ nicht nur ein Blick auf Frankreich im historischen und internationalen Kontext, sondern auch auf den Film als Akteur, seine Rolle in der Geschichte und seine Bedeutung als Form der Geschichtsschreibung“ (Heide Schlüpmann). Anschließend analysiert Harun Farocki den berühmten ersten Film der Brüder Lumière von den Arbeitern beim Verlassen ihrer Fabrik in Lyon: Hierarchien und Wertsysteme tun sich auf, Geschichte wird sichtbar. Filmmuseum: Mo 16.11., 21.00 + So 1.11., 18.30 (OF) Dead Men Don’t Wear Plaid (USA 1982) R: Carl Reiner D: Steve Martin, Rachel Ward, Reni Santoni, Carl Reiner. 88 min. Eine charmante Persiflage auf den klassischen Film noir: Privatdetektiv Steve Martin bekommt einen komplizierten Fall zu lösen – und begegnet dabei einer Reihe von Hollywoodstars der 1940er-Jahre (unter anderen Burt, Bette und Bogey), die in hunderten Originalausschnitten eingearbeitet sind. Mit einem Score des genialen Miklós Rózsa. Filmmuseum: Mo 2.11., 18.30 + Sa 14.11., 21.00 (OF) Decasia (USA 2002) R: Bill Morrison. 67 min. „Decasia“ steht für „Symphony in Decay“. Der gleichnamige Film dokumentiert die bildmächtige Live-Multimedia-Inszenierung dieser vom US-Komponisten Michael Gordon geschriebenen „Fantasie über den Zerfall“. – Vorfilm: Morrisons „The Film of Her“ (1996), Musik: Bill Frisell, Henryk Górecki. Filmmuseum: Di 27.10., 11.00 (OF)
De Maalstroom: Een Familiekroniek / The
Mahlstrom: A Family Chronicle (NL 1997) R: Péter Forgács. 60 min. Forgács’ „private“ Geschichte der Shoah, montiert aus Home Movies der niederländischen Familie Peereboom, deren Mitglieder anno 1942 vermeintlich für ein deutsches „Arbeitslager“ rekrutiert wurden; in Wahrheit deportierten die Nazis sie ins Vernichtungslager Auschwitz. Filmmuseum: Mo 26.10., 11.00 (OmenglU) Dial H-I-S-T-O-R-Y + It Felt Like a Kiss (B/GB 1997 / 2009) R: Johan Grimonprez / Adam Curtis. 122 min. Zurerst eine Arbeit des an Kunstinstituten in Belgien und den USA geschulten, zeitweilig in Berlin lebenden Johan Grimonprez: „Dial H-I-S-TO-R-Y“, ein Found-Footage-Kompendium (mit Bill ’n’ Boris als Guest Stars), orchestriert von David Shea. Anschließend „It Felt Like a Kiss“ von Adam Curtis. Filmmuseum: Fr 13.11., 21.00 + Do 29.10., 11.00 (OF) „Feind Footage“: Bilder als Beute (GB/D/USA/Ö 1943–2001) R: Ridley / Kaiser / Capra / Kren / maschek. 81 min. Found beziehungsweise Feind Footage: Bilder lassen sich umwenden, wechseln die Front, stellen ihre Herkunft bloß. Filme von Charles Ridley: „Germany Calling (The Lambeth Walk)“ (GB 1941), Deutsche Wochenschau: „Herr Roosevelt plaudert“ (D 1943), Alfred Kaiser: „Ein drittes Reich“ (Ö 1975), Frank Capra: „Your Job in Germany“ (USA 1945), Alexander Kluge: „Porträt einer Bewährung“ (BRD 1965), Kurt Kren: „20/68 Schatzi“ (Ö 1968), maschek: „der graue star 2 – die wehrmacht“ (Ö 2001). Go for it. Filmmuseum: So 8.11., 21.00 (OF) Filme von Arthur Lipsett (CAN 1961–1968) R: Arthur Lipsett. 71 min. Arthur Lipsett (1936–1986), ein Kanadier, gehört zu den Entdeckungen dieser Retrospektive. Schon sein Debütfilm, „Very Nice. Very Nice“ (1961) wurde für den Oscar nominiert. In rascher Folge realisierte Lipsett eine Reihe intensiver Arbeiten, darunter „21–87“ (1964), „Free Fall“ (1964), „A Trip Down Memory Lane“ (1965) und „Fluxes“ (1968). Filmmuseum: Mi 18.11., 21.00 + Sa 31.10., 11.00 Filme von Bruce Conner (USA 1957–1981) R: Bruce Conner. 83 min. Arbeiten von Bruce Conner (1933–2008), einer Schlüsselfigur des US-amerikanischen Avantgardefilms und „letzter Zauberer des 20. Jahrhunderts“ (Harvard Film Archive): „Cosmic Ray“ (1961), „Report“ (1963–67), „America Is Waiting“ (1981), „Crossroads“ (1976), „Valse Tristze“ (1977), „Take the 5:10 to Dreamland“ (1976), „Mongoloid“ (1978), „A Movie“ (1957). Filmmuseum: Mo 2.11., 21.00 Filme von Cécile Fontaine (F 1984–2006) R: Cécile Fontaine. 77 min. Fontaine macht „handmade films“ im buchstäblichen Sinn des Wortes, indem sie das Ursprungsmaterial an durch chemische Bäder, das Ablösen von Farbschichten und Abfilmen im selbstgemachten optischen Printer an seine Grenzen bringt: „Home Movie“ (1986), „Overeating“ (1984), „Almaba“ (1988), „Cruises“ (1989), „Japon Series“ (1991), „La pêche miraculeuse“ (1995), „Spaced Oddities“ (2004), „Silver Rush“ (1998), „The Last Lost Shot“ (1999), „Cross World“ (2006). In Anwesenheit der Filmemacherin! Filmmuseum: So 25.10., 18.30 Filme von Peter Tscherkassky (Ö 1985–2015) R: Peter Tscherkassky. 86 min. Ein rasanter Querschnitt durch Tscherkasskys reichhaltiges Schaffen, einige seiner wichtigsten Werke aus drei Jahrzehnten filmischen Arbeitens und Denkens: „Manufraktur“ (1985), „Happy-End“ (1996), „Shot-Countershot“ (1987), „Coming Attractions“ (2010), „The Exquisite Corpus“ (2015), „Instructions for a Light and Sound Machine“ (2005) und „Outer Space“ (1999). In Anwesenheit des Filmemachers! Filmmuseum: Sa 31.10., 18.30 (OF) Filme von Phil Solomon (USA 1989–2013) R: Phil Solomon. 88 min. Filmer Phil Solomon (1952–2019) hat sich einen „inversen Archäologen“ genannt, der – jiddisch – Schmutz auf gefundene Filmartefakte werfe, um eine Balance zwischen Figuration und Abstraktion zu erreichen: „Remains to Be Seen“ (1989/94), „Twilight Psalm II: Walking Distance“ (1999), „The Emblazoned Apparitions“ (2013), „Rehearsals for Retirement“ (2007), „Last Days in a Lonely Place“ (2008), „Twilight Psalm IV: Valley of the Shadow (2013). Filmmuseum: Fr 13.11., 18.30 + Sa 24.10., 11.00 Filme von Santiago Álvarez (CU 1965–1969) R: Santiago Álvarez. 68 min. Vier kurze Filme des großen Agitprop-Filmers: „Now“ (1965), AntiRassismus-Unterricht mittels Wochenschaubildern und einem Song: „Während der ersten Welle der Black-Panther-Bewegung lud mich Bob Williams ein und spielte mir die Platte ‚Now‘ von Lena Horne vor. Ich hörte sie mir an und dachte: das ist ein Film! Ich wollte nicht hinzuerfinden, ich wollte den Song erzählen“ (Álvarez). „Hasta la victoria siempre“ (1967), ein dokumentarisches Gedicht, angelehnt an Che Guevaras Tagebuch, eine sehr persönliche und doch allgemein gültige Auseinandersetzung mit dem Revolutionär. „L.B.J.“ (1968) führt Lyndon B. Johnson als Prototyp des „guten Amerikaners“ vor, doch die Home Movies glücklicher Familienfeste werden mit Bildern kombiniert, die den USPräsidenten nun mit dem Tod von Martin Luther Kings und der beiden Kennedys in Verbindung bringen. „79 primaveras“ (1969), ein Nekrolog auf Hô Chí Minh. Filmmuseum: Fr 6.11., 18.30 (englOF) Film ist. 1–6 + Film ist. 7–12 (Ö 1998/2002) R: Gustav Deutsch. 150 min. Deutschs berühmtes Work in Progress, eine fulminante Montage, die von der Faszination des frühen Kinos und der Schönheit des wissenschaftlichen Films spricht: Slapstick à la Arbuckle, ein Kleinkind beim Gehen, das Auge eines Hurricans, die Hunde des Zufalls et cetera. Ohne Dialog. Musik von Werner Daffeldecker, Christian Fennesz, Martin Siewert und Burkhard Stangl. Filmmuseum: Fr 30.10., 21.00 + Mi 25.11., 21.00 Found Footage ist Intervention (Ö/YU/CAN// BRD/NL 1973–2012) R: Galeta / Ponger / Tan / Brinckmann / Rimmer / Périot. 78 min. Filme von Ladislav Galeta: „Two Times in One Space“ (YU 1976), Lisl Ponger: „Passagen“ (Ö 1996), Fiona Tan: „Facing Forward“ (NL 1999), Christine Noll Brinckmann: „Der Fater“ (BRD 1986), David Rimmer: „Watching for the Queen“ (CAN 1973), Jean-Gabriel Périot: „The Devil“ (F 2012). Filmmuseum: Mi 25.11., 18.30 + Do 29.10., 18.30 (OF) Geschichte erinnern (Ö/H/ČSSR/USA 1970–1998) R: Tajiri / Groen / Mihálik / Bódy. 67 min. „History and Memory“ (Rea Tajiri, USA 1991) schildert mit Fragmenten aus Hollywoodfilmen und Wochenschauen wie die US-Regierung nach Pearl Harbor weit über 100.000 japanisch-stämmige Amerikaner in Internierungslager steckte. „TitoMaterial“ (Elke Groen, Ö 1998) analysiert zugleich die Vergänglichkeit von Filmmaterial und des Tito-Personenkults. „Lilli Marlen“ (Peter Mihálik, ČSSR 1970) zeigt Vietnamkriegs-Bombenangriffe nicht als schockierende Anomalie, sondern als Markenzeichen der US-Außenpolitik. „Privát történelem“ (Gábor Bódy, H 1978) ist ein originelles Experiment: Ein Sprachtherapeut rekonstruierte anhand der Lippenbewegungen, was in stummen Amateur-Aufnahmen aus Ungarn im Zweiten Weltkrieg gesprochen wurde. Es offenbart sich
ein schrecklicher Kontrast zwischen fröhlichem
Geplapper und Bildern von marschierenden Juden auf dem Weg ins Ungewisse. (Jurij Meden) Filmmuseum: Mo 9.11., 18.30 (OmenglU)
HyperNormalisation (GB 2016) R: Adam Curtis. 166 min. Für sein Magnum Opus hat Adam Curtis, britischer Essayfilmer und linker Querdenker, das Archiv der BBC durchforstet. Ergebnis ist das
Mammutprojekt „HyperNormalisation“, das, kurz gefasst, behauptet, dass die Welt, wie wir sie zu kennen glauben, seit vier Jahrzehnten quasi eine kreierte Schimäre ist. Filmmuseum: So 15.11., 21.00 + Fr 23.10., 11.00 (OF)
Imitations of Life (CAN 2003) R: Mike Hoolboom. 75 min. Hoolboom, geboren 1959 in Toronto, ein
Jäger und Sammler in Sachen gefundenes Material, spielt hier schon im Titel aufs klassische Hollywoodkino, genauer: Douglas Sirks großes Melo „Imitation of Life“ (1959) an. „In zehn Kapiteln geht ‚Imitations of Life‘ der Frage nach, was die
Bilderproduktion bedeutet: Beschneidet sie unsere
Emotionen oder bereichert sie die Suche nach
Erkenntnis? Die Vielzahl der filmischen Quellen unterstreicht die Ambivalenz des Themas.“ (Brigitta
Burger-Utzer) Filmmuseum: So 22.11., 21.00 + Do 5.11., 21.00 (OF)
Nash vek / Unser Jahrhundert (UdSSR 1983) R:
Artavazd Peleshyan. 50 min. Peleshyan, gebürtiger
Armenier des Jahrgangs 1938, gilt Kennern als
Schöpfer philosophisch-poetischer Werke, in denen er Archivmaterial gemäß seinem künstlerischen Credo „Der Mensch ist größer als die
Sprache“ neu montiert. Jean-Luc Godard soll ihn zum wahren Erben „der Geheimnisse des Kinos“ erklärt haben. Filmmuseum: So 1.11., 11.00 + Sa 14.11., 18.30
Pays barbare / Barbarisches Land (F/I 2013) R:
Yervant Gianikian, Angela Ricci Lucchi. 65 min. Das
Found-Footage-Filmer-Duo Gianikian und Ricci
Lucchi arbeitet sich erneut an ethnografischem
Film ab. „Pays barbare“ von 2013 basiert auf kurz vorher aufgefundenem Filmmaterial zu den
Kolonialbestrebungen des faschistischen Italien in
Afrika. An den Archivbildern soll auch das erotische
Imaginäre des Kolonialismus anschaulich werden.
Filmmuseum: Mi 28.10., 11.00 (OmenglU)
A Perfect Body Is an Embarrassing Body (Ö/
USA/ZA 1995–2020) R: Marte / Everson / Swiczinsky / Gary / Subrin / Mistry. 100 min. Found Footage und die Repräsentation des weiblichen Körpers: „Do we need to have an accident?“ (Sabine Marte,
Ö 2011), „Something Else“ (Kevin Jerome Everson,
USA 2007), „Lezzieflick“ (Nana Swiczinsky, Ö 2008), „The Giverny Document (Single Channel)“ (Ja’Tovia Gary, USA/F 2019), „Swallow“ (Elisabeth
Subrin, USA 1995), „Cause of Death“ (Jyoti Mistry,
ZA/Ö 2020). Filmmuseum: Fr 23.10., 18.30 + Mi 18.11., 18.30
Poesie des Abfalls (I/CAN/Ö/BRD/GB/USA 1968–2015) R: Gioli / Saito / Hein / LeGrice / Heller /
Fruhauf / Müller. 82 min. Recycling von Gefundenem, buchstäblich: Programm mit „L’operatore perforato“ (Paolo Gioli, I 1979), „Engram of
Returning“ (Daïchi Saïto, CAN 2015), „Rohfilm“ (Wilhelm & Birgit Hein, BRD 1968), „Berlin Horse“ (Malcolm LeGrice, GB 1970), „Her Glacial Speed“ (Eve Heller, USA 2001), „Mirror Mechanics“ (Siegfried A. Fruhauf, Ö 2005), „Sleepy Haven“ (Matthias
Müller, D 1993). Filmmuseum: Di 27.10., 18.30 + So 22.11., 18.30
Pornografie dekonstruieren (USA/J/Ö/YU/RUS 1962–2014) R: Diverse. 82 min. Der Titel ist Programm: „The Color of Love“ (Peggy Ahwesh, USA 1994), „On Eye Rape“ (Iimura Takahiko, J 1962), „Pression“ (Ljubomir Simunić, YU 1975), „Kalkito 2“ (Dietmar Brehm, Ö 2002), „The Shadow of Your
Smile“ (Alexei Dmitriev, RUS 2014), „Sodom“ (Luther Price, USA 1989), „Removed“ (Naomi FOTOS: RECTANGLE / CLOSE UP FILMS Uman, USA 1999), „Mayhem“ (Abigail Child, USA 1987). Filmmuseum: So 15.11., 18.30 + Mi 28.10., 21.00 (OF) Reframing Dream Factory (D/CAN/Ö/YU/B/USA 1936–2007) R: Müller / Lemieux / Arnold / Simunić / Cornell / Provost / Milošević / Kubelka / Schwentner. 88 min. Found-Footage-Filmer/innen unterlaufen die Konventionen des klassischen Erzählkinos, indem sie den Kontext von Bildern und Tönen veschieben: „Home Stories“ (Matthias Müller, D 1990), „Western Sunburn“ (Karl Lemieux, CAN 2007), „passage à l’acte“ (Martin Arnold, Ö 1993), „Gerdi, zločesta vještica“ (Ljubomir Simunić, YU, 1973–76), „Rose Hobart“ (Joseph Cornell, USA 1936), „Papillon d’amour“ (Nicolas Provost, B 2003), „Last Tango in Paris“ (Miodrag Milošević, YU 1983), „Dichtung und Wahrheit“ (Peter Kubelka, Ö 2003), „la petite illusion“ (Michaela Schwentner, Ö 2006). Filmmuseum: Fr 30.10., 11.00 Shred, Scretch, Sync (Ö/USA 1978–2019) R: Gamsjäger / Baron, Goodwin / Grill, Siewert / Lurf / Draschan / Ahwesh / Proctor / Birnbaum / Weberhofer. 79 min. Programm mit „blowfeld“ (Rainer Gamsjäger, Ö 2004), „LOSSLESS #5 & #3“ (Rebecca Baron, Doug Goodwin, USA 2008), „cityscapes“ (Michaela Grill, Martin Siewert, Ö 2007), „Twelve Tales Told“ (Johann Lurf, Ö 2014), „Freude“ (Thomas Draschan, Ö 2009), „She Puppet“ (Peggy Ahwesh, USA 2001), „A Movie by Jen Proctor“ (Jennifer Proctor, USA 2010–12), „Technology Transformation: Wonder Woman“ (Dara Birnbaum, USA 1978/79), „Kopierwerk“ (Stefanie Weberhofer, Ö 2019). Filmmuseum: Mi 4.11., 21.00 Stereotypien des Westens (GB/CAN/RUS 1924–2018) R: Brunel / Salloum, Suleiman / Markov. 101 min. Adrian Brunels „Crossing the Great Sagrada“ (GB 1924) ist eine entlarvende Bearbeitung von Reisefilm-Outtakes. „Introduction to the End of an Argument“ (CAN 1990) von Jayce Salloum und Elia Suleiman beschäftigt sich mit dem verzerrten westlichen Bild der arabischen Kultur im Allgemeinen und der Intifada im Besonderen. „Our Africa“ (RUS 2018), so Filmemacher Alexander Markov, ist „ein wirbelsturmartiger Überblick der Ansichten, Leidenschaften und Strategien, die in der Arbeit sowjetischer Filmteams in Afrika von 1960 bis 1990 sichtbar werden“. Filmmuseum: Mo 23.11., 21.00 + Mo 26.10., 21.00 (englOF) Subversive Rache (USA 1966–2015) R: Gunvor Nelson / Craig Baldwin. 69 min. Zum Auftakt: „Schmeerguntz“ von Gunvor Nelson und Dorothey Wiley (USA 1966), eine drastische Konfrontation medial vermittelter Bilder vom Frausein mit der Realität junger Mütter. Anschließend das Hauptwerk von Found-Footage-Feuerwerker Craig Baldwin: „Tribulation 99: Alien Anomalies Under America“ (USA 1991), ein Kalter-Krieg-Fiebertraum aus B-Pictures, Wochenschauen, Reisedokumentationen, Industriefilmen. Und schließlich Baldwins kurzes „Bulletin“ (USA 2015). Empfehlung! Filmmuseum: So 8.11., 18.30 + Do 26.11., 21.00 (OF) Swastika (GB 1973) R: Philippe Mora. 113 min. Der Film des jungen Australiers Mora sorgte 1973 in Cannes für Aufsehen und war in Deutschland lange Zeit verboten. „Swastika“ ist eine Kompilation von damals noch weithin unbekannte Privataufnahmen Adolf Hitlers am Obersalzberg. Mit nachsynchronisiertem Ton, aber ohne Kommentar erschafft der Film eine Atmosphäre, in der die Banalität des Bösen fast physisch spürbar wird. Filmmuseum: So 25.10., 11.00 + Mo 9.11., 21.00 (dF) Die Unschuld des Frühen (D/GB/USA/Ö 1925–2008) R: Frampton / Gehr / Pinschewer, Seeber / Pfaffenbichler / Lye. 57 min. Wegen seiner starken Wirkung und Expressivität greifen Filmkünstler/innen auf das „Kino der Attraktionen“, wie Filmtheoretiker Tom Gunning es nennt, zurück und rücken ihm mit zeitgenössischen Tricks zu Leibe: „Gloria!“ (Hollis Frampton, USA 1979), „Eureka“ (Ernie Gehr, USA 1972), „KIPHO“ (Julius Pinschewer & Guido Seeber, D 1925), „Mosaik mécanique“ (Norbert Pfaffenbichler, Ö 2008) und „Rhythm“ (Len Lye, GB 1957). Not to be missed! Filmmuseum: Do 5.11., 18.30 Velikiy put / Der große Weg (UdSSR 1927) R: Esfir Shub. 114 min. Anlässlich des zehnten Jahrestags der Oktoberrevolution entstanden, sollte „Der große Weg“ die Errungenschaften des Sozialismus feiern. Zudem zeigte er dem sowjetischen Publikum erstmals auch Szenen aus Lenins Privatleben. (Live-Klavierbegleitung: Elaine Loebenstein) Filmmuseum: Mi 4.11., 18.30 Videogramme einer Revolution (D/RO 1992) R: Harun Farocki, Andrei Ujica. 107 min. Ein erhellender Videoessay über die mediale Konstruktion von Wirklichkeit: Der Sturz des Diktators Nicolae Çeauşescu im Dezember 1989 und das Bild, das via TV davon vermittelt wurde. Material des rumänischen Fernsehens wird ergänzt durch Amateurfilme, denn als das Regime fällt, „gehen die Kameras auf die Straße“ (Kommentartext). Filmmuseum: Fr 6.11., 21.00 + Mo 16.11., 18.30 (OmU)
FEATURES
Französisches in Schwarz-Weiß
Der junge Kunsttischler Luc steht im Zentrum eines wehmütigen Liebesreigens: Logann Antuofermo mit Souheila Yacoub beziehungsweise Louise Chevillotte
Das Verhängnis der Leichtigkeit: Philippe Garrels „Le Sel des larmes“
Der Film ist erst wenige Minuten alt, als unversehens die Stimme eines Erzählers aus dem Off erklingt. Diese erloschen geglaubte Konvention tritt scheinbar ohne Not auf den Plan. Was in den Figuren von „Le Sel des larmes“ (deutsch: „Das Salz der Tränen“) vorgeht, würden wir auch so verstehen: Die Liebe bleibt nicht, wo sie ist. Die Erzählstimme hat den Vorzug, Ironie ins Spiel zu bringen und Philippe Garrels einnehmend unverbrauchten Darstellern zuzeiten unter die Arme zu greifen.
Luc kommt nach Paris, um sich an einer Eliteschule für Kunsttischler zu bewerben. Damit erfüllt er den Lebenstraum, der seinem Vater (André Wilms) verwehrt blieb. In der großen Stadt weist ihm Djemila den Weg und verliebt sich in ihn. Daheim allerdings trifft er Geneviève wieder, die er aus den Augen verloren hatte und die ihn nun nicht mehr gehen lassen will. Als er an der Schule angenommen wird, begegnet er Betsy, womit der Reigen noch nicht zu Ende ist. Für Luc ist die Liebe weder Spiel noch Verbindlichkeit, sondern eine Folge von Gelegenheiten.
Renato Bertas Kamera unterstreicht das Schillern der Gefühle, in dem sie behände den Fokus verschiebt, eine Spannung zwischen Schärfe und Unschärfe schafft. Der Regisseur ist fasziniert von den Anfängen der Liebe, dem frühen Zauber, der erhabenen Verlegenheit. Die ersten Umarmungen filmt er hinreißend als Choreografie des Tastens, Drängens und der zärtlichen Abwehr. Er respektiert die entschlossene Verletzbarkeit der Frauen, entdeckt darin die größere Klugheit.
GERHARD MIDDING
Votiv: Sa, 24.10., 20.30 Uhr; Admiral: So, 25.10., 20.30 Uhr; Gartenbau: Fr, 30.10., 23 Uhr + Sa 17.30 Uhr; Stadtkino im Künsterhaus: So, 1.11., 18 Uhr (OmenglU)