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#178
FA ZITGESPR ÄCH
Radikale Optimistin
Nr. 178 9/2021 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M
Sandra Krautwaschl im Interview
FAZIT
FA ZIT THEMA GESUNDHEIT
Dezember 2021
FA ZITBEGENUNG
Meinrad Lindschinger über die Kunst der richtigen Ernährung Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.
Gesunde Mitarbeiter sind ein Schlüssel zum Erfolg
Foto: Light & Grace
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FAZIT
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Feuerbestattungen
Editorial
Von Christian Klepej
I
ch muss vorausschicken, ich habe recht wenig Ahnung von Physik. Etwa das Telefonieren. Wie das wirklich »funktioniert«, übersteigt meinen Verständnishorizont. Und mit dem Klimawandel, dem »menschlich verursachten«, geht es mir ähnlich. Die diversen Modelle, die den Untergang der Welt wie wir sie kennen, millimetergenau errechnen, die kann ich nur glauben. Verstehen kann ich sie nicht. Was mir persönlich viele Jahre wenig ausgemacht hat. Meine Großmutter hat mir von klein auf beigebracht, wenig Müll zu machen. Sie hat mich also gelehrt, »nachhaltig« zu leben, lange bevor das zum Modewort geworden ist. Sie war es auch, die mir Buben klargemacht hat, dass ein eingeschalteter Luster in einem Zimmer ohne Menschen nur wenig bis gar keinen Sinn ergibt. Sie tat das, weil wir sparen mussten, sie tat das aber auch aus der Selbstverständlichkeit heraus, stets darauf bedacht zu sein, nichts augenscheinlich »Dummes« zu tun. Und Energie für ein Licht zu verbrauchen, das niemanden erhellt, ist so dumm, wie ein Scheit Holz zu verbrennen, das niemanden erwärmt.
Beim Klimawandel müssen wir auf Forschung und Entwicklung setzen
Unter diesem Aspekt bin ich seit Jahrzehnten Verbündeter all jener, die sich um unseren Planeten »Sorgen« machen. Eben auch ohne selbst genau zu »wissen«, dass die furzende Kuh vor meinem Fenster gerade dabei ist, das Ende aller Tage einzuläuten. Wie in den meisten Situationen ist nach meinem Dafürhalten auch beim Klima Gelassenheit angebracht, und gelassen fahre ich also seit mehr als zwanzig Jahren mit dem Fahrrad durch meine Stadt, seit der Entdeckung des Handschuhs auch im Winter und seit meinem zweiten Kind auch mit einem Lastenrad. Und gelassen beobachte ich die Entwicklungen in der entwickelten Welt, die – spätestens seit Rio! – konsequent und erfolgreich dabei ist, ständig mehr an Effizienz bei allen Arten des Energieverbrauchs an den Tag zu legen. Durch Forschung und Entwicklung! Lange hatte ich großes Verständnis für die Anliegen junger Menschen, denen alles im Zusammenhang mit der »Klimakatastrophe« zu langsam ging. Man hat mit geringeren Lebensjahren halt einen eingeschränkteren Zugang zum Phänomen Zeit. Die Hysterie und Panik jedoch, die sich allenthalben unter jungen Menschen breit und immer breiter macht, bereitet mir langsam Unbehagen. Wie bei Lena Schilling, von Radio FM4 zur »vielleicht politisch aktivsten jungen Frau des Landes« geadelt, die unlängst in der ORF-Sendung »Im Zentrum« eine ganze Stunde aus ihrer Schnappatmung nicht herauskam. In der sie ohne jeden Widerspruch behauptete, »wir« hätten noch immer nicht damit begonnen, etwas gegen den Klimawandel zu tun. Was definitiv nicht stimmt, so ist die Energiegewinnung in den letzten Jahrzehnten immens gestiegen, während der Kohlendioxidausstoß dafür relevant verringert wurde. Was mich irritierte, war ihre Forderung nach einem »Systemwandel«. Sie wolle unsere »Gesellschaft auf den Kopf stellen«. Was auf »ungeteilte Zustimmung« (!) vom mitdiskutierenden Ernst Ulrich von Weizsäcker stieß. Diese Forderung hört man ja von jungen Aktivisten derzeit öfter. Was ist damit eigentlich gemeint, welches »System« soll gewandelt, welche Gesellschaft »auf den Kopf« gestellt werden; und vor allem: wie?
Sollen wir keine Umweltverträglichkeitsprüfungen für jedes größere Bauwerk, jeden Industriebetrieb, jede Halle mehr machen? Sollen keine strengen Gesetze mehr den Rahmen vorgeben, was möglich ist und was nicht? Soll Lena Schilling alleine bestimmen, wie wir dem Klimawandel begegnen oder soll das ein von Greta Thunberg eingesetzter Klimarat erledigen? Beunruhigen tut mich dabei übrigens nicht, dass Schilling solche Forderungen stellt, dass ihr niemand widerspricht, dass niemand nicht einmal vorsichtig nachfragt, das ist es, was kritisierenswert erscheint. Oder heuchlerisch, weil zwar Bühnen geboten werden, aber ernsthafte Auseinandersetzung außen vor gelassen wird. Es werden große Probleme durch den Klimawandel auf uns zukommen und wir werden sie meistern. Dabei ist es gut, dass junge Menschen auch aktionistisch ihre Stimme laut werden lassen. Hysterie, Panikmache oder Entdemokratisierung werden dabei nicht hilfreich sein. Sondern ganz im Gegenteil die Entwicklung neuer Technologien verzögern, wenn nicht sogar verhindern. Da sollten wir alert sein und den Jungen klar machen, auch alte Männer (wie Frauen) haben kleine Kinder und sind besser als n Verbündete, denn als Gegner.
Kommen Sie gut durch den Lockdown und hoffentlich verbringen Sie trotzdem einen gesegneten Advent im Kreis Ihrer Lieben!
Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT DEZEMBER 2021 /// 5
Inhalt Fazit Dezember 2021
Gesunde Mitarbeiter
Mitarbeitergesundheit ist ein gutes Geschäft. Nicht nur für Ärzte und Coaches, sondern vor allem für die Unternehmen.
Radikale Optimistin
Die Klubobfrau der steirischen Grünen im Fazitgespräch. Statt für Verzicht plädiert sie, das Verschwenden zu beenden.
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Schützt die Städte!
Eine »textliche Verzweiflung« von Götz Schrage gegen einen Zeitgeist, der Städte zu autofreien ländlichen Idyllen formt.
Chemnitz, mon Amour!
Michael Petrowitsch war in Chemnitz und hat dort die Vorboten auf deren Kulturhauptstadtjahr 2025 begutachtet. Er war angetan. Seite 78
Ausgabe Dezember 2021 XVIII. Jahrgang Nr. 178 (9/2021) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.
6 /// WILLKOMMEN IM FAZIT
Fotos: Kraken/Unsplash, Erwin Scheriau, Enlarge, Heimo Binder (2), Chemnitz 2025
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Wirtschaft und mehr.
42 70
Rubriken Editorial 5 Politicks 14 Investor 32 Außenansicht 38 Immobilien 68 Alles Kultur 78 Schluss 82
Liebe Leser!
Mit der Arbeitswelt verändern sich auch die gesundheitlichen Herausforderungen an die Mitarbeiter. Im Fazitthema geht es um betriebliche Gesundheitsförderung. Sie ist ein Riesengeschäft; nicht nur für Mitarbeiter, Ärzte und Trainer, sondern auch für die Unternehmen! Jeder in diesen Bereich investierte Euro kommt mehrfach – in Form von motivierteren Mitarbeitern und weniger Krankenständen – zurück. Das Fazitgespräch führten wir mit der Klubchefin der steirischen Grünen, Sandra Krautwaschl. Die ehemalige Ökoaktivistin sieht sich als »radikale Optimistin«. Um die Klimaziele zu erreichen, braucht es ihrer Meinung nach nicht Verzicht, sondern weniger Verschwendung. Das Fazitporträt führt uns in das Holzatelier von Martin Gamerith. Der Designer und Tischler zaubert wahre Kunstwerke aus Vollholz, die er in seinem Ladengeschäft in der Grazer Jakoministraße präsentiert. Fazit besuchte das sächsische Chemnitz, das im Jahr 2025 europäische Kulturhauptstadt wird. Dieses Etikett bewirkt, wie man an Graz sieht, vieles. Auch die Chemnitzer haben erkannt, dass sie früh starten müssen, um in vier Jahren dort anzukommen, wo sie hinwollen. Gutes Lesen! -red-
Kunst der richtigen Ernährung
Volker Schögler trifft den Internisten, Kneipparzt, Stoffwechsel- und Ernährungsmediziner Meinrad Lintschinger.
IMPRESSUM
Der Holzflüsterer
Martin Gamerith betreibt in Graz das Holzatelier Gamerith. Ein Fazitporträt über Holz und Sinnlichkeit.
Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)
Füh g du run rch Seit g (45 e 44 )
Lektorat AdLiteram
Druck Walstead-Leykam
Außenanosvisckyht Seite 38
Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl
Erfo SERIE l
Peter Sichr ngslosigkeit u n h A e r e s n u über demie. in Sachen Pan
Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl
Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer
Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol
Titelfoto von Erwin Scheriau
Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin
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Foto: Adobe Stock
»Mitarbeitergesundheit ist nicht bloß eine Bringschuld der Unternehmen und Vorgesetzten, sondern fordert aktive Mitwirkung und Problembewusstsein der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.«
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Fazitthema
Gesunde Mitarbeiter Von Johannes Roth Mit den Veränderungen der Arbeitswelt verändern sich auch die Herausforderungen, die sich hinsichtlich unserer Gesundheit ergeben. Dabei ist die betriebliche Gesundheitsförderung ein Bombengeschäft. Nicht nur für Mitarbeiter, Ärzte und Trainer, sondern auch für die Unternehmen! Denn jeder investierte Euro kommt mehrfach – in Form von motivierteren Mitarbeitern und weniger Krankenständen – zurück. Experten schätzen den Return on Investment auf 1:3 bis zu 1:26.
A
ls Sabine T. erkannte, was los war, war es bereits zu spät. Die Verzweiflung hatte schon lange überhandgenommen. Ihre Erschöpfung war so bestimmend geworden, dass ihr morgens die Kraft zu fast allem fehlte. Sie fühlte sich zu schwach, um das Frühstück für ihr Kind zu richten, und zu traurig, um die Vorhänge zurückzuziehen und das Fenster zu öffnen. Stattdessen blieb sie einfach im Bett liegen, tagelang, und überlegte sich, wie es wäre, ihrer Hoffnungslosigkeit zu entrinnen, indem sie einfach alle Tabletten nähme, die sie daheim hatte.
Auf sich selbst hören.
Dabei hätte sie es merken können. Wenn sie nur ein wenig auf sich geachtet hätte … Dann wäre Sabine irgendwann aufgefallen, dass ihre Unsicherheit in dem neuen Job, den sie nach ihrer Kinderpause angetreten hatte, in übertriebenes Engagement umgeschlagen war. Dass sie sich permanent überschätzte, was zu Fehlleistungen führte, die sie durch ihren Einsatz erst recht wieder kompensieren wollte. Hätte sie nur auf ihr Umfeld gehört, dann wäre alles vielleicht noch gut gegangen. Aber Sabine T. hatte auf niemanden gehört. Nicht auf ihre Freundin, die ihr gesagt hatte, sie müsse endlich lernen, »nein« zu den Kollegen zu sagen, die ihre eigene Arbeit an sie delegierten. Nicht auf ihren Chef, der ihr dringend angeraten hatte, sich ein paar Tage frei zu nehmen.
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Fazitthema
Nicht auf ihren Mann, der sich darüber beschwert hatte, dass ihre Beziehung zunehmend hinter ihren Job zurückgetreten war. Und nicht auf sich selbst, nicht einmal, als sie auffällig zugenommen hatte, weil sie lieber alleine mit einer Flasche Wein und einer Packung Chips vor dem Fernseher einschlief, als mit ihren Freunden und ihrer Familie etwas zu unternehmen.
Burnout als unterschätzte Gefahr.
Sabine T., das war eigentlich weder für sie noch für ihr Umfeld sonderlich schwer zu erkennen, war ausgebrannt. Ausgebrannt vom Job, vom Versuch, ihr Familienleben und die Arbeit erfolgreich unter einen Hut zu bringen, ausgebrannt von den eigenen Ansprüchen an sich selbst. Und obgleich das Burnout absehbar gewesen war, hatte sie bis zum Ende nichts dagegen unternommen. Immer weiter gemacht, bis selbst der Versuch, das Ruder noch herumzureißen, in weitere Anstrengung und schließlich die Selbstaufgabe mündete. Sabine T. ist eine aus einer Legion von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die die Work-Life-Balance nicht auf die Reihe gebracht haben, eine von Tausenden, die ihr Job krank gemacht hat. Davon gibt es mehr, als man gemeinhin annehmen möchte. Nicht alle leiden unter psychischen Belastungen, die Mehrzahl der Krankenstandstage wird mit physischen Leiden begründet. Sie schaffen es trotz der zahlreichen Bemühungen öffentlicher Institutionen, privater Initiativen und unternehmerischer Anstrengung nicht, ihre körperliche oder seelische Unversehrtheit im Job aufrechtzuerhalten.
Statistik sagt heuer wenig aus.
Allein am statistischen Material ist der Komplex »Mitarbeitergesundheit/ Mitarbeiterkrankheit« nur schwer festzumachen. In aller Kürze: Gesundheitsbedingte Fehlzeiten stiegen nach einer Wifo-Studie 2020 gegenüber 2019 geringfügig an. Frauen verbringen mehr als 13,8 Tage im Krankenstand als Männer, die es auf »nur« 12,9 durchschnittliche Krankenstandstage im Jahr brachten. Auffällig dabei: Der Anteil der Kurzkrankenstandsepisoden steigt zwar – er beträgt derzeit 42 Prozent – ihr Gewicht am Fehlzeitvolumen ist aber vergleichsweise gering (9 Prozent aller Krankenstandstage). Längere Fälle sind also vergleichsweise selten, sie verursachen statistisch aber den Großteil der Fehlzeiten.
Atemwege und Rückenschmerzen.
Erkrankungen des Atemsystems und Krankheiten des MuskelSkelett-Systems verursachen zusammen die Hälfte aller Krankenstandstage. Inwieweit COVID-19 das Bild 2019, 2020 und 2021 verzerrt, lässt sich derzeit schwer sagen. Faktum ist, dass die Arbeitswelt sich durch COVID-19 verändert hat und damit auch die Krankheitsbilder, die mittelbar oder unmittelbar durch die Arbeit an sich auftreten. Vor allem das Home Office entpuppt sich immer mehr nicht nur als Segen, sondern auch als Fluch. Ist doch ein Heimarbeitsplatz meist nicht kompatibel mit den Anforderungen, die ein Büroarbeitsplatz an die Gesundheit der Mitarbeiter stellt. Ein Küchentisch ist kein höhenverstellbarer Schreibtisch, ein Esszimmersessel kein drehbarer Bürostuhl, ein 13-Zoll-Laptopscreen ist kein Bildschirm, wie man ihn in verantwortungsvoll ausgestatteten Büros vorfindet. Am Heimarbeitsplatz, wo man sich
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selbst überlassen seine Arbeitsumgebung improvisieren, ja, simulieren muss, greifen logischerweise viele Maßnahmen und Standards der betrieblichen Gesundheitsförderung nicht.
Home-Office-Bedeutung schwer einzuschätzen.
Neben den rein körperlichen Schäden, die die Auswirkungen der Pandemie auf Home-Office-Mitarbeiter haben, wird man sich vermehrt mit den veränderten psychischen Belastungen auseinandersetzen müssen. Burnout steht hier ganz oben auf der Liste jener Gefahren für die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Führungskräfte genauer beobachten sollten, genauer: die sie nicht ignorieren können. Bei allem Nutzen, den Home Office mit sich bringt – verpflichtendes Home Office verwandelt das Zuhause in eine einzige Gefahrenzone für die mentale Gesundheit. Nicht nur, dass plötzlich die Struktur des Tages eine völlig andere ist, weil man das Haus morgens nicht mehr verlassen und abends nicht mehr wiederkommen muss. Man wacht vielmehr in seinem Büro auf und geht in seinem Büro schlafen – die auch in »normalen« Zeiten schwierig festzumachende Trennlinie zwischen Arbeit und Freizeit ist in Zeiten der Pandemie für Home-Office-Mitarbeiter inexistent. Ganz zu schweigen von der Mehrfachbelastung, die durch etwaige Homeschooling- und Kinderbetreuungs-Tätigkeiten während der Arbeitszeit entsteht, den Ängsten, denen man durch ständige Ansteckungsgefahr ausgesetzt ist, der technisch unzureichenden Heim-Ausstattung oder dem Mangel an sozialer Interaktion … kurz, es gibt eine Vielzahl von Stressfaktoren, die betriebliche Gesundheit in eine neue Dimension rücken.
Belastungssyndrome nehmen zu.
Ein Schicksal wie das eingangs geschilderte von Sabine T. ist also wahrscheinlicher denn je. Die Zahl der Menschen mit mentalen und körperlichen Belastungssyndromen steigt laut Experten besorgniserregend an. Ein Drama, das sich natürlich auch auf die Wirtschaftsleistung heimischer Unternehmen auswirkt. Denn natürlich sind physisch und psychisch gesunde Mitarbeiter die motivierteren Mitarbeiter – und dementsprechend produktiver. Wenn die halbe Belegschaft ständig in Krankenstand ist, wirkt sich dies nicht nur auf die Produktivität negativ aus, sondern – Stichwort Entgeltfortzahlungen – auch auf die Bilanz.
Trend zur betrieblichen Gesundheitsförderung.
Kein Wunder also, dass Unternehmen ein vitales Interesse daran haben, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst gesund sind. Dementsprechend investieren kluge Unternehmerinnen und Unternehmer in die Gesundheit der Kolleginnen und Kollegen. Größere Unternehmen beschäftigen eigene Experten für betriebliche Gesundheitsförderung, kleinere sind meist auf sich allein gestellt. Wer BGF – so das Kürzel – ernst nimmt, hat viel zu tun und muss natürlich bereit sein, in die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu investieren. Ein Investment, das sich jedenfalls bezahlt macht: Das Netzwerk BGF, eine Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, mit den Netzwerkpartnern gemeinsam Angebote zu entwickeln und interessierten Unternehmen konkrete Unterstützung anzubieten, hat dazu auch Zahlen: »Ökonomische Betrachtungsweisen sprechen von einem
Fazitthema
Return on Investment von 1:3 bis zu 1:26. Jeder investierte Euro kommt somit mehrfach zurück.«
Zahlreiche Förderprogramme.
Das hat sich mittlerweile herumgesprochen. In Österreich beschäftigt man sich in diesem Rahmen schon geraume Zeit auf verschiedenen Ebenen mit BGF. Ausgangspunkt für die organisierte Zusammenarbeit der verschiedensten Institutionen ist die sogenannte »Luxemburger Deklaration zur betrieblichen Gesundheitsförderung« aus dem Jahr 1997. BGF zielt grundsätzlich darauf ab, Krankheiten und Unfällen am Arbeitsplatz vorzubeugen. Das schließt arbeitsbedingte Erkrankungen ebenso mit ein wie Berufskrankheiten oder Stress. Verschiedene Programme und Förderungen stützen die betriebliche Gesundheitsförderung. Dazu zählen etwa »baufit« – ein Programm speziell für Krankheits- bzw. Unfallvermeidung am Bau –, aber auch Schutzimpfungen, Sicherheitsund Gesundheitsmanagement oder Sicherheitsschulungen, die ebenso gefördert werden, wie Programme zur Stressbewältigung, der Unfallverhütung, der Arbeitsmedizin oder zur Verbesserung der Ergonomie am Arbeitsplatz.
Wandel der Arbeitswelt.
Die ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema »betriebliche
Gesundheitsförderung« bzw. »Mitarbeitergesundheit« bedingt freilich eine ebenso ernsthafte Auseinandersetzung mit den gerade vonstattengehenden Veränderungen der Arbeitswelt. »Arbeit 4.0« ist das Schlagwort, das vor allem auf die Verbreitung digitaler Technologien und ihrer Auswirkungen auf die Art, wie wir in Zukunft arbeiten werden, Bezug nimmt. Die Digitalisierung hat auf vielen Ebenen Auswirkungen auf unsere künftigen Arbeitsweisen und damit auch auf die Gesundheit, wie der Fonds Gesundes Österreich in einem entsprechenden Praxisbuch zusammengefasst hat: »Digitalisierung wirkt vielfach als Verstärker und Beschleuniger bestehender Trends und Dynamiken. Auf individueller Ebene hat die Digitalisierung insbesondere Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit (z. B. Technostress), aber auch auf das Führungsverhalten und Teamprozesse«, so die Autoren. Die Herausforderungen einer digitalisierten Arbeitswelt sind dabei ebenso vielfältig wie deren Chancen. Die Flexibilisierung der Arbeit hinsichtlich Raum und Zeit (Stichwort Home Office) bringt höhere Eigenverantwortung mit sich und auch »zunehmende Grenzverschiebungen von Arbeits- und Privatleben. Arbeit außerhalb der regulären Arbeitszeit erschwert häufig, sich von Arbeit zu distanzieren, und damit die erforderliche Regeneration.« Damit nicht genug wird für eine ausgeglichene Psyche in Hinkunft auch die Möglichkeit, aktiv an Unternehmensentscheidungen mitzu-
AK.AT/FÜRDICH
STEIERMARK
KLIMASCHUTZ #FÜRDICH DIE AK KÄMPFT FÜR INVESTITIONEN IN DEINE ZUKUNFT.
Fazitthema
Foto: Adobe Stock
»Von denen, die unzufrieden mit der Führung durch die Chefin oder den Chef waren, waren 73 Prozent in den vergangenen sechs Monaten zumindest einmal krank. Beschäftigte mit guten Chefs waren im selben Zeitraum nur zu 61 Prozent zumindest einmal erkrankt.«
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Fazitthema
wirken, immer wichtiger werden. Und auch die Relevanz der Tätigkeit wird an Bedeutung gewinnen, also ob sie einen persönlichen oder gesellschaftlichen Bedeutungsgehalt aufweist, man sich damit identifiziert und Arbeit Sinn stiftet, d. h. subjektiv als sinnvoll und relevant erachtet wird. All diese zentralen Merkmale der Arbeit 4.0 werden sich spürbar auf die körperliche und geistige Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auswirken.
Führungsverhalten entscheidend.
In der Gegenwart ist jedoch nicht nur bei den Führungskräften Problembewusstsein gefragt, sondern auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Im vergangenen Jahr etwa war nach Informationen der AK mehr als die Hälfte (56 %) der ArbeitnehmerInnen trotz Krankheit arbeiten – so viele wie noch nie. Noch 2018 war dieser Wert mit 38 % der niedrigste seit 2010 (45 %) gewesen. Der Arbeitsklimaindex der AK weist Arbeitnehmern im Home Office mit Kindern und Arbeitslosen einen besonders hohen Medikamentenkonsum aus; 75 % der Beschäftigten nahmen 2020 Schmerzmittel, 14 % Schlaf- und Beruhigungsmittel, sechs Prozent greifen laut AK sogar zu leistungssteigernden Substanzen. Das Verhältnis zu Vorgesetzten und Kollegen spielt freilich eine entscheidende Rolle im Gesundheitsbild der Arbeitnehmer. Ebenfalls eine Studie der AK fand heraus, dass, wenn es z. B. Streit mit den Arbeitskollegen gibt, 43 Prozent über Verdauungsbeschwerden klagen; kommt man mit den Kolleginnen und Kollegen gut zurecht, sinkt diese Zahl auf 24 Prozent. Keine Überraschung ist, dass die Vorgesetzten großen Einfluss auf die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben, wie die AK Oberösterreich belegen konnte: »Von denen, die unzufrieden mit der Führung durch die Chefin oder den Chef waren, waren 73 Prozent in den vergangenen sechs Monaten zumindest einmal krank. Beschäftigte mit guten Chefs waren im selben Zeitraum nur zu 61 Prozent zumindest einmal erkrankt. Wer nicht genug Unterstützung erhält, ist dreimal so viele Tage krank im Büro wie jene Beschäftigten, die vom Vorgesetzten guten Rückhalt bekommen. Und auch die Zeitdauer des Krankenstandes verkürzt sich bei guter Führung: Beschäftigte mit wenig Unterstützung von ihrer Chefin oder ihrem Chef sind durchschnittlich fast neun Tage im Krankenstand. Wer sich gut aufgehoben fühlt, ist nur 7,6 Tage zu Hause. Doch auch wenn sie arbeiten, wirkt sich der Vorgesetzte deutlich aus: 36 Prozent jener Beschäftigten, die mit ihren Vorgesetzten Probleme haben, leiden unter hohem Blutdruck. Bei Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen hingegen, die mit ihren Chefinnen bzw. Chefs gut auskommen, sind es nur 16 Prozent.
Fazit: Mitarbeitergesundheit ist nicht bloß eine Bringschuld der Unternehmen und Vorgesetzten, sondern fordert aktive Mitwirkung und Problembewusstsein der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ständiges Selbst-Monitoring, das Wahrnehmen der Angebote der Arbeitgeber und aktives Einfordern gesundheitsfördernder Maßnahmen sind essenziell im Bemühen um eine gesunde, lebenswerte Arbeitswelt. Wer auf sich selbst achtet, kann sich und seinen Lieben oft viel unnötiges Leid ersparen. Übrigens: Sabine T., unser eingangs geschildertes Burnout-Opfer, hat es letztlich mit professioneller Hilfe geschafft, ihr Burnout zu überwinden …
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Alle Revolutionen haben bisher nur bewiesen, dass sich vieles ändern lässt, bloß nicht die Menschen. Karl Marx
rinnen und Wähler immer Recht hätten und dass Kahrs Erfolg das Ergebnis demokratischer Wahlen gewesen sei.
Fotos: Silvana Weidinger, Fischer
Dass Graz mit Elke Kahr eine Kommunistin als Bürgermeisterin hat, sorgt europaweit für Aufsehen. In ihrer Antrittsrede bekannte sie sich zu Graz als Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturstadt. Elke Kahr ist Grazer Bürgermeisterin Was viele bis zuletzt für unmöglich hielten, ist tatsächlich eingetreten. Graz hat mit Elke Kahr tatsächlich eine orthodox-kommunistische Bürgermeisterin, die sich nicht nur zu Marx bekennt, sondern etwa auch im kommunistischen Diktator von Exjugoslawien, Josip Broz Tito, der Tausende Andersdenkende ermorden ließ, ein Vorbild sieht. Gewählt wurde Kahr trotzdem. Und zwar von der neuen Grazer Rathauskoalition aus KPÖ, Grünen und der SPÖ. Die drei Parteien wollen Graz mit ihrem Programm »Gemeinsam für ein neues Graz« sozialer, klimafreundlicher und demokratischer machen. Angelobt wurde die neue Bürgermeisterin durch Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP). Er wünschte ihr eine gute Hand für Graz und stellte klar, dass die Wähle14 /// FAZIT DEZEMBER 2021
Kahr will profitgetriebene Bauprojekte stoppen In ihrer Antrittsrede dankte Kahr nicht nur Ernest Kaltenegger, der die KPÖ in Graz groß gemacht hat, sondern auch ihren Vorgängern Siegfried Nagl (ÖVP) und Alfred Stingl (SPÖ). Sie bekannte sich erstmals auch zu Graz als Stadt der Wirtschaft und des Gewerbes und dazu, die ökonomischen Stärken gemeinsam mit Wissenschaft und Kultur auszubauen und zu schützen. Mit ihrer Absage an profitgetriebene Bauprojekte schlug sie aber auch einen mächtigen inhaltlichen Pflock ein. So wolle sie die Flächenwidmung überarbeiten. Der neue ÖVP-Chef Kurt Hohensinner wünschte der neuen Bürgermeisterin alles Gute und kündigte gleichzeitig eine neue Rolle seiner Partei als Gegengewicht zur linken Koalition an. Hohensinner stellte klar, dass das, was Kahr im Stadtrat der letzten Jahre gezeigt habe, aus ÖVPSicht nicht für die Gesamtverantwortung reiche. Warum unterstützt die SPÖ die Kommunisten? Der Umstand, dass SPÖ-Klubobmann Michael Ehmann ohne politisches Gegengeschäft – etwa einem SPÖ-Sitz im Stadtrat – eine KPÖ-Bürgermeisterin ermöglicht hat, sorgt zumindest bei der Landes-SPÖ für Aufsehen. Das macht ihn nach Nagl und Mario Eustacchio (FPÖ) wahrscheinlich zum nächsten Ablösekandidaten an der Spitze einer Grazer Gemeinderatsfraktion. Wie die Grazer SPÖ – als ehemalige Bürgermeisterpartei – ausgerechnet unter einer kommunistischen Bürgermeisterin zur alten Stärke zurückfinden will, erschließt sich wohl nicht einmal Michael Ehmann selbst. Zur allgemeinen Überraschung sagte Ehmann bei der konstituierenden Gemeinderatssitzung auch noch, die SPÖ unterstütze Kahr vor allem wegen ihrer Lösungs-
kompetenz, aber auch wegen der Gemeinsamkeiten im Programm.
Ungleicher Lohn für gleiche Arbeit. Gibt es das wirklich? Der Equal Pay Day fiel in Österreich heuer auf den 25. Oktober. Dieser Tag ist ein tolles PR-Instrument, das 1966 von amerikanischen Frauen- und Bürgerrechtsorganisationen mit dem Ziel ins Leben gerufen wurde, auf die damals übliche ungleiche Bezahlung zwischen Männern und Frauen, insbesondere afroamerikanischer Frauen, hinzuweisen. Geschlechterdiskriminierung bei der Bezahlung wäre, wenn es sie denn tatsächlich gäbe, ein echter Skandal, der bei jedem österreichischen Unternehmen, das seine Mitarbeiterinnen schlechter bezahlt als seine Mitarbeiter, gnadenlos publik gemacht werden sollte. Laut Eurostat beträgt die Lohnungerechtigkeit zwischen Männern und Frauen heuer unglaubliche 18,5 Prozent. Wie kann das sein? Welche Tellerwäscherin verdient um beinahe ein Fünftel weniger als ihr männlicher Kollege? Wie schaut das bei Friseurinnen und Friseuren, bei Installateurinnen und Installateuren oder bei Richterinnen und Richtern aus? Die publizierten 18,5 Prozent entsprechen 68 Tagen des heurigen Kalenderjahres, an denen die geschundenen Frauen arbeiten müssen, ohne von ihren Arbeitgebern bezahlt zu werden. Im Vorjahr wurden die Frauen sogar 71 Tage lang um ihren Verdienst gebracht. Und gemäß Eurostat zählt Österreich damit zu den EU-Ländern mit der größten Lohnungerechtigkeit zwischen Frauen und Männern. Denn im EU-Durchschnitt stehen den heimischen 18,5 Prozent geschlechtsbedingtem Lohn- und Gehaltsunterschied »nur«14,1 Prozent in der EU gegenüber. In Österreich gibt es sogar zwei Equal-Pay-Days Seltsamerweise gibt es in Österreich nicht nur einen, sondern sogar zwei Equal-PayDays. Der erste war heuer am 21. Feb-
Politicks
MIT JOHANNES TANDL
ruar. Jetzt mag man dahinter einen besonderen PR-Schachzug vermuten. Der erste Equal-Pay-Day ist demnach der 68. Tag seit Jahresbeginn, bis zu dem Frauen gratis arbeiten, um die 18,5 Prozent Gender-Pay-Gap darzustellen. Und beim zweiten Equal-Pay-Day am 25. Oktober rechnet man die 68 Tage von Silvester zurück und kommt so auf den Tag, ab dem Frauen unbezahlt arbeiten. Eigentlich genial! Trotzdem scheint bei unseren beiden Equal-Pay-Days irgendetwas nicht zu stimmen. Der 21. Februar ist nämlich der 52. Tag des Jahres und nicht der 68. Beim ersten Equal-Pay-Day beträgt der Gender-Pay-Gap »nur«ungerechte 14,3 Prozent. Beim zweiten wären es demnach noch ungerechtere 18,5 Prozent. Wie ist das möglich? Werden bei der Feststellung des zweiten, ja sogar von Eurostat legitimierten Equal-Pay-Day nicht Richterinnen mit Richtern, Installateurinnen mit Installateuren und Friseurinnen mit Friseuren, sondern Äpfel mit Birnen verglichen? Schließlich liegen den meisten Löhnen und Gehältern kollektivvertragliche Gehaltstabellen zugrunde. Die österreichischen Sozialpartner machen bei der Lohnhöhe doch keinen Unterschied nach dem Geschlecht. Und die Kollektivverträge decken laut WKO und laut ÖGB etwa 98 Prozent der österreichischen Arbeitsverhältnisse ab. Bei der Ermittlung des Gender-PayGaps werden keine vergleichbaren Jobs gegenübergestellt. In den Arbeitsverträgen von 98 Prozent der Werktätigen ist gleicher Lohn für gleiche Arbeit fixiert. Bei den beiden offiziellen Equal-Pay-Days werden daher Äpfel mit Birnen statt Frauen- und Männerarbeit miteinander verglichen. Einen tauglichen Versuch die geschlechterspezifische Lohungleichheit zu ermitteln, hat die Unternehmensberatung Mercer unternommen. Dort hat man sich die jeweiligen Löhne und Gehälter in 215 österreichischen Unternehmen angesehen. Dabei ist Mercer auf eine bereinigte Gehaltslücke im ge-
Der neue Grazer ÖVPChef Kurt Hohensinner sieht die zukünftige Rolle der ÖVP in einem Gegengewicht zur linken Rathauskoalition.
schlechterspezifischen Grundgehalt von durchschnittlich 6,6 Prozent gestoßen. Dieser Wert ist deutlich niedriger als das Eurostat-Ergebnis. Es offenbart dennoch einen Skandal. Vor allem weil er mit den Qualifikationsniveau steigt, anstatt zu sinken! Die Mercer-Studie weist damit keinen Gender-Pay-Gap nach, sondern die Existenz einer gläsernen Decke in der österreichischen Arbeitswelt. Denn sogar in überwiegend weiblich dominierten Branchen werden die Führungspositionen mehrheitlich von Männern besetzt. Zwischen Frauen und Männern in denselben Positionen konnten hingegen »kaum Gehaltsunterschiede«festgestellt werden. Darüber hinaus hat Mercer wie Eurostat auch die unbereinigten Gehälter für Frauen und Männer verglichen. Dafür wurden die absoluten Brutto stunden verdienste von Männern und Frauen ungeachtet von Branchen und Positionen ins Verhältnis gesetzt. Im Gegensatz zum Gender Pay Gap ist der Gender-Pensions-Gap der echte Skandal Das Ergebnis ist nicht weit von den Eurostat-Zahlen entfernt. Der Gehaltsunterschied von 17 Prozent zwischen weib-
lichen und männlichen Stundenlöhnen weist aber weniger auf Ungerechtigkeiten bei der Bezahlung als auf eine für das Lebenseinkommen ungünstigere weibliche Berufswahl hin. Auch die extrem hohe Teilzeitquote unter Müttern wirkt nicht nur karrierehemmend, sondern auch gehaltsbremsend. Besonders negativ auf die weiblichen Gehälter wirkt sich übrigens der Umstand aus, dass nur wenige Frauen nach der Babypause in ein Vollarbeitszeitverhältnis zurückkehren, sondern bis zum Antritt des Ruhestands als Teilzeitbeschäftigte weiterarbeiten. Gemeinsam mit dem immer noch nicht angeglichenen Pensionsantrittsalter zwischen Männern und Frauen führt das zu deutlich niedrigeren Frauenpensionen. Die liegen in Österreich bei gerade einmal 56 Prozent der Männerpensionen. Hinter dieser Zahl verbirgt sich im Gegensatz zu den am Equal-Pay-Day propagandistisch ausgeschlachteten vermeintlichen geschlechterspezifischen Lohnungerechtigkeiten ein echter Skandal.
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Der Mangel beim Bau
Was versteht man unter Mangel? Etwas, das schadhaft, defekt oder nicht in Ordnung ist. In bauvertragsrechtlicher Hinsicht ist davon der Mangel in gewährleistungsrechtlicher Hinsicht zu unterscheiden: Eine Leistung ist nur dann mangelhaft im Sinne des Gewährleistungsrechtes, wenn sie qualitativ oder quantitativ hinter dem Geschuldeten zurückbleibt. Wesentlich ist der Vertragsinhalt zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer. Ein Mangel im Gewährleistungsrecht liegt dann vor, wenn das übergebene Gewerk oder die übergebene Sache nicht dem vertraglich Geschuldeten entspricht. Folgendes Beispiel möge dies veranschaulichen: Kauft jemand etwa ein Autowrack, ist dieses nicht mangelhaft, wenn die Lieferung des Autowracks vereinbart war. Die Vertragswidrigkeit eines übergebenen Gewerkes oder einer übergebenen Sache ist nicht abstrakt, sondern immer aufgrund des zu Grunde liegenden Vertrages zu beurteilen. Der Vertragsinhalt ist wesentlich. Freilich kann es vorkommen, dass der Inhalt eines Vertrages auslegungsbedürftig ist. Bloße Unzufriedenheiten stellen keinen Mangel dar. Dazu wiederum ein Beispiel: Bestellt ein Auftraggeber die Verlegung eines bestimmten Parkettbodens als Tanzboden für ein Après-Ski-Lokal, so kann aus dem Titel Gewährleistung eine Mangelbehebung durch den Austausch gegen einen keramischen Belag nicht verlangt werden. In einem solchen Fall würde die Behebung eines derart geltend gemachten Mangels die Grenzen des zwischen den Parteien geschlossenen Vertrages sprengen. Der Auftragnehmer hat ja gerade das vertraglich Geschuldete geliefert. Eine Verbesserung des vereinbarten und gelieferten Bodenbelages wäre nur durch die Herstellung eines bislang nicht vereinbarten Bodens möglich. Noch ein Beispiel: Der Auftraggeber bestellt beim Beklagten angepasste Fenster, weil er sich dadurch einen niedrigeren Energieverbrauch erwartete. Auf einen bestimmten Hersteller kam es ihm dabei nicht an. Ausschlaggebend war vielmehr der zu erwartende niedrigere Energieverbrauch. Wesentlich war also die Eigenschaft des Fensters mit einem damit verbundenen niedrigeren Energieverbrauch. Insofern ist die Bestellung „funktional“ anzusehen. Selbst wenn im Nachhinein angeboten wird, ein Fenster zu liefern, welches den erwarteten Eigenschaften entspricht, dieses aber teurer wäre, so kann der Auftraggeber dennoch ohne Kostenaufschlag den Austausch gegen ein derartiges Fabrikat verlangen. Es handelt sich aufgrund des funktionalen Auftragsverhältnisses nicht um sogenannte »Sowiesokosten“.
Foto: kskp.at
Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. KSKP Rechtsanwälte, 8010 Graz, Am Eisernen Tor 2/II Telefon 0316/8525850, kskp.at
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WKO Graz fordert Fokus auf die Wirtschaft Trotz eines gewissen Aufschwunges bleibt die weitere Entwicklung der Grazer Wirtschaft wegen des nicht vorhersehbaren Endes der Pandemie unsicher, betonen Vertreter der WKO Graz. Sie fordern angesichts der zahlreichen Herausforderungen eine Konzentration der neuen Stadtregierung auf die Wirtschaft.
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as vorliegende Regierungsprogramm wird von der WKO Graz mit gemischten Gefühlen aufgenommen: Es gibt einige positive Ansätze, jedoch auch Punkte, die aus Sicht der Wirtschaft problematisch erscheinen. Vor allem gibt es aber einige wirtschaftsrelevante Themen, die dort keinen Platz gefunden haben.
Regionalstellenobmann Paul Spitzer: „Viele zentrale wirtschaftsrelevante Themen werden im Regierungsprogramm nicht angesprochen.“ „Daher wollen wir auf einige Punkte und Forderungen aus der Wirtschaft hinweisen“, so Regionalstellenobmann Paul Spitzer. Im Programm positiv bewertet wird, dass ein ausgeglichener Haushalt sowie ein seriöser Schuldenpfad
festgelegt wurden. „Aus unserer Sicht stellt es jedoch eine enorme Herausforderung dar, dies einzuhalten, da das Programm in vielen Bereichen Entlastungen, Förderungen und Ausbauten vorsieht“, erläutert Regionalstellenleiter Viktor Larissegger.
Innenstadtverkehr und internationale Anbindung „Die Umsetzung eines autofreien Stadtzentrums könnten viele Innenstadtunternehmen als gefährliche Drohung wahrnehmen“, befürchtet Larissegger: „Allein die Tatsache, dass 40% der Kunden nicht aus Graz kommen, spricht für sich, da diese zumeist nicht auf Alternativen wie Fahrrad oder Öffis umsteigen können.“ Von Seiten der Regionalstelle wird daher gefordert, dass Anrainer wie auch Unternehmer von Anfang an in Mobilitätspläne für die City eingebunden werden. Schwer nachvollziehbar erscheint auch, dass weder Start-ups noch Industrie Erwähnung finden: „40% der Wertschöpfung in Graz werden von international agierenden Unternehmen generiert, deren Bedürfnisse zu berücksichtigen sind: Dazu zählt die internationale Anbindung durch den Flughafen durch den Ausbau zu internationalen Hubs sowie die direkte Anbindung der Koralmbahn“, bemängelt Spitzer.
Foto: Foto Fischer
Recht haben
Wirtschaft
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schränke, Verteilerkästen und weiteres Zubehör, individuell nach dem Anforderungsprofil der Auftraggeber, in sorgfältiger Planung angefertigt und installiert. Vom Projektleiter über die Zeichner bis hin zu den Elektrotechnikern in der Fertigung kommt bei Kiendler alles aus einer Hand. Mehrere Programmierer im Hause sorgen für das reibungslose Funktionieren der Verteiler- und Steuerungstechnik, was für Industriekunden höchste Priorität genießt, um Produktionsausfälle und andere Pannen zu vermeiden.
Ein steirisches Familienunternehmen mit Tradition: Paul Kiendler sen. mit Ehefrau Johanna und den Söhnen Ulrich (li.), Paul jun. und Markus (re.).
Kiendler liefert Verteilerkästen in die ganze Welt
Die südsteirische Kiendler GmbH hat in diesem Jahr bereits rund zwei Mio. Euro in ihren Standort in Ragnitz investiert. Als jüngstes Kind wurde im Oktober eine 800 m² große Halle für den Verteileranlagenbau feierlich eingeweiht.
Anzeige Foto: Heribert G. Kindermann, MA / Kiendler
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or über 300 Jahren, im Jahre 1696, erscheint der Name Kiendler zum ersten Mal als Besitzerfamilie einer Mühle im Ort Ragnitz. In den folgenden Jahrhunderten hat sich viel getan: Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte der Bau von mehreren Wasserkraftwerken und anschließend die Elektrifizierung der gesamten Region als einer der ersten in der Steiermark. Der Tradition ist man treu geblieben, heute ergänzen ein Biomassekraftwerk und Photovoltaik-Anlagen die eigene Energieerzeugung. Die Unternehmenssparte Elektrotechnik wird von der Familie Kiendler sen. geführt. Neben den elektrotechnischen Dienstleistungen etwa beim Gebäudebau für Privat- und Gewerbekunden im näheren Einzugsbereich versorgt man andere lokale Unternehmen mit dem notwendigen Material sowie Verteiler- und Schaltsystemen. In der neuen Produktionshalle, die den bisher zur Verfügung stehenden Platz ver-
doppelt hat, fertigen rund 20 Mitarbeiter von Kiendler Elektrotechnik Verteilerkästen und Schaltschränke im Industriestandard für Kunden aus aller Welt, erklärt Ulrich Kiendler beim Rundgang durch die Halle.
Planung und Fertigung aus einer Hand Hierbei handelt sich um komplexe Schaltschränke, von denen in größeren Industriebetrieben oft Dutzende installiert werden müssen, um die hohen Kundenanforderungen zu bewältigen. Dabei kommt es auf Sicherheit und Zuverlässigkeit an, erklärt Ulrich Kiendler: „Im Schaltanlagenbau begleiten wir die Kunden von der elektrotechnischen Planung über die Konzeptentwicklung und Dokumentation bis hin zu regelmäßigen Service- und Wartungsleistungen. So stellen wir über viele Jahre die fehlerfreie Funktion sicher.“ Mit einer Jahresproduktion rund 800 Montagefeldern werden Schalt-
Begehrte Elektrotechnik für die weite Welt In jüngster Zeit hat Kiendler etwa elektrotechnische Komponenten für ein Querrechensystem beim Wasserkraftwerk Fisching und Schaltschränke für die AVL für Klimacontainer geliefert. Die großen Verteilerkästen, das Herzstück der elektrotechnischen Steuerung einer Anlage, werden seit Jahrzehnten in die ganze Welt exportiert, erst kürzlich für ein großes Pelletswerk von Mayr-Melnhof in Russland. Weitere Märkte sind Italien und die Türkei, aber selbst bis nach Nepal und Ägypten wurden schon Schaltschränke exportiert. Dort arbeitet man mit den anderen Unternehmen zusammen, die in die Montage von Großanlagen involviert sind. Auch in die Infrastruktur des Standortes wird investiert betont GF Ulrich Kiendler: „Wir haben einen Verkaufsraum für unsere Elektroinstallationskunden gebaut. Der 300 Jahre alte Dreikanthof mit dem denkmalgeschützten Taubenkogel wurde generalsaniert. Dort wurden für die rund 160 Mitarbeiter moderne Sozial- und Umkleideräume geschaffen.“ Insgesamt fünf Mio. Euro sollen in den kommenden Jahren in die Zukunft des Unternehmens fließen, so etwa in Photovoltaik-Anlagen auf allen Gebäuden sowie einer Freifläche.
Die hochkomplexen Schaltschränke werden in alle Welt exportiert. FAZIT DEZEMBER 2021 /// 17
Graz hat's
Neuer ItaloHotspot in Graz eröffnet „Il mondo del gusto italiano“ – eine ganze Welt voller italienischer Geschmäcker. Das ist die San Bottega, der neue Grazer Hotspot für alle Genuss-Junkies und Italien-Lover. In diesem Spezialitätenladen in der St.-Peter-Hauptstraße 141 findet man nicht nur ausgewählte Schinken-, Wurst- und Käsesorten, sondern auch ausgewählte Pasta, exklusiven Risottoreis und verschiedene Pannini, Focacce und Tramezzini. In der Frischetheke kann man aus offenen Antipasti und frischen Speisen zum Mitnehmen wählen, im gemütlichen Steh-Café genießt man seinen Espresso oder ein Glaserl Spritz. Ein besonderes Highlight ist die umfassende Enoteca – mit den besten Prosecchi, Weinen und Spirituosen aus ganz Italien. Infos: www. sanbottega.com
BESTATTUNGSVORSORGE-VERSICHERUNG SICHERHEIT - SELBSTBESTIMMUNG - ENTLASTUNG
Europäischer Bahnpreis für PJM Das Grazer Unternehmen PJM wurde am 26. Oktober in Lille als bestes KMU ausgezeichnet. Der renommierte Award wird von der European Railway Clusters Initiative (ERCI) übergeben. Ausschlaggebend war für die Jury die Entwicklung eines digitalen Gesamtsystems, das im Schienengüterverkehr für Furore sorgt. Das sogenannte WaggonTracker-System ist das erste und einzige System weltweit, das umfassende Monitoring-Funktionen erfüllt und manuelle Prozesse automatisiert. „Die Auszeichnung des ERCI bedeutet uns sehr viel. Innovationen sind dringend notwendig, um den Gütertransport auf der umweltfreundlichen Bahn zu forcieren, und wir haben das digitale Know-how dafür“, erklären die beiden Gründer und CEO Martin Joch und Günter Petschnig.
Neue Flugverbindung Graz nach Gran Canaria MEHR INFORMATIONEN: VORSORGETELEFON: TEL: 0660 / 60 60 220 VORSORGEBÜRO GRAZ MURGASSE 1, 8010 GRAZ oder
auf: www.wolf-vorsorge.at
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Der Flughafen Graz bietet wieder ein breites Destinationsprogramm und ist im Winterflugplan an fünf große Umsteigeflughäfen angebunden. Für Erholungssuchende gibt es mit Hurghada und Gran Canaria gleich zwei beliebte Urlaubsziele, die nun direkt ab Graz erreichbar sind. „Durch die Wiederanbindung fast aller Liniendestinationen unterstützen wir die Entwicklung der steirischen Wirtschaft“, informiert Wolfgang Grimus, GF des Flughafen Graz. „Wir sehen einen positiven Trend sowohl im Geschäftsreisesegment als auch bei den Privatreisen. Nach einem Winter ohne Ferienflüge freuen wir uns besonders, dass wir nicht nur Hurghada, sondern auch Gran Canaria mit Corendon Airlines wieder im Flugplan haben“.
Fotos: Werner Krug / Moma Studio, PJM, Flughafen Graz
FÜR SIE SELBST UND IHRE LIEBSTEN
Foto: Marija Kanizaj
Kurz im Gespräch mit Christian Kladiva, Vorstandsdirektor der Merkur Versicherung
Lions Club Schlossberg spendet für Männernotruf
Fotos: Lions Club, Grawe / Sophie Zechner,
Die steigende Zahl an Gewalttaten in den Familien veranlasste den Lions Club Graz Schlossberg, eine Aktion gegen Gewalt zu starten. Mithilfe von großzügigen Sponsoren bei der Drachenbootregatta kann der Erlös von 7.000 Euro gemeinsam mit dem Männernotruf zur Gewaltprävention eingesetzt werden. Der Betrag wurde im Sommer bei der „Lions Drachenbootregatta 2021“ mit den Bewerben Business-Cup und Universitäts-Cup erzielt. Dank der großzügigen Sponsoren, insbesondere dem Konfuzius-Institut Graz und der Firma KTM, wurde der hohe Reinertrag erst möglich. Der symbolische Scheck wurde von Klaus Hasenhütl in Vertretung von Präsident Thomas Schober-Plankl an den Männernotruf (Obmann Eduard Hamedl) übergeben.
Grawe Award für Zellforschung Der Grawe Award – heuer im Bereich „Wissenschaft“ verliehen – zeichnet Persönlichkeiten aus, die Herausragendes leisten und nicht im Licht der Öffentlichkeit stehen. Die Jury hat sich 2021 für die Pharmazeutin Corina Madreiter-Sokolowski und ihr Team am Gottfried-Schatz-Forschungszentrum der MedUni Graz entschieden. Ihre Forschung in der Zellbiologie trägt dazu bei, eine der großen Zukunftsfragen, die eines gesunden Alterns, zu klären. Erforscht wird die Wirkung von Substanzen auf Kalziumbasis in Fadenwürmern, die durchschnittlich 30 Tage leben und durchsichtig sind. Das macht sie zu idealen „Mitarbeitern“ für die Fluoreszenz-Mikroskopie. Die Wirkung verschiedener Stoffe kann so in Echtzeit beobachtet werden.
Wie lautet die Botschaft der Merkur Versicherung mit ihrem neuen Markenauftritt? Damit haben wir das sichtbar gemacht, was uns antreibt und ausmacht: Der Mensch steht im Mittelpunkt. Unsere Wurzeln liegen in der Gemeinschaftskraft, im Miteinander. Wir entfalten visuell, was wir in unseren Werten ausdrücken. Damit betonen wir unsere 223-jährige Identität und setzen ein starkes Zeichen für die Zukunft, das ohne unsere Traditionsgeschichte nicht denkbar wäre. Was bringt das neue modulare Krankenversicherungssystem für die Kunden? Die Versicherung von morgen sollte sich an den jeweiligen Lebensumständen orientieren und maßgeschneiderte Produkte anbieten. Kunden denken heute an persönliche Bedürfnisse, sie wollen ihre individuelle Absicherung in Produkten wiederfinden, die sie aktiv mitgestalten können. Wir haben zunächst unsere modulare Krankenversicherung gelauncht und sind diesen individuellen Weg jetzt mit der neuen Unfallversicherung weitergegangen.
Welche Synergieeffekte bringt das Bündnis mit der Versicherungsgruppe die Bayerische? Durch dieser grenzüberschreitenden Partnerschaft verbinden wir das Beste aus zwei Welten: Die Expertise der deutschen Kollegen im Bereich der Lebensversicherung mit unserem Know-how in der Krankenversicherung, angetrieben von der Idee, achtsam mit den Ressourcen auf unserem Planeten umzugehen. Wir möchten vor allem den zwischenmenschlichen Aspekt stärken. Es ist der viel zitierte Blick über den Tellerrand. FAZIT DEZEMBER 2021 /// 19
Kurz & News
Caritas-Direktorium präsentiert Inlandskampagne
bank-bgld.at
Der Unterschied zwischen dem Unmöglichen und dem Möglichen liegt in der Entschlossenheit. (Tommy Lascorda)
HYPO-BANK BURGENLAND Aktiengesellschaft 8010 Graz, Jungferngasse 3 Tel. 0316 / 829164 Dies ist auch unsere feste Überzeugung. Deshalb sind wir bereits seit vielen Jahren ein stabiler und zuverlässiger Partner der Wirtschaft.
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Schulreisen-Organisation mit Young Styria 4.500 Schulen in ganz Österreich erhalten den neuen Katalog von Young Styria, dem Anbieter für Schul- und Jugendreisen in die Steiermark. Ob Projektwochen zum Thema Natur und Umwelt, ob Sportwochen, Teambuilding oder Erlebniswochen: Young Styria hilft Lehrern beim Organisieren von Schulreisen, von der Unterkunft über das Programm bis zur Mobilität vor Ort. Ein Anruf genügt. Damit einher geht eine Einladung an Lehrer zu Studienreisen vor Ort: im Jänner in die Hochsteiermark/Oststeiermark zum Skifahren, im März nach Schladming-Dachstein/ins Gesäuse für das sportliche Naturerleben, im Juni ins Thermen- & Vulkanland Steiermark. Infos: www.steiermark.com/youngstyria, E-Mail: youngstyria@steiermark.com
Michael Feiertag wird zweiter Geschäftsführer der STG
Michael Feiertag wird ab 1. Jänner 2022 den neuen Geschäftsbereich „Standortmarketing“ in der Steirischen Tourismus und Standortmarketing GmbH (STG) als GF leiten. Feiertag wurde von der Hearing-Kommission als geeignetster Kandidat empfohlen. „Die umfassende Bewerbung des Standortes Steiermark ist ein Gebot der Stunde. Mit Michael Feiertag wird künftig ein erfahrener Marketing-Profi für die Vermarktung der Steiermark verantwortlich sein, so LR Eibinger-Miedl. Michael Feiertag ist seit 1. Jänner 2021 als Prokurist in der STG tätig und für den Aufbau des neuen Geschäftsfeldes Standortmarketing zuständig. Davor war er unter anderem Pressesprecher von LH Hermann Schützenhöfer, Referent in der Tourismusabteilung des Landes sowie Redakteur bei steirischen Medien.
Fotos: Neuhold, Steiermark Tourismus / Ina Mandl-Majcen
Das neue Direktorium der Caritas Steiermark stellte am 12. November die Inlandskampagne für Menschen in Not in der Steiermark vor. Die Caritas Steiermark hat ihre Organisationsform überarbeitet und ihr Statut zeitgemäß angepasst. Mit einem neuen Führungsteam geht die Hilfsorganisation der katholischen Kirche an die zukünftigen Aufgaben. Der Auftrag bleibt gleich: für Menschen in Not da zu sein. In der aktuellen Zeit stellen sich besondere Herausforderungen bei den Themen Wohnen, Energie und Langzeitarbeitslosigkeit. Aus diesem Anlass präsentierte das neue Direktorium mit Direktor Herbert Beiglböck und den Vizedirektorinnen Petra Prattes und Nora Tödtling-Musenbichler die aktuelle Kampagne für Hilfe in der Steiermark.
Foto: Sissi Furgler
Kurz im Gespräch mit Bernhard Kalcher,
Obmann des VÖK – Verband der österreichischen Kraftfahrzeugbetriebe Daniela Pak-Graf, GF Merkur Innovation Lab: „In den Daten stecken die Lösungen für neue Produkte.“
Von der Ideenschmiede zum Ausbildungshub
Im Herbst 2020 hat die Merkur Versicherung ihr konzerneigenes Start-up gegründet. Seit genau einem Jahr arbeitet das junge Team mit Machine-Learning-Lösungen und Künstlicher Intelligenz, etwa um neue Produkte zu entwickeln.
Foto: Carolin Bohn
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artnerschaften und breite Vernetzung lassen das Start-up weiter wachsen. Seit kurzem auch als mit dem UnicornProjekt der Uni Graz, der Drehscheibe für Innovation und Unternehmertum. Damit entwickelt sich die Ideenschmiede immer mehr zu einem Ausbildungshub für Fachkräfte im Bereich Data Science. Mit einer jungen Dame an der Spitze hat sich das Start-up innerhalb kurzer Zeit zu einer Schnittstelle entwickelt, die nicht nur an Zukunftslösungen arbeitet, sondern auch Wissenschaft mit Wirtschaft verbindet. „Unsere Aufgabe besteht in erster Linie darin, für unsere Kunden einen Mehrwert zu schaffen“, erklärt Daniela Pak-Graf, GF des Merkur Innovation Lab. „Wir nehmen die verschiedenen Datenquellen und vernetzen sie, so bekommen wir völlig neue Einblicke. Und in den Daten stecken die Lösungen für neue Dienstleistungen.“ Das Merkur Innovation Lab nimmt Fahrt
auf und stockt personell auf. Aus einer Handvoll Mitarbeitern wurde rasch ein dynamisch wachsendes Team, das mittlerweile zu sechst in der Datenwerkstatt tüftelt. Daniela Pak-Graf sucht nach neuen Data Scientists, nach Mathematikern und IT-Systementwicklern, die Zukunftsthemen auf Businesschancen durchleuchten. Damit schafft das Start-up neue Jobs, baut Talente auf und hat sich zu einem Ausbildungshub entwickelt, das Data Scientists in die wirtschaftliche Praxis holt. Künftig will man das Know-how auch extern anbieten. „Wir sind nach einem Jahr schon den Kinderschuhen entwachsen. Das Merkur Innovation Lab ist mittlerweile nicht nur die Heimat neuer Versicherungsideen, sondern entwickelt sich mehr und mehr zu einem Zukunftsnetzwerk und einer Innovationsschmiede für andere Branchen“, so Ingo Hofmann, CEO der Merkur Versicherung.
Die Lieferketten der KFZ-Industrie sind gestört. Wie wirkt sich das auf den Neu- und Gebrauchtwagenverkauf aus? Die Lieferzeiten bei Neufahrzeugen aller Marken haben sich vervielfacht. Hauptgrund dafür ist das Fehlen von Halbleitern am Weltmarkt. Daraus resultieren Wartezeiten auf ein neues Fahrzeug von bis zu 12 Monaten. Als Folge dieser Entwicklung sind auch qualitative Gebraucht- und Jahreswagen nur mehr eingeschränkt verfügbar. Namhafte Hersteller haben die Entwicklung von Verbrennern gestoppt, andere setzen auf Technologieoffenheit. Wie reagieren Ihre Kunden? Die Technologiewende hin zu batteriebetriebenen Fahrzeugen wird von privaten Kunden noch nicht in dem Ausmaß angenommen wie erhofft. In vielen Gesprächen mit Fahrzeughaltern spürt man den Wunsch, dass die Bedürfnisse und Notwendigkeiten technologieoffen bedient werden.
Einige Marken führen gerade ein Agentursystem ein. Werden dadurch die ehemals selbstständigen Händler nicht auf Produktvermittler herabgestuft? Zukünftig werden viele Markenhändler als Vermittler der Marke oder als Servicebetriebe ohne Vermittlung tätig sein. Es wird davon abhängen, wie fair und ausgewogen das jeweilige Agenturmodel sein wird, um Reibungsverluste gegenüber den Endkunden zu verhindern.
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Fazitgespräch Von Volker Schögler und Peter K. Wagner mit Fotos von Erwin Scheriau
Radikale Optimistin Die Klubobfrau der steirischen Grünen erklärt im Fazitgespräch,
warum sie an den Kampf für eine lebenswerte Zukunft glaubt,
wieso Soziales und Umweltschutz sich nicht widersprechen und warum Transformation nicht Verzicht bedeuten muss.
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Fazitgespräch
Landhaus, Graz. Ein Ticket beim Portier lösen, dank Strichcode
durch die automatisch öffnende Tür, Maske auf, den Gang bis zum
Lift und von dort in den zweiten Stock. Dann ist es noch ein Knopf,
der – laut Aufschrift – »lang und fest« gedrückt werden muss, und: Voila, mittendrin ist man, im Herzen des grünen Landtagsklubs.
Einen Besprechungsraum und zwei Büros durchquert, landen wir schließlich im Büro von Sandra Krautwaschl, 2009 als Plastikfrei-
aktivistin und Buchautorin bekannt geworden und seit 2019 an der Spitze der steirischen Grünen. Wir nehmen vor ihrem Schreibtisch Platz und fragen, ob wir die Steinanordnung mit Kerze für unsere Unterlage etwas verrücken dürfen.
»Natürlich«, sagt Krautwaschl. Und erklärt: »Diese Steine erinnern an einen Urlaub am Isonzo im Vorjahr.« Dann kündigt sie noch an,
dass sie leider das Gespräch ganz kurz unterbrechen wird müssen, der Landeshauptmann werde versuchen, sie zu erreichen und der sei meist nicht so flexibel ob seines Terminkalenders.
Kein Problem. Wir starten einfach einmal ins Gespräch. »So viele Fragen?«, lächelt Krautwaschl, als sie unsere Unterlagen sieht.
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Fazitgespräch
Alle Menschen wollen eine lebenswerte Zukunft. Es ist kein Selbstzweck, die Klimakrise zu bekämpfen. Sandra Krautwaschl
Frau Krautwaschl, Sie haben 2019 mit zwölf Prozent das historisch beste Ergebnis der Grünen in der Steiermark erreicht, in Graz gibt es eine grüne Vizebürgermeisterin, aber die KPÖ ist an erster Stelle. Im Bund in Österreich sind die Grünen der kleine Juniorpartner, bei der Bundestagswahl in Deutschland wurde mit Platz 1 geliebäugelt, es wurde schließlich nur Rang 3. Warum hat Grün im Zeitalter der Klimakrise scheinbar dennoch so wenig Potential? Es ist ein riesiges Potential vorhanden, aber gerade in der aktuellen Situation muss man sehen, dass es auch eine große Herausforderung ist, die Menschen für einen Weg zu gewinnen, den sie noch nicht kennen. In Österreich ist in den letzten Jahren von bisherigen Regierungen nicht rasch genug gehandelt worden, das heißt, wir haben immer mehr Druck, schnell Dinge zu verändern, die vor zehn oder 15 Jahren sanfter verändert werden hätten können. Das ist eine große Herausforderung. Aber ich sehe schon, dass auf allen Ebenen gelungen ist, Grüne als Regierungspartei zu etablieren. Das ist ein Meilenstein für eine Partei, die in Opposition begonnen hat und beweisen muss, was sie in Regierungsbeteiligung erreichen kann.
Der Politikberater und Kabarettist Rudi Fussi hat einmal den Satz gesagt, die Grünen fordern stets das, was keiner will. Wie überzeugt man Menschen von so einer Bewegung? Auch da würde ich massiv widersprechen. Alle Menschen wollen eine lebenswerte Zukunft. Es ist kein Selbstzweck, die Klimakrise zu bekämpfen. Uns geht es primär um die. Es mag sein, dass es Zeiten gab, in denen es uns nicht gut gelungen ist, den Menschen zu vermitteln, was es für eine lebenswerte Zukunft braucht. Aber ich glaube, wir sind auf einem guten Weg. Ein Beispiel möchte ich an dieser Stelle nennen: Das Klimaticket ist nicht etwas, das keiner wollte – das wollten sehr viele, was auch die Verkaufszahlen beweisen. Es hilft, auch wenn es nur ein winziger Puzzlestein der notwendigen Transformation ist. Wir Grüne zeigen dort, wo wir in der Verantwortung sind, was die positiven Effekte sein können, wenn man eine andere Politik macht. Das Problem ist, dass Menschen sich das, was sie noch nicht erleben, auch nicht vorstellen können. Das gesamtösterreichische Klimaticket kostet 1049 Euro, das Klimaticket für ein Bundesland kostet etwa in Wien oder Salzburg nur
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365 Euro, in der Steiermark wird es ab 1. Jänner ein regionales Klimaticket für 588 Euro geben. Wurde da schlecht verhandelt? Da müssen Sie Landeshauptmannstellvertreter Lang fragen.
Er hat immer gesagt, um 365 Euro geht es nicht. Das ist richtig. Unserer Meinung nach stimmt das so nicht. Gut ist, dass es das steirische Klimaticket überhaupt gibt – und das haben wir einer grünen Bundesministerin zu verdanken. Das steiermarkweite Ticket hat bisher über 2.000 Euro gekostet. Die Steiermark ist das Bundesland mit dem höchsten Schuldenstand und wenn die Steiermark es nicht schafft, wird es wohl an den finanziellen Begebenheiten liegen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man bei knapp 600 Euro neben Bestandskunden auch Neukunden gewinnt, schwindet allerdings deutlich. Das werden wir sehen. Aber natürlich ist auch der Ausbau des öffentlichen Verkehrs ein Thema. Ich bin keine Grazerin, habe aber einen nahezu perfekten S-Bahn-Anschluss in Gratwein-Straßengel, den ich dank einer Busstation direkt vor der Haustüre gut erreichen kann. Die Busstation war – wie ich noch auf kommunaler Ebene war – im Übrigen auch ein großer Kampf, weil es geheißen hat, damit fährt keiner. Oft beißt sich bei diesen Themen die Katze in den Schwanz. Der Bund zahlt 252 Millionen zur Unterstützung des Klimatickets, aber die werden vom ÖBB-Budget getilgt, was weitere Investitionen im Bereich der Bahn unrealistischer macht. Wird damit nicht der Umstieg auf die Bahn konterkariert? Das glaube ich nicht, es wurde das größte Bahnpaket aller Zeiten geschnürt, es wird massiv ausgebaut. Ich bin überzeugt, dass wir die Menschen dorthin steuern müssen, wo wir sie haben wollen. Es heißt immer, der öffentliche Verkehr kostet so viel Geld. Aber wie viel Geld kostet uns das Straßennetz? Vor allem, wenn wir daran denken, welche Schäden entstehen, die wir als Gesellschaft stemmen müssen, wenn wir jetzt nicht im Sinne des Klimas handeln. Auch das ist unser gemeinsames Steuergeld. Ich war bis vor kurzem Sozialsprecherin und mir ist auch extrem wichtig, dass soziale Argumente nicht gegen Klimaschutzargumente ausgespielt werden.
Fazitgespräch Da sind wir bei einem guten Thema. Wie verändert man das Ausspielen von Klimaschutz gegen Soziales? ... und Wirtschaft. Ich sehe da ein Dreiergespann.
Sie haben immer wieder gesagt, »Soziales gegen Klimaschutz« ist veraltet und ein Thema der SPÖ und KPÖ. Und doch kostet das Biogemüse ebenso mehr wie der Tesla. Ja, und deshalb haben wir eine ökosoziale Steuer in die Wege geleitet. Das ist ein nächster Puzzlestein. Diese Steuer bedeutet letztlich, dass ökologisch sinnvolles Verhalten günstiger wird und es muss auch wirtschaftlich sinnvoller werden, es muss der Jobmotor sein im Sinne einer sozialen Absicherung. Ich habe vor kurzem ein erfreuliches Treffen mit der Industriellenvereinigung gehabt. Aus meiner Sicht sind Teile der Wirtschaft und Industrie schon weiter, als es Teile der politischen Parteien sind. Es geht auch darum, die Rahmenbedingungen für jene in der Wirtschaft zu erleichtern, die bereit sind für die Transformation. Noch einmal zurück zum Gemüsebeispiel: Billigeres Biogemüse ist ein Wunsch, aber warum sollte das passieren? Weil wir ökosozial steuern müssen. Letztlich geht es darum, im Sinne der Kostenwahrheit verwerfliches Verhalten zu verteuern. Ein erster Schritt ist getan, aber ich gebe gerne zu – obwohl ich radikale Optimistin bin –, dass wir natürlich verdammt viel aufzuholen haben. Die Frage ist immer: Was ist die Alternative? Wir steuern auf unhaltbare Zustände zu. Wenn Sie mich als nächstes
fragen, was das kleine Österreich beitragen kann im großen Weltgeschehen, dann sage ich: Ich bin absolute Verfechterin dessen, dass jeder Beitrag zählt und wir als Europa, Österreich oder Steiermark nicht sagen können: Es ist uns wurscht. Allein aufgrund unserer privilegierten Situation haben wir die Pflicht, als Vorbild voranzugehen.
Das heißt dann, Biogemüse erscheint nur billiger, weil das andere teurer wird. Wenn ich an Kostenwahrheit glaube, ist das so. Ich bestreite auch, dass Biogemüse prinzipiell teurer ist. Auch finde ich schwierig, das Thema an Gemüse festzumachen. Kostenwahrheit bedeutet, den ökologischen Preis, den wir alle zahlen ausnahmslos, einzurechnen. Das ist mit einer Kohlendioxidbepreisung, der über den Ökobonus ausbezahlt wird, ein erster Schritt in diese Richtung. Sozial schwächer gestellte Menschen haben nachweislich einen geringeren Kohlendioxidverbrauch. Was klimaschädlich ist, soll teurer und unbequemer werden. Was gehört da neben Öl und Gas noch dazu? Es geht in erster Linie darum, der Verschwendung von Ressourcen entgegenzusteuern.
... das Thema Ihres zweiten Buches. Genau. Allerdings geht es im Buch stark um die persönliche Ebene, ich habe allerdings auch klar gemacht, dass die persönliche Ebene nicht ausreicht, um das Problem zu lösen. Das sind Dinge, die politisch nicht gerne gehört werden. Es geht nicht um Ver-
GRAZ AUF ALLEN INFOKANALEN Informationen zur Stadt Graz und allen städtischen Projekten finden Sie im Stadt-Magazin BIG (BürgerInnenInformationGraz), im Web und auf unseren Social Media Kanälen.
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Geben wir auf uns und andere acht!
Fazitgespräch zicht, sondern darum, weniger zu verschwenden. Wir haben in der Steiermark das Problem, dass kein Bundesland so viel Boden verbaut wie wir. Das ist eine Frage der Raumordnung. Der Boden hat enormes Speicherpotential und beeinflusst den Kohlendioxidverbrauch maßgeblich. Wirtschaft darf nicht Teil der Verschwendung sein, sondern es braucht Kreislaufwirtschaft. Die Konzeption von Produkten muss schon darauf Rücksicht nehmen, dass sie wieder in einen Kreislauf zurückgeführt werden können. Stichwort: »Cradle to Cradle«. Wir haben da auch in der Steiermark viel Knowhow und müssen es besser nutzen. Aber wie erkläre ich einem Waschmaschinenhersteller, dass wir mehr auf Reparaturen setzen müssen? Da gibt es Richtlinien, die in der EU geregelt werden können. Aber auch in Österreich. Allein seit dem Beginn meiner politischen Karriere hat sich da sehr viel getan. Es gibt einen Reparaturbonus vom Bund, es gab einen im Land, dessen Einstellung ich sehr kritisiert habe. Ich merke Ihre Zweifel, die ich auch verstehe, aber wenn ich nicht daran glauben würde, dass das System der Verschwendung veränderbar ist, wäre ich nicht in die Politik gegangen.
Das große Thema rund um die angesprochene Kostenwahrheit ist nicht zuletzt die Umverteilung. Wie kann das funktionieren? Es ist eigentlich die Frage, wie die ökosoziale Steuerreform einfach erklärt werden kann. Das frage ich mich ehrlich gesagt auch oft. Ich möchte es noch einmal probieren: Wir wissen, dass Menschen, die weniger verschwenden, weniger zum Klimawandel beitragen. Das ist nicht nur in Österreich so, sondern auch global, wie wir auf der Klimakonferenz in Glasgow gesehen haben. Die, die am wenigsten beitragen, zahlen die größte Rechnung aufgrund ihrer Lebensqualität. Menschen mit weniger Einkommen fliegen selten, haben ein oder kein Auto und leben auf kleinem Wohnraum. Damit wir dem sozialen Anspruch der Umverteilung gerecht werden, müssen wir Kohlendioxid bepreisen und einen Ausgleich schaffen, dass wir jene, die am wenigsten beitragen, am meisten zurückgeben. Und das passiert durch den Klimabonus. Umweltfreundliche Mobilität ist ebenso ein Thema, ob Radwege, Fußwege oder die Bahn oder der öffentliche Verkehr. Es ist auch total ungerecht, dass Menschen, die sich kein Auto leisten können, sich Mobilität in Summe nicht leisten können. Beim sozialen Thema noch einmal nachgehakt. Gerade dort, wo die Klimakrise sichtbar wird – durch Dürre oder Waldbrände – gibt es
Foto: istockphoto.com/Petmal
Manchmal fehlen einfach die konkreten Beispiele. Es gibt tolle Initiativen wie Repair-Cafés, die sich aber nicht breitflächig durchsetzen. Diese Cafés sind auch super, aber Reparaturen müssen zum Wirtschaftsfaktor werden, sonst wird es nicht funktionieren. Wir müssen dort ansetzen, dass laufend Dinge produziert werden, die ich nach einem halben Jahr wegschmeißen kann. Beispiel: Ich habe
immer nur gebrauchte Handys, seit ich mit meinem Plastikexperiment begonnen habe. Auch ganz bewusst, weil es ein Wahnsinn ist, so ein hochfunktionsfähiges Gerät nach einem halben Jahr oder Jahr auszutauschen. Das ist ein riesiger Systemfehler, der uns in diese Sackgasse geführt hat.
WIR SENKEN EMISSIONEN Innovative Lösungen aus der Steiermark tragen weltweit zum Klimaschutz bei. Die steirische Industrie kann das. Einer nachhal g guten Qualität des Lebens verpflichtet.
steiermark.iv.at
Sandra Krautwaschl wurde am 4. November 1971 in Graz geboren, wuchs in Gleisdorf auf und schloss nach der Matura eine Ausbildung zur Physiotherapeutin ab. 2009 startete sie mit ihrer Familie das Experiment, ein Monat lang plastikfrei zu leben. Sie schrieb ein Buch darüber, trat 2010 in ihrer Heimatgemeinde Eisbach in den Gemeinderat ein und sitzt seit sechs Jahren im Steirischen Landtag. 2019 führte sie die Grünen als Spitzenkandidaten zum besten Ergebnis der Geschichte. Sandra Krautwaschl ist die Cousine von Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder.
Fazitgespräch
Wenn eine Heizung getauscht wird, wird Energie gespart. Sandra Krautwaschl keine Regierungsbeteiligungen. In Italien oder Griechenland sind die grünen Bewegungen Nischenparteien. Es gibt zu viele soziale Probleme, Menschen haben gar keine Substanz, um sich mit ökosozialen Steuerreformen zu beschäftigen. Da bin ich bei Ihnen. Ich führe diese Diskussionen oft – auch gerne. Das ist die große Herausforderung: Neue Konzepte sind immer viel schwerer sichtbar zu machen, als einfache Antworten, die populistische Parteien geben können. Je komplexer es wird, desto weniger können und wollen Menschen den Ausführungen folgen. Aber wir brauchen die Menschen dazu – und eine innovative Wirtschaft.
Der Energieendverbrauch hat sich seit 1970 in Österreich verdoppelt . Jetzt weiß man, es kommt neuer Verbrauch dazu – unter anderem durch Elektromobilität oder Digitalisierung. Wie kann dieser steigende Energieverbrauch gedeckt werden? Die erste Antwort ist wieder: weniger Verschwendung. Es geht nicht nur darum, mehr zu erzeugen, sondern das Erzeugte sinnvoller einzusetzen. Wenn eine Heizung getauscht wird, wird Energie gespart. Das sagen auch alle Klimaexperten: Ohne Einsparung werden wir die Klimakrise nicht bewältigen. Der Ölkesseltausch ist zum Beispiel im Neubau nicht mehr erlaubt.
Ist Verzicht die Antwort? Nein, meine Antwort ist, Verschwenden zu beenden. Worauf wir verzichten werden müssen, wenn wir so weitermachen, ist überhaupt ein Leben und Lebensqualität. Wir müssen das 1,5-GradZiel als Weltgemeinschaft umsetzen und wir in Österreich müssen als eine der reichsten Gesellschaften vorangehen. Funktioniert die Dekarbonisierung ohne Verzicht? Beispiel individuelle Mobilität. Individuelle Mobilität muss sich verändern, ja. Aber man sollte nicht primär bekämpfen, was schlecht war, sondern sichtbar machen, was man haben will. Ich habe das persönlich im Leben auch so erlebt. Ich habe noch nie auf etwas verzichten müssen.
Sie haben 2009 Ihr Plastikverzichtexperiment gestartet, warum haben Sie den Weg in die Politik gefunden? Ich war schon davor bei den Grünen lose angedockt, aber durch das Experiment hat sich einiges ergeben. Mir war immer klar, dass es Rahmenbedingungen für das große Ganze braucht. Ich
habe es immer für eine üble Ausrede gehalten, wenn die Politik gesagt hat, die Konsumenten können alles steuern. Umgekehrt lasse ich auch nicht die Ausrede gelten, dass die Menschen durch ihr Verhalten nichts beitragen. Für mich ist das eine Zangenbewegung, die ineinander greift. Je mehr ich mich mit Verschwendung beschäftigt habe, desto mehr war ich weg von Plastik und bin zu Ressourcen wie Kleidung und Essen gekommen. Es ist alles Energie und Raubbau an unseren Lebensgrundlagen. Die größere Ebene war die Politik – und Werner Kogler war es, der mich angesprochen hat und hartnäckig dafür gesorgt hat, mich zu überzeugen.
Die persönlichen Gretchenfragen der grünen Politik müssen wir noch kurz abfragen: Wie halten Sie es mit dem Fliegen? Sind Sie vegan? Haben Sie ein Auto? Ich bin geflogen, aber zuletzt 1996. Ich habe aber auch Flugangst, das trifft sich gut mit meinen ökologischen Gewissen. Ich bin nicht vegan, esse seit jeher aber wenig Fleisch und wenn, dann Biofleisch aus der Gegend, da geht es für mich um die Qualität. Auch isst mein jüngster Sohn sehr gerne Fleisch und hat sich immer wieder irgendwo irgendwas gekauft. Da haben wir beschlossen, wir kaufen lieber hochwertige Produkte. Und wir haben uns mit einer anderen Familie zehn Jahre ein Auto geteilt, das hat gut funktioniert. Mittlerweile braucht die andere Familie ein eigenes Auto und wir haben eines – nicht zuletzt auch als Leihauto für die erwachsenen Kinder. Ich selbst fahre sehr selten. Wie fahren Sie als grüne Politikerin zu Terminen? Zuletzt gab es wenige Termine [lacht]. Nein, grundsätzlich öffentlich, wenn das nicht möglich ist, mit einem Leihauto.
2019 waren es zwölf Prozent bei der Landtagswahl. Was für ein Potential haben die Grünen denn in der Steiermark? Wir können absolut wachsen. Vor allem angesichts dessen, was notwendig ist: die Transformation schneller vorantreiben. Was ich aber auch sehe, ist, dass wir mit der neuen Stärke schon als Oppositionspartei mehr Gewicht haben. Unsere Präsenz war sicher ausschlaggebend, dass auch der Herr Landeshauptmann Klimaschutz ausgesprochen hat. Vor der Landtagswahl wurde ihm ja vorgeworfen, er habe dieses Wort noch nie in den Mund genommen. Frau Krautwaschl, vielen Dank für das Gespräch!
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Steuerboard
Mag. Jessica Ghahramani-Hofer
3G am Arbeitsplatz: Muss wirklich jeder Arbeitnehmer geimpft, getestet oder genesen sein?
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Die 3. COVID-19-Maßnahmenverordnung sieht ab 1. November die 3G-Pflicht am Arbeitsplatz vor. Ein Impf-, Genesungsoder Testnachweis ist vorgeschrieben, wenn am jeweiligen Arbeitsort ein physischer Kontakt zu anderen Personen nicht ausgeschlossen werden kann. Dies gilt für all jene, die in ihrem Arbeitsalltag mit anderen Menschen in Kontakt kommen – z. B. im Büro oder in der Kantine –, nicht aber etwa für LKW-Fahrer, die alleine in ihrem Fahrzeug sitzen. Es kommt nicht darauf an, ob Personen an einzelnen Arbeitstagen tatsächlich auf andere Personen treffen. Wenn die Möglichkeit im Allgemeinen besteht, muss ein 3G-Nachweis erbracht werden. Kein Personenkontakt liegt laut Verordnung bei täglich höchstens 2 Treffen im Freien vor, die nicht länger als jeweils 15 Minuten dauern. Achtung: Unabhängig von der ab 1.11.2021 eingeführten 3G-Pflicht gilt diese jedenfalls für Arbeitnehmer in Alten-, Pflege- und stationären Wohneinrichtungen der Behindertenhilfe sowie Arbeitnehmer in Kur- und Krankenanstalten. Obwohl Arbeitnehmer und Arbeitgeber für die Einhaltung der Maßnahme verantwortlich sind, trifft die Kontrolle den Arbeitgeber. Bei Missachtung der Kontrollpflicht droht dem Arbeitgeber eine Verwaltungsstrafe bis zu 3.600 Euro, weshalb zu Beweiszwecken Aufzeichnungen über die getroffenen Maßnahmen zu empfehlen sind.
Technologieoffenheit:
Mit eFuels geht es doch! Bis jetzt wird lediglich ein Drittel des österreichischen Energiebedarfs aus erneuerbaren Energieträgern hergestellt. AVL List und die „eFuel-Alliance-Österreich“ wollen das ändern. Denn um den gesamten fossilen Anteil am österreichischen Energiebedarf zu ökologisieren, müssten sonst etwa 2.560 Murkraftwerke oder 42.000 Windräder oder 1.400 Quadratkilometer PVPaneele errichtet werden. Und das ist nicht nur aus Landschaftsschutzgründen völlig undenkbar.
A
uf dem Gelände der AVL in Graz entsteht gerade die modernste Powerto-Liquid-Anlage Europas. Dort werden ab 2022 synthetische Brenn- und Kraftstoffe hergestellt. Mit dem Ziel, die Energiewende sozial verträglich zu schaffen und gleichzeitig Vorteile für Österreich als Innovations- und Wirtschaftsstandort zu lukrieren. Der jährliche österreichische Energieverbrauch liegt bei etwa 1.100 Petajoule oder etwa 305,56 Terawattstunden. Damit sind der Stromverbrauch, die industriellen Prozesse, der Verkehr und die sonstige Raumwärmeerzeugung gemeint. Derzeit hat der Stromverbrauch einen Anteil von 21 Prozent. Es besteht aber kein Zweifel, dass dieser Anteil als Folge der Elektrifizierung von Verkehr, Industrie und teil-
Geidorfgürtel 20 8010 Graz +43 316 386001 0 graz@hoferleitinger.at www.hoferleitinger.at
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weise auch der Raumwärmeerzeugung in den nächsten Jahrzehnten massiv steigen wird. Wenn jetzt schon davon die Rede ist, dass es in kaum einem EU-Land einen höheren Anteil an erneuerbaren Energieträgern (Wasser, Sonne, Photovoltaik, Holz und Bioenergie) gibt als in Österreich, betrifft das in erster Linie den Stromverbrauch. Vor allem aufgrund der heimischen Wasserkraft werden tatsächlich drei Viertel des österreichischen Stroms aus erneuerbaren Energieträgern gewonnen. Der Löwenanteil des Gesamtenergieverbrauchs stammt nach wie vor aus der Verbrennung und Umwandlung von fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl und Gas. Den Grazer eFuel-Pionieren um Professor Helmut List, Projektleiter Jür-
Foto: Adobe Stock
gen Rechberger und eFuel-Alliance-Vorstand Jürgen Roth ist klar, dass sich die Energiewende auf sämtliche Sektoren konzentrieren muss und nicht bloß auf die E-Wirtschaft. Um jedoch den österreichischen Gesamtenergiebedarf zu ökologisieren, müssten etwa 2.560 Murkraftwerke oder 42.000 Windräder oder 1.400 Quadratkilometer PV-Paneele errichtet werden. Das ist im kleinen Österreich natürlich nicht nur aus Landschaftsschutzgründen völlig undenkbar. Für die Grazer Power-to-Liquid-Pioniere – sie investieren einen zweistelligen Millionenbetrag in ihre Pilotanlage – liegt die Zukunft der Ökoenergie in der Herstellung von leistbaren synthetischen Brenn- und Kraftstoffen. Als „Rohstoffe“ benötigen sie grünen Wasserstoff der dort erzeugt wird, wo die Sonne wesentlich länger scheint als in Mitteleuropa, sowie CO2, das ja im Übermaß in der Atmosphäre enthalten ist. Daraus entstehen in einem Umwandlungsprozess die eFuels. Die Energie aus nachhaltigen Quellen (Sonne, Wasser, Wind) dadurch erstmals flüssig lagerfähig. „Unsere Anlage wird die Erzeugung synthetischer Brenn- und Kraftstoffe signifikant verbessern, da sie die höchste Effizienz aufweist“, ist der CEO von AVL, Helmut List, überzeugt. Dadurch werde erneuerbare Energie praxistauglich lagerund speicherbar gemacht, so der Grazer Motorenpionier. Ein weiterer Vorteil von eFuels liegt darin, dass sie dieselben Eigenschaften und Wirkungsgrade wie fossile Brenn- und Kraftstoffe aufweisen. Trotzdem ist ihre energetische Nutzung CO2-neutral. Dadurch lässt sich die massive Reduktion von Treibhausgasemissionen erreichen, ohne die bewährte Infrastruktur aufgeben zu müssen. Denn mit e-Diesel können bestehende Dieselfahrzeuge CO2-neutral weiterbetrieben werden. Bestehende Flugzeuge können mit e-Kerosin betankt werden und auch die auf eine viele Jahr-
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»Um den österreichischen Gesamtenergiebedarf zu ökologisieren, müssten etwa 2560 Murkraftwerke oder 42.000 Windräder oder 1.400 Quadratkilometer PVPaneele errichtet werden.«
Investor
»Ambitionierte Umweltschutzziele erreicht man nicht mit Verboten, sondern durch Technologieoffenheit. Wer es gut mit dem Klimaschutz meint, kommt an eFuels nicht vorbei. Österreich kann dabei Technologieführer werden.«
zehnte lange Nutzung ausgelegten Schiffsdiesel müssen nicht aus dem Verkehr gezogen werden. Das Gleiche gilt für fossil betriebene Raumheizungen. Teure Umrüstungen sind nicht notwendig. Davon profitiert nicht nur die Umwelt, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger, die weiterhin auf ihre bewährte Technik setzen können: „Ambitionierte Umweltschutzziele erreicht man nicht mit Verboten, sondern durch Technologieoffenheit“, ist Jürgen Roth – er ist auch Fachverbandsobmann des österreichischen Energiehandels – überzeugt. Und Roth ergänzt: „Mit innovativen Lösungsansätzen wie unserer Power-to-Liquid-Pilotanlage leis-
ten wir einen entscheidenden Beitrag für eine sozial verträgliche Energiewende und schaffen gleichzeitig einen großen Vorteil für den Wirtschaftsstandort Österreich.“ Die Pilotanlage stammt übrigens zur Gänze aus Österreich. „Das Potenzial zur Herstellung von synthetischen Brenn- und Kraftstoffen ist erheblich“ erklärt Jürgen Rechberger als technischer Leiter des Projekts „Innovation Flüssige Energie“. So könnten im Jahr 2030 könnten allein durch die Nutzung von überschüssigem Strom aus regenerativen Quellen 240 Millionen Liter eFuels in Österreich erzeugt werden. Die hohe Effizienz der Anlage garantiere niedrige Herstellungskosten, so
Rechberger. Und damit wären eFuels in Zukunft für jedermann leistbar. Jürgen Roth spricht in diesem Zusammenhang von Produktions- und Transportkosten von zwei Euro je Liter bei einer Herstellung in Österreich und von einem Euro bei einer Herstellung etwa im sonnenscheinreichen Südeuropa, auf der arabischen Halbinsel oder in der windstarken Nordsee. Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl sieht in der Steirischen Energieinnovation einen wichtigen Schritt in Richtung grüner Transformation. Sie tritt für eine technologieoffene Energiewende ein sieht in der Forschung den zentralen Schlüssel für einen skalierbaren Klimaschutz.
v.l. Power-to-Liquid-Projektleiter Jürgen Rechberger, AVL-CEO Helmut List, Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl und Jürgen Roth, Fachverbandsobmann des Energiehandels und Vorstandsvorsitzender der eFuel-Alliance-Österreich.
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Fotos: Ibex/KlausPressberger, Keinrath
Jürgen Roth, eFuel-Alliance-Österreich
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Heiraten in den traumhaften Prunkräumen des Congress Graz. Eigens geschnürte Trauungspackages machen den schönsten Tag im Leben zum unvergesslichen Erlebnis. mcg.at/hochzeiten
Investor
UVP-Skandal:
IV-Präsident Stolitzka gegen Vorverurteilungen Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) sind langwierig, technisch äußerst komplex und dauern oft Monate oder gar Jahre. Nach Behauptungen eines Whistleblowers konnte man sich in der Steiermark als Projektwerber jahrelang das Ergebnis seiner Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) de facto selbst formulieren.
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azu stellte nun der steirische IV-Präsident Stefan Stolitzka Folgendes klar: „Es handelt sich auch um Projekte, die wir für die Energiewende im Sinne des Klimaschutzes dringend brauchen. Ein positives UVP-Verfahren heißt, dass ein Weg und Auflagen gefunden wurden, einen Einklang zwischen Projekt und Umwelt herzustellen. Punktum.“ Gegen jeden Genehmigungsbescheid der Landesregierung könne ohnehin, so Stolitzka, Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht eingelegt werden. Er weigere sich daher zu glauben, dass nicht nur einzelne Personen oder Abteilungen, sondern in letzter Konsequenz das gesamte österreichische Rechtssystem versagt habe. Wenn die Anschuldigungen stimmen, wären tatsächlich zahlreiche große Bau- und Infrastrukturprojekte unrechtmäßig genehmigt worden. Und das Verfahrensrecht sieht vor, dass Bescheide, die durch eine gerichtlich strafbare Handlung herbeigeführt oder erschlichen wurden, in einer Wiederaufnahme münden können. Dazu müsste das Verfahren jedoch von Amtswegen wieder aufgenommen werden. Daher ist nun eine heftige Diskussion über die Gültigkeit steirischer UVP-Bescheide entbrannt, selbst wenn diese inzwischen trotz Beeinspruchung vom Bundesverwaltungsgericht bestätigt wurden. Die im Verfahren abgeblitzten Bürgerinitiativen sehen nämlich gemeinsam mit den Grünen die Chance, geplanten und teilweise oder gänzlich umgesetzten Projekten trotz abgeschlossener UVPVerfahren doch noch die Rechtmäßigkeit zu entziehen. Mit der UVP sollen Großprojekte wie etwa Wasserkraftwerke, Windparks, Eisenbahn-, Straßen- und Industriebauten mit dem Umweltrecht vereinbar gemacht werden. Die Landespolitik sei, so Stolitzka, gut beraten, sich bis zum Vorliegen allfälliger Erkenntnisse hinter ihre Verwaltung zu stellen. Denn Whistleblowing dürfe nicht zu öffentlichen Vorverurteilungen führen. Auch der steirische Rechtsanwalt Georg Eisenberger, der viele Antragswerber bei UVP-Verfahren vertrat, hält die Vorwürfe im Gespräch mit der „Kleinen Zeitung“ für absurd. Um einen positiven Bescheid zu erhalten, sei es üblich, betroffene Projekte im Vorfeld immer wieder zu ändern. Kein Betreiber könne in der ersten Instanz einen negativen Bescheid riskieren. Die Steiermark braucht für die erfolgreiche Gestaltung der Energiewende Investitionen in Wind- und Wasserkraft sowie in Photovoltaik- und in industrielle Anlagen, ist Stolitzka überzeugt. Diese können aus Sicht der Industrie nur mit hervorragend ausgebildeten Beamtinnen und Beamten, die für alle beteiligten Parteien die Basis für Rechtssicherheit schaffen, umgesetzt werden.
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Investor
Der steirische IV-Präsident Stefan Stolitzka fordert die Aufrechterhaltung der steirischen UVP-Bescheide.
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Außenansicht Von Peter Sichrovsky
E
igenverantwortung kann der Staat nicht generell den Menschen bei jeder Gefahr abnehmen. In Vertretung der Gesellschaft könnte er Warnungen ausssprechen wie mit Bildern auf Zigarettenpackungen und mit Anordnungen reagieren, unter welchem Alter und an welchen Orten nicht geraucht werden darf. Generell ist Rauchen jedoch nicht verboten. Nur ein Beispiel für das begrenzte Eingreifen des Staates, um die Bevölkerung zu schützen. Andere sind Sicherheitsgurt, Altersgrenzen bei Alkohol, Verbot von Drogen usw. Wie soll jedoch der staatlich verordnete Schutz vor einer Infektion funktionieren, wenn eine Impfpflicht nicht in Frage kommt? Wie können Frauen und Männer überzeugt – und eben nicht gezwungen – werden, sich impfen zu lassen, Masken zu tragen, Abstandsregeln einzuhalten und sich regelmäßig die Hände zu waschen? Darauf weiß die Politik keine Antwort, und das ist ihr nicht einmal vorzuhalten. Seit der Beginn der Covid-Pandemie leben Regierungen und damit auch die Bevölkerungen in einem Versuchslabor. Mal wird
Ahnungslos durch die Pandemie
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das eine probiert und die Folgen beobachtet, dann wieder das andere. Auf die täglichen Infektionen wartend, entscheiden Verantwortliche über Öffnung und Schließung von Geschäften, Schulen und Unternehmen, den Besuch von Sport- und Kulturveranstaltungen und wann und wo der Urlaub verbracht werden könnte. Politiker entscheiden nicht auf der Grundlage ihrer wissenschaftlichen Erkenntnisse oder Erfahrungen. Sie spielen eher »Stille Post«, bekommen von Fachleuten Ratschläge und treffen Entscheidungen. Wobei am Ende eine ganz andere Information herauskommen könnte, wie sie am Beginn der Kette kommuniziert wurde. Generell funktioniert dieses System relativ gut bei den zuvor aufgelisteten Beispielen der staatlichen Interventionen in den Alltag. Problematisch wird es bei einer Situation, für die es keine Erfahrungen gibt, auch nicht von Seiten der Wissenschaftler. Der beste Weg aus der Corona-Pandemie ist weder erforscht noch bewiesen. Das motiviert viele, sich selbst ein Bild zu machen und eine Meinung zu bilden. Man recherchiert, sucht Informationen, sitzt am Computer und versucht Meinungen zu finden, um letztendlich selbst eine zu haben. Und hier scheitern Politiker. Es fehlen ihnen die Erfahrungen, mit welcher Methode eine gefährliche Infektion kontrolliert, und eine »Infektion« mit falschen Informationen ausgeglichen werden könnte. Genau so neu wie das Virus ist die Meinungsbildung über das Internet. Parallel zur reduzierten Erreichbarkeit über Fernsehen und Zeitungen wächst der Einfluss von Social Media auf Facebook, Instagram oder Twitter und anderer Onlinemethoden. Politische Vertreter, aber auch Journalisten, hinken hinterher und flüchten sich in schulmeisterliches Gehabe mit leeren lehrreichen Sprüchen. Sie bitten – warnen, ermahnen –, man möge sich impfen lassen und alle Vorschriften einhalten, und sie drohen, man müsse sonst die Anordnungen verschärfen. Die Verantwortlichen erkennen nicht einmal ihre Widersprüche in der Hilflosigkeit. Da wird ein Bürgermeis-
ter gefeiert, weil er die Vorschriften verschärft, ein Minister weil er sie entschärft, und ein Bundeskanzler, weil er alles anders macht. Die Ahnungslosen in Politik und Medien spielen uns ahnungslosem Volk die Wissenden vor, mit derart unterschiedlichen oft widersprüchlichen Meinungen, dass die Flucht ins Internet für viele der einzige Ausweg ist. Vor allem wenn Parteipolitik in den Streit einfließt, dieser dann mit einer absurden Links-Rechts-Logik völlig entgleitet und eine rationale Covid-Bekämpfung überlagert. Grün kämpft gegen Türkis, Rot gegen Grün und Blau gegen Rot. Und das mit einer Selbstüberschätzung, als würde im Parlament von den Abgeordneten entschieden werden, wann einem Herzkranken ein Schrittmacher eingesetzt werden darf und wann nicht. »Ich weiß, dass ich nichts weiß, doch manche wissen nicht einmal das«, ist eine Ergänzung der Weisheit von Sokrates, und passt so gut zur Jetztzeit. Hätten ahnungslose Politiker uns Ahnungslosen wenigstens einmal klar gemacht, dass – was immer sie anordnen – ein notwendiger Versuch sei, der sehr schnell an die reale Situation angepasst werden müsste, da es keine Erfahrungen gäbe, vielleicht hätte es eine größere Bereitschaft in der Bevölkerung gegeben, die Ratschläge auch anzun nehmen.
Sie erreichen den Autor unter peter.sichrovsky@wmedia.at
Essay von Götz Schrage
Schützt die Städte und stoppt die Hippies! Eine textliche Verzweiflung
G
uten Tag. Mein Name ist Götz Schrage. Ich nehme an, Sie haben noch nie von mir gehört oder gelesen. Für die Zukunft brauchen Sie sich meinen Namen auch nicht merken. Alles was Sie wissen sollten, ich fahre ein Auto, das ich mir nicht leisten kann. Alleine in der Stadt brauche ich mehr als 18 Liter Super auf hundert Kilometer. Das bedeutet, ich muss wirklich jeden Job annehmen und deshalb schreibe ich hier diesen wohl verstörenden Text. Hoffe auf Ihr Verständnis und falls Sie einen besseren Job für mich haben, ich kann zum Beispiel sehr gut mit Hunden, wenden Sie sich bitte an den Herausgeber dieses Magazins. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Bitte gehen Sie jetzt weiter, oder blättern Sie weiter, es gibt nichts zu sehen und wenig zu lesen. Das kann ich Ihnen schriftlich geben, beziehungsweise habe ich das gerade getan.
Für Götz Schrage hat nur die Stadt ewiges Leben und braucht dazu Licht und Lärm sowie pulsierenden Verkehr. Eine recht außergewöhnliche Liebeserklärung an das Urbane.
Jedenfalls, wenn Sie in einer Gegend wohnen, in denen es ein wenig wie Bukarest im November aussieht und beruhigt sind, weil Sie einen dieser angeblich unbefristeten Mietverträge haben, sollten Sie stets die Augen offen halten. Zum Beispiel, wenn Sie Andre Heller mit ein paar interessanten Freunden durch Ihre Gasse flanieren sehen – achten Sie bitte auch noch darauf, ob Heller ein interessiertes Gesicht macht – können Sie anfangen, sich Sorgen zu machen. Und spätestens, wenn im Haus gegenüber ein veganer Eissalon öffnet, und der Bezirksvorsteher persönlich vorbeikommt, um zwei Bäume zu pflanzen, sind Sie endgültig verloren. Man wird Ihnen versuchen weiszumachen, die Bäume wären gut fürs Klima und würden eine bessere Luft machen. Das mag prinzipiell stimmen, aber die bessere Luft ist nicht für Sie, die ist dann für Ihre Nachmieter – das Innenarchitektenehepaar – und Sie wohnen mit viel Glück dann tatsächlich in Bukarest oder alternativ auf einem winterfesten Campingplatz im nördlichen Waldviertel. Schmierige Privatdetektive haben das Ausmieten übernommen. Kaum wanken Sie früh morgens von Ihrem Stammwirt nach Hause, wird Ihr Wohnbedarf gerichtlich angezweifelt und dann heißt es Koffer packen. Die schöne neue Welt wird es geben, aber nicht für Sie. Pech
Foto: Selbstportrait
Ein Essay zur Gentrifizierung soll es werden. Blöd halt, wenn man den Begriff nur von der Distanz kennt. Natürlich habe ich das schon mal gehört und ist soweit mir erinnerlich irgendwas mit Yuppies und was sie anrichten, wenn sie sich in deiner Nachbarschaft ansiedeln. Dafür weiß ich, was ein Essay können sollte. Wenig Inhalt so geschraubt und ausufernd formulieren, dass man Tiefe vortäuscht, wo oft nur Leere ist. Apropos, kürzlich hörte ich Andre Heller etwas wirklich Gescheites sagen. Nicht vorgetäuscht interessant, sondern tatsächlich. »Ein jeder Ort wird interessant, wenn sich interessante Leute anfangen für diesen Ort zu interessieren.« Natürlich hat er das nicht zu mir persönlich gesagt. So wichtig bin ich nicht, sondern mehr zu meiner Chefin. Nichts mit Hunden, sondern mehr mit Sachen tragen und so. Wie gesagt, ich bin da gar nicht heikel. Jedenfalls habe ich darüber nachgedacht, was Heller gesagt hat und seitdem bin ich mir nicht sicher, ob das eine gute Nachricht für die Bewohner dieser Orte sind, für die sich plötzlich interessante Leute anfangen zu interessieren. Und dann habe ich was im Kaffeehaus gehört. Der schmerbäuchige Makler mit den beschrifteten Hemden, dessen grelle Freundinnen meist viel zu jung für ihn zu sein scheinen, und der trotzdem, oder deswegen, immer noch bei seiner Mutter wohnt. Jedenfalls der Makler hat sich mit einem anderen Makler getroffen, auch ein hässlicher Typ, aber mit normalen Hemden ohne Schriftzug immerhin. »Dreimal verkaufen die Hütte und spätestens wenn in der Nachbarschaft ein Bioladen aufsperrt, wird brutal ausgemietet und parifiziert.« Das hört sich auch nicht gut an für die Leute, die da wohnen. Vielleicht freuen die sich zuerst über den geräucherten Tofu in der Nahversorgung. Und dann freuen sie sich, weil sie hören, dass es endlich ernsthafte Planungen für einen Aufzug gibt. Wäre schon schön, wenn auch das Stiegenhaus saniert würde. Nun, das wird alles passieren. Aber es gibt eben ein »aber«, nur das ahnt niemand von denen, weil die nicht so viel Zeit haben wie ich, im Kaffeehaus zu sitzen, um den Gesprächen am Nachbartisch zuzuhören. Götz Schrage, geboren 1960 in Bochum, war Musiker, Fotograf und Berufsspieler. Er gehörte als Keyboarder der Band »Blümchen Blau« an. Schrage lebt in Wien und schreibt seit Jahrzehnten – nach eingenen Angaben – erfolglose Kolumnen, sitzt meist im Kaffeehaus und geht mit seinem Hund spazieren. Er ist passionierter Autofahrer und regelmäßig in Therapie. Leider, so Schrage, bisher ebenso erfolglos. schrage.at FAZIT AUGUST 2021 /// 39
Schützt die Städte und stoppt die Hippies!
Für Bäume wurde ja bereits der perfekte Platz gefunden und der heißt Wald. Dort sind sie nicht alleine und dort gehören sie auch hin und im Zweifel abgeschoben.
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gehabt! Generell schuld allerdings sind die Hippies. Die haben das Gefüge und die Ästhetik der Stadt nicht verstanden und alles durcheinander gebracht. Jetzt sind die gut ausgebildeten Hippiekinder in der Politik und setzen das fort, was sich ihre eingekifften Eltern seinerzeit ausgedacht haben. Niemand ist damit geholfen, weil man diese verlausten Utopien von den unstädtischen Städten niemals hätte umsetzen dürfen. Man kann eben nicht beides haben, den unwiderstehlich sexy Rhythmus der Stadt und die miefige Idylle eines künstlich aromatisierten Landlebens. Anstatt konsequent aus den Städten zu ziehen, baba und fall nicht, hat man Schritt für Schritt versucht die Städte zu verdorfen. Natürlich kann man mit der Natur in Einklang leben, aber dann bitte auch in der Natur. In der Stadt soll man mit der Stadt in Einklang leben. Städte wurden erfunden, weil die Menschen ganz verrückt waren nach der Gegenwart. Nach dem Hier und Jetzt und nicht nach der mittelalterlichen Märchenwelt. Eine Stadt soll laut sein, soll schnell sein und wirklich hell. Deswegen lieben die richtigen Städter ja ihre Stadt, weil es dort hell ist auch im Winter und in der Nacht und man stolz ist, wenn man mit seinem Wagen durch die beleuchteten Straßen fährt und sich dabei an den strahlenden Lichtern erfreut, die niemals ausgehen sollten. Niemand kann sich freuen in der stinkenden U-Bahn zu fahren, um sich dann an abgedunkelten Schaufenstern nach Hause zu tasten. Nur die verrückten Hippiekinder haben solche Ideen und genau die haben auch so absurde Begriffe wie »Lichtverschmutzung« erfunden. Ein in sich schwer perverses Wort und dabei wäre es doch so einfach, und ich weiß, ich wiederhole mich, sollen die Hippiekinder doch aufs Land ziehen. Dort haben Sie es schön dunkel und im Winter quasi rund um die Uhr. Ich wäre so dankbar, müsste ich diese Gesichter nicht mehr sehen und dafür brächte ich Ihnen auch ihr veganes Eis nach Hause auf ihre unrasierten Bauernhöfe. Doch zurück zu den gepflanzten Bäumen – Sie erinnern sich, ein weiteres Indiz für Gentrifzierung – und dazu sollten Sie wissen, für Bäume wurde ja bereits der perfekte Platz gefunden und der heißt Wald. Dort sind sie nicht alleine und dort gehören sie auch hin und im Zweifel abgeschoben. Der Wald in der Stadt wäre dann der Park und der wurde ursprünglich für die Hunde erfunden und genau diese Hunde dürfen jetzt nicht in den Park, weil da jetzt die Hippie-Enkelkinder in der Wiese chillen wollen, oder meditieren, oder was weiß ich für ekeliges Zeug rauchen! Ich meine, das ist ja alles völlig verrückt. Fast so verrückt, wie die Sache mit den Radfahrern, Fußgängern und Autos in den Begegnungszonen. Millionen Jahre haben die Menschen gebraucht bis drauf gekommen sind, wie man Fußgänger, Autos und Radfahrer trennt, und dann kommen ein paar Kiffer und schmeißen das alles zusammen, engagieren dazu noch einen Luftballonfalter und geben sich gegenseitig Preise für innovative Stadtentwicklung. Ich bekomme da so einen Hals und werde richtig emotional, aber so richtig richtig emotional. Dem Erfinder der Begegnungszone möchte ich mal im Wald begegnen. In so einem dunklen Wald, also ohne jede Lichtverschmutzung! In der Stadt ist das evolutionär bestimmte Fahrzeug selbstverständlich das Auto. Ohne das gibt es keine Stadt, weil Städte um Straßen herum gebaut wurden. Was es sonst noch braucht sind Menschen, Parks und Parkplätze und schon ist die wunderbare Stadt fertig. Wer kein Städter sein will, kann ja aufs Land ziehen, oder schlimmer noch, in einen Kurort. Quasi die vegane Version der Stadt mit Trinkbrunnen, Parkbänken, die nicht nur in Parks stehen, sondern quasi überall, und verkehrsberuhigten Zonen. Wir Richtigen, Toleranten und Emphatischen respektieren den Takt und den Rhythmus der Kurorte. Niemand hat die Absicht, eine Stadtautobahn durch den Kurort zu bauen, oder ein riesiges Möbelhaus auf den ensemblegeschützten Hauptplatz zu stellen. Gebt dem Kurort den Respekt, den die Hippies unserer Stadt verweigern. So sind wir! Das ist die gelebte Toleranz der Städter! Die zugewanderten Provinzgesichter haben dagegen keinerlei Respekt für ihr Gastbiotop. In ihrem ruralen Egozentrismus wird das eigene Bedürfnisse zum allgemeinen erhoben. Bedürfnisse, die man selber nicht hat, sind zu vernachlässigende, weil niemand zählt, außer man selbst und die Clique auf dem selben Kurs, zu der man sich zugehörig fühlt. Nach dem Schema, wenn man selber kein Auto in der Stadt braucht, braucht die Stadt keine Autos. Ich bin schon länger hier. Bin quasi ein integriertes deutsches Provinzgesicht und ich brauche keine Fahrräder auf den Straßen und Radwege bräuchte ich schon gar nicht. Für Wiener Radfahrer gibt es die Donauinsel und im Winter das Radstadion, da können dann alle im November in Achterreihen im Stau stehen, damit sie wissen, wie es sich auf der Südosttangente anfühlt. Ich weiß nicht, ob schon jemand ausgerechnet hat, wieviel Benzin es kostet, wenn die Autos hinter den langsamen Radfahrern herfahren müssen. Zugegeben, das, was ich da jetzt geschrieben habe, wirkt vielleicht ein
Essay von Götz Schrage
wenig radikal und intolerant. Unter Umständen könnte ich Radwegen durchaus etwas abgewinnen, aber dann in Tunnelbauweise. Sollen sie sich unter der Erde bewegen und nur nach oben kommen, wenn sie einen wirklich triftigen Grund haben. Aber auch das habe ich vielleicht noch zu wenig durchdacht, wenn ich ehrlich bin. Geben Sie mir noch ein wenig Zeit, mir da entsprechende Gedanken zu machen. Manchmal fühle ich mich ein wenig einsam mit meinen Ambitionen. Obwohl ich schon davon ausgehe, dass viele Menschen meine Ansichten teilen, ihnen aber noch der Mut fehlt, sich offen mir anzuschließen. Vielleicht wohne ich auch einfach im falschen Bezirk. Zu zentrumsnah und zu hippieverseucht. In den richtigen Bezirken braucht da kein Bezirksvorsteher mit zwei Bäumen vorbei kommen. Überhaupt, wenn die Menschen dort wüssten, was so ein Baum real kostet mit allen Spesen. Bin mir sicher, wenn man da objektiv nachfragt, ob sie zwei Bäume vor dem Haus haben wollen, oder zwei Mercedes CL63 in tiefer gelegt, möglichst in strahlendem weiß und selbstverständlich mit verchromten Felgen, bin ich mir sicher, die wollen die Autos zur kollektiven Nutzung. Carsharing einmal anders und dann klappt es auch ganz sicher mit der Integration noch besser.
Und ich komme jetzt nochmals zum Respekt vor der Stadt, weil genau darum geht es in dem ganzen Text. Das ist die Stadt und wir alle hier sind nur die Passagiere. Die Stadt hat das ewige Leben und dazu braucht sie eine breite Seele und alles an Facetten, was die Menschen zu bieten haben. Die Kanten und Ecken halten alles zusammen. Es braucht den pulsierenden Verkehr, es braucht das gleißende Licht der Straßenlampen, das ruhige Licht der Schaufenster und das nervöse, bunte Leuchten der Leuchtreklamen. Und wenn man uns bis ins Weltall sehen sollte, dann sollten wir darauf auch verdammt stolz sein und uns nicht von den Idioten der Lichtverschmutzungsmafia irritieren lassen. Die spannenden und verruchten Orte sind wichtig. Was eine Metropole sein will, muss auch den Mut zu ein wenig Gotham City haben, sonst bleibt man nichts weiter als eine große, miefige Kleinstadt. Und wir Städter müssen uns die Deutungshoheit zur Ästhetik der Stadt zurückholen und wenn es sein muss, dürfen wir auch den Kampf mit den zugezogenen Wichtigtuern nicht scheuen. Der Blumenkistlkleingeist der Provinz darf uns nicht die Stadt zerstören. Die wahre Qualität der Stadt misst sich eben an ihrer urbanen Energie und nicht an der Anzahl der Fahrradständer und veganen Eissalons. Etwa Wien war einmal eine der wichtigsten Städte der Welt. Noch ein paar Fußgängerzonen und Trinkbrunnen mehr und wir rittern in einer Liga mit Bad Eisenkappel und Warmbad Villach. Das kleine Grätzel als Zitat des dörflichen Lebens hat seinen Charme, wenn es sich als integrierte Gegenveranstaltung zum großen Ganzen, zur Metropole eben, versteht. Ein riesiges Kleindorf als Ansammlung putziger Grätzel ist nichts weiter als ein pervertierter Moloch verbunden mit einem U-Bahn Streckennetz. Die provinzielle Hölle und weit weg von allem, wofür es sich überhaupt lohnt, morgen aus dem Bett zu krabbeln. Wer Fahrradständer und Trinkbrunnen sät, wird verlogenen Kleingeist ernten. Die Stadt braucht ihre kreativen Geister und die kreativen Geister brauchen die Stadt. In Kurorten entstehen maximal Ärzteromane oder eventuell schlechte Betroffenheitslyrik. Das neue Biedermeier entzieht den großen Geistern ihre Nahrung. Einem Henry Miller wäre gar nichts eingefallen und er wäre am ersten Tag wieder abgereist im Ekel und hätte keine Zeile geschrieben, weil stille Tage im Grätzel einfach wirklich niemanden interessieren. Ein Charlie Parker hätte nicht den Umweg über das Heroin gewählt, sondern hätte sich gleich aus dem Fenster seiner Airbnb-Wohnung gestürzt und mit einigem Glück wäre er dabei auf ein paar Hippies gefallen. Und dem kreativen Geist eines ganzen Jahrhunderts wie Andy Warhol wäre in der gedankenberuhigten und verkehrsberuhigten Zone einfach gar nichts eingefallen. Sein ganzes Leben lang einfach gar nichts. Und irgendwann hätte das AMS seinen Bezug gekürzt und er wäre verhungert, oder beinahe verhungert, weil er rechtzeitig von den Betreibern des veganen Eissalons gefunden worden wäre und die hätten ihm veganes Schlagobers in den Mund gestopft und wären sich dabei gut vorgekommen.
Was eine Metropole sein will, muss auch den Mut zu ein wenig Gotham City haben, sonst bleibt man nichts weiter als eine große, miefige Kleinstadt.
Ja ich weiß, das ist alles tiefschwarz und furchtbar. Kulturpessimismus wäre ein Euphemismus für meine ungeschönten Wahrheiten. Ich tippe hier und ich kann nicht anders, aber ich werde nicht zwingend zum Wiederholungstäter. Sie erinnern sich an mein Intro! Bitte melden Sie sich, sollte Ihnen eine passende Arbeit einfallen. Am liebsten etwas mit Hunden. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. n
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Meinrad Lindschinger wurde am 22. 10. 1960 in Sankt Peter am Kammersberg in eine hochmusikalische Familie geboren, die mit Futtermittel und Landmaschinen handelte; seine Schwester ist ebenfalls Medizinerin. Während seiner Studienzeit in Graz war er ÖH-Vorsitzender (Aktionsgemeinschaft) und Studentenvertreter im Diösezanrat. 1998 gründete er in Laßnitzhöhe das Institut für Ernährung und Stoffwechselkrankheiten mit acht Mitarbeitern. Der dreifache Vater ist dort ärztlicher Leiter, Facharzt für Innere Medizin, Ernährungsmediziner, Kneipp-Arzt und Begründer des Ernährungskonzepts »functional eating«. lindschinger.at
Menschen
Fazitbegegnung Volker Schögler trifft Meinrad Lindschinger Fotografiert von Heimo Binder
Die Kunst der richtigen Ernährung G
esundheit und Wohlbefinden – klingt nach einem bescheidenen Ziel, aber nur für den, der es schon erreicht hat. Wer sich erst auf dem Weg dorthin befindet, schätzt die Wertigkeit dieses Ziels höher ein. Viel höher. Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts, sagt der Volksmund. Die Wissenschaft vergleicht mittlerweile Gehirn und Gedärm, vermeint Parallelen oder gar Zusammenhänge zwischen Hirn und Darm zu erkennen. Frage: Wie wichtig ist die Ernährung wirklich und gibt es dafür ein Rezept? Dafür ist Meinrad Lindschinger Experte. Er gründete 1998 das Institut für Ernährung und Stoffwechselkrankheiten in Laßnitzhöhe, ist Internist, Kneipparzt, Stoffwechsel- und Ernährungsmediziner: »Wir sind so ziemlich die einzigen, die routinemäßig Diagnosen bis zur molekularen Ebene, das sind die Funktionen der Zelle, erstellen. Das heißt, wir messen bei den Patienten etwa den oxidativen Stress, wir messen die Antikörper gegen die Zellveränderungen und machen sämtliche internistischen Kontrollen, wie Gefäße, Herz, Kreislauf, Leber, Nieren.« Dazu gehört auch alles, was mit dem Darm zusammenhängt, von Übergewicht über Lebensmittelallergien bis zu Problemen von Sportlern. Kernstück ist dabei die Erstellung eines individuellen Ernährungskonzepts: »Denn ein Hirnarbeiter hat völlig andere Nährstoffbedürfnisse als ein Kräuterzüchter von der Alm.« Wobei nicht nur Verwaltungsbeamte und Journalisten zu den Hirnarbeitern zu zählen sind, sondern zum Beispiel auch Fernfahrer, deren Geist wegen des Straßenverkehrs ständig gefordert ist. Seine Grundregel lautet daher: Man muss die Ernährung an die Bedürfnisse des Menschen anpassen und nicht umgekehrt. Doch hätten sich starre Ernährungsempfehlungen, die mit dem Speiseplan enden, als nicht sehr erfolgreich herausgestellt. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Verstoffwechselung von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein kann. Erst eine Bedarfsanalyse des erwähnten Hirnarbeiters, der etwa erhöhte Bedürfnisse beziehungsweise Defizite an Nervenüberträgersubstanzen oder
Antioxidantien hat, schaffe Abhilfe: »Weil wir wissen, welche Lebensmittel diese Defizite auffüllen.« Dafür sortiert der Ernährungsexperte qualitative Warenkörbe, die in ihrer quantitativen Vielfalt eine möglichst große Auswahl an Lebenmitteln und deren Kombinationen bieten. So ergeben sich Warenkörbe für Antistressernährung, solche für Hirnernährung, für Sport, für Kombinationen und so weiter. »Seitdem sind wir wirklich erfolgreich, weil wir die Ernährung auf den Punkt bringen. Das heißt, sie muss durchführbar sein, sie muss gut schmecken, sie muss beschaffbar sein, sie muss auch familiär tauglich und einfach kommuniziert sein.« In seinem Buch über »Functional Eating« hat Meinrad Lindschinger schon vor einigen Jahren einen Leitfaden für ausgewogene Ernährung erstellt. Nicht in Form einer Diät, sondern als »Ernährungsphilosophie«: keinesfalls auf irgendetwas verzichten, sondern aus dem gesamten Spektrum an Lebensmitteln schöpfen, allerdings in der richtigen Kombination und im richtigen Verhältnis. Diese »bilanzorientierte Ernährung« ist erlernbar. Sie ist einerseits eine Rückbesinnung auf alte Esskulturen, geht aber zugleich von der traditionellen Verteilung der Mahlzeiten auf dreimal täglich weg und nimmt vielmehr Bezug auf den persönlichen Tagesrhythmus und die geänderten Nahrungsbedürfnisse. Letztlich soll bilanziert werden, welche Energiemenge der jeweiligen Situation in der man sich befindet, entspricht. So gesehen, kann es keine einzige Wahrheit und kein einfaches Rezept für »richtige« Ernährung geben. – Wenn wir gestresst sind, müssen wir andere Lebensmittel konsumieren, als wenn wir unsere geistige Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen müssen oder Sport treiben möchten, so Meinrad Lindschinger im Vorwort seines Buchs. So lernen wir von ihm auch, dass sich Lebensmittel durch Kombination gegenseitig aufwerten, zum Beispiel, wenn man pflanzliches (Erbsen) und tierisches (Rindfleisch) Eiweiß zusammen verzehrt. »Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile« gilt offenbar auch beim Essen. n FAZIT DEZEMBER 2021 /// 43
Erfolg braucht Führung
Managementserie
Erfolgsfaktor Familie Über das Arbeiten im Familienunternehmen
Ein Gespräch von Carola Payer mit der Grazer Familie Totz, deren Mitglieder gemeinsam eine Steuerberatungskanzlei betreiben
Fotos: Marija Kani zaj, Stefan Janisch
Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at
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n Österreich handelt es sich bei rund 157.000 Firmen um Familienunternehmen. Diese geben mehr als 1,8 Millionen selbstständig und unselbstständig Beschäftigten einen Arbeitsplatz und erwirtschaften Umsätze in der Höhe von rund 414 Milliarden Euro. Inklusive der Ein-Personen-Unternehmen gibt es rund 273.600 Familienunternehmen mit mehr als 1,9 Millionen Beschäftigen. Diese erzielen Umsätzen von rund 442 Milliarden Euro. Familienunternehmen zeigen gerade in Zeiten mit starken Umbrüchen oft die Fähigkeit, sehr stabil zu bleiben. Das liegt an einer soliden und nachhaltigen Wirtschaftsbasis. Nicht das Quartalsergebnis für die Börse oder der Vierjahresturnus von Wahlen zählt, sondern das Denken in Generationen ist maßgeblich. Fakt ist auch, dass im Gegensatz zum Unternehmen als wirtschaftsorientiertes System eine Familie kein rationales Gebilde ist, mit seiner eigenen Geschichte und ganz spezifischen Beziehungsphänomenen. Die Emotionen im Miteinander haben daher noch mal eine spezielle Dynamik. Im Interview mit Familie Totz: Geschäftsführer und Vater Marcus Totz, Partnerin im Unternehmen und Ehefrau und Mutter Angelika Totz, Tochter und Partnerin im Unternehmen Anna Totz und Sohn und Mitarbeiter Bernhard Totz, haben wir das spezifische Miteinander reflektiert.
Manchmal mehr Zufall als strategischer Plan Spannend ist, dass bei Familienunternehmen nicht immer der klare strategische Businessplan zur Gründung führte, sondern die Umstände bzw. der Zufall. Marcus Totz: »Es war eigentlich Zufall, dass wir alle in der Firma sind. Ich wollte immer etwas mit meiner Frau machen!« Angelika Totz: »Es war eigentlich super, mit Marcus im gleichen Unternehmen zu starten. Die Kinder waren klein und es war praktisch, die Situation als Mutter und Betriebswirtin unter einen Hut zu bekommen. Die Flexibilität der Arbeitszeitgestaltung wäre für mich in einem anderen Unternehmen nicht möglich gewesen.« Bernhard Totz: »Ich wollte immer Buchhaltung machen und nach dem Bundesheer habe ich die WIFI-Buchhaltungsausbildung absolviert. Jetzt bin ich neben dem Studium im Unternehmen beschäftigt.« Anna Totz: »Ich wollte ausziehen, dafür musste ich Geld verdienen. Da war es naheliegend, quasi in der Firma »einzuziehen« und bei meinen Eltern zu arbeiten. Da gerade Bedarf war, habe ich in der Lohnverrechnung mitgeholfen. Irgendwann fing es mir an, Spaß zu machen. In der Zwischenzeit habe ich einiges im Unternehmen, bis zum Bilanzieren, probiert und merkte – das ist es! Heute bin ich beteiligt am Unternehmen, bereite mich gerade für die Steuerberatungsprüfung vor und es macht jeden Tag Freude, ins Büro zu kommen!« Trennung Familie und Unternehmen Während in klassischen Betrieben mit dem Schließen der Tür auch in der Regel die mit der Arbeit verbundenen Themen zu-
»Betriebsblindheit vorzubeugen ist auch ein wichtiges Thema. Wir arbeiten daher mit anderen Kanzleien zusammen und leben dabei sehr intensiv Kooperationen.« MARCUS TOTZ
Managementserie [45]
mindest am »Feierabend« erledigt sind, dringen Unternehmensthemen nicht selten in die »letzten Winkel« der Familienkommunikation hinein. Strategische oder operative Themen abseits des Tagesgeschäftes werden in der Familie Totz eher in der privaten Zeit bzw. am Küchentisch besprochen. Bernhard und Anna Totz: »Privat können wir in Ruhe über alles diskutieren. Die Hektik des Alltags, wo wir mit Kundenthemen beschäftigt sind, ist nicht der richtige Rahmen. Im Büro werden dann relevante Details verschriftlicht und in Form gebracht.« Marcus Totz: »Der Beruf rennt immer zusammen mit der Familie. Daher ist es wichtig, auch Abstand zu gewinnen und anderen Themen im Leben Raum zu geben, Kunst, Sprachen, Sport, Ausgleich. Jeder braucht auch seine eigenen Inspirations- und Kraftquellen.«
Konfliktkultur im Familienunternehmen Familien- und Gesellschafterkonflikte können die eigentliche Geschäftstätigkeit überlagern und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Unternehmens beeinträchtigen und im extremen Fall auch zerstören. »Familyness« ist einerseits eine wesentliche Ressource des Familienunternehmens, die zu einer besonders hohen Einsatz- und Opferbereitschaft von Familienmitgliedern führt. Diese kann aber bei Verletzungen, dem Gefühl von Zurückweisung, Enttäuschungen umschlagen und zu einer negativen »Familyness« werden. Diese kann dann zu Wut, Hass bis zum Zerstörungswillen führen. Auch Unternehmerehepaare müssen eine gute Gesprächskultur entwickeln. Enttäuschungen über die Nichterfüllung von gegenseitigen Erwartungen im Betrieb dürfen nicht in die private Partnerschaft getragen werden. Marcus Totz: »Konfliktsituationen sind meistens Meinungsverschiedenheiten oder Auffassungs- und Interpretationsunterschiede von rechtlichen Sichtweisen. Wir diskutieren intensiv die Zugänge zu den gesetzlichen Vereinbarungen. Ich finde, dass mich die Kinder hier auf Trab halten, und ich muss mich an ihnen reiben.« Angelika Totz: »Wir lösen die meisten Konflikte mit viel Diskussionen auf.
Anna ist seit zehn Jahren bei uns im Betrieb und hat alle Arbeitsbereiche im Unternehmen durchgemacht. Da bringt sie auch viele wertvolle verschiedene Sichtweisen mit.« Bernhard Totz: »Es sind des Öfteren natürlich auch interne Absprachen, Unklarheit zu Zuständigkeiten, die Stress verursachen.« Anna Totz: »Natürlich reagiert man auch gerade in hektischen Situationen wegen Kleinigkeiten mal emotional. Und, wenn ich zu einem Thema sehr gut eingelesen bin, weiß ich Dinge genauer und besser und muss den Seniorexperten – also meinen Vater – halt ein wenig dominanter überzeugen.« [lacht] Bernhard Totz: »Auch mit den Mitarbeitern habe ich ein gutes Verhältnis. Sie verstehen auch, dass Kinder mit ihren Eltern im Arbeitskontext eventuell sich auch mal anders reiben.«
Teamarbeit und Kooperation Bernhard Totz: »Jeder hat schon so sein Spezialgebiet. Ich kümmere mich zum Beispiel um die EDV-Systeme, Anna managt viele Teamthemen. Dennoch sind Papas Schuhe schon noch sehr groß. Da ist er sicher noch sehr dominant. Da gibt es noch viel zu lernen.« Marcus Totz: »Betriebsblindheit vorzubeugen ist auch ein wichtiges Thema. Wir arbeiten daher mit anderen Kanzleien zusammen und leben dabei sehr intensiv Kooperationen. Da lernen wir, wie andere es machen, und gestalten so wieder unsere eigen Weg.« Anna Totz: »Aufgrund der Situation am Arbeitsmarkt, den Generationenthemen und dem großen Frauenanteil in unserer Branche müssen wir eventuell auch neue Arbeitszeitkonzepte überlegen. Die Viertagewoche ist die Zukunft. An der Umsetzung scheitert es momentan noch wegen der hohen Arbeitslast. Konkret haben wir noch keine Idee, wie das momentan in der Praxis gehen soll. Ich denke, das wird sicher wachsen und sich entwickeln. Eine gute Unternehmenskultur ist uns ein Anliegen.« Angelika Totz: »Unsere Mitarbeiter sind auch froh, weil sie wissen, dass es nach unserer Pension weitergeht und ihr Arbeitsplatz ben stehen bleibt.«
Das Team der Mag. Marcus Totz Steuerberatungs KG in Graz Weitere Informationen unter totz.net FAZIT DEZEMBER 2021 /// 45
Spielplan Komödie Graz
Kurz & News
Herbst 2020
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ie Grazer Komödien-Tradition geht weiter: Das Ensemble der „Komödie Graz“ startet auch in diesem Herbst unter Wahrung der Corona -Sicherheitsauflagen durch. Die Mission, so der Leiter Urs Harnik: „Wir widmen unser Herzblut einem Genre der Schauspielkunst, das Leichtigkeit ernst nimmt. Am Spielplan stehen pointenreiche Theater-Abende der guten Unterhaltung, die Kultur und Humor vereinen. Die Besucher und Besucherinnen für ein paar Stunden aus dem grauen Alltag zu entführen, das ist der wunderbare Auftrag der Komödie Graz. Im Folgenden eine Vorschau auf das aktuelle Programm der Komödie Graz, Münzgrabenstraße 36, im November und Dezember. Das gesamte Spiel-Programm und die jeweils gültigen Covid 19-Sicherheitsregelungen finden Sie auf www.komoedie-graz.at
Donnerstag, 25.11.2021, 19.30 Uhr Big-Band-Gala mit Sigi Feigl und seinem Orchester - "The Kings Of Swing" Freitag, 26.11.2021, 19.30 Uhr Peter Weck mit dem Solo-Abend „War´s das?“
Samstag, 27.11.2021, 19.30 Uhr Komödie „Wenn schon, denn schon“ von Ray Cooney
Mittwoch, 01.12.2021, 19.30 Uhr Bernhard Murg und Stefano Bernadin: Die besten Sketches aus dem Kabarett Simpl: „...bis einer weint“ Freitag, 03.12.2021, 19.30 Uhr Samstag, 04.12.2021, 19.30 Uhr „Die Christmas-Gala der Komödie Graz“
Donnerstag, 09.12.2021, 19.30 Uhr Big-Band-Gala mit Sigi Feigl und seinem Orchester: "Winter Wonderland"
Feier beim Netzwerk Automatisierungstechnik Mehr als 100 Mitglieder zu haben, ist einfach ein Grund zum Feiern und so lud AT Styria – ARGE Plattform Automatisierungstechnik Steiermark nach der Generalversammlung zur „100+“-Feier bei Kaiserwetter ins steirische Weinland ein, um sich bei ihren langjährigen Mitgliedern und Unterstützern zu bedanken. Herbert Ritter, Vizepräsident der WKO Steiermark und Vorsitzender der Plattform, zeichnete vor Ort das besondere Engagement einiger Mitglieder in der Plattform und für die steirische Wirtschaft aus. „Der Zuwachs zum Netzwerk zeigt, dass die wir als branchenspezifisches Netzwerk die Entstehung wertvoller Innovationen und wichtiger Synergien zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes maßgeblich positiv beeinflussen“, so Ritter.
Sonntag, 12.12.2021, 13.00 Uhr KonsPop meets Trieste Early Jazz Orchestra − Swinging with Gershwin Sonntag, 12.12.2021, 19.30 Uhr The Schick Sisters "Our Favorite Christmas Songs"
Freitag, 31.12.2021, 16.30 Uhr und 19.30 Uhr Komödie „Wenn schon, denn schon“ von Ray Cooney Buchungen: www.ticketzentrum.at (0316/8000), Zentralkartenbüro Graz (0316/830255) oder www.komoedie-graz.at (0664/5369770)
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Steiermark-Plattform für alle Erlebnisregionen Nach zwei Jahren Vorbereitungszeit bietet Steiermark Tourismus mit dem neuen Auftritt steiermark.com ab sofort die Web-Bühne für das Tourismusland Steiermark mit seinen elf Erlebnisregionen. Alle Beherbergungsbetriebe, Ausflugsziele, Urlaubsangebote sowie alle Veranstaltungen finden sich hier unter einem Dach. Dies ergibt 29.972 Möglichkeiten, Urlaub in der Steiermark zu machen. Das Ziel: dass der Gast in jeder Phase seines Urlaubs die bestmöglichen Daten von der Inspirations-, Informations- und Buchungsphase bis zur Bewertung zur Verfügung hat. Im ersten Schritt haben Steiermark Tourismus sowie Schladming-Dachstein und Gesäuse schon umgestellt, demnächst folgen die weiteren neun Erlebnisregionen.
Fotos: Steiermark Tourismus / Bernhard Loder, AT Styria
Freitag, 10.12.2021 Samstag, 11.12.2021, 19.30 Uhr Fritz Karl mit dem Duo Sonare: "Ausgerechnet Weihnachten"
Foto: Fotostudio Lend, Graz
Kurz im Gespräch mit Diethart Schliber, AK-Präsident Josef Pesserl mit AKÖkonom Markus Marterbauer (l.) bei der 5. Vollversammlung
AK: Notstand bei Pflege und Kinderbetreuung
Der steirische AK-Präsident Josef Pesserl fordert im Rahmen der 5. AK-Vollversammlung Bund und Land auf, im Bereich der Pflege und Kinderbetreuung bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen. Der Gastreferent Markus Marterbauer warnte vor einer Spaltung der Gesellschaft.
Foto: Radspieler, AK Stmk
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er drohende „Pflegenotstand“ ist in aller Munde. Vor dem Hintergrund der steigenden Lebenserwartung fehlen zehntausende Pflegekräfte, betont Pesserl: „Die ständige Überlastung führt dazu, dass immer mehr Beschäftigte dem Burnout nahe sind und mit dem Ausstieg liebäugeln.“ Auch in der Elementarpädagogik fehlt es an Personal, niedrige Personalschlüssel sorgen für permanente Überlastung. Pesserl: „Es ist hoch an der Zeit, in beiden Bereichen durch eine Erhöhung der Personalschlüssel für Entlastung zu sorgen sowie durch bessere Bezahlung Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen.“ Es muss bewusst werden, dass die Betreuung der jüngsten und die Pflege der älteren Mitbürger der Gesellschaft etwas wert sein muss, betont der AK-Präsident. Die Covid-Krise droht die
Gesellschaft zu spalten zwischen Krisenverlierern, darunter Langzeitarbeitslose, prekär Beschäftigte, EPU und Kinder aus bildungsfernen Schichten, und andererseits Gewinnern, darunter Großunternehmen und Vermögende. Neoliberale Politik will Sozialleistungen für Arbeitslose senken ebenso wie die Steuern für Großunternehmen. AK-Ökonom Marterbauer: „Emanzipatorische Politik muss sich hingegen um die sozialen Probleme kümmern, Ängste nehmen, Sicherheit geben und Hoffnung entfachen.“ Das umfasst bessere soziale Absicherung gegen Armut, eine Offensive für Vollbeschäftigung, Investitionen vor allem in Städten und Gemeinden gegen die Klimakrise, bessere Kindergärten, Schulen und Pflege sowie eine Arbeitszeitverkürzung für mehr Freiheit.
Leiter des Sozialministeriumservice Landesstelle Steiermark Welchen Stellenwert hat die Inklusion behinderter Menschen in der Arbeitswelt und wie kann sie gelingen? Aufgrund eines immer größer werdenden Anteils von Menschen mit Beeinträchtigung in der Bevölkerung sowie auch aufgrund des demografischen Wandels, des Fachkräftemangels in vielen Wirtschaftszweigen und der Digitalisierung gewinnt dieses Thema zunehmend an Bedeutung – darin liegt eine große Chance, wenn das Thema Behinderung in Veränderungsprozessen mitgedacht wird.
Welche beruflichen Tätigkeiten bzw. Funktionen sind besonders für diese Personengruppe geeignet? Inklusion lebt gerade davon, Menschen nicht zu kategorisieren, sondern Vielfalt als Normalzustand zu sehen. Abgestimmt auf den jeweiligen Betrieb, den Anforderungen und Bedürfnissen berät das NEBA-Betriebsservice gezielt über die Möglichkeiten, die Vorteile und den Mehrwert der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen, Beeinträchtigungen und Benachteiligungen.
Welche Leistungen und Vorteile erbringt dieses Betriebsservice für Arbeitgeber? Das NEBA Betriebsservice berät und unterstützt Unternehmen kostenfrei, gezielt und unverbindlich rund um das Thema „Arbeit & Behinderung“ sowie „Arbeit & gesundheitliche Einschränkungen“. Vorteile für die Arbeit Gebenden sind Einsparungen durch Fördermöglichkeiten, Senkung der Lohnnebenkosten, Lohnkostenzuschüsse und Prämien sowie Einsparung der Ausgleichstaxe und noch vieles mehr. FAZIT DEZEMBER 2021 /// 47
Der neu ausgebaute Standort von Mail Boxes Etc. in der Leonhardstraße Ecke Glacis
Auch heuer wieder werden so viele Pakete wie noch nie versandt und nicht alle schaffen zeitgerecht den Weg unter den Christbaum. Die Paketdienste rüsten sich daher für die heftigste Zeit des Jahres – und neue Ideen gibt es daher auch bei Mail Boxes Etc. in Graz.
V
or allem die „letzte Meile“ ist beim Paketempfang ein leidiges Thema, weil der Empfänger oft nicht zu Hause ist. Das führt oft dazu, dass Pakete beim Nachbarn landen, einfach vor die Tür gestellt werden oder im schlimmsten Fall verschwinden. Der Aufwand und damit der Ärger, das eigene Paket suchen zu müssen oder es nur zu bestimmten Zeiten irgendwo abholen zu können, nimmt immer mehr zu. MBEs neue Lösung ist das Paket-Hotel Der große Branchen-Player Mail Boxes Etc. stellte nun seine Depots für Internetkäufe vor, auch „Paket-Hotel“ genannt. Hier können
MBE-GF Wolfgang Erlach: „Unser Paket-Hotel ist die perfekte Lösung, nicht nur für Weihnachten.“ 48 /// FAZIT DEZEMBER 2021
sich Online-Kunden eine sichere Empfangs- und Aufbewahrungsadresse für ihre Einkäufe mieten und dort erstmalig die Rücksendung mit ALLEN Paketdiensten erledigen, ohne sich anderswo lange anstellen oder erst mühsam den Paketshop des jeweiligen Dienstleisters suchen zu müssen. Im MBE Paket-Hotel können vom Einzelzimmer (Einzelperson, Kosten ab € 19,90 im Monat) über Mehrbettzimmer (für mehrere Privatpersonen) bis zur Business-Suite gebucht werden. Empfang und Rücksendung der Pakete, die sicher aufbewahrt werden, inkludiert. Auch Firmen lagern so das leidige Problem, Pakete für ihre Mitarbeiter zu empfangen und dafür auch zu haften, in das MBE Paket-Hotel aus. Der Standort von Mail Boxes Etc. in der Leonhardstraße wurde in diesem Jahr gestärkt und ausgebaut. Nun steht den Kunden und Kundinnen auch das bewährte Team des bisherigen Centers in der Neutorgasse im Kompetenzzentrum an der Ecke Glacis / Leonhardstraße 2 zur Verfügung.
Web und Informationen: www.mbe-graz.at Tel. 0316/327327
Früher Start ins Weihnachtsgeschäft mit Unsicherheiten: Wolfgang Ziniel (KMU Forschung Austria), Handelsobmann Gerhard Wohlmuth und Sparten-GF Helmut Zaponig (v.l.)
Corona sorgt für frühen Start ins Weihnachtsshopping Die Pandemie beeinflusst das Einkaufsverhalten der Steirer nach wie vor – das gilt auch für die bevorstehende Weihnachtszeit. Laut KMU Forschung Austria finden Einkäufe früher statt und der Trend zur Regionalität hält an.
S
teigende Corona-Zahlen und Pandemie-Maßnahmen sind ein großer Unsicherheitsfaktor. Wir fordern von der Politik darum klare Vorgaben“, betont Handelsobmann Gerhard Wohlmuth. Durch den Lockdown für Ungeimpfte droht ein Umsatzverlust von mindestens 20 Prozent für das Weihnachtsgeschäft im Vergleich zu 2019. „Verluste, die durch staatliche Einschränkungen verursacht werden, müssen auch abgegolten werden“, fordert Wohlmuth:
Rückläufige Ausgaben Derzeit sind Prognosen schwierig, wie Wolfgang Ziniel von der KMU Forschung Austria betont: „Dennoch lassen sich auf Basis der empirischen Erhebung erste Einblicke gewinnen.“ Demnach werden heuer mehr Steirer Weihnachtsgeschenke einkaufen, jedoch weniger Geld dafür ausgeben: 92 Prozent planen für ihre Liebsten Präsente zu besorgen. „Pro Käufer ist mit Aus-
gaben von durchschnittlich 310 Euro zu rechnen“, so Ziniel, ein Minus von 40 Euro gegenüber dem Vorjahr. Der Anteil der „Late Shopper“, die also erst für die zweite DezemberHälfte ihre Einkäufe planen, sinkt von 36 auf 16 Prozent.
Online und Region im Wettstreit Zwei von sieben Geschenken wollen die Steirer im OnlineHandel einkaufen. Dennoch bleibt der stationäre Handel wichtig, wo der Großteil der Präsente eingekauft wird. Besonders erfreulich ist hier laut Wohlmuth der nach wie vor starke Trend hin zum regionalen Handel und Dienstleistungen. Diesen Trend wollen wir verstärken. Denn es braucht ein Bewusstsein dafür, was die Konsumenten mit ihrer Entscheidung bewirken. Wer vor Ort einkauft, sichert Arbeitsplätze und trägt zur Erhaltung von regionaler Infrastruktur bei“, so Wohlmuth.
Anzeigen Foto links: MBE, Opernfoto, Alex List / Foto rechts: Foto Fischer
Die perfekte Paket-Lösung für Weihnachten
SPAR-Markt Neuholdaugasse nach Umbau neu eröffnet Am 4. November war es so weit: Nach einer Umbauphase hat der zentrumsnahe SPARSupermarkt in der Neuholdaugasse in Graz seine Türen wieder geöffnet und erstrahlt in neuem Glanz. Der Nahversorger empfängt die Kunden mit regionalen Köstlichkeiten und verspricht ein entspanntes Einkaufserlebnis im Frischeparadies.
Anzeigen Foto: SPAR / Werner Krug
D
er Name „SPAR“ steht für Vielfalt aus der Region, sensationelle Frische und Versorgungssicherheit: Der Bedarf an hochwertigen und regionalen Produkten ist konstant. „Das Auge isst mit. Die Optik unserer Supermärkte muss auch den hochwertigen und frischen Produkten entsprechen“, so Christoph Holzer, GF SPAR Steiermark und Südburgen-
land. Das Einkaufserlebnis mit Wohlfühlatmosphäre ist im SPAR-Nahversorger in der Neuholdaugasse jedenfalls garantiert: Hier wird eine umfangreiche Produktpalette mit Lebensmitteln aus der Umgebung geboten. „Der Wunsch nach regionalen Lebensmitteln ist nach wie vor groß. Diesen möchten wir unseren Kunden erfüllen. Wir sind stolz
(von li.) SPAR-GF Christoph Holzer, Marktleiter Franz Windisch und Kurt Heissenberger (GF Heissenberger Immobilien) bei der Schlüsselübergabe. darauf, dass wir eine enge Kooperation zu regionalen Produzenten pflegen“, betont Holzer.
Top-Ausbildung und sichere Arbeitsplätze Auch im Nahversorger in der Neuholdaugasse ist regionale Vielfalt das Um und Auf. Das zeigt sich in der großen Produktkette heimischer Lieferanten. Regale werden nur mit Lebensmitteln gefüllt, die den hohen Standards von SPAR gerecht werden. Darunter sind
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Das Ergebnis ist ein kräftiger Single Malt Whiskey mit intensiven Raucharomen.
unzählige Produkte von Lieferanten aus der Umgebung. Marktleiter Franz Windisch und seine Stellvertreterin Silvia König freuen sich mit ihrem 18-köpfigen Team darauf, die Kundschaft in der Neuholdaugasse wieder begrüßen zu dürfen. Sie haben selbst in unsicheren Zeiten einen sicheren Arbeitsplatz beim österreichischen Familienunternehmen gefunden – es ist außerdem der größte private Lehrlingsausbilder im Land.
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Wacholder, Ribisel, Koriander, Zitronengras und Orangenschale sind die fünf Botanicals, die dem Hands On Gin seinen Geschmack und Namen verleihen.
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Kurz & News
Neues Headquarter für Technopark Raaba Der familiär geführte Projektentwickler Technopark Raaba Holding eröffnete am 19. November sein neues Büro am Standort Raaba im neunten Stock des kürzlich finalisierten sechsten Bauabschnittes. Die beiden GF Peter und Hannes Schreiner präsentierten den Gästen aus Politik und Wirtschaft ihr Konzept für den Standort bis 2040: „Das Wachstum in Raaba wird sich auch in Zukunft weiter fortsetzen. Nun wollen wir die Weichen für den Ausbau der Infrastruktur und den öffentlichen Verkehr stellen.“ Mit der Neuausrichtung präsentierte einer der führenden Immobilienanbieter der Steiermark die Erfahrungen der letzten 20 Jahre. „In jedes neue Projekt fließen neue Ideen und Optimierungen ein“, resümierten die beiden Geschäftsführer.
176.050 Euro für „Licht ins Dunkel“ Die alljährliche Auftaktgala zugunsten der Aktion „Licht ins Dunkel“, veranstaltet von der „Grazetta“ und der Technopark Raaba Holding, erzielte am 17. November mit 176.050 Euro ein in der Steiermark bis dato noch nie erzieltes Rekordergebnis. Unter den anwesenden Gästen, unter anderem ÖFB Nationaltrainer Franco Foda, ORF-Steiermark-Landesdirektor Gerhard Koch, GrazettaHerausgeber Siegmund Birnstingl und Hannes Artner sowie Eva Radinger, Geschäftsführerin des Vereins „Licht ins Dunkel“; versteigert wurden insgesamt 28 Exponate, Höchstgebote erzielten dabei der „Smiley“ von Tom Lohner mit 36.000 Euro und ein Bild von Günter Brus mit 20.000 Euro.
Kampagne „Mach dich sichtbar!“ Viele Schülerinnen und Schüler müssen ihren Schulweg bei Dämmerung oder Dunkelheit bewältigen. Dabei sind sie für andere Verkehrsteilnehmer sehr schlecht und vor allem sehr spät sichtbar. Um die Gefahr von Unfällen zu vermeiden, übergab die AUVA den jungen Schulanfängerinnen und Schulanfängern daher bei einer Aktion reflektierende Klettbänder für mehr Sicherheit. Daneben empfiehlt sich, dass die Kinder helle und bunte Kleidung tragen. „Um gerade die Schulanfängerinnen und Schulanfänger in dieser Situation zu unterstützen, stellt die AUVA reflektierende Klettbänder für 17.800 Schüler und Schülerinnen in der Steiermark und in Kärnten zur Verfügung“, freut sich der Vorsitzende der Landesstelle Graz Günther Stangl.
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Neben Angebot, Markt und Team ist vor allem die Finanzierung ausschlaggebend für den Erfolg eines Unternehmens. Für Start-ups und Gründer umso mehr. Eine Finanzierung zu erhalten, scheint vielen jungen Unternehmen oft unmöglich. Hier springt die in Österreich einzigartige Crowdfinancing-Plattform zmartup mit ihren individuellen Finanzierungsmodellen sowie umfassender Beratung ein. Der Steirer Patrick Üllen bringt mit seiner 2019 gegründeten Crowdfinancing-Plattform zmartup nicht nur Erfahrung aus der Finanzbranche mit, sondern kennt als Unternehmensberater die Bedürfnisse junger Unternehmen aus erster Hand. Er prüft vor Start der Crowd-Kampagne jede Geschäftsidee auf Realisierbarkeit, um spätere Enttäuschungen zu vermeiden.
Fotos: Technopark Raaba Holding, Conny Leitgeb, zsmartup, AUVA
Einzigartiges Konzept für Crowd-Finanzierung
Foto: RLB Steiermark/Leitner
Kurz im Gespräch mit Ariane Pfleger,
Vorstandsdirektorin der RLB Steiermark Laudator Christoph Leitl (l.) und Spartenobmann Gerhard Wohlmuth (r.) gratulieren den Preisträgern (v.l.): Markus Kainer, VPZ Verpackungszentrum, Liane Berghofer, Berghofer-Mühle, und Rudi Roth, der für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde.
Handelsmerkur für steirische Paradeunternehmen Am 3. November wurde in der Alten Universität Graz der Handelsmerkur verliehen. Die Preisträger heißen in diesem Jahr Berghofer-Mühle, VPZ Verpackungszentrum sowie Rudi Roth in der Kategorie Lebenswerk.
Foto: Foto Fischer
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ach einem Jahr Zwangspause öffneten die Tore der Alten Universität heuer wieder für den Handelsmerkur, der großen Gala für die Besten der weiß-grünen Handelslandschaft. Entsprechend groß waren die Hoffnungen der Nominierten, mit einer der begehrten Trophäen ausgezeichnet zu werden, die als Oskar für außergewöhnliche Leistungen im steirischen Handel gelten. Das kann WKO-Spartenobmann Gerhard Wohlmuth nur bestätigen: „Der Handelsmerkur ist eine ganz besondere Ehre. Mit ihm geben wir den hervorragenden Leistungen unserer Betriebe eine verdiente Bühne.“ Die Entscheidung der Jury fiel im Vorfeld einstimmig und fand bei den prominenten Gästen viel Beifall. In der Kategorie 1 (Unternehmen bis zehn Mitarbeiter) fiel die Wahl auf die Berghofer-Mühle GmbH in Fehring, die fest in weiblicher Hand ist. Das Unternehmen
wird in sechster Generation erfolgreich von den drei Berghofer-Schwestern Diana, Liane und Isabella Berghofer geführt. In der Kategorie 2 (über zehn Mitarbeiter) punktete bei den Juroren die Grazer VPZ Verpackungszentrum GmbH. Helmut Meininger legte hier 1982 den Grundstein mit seinem Handelshaus. Gemeinsam mit Tochter Susanne setzte er den Fokus auf ökologische, innovative Verpackungsentwicklungen. Die Kategorie „Lebenswerk“ ging an Rudi Roth, der mit „Heizöle Roth“ steirische Unternehmensgeschichte geschrieben hat, wie Christoph Leitl in seiner Laudatio betonte. Denn der Name Roth steht in vielen Bereichen für unternehmerischen Mut, wirtschaftliches Engagement und persönlichen Einsatz, der weit über das tägliche Business hinausgeht. „Das haben wir vom Vater in die Wiege gelegt bekommen“, betonte Rudi Roth bei der Verleihung.
Sie leiten das Ressort Transformation der RLB, warum wird dieser Bereich immer wichtiger? Wir leben in einer Zeit, in der sich die Kundenanforderungen massiv ändern. Digitalisierung, nachhaltiges Wirtschaften, der Spagat zwischen Innovation und beständigen Werten, das alles steckt in Raiffeisen. Wir wollen das für Kunden auch in Zukunft erlebbar machen. Transformation sieht die Organisation als Gesamtes. Welchen Stellenwert hat dabei die Digitalisierung und was wird sie verändern? Wir werden neue digitale Services auf den Markt bringen sowie mehr Spezialisten in der persönlichen Beratung aufbieten. Zudem stellen wir das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus. Immer in Betrachtung der Aspekte Wirtschaft, Umwelt, Mensch. Insgesamt interpretieren wir die RaiffeisenIdee neu, indem wir das Wir in den Vordergrund rücken. Was bedeutet die heuer abgeschlossene Fusion mit der Hypo Steiermark für die Marktposition der Raiffeisen Landesbank? Die beiden starken Finanzhäuser RLB und HYPO Steiermark waren schon bisher wie ein Unternehmen miteinander verbunden − durch die Verschmelzung wurde das Beste aus zwei Banken miteinander verwoben. Die neue PowerBank RLB Steiermark betreut nun rund 71.000 Privatkunden und 10.000 Unternehmens-Kunden, die Zahl der Mitarbeiter stieg durch die Übernahme aller Hypo-Beschäftigten auf 1.025. Damit sind wir die größte Regionalbank, die in rein steirischem Eigentum ist. FAZIT DEZEMBER 2021 /// 51
Wirtschaft
Gemeinsam für die Steiermarkflasche (v.l.n.r.): Wolfram Sacherer (Wohnbaugruppe Ennstal), GF Christian Krainer (ÖWG), LR Hans Seitinger, Günther Rauch (Weinhof Rauch) und Spar-GF Christoph Holzer
Die Steiermarkflasche:
Ein Muster für Nachhaltigkeit
Begrüßten den Junker 2021: LK-Kammer-Dir. Werner Brugner, Weinhoheit Katrin Dokter, LR Johann Seitinger, Weinhoheit Beatrix Luttenberger, Werner Luttenberger, GF der Wein Steiermark, Weinhoheit Lisa Müller und Steiermärkische Vorstand Oliver Kröpfl.
Zehn Jahre nach ihrer Einführung startet die wiederbefüllbare Steiermarkflasche frisch durch: 430 Rückgabestellen und eine interaktive Landkarte sorgen für noch mehr Komfort und Nachhaltigkeit.
Reger Andrang bei der Junker-Präsentation A M
52 /// FAZIT DEZEMBER 2021
Nachhaltigkeit für den Weinbau „Mittlerweile füllen über 300 steirische Winzer ihren Wein in Steiermarkflaschen ab. Durch die Wiederbefüllung können wir im Vergleich zu Einwegflaschen jährlich rund 6.000 Tonnen CO2 und 96 % beim Energieverbrauch einsparen. Damit ist sie ein Musterbeispiel für Nachhaltigkeit“, so LR Hans Seitinger. Unterstützung für die Steiermarkflasche kommt auch von den Gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaften, die ihre Bewohner mit einer Plakatkampagne informieren. „Für uns Weinbauern ist das nachhaltige Wirtschaften seit jeher wichtig. Die Rückgabe stärkt auch die Kundenbindung, allein in unserem Betrieb haben wir damit einen Rücklauf von mehr als 50 %“, wie Günther Rauch vom Weinhof Rauch erläutert. So kann die Verwendung von Mehrwegflaschen den CO2-Fußabdruck der Weinproduktion um bis zu 44 % senken. Daher wird die Wiederbefüllung von Weinflaschen seit diesem Jahr auch in der Bewertung für das Programm „Nachhaltig Austria“ besonders stark berücksichtigt.
Foto: Lebensressort/Streibl
it modernisiertem Logo, Vergütungsbon und Info-Offensive im Wohnbau werden zum 10-jährigen Jubiläum weitere Aktivitäten gesetzt, um die Wiederbefüllung von Millionen Steiermarkflaschen anzukurbeln. Im ganzen Bundesland kann man bei rund 250 Spar-Standorten die Flaschen beim Leergutautomaten retournieren. Bis Mai 2022 erhält man hierfür pro Flasche neun Cent Vergütung. Spar-GF Christoph Holzer betont: „Die Rückgabe und Wiederbefüllung der Steiermark Weinflasche schont die Umwelt. Mit der Vergütung möchten wir einen weiteren Anreiz bieten, die Steiermarkflasche im Kreislauf zu halten.“
Foto: Fotokuchl
m Traditionstag des Steirischen Junkers, am Mittwoch vor Martini, wurde am 10. November nach dem Motto „Der Junker ist da“ die Junker-Saison 2021 offiziell eröffnet. Auf Einladung der Wein Steiermark verkosteten 700 Junker-Liebhaber den Jungwein mit dem Steirerhut bei den Junker-Winzern in der Messe Graz, heuer in kleinerem Rahmen. Der Vorbote des Jahrgangs 2021 präsentiert sich als typisch steirisch, geprägt von Fruchtigkeit und Aromatik. Die ersten Vorboten des Jahrgangs 2021 präsentieren sich als etwas reifer, sehr elegant, enorm fruchtig und in einzelnen Weinen bereits mit Fülle am Gaumen. Die teilweise etwas höhere Säure ist optimal eingebunden und bringt die notwendige Frische und Lebendigkeit, welche die Konsumenten vom Steirischen Junker erwarten. Der Jungwein mit dem Steirerhut eignet sich aufgrund seiner Frische hervorragend als Aperitif und ist ein idealer Begleiter insbesondere zur saisonalen, regionalen Küche. Das DAC-Herkunftssystem Steiermark gibt dem größten Teil der Weine des neuen Jahrgangs noch Zeit für Entwicklung und Reife. Diese kommen ab 1. März und 1. Mai auf den Markt. Auf den etwa 5.000 ha ertragsfähigen Flächen werden nach erster Schätzung der Statistik Austria ca. 226.900 hl erwartet. Das Ergebnis liegt also knapp unter der Vorjahrsernte von 238.558 hl und ist als gute Durchschnittsernte einzustufen. „Entscheidend ist aber die Qualität der geernteten Trauben“, betont Wein Steiermark-GF Werner Luttenberger. „Diese ist heuer exzellent, weil einerseits ausreichend Zucker und Säure in den Trauben vorhanden sind und andererseits die Fruchtigkeit besonders ausgeprägt ist. Vorab können wir uns heuer auf einen typisch steirischen Jahrgang mit ausreichend Säure und moderatem Alkoholgehalt freuen.“
Wirtschaft
Klimawandel trifft die Landwirtschaft mit voller Härte Der Klimawandel hat sich heuer in der gesamten Steiermark negativ auf die Ernteergebnisse ausgewirkt. Mit dem Humusaufbau versuchen Ackerbauern den Schäden gegenzusteuern, die durch häufigere Wetterextreme entstehen.
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ie Landwirtschaft leidet unter der eklatanten Klimaverschlechterung extrem. Vor allem die Ackerbauern mit Mais und Kürbis, die Grünlandbauern in exponierten Lagen und die Obstbauern sind besonders stark betroffen. LK-Präsident Franz Titschenbacher beschreibt die noch nie dagewesenen Wetterextreme: „Der Klimawandel hat sich heuer überall in der Steiermark verschärft. Schlagartig wechseln sich Wärme- und Kältephasen sowie Trocken- und Starkregenphasen ab.“
Durchwachsene Ernteergebnisse Steiermarkweit sind die Maiserträge um 20 Prozent eingebrochen, auf sandigen Böden sind sogar Totalausfälle zu verzeichnen. Die Grünlandernte, also Futter von Wiesen und Weiden, ist sehr durchwachsen. Bei Äpfeln ist die Ernte nach dem viel zu warmen Februar, der die Vegetation stark vorangetrieben hat, und den darauffolgenden Spätfrösten im April, etwa um 40 Prozent niedriger als in einem Normaljahr. Arg erwischt haben die Spätfröste auch Steinobst wie Marillen, Kirschen, Pfirsiche und Zwetschken. Besser zurechtgekommen mit den Witterungsbedingungen sind folgende Kulturen: gentechnikfreie Soja, Hirse, Mais in Gunstlagen; Getreide und Holunder. Insgesamt sind die Frost-, Dürre- und Hagelschäden in der Steiermark heuer mit 62 Mio. Euro erheblich höher als noch im Vorjahr mit 46 Mio. Euro. Im Jahr 2019 betrugen sie 27 Mio. Euro.
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Humusaufbau als Klimaschutzstrategie Im Hinblick auf diese kritische Entwicklung hat die steirische Landwirtschaftskammer eine Langfriststrategie zum Humusaufbau für widerstandsfähigere Böden entwickelt. Das Ziel ist es, in kleinen Schritten kostengünstig den Humusgehalt durch den Anbau von Begrünungen, durch Fruchtfolge und alternative
Steirische Humusbauern erhalten die „Auszeichnung für den vorbildlichen klimafitten Ackerbau“. Im Bild (v.r.n.l.): KammerdirektorStv. Fritz Stocker, Humusbauer Franz Uller, LK-Präs. Franz Titschenbacher und Bodenexperte Josef Pollhammer.
Bodenbearbeitung jährlich zu steigern. „Ein humusreicher Boden speichert mehr Wasser, schützt die Pflanzen somit besser vor Trockenheit und verhindert bei Starkregen die Abschwemmung oder Erosion der wertvollsten obersten Bodenschichten“, betont Kammerdirektor-Stv. Fritz Stocker.„Das ehrgeizige Ziel ist es, in zehn Jahren den Humusgehalt auf den Ackerflächen von 2 auf 2,5 Prozent zu erhöhen. Damit kann der Boden pro Quadratmeter um zehn Liter mehr Wasser speichern. Jedes Hektar Ackerfläche kann somit im Schnitt um 100.000 Liter mehr Wasser speichern, das bei Trockenheit von den Pflanzen aufgenommen wird“, erklärt Stocker. Unterstützung für gesunden Boden Die Kammer unterstützt die Ackerbauern bei der Humusvermehrung, um Ernte und Versorgung zu sichern, hebt Stocker hervor. Dazu wurde das Kompetenzzentrum „Acker, Humus und Erosionsschutz“ mit in der Bezirkskammer Südoststeiermark in Feldbach eingerichtet. Weiters wurde ein Bodenmobil für Messungen angeschafft und ein Praktikerforum für den Erfahrungsaustausch von Landwirten eingerichtet. Daneben finden umfassende Versuche zum Humusaufbau sowie landesweite Bodenuntersuchungsaktionen statt. „Humusaufbau und ein gesundes Bodenleben sind mir ein Herzensanliegen“, betont der Humusbauer und Bodenpraktiker Franz Uller, „ich vermehre Humus mit einfachen und kostengünstigen Maßnahmen: Mit Fruchtfolge, Mist, alternativer Bodenbearbeitung und mit Begrünungen.“ In den vergangenen fünf Jahren hat Uller den Humusgehalt auf seinen Ackerflächen bereits um zehn Prozent verbessert. Er empfiehlt seinen Berufskollegen: „Beim Humusaufbau kann man nicht viel falsch machen. Man muss es tun, weil der Boden, der Bauer und die nächste Generation die Gewinner sind.“
Kommentar
Wann ist eigentlich der Solidaritätsgedanke abgekommen? Ein Gastkommentar von Georg Kurtz, praktischer Arzt in Gleisdorf
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er Andrang auf das Impfangebot scheint hoch zu sein, weil sich nun viele die zweite oder dritte Impfung holen oder im Dunstkreis meiner Praxis sich immer wieder Einzelne für den Erststich entscheiden. Diese Spätzünder werden von uns hofiert und besonders gelobt. Interessant sind die angegebenen Motive für diese verzögerte Einwilligung: kein Besuch mehr beim Friseur, lästiges Anstellen bei der Teststraße, zunehmender Druck am Arbeitsplatz, nix mit dem Mittagsmenü, es gäbe bald eh kein Drumherumkommen mehr, um die häufigsten zu nennen. Mit dem persönlichen Schutz vor SARS CoV2 hat das wenig zu tun. Doch was heißt das? Die Krankheit existiert in den Köpfen der bisher nicht Geimpften also scheinbar immer noch nicht, die Berichte über die Situationen im Spital werden entweder nicht geglaubt oder anders begründet. Ich kann das auch verstehen, wenn ich mich in die Situation eines weit außerhalb meiner Berufsgruppe Stehenden versetze. Wie viele schwer Erkrankte kennt denn der? Die einzelnen Todesfälle werden ähnlich wahrgenommen wie die Verkehrs- oder Lawinenopfer. »Blöd, hat’s aber immer gegeben.« Die Argumente gegen die Impfung sind einerseits nachvollziehbar (Angst, Verunsicherung, zu viele unterschiedliche Meinungen auch von »Experten«, Einzelfallberichte von unschönen Erlebnissen ...) und andererseits so hanebüchen, dass man sich immer vorsichtig nach der versteckten Kamera umblickt. Die FFP2-Maske verbirgt den heftigen Biss auf die Unterlippe oder das Grinsen, danke! Solche Hardcore-Leugner bekehren zu wol-
len habe ich mittlerweile aufgegeben. Auch ein Rapid-Fan würden sich eher am grünweißen Schal erhängen, als sich in die Austria-Kurve zu setzen – um dasselbe Spiel zu sehen, wohlgemerkt! Interessanterweise hat das wenig mit dem Bildungsgrad zu tun, erkennbar am mehr oder weniger verschwurbelten Fachvokabular. Und grad bei den Gebildeteren dieser Gruppe ist dann in einem Aufwaschen gleich alles mit drin: 5G-Netz, Pharmaindustrie, Chemtrails, Chips in den Impfungen, Weltverschwörungstheorien, und wer weiß, vielleicht waren sie ja wirklich nicht am Mond, die Amerikaner damals. Fake News, alles! Und genauso unverständlich ist die oft gehörte Aussage: »Ich warte noch auf den neuen Impfstoff.« Ja genau, der ist dann nämlich viel besser als der mittlerweile milliardenfach verwendete und reportierte. Wann ist eigentlich der Solidaritätsgedanke abgekommen? Man könnte sich ja auch deshalb impfen lassen, um seine Umgebung zu schützen. Und so stellen sich die Impflinge vor der Ordination an, holen sich den ersten, zweiten oder dritten Stich, die Stimmung ist gelöst, die Zuversicht spürbar. Und die die anderen stehen auch an, aber nicht vor meiner Ordination, sondern an der Teststraße, zumeist ohne Maske. Die Stimmung ist beim Vorbeifahren spürbar eher gedämpft bis aggressiv, je nach Tageszeit, und es wird eher geschimpft. Untereinander bestärkt sich diese Gruppe am Festhalten an ihrer Meinung. Und der österreichische Weg wird in üblicher Manier beschritten: butterweiche Maßnahmen, siebzehn Ausnahmen, in allen Bundesländern im Detail unterschiedlich umgesetzt.
Foto: Martin Krusche
Georg Kurtz veröffentlicht seine Gedanken im Medienprojekt Austria-Forum als Glosse »Kurtz und bündig«.
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TDK setzt auf digitale Simulation in der Fertigung Der Innovationsstandort TDK Deutschlandsberg ist nicht nur eines der größten Werke des Konzerns in Europa und Kompetenzzentrum für keramische Bauelemente. Auch ein wesentlicher Teil des Forschungs- und Entwicklungszentrums für Europa ist in der Steiermark angesiedelt sowie ein internationales Team, das mit Industrie-4.0-Methoden die Fertigung verbessert: das Process Innovation Center.
Anzeigen Foto: TDK Electronics
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urzeit arbeiten die Entwickler verstärkt an digitalen Simulationen, die in der Fertigung weiter an Bedeutung gewinnen. Sie helfen nicht nur dabei, Prozesse zu verbessern, Fehler zu vermeiden und Maschinen schneller in Betrieb zu nehmen. Sie können zum Beispiel den Materialfluss darstellen, einen Prozess oder das exakte Verhalten einer
Maschine. Damit lassen sich Fertigungen verbessern oder sogar das Aufsetzen kompletter Produktionslinien digital simulieren. Als digitalen Spiegel bezeichnen die Experten im TDK-Werk das virtuelle Abbild einer bestehenden Anlage. Das virtuelle Abbild gibt das Verhalten der echten Anlage wieder, ähnlich einem Spiegel, der ein virtuelles Bild der Reali-
Inbetriebnahme einer Roboterapplikation in der TDK-Fertigungsanlage tät darstellt. „Wenn es zum Beispiel in der Nacht zu einer Störung kommt, kann der Mitarbeiter die Aufzeichnung des digitalen Spiegels einfach ‚zurückspulen‘ und den Fehler schneller finden“, erklärt Reinhard Neureiter, Leiter des Process Innovation Centers. Ein digitaler Zwilling dagegen eignet sich unter anderem für die virtuelle Inbetriebnahme von Maschinen. „Unstimmig-
keiten lassen sich schon im Vorfeld virtuell finden und lösen“, sagt Neureiter. Auch bei Software-Änderungen an bestehenden Maschinen ist der digitale Zwilling hilfreich, weil die Neuerungen erst einmal virtuell getestet und ausgewertet werden können, bevor sie in die reale Maschine geladen werden. Dadurch lassen sich Risiken reduzieren, die Zeitersparnis ist enorm.
Superior Solutions for a Smart World. Deutschlandsberg ist das TDK Kompetenzzentrum für Keramik – ein Material mit unendlichen Möglichkeiten. Rund 950 Mitarbeiter aus 25 Nationen entwickeln und fertigen hier jeden Tag High-Tech-Produkte, die dazu beitragen, die Automobil-, Kommunikations- und Industrie-Elektronik noch besser, sicherer und komfortabler zu machen. www.tdk-electronics.tdk.com
Explore our Digital World Erfahren Sie mehr über unsere Produkte und Anwendungen unter www.tdk.com/world Come and join the team Unsere Stellenangebote finden Sie unter www.tdk-electronics.tdk.com/de/karriere
Kurz & News
Diese sonnige Pflanze brauchen Sie im November Waltraud Schreiner ist steirische Krapfen-Kaiserin Die Fachjury der Landwirtschaftskammer hat entschieden: Waltraud Schreiner bäckt die besten Krapfen im Land. Sie sind himmlisch flaumig und werden nur aus heimischen Zutaten zubereitet. Die Freude und die Liebe an der Kunst des Krapfenbackens ist förmlich zu schmecken. Die Landessiegerin gibt ihre wichtigsten Tipps: „Der Teig bekommt viel Zeit zum Aufgehen, die Früchte für die Marmelade sind sonnengereift und geben somit vollen Geschmack.“ „Waltraud Schreiner hat schon mehrmals am Landessieg gekratzt. Nun hat sie erstmals den landesweiten Qualitätswettbewerb für sich entschieden. Ihre Handwerkskunst, der feine Geschmack sowie die flaumige Konsistenz überzeugten die Fachjury“, gratuliert Vizepräsidentin Maria Pein.
Bei der VAGA, der Vereinigung für Aromapflege und gewerbliche Aromapraktiker, steht der Orangenbaum schon das ganze Jahr über im Mittelpunkt – er wurde zur Duftpflanze des Jahres 2021 gekürt. Ingrid Karner, die Vorstandsvorsitzende der VAGA, empfiehlt die ätherischen Öle dieses Baumes besonders jetzt im tristen November. „Für den erkältungsreichen und sonnenarmen November eignet sich besonders das ätherische Öl aus der Orange süß“, so Karner, die auch diplomierte Aromapraktikerin und Geschäftsführerin von aromainfo.at ist. Dieses ätherische Öl, das aus den Fruchtschalen der Orangen gewonnen wird, findet Einsatz bei Lichtmangel und depressiven Verstimmungen und sorgt bei Schlafstörungen für süße Träume.
BKS Bank siegt bei ASRA-Bewerb Am 15. November fand die Kür der besten Nachhaltigkeitsberichte Österreichs statt. Die BKS Bank- belegte in der Kategorie „Große Unternehmen“ den ersten Platz. „Die Bedeutung und Qualität der Berichterstattung hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Umso mehr freut uns, dass der BKSBank-Nachhaltigkeitsbericht erstmals den ersten Platz beim ASRA erzielen konnte“, so BKS-Bank-Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer. Sie ergänzt: „Unser Nachhaltigkeitsbericht ist eine Visitenkarte zur Darstellung unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Mit dem Bericht geben wir den Stakeholdern Einblick, woran wir arbeiten und was wir erreicht haben. Transparenz ist im Bereich der Nachhaltigkeit ein entscheidender Faktor.“
Die besten Trüffelweine sind gekürt
Beachtliche Bilanz für Steiermark-Schau
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Mit fast 100.000 Besuchern hat die Steiermark-Schau – trotz widriger (Corona-)Umstände – eine mehr als erfolgreiche Premiere absolviert. Das künftig zweijährlich stattfindende Ausstellungsformat war nicht zuletzt dank der großzügigen Unterstützung der Hauptsponsoren so erfolgreich: Das Zusammenspiel mit Energie Steiermark, GRAWE und RLB ging weit über klassische Sponsoring-Aktivitäten hinaus. „So vielfältig wie die Steiermark sind auch unsere Perspektiven auf die Themen, welche mit der SteiermarkSchau im Museum für Geschichte, im Volkskundemuseum, im Kunsthaus Graz sowie in einem mobilen Pavillon präsentiert und zur Diskussion gestellt werden“, erklären die UMJ-GF Wolfgang Muchitsch und Alexia Getzinger.
Fotos: LK / Danner, kswm, UMJ / J.J. Kucek Werner Krug
Die Wein Steiermark hat sich gemeinsam mit Graz Tourismus und der Genuss-Hauptstadt Graz auf die Suche nach den passenden Weinen zur Grazer Trüffel begeben. „Das Hauptaugenmerk sollte dabei auf dem harmonischen Zusammenspiel der Edelknolle mit dem Wein liegen“, erklärte Weinbaudirektor Werner Luttenberger, GF Wein Steiermark, das zentrale Kriterium. Die „Trüffelwein-Jury“ bewertete am 4. Oktober die Weine passend zum intensiven Geschmack der Trüffel und kürte schließlich drei Sieger. Diese sind ein Chardonnay vom Weinhof Posch (Ried Hollerberg 2017), ein Grauburgunder vom Weinbaubetrieb Tropper (Ried Buchberg 2018) und ein Riesling vom Weingut Felberjörgl (Ried Höchleit‘n − „Reserve“ 2018).
Wirtschaft
Gewerbliche Dienstleister stärken den Standort
Sie sind eine bunte und in allen beruflichen Facetten schillernde Fachgruppe: die gewerblichen Dienstleister. Was sie eint, ist die gemeinsame Mission: ein starker Partner für erfolgreiche steirische Unternehmen zu sein.
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esonders stolz macht Gerd Zuschnig, Obmann der Fachgruppe in der WKO Steiermark, dass es in den letzten Jahren gelungen sei, in dieser wohl heterogensten aller Fachgruppen unter der Gemeinsam-sind-wir-stark-Devise eine, wie er es nennt, gemeinsame „gewerbliche Dienstleister-Identität“ zu entwickeln. Diese kommt z. B. einem Social-Media-Auftritt auf Facebook unter dem Label „Die gewerblichen Dienstleister“ zum Ausdruck. „Doch auch im Service und in der Interessenvertretung achten wir darauf, unsere Kräfte zu bündeln, ohne die Bedürfnisse der einzelnen Berufsgruppen aus dem Blick zu verlieren.“ Ein Spagat, der nicht nur gerade so bewältigt zu werden scheint, sondern sogar für eine besondere Dynamik innerhalb der Fachgruppe, aber auch in der Arbeit nach außen sorgt. „Wir sind es gewohnt, Bedürfnisse unserer Mitglieder sehr rasch in die Umsetzung zu bringen und daraus auch gleich Synergien für die gesamte Gruppe abzuleiten. Sonst wären angesichts der Diversität Interessenvertretung und Serviceleistungen kaum in dieser Qualität zu bewerkstelligen.“
Anzeigen Foto: Foto Fischer
Unterstützende Dimension Auch standortstrategisch wohnt der scheinbar so bunt zusammengewürfelten Gruppe eine schlüssige Logik inne. Sie verkörpere, so Zuschnig, die unterstützende Dimension des Wirtschaftens. „Unsere Mitgliedsbetriebe leisten einen ganz entscheidenden Beitrag dazu, dass sich ihre B2B-Kunden auf ihre ureigenen Aufgaben konzentrieren und ihre ganze Kraft auf ihren unternehmerischen Erfolg richten können.“ Angesichts des scharfen Wettbewerbs und eines immer dramatischeren Fachkräftemangels werde es für die Unternehmen immer wichtiger, sich flexibler, effizienter und verlässlicher externer Dienstleistungen bedienen zu können.
Exemplarisch für diese Entwicklung steht wohl das Gewerbe der Arbeitskräfteüberlassung. Vor 20, 30 Jahren noch als Sklavenhandel diffamiert, garantieren die gewerblichen Arbeitskräfteüberlasser und -vermittler heute einem Who is who der steirischen Unternehmen nicht nur aus der Industrie die nötige Flexibilität, um im globalen Wettbewerb überhaupt bestehen zu können. Und haben, wie Zuschnig betont, mit den Jahren auch immer mehr Arbeitsmarkt- und Standortfunktionen übernommen.
Große Vielfalt an Berufsfeldern Ähnlich die Rolle der anderen Berufsgruppen: Es sind mehr als 20 Berufsfelder, die sich unter dem Dach der gewerblichen Dienstleister vereint wissen, darunter Personaldienstleister, Sprachdienstleister und Zeichenbüros, Bewachungsgewerbe und sicherFAZIT DEZEMBER 2021 /// 57
heitstechnische Zentren, Callcenter, Büroservice-Dienstleister, Medienbeobachter und Informationsdienste, Agrar- bzw. Forstunternehmer sowie die gewerblichen Biomasse-Wärmeversorger und, last but not least, „alle sonstigen Gewerbe- und Handwerksunternehmungen sowie sonstigen gewerblichen Dienstleistungsunternehmungen, die nicht ausdrücklich oder dem Sinne nach einem anderen Fachverband des Gewerbes und Handwerks angehören“, wie es in der Definition heißt. Aktuell zählt die steirische Fachgruppe der gewerblichen Dienstleister über 4.400 Mitglieder, davon mehr als 3.000 Arbeitgeberbetriebe, die insgesamt über 20.000 Menschen Beschäftigung bieten. Für deren Leistungen findet man einen Wegweiser auf: https://wko.at/stmk/dienstleister. Auf eigenen Seiten informieren die Sprachdienstleister (www.sprachdienstleister-stmk.at) sowie die Zeichenbüros (www.zeichenbueros-stmk.at).
Gerd Zuschnig, Obmann der Fachgruppe der gewerblichen Dienstleister: „Viele Unternehmen vertrauen für den wirtschaftlichen Erfolg auf externe Dienstleister.“
Neue Karrierechancen mit berufsbegleitendem Diplomstudium
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Verkürzte Studiendauer für HTL-Absolventen Durch die Anrechnung von Vorkenntnissen, welche im Rahmen der HTL-Ausbildung erworben und in der beruflichen Praxis (mind. 1 Jahr) gefestigt wurden, ist es möglich, das 8-semestrige Studium in 4 Semestern zu absolvieren. Studienablauf abgestimmt auf Berufstätige Die Kombination aus Anwesenheit (6 bis 7 Vorlesungen pro Semester am Wochenende) und Fernstudium ermöglich es, neben dem Beruf einen akademischen Abschluss zu erlangen. »Ohne Zweifel hatte die Ausbildung zum Diplom-Wirtschaftsingenieur (FH) einen unglaublichen Einfluss auf meinen weiteren beruflichen und persönlichen Lebensweg.«, Dipl.-Wirtschaftsing. (FH) Daniel Ebner, Absolvent Jetzt anmelden für Studienstarts März 2022: • Wirtschaftsingenieurwesen an den Standorten Graz und Wolfsberg • Maschinenbau am Standort Hollabrunn
Studien- und Technologie Transfer Zentrum Weiz +43 3172 603 4020 / www.aufbaustudium.at
E-Steiermark startet „grüne“ Wasserstoff-Produktion Die Entscheidung ist gefallen: Die österreichweit erste Produktionsanlage für „grünen“ Wasserstoff wird von der Energie Steiermark im südsteirischen Gabersdorf errichtet. Mit einer Investition von rund 10 Mio. Euro wird eine neuartige Erzeugungsanlage realisiert. Es wird eine PV-Großanlage mit 6.000 Quadratmetern Kollektorfläche gebaut und mit den Ressourcen einer bestehenden Biogasanlage kombiniert. „Das ist ein weiterer Schritt unserer umfassenden Nachhaltigkeits-Strategie. Die Fertigstellung ist für das Jahresende 2022 geplant“, so das Vorstandsduo Christian Purrer und Martin Graf. Jährlich sollen bis zu 300 t grüner Wasserstoff produziert werden. Mit dem Projekt können bis zu 5.200 t CO2 jährlich eingespart werden.
Apfelsaft-Herkunftstest: herbe Enttäuschung
Woher kommen die Äpfel im Apfelsaft? Diese Frage stellten sich die Store-Checker der LK Steiermark bei ihrem Einkaufstest. „Die Ergebnisse sind eine herbe Enttäuschung für das Obstland Steiermark. Sie sind nochmals schlechter ausgefallen als beim letzten Test“, fasst Kammerdirektor Werner Brugner die ernüchternden Ergebnisse zusammen. Konkret sind in 2 von 3 im Handel angebotenen Apfelsäften vermutlich ausländische Äpfel, die aus meist weitgereistem Apfelsaftkonzentrat hergestellt werden. Brugner empfiehlt daher, Apfelsaft mit klarer Herkunftsangabe, direkt beim Bauern, auf Bauernmärkten oder in Hofläden zu kaufen: Das hat den Vorteil, beste natürliche Qualität mit kurzen Transportwegen in den Einkaufskorb zu legen.
Vorbereitung auf den Strom-Blackout
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In den vergangenen Jahren wurde eines deutlich: Ein „Blackout“ – ein großflächiger, totaler Stromausfall – ist überall und jederzeit möglich. „Die Blackout-Vorsorge ist ein wichtiges Thema für uns alle: Denn wer auf ein Blackout vorbereitet ist, ist auf jede Krise gut vorbereitet. Ich danke dem steirischen Zivilschutzverband, der auch hier großartige Aufklärungsarbeit leistet. Mit dem neuen Leitfaden werden den Gemeinden umfassende Informationen zur Verfügung gestellt und die Bürgermeister dabei unterstützt, um bestmöglich auf den Krisenfall vorbreitet zu sein. Das ist entscheidend, denn sie sind die ersten Ansprechpartner vor Ort“, so LH Hermann Schützenhöfer. Informationen: https://www.zivilschutz. steiermark.at/blackout
Fotos: Energie Steiermark, Katharina Wassler / Citymanagement, LK-Stmk, Land Steiermark
as Studienzentrum Weiz bringt die international anerkannte Hochschule Mittweida für Ihr Studium nach Österreich. Die Diplomstudiengänge werden in enger Kooperation mit Hochschule, Wirtschaft und Industrie entwickelt, um eine hohe Qualität der Lehre und Praxisnähe zu garantieren.
Mehr Sicherheit im Luftraum Drohnen sind momentan allgegenwärtig und bieten den Berufsfotografen viele Einsatzmöglichkeiten, doch viele halten sich nicht an die herrschenden Vorschriften. Robert Sommerauer, Pixelmaker-Fotograf, hat als Drohnenkoordinator für die österreichischen Berufsfotografen in seinem Fotostudio in Lebring Peter Fleischhacker, Head of Training für die ÖAMTC-Rettungspiloten und selbst C12-Pilot, und Andreas Kurtz, Fluglotse der Austro Control, zum Take-off-Stammtisch eingeladen, um auf die Wichtigkeit der Sicherheit im Luftraum hinzuweisen. Viele Fragen wurden beim Drohnenstammtisch behandelt, wo zahlreiche Berufsfotografen aus der gesamten Steiermark die Sicherheitsoffensive mit ihren Ideen unterstützen.
(v.l.n.r.)AMS-GF Karl-Heinz Snobe, ÖGB-Vors. Horst Schachner, Fachgruppen-GF Anja Krenn, Spartenobmann Alfred Ferstl und Vorstandsdirektor Mark Perz (Graz Holding)
Ausbildungsoffensive des AMS für Busund Lkw-Fahrer und -fahrerinnen
Leobener Adventzauber
Rund 500 offene Stellen sind derzeit beim AMS Steiermark im Bereich Verkehr und Lagerei gemeldet. Es herrscht großer Bedarf an LkwFahrern und -fahrerinnen für den Gütertransport sowie Öffi-Bus-Lenker und -lenkerinnen.
Traditionell, zauberhaft und besinnlich – mit einer Mischung aus liebevoll gestaltetem Kunsthandwerk, weihnachtlichen Gaumenfreuden, Geschenkideen und einem stimmungsvollen Rahmenprogramm soll der Leobener Adventzauber, der von 26. November bis 23. Dezember am Leobener Hauptplatz einzieht, die Herzen von Jung und Alt höherschlagen lassen. Der Zugang am nördlichen Teil des Hauptplatzes erfolgt über den strahlend hell erleuchteten Torbogen, der im Vorjahr seine Premiere gefeiert hat und der auch heuer wieder Glanz in die Augen der Betrachter zaubern soll. Ein Wiedersehen gibt es auch mit den von Katharina Wassler und Maria Birbamer liebevoll gestalteten Miniaturansichten der Leobener Sehenswürdigkeiten.
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as neue Projekt „AMS-Driver“ soll angesichts der Engpässe Abhilfe schaffen. Es handelt sich um eine gemeinsame Ausbildungsinitiative von AMS, der Gewerkschaft vida und der WKO-Sparte Transport und Verkehr, bei der steirische Transportunternehmen mit Personalbedarf und an einer Ausbildung interessierte Arbeitsuchende beiderlei Geschlechts zusammengebracht werden. „Mit der gemeinsamen, wichtigen Initiative ‚AMS-Driver‘ tragen wir dazu bei, den akuten Bedarf an Berufslenkern zu decken. Die Teilnehmer erhalten eine überbetrieblich verwertbare Ausbildung und die Zusicherung einer konkreten Anstellung nach erfolgreich absolvierter Schulung“, betonen die Initiatoren des Qualifizierungsprojekts, AMS-GF Karl-Heinz Snobe, vidaLandesvorsitzender Horst Schachner, vida-GF Michaela Göschl, Sparten-Obmann Alfred Ferstl, WKO-Fachgruppen-GF Anja Krenn sowie Vorstandsdirektor Mark Perz von der Holding Graz.
Jeden Tag eine gute Tat: Der Adventkalender von Caritas und Spar macht es möglich. 24 wunderschön gestaltete Karten präsentieren jeden Tag einen motivierenden oder besinnlichen Spruch. Dazu wird ein soziales Projekt der Caritas vorgestellt, das pro verkauftem Kalender mit einem Euro unterstützt wird. Auch auf der Rückseite der Karten gibt es jeden Tag viel zu entdecken. Spiele, Rezepte, Rätsel und vieles mehr verkürzen die Wartezeit auf das Weihnachtsfest. Spar-GF Christoph Holzer: „Der Advent der guten Taten ermöglicht es, auf einfache Art und Weise gleich 24 soziale Projekte der Caritas Steiermark zu unterstützen. Jeder in unseren Geschäften verkaufte Kalender kommt zu 100 Prozent der Caritas zugute.“
Bezahlte Anzeige Foto: AMS / Foto Fischer
Fotos: Pixelmaker, Caritas
Caritas-Adventkalender mit Mehrwert
Kostenlose Qualifizierung Für das AMS übernimmt ein Koordinierungsbüro das Matching zwischen den Interessenten und den Betrieben mit Bedarf an Fahrern. Wenn sich jemand bereit erklärt, nach der Schulung bei der Firma ein Dienstverhältnis zu beginnen, wird die konkrete Umsetzung der Qualifizierung ebenfalls vom Koordinierungsbüro abgewickelt. Die Kurskosten sowie die Deckung des Lebensunterhaltes während der Ausbildung werden bis zu einer Höhe von 4.500 Euro vom AMS übernommen, die Firma bezahlt einen Unkostenbeitrag von 450 Euro pro Person und Ausbildungsmonat. Betriebe mit Interesse an einer Teilnahme am Projekt „AMS-Driver“ können sich direkt beim Service für Unternehmen (SfU) des AMS Steiermark melden. FAZIT DEZEMBER 2021 /// 59
Über 50.000 Besuche bei der Lehrlingsmesse
Zuversicht in den Aufschwung am Weltspartag
In fünf virtuellen Messetagen konnten 51.260 Besuche auf der Plattform www.lehre4you.at registriert werden. Damit kann diese Veranstaltung für das Thema „Lehre“ als voller Erfolg gewertet werden. Hervorzuheben ist der Schulterschluss der AK-Steiermark, der Bildungsdirektion und des Landes Steiermark sowie den Medienpartnern „kronehit“ und der „Steirer Krone“. Der Veranstalter „Kaiser Innovation Group“ aus Köttmannsdorf (KIG), schloss damit nahtlos an den Erfolg der virtuellen Lehrlingsmesse in Kärnten, die bereits im Februar stattfand, an. Auch in der Steiermark überließ man nichts dem Zufall und holte sich die Kärntner Messen, Veranstalter der Kärntner virtuellen Lehrlingsmesse, als Partner mit ins Boot.
Am Weltspartag signalisierte Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender Steiermärkische Sparkasse, Zuversicht in den wirtschaftlichen Aufschwung nach der Corona-Krise: „Die Steirerinnen und Steirer sparen so fleißig wie noch nie, das zeigt eine Imas-Studie im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen. In den letzten zehn Jahren hat sich der monatliche Sparbetrag verdoppelt und die Bedeutung des Sparens hat kontinuierlich zugenommen. Das Thema Nachhaltigkeit ist auch im Investmentbereich am Vormarsch, bereits 70 % der Steirer haben schon einmal davon gehört und jeder Zehnte besitzt bereits ein nachhaltiges Investment. Erfreulicherweise lässt sich ein Rückgang der finanziellen Betroffenheit durch die Corona-Krise feststellen.“
Gady-Zentrale erstrahlt in neuem Glanz
Messtechnik aus St. Ruprecht ist weltweit gefragt
Weingut Jöbstl Gamlitz
Sernau 10 | 8462 Gamlitz www.joebstl-weingut.at keller@joebstl-weingut.at
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Über 5.000 hochprofessionelle Feuchtemessgeräte werden jährlich von Schaller Messtechnik in die ganze Welt versandt. Der Familienbetrieb ist Spezialist für Luft- und Materialfeuchtemessung und fertigt in St. Ruprecht unter der eigenen Marke „humimeter“. „Es ist eine große Freude, dass wir gemeinsam dieses solide und spannende Unternehmen führen“, freuen sich die jungen GF Bernhard Maunz und Florian Postl über ihre Aufgabe. Beide gehören sie zur Familie des Unternehmensgründers Max Schaller, der 1995 in einer kleinen Werkstatt begann, eine neue Generation von Feuchtemessgeräten zu entwickeln. Heute ist der Betrieb in einem modernen Firmengebäude angesiedelt und seine Kunden finden sich rund um den Globus.
Fotos: KIG / Lehrlingsmesse, WKO Steiermark, Arvideo, LK/Danner, Schaller Messtechnik, Gady Family
Die Gady Family hat im Zuge einer Generalsanierung der Unternehmenszentrale in Lebring-St. Margarethen in die Modernisierung und Erweiterung der Landmaschinenwerkstätte investiert. In neuem Glanz erstrahlen außerdem die Autowerkstätte sowie die Büros und die Mitarbeiterkantine „Franz“. Im Mittelpunkt der Erneuerung standen die Generalsanierung und der Zubau der bestehenden Landmaschinenwerkstatt. Der rund 300 m² große Zubau bietet nun noch mehr Service für die Kunden. Ebenfalls erweitert wurde die Autowerkstatt, wo auf rund 200 m² auch eine Direktannahme und ein neuer Auslieferungsplatz entstanden sind. Im Sinne der zukunftsträchtigen E-Mobilität hat die Gady Family mehrere E-Ladestationen installiert.
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Sozialministeriumservice „Arbeit neu denken – Potenziale nutzen“
BETRIEBSSERVICE Spar-GF Christoph Holzer freut sich, die Spendensumme von 10.000 Euro zu Gunsten Pro Mente Steiermark zu übergeben.
SPAR übergibt 10.000 Euro Spende an Pro Mente
Potenziale von Menschen mit Behinderung erkennen und für den Betrieb nutzen! Menschen mit Behinderung
> sind bestens für die zunehmende Digitalisierung in der Wirtschaft geeignet
> haben oft besondere Fähigkeiten. Ein modernes Personalmanagement nutzt diese Potenziale als wertvolle Ressource!
Anlässlich des verlängerten „Graz Kulturjahres 2020“ startete SPAR gemeinsam mit Pro Mente eine Einkaufssackerl-Verkaufsaktion. Insgesamt kamen über 10.000 Euro für Pro Mente zusammen. Diese Summe hilft, die wichtige Arbeit fortzusetzen.
> können Unternehmen in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht
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> Verbesserung von Betriebsklima und Image
mweltbewusst einkaufen, für einen guten Zweck spenden und auch noch stylische Grazer Motive präsentieren: Mit der limitierten Edition der Pro-Mente-Stofftaschen bringen die SPARKunden gleich dreifach Farbe, Leben und Hoffnung in die Winterzeit. Bei Pro Mente, einem Grazer psychosozialen Dienstleister, gestalteten und produzierten Menschen mit psychischer Erkrankung die besonderen Sackerln exklusiv für SPAR. Die wiederverwertbaren Stoffbeutel zieren urbane Motive von Graz, darunter die Murinsel, das Kunsthaus, die Oper oder auch die Weikhard-Uhr mit dem Grazer Rathaus.
FAnzeige oto: SPAR / Foto Krug
Abgestimmt auf Ihren Betrieb, Ihre Anforderungen und Bedürfnisse berät Sie das Betriebsservice gezielt über die Möglichkeiten der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung und welchen Nutzen Sie daraus erzielen können!
Kreative und wohltätige Stofftaschen Anlässlich des „Graz Kulturjahrs 2020“, das unter dem Motto „Wie wir leben wollen“ stand und coronabedingt bis Mitte 2021 verlängert wurde, startete SPAR mit Pro Mente die StofftaschenAktion. Insgesamt kamen dabei über € 10.000 als Spendensumme für Pro Mente zusammen. „Wir freuen uns sehr, dass zahlreiche Kundinnen und Kunden durch den Kauf der Tragetaschen einfach und unkompliziert geholfen haben und wir nun 10.000 Euro übergeben dürfen“, sagt SPAR Steiermark GF Christoph Holzer.
Hilfe bei psychischen Erkrankungen Seit mehr als 30 Jahren engagiert sich der psychosoziale Dienst Pro Mente Steiermark für Menschen mit psychischen Erkrankungen und hilft ihnen dabei, wieder in den Alltag und ins Berufsleben zurückzufinden. „Mit Projekten wie der Kooperation mit SPAR steigern wir die Selbstständigkeit von Menschen mit psychischen Erkrankungen, fördern alltagspraktische Fähigkeiten und die physische Mobilisierung“, sagt Pro-Mente-GF Bettina Vögl. FAZIT DEZEMBER 2021 /// 61
enorm bereichern. Dieser Mehrwert muss nur erkannt werden!
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Kurz & News
„Salus“-Preisträger wurden geehrt Der „Salus“ – Steirischer Qualitätspreis Gesundheit wurde am 21. Oktober in Graz vergeben. Ausgezeichnet wurden Projekte für sozialpsychiatrische Hilfe im Alter, Angehörige von Menschen mit Demenz in Zeiten der Pandemie. In der Kategorie „Corona & Seelische Gesundheit“ siegte die Telefonseelsorge Graz – Diözese GrazSeckau. Gesundheitslandesrätin Juliane BognerStrauß: „Der ‚Salus ‘ rückt jene Menschen und Organisationen in den Vordergrund, die sich mit viel Engagement für die konsequente Verfolgung systematischer Qualitätsarbeit im Gesundheitswesen einsetzen. Durch ihre Arbeit kommen wir unserem Ziel, den Menschen die beste und qualitativ hochwertigste Versorgung anbieten zu können, noch ein Stück näher.“
Desinfektionsreiniger auf Knopfdruck
Kren ist Heilpflanze mit 3G des Jahres 2021 Gerieben, gerochen, geweint. Mit diesen 3-Gs wartet der Steirische Kren als Heilpflanze des Jahres 2021 auf und ist jede der Tränen wert, die beim Verreiben fließen. Seine sekundären Pflanzenstoffe wie Senföle besitzen eine antibakterielle und antioxidative Wirkung. Im Volksmund wird der Steirische Kren daher als „Antibiotikum des Gartens“ genannt. Und was die wenigsten wissen: Die Wurzel enthält sogar doppelt so viel Vitamin C wie eine Zitrone. „Gerade in der kalten Jahreszeit sollte Steirischer Kren auf dem Tisch stehen. Verfeinert in einer Krensuppe schmeckt diese Heilpflanze ausgezeichnet, fördert ganz nebenbei die Gesundheit und stärkt das Immunsystem“, betont LK-Vizepräsidentin Maria Pein.
62 /// FAZIT DEZEMBER 2021
Das BKS-Frauenkarriereprogramm wirkt Nach wie vor rar gesät sind Frauen in Führungsetagen. Die BKS Bank steuert dem mit einem Frauenkarriereprogramm entgegen. Anfang Oktober feierten die Teilnehmerinnen der 5. Auflage des erfolgreichen Formates ihren Abschluss. „Wir sind sehr stolz darauf, dass wir den Anteil an weiblichen Führungskräften seit 2012 von 21 % auf 33 % erhöhen konnten. Auch der Anteil an Frauen in der Abteilungsleiter- und Geschäftsführerebene konnte weiter ausgebaut werden“, so Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS Bank. „Das Programm fördert die persönliche und berufliche Entwicklung von potenziellen weiblichen Führungskräften. Darüber hinaus werden engagierte Mitarbeiterinnen im Unternehmen sichtbar“, so Stockbauer.
Fotos: Gesundheitsfonds Steiermark / Hutter, LRH Stmk, SVGH-Werner Krug, Caroline Knauder, Freisinger
In Kooperation mit dem Niklasdorfer Unternehmen pro aqua ist es der Stadt Leoben gelungen, ein einzigartiges Projekt in puncto Umweltschutz umzusetzen. Ab sofort steht der Leobener Bevölkerung beim Altstoffsammelzentrum ein Selbstbedienungsautomat für einen gebrauchsfertigen Oberflächenreiniger mit starker desinfizierender Wirkung u.a. auch gegen Coronaviren zur Verfügung. Die Vorteile liegen auf der Hand – das ökologisch unbedenklich und leicht abbaubare Reinigungsmittel, das dank innovativer steirischer Technologie aus reinem Wasser gewonnen wird, ist vor Ort nach Bedarf herstellbar. „Kurze Transportwege und wieder befüllbare Gebinde sparen wertvolle Ressourcen“, freut sich Referatsleiter Gernot Kreindl.
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Sparen mit Sonnenstrom
Die Steiermärkische Sparkasse hat die Zeichen der Zeit schon vor Beginn des Start-up-Hypes erkannt und 2001 das GründerCenter ins Leben gerufen. Heuer feiert das steirische Kompetenz-Zentrum für Gründer sein 20-jähriges Bestehen. Dagmar Eigner-Stengg, Leiterin GründerCenter, fasst dessen Vorzüge zusammen: „2001 waren wir dem Start-up-Trend sicherlich einen Schritt voraus – das macht sich heute bezahlt. Wir sind vielfach die erste Anlaufstelle für Gründerinnen und Gründer und können mit jahrelanger Erfahrung, Know-how und einem soliden Netzwerk punkten. Wir verstehen uns als Sparringspartner für innovative Geister und sind ein zentraler Knotenpunkt, bei dem alle relevanten Informationen und Kontakte zusammenfließen.“
Die Gemeinde Heimschuh ist Schauplatz von Test-Projekten, die den Energiemarkt verändern werden. Mit dem Projekt „Blockchain Grid“ haben zwölf Haushalte den „Insel-Handel“ von Sonnenstrom getestet. Wer mit der PV-Anlage zu viel Strom erzeugt, kann den Überschuss direkt an seine Nachbarn verkaufen oder in den Gemeinschaftsspeicher einspeichern. Das Ziel solcher „Energie-Inseln“ ist es, lokal erzeugte Energie auch vor Ort zu verbrauchen − und somit weitgehend unabhängig von externen Stromquellen zu werden. „Wir erwarten einen Zuwachs an privaten Photovoltaik-Anlagen, deren Anschaffung sich durch die Energiegemeinschaft noch schneller rentiert als bisher“, so die Energie Steiermark-Vorstände Christian Purrer und Martin Graf.
© Stefan Kristoferitsch, Adobe Stock
Fotos: Sabine Grün, Energie Steiermark, FiW,
Gründer-Center feiert 20-jähriges Bestehen
Tipps für erfolgreiche Unternehmerinnen
Claudia Schenner-Klivinyi, GF von SinnWin, hielt am 30. September für Frau in der Wirtschaft (FiW) in St. Ruprecht einen Vortrag zum Employer Branding und zur Mitarbeiterzufriedenheit. Sie zeigte den Teilnehmerinnen, wie sie eine noch attraktivere Arbeitgeberin werden können, denn der Fachkräftemangel verstärkt sich in der Nach-Corona-Zeit noch weiter. Die geeigneten Mitarbeiter zu finden und zu halten, wird daher zum kritischen Erfolgsfaktor zur Absicherung der Zukunft der Unternehmen. Schenner-Klivinyi unterstützte die TeilnehmerInnen mit umfassendem Know-how zu diesem Thema, das sie sich in mehr als 20 Jahre Berufserfahrung – zum einen als Personalchefin wie auch als auch als Unternehmerin angeeignet hat.
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FAZIT DEZEMBER 2021 /// 63
Kurz & News
Steirer räumen bei Berufs-EM groß ab Rund 400 Teilnehmer aus 22 Ländern zählte das EuroSkills-Starterfeld 2021. „Eine EM der Herzen, die alle Erwartungen übertraf“, freut sich EuroSkills-Initiator Josef Herk, Präsident der WKO Steiermark. Trotz aller Herausforderungen zählte man an den drei Wettkampftagen mehr als 30.000 Besucher. Was aber für ihn noch wichtiger ist: „Wir konnten mit dieser Europameisterschaft die Jugend für berufliche Ausbildung begeistern.“ Besonders stark abgeschnitten haben dabei einmal mehr die Steirer, die mit 14 Teilnehmern ihre bisher beste EM-Bilanz erzielten. Denn: zehn Medaillen bleiben in der grünen Mark, vier davon in Gold. Das bisher beste Ergebnis wurde 2018 bei EuroSkills in Budapest mit fünf Medaillen erzielt.
UniCredit Bank Austria-Videoreihe „The Art of Finance“ Unter dem Titel „The Art of Finance“ startet die UniCredit Bank Austria eine dreiteilige VideoSerie, die Unternehmerkunden eine umfassende Orientierung zum Zukunftsthema Nachhaltigkeit bietet. Gedreht wurde die Interviewserie im Bank Austria Kunstforum auf der Wiener Freyung. Die Wahl der Location war kein Zufall, wie Vorstand für Corporates Günter Schubert erläutert: „Die Verbindung zwischen Unternehmensführung und Kunst besteht in der Kreativität, ohne die weder das eine noch das andere möglich ist. Als strategischer Finanzpartner unterstützt die UniCredit Bank Austria Unternehmen dabei, ihre Nachhaltigkeitsstrategie zu verwirklichen – von der Ist-Analyse bis hin zu passenden Finanzierungslösungen.“
War es 2008 die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise, so sind es nun die Folgen der Corona-Pandemie, die eine gehörige Delle in den Bilanzen der steirischen Ski-Tourismuswirtschaft hinterlassen. Und auch die Zukunft schaut nicht allzu rosig aus, wie der Landesrechnungshof (LRH) unter der Leitung von Direktor Heinz Drobesch in seinem jüngsten Bericht feststellt: Denn der stetige Rückgang des Skisport betreibenden Nachwuchses wird den Skiregionen ebenso zu schaffen machen wie die Auswirkungen des Klimawandels. Heftige Kritik setzt es an der Vergabepraxis durch Bedarfszuweisungen, wo aus Sicht des LRH in vielen Fällen keine Förderbarkeit zur Unterstützung von Skigebieten vorlag.
„Tops of Styria“-verleihung heuer nur online
Die Preisverleihung der „Tops of Styria 2021“ kann (wie auch 2020) COVID-19-bedingt nur online stattfinden. Dennoch wollen die Veranstalter die Tops of Styria ebenso sicher wie nachhaltig präsentieren: Auf www.topofstyria.at sowie den top of styria Instagram- und Facebook-Accounts bzw. -Seiten findet man ab 2 .Dezember, 18.00 Uhr, Videos direkt aus den Unternehmen der heurigen Tops of Styria – und der Würdigung durch LR Barbara Eibinger-Miedl und WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk. Die Organisatoren bitten um Verständnis, dass dieses Vorgehen nötig ist, um die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten, danken allen, die sich zur Präsentation angemeldet haben, und ersuchen, die Online-Ressourcen ab 2. Dezember 2021 zu nutzen, um als Allererste zu erfahren, wer die Tops of Styria 2021 sind. 64 /// FAZIT DEZEMBER 2021
Fotos: Hobiger / Euroskills 2021, SVGH-Werner Krug, Caroline Knauder, Freisinger,
Herbe Verluste für die steirischen Skigebiete
Gössendorf ist die erste Wasserschutzgemeinde Als erste steirische Wasserschutzgemeinde nimmt Gössendorf eine Pionierrolle ein. „Viele Landwirte leisten bereits Großartiges zum Grundwasserschutz. Dass die Gemeinde die landwirtschaftlichen Betriebe dabei intensiv unterstützt und einen sehr informativen Bodenlehrpfad eröffnet, hat eine große Vorbildwirkung “, gratulierte LK-Vizepräsidentin Maria Pein der Gemeinde zur Auszeichnungsveranstaltung. „Wir fördern auf unseren Äckern das vielfältige Bodenleben, bauen wertvollen Humus auf und schützen so den Boden vor Erosionen sowie das Grundwasser“, betonte Markus Hillebrand, Obmann der Wasserschutzbauern. Und weiter: „Wir freuen uns sehr, dass die Gemeinde Gössendorf sich zu dieser Verantwortung bekennt.“
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Feier für Olympiasiegerin Kiesenhofer Die Sportlerinnen des Radsportteams von Cookina Graz haben in der abgelaufenen Saison viele Erfolge gefeiert. Der größte davon war zweifellos die Goldmedaille für Anna Kiesenhofer bei den Olympischen Spielen in Tokio. Bei einem festlichen Event mit selbstgekochten Gerichten in der Küche des Sponsorenunternehmens gratulierten Bernhard Brandstätter und Werner Krainbucher (beide Geschäftsführung Cookina) der Sportlerin des Jahres Anna Kiesenhofer und der Aufsteigerin des Jahres Sarah-Maria Baumegger. Inzwischen ist Kiesenhofer schon wieder bereit für neue Abenteuer und Herausforderungen, einer Teilnahme an der Olympiade in Paris 2024, an der WM im Zeitfahren oder auch der „Everesting“-Kletter-Challenge. FAZIT DEZEMBER 2021 /// 65
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Kurz & News
TU-Prof. Gerhard Schickhofer (li.) und LR Hans Seitinger zeigen Lösungsansätze für sanierungsbedürftige Dachstühle in der Grazer Altstadt auf.
Innovative Holztechnologie für Dachausbau Eine Studie der TU Graz zeigt: Innovative Holzbautechnologie kann wertvolle Bausubstanz retten und zusätzlichen Wohnraum in Graz schaffen. Eine innovative „Faltwerk“-Lösung schützt so die Altstadt und sichert Grünraum.
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m Bautechnikzentrum der TU Graz präsentierten LR Hans Seitinger und Holzbau-Professor Gerhard Schickhofer am 10. November Lösungsansätze für sanierungsbedürftige Dachstühle in der Grazer Altstadt. Basis dafür bildet eine Studie des Instituts für Holzbau und Holztechnologie der TU Graz, die im Auftrag des Lebensressorts durchgeführt wurde. Das erschreckende Ergebnis, so Schickhofer: „Bei 82 Prozent der untersuchten Dachwerke ist innerhalb der nächsten fünf Jahre ein Instandsetzungsbedarf gegeben. Es wäre wünschenswert, den Bestand aller historischen Dachwerke lückenlos zu erfassen, um ein Gesamtbild vom Zustand der Altstadt-Dachlandschaft zu erhalten.“ Vertikale Verdichtung schafft Wohnraum Auf Basis eines an der TU Graz erstellten Aufstockungskatasters wurden die entsprechenden Blockstrukturen zu ihrem Potenzial für eine Erweiterung untersucht. Am geeignetsten erwies sich die „Faltwerk“-Lösung, ein Verdichtungskonzept durch vorgefertigte Holzelemente, bei dem die ursprüngliche Dachform beibehalten wird. Diese innovative Lösung erlaubt eine stützenfreie und flexible Gestaltung des Dachraumes mit zweigeschossiger Nutzungsmöglichkeit. „Damit können wir für bis zu 36.000 Menschen nachhaltige Wohnungen mit bester Infrastruktur schaffen“, erläutert Wohnbaulandesrat Seitinger. Gerade in urbanen Räumen gelte es, das Potenzial von bereits bebauten Flächen, etwa durch Aufstockungen oder Dachbodenausbauten, besser zu nutzen. In einem nächsten Schritt ist die Etablierung der „Faltwerk“Lösung bei einem Pilotprojekt geplant. Interessierte Besitzer können sich dafür beim Institut für Holzbau und Holztechnologie der TU Graz melden. FAZIT DEZEMBER 2021 /// 67
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er jüngste Re/Max-ImmoSpiegel zeigt: Der Wunsch, die eigene Wohnsituation zu verbessern oder Geld in Immobilien anzulegen, hat viele Menschen in letzter Zeit verstärkt motiviert, Eigentumswohnungen zu kaufen. Ins-
Elke Harg: „Der Preis einer Immobilie ergibt sich aus der aktuellen Nachfragesituation.“ gesamt wurden im ersten Halbjahr 2021 fast um 10 Prozent mehr Wohnungen verkauft als 2020. Das führte dazu, dass die Quadratmeterpreise um 6,8 Prozent gestiegen sind, seit 2016 sogar um 27,8 Prozent. Diese Entwicklung ist alles in allem ein klares Indiz für eine verstärkte Nachfrage an Wohnungen für den Eigenbedarf von Familien oder aber für
Anleger zum Vermieten. Aufgrund der hohen Nachfrage ist der private Verkauf einer Immobilie derzeit schnell erledigt. Aber schnell heißt bekanntlich nicht immer gut. Bestmöglich zu verkaufen, so lautet das Motto der Re/MaxImmobilien Experten. Die Frage lautet: „Welchen Preis können Sie erzielen, wenn Sie eine Immobilie zu verkaufen haben?“ Diese Frage beantworten wir Ihnen derzeit gerne mit einer kostenlosen Marktwerteinschätzung. „Der Wert einer Immobilie resultiert nicht allein daraus, was sie beim Bau oder Kauf gekostet hat, sondern vor allem daraus, was potenzielle Käufer heute dafür bereit sind zu zahlen“, erklärt Elke Harg, Re/ Max for all in Graz. Basierend auf aktuellen Grundbuchdaten, dem Kaufvertragsspiegel und unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklungen am Immobilienmarkt kann eine solide Einschätzung des Wertes einer Immobilie gegeben und über mögliche Risiken und Stolpersteine beim Verkauf aufgeklärt werden. Mehr über unser Service erfahren Sie bei: Mag. (FH) Elke Harg 0664/42 41 767 e.harg@remax-for-all.at
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FAZIT DEZEMBER 2021 /// 69
Fazitportrait Von Volker Schögler mit Fotos von Heimo Binder
Holz und Sinnlichkeit 70 /// FAZIT DEZEMBER 2021
Fazitportrait
Das Atelier von Raimund Gamerith im Grazer Bezirk Jakomini zeigt Holz von seiner schönsten Seite. Riesengroße und extrabreite Pfosten heimischer Holzarten vom Apfel bis zur Zwetschke und von der Esche bis zur Ulme werden in den Auslagen so appetitlich präsentiert, dass alle Sinne angesprochen werden. Jedes Stück ist ein Unikat und ruft in uns Emotionen hervor. Es beginnt schon mit dem Geruch.
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mmer wieder folgen Passanten in der Grazer Jakoministraße, die die Conrad-von-Hötzendorf-Straße mit dem Jakominiplatz verbindet, ihrer Nase. Angezogen wie von Homerschem Sirenengesang können sie dem verführerischen Geruch nach Hölzern und Firnisölen nicht widerstehen und drücken sich an der breiten Glasfront des Ateliers auf Nummer 16 die Nasen platt. Mutige, die auch eintreten, weil sie nicht wie Odysseus von Freunden an Schiffsmasten gefesselt wurden, finden nicht nur olfaktorische Sinnesfreuden, sondern ein wahrhaftiges Holzparadies vor. Es ist das Reich von Raimund Gamerith, der ausschließlich mit Vollholz arbeitet. Vollholz ist kein Geheimnis, es ist nur eines geworden. Die Frage ist »Warum«? Wer es einmal bis zur bestandenen oder unbestandenen Gesellenprüfung im Berufe des altehrwürdigen Tischlerhandwerks gebracht hat, weiß es. Das archaische, natürliche und somit lebendige, dem Tischler jedenfalls ureigenste Material wird von diesem schon lange nicht mehr verwendet. Zumindest nur von wenigen, genauer den wenigsten. Heute sind sogar Sesselleisten nicht mehr aus Holz. Und die Bretter aus verleimten Sägespänen sind – Spanplatten. Allenfalls furniert, aber sogar das Furnier ist oft aus Kunststoff.
72 /// FAZIT DEZEMBER 2021
Fazitportrait
Ich bin seit 24 Jahren ein Unikathersteller.
Und weil das schon seit Jahrzehnten so ist, geht immer mehr Wissen verloren. Wissen und Erfahrung darüber, wie mit dem Werkstoff Holz gearbeitet und umgegangen werden muss, damit es seiner Lebendigkeit nicht allzu sehr nachgibt und sich wirft und verzieht oder reißt und springt. Da Holz hygroskopisch ist, das heißt, Feuchtigkeit aus seiner Umgebung aufnehmen und abgeben kann, »arbeitet« es. Es quillt und schwindet, was zu Problemen in der Maßhaltigkeit führen kann. Der Einfluss von Wasserdampf auf viele mechanisch-technologische Eigenschaften des Holzes ist so groß und das Wissen um die Zähmung dieses Naturwunderwerks mittlerweile so gering, dass von der Industrie bis zum Handwerk Zurückhaltung bei seiner Verwendung vorherrscht. Dazu kommen noch andere Gründe, etwa aus dem (haftungs-)rechtlichen Bereich, dem technischen wie auch dem zeitlichen (Lagerungart, Trocknungsdauer) und natürlich dem ökonomischen. Hippes Jakominiviertel Raimund Gamerith hat seine Galerie nicht zufällig im einmal vernachlässigten, dann wieder hippen, dann wieder vergessenen erscheinenden Jakominiviertel angesiedelt. Dieser Straßenzug wurde rund um das Kulturhauptstadtjahr 2003 für einige Zeit aus einem Dornröschenschlaf geweckt. Mit viel Farbe, rot, die buchstäblich auf der Straße aufgetragen wurde. Künstlerisches Milieu durfte sich in altbürgerlich Überkommenem ausbreiten, gestützte und niedrige Mieten ließen eine urbane Subkultur entstehen, in der sich Außergewöhnliches und Gewöhnliches vermischten. Es sind zunächst die riesigen zur Schau gestellten Holzflächen, die in Gameriths Atelier den Betrachter beeindrucken. So breit und dick aufgeschnittene Pfosten sind heute äußerst ungewöhnlich und wenn sie erst einmal gehobelt, geschliffen und vor allem geölt sind, offenbaren sie sich als Kunstwerke der Natur, deren Maserungen wie Bilder wirken. Gemalt von überirdischen Künstlern, die organische Schönheit im Inneren von Bäumen verstecken. Seit mehr als 20 Jahren versucht Raimund Gamerith diese Schätze zu heben, seit sechs Jahren hilft ihm der ebenso holzinfizierte Manuel Stangl dabei. Zunächst bieten sich die großflächigen, drei
74 /// FAZIT DEZEMBER 2021
Raimund Gamerith
bis vier Zentimeter dicken Pfosten als Tischplatten an, insbesondere, wenn zwei bis vier stumpf aneinander geleimt werden und Flächen von ein bis eineinhalb Metern Breite und zwei, drei oder auch mehreren Metern Länge bilden. »Das Holz kommt meist von befreundeten Bauern und so wissen wir oft sogar, wo der Baum gestanden ist«, so Gamerith. Kreativwirtschaft Der 46-jährige ehemalige Waldorfschüler ist gelernter Tischler, sieht sich aber eher als Designer, zumal er seinen durchgehend heimischen Hölzern wie Apfel, Birne, Zwetschke, Nuss, Eiche, Buche, Ahorn, Rüster, Esche bis zum heimisch gewordenen Mammutbaum auch die Form gibt: »So gesehen bin ich seit 24 Jahren ein Unikathersteller.« Das geht über Tische und Sessel, Betten und Schränke hinaus, namentlich bis zu Leuchten, die wie Handschmeichler sind: »Warum kaltes, eher abstoßendes Material wie Stahl oder Glas dafür verwenden und nicht etwas Warmes, Weiches, aus dem gleichen Material wie der Esstisch darunter?« Für die LED-Beleuchtung arbeitet Gamerith mit der Uni Leoben zusammen, um Ansteuerung und Heatmanagement zu optimieren. Als Teil der sogenannten Kreativwirtschaft geht er seine eigenen Wege, ist experimentierfreudig, unkonventionell bis riskant, wenn er etwa alte mit neuen Techniken kombiniert. Fast verblüffend augenscheinlich wird dies bei einer Sitzbank, die aus einem einzigen Pfosten mit zwei rechten Winkeln geformt scheint: Die Maserung des Nussholzes mit dunklem und/oder hellem Kern entlang der Sitzfläche fällt links und rechts entlang der beiden Steher übergangslos senkrecht nach unten bis zum Boden ab. Das ist nur möglich, wenn die Steher auf Gehrung geschnitten sind. Dies schließt aber wiederum die klassische Holzverbindung mit (Schwalbenschwanz-)Zinken aus. Das erfreut Aficionados der strengen einfachen Form, schockt aber den gelernten Handwerker, der das Ding schon zusammenklappen sieht, auch wenn die Pfosten mehrere Zentimeter dick sind. Dass dies nicht geschieht, ist dem technischen Nachfolger des vormaligen Lamello-Geräts zu verdanken, der Domino-Fräse. Da die Pfosten so dick sind, lassen sich damit
Fazitportrait
Manche nennen mich den Holzflüsterer.
Raimund Gamerith
recht massive, vorgefertigte Buchenholzpropfen passgenau versenken, die verleimterweise auch stumpfen Hirnholzverbindungen ausreichend Stabilität und Halt verleihen. Das Schaukelbett, das bei der Designermesse im Museum für angewandte Kunst 2007 ausgestellt war, verfügt sogar über ein »EU-weites Geschmacksmuster beim Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt in Alicante«, eine Art Designpatent. Ein Geheimnis der Möbel aus der Jakoministraße ist hier gut zuerkennen: Die Rundung der Schaukelkufen folgt der natürlichen Maserung des Holzes. So ein passendes Stück muss man erst einmal finden und es muss einkalkuliert werden, dass der Verschnitt unverhältnismäßig hoch ist. Aber die Wirkung ist zumindest für jene, die offenen Auges und Sinnes sind, schlichtweg überzeugend. James Krenov hätte seine Freude gehabt – das war jetzt für Kenner. Weil er es schafft, dermaßen breit geschnittene Holzpfosten so zu lagern und zu behandeln, dass sie sich nicht – oder kaum – verwerfen, verkrümmen und nicht zerreissen, wird Raimund Gamerith auch »der Holzflüsterer« genannt. Für sprichwörtliche Entspannung sorgt er unter anderem mit gezielten Schnitten in das Holz, hat aber auch mit Rissen, Ästen, Verwachsungen und sogar regelrechten Löcher kein Problem, weil sie oftmals von unfassbarer Schönheit sind und sich mit Epoxidharz ideal auffüllen lassen, was für reizvolle Ein- und Aussichten sorgt, weil das Harz durchsichtig ist. Tisch mit Charme Die eigentliche Werkstatt, die er gemeinsam mit anderen Kollegen nutzt, befand sich bis vor kurzem in Gnaning am Hühnerberg, seit dem Sommer ist sie in Kirchbach. Wie Gamerith schon von einem »Spannungsverhältnis Stadt – Holz« fasziniert ist, so erlebt er eine
andere Polarität für sich während der Arbeit: »Ich bin gern in der Werkstatt allein mit den Maschinen und dem Holz. Aber ich liebe es auch, im Atelier zu gestalten und Kalkulationen zu erstellen.« Apropos Kalkulationen. So ein Tisch beginnt preislich bei 2.000 Euro, je nach Holzart, Größe und Ausführung kann es auch das Dreifache sein. Das ist dann aber aus teurem Nussholz mit ausziehbarer Platte und sondergefertigten Tischbeinen. Grundsätzlich hält er sich mit einem Stundensatz von 60 Euro aber ohnehin eher zurück und erwirtschaftet so einen Jahresumsatz in knapp sechsstelligem Bereich. Der besondere Charme seiner Tische liegt auch in der Belassung der sogenannten gewachsenen Waldkante, bei der gerade einmal die Rinde entfernt wird. Oder der Tisch hat – je nach Wuchs und Kundenwunsch – eine unregelmäßige, geplante oder von der Natur vorgegebene Form. Zu seiner Kundschaft gehören neben Privaten auch Hotels und Restaurants, so ist die Einrichtung im Obergeschoß des Cafés auf der Murinsel von Gamerith. Oder der markante Tisch TAR aus Apfelholz mit verschlungenen Kupferrohren als Unterkonstruktion, der in der Serie »Aufgetischt« von Satel-Film im ORF regelmäßig zu sehen ist. Eine Besonderheit ist auch sein Programm »Eigenhändig«. Dabei legt die Kundschaft je nach Wunsch, Ehrgeiz und Geschick selbst Hand an und schleift etwa die Waldkante oder ölt das Holz. Wichtig ist dabei die Einbindung in die Auswahl des aufgeschnittenen Holzes und das Legen des Holzbildes. Gamerith: »Damit holen wir die Kundschaft ins Boot und es findet auch ein gewisser Wissenstransfer statt.« Das Kennenlernen selbst sieht er als »Sozialplastik«, in dessen Folge die Übergabe schon einmal emotional verlaufen kann: »Da fließen manchmal sogar Tränen.« n
Atelier Raimund Gamerith 8410 Graz, Jakoministraße 16 Telefon +43 699 10812638 design.gamerith.at
FAZIT DEZEMBER 2021 /// 77
Es ist Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen, dass die Menschen im Land sich nicht zu fürchten brauchen.
Caspar Einem, 1948–2021, österreichischer Politiker
Europäische Kulturhauptstadt 2025
Chemnitz, mon Amour!
Ich geb’s zu. Ich hatte unlängst eine Affäre. Sie dauerte zwar nur einen Tag, aber es war intensiv. Mein Schatz hieß Chemnitz. Die sächsische Stadt ist auf dem Weg zur Kulturhauptstadt 2025 und will sich eine Zusatzidentität verschreiben. Das Etikett Kulturhauptstadt kann dabei wohl einiges bewirken. Wie gut, dass man daselbst erkannt hat, dass man früh losstarten muss, um zu wissen, wo man in vier Jahren hinwill. Von Michael Petrowitsch
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Fotos: Michael Thurm, Michael Petrowitsch, Chemnitz 2025
ie drittgrößte sächsische Stadt nach Dresden (Tatort: vorher Peter Sodann jetzt Martin Brambach!) und Leipzig (Tatort: früher Thomalla und Wuttke) hat im letzten Jahr zusammen mit dem slowenischen Nova Gorica den Zuschlag für die Kulturhauptstadt 2025 bekommen. Und erfreulicherweise startet das Projekt für langjährige Kulturhauptstadtbeobachter bereits Ende 2021 mit einer äußerst gelungenen Auftaktveranstaltung mit österreichischer Beteiligung.
Ossi-Ikonographie »Wir Sachsen reden wenig, aber wir handeln«, so der sozialdemokratische Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze in einem persönlichen Gespräch. Er schritt dann auch rustikal zur Tat und pflanzte einen Baum vor dem Terra Nova Campus. Zeitgleich mühte sich der FC Chemnitz gegen Meuselwitz im neuen Stadion ein paar hundert Meter weiter zu einem 1:1. Sport und Kultur im zeitlichen Gleichtakt. Das mit der hochgepimpten Nazihoolszene ist Part of the Ossi-NSU-Pegida-Ikonographie, die sich medial gut verkauft, aber mit der Realität nichts zu tun habe. Ein
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Minderheitenprogramm, versichert mir Jürgen in der Eckkneipe »Pub a la Pub« vor dem Stadion im gemütlichen Stadtteil Sonnenberg. Glaub ich ihm doch. Ein krampfhaftes Dagegenarbeiten à la »Wir sind nicht so« macht’s dann bekanntlich oft noch schlimmer, wie wir als gelernte Ösis wissen. Anyway, ich kehre hiermit von der Fussballkultur zurück zur Intervention im öffentlichen Raum. Apfelbaumparade In einem – von der Österreicherin Barbara Holub – kuratierten Projekt wurde vor wenigen Tagen mit der Pflanzung von vier Bäumen und der interventionistischen Bespitzhackung eines Asphaltparkplatzes eines der Kernprojekte der Kulturhauptstadt Europas 2025 in Chemnitz eingeläutet. Unter dem Titel »We Parapom!« plant man, eine Parade von bis zu 4.000 Apfelbäumen quer durch die Stadt entstehen zu lassen. Der designierte Geschäftsführer der Kulturhauptstadt, Stefan Schmidtke, sprach von einem richtungsweisenden Projekt, das exemplarisch für die Anliegen des Kulturhauptstadtprogramms stehen würde. Partizipation ist auch ein Schlüsselwort, das Oberbürgermeister Schulze gerne ins Treffen führt, wenn es darum
geht, die Pläne der nächsten Jahre zu konkretisieren. Weniger Neu- bzw. Umbauten, dafür Bürgerbeteiligung. Diese war auch ein bewusstes Signal an den Adressaten, nämlich sich selbst, die Bevölkerung. Die gut besuchte nachmittägliche Auftaktveranstaltung sollte wohl Lust auf Zukünftiges machen. Gemahnen mag das Konzept an die Josef Beuysschen 7.000 Eichen, die die siebente Documenta im Jahr 1982 in Kassel bespielten. Flächenversiegelung und Hochwassertrauma geben der Geschichte eine andere, alltagsrelevante realistische Note. Kunst soll ja auch manchmal zum Nachdenken und Mitmachen anregen können. Nebenbei erledigt man noch Themen wie Normierung, Heimat und Migration. Die 4.000 Bäume sollen quer über Grundstücksgrenzen durch die ganze Stadt gepflanzt werden. Diskussionen sind vorprogrammiert.
Alles Kultur
Auffallen! Wichtig bei Kunst im öffentlichen Raum ist ja, dass sie auffällt. Ob positiv (löbliche Presse) oder negativ (Hassmails der Bevölkerung) ist egal. So ist’s wohl eine günstige Fügung und ein Hoffnungsträger, dass öffentliche Interventionen noch Nachdenkprozesse in welche Richtung auch immer einleiten. Ein Gefühl, das in Österreich, ob der überbordernden »Kunst im öffentlichen Raum«-Fülle ein wenig verloren gegangen ist. Der Rauchfang in Chemnitz etwa ist mit seinen 300 Metern nicht nur das höchste Gebäude in Sachsen, sondern auch ein weithin sichtbares, nächtens leuchtendes, vielfärbiges Kunstobjekt. Noch bläst der mit hunderten LED-Leuchten ausgestattete »lange Lulatsch« böse Emissionen in die Luft. Demnächst soll damit Schluss sein, und der Schlot soll als reines Kunstobjekt ohne ökonomischen Mehrwert fungierend ste-
henbleiben. Auch dies war mit intensiven Diskussionsprozessen in der Bevölkerung verbunden. Nicht alle haben die Chose gutgeheißen. Mittlerweile ist sie im Kollektivbewusstsein angekommen und mit touristischem Mehrwert ausgestattet. Der Stolz kommt dann von selbst. Ulf Kallscheidt – Galerist ´und maßgeblich am Kulturhauptstadtprozess Beteiligter – ist auch davon überzeugt, dass das partizipative Element in den nächsten Jahren der Stadtidentität guttun wird. Sabine Maria Schmidt lebt als Kuratorin der Kunstsammlungen Chemnitz gut mit der Vorstellung einer breit aufgestellten Kulturhauptstadtstrategie, die Synergien schafft, aber auch klare und qualitativ anspruchsvolle Akzente setzt, die mal lokale, mal internationale Akteure einbezieht. Als Kulturhauptstadt hätte Chemnitz erstmals die Chance, mit besonderen Projekten Menschen aus vielen Län» dern Europas anzusprechen. FAZIT DEZEMBER 2021 /// 79
Mit »We Parapom!«, der »interventionistischen Bespitzhackung« eines Asphaltparkplatzes, wurde eines der Kernprojekte von Chemnitz 2025 eingeläutet
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ennen Sie Gender? fragte Birgit Kelle vor fünf Jahren in ihrem Bestseller GENDERGAGA. Heute ist klar: Die Realität hat die Satire längst überholt. Wer heute denkt, er sei normal, steht schon morgen als transphob, homophob, antifeministisch oder natürlich als »rechts« am Pranger. Gefühl sticht jetzt Fakten, Frau sticht Mann, homo sticht hetero, schwarz sticht weiß, trans sticht alles. Dafür ruinieren wir Karrieren und Kindheiten, zensieren Sprache, Wissenschaft, Debatte und freies Denken. Statt Probleme zu lösen, schafft die neue Genderund Identitätspolitik täglich neue Opfer. Wenige Jahre und Millionen Euro später ist klar: Es geht um nicht weniger als um alles. Zeit für Birgit Kelle nachzulegen.
Noch Normal? Das lässt sich gendern! Gender-Politik ist das Problem, nicht die Lösung ISBN: 978-3-95972-364-0 304 Seiten Softcover 19,99 € (D) 20,60€ (A)
» Freundliche Menschen Das bekanntermaßen strukturstarke Gebiet arbeitet sich noch immer an einer Verfrustung der Bewohner inklusiver transgenerationale Weitergabe ab. Die bundesdeutsche Kolonialisierung scheint nach 30 Jahren noch immer tief zu sitzen. Nicht anders will man sich den Erfolg der namentlich bekannten »populistisch« ausgerichteten Parteien erklären. Die Chemnitzer sind freundliche Menschen, zudem radfahrfreundlich. Die zu DDR-Zeiten weit angelegten Straßen laden städteplanerisch zukünftig zur Errichtung angenehm großer Radfahrwege ein. Als ob die sozialistischen Arbeiterparteiurbanisten der breiten Straßen der Nationen in den Nachkriegsjahren die helikoptrierenden Lastenradfahrerpapis der Zwanzigerjahre dieses Jahrhunderts mitbedacht hätten. So fügt sich wohl das eine in das andere. Der Autor hat sämtliche Stationen des geografisch weit auseinanderliegenden Eröffnungsreigens mit dem Leihrad zurückgelegt. Diese rund 25 Kilometer waren freudvoll zu erleben. Man erfährt die wunderbare Disziplin des wertschätzenden Wartens bei roten Ampeln. Zudem begegnet dem Chemnitzbesucher eine architektonische Stadt der Gegensätze, der Brüche und Einschnittstellen. Die wenigen, nach den Zerstörungen des zweiten Weltkrieges und den Abrissen der Nachkriegszeit erhalten gebliebenen Bauten werden eingerahmt von kryptobrutalistischer Nachkriegsarchitektur. Dem Wesen nach ist das Zusammenspiel nicht immer harmonisch. Gerade diese Gegensätze jedoch machen die Reise durch die Bezirke so spannend. So lesen sich die Radkilometer, die an diesem Tag zwischen den Orten der Eröffnungsperformances zurückge80 /// FAZIT DEZEMBER 2021
legt wurden, als Reise durch die verschiedenen Strömungen des Wiederaufbaus in der Nachkriegszeit. Das aus den frühen Neunzehnhundertsiebzigerjahren stammende und wohl bekannteste Aushängeschild der Stadt, das Karl-Marx-Denkmal, steht nicht unweit von Gebäuden aus der Neorenaissance. Dazwischen finden sich »Neue Sachlichkeit«, ein Haufen klassische Moderne und natürlich städtebaulich Spannendes aus DDR-Zeiten, wie das über 100 Meter hohe ehemalige Interhotel und die Stadthalle. Überhaupt lädt die »Straße der Nationen« zum Verweilen und Flanieren ein. Der spannende Mix ergänzt sich durch Grünflächen in den Außenbezirken wie Markersdorf, eine Location der Intervention des Eröffnungsprojektes mit seinen Plattenbauten und Sonnenberg das mit einer feschen Altbausubstanz im Gründerzeitlook aufwarten kann. Gerade in den erwähnten Außenbezirken finden sich besondere Leckerbissen, die das Herz des Teilzeitarchitekturaficionados höherschlagen lässt. Chemnitzens Kulturhauptstadtmotto »C the Unseen!« bekommt gerade dadurch eine breitere Bedeutung. Regionale Kompetenz Dass das »Narrativ der Kulturhauptstadt« von um das regionale Wissende und international erfahrene Menschen gestaltet und erzählt werden soll, ist bewusstes und vernünftiges Kalkül. So holt man als Geschäftsführer eben Stefan Schmidkte, mit Schauspiel-, Dramaturgie-, Kulturmacher- und Managementerfahrung in der ehemaligen DDR und in Russland und anschließend weltweit, als wachen, aufmerksamen Wirbelwind aus der Region in die Region zurück. Identitätsstiftung allenthalben. Seine Slavophilie ist ein di-
Alles Kultur
Hörerlebnis für Groß und Klein
Familienalbum, die Zweite
cker Bonus, in einer Region mit einer slavischen Toponymie (Colmnitz, Niederbobritzsch e.a.) Das es sich hier teilweise um AFD-Hochburgen handelt, erinnert in seinem Phänomen ein wenig an Wahlerfolge Jörg Haiders in Südkärnten. Dem gelernten Slovenisten, der Autor dieser Zeilen ist einer, wird warm ums Herz bei all den schönen deutschen Realisierungen der Ortsnamen. Wie am Beispiel Chemnitz, das auf dem slawischen »kamen« (Stein) basiert. Das kennen wir auch vom slowenischen Kamnik oder auch von Kammern im Liesingtal. Kulturbooster Um den minimalen Vorsprung der beiden – sorry! – großen Schwestern Leipzig und Dresden aufzuholen und den Bevölkerungsschwund zu stoppen, wird einiges passieren wollen. Ein Kulturjahr als Booster kommt da gerade richtig. Die spannende Stadt macht Lust auf einen weiteren Besuch. Volle Wertschätzung! n
Einen aktuellen Überblick über das Programm finden Sie unter chemnitz2025.de
Sing Sang Song 2 Zusammenstellung diverser Kinderlieder ca. 13 Euro hoanzl.at
Von Peter K. Wagner
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m Auto, es ist Oktober, Fahrt zu den Großeltern, ein Sonntagsmittagessen steht an. Der Vierjährige auf der Rückbank ist tendenziell stark auf der Suche nach einem Grund, eine trotzphasengerechte Episode zu starten. »Kind«, sage ich mit letzter Energie, schon nahe am Status »sehr genervt«. Ich sammle meine letzte Energie, schließe kurz die Augen (wir stehen an der Ampel, keine Sorge), puste einmal aus und setze regelrecht heroisch zum letzten Versuch der Rettung des Moments an: »Ich habe da eine ganz tolle Sache zugeschickt bekommen«, sage ich ruhig und cool. »Ein Spielzeug?«, fragt der Junior interessiert. »Nein, eine ganz tolle CD – für Erwachsene und Kinder! Ist das nicht lustig, Erwachsene und Kinder, nicht nur für Erwachsene oder nur für Kinder, sondern für beide!« – »Ja«, sagt er, lächelnd. Aus dem kleinen potentiellen Vulkan ist ein Fisch geworden, keine Trotzexplosion, er hat angebissen, haha! Es dauert exakt 56 Sekunden, bis das erste Lied von »Monsterheart & David Pfister« – mit dem klingenden Titel »Die Roboterreise« – in den Refrain findet, und der
juvenile Musikkritiker in spe hinter mir begeistert feststellt: »Das ist lustig.« Er mag Reime halt sehr gerne gerade. Und da kommt eine Textzeile wie diese gut an: »Roboter machen Sachen, Roboter weinen Tränen, aber am liebsten tun Roboter lachen.« Seit besagter Ausfahrt hat es »Sing Sang Song 2« nicht mehr aus dem CD-Player im Auto geschafft. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass auch die Zielgruppe »Erwachsen« (zumindest laut Geburtsurkunde) anmerken möchte, dass die sehr zeitgeistig angelegten Stücke von Künstlern wie Ernst Molden, Kreisky oder Norbert Wally ansprechend und hörenswert sind. So sehr, dass auch einsame Autofahrten ohne Sohn schon einmal statt verpodcastet mit der zweiten Ausgabe der – an dieser Stelle schon einmal als »Familienalbum« bezeichneten – Liedersammlung verbracht wird. Und, ach ja, zwischen all den neuen und alten Kinder-und-Erwachsenen-Nummern gibt es nicht zuletzt eine sehr sauber und lieblichst interpretierte Version von »Kommt ein Vogel geflogen«. Von einem gewissen »Fraeulein Astrid«. Warum die gesondert erwähnt wird? Den n Namen sollte man sich merken. FAZIT DEZEMBER 2021 /// 81
Fotos: Chemnitz 2025, Pumpkin Records
Mit »Testphase #4«, einer künstlerischen Intervention von Folke Köbberling auf dem Parkplatz der Albert-Einstein-Grundschule, wurde »WE PARAPOM!« als eines der Kernprojekte von Chemnitz 2025 eingeläutet.
Auch diese Vorweihnachtszeit kennt viele potentielle Geschenke. Mit dabei ist heuer eine Fortsetzung: »Sing Sang Song 2«. Kinderlieder für Jung und Alt zwischen »ansprechend« und »Das ist lustig!«
Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl
I
nzwischen hat auch die Politik begriffen, dass ein weiterer Lockdown die Pandemie nicht stoppen, sondern bestenfalls dämpfen wird. Daher werden jetzt nicht nur die Gehsteige hochgeklappt. Auf Initiative des steirischen Landeshauptmannes Hermann Schützenhöfer wird endlich die längst überfällige Impfpflicht eingeführt. Die Regierung stand unter Zugzwang. Ihre lässige Art der Pandemiebekämpfung hat Tausende schwere Krankheitsverläufe – vorwiegend unter Impfverweigerern – zugelassen. Dadurch wurde das Gesundheitssystem nahe an den Zusammenbruch geführt. So können etwa in Graz seit Wochen keine lebenswichtigen Eingriffe bei nicht akut lebensbedrohlichen Krankheiten durchgeführt werden. In Salzburg wurden bereits Triagen eingerichtet. Dort entscheidet ein Ärzteteam darüber, wer ein Intensivbett bekommt und wer zum Sterben zurückgelassen wird. Dabei wird ausschließlich die Überlebensprognose und nicht der Corona-Impfstatus als Entscheidungsgrundlage herangezogen.
Endlich kommt die Impfpflicht! Leider um Tausende Tote zu spät
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Jetzt wird wieder alles dicht gemacht. Lockdown und Impfpflicht wurden gemeinsam beschlossen. Und weil sich Mut nicht kaufen lässt, ist halt der Älteste unter den Landeshauptleuten vorgeprescht. Hermann Schützenhöfer muss niemandem mehr etwas beweisen. Im Gegensatz zu anderen Entscheidungsträgern hat er sich schon früher zu unpopulären Maßnahmen hinreißen lassen, wenn er sie für notwendig hielt. Selbst wenn ihm, wie wahrscheinlich auch diesmal, klar war, dass das Wählerstimmen kosten wird. Die FPÖ hat sich nämlich aus rein populistischen Gründen zum Sprachrohr der Impfgegner gemacht. Wider besseres Wissen hat Herbert Kickl vor einigen Wochen ohne wissenschaftliche Grundlage die Empfehlung abgegeben, das Medikament Ivermectin gegen Corona einzusetzen. Das Entwurmungsmedikament gilt als äußerst gefährlich und muss deshalb sehr genau dosiert werden. Es wird beim Menschen zur Bekämpfung von Fadenwürmern, Kupferakne und von Krätzmilben eingesetzt. Kickls treue Gefolgschaft hat das rezeptpflichtige Medikament über die Veterinärmedizin bezogen und nicht nur gehamstert, sondern leider auch verwendet. Ein verirrter FPÖ-Jünger ist durch diesen Irrsinn leider auf der Intensivstation gelandet. Dass die FPÖ gemeinsame Sache mit wirren Verschwörungstheoretikern macht, von denen viele in Corona sogar einen gezielten Anschlag von Microsoft-Gründer Bill Gates sehen, ist unverzeihlich. Dabei ist unzweifelhaft nachgewiesen, dass die inzwischen milliardenfach verimpften Boten-RNS- und Vektorimpfstoffe hervorragend vor schweren Covid-Verläufen schützen. Die große Mehrheit der Österreicher ließ sich natürlich von der Wirksamkeit der dreiteiligen Impfung überzeugen. Den Kampf um die Impfskeptiker hat die Wissenschaft jedoch verloren. Und da sich die Impfquote mit vernünftigen Argumenten nicht mehr erhöhen lässt, und auch der Erfolg von indirekten Impfzwängen, wie dem Lockdown für Ungeimpfte, ausgereizt ist, führt kein Weg an einer harten Impfpflicht mehr vorbei. Natürlich kommt der Impfzwang um drei Monate zu spät,
denn inzwischen kann die vierte Welle nur mehr durch den Lockdown gebrochen werden. Leider gelingt es auch nicht mehr, die Impfgegner über seriöse Medien zu erreichen. Stattdessen ist damit zu rechnen, dass sie sich in ihren Socialmedia-Bubbles weiter isolieren und sich der Propaganda von unseriösen Populisten wie Herbert Kickl aussetzen. Einige lassen sich dadurch lediglich verhetzen, andere aber sogar radikalisieren. Vor diesem Hintergrund muss einmal mehr darüber nachgedacht werden, wie globale Socialmedia-Monopole, die mit ihren unheimlichen Algorithmen das unbemerkte Zustandekommen gefährlicher Blasen ermöglichen, gestoppt bzw. demokratisch kontrolliert werden können. Im März des Vorjahres begrüßten übrigens von 88 Prozent der Bevölkerung den ersten Lockdown. Vor wenigen Tagen – noch vor dem jetzigen Lockdown – erklärten sich nur mehr 14 Prozent der Puls-4-Zuseher mit der Coronapolitik der Regierung einverstanden. Die spannende Frage ist, ob die Regierung die Pandemie mit der angekündigten Zwangsimpfung wirklich besiegen kann. Und auch, ob sie zumindest die Impfbefürworter zurückgewinnen wird. n
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