176
100 JAHRE INSELLIEBE Familie Brune auf Norderney - Episode 1
Die Leidenschaft für Norderney besteht seit Kindertagen - das gilt für uns und für viele, die sich hier (wie) zu Hause fühlen. Als wir nach der Jahrtausendwende damit begonnen haben dieses Magazin herauszugeben, kannten wir auf der Insel fast niemanden. Familie Brune hat die Türen von Anfang an weit aufgemacht - und uns in einer Phase von Euphorie und Aufbruch an spannenden Gedanken und Plänen teilhaben lassen. Wir erinnern uns noch sehr gut daran, wie uns Jens Brune im Frühjahr 2005 zum ersten Mal durch das Haus am Meer geführt hat, das damals gerade als das service-orientierteste Hotel Niedersachsens ausgezeichnet worden war. In dem mehr als 17 Jahre zurückliegenden Gespräch stellt der Hotelier eine Mentalitätsfrage in den Raum, die auch wir uns - in völlig anderem Kontext - seitdem immer wieder zu Herzen genommen haben: "Wie überrasche ich den Gast?" Dieses Leitmotiv - verbunden mit höchstem Anspruch an Service und Qualität - bleibt bis heute in den Unternehmungen erkennbar - vom Seesteg bis zur Milchbar, vom Inselloft bis zur Marienhöhe. Kaum jemand hat in den vergangenen Jahrzehnten auf Norderney so nachhaltig markante Spuren hinterlassen wie die Bremer Architekten- und Hoteliersfamilie Brune - und mit dem Haus am Meer hat einst alles angefangen. 100 Jahre Inselliebe. Familienchronik - das mag zwischen flüchtigen Instagram Posts, Reels und Storys für manchen im ersten Moment ein bisschen wie ein Anachronismus klingen. Doch was wir heute auf Norderney mit offenem Mund und großen Augen freudig genießen und bestaunen, ist nicht vom Himmel gefallen, sondern beruht auf Mut und Weitsicht vergangener Tage. Wir jedenfalls haben uns immer schon gefragt, wie die Brunes nach Norderney gekommen sind, wie sich alles entwickelt hat und zusammenhängt. Es lohnt sich zurückzuschauen. Am Beginn der Geschichte stehen die gesunde Seeluft und die Liebe zu einer Frau. 1922 liegt der Erste Weltkrieg nur wenige Jahre zurück. In einer Zeit des Umbruchs und der Unsicherheit hadert der Dresdener Uhrmacher Max Siede mit sich und der Welt. Seine Frau Else leidet an schwerem Asthma. Die Therapien schlagen nicht an. Schweren Herzens entscheiden sich die beiden, den Betrieb und ihr gesamtes Hab und Gut zu verkaufen, um auf Norderney ein neues Leben anzufangen - in der Hoffnung, dass das Reizklima an der Nordsee Else Siede eine Linderung ihrer Beschwerden verschafft. Und es funktioniert. Mit etwas Glück gelingt es dem Paar, das Gebäude in der Kaiserstraße 3 zu erwerben - das heutige Wittehuus - und als "Haus am Meer" zu einem Hotel ersten Ranges zu machen, in dem zum Beispiel der Außenminister der Weimarer Republik - Gustav Stresemann - ein Stammgast war. 1937 kommt als Dependance das heutige Rodehuus vis-a-vis der Milchbar hinzu - zunächst als reines Bettenhaus. Das Fundament ist gelegt - für eine bis heute andauernde Erfolgsgeschichte.