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In Zukunft gefragt: Blockchain-Wissen

„Dieses Wissen wird gefragt sein“

Immer mehr Branchen und Unternehmen wollen auf Blockchain setzen. Doch wie implementiert man diese Technologie überhaupt und welche Expertise ist dafür gefragt? Prof. Dmitri Boreiko, einer der wenigen Experten in Italien, klärt auf.

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Professor Dmitri Boreiko ist ein Spätzünder. Es war vor fünf Jahren, damals war er 43 Jahre alt, als er dieser aufstrebenden Technologie verfiel: Blockchain. Diesem digitalen Kontoauszug für Transaktionen zwischen Computern, der jede Veränderung genau erfasst, sie dezentral und transparent auf viele Rechner verteilt speichert. Mittlerweile zählt der gebürtige Weißrusse, der seit 15 Jahren in Südtirol lebt und hier Prof. Dmitri Boreiko: Der gebürtige Weißrusse lebt seit 15 Jahren in Südtirol und lehrt an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der an der Freien Universität Bozen lehrt, zu Freien Universität Bozen. den wenigen Experten in Italien in diesem Bereich. Dabei ist das Potential der Blockchain-Technologie enorm und hat das Zeug, die Rolle traditioneller Player, vor allem im Bereich Finanzen, grundlegend zu verändern. Im Gespräch mit Südtirol Panorama spricht Prof. Dmitri Boreiko über eine Technologie, die für Jobs der Zukunft unerlässlich sein wird.

Fo t o : P r i v at Welche Möglichkeiten gibt es in Europa, sich im Bereich Blockchain aus- und weiterzubilden? Leider noch sehr wenige. Es gibt noch keine Universität mit einer eigenen Blockchain-Fakultät und es gibt auch erst wenige Professoren, die diese Materie lehren. Es gibt nur, wie wir sie auch hier in Bozen anbieten, Kurse zu dieser Technologie. So bieten wir im Masterstudiengang in Accounting and Finance eine Lehrveranstaltung „Data Analytics, Big Data and Blockchain“ an. Dabei ist das Interesse groß und die Karrierechancen sehr vielversprechend. Die Einführung eines „Master of Blockchain“ hätte sicher Zukunft. Denn die globale Finanzbranche sucht bereits jetzt händeringend nach Leuten, die sich mit Blockchain auskennen. Der Bedarf an Expertise ist groß.

SÜDTIROL PANORAMA: Ist die Blockchain-Technologie ein Job der Zukunft?

PROF. DMITRI BOREIKO: Ohne Frage. Ich vergleiche es immer mit Lesen und Schreiben. Wer vor hundert Jahren diese Fähigkeiten besaß, war klar im Vorteil. Mit Blockchain verhält es sich genauso. Wer sich künftig Wissen über diese Technologie aneignet und versteht, wie man es für das eigene Business einsetzen kann, hat einen klaren Wettbewerbsvorteil. Denn die Technologie wird das Wirtschaftsleben in den kommenden Jahren transformieren.

Wie sind Sie zur Blockchain-Technologie gekommen?

Das war vor vier Jahren. Ich war als Visiting researcher an der „London school of economics“ in London, wo ich früher Rechts- und Finanzwissenschaften studiert habe. Dort bin ich auf das Thema Blockchain aufmerksam geworden. In Italien gab es damals zu diesem Thema noch kaum Wissen. Blockchain hatte den Ruf als Spekulationswährung und als Plattform, um verbotene oder gestohlene Güter zu handeln. Je mehr ich mich auf das Thema einließ, umso interessanter wurde es.

Die Blockchain-Technologie soll Informationssicherheit garantieren. Sämtliche Datentransaktionen werden dezentral im Blockchain-Netzwerk verteilt. So sind sie für alle nachvollziehbar gespeichert.

Der Block wird an alle Computer im Blockchain-Netzwerk gesendet.

Alle Informationen der Transaktion werden einem Datenblock hinzugefügt.

Blockchain

So funktioniert die Technologie

Das Netzwerk überprüft, ob die Transaktion gültig ist.

A möchte B Geld senden.

A B

Der Block wird der „Blockchain“ hinzugefügt. Die Transaktion ist nun unlöschbar und transparent.

A B

Die Transaktion ist abgeschlossen: B hat das Geld von A erhalten.

Wie gesättigt ist der Markt an Blockchain-Experten?

Es gibt weltweit noch sehr wenige Experten. Obwohl sich die Blockchain-Technologie rasant weiterentwickelt, steht sie erst am Anfang. Umso attraktiver ist es, sich in diesem Bereich auszubilden. In Zukun wird Blockchain in immer mehr Unternehmensbereichen eine Rolle spielen: vor allem im Bereich Finanzen, Controlling, Buchhaltung, aber auch in der Logistik, im Marketing oder im Vertrieb. Und zwar quer durch alle Branchen, von der Finanzbranche über die Weinwirtscha bis hin zum internationalen Handel. Man kommt nicht mehr daran vorbei. Aber die Aufgeschlossenheit und die Auseinandersetzung mit diesem ema braucht Zeit.

Noch aber haben Unternehmen Berührungsängste, warum?

Weil das Wissen rund um die Technologie fehlt. Die Blockchain-Technologie wird vor allem mit Kryptowährungen wie Bitcoin in Verbindung gebracht. Dabei geht es um viel mehr. Es geht darum, Datentransaktionen nicht zentral auf einem Server zu speichern, sondern dezentral in der Blockchain. Der Vorteil: Die Information ist dank dieser gläsernen Struktur nicht manipulierbar. Das heißt, Manipulation ist schwer durchsetzbar. Einmal hinterlegte Daten können nicht mehr geändert werden.

Das heißt, die Blockchain bietet vor allem Transparenz.

Genau, denn sämtliche Datentransaktionen werden dezentral im Blockchain-Netzwerk verteilt und sind so für alle nachvollziehbar gespeichert. Das garantiert die Informationssicherheit. Um ein konkretes Beispiel zu nennen: Lieferprozesse können so transparent rückverfolgt und dokumentiert werden. Somit hat der Konsument Sicherheit über die Herkun und den Herstellungsprozess von Produkten. Der Konsument kann etwa einen QR-Code auf einer Wein asche abscannen und lesen, wo, wann und von wem der Wein produziert wurde. Das scha Vertrauen und schützt vor Fälschungen.

Überzeugt das noch zu wenige Unternehmen?

Ihre Daten transparent zu machen, dagegen wehren sich manche Unternehmen noch. Deshalb schrecken sie vor dieser Technologie zurück. Zudem wirkt die Block-

chain-Technologie auf den ersten Blick sehr kompliziert. Dabei ist es im Grunde sehr einfach. Es ist ein reales Konzept in einer digitalisierten Welt. Viele Unternehmen sind sich aber noch gar nicht bewusst, welche Chancen sich konkret ergeben können.

Sehen klassische Finanzinstitute die Technologie nicht als Konkurrenz?

Erklären Sie es uns.

Chancen ergeben sich etwa in Punkto E zienzsteigerung. Geschä sprozesse, auch Transaktionen, können automatisiert werden. Das spart Zeit, und menschliche Ressourcen können für andere Aufgaben verfügbar gemacht werden. Außerdem bietet Blockchain gerade im Bereich Transaktionen viele Vorteile. Überweisungen von einem Land zum anderen dauern nicht mehr einige Tage, sondern können in weniger als drei Sekunden getätigt werden – ganz ohne Bank und Finanzvermittler und zu sehr niedrigen Transaktionskosten.

Zunächst war die Sorge groß, von Fintech-Unternehmen verdrängt zu werden. Aber dazu ist „Wir brauchen mehr es nicht gekommen. Auch Bitcoin und andere Blockchain-Währungen Experten, denn diese Technologie entwickelt haben das internationale Bankensystem nicht ins Wanken gebracht. Im Gegenteil: Große Banken insich rasant weiter.“ vestieren in Fintech-Unternehmen – für sie eine Möglichkeit die neuProf. Dmitri Boreiko en Technologien in ihr bestehendes Business zu integrieren. Beide werden auch in Zukun eine Existenzberechtigung haben. Denn das Finanzsystem hat bis jetzt gut funktioniert, eine Revolution würde alles zerstören. Eine Evolution ist immer besser als eine Revolution.

Ist Blockchain in Südtirols Wirtschaft bereits ein Thema?

Noch nicht wirklich. Wobei sich immer mehr Betriebe, vor allem Banken, dafür interessieren. So haben wir vor der Corona-Pandemie Informationsveranstaltungen im Bereich Blockchain für die Südtiroler Sparkasse angeboten.

Wie bereitet man sich auf eine Blockchain-Karriere vor?

Wir müssen uns dafür stark machen, dass BlockchainTechnologien Teil von Ausbildung und Studienangeboten

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„Ob Bitcoins irgendwann salonfähig werden, hängt ganz davon ab, wie viele Nutzer darauf aufspringen.“

Prof. Dmitri Boreiko

werden. Und zwar möglichst früh. In Zukun brauchen wir unbedingt mehr Experten, denn diese Technologie entwickelt sich in einem rasanten Tempo weiter. Eine Kombination aus Finanzwissen und Informatik ist sicher ideal. Dazu kann ein BWL- oder Wirtscha sinformatik-Studium eine gute Grundlage sein. Danach kommt es auf die Spezialisierung an. Wir brauchen in Zukun noch mehr Branchenexperten. Also Fachleute verschiedenster Branchen, die zusätzlich ein ausgeprägtes Blockchain-Wissen haben. Die wissen, wie die Technologie funktioniert und wie man sie für das eigene Business nutzen kann. Diese Fachleute werden in Zukun in Konzernen genauso wie in Banken oder Rechtsanwaltskanzleien gefragt sein.

Ein Blick in die Zukunft: Werden Bitcoins irgendwann salonfähig werden?

In welchen Ländern hat man die besten Karrierechancen?

Im Moment sicher in all jenen Ländern, die für die Technologie bereits sehr aufgeschlossen sind. Allen voran die Schweiz, Liechtenstein, Malta, Estland oder Singapur.

Immer wieder ist die Rede von üppigen Verdiensten, bereits im ersten Berufsjahr sollen über 60.000 Euro Jahresgehalt drin sein. Können Sie das bestätigen?

Nein, das kann ich nicht bestätigen. Ich hatte aber Studenten, die eine Diplomarbeit zum ema Blockchain geschrieben haben und sofort von großen internationalen Unternehmensberatungen engagiert wurden. Wer sich in diesem Bereich auskennt, ist gefragt und steigt auch sofort mit einem anderen Grundlohn ein.

Die Ursprünge der Blockchain liegen in der Kryptowährung Bitcoin. Hat Blockchain deshalb nach wie vor ein Imageproblem?

Auf jeden Fall. Dabei ist die Blockchain ja nur die Technik, die dahintersteckt. Bitcoin wurde vor 13 Jahren aus der Taufe gehoben – als dezentrale digitale Währung, die ohne Banken und Zentralbanken auskommt und der mittlerweile sehr viele weitere alternative Kryptowährungen gefolgt sind.

Trotz der Höhen üge haben sie aber nach wie vor ein Imageproblem. Ihnen wird vorgeworfen von Kriminellen genutzt zu werden, der Umwelt zu schaden oder wie eine Art Schneeballsystem zu funktionieren. Dabei sage ich immer: Wenn jemand mit einem Mikroskop etwas Illegales untersucht, kann man doch nicht gleich Mikroskope verbieten. Das Hauptproblem ist nach wie vor, dass das System von der Mehrheit nicht verstanden wird. Und entsprechend fehlt das notwendige Vertrauen. Gold und Bargeld kann man anfassen, bei Aktien weiß man, dass Unternehmen dahinterstecken, Bitcoins dagegen sind nicht greifbar. Dabei sind 5 Euro Bargeld auch nicht mehr als eine Garantie des Staates. Bitcoin hat im Grunde das gesamte System als Garantie. Ob Bitcoins irgendwann salonfähig werden, hängt am Ende ganz davon ab, wie viele Nutzer darauf aufspringen.

Und das macht den Finanzämtern Angst?

Vor 13 Jahren wurde Bitcoin als dezentrale Währung aus der Taufe gehoben. Mittlerweile folgten viele weitere Bitcoin ist ein internationales System und kann von einem ein-

Kryptowährungen. Die Technologie, die zelnen Staat nicht reglementiert dahintersteckt, ist die Blockchain. werden. Das macht die einzelnen Staaten natürlich total wild und man fürchtet, dass Spekulation betrieben und das Kapital am Fiskus vorbeigeführt wird. Aber ein Staat, wie China es auch bereits getan hat, kann Bitcoin natürlich verbieten. Wirklich klug ist das nicht, da das Land damit viel Wettbewerbsfähigkeit einbüßt. Auch in der EU wurde ein Verbot von Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether gefordert. Allerdings wegen der hohen Klimakosten. Denn der Prozess des Minings, wo neue Bitcoins geschür werden, erfordert eine enorme Rechenleistung und ist damit sehr energieintensiv. Am Ende kam es nicht dazu, der Wirtscha sausschuss des EU-Parlaments hat sich Mitte März gegen ein Verbot ausgesprochen. ◀

VERENA PLIGER

Foto: Alexia Kozik/Pexels

„WER WACHSEN WILL, MUSS NACHHALTIG SEIN“

Hypo Vorarlberg Leasing: mit dem Finger am Puls der Zeit.

Hypo Vorarlberg Leasing bietet Jobbewerbern interessante Entwicklungsmöglichkeiten und achtet auf die geänderten Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – unter anderem hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Ökologisch, sozial und ökonomisch verantwortungsvoll zu agieren, ist angesichts der riesigen Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt, wichtiger denn je. Die Hypo Vorarlberg Leasing AG macht genau das und unterstützt Unternehmen dabei, sich nachhaltig auszurichten und Veränderung proaktiv mitzugestalten.

Die Geschichte des Leasingfinanziers reicht über drei Jahrzehnte zurück, das Mutterhaus, die Hypo Vorarlberg Bank, feiert heuer gar ihr 125-jähriges Bestehen. Es war und ist der Blick nach vorne, der die Hypo Vorarlberg Leasing AG zur Führungsrolle in der Region verhalf; mit den richtigen Lösungen zur richtigen Zeit. Aktuell ist es etwa der Ausbau des Maschinenleasings, der vielen Betrieben dabei helfen soll, die Modernisierung ihres Maschinenparks clever und gut planbar zu finanzieren. Es liegt in der Natur des Leasings, dass Unternehmen ihr Eigenkapital schonen und die übermäßige Bindung von Kapital verhindern können. Die Leasingraten, die für eine gewisse Vertragslaufzeit vereinbart werden, sind steuerlich begünstigt. Zudem lassen sich attraktive Anreize des Staates nutzen (z. B. „Nuova Sabatini“, „Industrie 4.0“). Die Hypo Vorarlberg Leasing AG ist Gestaltungspartner der Wirtschaft – für Betriebe aller Größen und Branchen. Einerseits durch die Fachkompetenz der insgesamt 40 Spezialisten im Team, andererseits durch die Nutzung digitaler Lösungen: Kunden sollen dadurch Aufwand und Wege sparen, um mehr Zeit fürs eigene Business zu haben. Die hohen Standards, die der Leasingfinanzierer in der Kundenbeziehung verfolgt, greifen auch intern: Hypo Vorarlberg Leasing bietet Jobbewerbern interessante Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen und achtet auf die geänderten Bedürfnisse der Mitarbeiter hinsichtlich individueller Gestaltungsräume und Eigenverantwortung, der zeitlichen und örtlichen Flexibilität, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie der Gesundheit am Arbeitsplatz. ❧

infobox Hypo Vorarlberg Leasing AG

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