Das Heft – Ausgabe Nr. 6 (2021) – Schule 2030 – Bildung erneuern

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KOLUMNE

Das Alphabet der Schule der Zukunft

uneingeschränkte Lernmöglichkeiten im Umfeld, in der Umwelt, im ganzen Universum. Wobei die persönliche Umgebung der Ausgangspunkt bleibt.

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ind zentriert und Kind gerecht sollte die Schule sein. Kunst in Form von Instagram-Kalendern, Kultur im Dienste des Klimaschutzes und Kulinarik in Form von Zuckerwatte.

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topisch? Vieles wird ja bereits von unorthodoxen und umsichtigen Lehrpersonen umgesetzt. Nur lässt sich der Umsatz bei der Bildung nicht messen. In einem stets schnelllebigeren Umfeld zählt leider noch immer der schnelle Erfolg auf Kosten der Umwelt.

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atürlich müssten in Zukunft Natur, Nachhaltigkeit und CO2-Reduktion besonders Gewicht erfahren. Das Wort «Erde» endet leider nicht auf den Buchstaben N. Es gibt nicht mehrere Erden. Nur diese eine, deren Nutzung möglichst gerecht auf alle verteilt werden sollte.

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amilie und Herkunft dürfen nicht über Erfolg entscheiden, sondern Fähigkeiten und Fertigkeiten. Das bedingt auch eine Feinjustierung des Fächerkanons, um nicht ein fremdenfeindliches System zu festigen. Damit dereinst mehr Fatimas und Fatmirs in Firmenleitungen sitzen. Weil sie eine faire Chance gehabt haben werden. Back to the Futur II.

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Patti Basler schreibt über kindgerechte Schule, über eine Feinjustierung des Fächerkanons, über Tatendrang der Schüler*innen im Unterricht, über Ziele – und Zuckerwatte. Von Patti Basler

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ukünftig wird Schule nicht immer zielgerichtet sein. Nicht die Ziele des Lehrplans werden angestrebt, sondern die Fähigkeit, diese Ziele zu erreichen. So steht nicht der Zweck im Zentrum, sondern der Prozess des Lernens. Zeugnisse, Zensuren, Zertifikate rücken in den Hintergrund. Wichtiger werden zentrale Kompetenzen wie Zusammenarbeit, neue Zugänge oder zyklisches Lernen. Die Mittel heiligen den Zweck. Dadurch kann Neues entstehen. Wie in der Forschung sogar oft durch Zufall: Da experimentiert jemand an einem Rezept für Zuckerwatte und Zack! ist der Zement zur Bindung von CO2 erfunden.

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nter Umständen wird gar kein Unterricht mehr geboten, sondern eine reine Lernbegleitung. Keine Unterwerfung unter einen Richtplan, sondern

aten hinken den Worten hinterher wie die Schulen der technischen Revolution. Die To-Do-Liste ist lang. Noch weiss man nicht sicher, welche Technologien die Talente und den Tatendrang der Lernenden fördern. Die technische Moderne erschöpft sich oft schon in kleinen Täuschungsmanövern: Tanztraining im Turnunterricht mit der TikTok-Taktik, Tastaturschreiben unter dem Tarnmantel neuester Tablet-Typisierung, Textarbeit im Kleid von Tinderanfragen oder Troll-Timelines. Doch Treibstoff ist auch hierfür das passende Tarifsystem. Nicht, dass es in der Schule ähnlich bleibt, wie es neulich bei meiner Hausärztin tatsächlich passierte. Auf die Frage: «Kann ich die Angaben elektronisch eintragen?», antwortete sie: «Ja. Machen Sie dann einfach ein PDF, drucken Sie es aus und schicken Sie es mir per Post, damit ich es der Apotheke übermitteln kann. Per Telefax.» Noch scheint also die Digitalisierung nicht in trockenen Tüchern. Aber man darf ja noch Träume haben. Bis dahin tüftle ich weiterhin an der Zuckerwatte und hoffe auf ein technologisches Wunder.

PATTI BASLER ist Slampoetin, Moderatorin, Kabarettistin, Lehrerin, Erziehungswissenschafterin und Trägerin des Kabarettpreises Salzburger Stier.

56 DAS HEFT  PH-Magazin Nr. 6 2021

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