AUS DER PH
Drama als Lernprozess Zwei Studierende der PH FHNW ergründen mit ihren Schüler*innen komplexe Themen theatralisch. Von Michael Hunziker (Text), Eleni Kougionis (Fotos)
Die grosse Pause ist just vorbei und die Kinder stürmen ins Schulzimmer zurück, das aber in der Zwischenzeit zum Firmensitz der «3B-Technology» geworden ist. «Kommt, wir haben ein Meeting», ruft die Lehrerin Anja Rasson, die in einem schwarzen Businessjackett vor dem aufgeklappten Laptop sitzt und noch kurz die wichtigsten Mails aus Übersee checkt. «Leute, heute muss es sprudeln», mahnt sie, «wir haben eine wichtige Deadline einzuhalten, die Lancierung unseres Handys steht an.» Und auch die Kinder sind von einer Sekunde auf die andere in ihrer Rolle – als Produktedesignerinnen, Marketingplaner oder Finanzspezialistinnen.
An diesem Morgen steht in der Klasse 3 B in Rohr das Thema Menschenrechte und wirtschaftliche Zusammenhänge auf dem Plan. Die verschiedenen Produktions- und Vermarktungsschritte einer Handyfirma sollen besprochen und deren Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen in den Zulieferländern aufgezeigt, oder besser, durchgespielt werden. Denn hinter dieser Unterrichtseinheit steht das didaktische Konzept des «process drama», das die beiden angehenden Lehrerinnen Anja Rasson und Heba Bajwa für ihre Bachelorarbeit zum Abschluss ihres Studiums aufgreifen und für sich weiterentwickeln. «Es geht dabei darum, ein Unterrichtsthema mit der Klasse durch Drama zu bearbeiten. Wir haben kein Endprodukt auf das wir hinarbeiten, sondern der Prozess steht im Vordergrund, auf dem wir dann aufbauen», sagt
In der Process-Drama-Lektion in Rohr wurden die Kinder zu Mineuren, die Rohstoffe für die Handyindustrie schürfen.
PH-Magazin Nr. 4 2020 DAS HEFT 35