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Digitaler Austausch mit der Romandie

Klassen aus der Deutschschweiz und der Romandie könnten künftig vermehrt digitale Tools nutzen, um miteinander in Kontakt zu treten. In einem Entwicklungsprojekt der PH FHNW werden derzeit mit Pilotklassen verschiedene Unterrichtseinheiten erarbeitet.

Von Marc Fischer

«Wann machen wir endlich weiter?» Diese Frage hat Jasmin Menini in den letzten Wochen öfters von ihren Schüler*innen gehört. «Die Klasse wollte den Austausch mit den neu gewonnenen Kolleg*innen aus Delémont fortsetzen», so Menini. Sie unterrichtet in Basel aktuell eine 3. Sek A. Entstanden ist der Kontakt mit der Klasse aus dem Jura im vergangenen Jahr im Rahmen eines Entwicklungsprojekts der PH FHNW. Das Spannende dabei ist, dass sich die beiden Klassen bislang erst aus dem digitalen Raum kennen. Denn: Das Entwicklungsprojekt nutzt das didaktische Potenzial digitaler Medien wie Chats, Videotelefonie oder Video- und Audioaufnahmen.

Fokus liegt auf Sprechen und Hörverständnis

«Wir haben zwei zweisprachige Unterrichtsmodule mit je fünf bis acht Lektionen erarbeitet», erklären Jan-Oliver Eberhardt und Carine Greminger Schibli von der Professur Didaktik der romanischen Sprachen und ihre Disziplinen des Instituts Sekundarstufe I und II der PH FHNW. Sie leiten gemeinsam das Entwicklungsprojekt, das vom Bundesamt für Kultur unterstützt wird. Der Fokus in den beiden Modulen liege auf dem Sprechen und dem Hörverständnis, so Jan-Oliver Eberhardt. «Die entsprechenden Aufgaben sind handlungs- und kompetenzorientiert.» Oberstes Ziel sei die authentische Kommunikation zwischen den Klassen aus den beiden Sprachräumen, ergänzt Carine Greminger Schibli. «Die

Schüler*innen sollen sich wirklich kennenlernen und dabei auch noch etwas über den Alltag, das Leben und die Kultur im jeweils anderen Landesteil erfahren.»

2022 suchten Eberhardt und Greminger Schibli acht Pilotklassen auf der Sekundarstufe I zur Erprobung der Unterrichtseinheiten. «Wir bildeten Tandems aus der Deutschschweiz und der Romandie. Neben einem ähnlichen Sprachlevel galt es auch andere Kriterien wie eine ähnliche Klassengrösse zu berücksichtigen», so Eberhardt. Jasmin Menini, die früher selbst an der PH FHNW studierte, wurde auf das Entwicklungsprojekt aufmerksam und meldete sich mit ihrer Klasse. «Ich hatte schon länger im Sinn, einmal einen Austausch mit einer Klasse aus der Westschweiz zu planen und wusste deshalb auch, dass es gar nicht so einfach ist, geeignete Klassen zu finden», so Menini. «Da mir zudem meine Klasse für das Projekt geeignet schien, habe ich mich gemeldet.»

Italienische Übersetzung geplant

Die beiden Lehrpersonen des Tandems haben sich dann für eines der beiden Module entschieden und einen gemeinsamen Zeitplan vereinbart. «Wir haben uns für die Produktion von Vorstellungsvideos entschieden», so Menini. So konnten sich die Schüler*innen ihren neuen Kolleg*innen aus dem anderen Sprachraum vorstellen und hatten dabei die Hemmschwelle der direkten Interaktion und des aufeinander Reagierens nicht. «Das hat die Kontaktaufnahme sicherlich vereinfacht», so Menini. Ihre Klasse habe die Aufgabe sehr ernst genommen. «Man merkte, dass sie einen guten Eindruck auf ihre neuen Kolleg*innen machen wollten. Gerade bezüglich der Aussprache hat das Projekt viel gebracht», blickt die Basler Lehrerin zurück. Diesen Aspekt haben Eberhardt und Greminger Schibli auch in den Feedbacks der Lehrpersonen und Schüler*innen erfahren. «Es war den Schüler*innen wichtig, bei ihren Partnerklassen einen guten Eindruck zu hinterlassen und ein qualitativ hochstehendes Produkt zu erarbeiten», weiss Carine Greminger Schibli.

Alle teilnehmenden Lehrpersonen gaben in jeweils einem Video-Interview Feedbacks zu den Unterrichtsmodulen und auch rund 90 Schüler*innen beantworteten einen Online-Fragebogen. Auf Basis dieser Rückmeldungen überarbeiteten die beiden Projektleitenden die bereitgestellten Materialien. «Es zeigte sich etwa, dass ein spezielles Vocabulaire für den Umgang mit digitalen Tools nötig ist», so Jan-Oliver Eberhardt. Zwei Klassentandems werden nun auch noch die optimierten Module durchführen. «Ziel ist es, die Unterrichtseinheiten online der Öffentlichkeit zugänglich zu machen», so Eberhardt weiter. Zudem sei in doppelter Hinsicht eine Ausweitung geplant: «Einerseits möchten wir auch Module für 5. und

6. Klassen erarbeiten und andererseits auch italienische Übersetzungen realisieren.»

Jasmin Meninis Klasse gehört zu den vier Klassen, die auch an der zweiten Projektphase teilnehmen. Ende März hat das Austauschprojekt wieder Fahrt aufgenommen. «Nun produzieren die Schüler*innen für die Partnerklassen Podcasts, in denen sie ihre Lieblingslieder vorstellen», sagt Jasmin Menini. Und: Der Austausch soll nicht in der digitalen Welt bleiben. «Ein reales Treffen der beiden Klassen soll ebenfalls stattfinden. Das wäre ein schöner Abschluss des Projekts, den sich auch die Schüler*innen wünschen.»

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