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Arbeit ist mehr als bloss Erwerbsarbeit

Das Fach «Wirtschaft, Arbeit, Haushalt» (WAH) nimmt die alltägliche Lebensführung von Menschen in ihrer ganzen Breite in den Blick. Ziel ist es, Schüler*innen zu einer gelingenden Lebensführung und -gestaltung zu befähigen. Damit Lernprozesse entsprechend initiiert werden können, ist es zentral, die Schüler*innenvorstellungen zu den verschiedenen Themen des Fachs zu kennen. Eine Studie der Professur Gesundheit, Haushalt, Wirtschaft der PH FHNW bietet dazu nun wichtige Anhaltspunkte.

Von Isabel Frese und Corinne

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Das Modell der Didaktischen Rekonstruktion ist ein theoretischer und methodischer Rahmen sowohl für die Unterrichtsplanung als auch für die fachdidaktische Lehr-Lernforschung. Bei der Didaktischen Rekonstruktion wird das Fachwissen in Verbindung mit den Vorstellungen der Schüler*innen gebracht. Diese beiden Sichtweisen bilden den Ausgangspunkt für den Lernprozess. Der im Unterricht angeregte Lernprozess bietet dann die Möglichkeit, diese individuell vorhandenen Vorstellungen weiterzuentwickeln und sie gegebenenfalls zu verändern. Der fachdidaktischen Erforschung der Schüler*innenvorstellungen zum Thema Arbeit, und damit einem wichtigen Themenbereich des Fachs WAH, kommt somit eine wichtige Bedeutung bei der Konzeption von Unterricht zu.

Zur Erhebung der Schüler*innenvorstellungen führte die Professur Gesundheit, Haushalt, Wirtschaft des Instituts Sekundarstufe I und II der PH FHNW im Frühsommer 2022 eine qualitative Fragebogenstudie (Onlinebefragung) durch. Es wurden je drei Klassen verschiedener Leistungsniveaus im 7. Schuljahr in den Kantonen Basel-Landschaft und Basel-Stadt vor Beginn des Unterrichts im Fach «Wirtschaft, Arbeit, Haushalt» befragt. Im April 2023 wurden leitfadengestützte Interviews mit zwölf Schüler*innen durchgeführt, um einzelne Aspekte zu vertiefen.

Die Schüler*innen wurden zunächst gefragt, was sie im Fach « Wirtschaft, Arbeit, Haushalt» zum Thema Arbeit zu lernen erwarten. Die Antworten der Schüler*innen bezogen sich mehrheitlich auf Arbeit im Haushalt und beschränken sich auf sichtbare Hausarbeit. Organisatorische, planerische und zwischenmenschliche Aspekte werden noch nicht wahrgenommen.

Erwerbsarbeit ist im Fokus der Schüler*innen

Auf die Frage «Welche Formen von Arbeit kennst du?» nennen die meisten Schüler*innen verschiedene berufliche Tätigkeiten oder konkrete Berufe. Meist werden Arbeit und Beruf synonym verwendet. Eine Differenzierung zwischen unbezahlter und bezahlter Arbeit findet sich nur wenig, einzelne Schüler*innen differenzieren zwischen körperlicher und geistiger Arbeit. Weitere Arten von Arbeit wie leitende oder ausführende Arbeit, ungelernte, angelernte und gelernte Arbeit oder auch selbstständige oder unselbstständige Arbeit werden nicht unterschieden. Als Form von Arbeit wird somit hauptsächlich Erwerbsarbeit genannt. Ein umfassendes Verständnis der Formen von Arbeit, wie es WAH zugrunde liegt, das Haus- und Familienarbeit, Erwerbsarbeit, Care-Arbeit und Freiwilligenarbeit unterscheidet, ist noch nicht vorhanden.

Nach der Bedeutung von Arbeit gefragt, steht für die meisten Schüler*innen der Aspekt, den Lebensunterhalt zu sichern, im Vordergrund. Damit liegt der Fokus wiederum auf der Erwerbsarbeit. Aspekte der Selbstverwirklichung und Sinngebung von Arbeit werden noch wenig genannt.

Bei der Frage, welche Folgen der Verlust der Arbeitsstelle hat, zeigen die Schüler*innen einerseits ein pragmatisches und lösungsorientiertes Vorgehen, indem sie äussern, sich eine neue Stelle zu suchen. Andererseits zeigt sich eine hohe emotionale Betroffenheit und Sorge vor Armut. Mehrfach werden auch eigene Fehler als Ursache für Arbeitslosigkeit genannt. Dass es Sozialleistungen gibt, ist den Schüler*innen noch nicht bewusst.

Vom Arbeitsalltag haben die Schüler*innen eine stark routinierte Vorstellung, der vom Rhythmus «aufstehen – zur Arbeit gehen – arbeiten – essen – arbeiten – wieder nach Hause gehen» geprägt ist. Manche stellen sich den Arbeitsalltag langweilig vor, was der Vorstellung der hohen Standardisierung entspricht. Einige Schüler*innen assoziieren mit dem Arbeitsalltag Stress und

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