substanz FHS St.Gallen - Nr.2/2019

Page 28

Brennpunkt – Raum

Ideen und Visionen

vom Waldrand

Lukas Schmid/Thomas Utz

W

er Neues denken will, zieht sich oft in ein Kloster zurück oder geht auf Reisen. Nicht so Lukas Schmid und Thomas Utz. Die beiden Leiter des Instituts für Innovation, Design und Engineering der Fachhochschule St.Gallen bauten eine Hütte im Wald, um Ideen und Visionen für die Zukunft des Instituts zu entwickeln. Und erlebten dabei, wie Handwerken die gedankliche Gestaltungskreativität stimuliert. Einen Monat Auszeit, um das Er­ reichte zu reflektieren und, darauf auf­ bauend, Ideen und Visionen für zu­ künftige Entwicklungen des Instituts zu generieren – dies waren die Bedin­ gungen und das Ziel unseres Unter­ fangens. Von Anfang an war klar: Am Arbeitsplatz in gewohnter Arbeitsum­ gebung kann das nur schlecht gelin­ gen. Zu gross wäre die Ablenkung durch E-Mails und Telefonate, zu stark die Verführung, sich dem Daily Business zu widmen. Vielmehr musste

ein Umfeld her, das ein gedankliches Ausbrechen aus der Arbeitsroutine er­ laubt und zu neuem Denken anregt.

Das Bauen als Innovationsraum Doch welchen Innovationsraum soll­ ten wir wählen? Die klassische Wahl wäre ein Kloster oder eine Pilgerreise. Eine Alphütte in den Bergen böte sich ebenfalls an und wäre zumindest et­ was weltlicher gelagert, wenngleich nicht weniger unserem familiären Umfeld entrückt, das wir doch nicht ganz missen wollten. Uns gefiel der Aspekt der Pilgerreise, wo das Den­ ken im Einklang mit den Schritten ge­ schieht, und die Idee einer einfachen, aufs Wesentliche reduzierten Hütte frei jeglicher Ablenkung. Das brachte uns auf die Idee, selber eine Hütte zu errichten. Der Bau sollte dabei aber nicht zum Ziel verkommen, sondern lediglich der Mittel zum Zweck des eigentlichen Unterfangens sein. Dar­ über hinaus konnten wir der archa­ ischen Konstruktion und (Weiter-) Entwicklung einer Waldhütte als Me­ tapher für das Entwickeln von Visio­ nen für das Institut vieles abgewinnen. So entschieden wir uns auch bewusst

dagegen, etwas Neues zu e­ rrichten. ­Stattdessen wählten wir einen beste­ henden Holzschuppen am Waldrand mit weitläufiger Sicht ins Grüne. Die einfache Hütte war einst zur Heu­ lagerung errichtet worden und diente die letzten Jahrzehnte, mehr schlecht als recht, als Materiallager. Der Holz­ riegel wie auch das Dach machten ei­ nen guten Eindruck, das Fundament und der Schirm mussten nur teilweise erneuert werden, und die Kubatur bot viel Freiraum für eine kreative Raum­ gestaltung.

Starten ohne Plan Vom methodischen Standpunkt aus kam für uns nur infrage, ohne konkre­ ten Plan zu starten. Dessen Existenz hätte unser Vorhaben auf eine vorab bestimmte Ausführung und Umset­ zung degradiert, die Kreati­vität mas­ siv eingeschränkt und letztlich den Umbau der Hütte zum Ziel gemacht. So starteten wir frisch von der Leber weg mit einem Besuch der lokalen, no­ tabene klösterlichen Sägerei, um uns mit den unterschiedlichsten Balken und Brettern einzudecken. Aus dem Metallwarenladen kamen Schrauben,

>> Lukas Schmid ist Dozent im Fachbereich Bau und Technik sowie Co-Leiter des Instituts für Innovation, Design und Engineering IDEE-FHS. Thomas Utz ist Dozent im Fachberich Bau und Technik sowie Co-Leiter des IDEE-FHS.

28

SUBSTANZ


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.