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Integrität von Daten und Prozessen sichern Fraunhofer IML ► Mit dem „Blockchain Device“ hat das FraunhoferInstitut für Materialfluss und Logistik IML ein Gerät entwickelt, das die Überwachung temperaturempfindlicher Lebensmittel in weltweiten Lieferketten gewährleisten soll. Das Fruchthandel Magazin sprach mit Dr.Ing. Sebastian Wibbeling über die Vorteile der Blockchain sowie weitere Entwicklungsschritte des Geräts. Stephanie Zaar Dr.-Ing. Sebastian Wibbeling, Logistikexperte am FraunhoferInstitut für Materialfluss und Logistik IML
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ie der Forscher erklärte, ermöglicht das Gerät die Erfassung von Daten und die Steuerung der Lieferketten in Echtzeit. Positions- und Sensordaten dokumentierten dabei die lückenlose Überwachung der Transportkette inklusive einzuhaltender Bedingungen. Nach Angaben des Fraunhofer IML ist das Gerät zudem „IDS ready“, also für die Implementierung in den International Data Space vorbereitet. „Im praktischen Einsatz bietet das Blockchain Device den Vorteil, dass es sowohl Innen- als auch Außentemperatur eines Behältnisses anzeigen kann. Zudem besteht die Möglichkeit, das Gerät an jeden möglichen anderen Sensor anzuschließen. Der Screen ist ein ePaper-Display, wodurch kaum Energie verbraucht wird. Ein eingebautes Funkmodem sorgt zudem für eine sichere Übertragung der Daten in heutigen aber auch im 5G Mobilfunknetzen“,
erklärte Sebastian Wibbeling. Dabei erfülle das Blockchain-Gerät mehrere Funktionen. „Zum einen werden die Papieretiketten durch eine Anzeige ersetzt, auf der auch der Temperaturverlauf während der Lieferung unmittelbar abgelesen werden kann“, so Wibbeling weiter. Zum anderen sichere die Blockchain-Architektur Daten sowie die Übergabeprotokolle der Produkte. „Das Device verfügt über eine sichere Verbindung zum Blockchain-Server. Mithilfe einer App kann ein temporärer QR-Code gescannt und die Ablieferung der Produkte verifiziert werden. Für die Beteiligten bedeutet dies eine Absicherung auf einem technisch simplen, aber höchst sicheren Niveau“, betonte der Forscher. „Durch die Speicherung auf dem Blockchain-Server werden die Informationen manipulationssicher abgelegt. Weitere Vorteile bestehen darin, dass das Device von sich auf
Fotos: Fraunhofer IML
Das Device verfügt über eine sichere Verbindung zum BlockchainServer, ein ePaper-Display und ein eingebautes Funkmodem.
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den Server zugreifen und Aufträge abrufen kann. Das Verfahren ist so sicher, dass auch Zahlungen darauf aufgebaut werden können.“
Auftakt zu einer Serie für die Logistik-Optimierung Für die Transporte von Obst und Gemüse ist das Blockchain Device seiner Ansicht nach aufgrund seiner Eigenschaften aus mehreren Gründen interessant. „Mit dem Gerät können logistische Prozesse papierlos abgewickelt werden. Zudem können durch die Temperaturüberwachung in Echtzeit bei Abweichungen Prüfprozesse unmittelbar angestoßen und Gegenmaßnahmen eingeleitet werden“, so Wibbeling weiter. Mit Blick auf die Digitalisierung logistischer Prozesse bildet dieses Gerät den Auftakt zu einer Serie von Blockchain Devices für eine einfachere, papierlose und sichere Prozessabwicklung. „Wir arbeiten im Auftrag des Landes NRW und dem dem Bundesverkehrsministerium an mehreren Projekten. Dabei entwickeln wir die Hardware und zeigen darüber hinaus, wie diese in der Blockchain funktioniert. Von besonderem Interesse sind dabei Smart Contracts, bei denen Zahlungen direkt über das Device angestoßen werden können“, sagte Sebastian Wibbling. Der Prototyp wird nun vom Fraunhofer IML in Zusammenarbeit mit Industrie-Unternehmen weiterentwickelt, mit der Praxisreife rechnet der Forscher im Laufe des Jahres 2021. 09 I 2021