3 minute read

Wo ist ‚das Regional‘?

Regionalität ► Der Begriff Regionalität kommt der Definition der Verbraucher von Nachhaltigkeit am nächsten. Davon ist Stephan Weist, Bereichsleiter Category Management bei der Rewe Group, überzeugt. Im Rahmen des Deutschen Obst & Gemüse Kongresses lieferte er u.a. dafür die Begründung: „Regionalität ist greifbar. Die Produkte kommen aus der Nähe und sind nicht weit transportiert worden. Die Mehrzahl der Verbraucher vertraut einem regionalen Erzeuger immer mehr als anderen Produzenten.“ Das Wachstum von regional erzeugten Produkten war auch deshalb in den vergangenen Jahren in Deutschland beispiellos.

Nadine Schotten

Advertisement

Stephan Weist, Bereichsleiter Category Management, Rewe Group

Peter Klingmann, Geschäftsführer der Regionalfenster Service GmbH

Der Beginn dieses später so erfolgreichen Trends war allerdings recht holprig. Sowohl Stephan Weist als auch Peter Klingmann, Geschäftsführer der Regionalfenster Service GmbH, erklärten, dass über die Jahre viel Schindluder mit dem Thema Regionalität und den Begrifflichkeiten getrieben wurde. Deshalb sei ein neutrales Siegel zur Überprüfung der Angaben nötig gewesen und der Verein Regionalfester gegründet worden. Peter Klingmann machte deutlich, dass das Regionalfenster keine Bedingungen vorgebe, sondern lediglich die Angaben des jeweiligen Lizenznehmers überprüfe. „Der Hersteller kann die Regionsangabe frei wählen, sie muss jedoch für die Verbraucherinnen und Verbraucher eindeutig nachvollziehbar sein“, erklärte er. Diese Transparenz war, so führte Stephan Weist aus, ein Grund dafür, warum sich Rewe dem Regionalfenster angeschlossen hat. Einfach sei der Weg aber nicht gewesen, denn gerade zu Beginn habe es viel negative Presse gegeben, weil „das Regionalfenster zu viel erlaubt“ und es keine einheitliche Definition dahingehend gibt, wann ein Produkt regional ist und wann nicht. „Oft wurden von den Medien Extremfälle ausgeschlachtet und wir wurden gefragt, wo denn jetzt ‚das Regional‘ ist, wenn ein Produkt z.B. von Aschaffenburg nach Bad Füssing transportiert worden ist. Das hat natürlich bei Rewe zu Diskussionen geführt, aber wir sind dennoch dabeigeblieben“, beschrieb Weist ein wesentliches Problem. Zu diesem Zeitpunkt habe er nicht erwartet, dass das freiwillige Siegel einmal so positive Werte erreichen würde, wie es heute der Fall sei. Peter Klingmann hatte hierzu Zahlen dabei und verwies auf den Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Demnach gaben 64 % der Befragten an, dass sie beim Einkauf immer oder meistens auf das Regionalfenster achten. Beim Biosiegel lag der Wert vergleichsweise bei 60 %. Auch die Entwicklungszahlen des vergangenen Jahres würden zeigen, dass sich das Regionalfenster als vertrauenswürdige und transparente Herkunftskennzeichnung etabliert habe. „Im Dezember 2021 waren insgesamt 5.450 Produkte von der Regionalfenster Service GmbH freigegeben und durch eine akkreditierte Kontrollstelle zertifiziert worden. Die wichtigsten Produktgruppen sind Obst und Gemüse.“ Von allen mit dem Regionalfenster ausgezeichneten Produkten liege der Anteil an Bioprodukten bei 12 %.

Produkte im Preiseinstieg stärker nachgefragt

Dass regionale Produkte auch gleichzeitig biologisch erzeugt sein können, war auch Thema von Stephan Weist. Bei beiden Produktgruppen gebe es große Überschneidungen. Ausgezeichnet würden diese Produkte bei Rewe aber mit der Bioeigenmarke. Das habe schlichtweg kaufmännische Gründe. Sowohl bei Bio als auch bei Regionalität gebe es auf Seiten der Konsumenten eine Bereitschaft, eine Prämie zu zahlen. Bei Bio liege diese aber etwas höher. Dennoch sei die Eigenmarkte von Rewe für regionale Produkte in der Gunst der Rewe-Kundinnen und -Kunden kaum zu schlagen. „Die einzige Ausnahme bildet hier der Preiseinstieg“, so Weist und erklärte weiter, dass sich die wirtschaftliche Situation der Verbraucherinnen und Verbraucher spürbar bemerkbar mache. „Die Verbraucher kaufen sparsamer ein, was sich u.a. auch auf die regionalen Produkte auswirkt. Momentan ist der Preiseinstieg sehr gefragt, aber das wird sich auch wieder ändern.“ Der Weg bleibe der richtige und der Absatz der regionalen Erzeugnisse werde wieder an Fahrt gewinnen. Diese Auffassung teilte auch Peter Klingmann: „Regionalität hat etwas mit Kultur und Verwurzelung in einer Region zu tun.“ Das sei gerade in unsicheren Zeiten von großem Wert. Dies mache den Erfolg von Regionalität aus, waren sich beide Experten einig. 

This article is from: