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Fedemco: Je jünger der Baum, desto mehr Sauerstoff erzeugt er

Je jünger der Baum, desto mehr Sauerstoff erzeugt er

Fedemco ► Im vergangenen Juli wurde Enrique Soler Segrelles zum Präsidenten von Fedemco (Spanischer Verband der Holzverpackungen und ihrer Komponeten) ernannt. Als Experte, der seit mehr als zwei Jahrzehnten durch ein Familienunternehmen eng mit der Organisation verbunden ist, verfügt er über umfassende Erfahrung in diesem Sektor. Eines seiner Ziele ist, Holzverpackungen wieder auf ihre zustehende Positionierung zu bringen, bspw. bei Nachhaltigkeit. Mit dem neuen Präsidenten und zusammen mit einer neuen Mitglieder-Gruppe beginnt der Verband eine neue Phase mit der Vision, der Holzverpackung neue Impulse zu geben.

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Herr Soler, was können Sie uns zu Fedemco und den dahinterstehenden Zielen sagen?

Enrique Soler: Wir sind der spanische Verband für Holzverpackungen und deren Komponenten, die autorisierte Stimme der Branche auf institutioneller Ebene. Zu uns gehören mehr als hundert Unternehmer und wir sind in sektoralen Verbänden wie Ecoembes, Unemadera usw. vertreten. Auf internationaler Ebene sind wir Mitglied von Grow International in Ländern wie Frankreich, Deutschland und Italien. Wir verfügen auch über eine Lobby in Brüssel in Bezug auf die neue Gesetzgebung, damit Holz den ihm zustehenden Platz einnimmt. Außerdem wollen wir Fakten, die für eine Holzverpackung sprechen, besser kommunizieren. Fedemco möchte diese Informationen aktualisieren und sie sowohl an unsere Kunden als auch die Gesellschaft im allgemeinen weitergeben.

Enrique Soler Segrelles, Präsident von Fedemco

Fedemco nahm wieder an der Fruit Attraction in Madrid teil. Ein Ziel ist, die Nachhaltigkeit und hervorragenden Eigenschaften von Holz weiter bekanntzumachen. Warum sollte man sich Ihrer Meinung nach für eine Holzverpackung entscheiden?

Aufgrund seiner Eigenschaften. Die Früchte sind besser geschützt und gekühlt. Außerdem besitzt es antibakterielle Eigenschaften, die dem Holz eigen sind. Die Pinie an sich ist antibakteriell. Außerdem hat Holz auch hygroskopische Eigenschaften, d.h. es hat die Fähigkeit, die Luftfeuchtigkeit in der Umgebung zu regulieren. Ist viel Feuchtigkeit vorhanden, nimmt es sie auf, wenn nicht, gibt es sie ab, sodass die Früchte in der Kiste den optimalen Feuchtigkeitsgrad beibehalten. In Kühlkammern wird es viel schneller heruntergekühlt und hält länger als andere Materialien. Holz für lange Strecken in Containern ist konkurrenzlos. Gleichzeitig ist es eine stabile Verpackung. Daneben verfügen wir über Qualitätssiegel wie Grow Quality, die beweisen, dass es sich um Verpackungen mit Garantien handelt.

Welche Holzart kommt bei Ihnen zum Einsatz?

Pinie, Pappel-Sperrholz und technische MDF-Platten aus frischem Holz, alles receycelbar und aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Die Pappel kommt aus Holzkulturen hauptsächlich aus Aragón, Castilla-León und teilweise aus Granada/Andalusien und die Pinie aus zertifizierten Wäldern in Teruel

Fotos: D. Schmidt

(Aragón), Galicia oder dem Baskenland. Alles aus nationaler Herkunft.

Wie ist die aktuelle Situation von Holzverpackungen auf den Märkten?

Die Nachfrage ist groß. Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit wird Holz in vielen Bereichen eingesetzt. Darüber hinaus sind durch die CoronaPandemie und der Quarantäne viele weitere Faktoren zusammengekommen. So haben bspw. die vielen in den asiatischen Häfen festsitzenden Paletten zu einer Verknappung geführt. Auch sind als Konsequenz des Krieges in der Ukraine und Russland deren Wälder gesperrt. Wir befinden uns in einer Situation der hohen Nachfrage, aber auch der Spekulation, denn es wurden in Erwartung dessen, was passieren könnte, große Bestände angelegt. Jetzt hat sich die Lage stabilisiert. Es fehlt nicht an Holz, mehr noch, es muss zu unserem Besten und des Planeten weiter produziert werden.

Derzeit stehen Verpackungen stark im Mittelpunkt.

Ja, das betrifft uns auch, obwohl wir nie wirklich im Mittelpunkt standen, weil unsere Verpackungen aus biologisch abbaubaren, umweltfreundlichen Materialien hergestellt werden. Eines unserer Ziele ist jetzt, die Nachhaltigkeit von Holz weiter bekannt zu machen und dies anhand von Dokumentationen und Studien, die dies belegen, und das mit Blick auf Europa, unserem Hauptmarkt.

Was bedeutet Nachhaltigkeit für Fedemco?

Nachhaltigkeit ist unser Ziel, und sollte es für alle Organisationen sein, für alle, die heute Produkte auf den Markt bringen. Für uns bedeutet Nachhaltigkeit, eine Pappel zu pflanzen, sie nach acht Jahren zu fällen und eine neue zu setzen. Junge Pappelkulturen dekarbonisieren den Planeten, denn je jünger der Baum ist, desto mehr CO2 braucht er zum Wachsen und desto mehr Sauerstoff erzeugt er. Die Tatsache, dass man alles verwenden kann. Die Pappelrinde bspw. wird in denselben Fabriken aufgewertet und zum Trocknen des Holzes eingesetzt. Nachhaltig ist natürlich auch die Verpackung. Es stimmt, dass sie in Bezug auf den Kontakt mit Lebensmitteln nur einmal eingesetzt werden kann, aber nach der Verwendung kann sie als Rohstoff in einem anderen Sektor verwendet werden, z.B. zur Herstellung von Spanplatten oder Pellets. Es ist ein zirkuläres Material, mit einem zweiten, dritten Leben... In Wirklichkeit hat Holz, bis es zu Staub wird, immer eine neue Verwendungsmöglichkeit und bindet weiterhin das CO2, mit dem es gewachsen ist. Wenn das Ziel die Kreislaufwirtschaft ist, eignet sich Holz perfekt dazu. Aber wir müssen mehr darüber informieren, wie es recycelt wird. d.s.

Neben den traditionellen Holzverpackungen bietet der Sektor auch innovative Designs.

SPANIEN

FuturFuji, der neue Apfel für warme Klimazonen

FruitFutur A.I.E. hat kürzlich FuturFuji/HOT84A1 vorgestellt, eine neue Apfelsorte mit ausgezeichnetem Verhalten in warmen Klimazonen und vollständig angepasst an die Anbaubedingungen in Spanien. Seine organoleptische Qualität ist nach Angaben des Unternehmens hervorragend. FuturFuji tritt schnell in Produktion und verfügt über eine ausgezeichnete Lagerfähigkeit. Die ersten Hektar wurden im Jahr 2019 angepflanzt. Das Ziel besteht darin, innerhalb von fünf Jahren mehr als 250 ha zu erreichen. FruitFutur A.I.E. ist ein Zusammenschluss der wichtigsten Obstproduzenten Kataloniens (Nufri, Actel, Fruits de Ponent und IGP Poma de Girona) mit dem Institut de Recerca i Tecnologia Agroalimentàries (IRTA) als Technologiepartner. FuturFuji ist die erste registrierte Sorte, die aus dem Hot Climate Programme (HCP) hervorgegangen ist, einem Programm, das seit 2002 von IRTA, Plant and Food Research of New Zealand und FruitFutur entwickelt wird. FruitFutur ist der exklusive Lizenznehmer für die Produktion von FuturFuji auf der Iberischen Halbinsel (Spanien und Portugal). FruitFutur/d.s.

Integrales Programm der regenerativen Landwirtschaft

Zerya | Valencia ► Regenerative Landwirtschaft zielt darauf ab, den Boden zu sanieren und ihn so lange wie möglich produktiv zu halten. Zerya (Valencia), ein auf Null-Rückstände spezialisiertes Unternehmen, geht einen neuen Weg und hat eine Reihe von Praktiken entwickelt, um die für den Anbau notwendige Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und gleichzeitig die Umwelt zu schonen.

Foto: Foto neu d.s.

María Sepúlveda Andrés ist Agrarkoordinatorin von Zerya.

Das Unternehmen arbeitete bereits auf dieser Linie, fasst aber jetzt alles in einem umfassenden Programm zusammen. Interessant ist, dass es sowohl bei bestehenden als auch bei bereits degradierten Kulturen eingesetzt werden kann. Diese Praktiken stehen im Einklang mit der neuen europäischen Politik und tragen den neuen Herausforderungen der Nachhaltigkeit Rechnung. Zerya stellte dieses Programm auf einer Konferenz im Rahmen der Fruit Attraction in Madrid vor.

Böden dürfen nicht ermüden

María Sepúlveda Andrés, Agrarkoordinatorin von Zerya und Expertin auf diesem Gebiet, erklärte gegenüber dem Fruchthandel Magazin: „Unser Ziel ist, auf den jetzt bestehenden Flächen noch lange zu produzieren. Aber dafür müssen wir daran arbeiten, dass sie nicht ermüden, die Böden sowie auch die einheimischen Pflanzenarten regenerieren und die Umwelt pflegen, in der wir anbauen. Zerya arbeitet bereits seit mehreren Jahren auf dieser Linie in verschiedenen Bereichen: Kohlenstoff-Fußabdruck, Agrarökologie, Wasser-Fußabdruck oder Bodengesundheit auf mikrobiologischer Ebene. Die Herausforderung besteht jetzt darin, ein integrales umfassendes Programm für die regenerative Landwirtschaft zu entwickeln und das Ganze mit den von uns für die Erzeuger entwickelten Software-Anwendungen zu verknüpfen. So können die Landwirte Daten sammeln und wir können für sie ein individuelles Programm, ein eigenes Produktionsmodell entwickeln, denn die regenerative Landwirtschaft ist nicht für alle gleich.”

Pilotprojekte in Spanien und Portugal

Zu den laufenden Projekten erklärte María Sepúlveda Andrés, dass Zerya in Spanien mit Pilotprojekten mit Salat- und Brokkoliproduzenten begann und auch in Portugal mit einer kleinen Produktauswahl, darunter Äpfel und Kiwis. „Daran arbeiten wir seit zwei Jahren und analysieren u.a. was schon gemacht worden ist, denn es handelt sich um Erzeuger, die in Punkto Nachhaltigkeit bereits vorher stark engagiert waren und demnach schon über Erfahrungen verfügten. Ein weiteres laufendes Projekt haben wir in Andalusien für Oliven und La Rioja für Weintrauben.“

Ein kontinuierlicher Prozess

Auf unsere Frage, wie der Prozess aussieht, wenn ein Unternehmen das System der regenerativen Landwirtschaft einführen will, antwortete die Agrarkoordinatorin: „Als erstes prüfen wir gemeinsam mit seinen Technikern die Situation, analysieren den Anwendungsverlauf der Pflanzenschutzmittel, den Standort der Produktion, ob es sich um ein Risikogebiet handelt wenn bspw. ein Naturpark in der Nähe ist. Boden- und Wasseranalysen sind unerlässlich, da es Probleme mit der Interaktion zwischen Wasser und Boden geben kann, z.B. können Düngemittel blockiert sein und vom Baum nicht aufgenommen werden. Als erstes schauen wir uns diese Daten an. Dann beginnen wir mit dem Jahr Null.” Dann würden die folgenden Jahre mit dem „Jahr Null” verglichen. Regenerative Landwirtschaft sei ein kontinuierlicher Prozess der Nachhaltigkeit. Jedes Jahr müsse etwas getan werden. Hinzuzufügen, dass es in der Landwirtschaft bestimmte Werte gebe, die nicht kontrolliert werden könnten, wie das Klima und wodurch die Anforderungen und Resultate von Jahr zu Jahr variierten. „Ziel ist aber, im Laufe der Zeit stabil zu bleiben und sich zu verbessern”, so die Agrarkoordinatorin gegenüber dem Fruchthandel Magazin. d.s.

Künstliche Intelligenz im Dienst der Natürlichen Intelligenz

Kimitec | Almería ► Bei Kimitec (Almería/Spanien) handelt es sich um ein Biotechnologieunternehmen für die Landwirtschaft. Seine Vision ist, die Welt durch die Art und Weise, wie Lebensmittel produziert werden, zu verändern. Wie? Indem chemische Produkte durch natürliche ersetzt werden. Und dies bei gleichzeitiger Erhaltung von Rentabilität und Produktivität.

Es handelt sich um ein relativ junges Unternehmen, das im Jahr 2007 gegründet wurde, jedoch mit einem erstaunlichem Werdegang und Resultaten. In nur 15 Jahren hat es ein schwindelerregendes Wachstum erlebt. Beweis dafür ist, dass es das einzige Unternehmen ist, das sich der Landwirtschaft in fünf EU-Horizon-Projekten widmet. Hervorzuheben sind auch die zahlreichen Vereinbarungen mit führenden Unternehmen des Obst- und Gemüsesektors wie Bollo, Peregrin, GS España oder Cooperativa La Palma. Kimitec ist derzeit in über 90 Ländern der Welt vertreten und arbeitet an mehr als 48 unabhängigen Forschungsprojekten, die alle auf die Entwicklung natürlicher, wirksamer, produktiver und rückstandsfreier Lösungen ausgerichtet sind. Das MAAViInnovationszentrum in Almeria ist zweifellos das Kernzentrum des Unternehmens, aber LINNA, seine Plattform für künstliche Intelligenz, ist das bahnbrechende Element, das sehr wahrscheinlich ein Vorher und Nachher in der weltweiten Landwirtschaft markieren wird.

Eine Lösung muss her

LINNA wurde kürzlich auf der Fruit Attraction in Madrid vorgestellt. Ginés Navarro, Chief Product Officer von Kimitec, erklärte die dahinterstehende Bedeutung: „Der Green Deal der EU setzt ein Verfallsdatum für die Verwendung von synthetischen Chemikalien in Lebensmitteln. Derzeit gibt es jedoch keine natürlichen und wirksamen Lösungen zur Bekämpfung aller Schädlinge und Krankheiten, die die Kulturpflanzen befallen. Wenn wir bis 2030 Null-Rückstände erreichen wollen, brauchen wir Lösungen. Wir alle wollen gesunde Lebensmittel, aber die Landwirte müssen auch in der Lage sein, weiterhin zu produzieren.“ Um das zu erreichen, ist LINNA eine große Hilfe. Ginés Navarro: „Künstliche Intelligenz ist die massive Sammlung von Daten, ihre Interpretation und Anwendung, die es uns ermöglicht, Lösungen natürlichen Ursprungs zu erreichen, die ebenso effektiv sind wie die chemischen und im Einklang mit den Menschen und der Umwelt stehen.” Datenerfassung ist wichtig, aber

Foto: Schmidt

Ginés Navarro, Chief Product Officer von Kimitec

auch die Geschwindigkeit. „Wir brauchen bahnbrechende Technologien, die die Prozesse beschleunigen, einen Katalysator für natürliche Intelligenz, und LINNA beschleunigt sie exponentiell. LINNA wird es uns ermöglichen, die 1 % der Komponenten der Natur, die wir bereits kennen, besser zu verstehen und uns in die Lage versetzen, den Rest, die 99 %, die verborgen sind, zu erforschen. Mit LINNA können wir neue Stoffe, neue Anwendungen und neue Strukturen entdecken, um die Landwirtschaft zu revolutionieren. Künstliche Intelligenz im Dienst der natürlichen Intelligenz“, betonte der Chief Product Officer von Kimitec.

Ehrgeizige Ziele wurden gesetzt

LINNA befindet sich derzeit auf Entdeckungsfahrt nach neuen natürlichen Stoffen. Ziel für 2030 ist, drei bis fünf Mio natürlicher Stoffe zu analysieren mit einer Vorhersagegenauigkeit von mehr als 95 %. Kimitec hat ein ehrgeiziges Projekt vor sich: in zehn Jahren die natürliche Antwort auf 70 Jahre chemischer Synthese zu sein. Aber es ist solide. Beweis dafür ist die Erweiterungsphase von MAAVi IC in Almeria von 10.000 m2 auf 50.000 m2 sowie die Übernahme von 5 % des Unternehmens durch die Banco Santander, was zweifellos ein starker Impuls ist, um den Übergang von chemisch auf natürlich zu verwirklichen. d.s.

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