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Lidl: Eigeninitiative und Zusammenarbeit

Eigeninitiative und Zusammenarbeit

Lidl | Schwarz Gruppe ► „Auf dem Weg nach morgen“ – Verantwortung übernehmen. Dies ist der erklärte Leitgedanke des Discounters Lidl, der Nachhaltigkeit als Teil seiner DNA ansieht. Christoph Graf, Geschäftsleiter Einkauf bei Lidl in Deutschland, hat sich Zeit für das Fruchthandel Magazin genommen und Fragen zu den Anforderungen der Obst- und Gemüseerzeuger, der aktuellen Nachhaltigkeitsstrategie sowie den Plänen für die Zukunft beantwortet.

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Nadine Schotten

Christoph Graf, Geschäftsleiter Einkauf bei Lidl in Deutschland Bitte verraten Sie uns, welche Anforderungen Lidl hinsichtlich der Nachhaltigkeit an die Produktion stellt.

Christoph Graf: Lidl nimmt seine unternehmerische Sorgfaltspflicht als einer der führenden Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland sehr ernst und handelt bewusst für Mensch und Umwelt. Basierend auf internationalen Normen haben wir bereits seit Jahren unsere Anforderungen an soziale und ökologische Standards in unserem „Code of Conduct“ für unsere Vertragspartner schriftlich fixiert sowie in unserem Positionspapier „Unternehmerische Sorgfaltspflicht für Menschenrechte und Umweltschutz beim Einkauf von Handelsware“ konkretisiert. Im Rahmen der Weiterentwicklung unserer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht führen wir auch regelmäßig sogenannte Human Rights Impact Assessments (HRIAs) nach international anerkannter Methodik durch und stehen darüber indirekt mit Erzeugern in Kontakt. So haben wir z.B. in der Lieferkette für spanische Beeren und kolumbianische Bananen ein HRIA durchgeführt, um die Auswirkungen unserer Geschäftsaktivitäten zu analysieren und identifizierte Risiken zu adressieren. Weitere Infos dazu sind unter Human Rights Impact Assessment – Lidl Deutschland zu finden.

zeugung von Obst und Gemüse erforderlich?

All unsere Obst- und Gemüseerzeuger sind GLOBALG.A.P.-zertifiziert und erfüllen das Zusatzmodul GRASP (Risk Assessment on Social Practice) oder einen vergleichbaren international anerkannten Standard, der unter anderem die Arbeitssicherheit, den Gesundheitsschutz und soziale Belange von Arbeitern umfasst sowie für einen verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen wie etwa Wasser steht. Lidl hat darüber hinaus mit dem Zertifizierer GLOBALG.A.P. und weiteren Partnern den ersten branchenweiten Standard für den Schutz der Biodiversität im konventionellen Obst- und Gemüseanbau in Europa entwickelt. Zu den Part-

Fotos: Lidl nern gehören die FiBL Ausgründung Sustainable Food Systems GmbH (SFS) in der Rolle der Projektleitung sowie der Global Nature Fund, Bioland, die Bodensee-Stiftung und die Hochschule Nürtingen-Geislingen als Wissenschaftspartner. Bei der Ausarbeitung und Pilotierung in Deutschland, Italien, Polen und Spanien waren Agenturen und Vertreter von landwirtschaftlichen Erzeugern beteiligt, um praktische Anforderungen zu berücksichtigen. Seit April 2022 steht das GLOBALG.A.P. Add-on BioDiversity allen Marktteilnehmern vom Erzeuger bis zum Inverkehrbringer als Zusatzmodul zum etablierten GLOBALG.A.P.-Standard für gute landwirtschaftliche Praktiken zur Verfügung. Als erster europäischer

Fotos: Lidl

Welche Standards und Zertifizierungen sind konkret bei der Er- Innenansicht der „Metropolfiliale“ in Frankfurt

Lebensmittelhändler arbeitet Lidl mit dem Standard und wendet diesen im ersten Schritt bei über 250 Erzeugern aus verschiedenen europäischen Ländern an. Im nächsten Schritt prüfen wir, in welchen Ländern und Lieferketten das Add-on verpflichtend eingeführt werden kann. Die Einführung des ersten Biodiversitätsstandards im konventionellen europäischen Obst- und Gemüseanbau zeigt, wie wichtig Eigeninitiative und Zusammenarbeit sind. Der Standard ermöglicht nun, Mindestanforderungen für die Biodiversität in der Breite zu etablieren. Er steht damit sinnbildlich für unseren Anspruch, branchenweite Veränderungen voranzutreiben, um den Erhalt der Biodiversität voranzubringen.

Kann Lidl – trotz der aktuell vielfältigen Herausforderungen – an den gesteckten Nachhaltigkeitszielen festhalten?

Nachhaltigkeit ist ein Teil der LidlDNA. Wir richten unsere gesamte Wertschöpfungskette an unserer CSR-Vision aus, nachhaltigster Frische-Discounter in Deutschland zu werden. Es ist unser Anspruch, unseren Kunden beste Qualität zum günstigen Lidl-Preis anzubieten. Dafür stehen wir im engen Austausch mit unseren Lieferanten und arbeiten gemeinsam daran, unser Sortiment noch nachhaltiger zu gestalten. Dabei geht es uns auch um die planetaren Grenzen, innerhalb derer wir ökologisch und sozial nachhaltig wirtschaften müssen.

Das Umweltbundesamt kommt in einer aktuellen Studie zu dem Schluss, dass sich der Lebensmitteleinzelhandel zwar mit verschiedenen Aktivitäten für den Umwelt- und Klimaschutz engagiert, doch die Unternehmen ihren Einfluss und Handlungsspielraum deutlich stärker nutzen könnten. Wie gehen Sie mit diesen Erkenntnissen um?

Wir wollen entlang unserer gesamten Wertschöpfungskette einen Beitrag zum besseren Leben von Menschen und der Umwelt heute und morgen leisten. In den vergangenen drei Jahren haben wir intensiv daran gearbeitet, unsere Auswirkungen transparent zu machen und lassen uns daran messen. In der Lidl-Nachhaltigkeitsstrategie 2030 sind unsere strategischen Ziele verankert, die sich von einer Emissionsreduzierung, höheren Tierwohlstandards, mehr Biodiversität über weniger Plastik und weniger Lebensmittelverschwendung bis hin zu einer nachhaltigen Beschaffung von kritischen Rohstoffen erstrecken. Unsere Strategie entwickeln wir kontinuierlich weiter und hinterlegen diese mit konkreten Maßnahmen und Zielen. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst, hinterfragen uns selbst und optimieren fortlaufend unsere Abläufe und Prozesse. Die Herausforderungen sind dabei immens, aber wir arbeiten daran, Veränderungsprozesse für die gesamte Branche sowie auch für das soziale Umfeld in Gang zu setzen und unsere Marktbegleiter zum Mitmachen zu motivieren. Dass wir hierbei auf einem guten Weg sind, bestätigten uns auch externe Organisationen: Lidl belegt jeweils den ersten Platz im Oxfam Supermarkt-Check 2022 sowie in der WWF-Entwaldungs-Scorecard. Dort konnten wir mit unserer Selbstverpflichtung zu entwaldungsfreien Lieferketten bis 2025 und Menschenrechten sowie zur Umsetzung unternehmerischer Sorgfaltspflicht überzeugen.

Welche Bedeutung hat die soziale Komponente innerhalb Ihres Nachhaltigkeits-Managements?

Die soziale Komponente ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Nachhaltigkeitsmanagements und spiegelt sich unter anderem in unserer Einkaufspolitik für Menschenrechte und Geschlechtergerechtigkeit sowie beispielsweise auch in den Obst und Gemüselieferketten durch die verbindliche GLOBALG.A.P. GRASP Auditierung unserer Erzeuger wider. Zudem engagieren wir uns zur Sicherstellung existenzsichernder Löhne für Arbeiter in Produktionsländern der Textilindustrie in verschiedenen Initiativen wie etwa der Initiative Action Collaboration Transformation (ACT) und mit internationalen Partnern wie etwa der Business Social Compliance Initiative (BSCI).

Bedarf es eines einheitlichen Qualitätsstandards für nachhaltige Lieferketten, der sowohl national als auch international gültig ist?

Wir begrüßen etwaige Bemühungen seitens der Politik, verbindliche und einheitliche Regelungen zu schaffen, um einerseits die Achtung der Menschenrechte und den Schutz der Umwelt sicherzustellen und andererseits für die Unternehmen in den Wertschöpfungsketten Rechtssicherheit und faire Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten. Als nachhaltiger Frische-Discounter nimmt Lidl seine unternehmerische Sorgfaltspflicht sehr ernst und setzt sich kontinuierlich für die Einhaltung und Umsetzung entsprechender Vorgaben bei Produzenten und in den Lieferketten ein. 

Lidl belegt jeweils den ersten Platz im Oxfam Supermarkt-Check 2022 sowie in der WWFEntwaldungsScorecard.

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