4 minute read

GLOBALG.A.P. ist ein One-Stop-Shop“

GLOBALG.A.P. ► Warum verhalten sich Unternehmen überhaupt nachhaltig? Welche Änderungen bringt das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz mit sich? Und wie nachhaltig verhält sich Kristian Möller eigentlich privat? Im Gespräch mit dem Fruchthandel Magazin hat der Managing Director und Präsident von GGNA (GLOBALG.A.P. North America) dazu einige Details erläutert.

Inga Detleffsen

Advertisement

Nachhaltigkeit ist in der Branche aktuell das Schlagwort Nr. 1, scheint es. Zeigt sich das auch in Ihrem Arbeitsalltag, z.B. durch einen rasanten Anstieg der Nachfrage?

Kristian Möller: Absolut. Wir werden derzeit von allen unseren Mitgliedern und Stakeholdern angesprochen, dass wir bitte eine Koordinationsrolle übernehmen mögen, ähnlich wie schon vor 25 Jahren beim Thema Lebensmittelsicherheit. Die Branche möchte einen gemeinsamen Ansatz haben und sieht GLOBALG.A.P. als die bevorzugte Plattform dazu.

Wie würden Sie das Streben nach mehr Nachhaltigkeit und damit einhergehenden Zertifizierungen einschätzen? Ist es eher intrinsisch motiviert, weil Firmen spüren, dass sich etwas ändern muss, oder geschieht es vor allem aufgrund gesetzlicher Vorgaben?

Ich denke, es ist ein Mix aus beidem. Zum einen ruft natürlich das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) alle unsere Firmen auf den Plan: Sie benötigen Ansätze zum effizienten Risikomanagement ihrer Lieferketten. Wir sind mit unseren Lösungen, was die Standards betrifft, einschließlich des Chain-of-Custody-Standards, schon gut aufgestellt. Die Unternehmen, die eine konsequente Umsetzung in ihren Lieferketten vorantreiben, sind eindeutig im Vorteil. Dann noch bestehende eventuelle Lücken werden gerade in Abstimmung mit unseren Partnern und in den Gremien angegangen. Auf der anderen Seite treiben die Firmen zahlreiche CSR- und

„Wir sehen Nachhaltigkeit als Weg, nicht als Ziel“, betont Kristian Möller.

Foto: GlobalG.A.P.

ESG-motivierte Projekte voran – etwa Soziales, Umwelt, Klima oder Biodiversität –, die eine Reihe von Innovationen hervorbringen und damit Maßstäbe für die Branche und einen zukünftigen Branchenstandard setzen können. Jüngstes Beispiel ist unser Biodiversity add-on, das wir, initiiert von Lidl, entwickelt haben und das im April 2022 eingeführt wurde. Der Zusatz enthält eine Reihe von Regeln, Grundsätzen und Kriterien, die den Erzeugern helfen, ihre Praktiken zum Schutz der biologischen Vielfalt nachzuweisen.

Inwiefern geht das Lieferkettensorgfaltsgesetz Hand in Hand mit Ihrer Arbeit, wie z.B. dem CoC- oder dem GRASP-Standard, und wo gehen Sie getrennte Wege?

Das Lösungsportfolio von GLOBALG.A.P. unterstützt Unternehmen, die in landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten das deutsche Lieferkettengesetz einhalten müssen. Der Chain-of-Custody-Standard ergänzt die Anforderungen an die Rückverfolgbarkeit, die bereits im IFA-Standard, dem Flaggschiff-Standard von GLOBALG.A.P., enthalten sind. Das GRASP-Add-on erweitert die Themen Soziales und Arbeit. Grundsätzlich sind wir zurückhaltend, was den Aufbau fester Lösungen betrifft, solange wir noch keine genaueren Informationen haben, wie letztendlich die Ausführungsbestimmungen der Behörden aussehen. Auch ist es derzeit noch nicht klar, was sich diesbezüglich auf europäischer Ebene tut. Derzeit pilotieren wir alternative Ansätze, die dann bei Bedarf dank unseres weltweiten Systems relativ schnell angepasst werden können. In diesem Zusammenhang rufen wir alle Marktbeteiligten und Lösungsanbieter auf, sich mit uns in Verbindung zu setzen: Es geht hier um eine branchenweite offene Zusammenarbeit, um in dieser angespannten Marktlage so effizient wie möglich Lösungen mit hoher Akzeptanz zu entwickeln.

Nachhaltigkeit kann verschiedene Ebenen haben – ökologische, ökonomische oder soziale. Wo setzt GLOBALG.A.P. inhaltliche Schwerpunkte?

Grundsätzlich zeichnen sich die GLOBALG.A.P.-Lösungen durch einen ganzheitlichen Ansatz aus. Unsere neue Version 6 des Integrierten Farm Assurance Standards (IFA) und Version 2 von GRASP markieren den Beginn einer neuen, smarten Ära. Das bedeutet, dass wir den Situationen angepasst verschiedene Gewichtungen geben können, je nach Herausforderung in einem Land oder

in einem Produktionssektor. Auch beim Thema Nachhaltigkeit setzen wir bewusst auf eine ganzheitliche Herangehensweise und sehen uns als One-Stop-Shop mit Lösungen, die für die Branche relevant sind und gemeinsam entwickelt werden, die den Erzeugern einen maximalen Marktzugang bieten und flexibel und global in der Perspektive sind. Außerdem ist uns wichtig, dass sie ganzheitlich im Ansatz, praktisch und leicht umsetzbar, kosteneffizient und ohne Überschneidungen sowie digitalisiert und datengesteuert sind. Natürlich spielen auch Vertrauenswürdigkeit und ein hohes Maß an Integrität und Transparenz eine Rolle. Wir sehen Nachhaltigkeit als Weg, nicht als Ziel, und bieten für diesen Weg die notwendige Navigation, Maßnahmen, Messung der Fortschritte und natürlich die Gelegenheit zur kontinuierlichen Verbesserung.

Foto: cherryyblossom

Das Biodiversity Add-on hat GLOBALG.A.P. auf Initiative von Lidl entwickelt und im April 2022 eingeführt, erläutert Kristian Möller.

Abschließend eine persönliche Frage: Wo achten Sie inzwischen am ehesten auf nachhaltiges Verhalten? Bei Lebensmitteln, bei Konsumgütern, beim Reisen – oder haben Sie ein ganz eigenes Konzept?

Persönlich habe ich mein Leben bereits weitestgehend umgestellt: Keine innerdeutschen Flüge mehr, bereits seit vier Jahren vollelektrisches Fahren und ein annähernd kompletter Verzicht auf Rind-, Schwein- und Geflügelfleisch. 

IFA-STANDARD V6 FÜR OBST UND GEMÜSE

Der IFA-Standard ist ein globaler Standard für verantwortungsvolle landwirtschaftliche Praxis, der sich bewährt hat und auf den weltweit

mehr als 200.000 Produzenten

aus 130 Ländern vertrauen.

Ei S t a n n dar dfürdie Zukunft sma r t un ddurchdacht-

WWW.GLOBALGAP.ORG Erfahren Sie jetzt mehr unter:

www.globalgap.org/fv

This article is from: